Dresden, Schlossplatz ©Rudolf Balasko
Ausgabe 2019 · www.sachsen-tourismus.de
STADTSCHÖNHEITEN SACHSEN
Eine unterhaltsame Entdeckungsreise von Annaberg-Buchholz bis Zwickau.
© Christoph Münch
© Carlos Böttger
SACHSENS STÄDTE, WAHRE SCHÄTZE. © Jörg Wittig, Dresden © Francesco Bini
© Matthias Rose
Kunst trifft Kulinarik, Musik wird Magie und Fürsten feiern – mitten im Freistaat. 2
© Hein
© Dirk Brzoska
© Thomas Uhlig
04 DRESDEN
28 FREIBERG
52 GRIMMA
Hochzeitsträume von gestern
Freudenstein im Wandel
Ein Leben mit der Mulde
10 ANNABERG-BUCHHOLZ
34 GÖRLITZ
54 BAUTZEN
Ein Märchen wird wahr
Schlesische Versuchungen
Hoch hinaus über der Spree
12 CHEMNITZ
38 KAMENZ
58 ZITTAU
Das Erbe der Marianne Brandt
Himmlische Gestalten
Grüner wird’s … doch
16 RADEBEUL
42 MEIßEN
60 KULTURHÖHEPUNKTE
Weinbau mit Geschichte
Die Vorkämpferin
in Sachsen 2019/2020
20 LEIPZIG/ZWICKAU
44 PIRNA
Die faszinierende Clara Schumann
Das Schloss über der Stadt
62 IMPRESSUM KONTAKT
26 PLAUEN
48 TORGAU
Erinnerungen an die Wende
Martin Luthers Schlosskapelle
Gehen Sie auf Erkundungstour zu den Stadtschönheiten Sachsens.
Hotline +49 (0) 351 - 49 17 00 · www.sachsen- tourismus.de
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JAHRHUNDERTSOMMER
ENN PRINZEN HEIRATEN,
SCHAUT DIE WELT
HEUTE NACH ENGLAND.
DOCH VOR 300 JAHREN SCHMISSEN „SÄCHSISCHE ROYALS“ DIE PARTY SCHLECHTHIN – UND LIESSEN IN DRESDEN SOGAR DIE PLANETEN TANZEN.
Dresden 4
Junges Hochzeitspaar © timjudi photography
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Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Herbert Boswank
Der Name der Braut: Maria Josepha Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine von Österreich. Der Bräuti gam hieß wie sein Vater schlicht Fried rich August. Nur in der Nummerie rung unterschied sich der sächsische Kurfürst von seinem Sohn und Thron folger. Die Nummer eins trug zudem den Beinamen „August der Starke“ und hatte große Ambitionen für seine Num mer zwei. Denn auf dem Höhe punkt seiner Macht musste der Kur fürst und Polenkönig einsehen, dass es für ihn nicht mehr weiter nach oben gehen würde. Die ersehnte Kaiserkro ne war unerreichbar geworden, doch für seinen Sohn sah er durchaus noch Chan cen. Und dafür war eine standesgemäße Vermählung des Juniors unumgäng lich. Maria Josepha als Tochter Kaiser Josephs I. passte da einfach perfekt.
Visualisierung Audienzgemach im Residenzschloss Dresden ©mic-viS, Studio für Visualisierung Berlin / SIB 1 6
Barocke Hochzeitsgesellschaft © Christoph Münch
EIN FEST FÜR ALLE SINNE Die Trauung in Wien am 20. August 1719 war für kaiserli che Verhältnisse eine recht bescheidene Veranstaltung. Ganz anders die folgenden Feierlichkeiten in der sächsischen Re sidenz, die danach als „märchenhaft“ beschrieben wurden. Tatsächlich war das Fest weit mehr: Während im Märchen allenfalls „sieben Tage und Nächte“ gefeiert wird, dauerte die Sachsensause ganze 40 Tage. Dafür ließ August der Star ke 4 Millionen Taler aus der Staatskasse bereitstellen. Zum Vergleich: Die Baukosten für die Frauenkirche beliefen sich damals auf rund 288.000 Taler. Entsprechend opulent wurde an und auf der Elbe ge feiert. In Pirna bestieg die Braut am 2. September 1719 eine eigens gefertigte Prachtgondel im venezianischen Stil und wurde von weiteren prächtig geschmückten Schiffen und Musikanten in die Residenzstadt begleitet. Nach einem „Te Deum“ in der Katholischen Hofkapelle folgten 330 Salutschüsse und die Festspiele waren eröff net. Anders ist der Überfluss an Kultur und Unterhaltung nicht zu benennen, der die Hochzeitsgäste aus ganz Eu ropa für mehr als einen Monat berauschen sollte. Festli che Bankette und Ritterspiele wurden gegeben, auf den Moritzburger Teichen fanden simulierte Seeschlachten statt und rundum in den Wäldern frönten die Edelleute der Jagd und anderen Vergnügungen. Italienische Schau spiele und französische Operetten kamen zur Aufführung und ließen in Dresden den neu erbauten Zwinger und das Opernhaus im hellsten Glanz erstrahlen. Doch den größten Eindruck machten die „Planetenfeste“. Die wa ren den sieben damals bekannten Himmelskörpern von Mond bis Saturn gewidmet, die in Gestalt der zugehöri gen antiken Götter gefeiert wurden. Der Kriegsgott Mars lud zu einem gewaltigen Turnier und Jupiter brachte ein „Karussell der Elemente“ mit, in dem mehr als 1.000 Men schen und Tiere als Statisten in Bewegung gerieten. Der Jagdgöttin wurde ebenso gehuldigt wie Merkur oder der Liebesbotschafterin Venus. Beim großen Finale zu Eh ren des Saturn kamen die Götter im Plauenschen Grund nochmals in einer perfekten – und glückbringenden – Konstellation zusammen. Flankiert wurden sie von 1.600 sächsischen Bergleuten, denen die Wettiner ihr Silber und damit den Reichtum Sachsens verdankten.
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Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Herbert Boswank
ZEITREISE DER SUPERLATIVE Viele „Kulissen“ der Königskinder-Hochzeit erinnern auch 300 Jahre später noch an diese prachtvollen Tage in Dresden. Und da die Begeisterung für royale Hochzeiten ungebrochen scheint, feiert die Landeshauptstadt 2019 gleich noch einmal. Im Mai wird der Zwinger zum Schauplatz für den „Einzug der Orangen“ und im Plauenschen Grund ziehen wieder barocke Bergarbeiter auf. Die Dresdner Schlösser machen sich im Juli schick zur Schlössernacht und Ende August starten erneut die Prunkgondeln von Pirna gen Dresden. Im September schließ lich lockt „Eine delikate Lustbarkeit“ in den Großen Garten zum Venusfest mit allerlei Kunst und Unterhaltung in Dres dens schönstem Park. Das Verkehrsmuseum wird dann ne ben einer originalen Hochzeitskutsche von 1719 die edelsten Gefährte aus dem augusteischen Zeitalter präsentieren und die „Paradegemächer Augusts des Starken“ im Schloss werden ebenfalls den Glanz der alten Zeit heraufbeschwören. Gründe genug also, um Dresden mal von einer neuen Seite zu erleben. Für alle, die wissen wollen, wie es nach der Party weiter ging: Aus den Kaiserträumen des alten August wurde trotz Prunkhochzeit nichts. Für das Brautpaar ging dennoch alles märchenhaft gut aus. Aus der Zweckehe wurde schließlich Liebe, 15 Kinder kamen zur Welt und das Paar „lebte glück lich bis an sein Ende“. Ein Traum, noch heute. • www.dresden.de/1719 Foto rechts: Dresdner Zwinger © Marcus Hofmann 8
Gewinne „Deine Traumhochzeit 1719 reloaded“ August der Starke inszenierte für seinen Sohn 1719 die größte Hochzeitsparty weit und breit, als dieser die österreichi sche Kaisertochter heiratete. Gäste aus aller Welt feierten in Dresden die euro päische Jahrhunderthochzeit. Die ganze Stadt – eine Bühne. Und die ganz gro ße Liebe. 300 Jahre später, 2019, geben wir einem Paar die einzigartige Chance, selbst eine Märchenhochzeit zu feiern und sich vor atemberaubender Kulisse wie einst Friedrich August und seine Ma ria Josepha die ewige Liebe zu schwören.
