KOMMUNAL
Kommunaltechnik
UNGESCHÜTZTE RATTENGIFTKÖDER VERSCHMUTZEN UMWELT NACHWEISLICH – VERANTWORTLICHEN DROHEN STRAFEN Autorisierte Rattenbekämpfer müssen sich an strenge Richtlinien und Vorschriften halten. Dazu gehört, dass die Giftköder unter keinen Umständen mit Wasser in Berührung kommen dürfen. Schließlich lassen sich die Giftstoffe selbst in Klärwerken größtenteils nicht filtern oder abbauen und gelangen so in den Wasserkreislauf.
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Foto: iStock/Sasha Suzi
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atten können Krankheiten auf den Menschen übertragen, was schwerwiegende Folgen haben kann. Ob Ratten das Coronavirus übertragen können, ist bislang nicht geklärt. Bei anderen Viren und Keimen ist dies jedoch nachweislich der Fall. Allein schon deshalb ist es für Städte, Kommunen und Betriebe wichtig, die Rattenpopulation zu kontrollieren – zumal eine Ratte bis zu 1.300 Nachkommen pro Jahr zeugen kann. Für die großflächige Rattenbekämpfung sind klassische Schlagfallen und ähnliche Methoden ungeeignet. Gleiches gilt für herkömmliche Fraßköder, wie sie etwa in privaten Haushalten eingesetzt werden. Denn andere Ratten können den tödlichen Effekt auf den Fraßköder zurückführen und meiden die Köder fortan. Geschulte Rattenbekämpfer setzen deshalb schon seit längerem auf antikoagulante Rodentizide. Diese Rattengifte sind blutverdünnend und somit besonders wirksam, da der Effekt erst nach mehreren Tagen einsetzt und andere Ratten dadurch nicht abgeschreckt werden. Allerdings sind diese Mittel so giftig, dass sie nur von geschulten Mitarbeitern eingesetzt werden dürfen. Eigentlich sind Antikoagulanzien der 2. Generation in Deutschland grundsätzlich verboten, da die aktiven Wirkstoffe persistent (P), bioakkumulierend (B) und toxisch (T) sind. Ausnahmen für den Einsatz dieser PBT-Stoffe gibt es allein für die Rattenbekämpfung zum Gesundheits- und Materialschutz. Autorisierte Rattenbekämpfer müssen sich dabei an strenge Richtlinien und Vorschriften halten. Dazu gehört, dass die Giftköder unter keinen Umständen mit Wasser in Berührung kommen dürfen. Schließlich lassen sich die Giftstoffe selbst in Klärwerken größtenteils nicht filtern oder abbauen.
STUDIE DES UMWELTBUNDESAMTS WEIST GIFT IN FISCHLEBERN NACH Wie eine Studie zeigt, die im Auftrag des deutschen Umweltbundesamts durch die Bundesanstalt für Gewässerkunde durchgeführt wurde, halten sich allerdings längst nicht alle Rattenbekämpfer an die Vorschriften. Und das hat weitreichende Konsequenzen. Im Rahmen der Studie wurden unter anderem Karpfen aus sogenannten Bioakkumulationsteichen untersucht. Obwohl das Wasser in diesen Teichen zuvor in Klärwerken gereinigt wird, konnten die Forscher gleich an mehreren Standorten Rattengift-Rückstände in den entnommenen Leber-Proben nachweisen. Darüber hinaus wurden weitere Fischarten aus Flüssen untersucht. Auch hier fanden die Forscher in über 80 Prozent der Leber- Proben Rückstände von Rodentiziden. Die Studienergebnisse belegen, dass die rechtsverbindlichen Vorschriften von vielen Anwendern, die es besser wissen müssten, nicht strikt eingehalten werden. Als Folge gelangen die Giftstoffe in Fische – und über diese potenziell auch in die weitere Nahrungskette, wie die Forscher betonen. Dass die gefährlichen PBT-Stoffe weiterhin ins Wasser gelangen, liegt an bewusst getroffenen Entscheidungen der Verantwortlichen. Denn spätestens seit 2018 muss den stets geschulten Anwendern sowie den übergeordneten Verantwortlichen klar sein, dass Rattengiftköder nicht mehr ungeschützt im Kanal eingehängt oder in Wassernähe ausgelegt werden dürfen. Bereits vor
drei Jahren veröffentlichte das Umweltbundesamt die „guten fachlichen Anwendung von Nagetierbekämpfungsmitteln“. In diesen wird, wie bereits in den europaweiten vereinheitlichten Anwendungsbestimmungen zur Zulassung der hochgiftigen Antikoagulanzien, unmissverständlich klargestellt, dass der Kontakt zwischen Giftköder und Wasser un-
Grafik: Ball-B
Nicht zuletzt, weil Ratten Viren und Krankheiten übertragen, muss die Rattenpopulation kontrolliert werden. Dazu sind hochgiftige Rattenköder notwendig, weshalb per Gesetz der Kontakt mit Wasser verhindert werden muss. Dennoch hat das deutsche Umweltbundesamt Rattengiftrückstände in Lebern von Fischen nachweisen können. Rechtsexperten warnen, dass Verantwortlichen, die Köder ungeschützt einsetzen lassen, nun rechtliche Konsequenzen drohen.
Die Köderschutzbox ToxProtect des Anbieters Ball-B ist durch eine Rückstauklappe gegen eindringendes Wasser geschützt. Steigt der Wasserpegel im Kanal oder an einem anderen Standort wie beispielsweise in Flussnähe, schließt sich die Klappe der Köderschutzbox und dichtet diese ab. Sobald der Wasserpegel zurückgegangen ist, öffnet sich der Eingang zur ToxProtect, sodass der Köder für die Ratten wieder erreichbar ist.
April 2021
01.04.2021 13:50:47