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Märchenhaftes ANNABERG-BUCHHOLZ IM ERZGEBIRGE MUSS NIEMAND LANGE NACH SAGENHAFTEN ERLEBNISSEN SUCHEN. ANNABERG-BUCHHOLZ MACHT ES MÄRCHENFREUNDEN IM JAHR 2019 BESONDERS LEICHT.
Gala-Konzert © Dirk Rückschloss 10
Wenn man so will, gründet die ganze Stadt auf einem Mär chen. Eine Sage beschreibt die Anfänge von Annaberg so: Ein armer Bergmann namens Daniel Knappe konnte kaum schla fen vor Sorge. Seine Frau war krank, die sieben Kinder litten Hunger. Als er dann doch in einen leichten Schlummer fiel, erschien ihm ein Engel im Traum. Der zeigte ihm eine hohe Tanne im nahen Forst und verhieß ihm ein Nest mit goldenen Eiern in deren Wipfel. Gleich am nächsten Morgen eilte der Bergmann nun zum Schreckenberg, fand die Tanne und klet terte voller Hoffnung hinauf. Goldeier fand er jedoch keine. Aber als er unter dem Baum einschlief, erschien ihm der Engel erneut und riet ihm, an der Wurzel zu graben. Dort entdeckte der Bergmann bald eine reiche Silberader, die ihn reich und die „Newe Stat am Schrekenb ergk“ zur zweitgrößten Stadt Sachsens machen sollte. Und weil die Heilige Anna als Schutz heilige der Bergleute gilt, nannte man die Silberstadt bald nur noch Annaberg. Damit auch der Bergmann Daniel Knappe unvergessen bleibt, heißen seither die Bergleute Knappen und ihre Gemeinschaft „Knappschaft“.
Regisseurin Franziska Pohlmann © Dirk Rückschloss
VOLLES MITMACH-PROGRAMM Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass man in Annaberg-Buchholz ganz verrückt nach Märchen aller Art ist. Bereits die erste Auflage des Internationalen Märchen film-Festivals fabulix® im Jahr 2017 lockte 20.000 Besucher in die Bergstadt. Die hatten so viel Spaß auf dem Marktplatz und an vielen anderen Orten der Stadt, dass vom 28. August bis 1. September 2019 erneut die neuesten Märchenfilmpro duktionen aus aller Herren Länder auf die große Leinwand kommen. Das diesjährige fabulix®-Motto lautet passender weise „Silber und Gold“, was ganz sicher den Kleinen Muck, die Goldmarie und auch Hans im Glück auf den Plan rufen wird. Rund 40 Filme werden bei dem Festival auf die Lein wand kommen – am Markt, im Kino und an besonderen Or ten wie dem Alten Stadtbad. Die Zuschauer dürfen sich auf beliebte Klassiker der DEFA freuen und auf brandneue Pro duktionen aus Deutschland, Tschechien, Russland, Frank reich und Kroatien. Und besonders charmant wird es beim Blick hinter die Kulissen, denn der Mitmach-Faktor ist hoch bei fabulix®. Da entstehen gemeinsam Filmszenen oder Re quisiten und immer wieder schauen auch echte Schauspieler aus den schönsten Märchenfilmen in Annaberg vorbei. Vor hang auf, Film ab! • www.fabulix.de
Moderator Ben und Brigitte Miesen vom Studio Hamburg © Dirk Rückschloss
Annaberg-Buchholz im Erzgebirge 11
Tee-Extraktkännchen, 1924 © Francesco Bini
Eine Messingteekanne ist ihr Vermächt nis. Genauer: ein „Tee-Extraktkännchen“ aus dem Jahr 1924. Selbst Design-Lieb habern fällt selten mehr ein, wenn sie an das Werk von Marianne Brandt den ken. Auch in all den schmucken Publi kationen zum 100. Jahrestag der Bau haus-Gründung von 1919 findet sich am ehesten das markant geformte Känn chen. Aber kann das schon alles sein? Ein ganzes Lebenswerk? „In meinen Augen zählt Marianne Brandt zu den fünf bis sieben wichtigs ten Gestaltern am Bauhaus“, sagt Karl Clauss Dietel. Der 84-Jährige unter richtete als Professor an der Hochschu le für industrielle Formgestaltung in Halle und bekam für sein Lebenswerk 2014 den Bundesdesignpreis verliehen. 1964 traf Dietel im damaligen KarlMarx-Stadt erstmals Marianne Brandt, eine „sehr bescheidene und zurück haltende Frau“, die „kein großes Auf hebens“ um ihre Arbeit machte. Auch deshalb gründete er vor zwei Jahrzehn ten die Marianne-Brandt-Gesellschaft. Damit ihr Werk nicht in Vergessenheit gerät, betreibt die Gesellschaft einen kleinen Showroom mit Bibliothek in Brandts Elternhaus in der Chemnitzer Heinrich-Beck-Straße 22. Nach Voran meldung kann man hier der Gestalterin näherkommen und im Gespräch mit Dietels Mitstreitern eine Idee vom Ein fluss ihrer Arbeit gewinnen. 12
Marianne Brandt © Christine Stephan-Brosch
MEHR ALS EIN TEEKÄNNCHEN Im Bauhaus-Jubel des Jahres 2019 fällt der Name von Marianne Brandt kaum. Obwohl der Einfluss der Chemitzer Gestalterin nicht zu unterschätzen ist, wirkt ihre Bescheidenheit auch nach ihrem Tod weiter. Das macht die Spurensuche mühsam.
Chemnitz 13
14
Ascher, 1924 © Marianne-Brandt-Gesellschaft
BAUHAUS STATT KUNST
KURZES SCHAFFEN, GROSSER EINFLUSS
Anfangs deutete nichts auf das durchaus praktische Ge
Ikonische Entwürfe wie das Teekännchen aus Messing und
staltungstalent der Rechtsanwaltstochter Marianne Liebe
Ebenholz entstanden in dieser ungemein fruchtbaren Zeit
hin. In bürgerlichen Verhältnissen wuchs sie im Chemnit
am Bauhaus. Ebenso dutzende moderne Lampen und Be
zer Kasbergviertel auf und ging 1911 als 18-Jährige zum
leuchtungskörper, deren industrielle Fertigung Brandt
Kunststudium nach Weimar. Zu ihren Mitstudenten zählte
später als Leiterin der Metallwerkstatt organisierte. „Der
neben Hans Arp auch der Norweger Erik Brandt. Ihn hei
größte Teil der Leuchten im Dessauer Bauhaus stammt von
ratete sie im Jahr nach ihrem Studienabschluss 1919 und
ihr“, sagt Karl Clauss Dietel. Bemerkenswerte Fotografi
folgte ihm nach Oslo. Später, nach einem einjährigen Stu
en stammten ebenso aus diesen Jahren, „und künstlerische
dienaufenthalt in Paris, kehrte das Paar 1921 nach Weimar
Collagen von herausragender Qualität“.
zurück, kurz bevor es sich trennte und Erik Brandt nach Norwegen zurückkehrte.
Leider währte diese überaus kreative Epoche nur weni ge Jahre. Der erstarkende Nationalsozialismus brachte die
Marianne Brandt widmete sich weiteren Studien der
radikalen Bauhaus-Ideen ab 1929 immer stärker in Miss
Bildhauerei, bis die Bauhaus-Ausstellung 1923 ihr Leben
kredit. Marianne Brandt hatte die Institution bereits im
buchstäblich auf den Kopf stellte. Die 30-jährige Künstlerin
Vorjahr für eine Stelle im Architekturbüro von Walter Gro
vernichtete einen Großteil ihrer bisherigen künstlerischen
pius verlassen, wechselte aber schon 1929 nach Gotha. Für
Arbeiten und begann am Bauhaus ganz von vorn. In Weimar
die Metallfabrik Ruppel entwarf sie dort bis 1932 Leuch
und Dessau studierte sie bei Paul Klee und Wassily Kandins
ter, Teewagen, Brieföffner und etliche andere Gebrauchsar
ky, beschäftigte sich mit Fotografie und übte sich in neuen
tikel nach den Maßstäben der Bauhaus-Gestaltung. Als die
Ausdrucksformen. Ohne nennenswerte handwerkliche Er
jüdischen Fabrikbesitzer 1934 aufgaben, zog sich Marian
fahrung erkämpfte sie sich als erste Frau einen Platz in der
ne Brandt immer stärker zurück. Nach dem Krieg lehrte
Metallwerkstatt am Bauhaus. In aufwendiger Handarbeit
sie der Kunsthochschule Dresden unter dem „Bauhäusler“
fertigte man dort Prototypen von anspruchsvoll gestalteten
Mart Stam, als man in der damaligen Sowjetischen Besat
Gebrauchsgegenständen. „Die Aufgabe bestand darin, die
zungszone an die Traditionen des Bauhaus anzuknüpfen
se Dinge so zu gestalten, dass sie auch bei einer serienmäßi
versuchte. Danach aber geriet Marianne Brandt in Verges
gen Herstellung in arbeitssparender Weise allen praktischen
senheit, letztlich bis zu ihrem Tod 1986.
und ästhetischen Anforderungen gerecht wurden und da
Karl Clauss Dietel hat dennoch bis zum Schluss Kon
bei doch weit billiger sein konnten als jede Einzelfertigung“,
takt mit ihr gehalten. Und dass man den Namen Marianne
schrieb Marianne Brandt um 1970 in einem Brief.
Brandt in den letzten Jahren wieder häufiger wahrnimmt, ist sicher auch ein Verdienst der Marianne-Brandt-Gesell schaft. Deren Ausstellungsraum wird am 11. Mai 2019 nach einem längeren Umbau in neuem Glanz erstrahlen. Auch das Sächsische Industriemuseum Chemnitz wid met sich zum Ende des Jahres in einer Sonderschau der be deutenden Chemnitzerin. Im Oktober und November 2019 zeigt es unter dem Leitmotiv „Ich bin ganz von Glas“ rund 60 Arbeiten, die im Rahmen des 7. internationalen Marian ne-Brandt-Wettbewerbs ausgewählt wurden. Die Gestalterin soll zudem über ihre Objekte sowie als Mensch und Literatin in den Fokus gerückt werden. Passenderweise zitiert das Mot to denn auch den Titel eines Brandt-Gedichts. Darüber hinaus sind in Chemnitz Gruppenführungen über die Tourist-Information buchbar, die den Wirkungen der Bau haus-Ästhetik in Chemnitz nachspüren und dabei natürlich
Industriemuseum Chemnitz © Sylvio Dittrich
auch Marianne Brandt in den Blick nehmen. • www.mariannebrandt-gesellschaft.de 15
Radebeul an der Elbe 16
Kurfürstliches Gemach © Carlo Böttger
FÜRSTLICH FEIERN DAS RADEBEULER WEINGUT HOFLÖSSNITZ STEHT SEIT SECHS JAHRHUNDERTEN FÜR FEINE WEINE. HIER LÄSST SICH DAS LEBEN FEIERN – GERN AUCH IN GESELLSCHAFT SELTSAMER VÖGEL.
Die Hoflößnitz © Norbert Neumann
Mit Wein aus dem Elbtal feierten die sächsischen Fürsten gern.
Besonders Kurfürst Johann Georg I. tat sich dabei hervor
So traf es sich gut, dass Markgraf Wilhelm I. beim Kauf des
und ließ ab 1622 immer mehr Weinberge zukaufen. Für
Dörfleins Kötzschenbroda im Jahr 1401 auch einige Weinber
mehr Komfort auf dem Land ließ er 1650 das Lust- und
ge übernahm – „auff der Lessenitz“, wie es in einem Schrei
Berghaus errichten, in dem später sein Sohn rauschende Fes
ben von 1409 erstmal offiziell hieß. Ihr 610-jähriges Bestehen
te mit vielen Gästen gab. Weil deren Durst ebenso groß war
darf die „Hoflößnitz“ deshalb 2019 ordentlich feiern, was
wie die Feierlaune, wuchs das Gut immer weiter. Zu Beginn
immer noch so gut gelingt wie zur Zeit der Sachsenfürsten.
des 18. Jahrhunderts waren in der damaligen „Hofleßnitz“
Die nämlich machten das Weingut im heutigen Radebeul
stolze zwölf Winzer angestellt, die für volle Weinkeller Sor
zu einem Refugium, das sie gern mit ihren Jagdgesellschaf
ge tragen mussten.
ten besuchten und mit den Jahren immer weiter ausbauten.
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Vogeldecke im Festsaal © Carlo Böttger
BAROCK-DEKOR VOLLER EXOTIK Voll sind die Weinkeller auch heute noch, aber adelig müssen die Gäste des Weinguts nicht mehr sein. Wer immer hier den Blick auf das Elbtal genießen will und einen Schoppen Wein dazu, ist herzlich willkommen. Auf den Tisch kommen dann vor allem Weißweine, die traditionell am besten auf den stei len Weinbergen ringsum gedeihen. Müller-Thurgau, Riesling und Weißburgunder sind die Bestseller, doch Vielfalt wird auf den 11 Hektar Rebfläche dennoch großgeschrieben. Al lein die berühmte Lage „Radebeuler Goldener Wagen“ bringt neben einigen historischen Sorten auch Spätburgunder, Re gent, Traminer, Grauburgunder und Johanniter hervor. Alle übrigens in Bio-Qualität, denn das Weingut hat sich als ers ter Weinbaubetrieb in den neuen Bundesländern nach den Bio-Richtlinien zertifizieren lassen.
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Doch das ist nicht die einzige Besonderheit in der Hoflößnitz. Wo laue Sommerabende schier endlos dauern können, lässt sich sogar ein Bund für die Ewigkeit schließen. Im außerge wöhnlich dekorierten Festsaal des Lust- und Berghauses kön nen sich Paare offiziell im barocken Ambiente trauen lassen. Und wenn beim seligen „Ja!“ der Blick himmelwärts wandert, kommt eine Sammlung komischer Vögel in den Blick. Die Moschusente ist an der Kassettendecke zu sehen, das Pam pashuhn und natürlich auch der Weißbrust-Ameisenwürger. Insgesamt 80 brasilianische Tiere verewigte der Maler Albert Eckhout farbenfroh um 1650 im Dekor, der zuvor etliche Jah re in der Entourage des Johann Moritz von Nassau-Siegen in Brasilien unterwegs gewesen war.
FEINE WEINE MIT BIO-SIEGEL Angesichts dieser Vielfalt ist es kaum verwunderlich, dass die Hoflößnitz jedes Jahr rund 30.000 Gäste anzieht. Viele kom men in Familie zu den Veranstaltungen, die meistens auch mit Kinderprogramm und Karussellvergnügen aufwarten. Immer wieder geben sich Musiker und andere Künstler ein Stelldich ein in Radebeul, sodass es nie langweilig wird auf dem histo rischen Weingut. Wer sich intensiver mit der Geschichte des Rebensafts in Radebeul und Sachsen befassen möchte, sollte einen Rundgang durch das „Sächsische Weinbaumuseum“ ma chen. Das hat ebenfalls seinen Sitz in der Hoflößnitz und die Führungen durch die Schau, über das Gelände und durch die Weinberge sind ein echtes Highlight. Spätestens beim Bummel durch die Weingärten rundum wird aber wieder klar, dass trotz allen Glanzes und fürstlicher Pracht noch immer der Wein im Mittelpunkt steht. Das zeigt sich nicht nur am Bio-Siegel, sondern auch in der Ernsthaftig keit, mit der die Winzer hier Weinbau betreiben. So kultivie ren sie Rebsorten mit hoher Pilzresistenz, die sich noch besser für den kontrolliert ökologischen Anbau eignen. Neben den sächsischen „Klassikern“ kommen dabei unverwechselbare Weine wie Cabernet Blanc oder Souvignier gris heraus, von denen man sich in der schmucken Vinothek der Hoflößnitz überraschen lassen darf. • www.hofloessnitz.de Vinothek im Pressenhaus © Norbert Neumann
Tag des offenen Weingutes in Sachsen © Sylvio Dittrich 19
DIE GRANDE DAME DER MUSIK
Leipzig 20
Foto: Shane Cotee . Portrait: Clara Schumann, Gemälde im Robert Schumann Haus Zwickau © Matthias Rose
ALS »WUNDERKIND« BEGANN SIE IHRE KARRIERE, ALS VIRTUOSIN AM PIANO WURDE CLARA SCHUMANN BERÜHMT. SIE WAR DIE GROSSE LIEBE ROBERT SCHUMANNS UND ZEITLEBENS EINE AUSSERGEWÖHNLICHE, STARKE FRAU.
LEIPZIG UND ZWICKAU FEIERN IHREN 200. GEBURTSTAG MIT ETLICHEN VERANSTALTUNGEN UND VIEL MUSIK.
Zwickau im Erzgebirgsvorland 21
Die „Notenspur“ weist den Weg durch das musikalische Leipzig. Und zwischen all den großen Namen von Bach über Mendelssohn bis Wagner findet sich nur eine Frau: Clara Josephine Wieck, geboren am 13. September 1819 in Leipzig. Der Standort ihres Geburtshauses „Hohe Lilie“ am Neumarkt ist eine Station der „Notenspur“, die Musik freunde über gut fünf Kilometer durch die Leipziger Innen stadt führt. Dort kam Clara im Haus des so renommierten wie ehrgeizigen Musikpädagogen Friedrich Wieck zur Welt. Der unterrichtete seine talentierte Tochter früh und erfolg reich nach modernsten pädagogischen Methoden, sodass sie bereits mit neun Jahren ihr öffentliches Debüt im Leipziger Gewandhaus gab. Zuvor war sie bereits häufig in privaten Gesellschaften aufgetreten. Als sie ihr 18. Lebensjahr voll endete, lagen bereits umjubelte Auftritte in Wien und Paris hinter ihr – und die Aufführung ihres ersten eigenen Kla vierkonzerts unter Felix Mendelssohn Bartholdy.
MUSIK TRIFFT LEIDENSCHAFT
Geburtshaus von Clara Wieck, im Leipziger Zentrum © R.-Schumann-Haus Zwickau
Leipziger „Notenspur“ ebenfalls.
Wäre es für Clara Wieck bei diesem Leben für die Musik geblieben, hätte man sie möglicherweise längst vergessen wie andere „Wunderkinder“ jener Zeit. Doch es kam eine Liebe hinzu, die außergewöhnlich, romantisch und auch dramatisch genug war, um die Menschen bis heute zu be rühren. Mit acht Jahren traf Clara ihren künftigen Ehe mann Robert Schumann zum ersten Mal. Obwohl fast zehn Jahre älter, war der begabte Komponist dem Mädchen von Anfang an zugetan, unterhielt es mit Geschichten und 1830 zog er gar für ein Jahr als Schüler des Vaters im Hause Wieck ein. Weitere fünf Jahre später war aus der geschwisterlichen Zuneigung Liebe geworden, für den ersten Kuss der 16-jäh rigen Clara fand Robert Schumann auch in späteren Briefen noch immer bewegende Worte. Einem Klavierstück aus jener Zeit gab Schumann den Titel „Chiarina“, abgeleitet von Cla ras Kosenamen „Chiara“. Doch zur Romantik kam dann auch zum ersten Mal das Drama. Als Vater Wieck die Liebe seiner Tochter zu Schumann nicht mehr ignorieren konnte, verbot er die ge wünschte Heirat. Das tat er so lange und hartnäckig, bis Robert Schumann und Clara Wieck schließlich Klage ge gen das Eheverbot des Vaters einreichten und fast ein Jahr lang prozessierten - mit Erfolg. Sechs Wochen nach dem Urteil heiratete das musikalische Traumpaar am 12. Sep tember 1840. An die Stätte ihrer ersten und sehr glück lichen Ehejahre, das heutige Schumann-Haus, führt die 22
Ragna Schirmer und das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig © Christian Kern
HEIMAT IM „SZENEVIERTEL“ Die Inselstraße im Graphfischen Viertel liegt nur einen kurzen Spaziergang vom Augustusplatz im Leipziger Zentrum entfernt. Zu jener Zeit war das Quartier ein pulsierendes, aufstrebendes Viertel, in dem Kreativität und Musik fast mit Händen zu greifen waren. Der weltäl teste Musikverlag „Breitkopf & Härtel“ residierte in der Nachbarschaft und vie le Künstler lebten hier Tür an Tür mit musikliebend, kulturell aufgeschlosse nen Bürgern. Das junge Glück fand eine Woh nung in einem klassizistischen Haus, Inselstraße 18. Drei Räume nur, doch Illustration zum Jubiläumsjahr „CLARA19“ © CLARA19/Kocmoc.
offenbar genug für eine äußerst frucht bare musikalische Zeit für Clara und Robert Schumann. Seine berühmte Frühlingssinfonie und der erste Satz des Klavierkonzerts in a-Moll entstanden hier neben etlichen Kammermusikwer ken und Liederzyklen. Clara verfeiner te ihre Interpretation, brachte die Kin der Marie und Elise zur Welt und wurde umschwärmte Gastgeberin für viele Künstler dieser Zeit. Neben Felix Men delssohn Bartholdy und Franz Liszt wa ren auch Hector Berlioz, Richard Wag ner oder Hans Christian Andersen zu Gast in der Schumannschen Wohnung. Noch heute können Musikliebhaber die besondere Atmosphäre in diesem Kleinod spüren – besonders im Musik salon, in dem die Schumanns einst mu sizierten. Im September, zu Claras Ge burtstag, ist die Musikstadt Leipzig um eine weitere Attraktion reicher: Dann öffnet im Schumann-Haus das erste Musikermuseum, das sich einem Künst lerehepaar widmet. Die „Notenspur“ endet nicht in der Inselstraße. Sie führt weiter zum Standort des ersten Ge wandhauses und anderen klingenden Orten der Messestadt. Genaugenom men müsste sie noch viel weiter führen: bis nach Zwickau. 23
Robert-Schumann-Haus Zwickau © Matthias Rose
WO ROBERT AUFWUCHS Auch die Geburtsstadt von Robert Schumann bietet dessen „Clärchen“ im Jubeljahr ein großes Podium. Erstmals kam
Zeitschrift für Musik“ und entdeckte etwa Frédéric Cho
sie als Mädchen von 13 Jahren nach Zwickau und gab am
pin als jungen Künstler. Zeitlebens kämpften Clara und
18. November 1832 im dortigen Gewandhaus ein Konzert
Robert in ihrer Beziehung um gegenseitige „Augenhöhe“,
mit ihrem Vater. Schon damals war sie mit Robert bekannt
um eine ausgewogene Partnerschaft, in der jeder seine Ta
und 1835 wohl schon schwer verliebt, als sie im Gasthaus
lente ausleben und weiterentwickeln konnte. In den späte
„Zur Grünen Tanne“ am Kornmarkt erneut in der Stadt
ren Ehejahren häuften sich die Spannungen und die Schau
konzertierte. Wie in Leipzig werden 2019 auch in Zwickau
in Zwickau spart auch die Tragik nicht aus, die das Ende
etliche Facetten ihrer beeindruckenden Persönlichkeit neu
der Ehe-Romanze prägte. Psychische Probleme von Robert
ausgeleuchtet. Im Mittelpunkt steht dabei das Robert-Schu
Schumann sorgten ab 1854 für eine Folge von Krisen, ein
mann-Haus, in dem die Beziehung zu Clara schon immer
Selbstmordversuch im Rhein misslang und nach seiner Ein
breiten Raum einnimmt. Erste heimliche Briefe werden hier
weisung sollte er die Heilanstalt bis zu seinem Tod 1856
ausgestellt und etliche Dokumente, die von der erstaunli
nicht mehr verlassen.
chen Doppelkarriere des Ehepaars zeugen. Sie illustrieren, wie sich Clara vom behüteten Wunderkind auch nach der Hochzeit weiterentwickeln konnte und zur gefragten Pia nistin wurde. Robert machte sich mit ersten Kompositionen 24
und als Musikjournalist einen Namen, gründete die „Neue
Clara-Wieck-Flügel im Robert-Schumann-Haus Zwickau © Matthias Rose
EINE STARKE FRAU Vier Jahrzehnte sollte Clara Schumann ihren Mann über
Konzerte, Theater- und Ballettproduktionen, Ausstellun
leben. Dass sie in dieser Zeit als international erfolgreiche
gen, Kolloquien sowie Wanderungen, Radtouren und Mit
Pianistin, Komponistin, Geschäftsfrau und Mutter reüs
singkonzerte in den Parks prägen in Leipzig das Jahrespro
sierte, formt das Bild einer außergewöhnlichen und starken
gramm. Hier haben Schumann-Freunde unter dem Claim
Frau. Daraus speisen sich denn auch Dutzende Veranstal
„CLARA19“ über das gesamte Jahr die Fülle – oder die
tungen und Konzerte, in denen ihr Leben und Werk unter
Qual – der Wahl. Leipzigs wichtigste Kultur-Akteure und
den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet wird.
international renommierte Orchester werden sich im An
In Zwickau sind Originalhandschriften von Liedern und
denken an die Künstlerin die Ehre geben. Und wer sich sein
Klavierstücken Clara Schumanns zu sehen, dazu eigenhän
privates Andenken sichern möchte, findet am Leipziger
dige Briefe und Tagebuchdokumente. Auf die Schau „Clara
Markt eine eigens gefertigte Gedenkmedaille aus Meissener
Schumann als Komponistin“ zum Jahresbeginn folgen wei
Porzellan. Oder er genießt ein „Clärchen“ zum Vernaschen.
tere Sonderausstellungen des Robert-Schumann-Hauses, un
Was das ist? Das mag jeder selbst herausfinden…
ter anderem „Clara Schumann und ihre Kinder“ oder „Clara on tour - Konzertauftritte und -reisen.“ Im Juni steht das
• www.clara19.leipzig.de
Zwickauer Schumann-Fest unter dem Motto „CLARA 200“,
• www.schumann-zwickau.de
wie auch etliche Konzerte und sogar ein Puppenspiel über das Leben der Eheleute Schumann. 25
LEBENDIGE VERGANGENHEIT PLAUEN LÄDT ZUR ZEITREISE EIN UND ERINNERT AN DIE AUFREGENDEN WOCHEN DES WENDEHERBSTES 1989, ALS IN DER VOGTLANDSTADT DAS VOLK ERSTMALS ZU TAUSENDEN AUF DIE STRASSEN GING.
DENKWÜRDIGER RUNDGANG Drei Jahrzehnte ist es her, dass sich von Sachsen die Friedliche
In Plauen wird deshalb das Gedenken zum 30. Jahrestag
Revolution über die ganze DDR ausbreitete. Die Leipziger
der Friedlichen Revolution im Stadtleben einen wichtigen
Montagsdemonstrationen spielten damals eine wichtige Rolle,
Platz einnehmen. Natürlich wird auch das symbolträchti
doch ein entscheidender Impuls dafür kam auch aus dem Vogt
ge Bürgerdenkmal zur Friedlichen Revolution (ugs. Wen
land. In Plauen nämlich fanden sich am Nachmittag des 7. Ok
de-Denkmal) des Künstlers Peter Luban dabei eine Rolle
tober 1989 rund 15.000 Menschen zusammen. Nicht, um den
spielen, das im Stadtzentrum nahe dem Theater an die Vor
40. Jahrestag der DDR-Gründung zu feiern, sondern um ein ge
geschichte und die Ereignisse im Oktober 1989 erinnert.
meinsames Zeichen für Veränderung zu setzen. Sie waren dem
Seit einiger Zeit ist das Denkmal auch Startpunkt ei
anonymen Aufruf eines 22-jährigen Werkzeugmachers gefolgt,
nes besonderes Stadtrundgangs, der nur über die Auseinan
der mit nur 180 Flugblättern die halbe Stadt mobilisierte. Die
dersetzung mit dem Wendegeschehen in Plauen zum Ziel
se erste Großdemonstration dürfte einen der wichtigsten Zünd
führt. Als „GPS-Stadtrallye“ angelegt, führt die Tour per
funken für all das geliefert haben, was in den folgenden Tagen
Handy-Navigation durch die Stadt und folgt der Demonst
und Wochen das Ende des geteilten Deutschlands einläutete.
rationsroute von ’89. Aber Vorsicht: Nur wer die Fragen auf
Als größter Erfolg muss dabei gelten, dass in Plauen und auf al
dem Begleitflyer richtig beantwortet, erhält auch die richti
len weiteren Großdemonstrationen im ganzen Land das Motto
gen Koordinaten.
„Keine Gewalt“ weitergetragen wurde. 26
22. Sonnabend-Demonstration in Plauen am 17. März 1990 © Wolfgang Thieme, Quelle: Bundesarchiv
Der Rundweg führt etwas abseits von den üblichen Touristen pfaden durch Plauen, etwa vorbei an der einstigen SED-Kreis leitung und dem Oberen Bahnhof. Über viele dieser Fakten gibt der umfangreiche Flyer Auskunft auf der Route über eineinhalb Stunden. Am span nendsten ist dieser Weg durch die jüngere Geschichte jedoch bei einer Stadtführung mit sachkundigem Führer aus Plau en. Am Ende des Rundgangs ist das Wende-Denkmal dann gleich nochmals ein perfekter Startpunkt: für einen Bummel durch das historische Plauener Stadtzentrum. Das nämlich hat sich in den vergangenen 30 Jahren richtig schick gemacht. Plauen wartet in diesem Jubiläumsjahr mit einer Viel zahl von Veranstaltungen, z. B. Ausstellungen, Schauspiele, Stadtführungen und Gedenkveranstaltungen auf. • www.plauen.de/wende2019
Wende-Denkmal © Stadt Plauen
Plauen im Vogtland 27
DAS SCHATZSCHLOSS Freiberg im Erzgebirge 28
terra mineralia im Schloss Freudenstein, Schatzkammer © Jan Rieger, clever-pictures.de
DIE BEWEGTE GESCHICHTE VON SCHLOSS FREUDENSTEIN IN FREIBERG BEGANN MIT DEM SILBER. GLANZVOLL IST SIE BIS HEUTE: ALS SCHATZKAMMER DER ERDE UND ARCHITEKTONISCHER BRÜCKENSCHLAG VON DER RENAISSANCE INS HEUTE.
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Sicherheit für das Silber – damit könn te Markgraf Otto von Meißen im Jahr 1175 sein Burgbauprojekt begründet haben. An einem Ort, der damals kaum mehr als eine Bergarbeitersiedlung war und der bald Freiberg genannt werden würde. Der Fürst ahnte wohl, wie lu krativ Freiberg für ihn werden würde. Tatsächlich nannte man ihn bald nur noch „Otto der Reiche“. Die ersten Sil berfunde waren gerade sieben Jahre her, als er den Bau in Auftrag gab, dessen Grundriss sich heute noch im Hof von Schloss Freudenstein erkennen lässt. Jahrzehnte dauerte der Bau der ersten Burg, in der das Silber gelagert wurde und später auch die Münze ihren Sitz hatte. Doch mit dem mittelalterlichen Trutzbau hat das heutige Freudenstein außer einigen Fundamenten nicht mehr viel gemein. Die Grundlage für die heutige Ge stalt des Schlosses ließ Heinrich der Fromme mit einem gewaltigen Renais sance-Umbau im 16. Jahrhundert legen. Freudenstein wurde modernisiert und deutlich vergrößert, weil die herrschen den Wettiner zum Protestantismus übergetreten waren und ihre Grablege in den Freiberger Dom verlegt hatten. Doch diese Glanzzeit währte nur kurz. Die einst so wichtige Münze wurde nach Dresden verlegt und das Schloss nur noch gelegentlich bei Staatsbegräb nissen genutzt.
WECHSELHAFTE ZEITEN Bereits 1711 monierte Zar Peter der Große bei einem Besuch den schlechten Zustand von Freudenstein. Es folgten beweg te Jahrhunderte mit immer neuen Nutzungen des Schlosses. So diente es ab 1750 parallel als Zucht- und Waisenhaus, spä ter als Domizil für die neue Bergakademie Freiberg. Es wurde zum Waffenlager und Kornspeicher umgebaut und nach 1813 als Lazarett für 1.500 verwundete französische Soldaten ge nutzt. Sogar eine Kaffeerösterei fand um 1920 in den einst so Schloss Freudenstein, um 1830 © Stadt- und Bergbaumuseum Silberstadt® Freiberg 30
prächtigen Gemächern Raum.
Schloss Freudenstein © ptiptja
Ein Jahrhundert später haben sich die Geschicke gewan
Beton in Kontrast zur Formensprache der Renaissance. Auf
delt. Fast könnte man meinen, Freudenstein habe seine ei
fällige graue „Hutzen“ ragen jetzt in den Schlosshof, der jede
gentliche Bestimmung gefunden. Prächtig ist es wieder, auch
Pflastersteinromantik abgelegt hat – und die Eingangshalle
wenn sein neues Gewand bisweilen polarisiert. Sogar eine
umfängt Besucher im Inneren mit kraftvollem Magenta. Im
Schatzkammer gibt es wieder. Silber wird zwar nicht mehr
Empfangsbereich mit Museumsshop wechselt das Farbspiel
gehortet, aber dafür liegen dort die prächtigsten Minera
zu strahlendem Weiß; mit der Eintrittskarte erkauft man
le der Erde, versammelt in der terra mineralia. Dass diese
sich ein gleichsam magisches „Zeitreiseticket“. Denn eine
Schau derart wirkmächtig erscheint, hat viel mit der neuen
Tour durch die terra mineralia führt einerseits durch Jahr
Architektur in und an Schloss Freudenstein zu tun. Mutig
millionen der Erdgeschichte und illustriert andererseits die
setzten die Baumeister des Architekturbüros AFF nackten
Kraft der Architektur im Wandel der Zeiten. 31
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Der Kustos der terra mineralia, Andreas Massanek, mit Antimonit aus China © Wolfgang Thieme
terra mineralia, Asien-Saal © Jan Rieger, clever-pictures.de
MAGISCHE EINBLICKE ALLERORTEN Neben den Aufzügen am Beginn des Rundgangs öffnet sich
die edlen Steine kraftvoll in Szene. Zwischen einzelnen Sä
der Raum über mehrere Stockwerke. Schmale Renaissan
len, Etagen und Kontinenten wechseln die Schlossgäste über
ce-Fenster sind in mehreren Reihen zu erkennen und mit
das historische Treppenhaus, bis sie nach zwei magischen
ten in dem völlig entkernten Baukörper steht ein Koloss
Stunden vor der „Schatzkammer“ ankommen. Auf dem Weg
aus rauem Beton. Assoziationen zu einem Bergwerk und felsigem Gestein ent
dahin durchqueren sie einen „Tresor“ und einen Raum, an dessen Wänden sich
stehen hier, wo das Sächsische
die Namen von 4.253 Minera
Bergarchiv ein hochmoder
len finden. Und dann warten
nes und klimatisch abgesi
unter den rußgeschwärzten
chertes Domizil gefunden
Gewölbebögen der einstigen
hat. Vier Ebenen höher fin
Schwarzküche die größten
den sich die Gäste plötzlich
Schätze der Unterwelt. Teils
mitten in der Vergangenheit wieder. Zwischen mächtigen Balken beginnt der Rundgang unter niedrigen Decken im einstigen Kornspeicher. Noch heute sind im Holzboden die Abdrücke einzelner Weizenkörner unter
metergroße Minerale, deren For men und Farben auch nach dem be rauschenden Rundgang nochmals alles übertreffen. Erika Ströher, die Begründerin der Samm lung, hat etliche dieser Stücke eigens für diesen Raum ange
tonnenschwerer Last zu erkennen. Nur wenig entfernt liegt,
kauft und damit ein würdiges Finale für eine einmalige Show
etliche Meter tiefer: Europa. In strahlender Schönheit werden
ermöglicht. Denn anders kann man die Vielfalt der Eindrü
hier die schönsten Minerale des Kontinents präsentiert. Mo
cke in Freudenstein kaum nennen. Was für ein Schloss!
dernes Ambiente mit dunklen Vitrinen dominiert und setzt
• www.terra-mineralia.de
Foto: Rhodochrosit aus Südafrika © Jörg Wittig, Dresden
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SÜSSES GÖRLITZ GUTES ESSEN IST WICHTIG IN NIEDERSCHLESIEN. DESHALB LÄSST SICH DIE KULINARISCHE SEITE SCHLESIENS IN GÖRLITZ AUF WUNDERBAR SINNLICHE WEISE ERKUNDEN. ABER NICHT NUR SIE…
Görlitz in der Oberlausitz 34
Schlesischer Mohnkuchen © photocrew
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Dem schlesischen Mundart-Dichter Hermann Bauch ver dankt die Welt ein gutes Dutzend Gedichte. Die meis ten handeln von den Freuden des schlesischen Lebens um die Wende zum 20. Jahrhundert. Sein berühmtestes Werk ist dem „Sträselkucha“ gewidmet. Die Ode an den heimi schen Streuselkuchen schwelgt in seliger Beschreibung ei nes Backwerks, vor dem nichts und niemand bestehen kann: „Schläscher Kucha, Sträselkucha | doas ihs Kucha, sapperlot, | wie’s uff Herrgoot’s grusser Arde, | nernt nie noch woas Godes hoot.“ Es versteht sich von selbst, dass bei der Her stellung nur beste Zutaten in Frage kommen – „Der kennt nischt vo Margarine | und ooch nischt vo Sacharin…“ –, denn
Mohnpiele mit Eierlikör © Christian Kielmann
nur so ist der perfekte Genuss zu erreichen. „Aus’m Strä sel quillt de Putter – tausend, wie doas prächtig schmeckt
DER GESCHMACK DER HEIMAT
| doass ma lange noch dahinga | sich vergnügt is Maul be
So wundert es kaum, dass beim Stadtbummel durch Görlitz
leckt.“ Ganze zwölf Strophen zählt das Kuchen-Epos. Und
viele Lokale mit schlesischen Spezialitäten werben. Beson
es sagt etwas über das Verhältnis der Schlesier zum Essen aus,
ders bekannt ist das „Schlesische Himmelreich“, eine Art
dass der „Sträselkucha“ an den schlesischen Volksschulen bis
Nationalgericht der Schlesier. Backobst, Zimt und Schwei
1945 auf dem verbindlichen Lehrplan stand.
nebauch sind seine wichtigsten Zutaten, dazu gibt es „Kließ la“, schlesische Kartoffelklöße. „Essen hat eben viel mit Heimat zu tun“, sagt Peter Stüb ner. Er weiß das, weil viele der Gäste in seinem Kaffeehaus „Lucullus“ eine Erinnerung an vergangene Zeiten erhaschen wollen. Und wenn Sie hausgemachtes Backwerk schlesischer Art suchen, sind Sie hinter dem prächtigen Barockportal der Peterstraße 4 goldrichtig. Denise und Peter Stübner betrei ben hier seit sieben Jahren Görlitz’ schönstes Kaffeehaus und man muss kein „alter Schlesier“ sein, um sich in der Ge wölbestube des historischen Patrizierhauses wohlzufühlen. Natürlich findet sich schlesischer Streuselkuchen auf der Schiefertafel an der Wand, genau wie die „Mohnpiele“. „In anderen Regionen Schlesiens spricht man auch von ‚Moh kließla‘, Mohnklößen“, erklärt Stübner diese Köstlichkeit, die früher nur zu besonderen Tagen auf den Tisch kam. „Die Katholiken servierten die Mohnpiele am Heiligabend, Pro testanten genossen sie zu Silvester.“ Im „Lucullus“ wird der süße Mohnkloß mit Sahne und etwas Eierlikör serviert, den die Stübners eigens herstellen lassen. Die Kuchen werden je den Tag frisch gebacken und der Saison angepasst. „Im Som mer kommen unsere Mohnpiele gekühlt als perfekte Erfri schung auf den Tisch“, sagt Stübner, den das Schicksal zum Gastronomen gemacht hat. Nachdem eine Roggenmehlall ergie seine Bäckerkarriere jäh stoppte, bereiste er die Welt und eröffnete schließlich am Neiße-Ufer mit seiner Frau ein erstes Café. Nach sieben Jahren folgten eine weitere „Reise pause“ und der Neustart in der Altstadt, auf direktem Weg
Denise und Peter Stübner in ihrem Caféhaus © Christian Kielmann 36
zwischen Untermarkt und Peterskirche.
REICHE GESCHICHTE Besonders lohnt der Besuch in der warmen Jahreszeit, weil
Wer im „Lucullus“ die kulinarische Seite Schlesiens genos
das Kaffeehaus dann noch ganz andere Seiten zeigen darf:
sen hat, kann sich bei einem Stadtbummel mit vielen ande
den Freisitz auf der Rückseite des Gebäudes oder den über
ren Facetten der Region befassen. Im markant gestalteten
dachten „italienischen“ Innenhof. Der geht wohl auf einen
„Schlesischen Museum“, direkt am zentralen Untermarkt,
bedeutenden früheren Hausherren der Peterstraße 4 zurück:
entfalten sich rund tausend Jahre Kulturgeschichte: filigra
Barthel Schulz war im 16. Jahrhundert nicht nur Bürger
ne Goldschmiedearbeiten aus Breslau, glitzernde Preziosen
meister von Görlitz, sondern auch Astronom, Kartograph,
aus den Glashütten des Riesengebirges oder die berühmte
Mathematiker und Lehrer. Der Gelehrte wurde als Bartho
Keramik aus Bunzlau. Bis in die Bildende Kunst der klassi
lomäus Scultetus berühmt und stand mit Johannes Kepler
schen Moderne spannt sich der Bogen der Schau und eröff
und anderen Geistesgrößen seiner Zeit im Austausch; eine
net einen aufregenden Blick auf die wechselvolle Vergangen
Gedenktafel im Eingangsbereich verweist auf die Verdienste
heit Schlesiens.
des berühmten Görlitzers. Der jedenfalls soll sich einst aus Italien eine junge Geliebte mitgebracht haben. Ihr zuliebe hat Scultetus den Innenhof angeblich angelegt, damit sie sich an der Neiße leichter zu Hause fühlte.
Untermarkt Görlitz mit dem Ratscafé © FoudVollmer
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Kamenz in der Oberlausitz 38
Marienkrönungsaltar © Carsta Off
UNTER ENGELN DIE KLEINE PILGERKIRCHE ST. JUST IN KAMENZ ZIEHT SEIT JAHRHUNDERTEN REISENDE IN IHREN BANN. EIN GRUND DAFÜR ERSTRAHLT NUN WIEDER IN SCHÖNSTER PRACHT.
Kreuzgewölbe © Carsta Off
Das 15. Jahrhundert hatte gerade begonnen, als ein böhmischer Künstler mit sei nen Gehilfen erstmals Hand anlegte. Viel weiß man nicht über ihn, nicht einmal sein Name ist überliefert, aber offenbar war er ein Meister seines Fachs. Engel hatten seine Auftraggeber bestellt und biblische Szenen, die das Kamenzer Pilger kirchlein zum Lob Gottes verschönern sollten. St. Just wird es heute genannt und wurde vermutlich um das Jahr 1300 dem heiligen Jodokus geweiht, einem breto nischen Königssohn, der die Mönchskutte der Herrscherkrone vorgezogen hatte und als Patron frommer Pilger gilt. Gut möglich, dass der Künstler zuvor am Pra ger Hof des glücklosen Böhmenkönigs Wenzel IV. sein Handwerk ausübte. Des sen ungleich erfolgreicherer Vater Kaiser Karl IV. hatte zuvor für eine boomende Wirtschaft in Böhmen gesorgt, was auch die Kunst zu einer neuen Blüte brachte. Und was damals bei Hofe gerade recht war, sollte nun auch in Kamenz für einen neuen Glanzpunkt sorgen. 39
Marienkrönungsaltar © Carsta Off
DIE RÜCKKEHR DER JUNGFRAUEN
FEINSTE SAKRALKUNST
Rund 600 Jahre liegen die Zeiten zurück, als der Meister
Die filigrane Handschrift des Künstlers und die Liebe zum
frischen Putz für seine Fresco-Malerei anrührte, die ersten
Detail machten auch für die Kunsthistorikerin Dr. Sylke
Figuren zwischen den Gewölberippen skizzierte und sein
Kaufmann den Zauber dieser Kirchgestaltung aus. Sie ver
Kunstwerk mit viel Freude am Detail vollendete. Auf die Fer
weist auf die schlank und elegant gezeichneten Figuren und,
tigstellung folgten bewegte Jahrhunderte: Die Reformation
soweit noch erkennbar, deren feine Mimik. „Weil etliche
nahm ihren Lauf und irgendwann verschwanden die Engel,
dargestellte Personen sehr modische, zeitgenössische Klei
die Heiligen Drei Könige und der gekreuzigte Heiland ebenso
dung tragen, können wir die Malereien relativ sicher um das
unter einer Schicht Farbe wie die „klugen und törichten Jung
Jahr 1400 datieren“, sagt Kaufmann. Auch die verwendete
frauen“ oder die Gewölbeengel. Dass Pfarrer Michael Gärtner
Mischtechnik sei damals recht verbreitet gewesen: „Wenn
im Jahr 2019 wieder in diesem farbenprächtigen Altarraum
die Fresco-Malerei auf frischem Putz getrocknet war, wur
predigen kann, grenzt an ein Wunder. Dieses Wunder hat mit
den häufig feinere Elemente in Secco-Technik hinzugefügt“,
der Wiederentdeckung der Wandmalereien in den1930er-Jah
erklärt sie. Darum seien bei vielen Figuren keine Gesichter
ren zu tun, aber auch mit dem großen Engagement seiner
mehr zu erkennen, weil diese Trockenmalerei weniger halt
Kirchgemeinde. Denn die Zeit und Feuchtigkeit hatten tie
bar ist. Dennoch ist sie sicher, dass es in ganz Deutschland
fe Spuren in den mittelalterlichen Mauern hinterlassen. So
nur wenige mittelalterliche Wandmalereien von dieser Qua
brauchten die Kamenzer Enthusiasten einen langen Atem, bis
lität gibt, und „wenn man die böhmische Prägung der Kunst
alle Feuchtigkeitsprobleme behoben wurden und die aufwen
werke einbezieht, sind sie zweifellos einzigartig.“
dige Restaurierung Ende 2018 abgeschlossen war. Seitdem
Damit möglichst viele Kamenz-Besucher einen Blick in
wird St. Just von immer mehr Menschen besucht – „selbst
die St. Just-Kirche werfen können, will Pfarrer Gärtner nun
viele Kamenzer hatten keine Ahnung, welches Schmuckstück
verlässliche Öffnungszeiten organisieren. Nicht zuletzt, weil
sie in ihrer Nähe haben“, sagt Michael Gärtner. Viele Beer
die Kirche direkt am ökumenischen Pilgerweg „Via Regia“
digungen hält er in der kleinen Kirche am größten Friedhof
liegt. Bis es soweit ist, rät er den Gästen, „einfach während
der Stadt und immer wieder auch andere Gottesdienste. In
der Geschäftszeiten freundlich bei der Friedhofsverwaltung
der Renovierungsphase, erzählt er, habe er gern „mit den En
um Einlass zu bitten“. Gruppen können bei den Städtischen
geln Aug in Aug“ auf dem Gerüst gestanden. Besonders beein
Sammlungen Kamenz Führungen buchen.
druckt den Pfarrer, „dass jeder der Engel eine ganz eigene Per sönlichkeit hat“, was sich auch von unten gut erkennen lässt. 40
Wandmalereien mit Passionsszenen © Hein 41
EINE STARKE FRAU
Meißen an der Elbe 42
DIE SOZIALKRITISCHE AUTORIN LOUISE OTTO-PETERS EBNETE DER DEUTSCHEN FRAUENBEWEGUNG DEN WEG. MEISSEN FEIERT 2019 IHREN 200. GEBURTSTAG. SOZIALKRITISCH AUS ÜBERZEUGUNG
REVOLUTIONÄRE IDEEN
Eine erste Begegnung mit der streitbaren Meißnerin ergibt
Ein Bummel durch die Kopfsteinpflastergassen der Meiß
sich bei ihrem Geburtshaus am Baderberg im Schatten der Al
ner Innenstadt führt zu weiteren Stationen, die mit Ot
brechtsburg. Überlebensgroß und ziemlich streng blickt Ot
to-Peters’ Leben verknüpft sind. In der prächtigen Frau
to-Peters hier als Wandgemälde auf die Besucher herab. Zeit
enkirche wurde sie am Tag nach ihrer Geburt getauft und
lebens war das Haus ein wichtiger Ort für sie. Hier lebte sie
Ostern 1834 auch konfirmiert. Gleich nebenan hatte Dr.
mehr als zwei Jahrzehnte allein, nachdem sie ihre Eltern im
Otto, ihr Großvater väterlicherseits, seine Praxis und der
Alter von 17 Jahren verloren hatte. Hier unternahm sie früh
Vater ihrer Mutter war oben auf dem Burgberg als Porzel
schriftstellerische Versuche und verfasste ihre ersten sozial
lanmaler in der Manufaktur angestellt gewesen.
kritischen Romane. Viel beachtet wurde vor allem das Werk
Gleich nebenan im gotischen Dom heiratete Louise
„Schloss und Fabrik“ von 1846, das die unmenschlichen Le
1858 den revolutionären Schriftsteller August Peters. Der
bensbedingungen armer Fabrikarbeiter und ihrer Familien
hatte zuvor eine siebenjährige Haftstrafe wegen seiner Be
thematisierte. Nach einem Besuch bei Textilarbeitern in Oeder
teiligung an den Revolutionskämpfen von 1848/49 absit
an notierte Otto-Peters bereits 1840 tief beeindruckt: „…so
zen müssen, was seine künftige Frau nicht davon abhielt,
töne auch mit weiblichem Erbarmen | mein Singen für die
sich bereits im Kerker mit ihm zu verloben.
ausgestoßnen Armen! | Es fordert auch Gemeinschaft aller Güter, | Es ruft nur laut: So leiden uns’re Brüder“.
Bald nach der Hochzeit siedelte das freigeistige Ehe paar nach Leipzig um. Zwar reiste Louise Otto-Peters auch
Soziale Fragen zählten wohl auch deshalb neben den
weiterhin häufig in ihr Elternhaus nach Meißen, doch
Frauenrechten zeitlebens zu ihren wichtigsten Lebensthemen.
Leipzig wurde nun zum Lebensmittelpunkt. Bis zum Tod
„Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht
ihres Ehemannes 1864 gab sie hier gemeinsam mit ihm
ein Recht, sondern eine Pflicht“, formulierte Otto-Peters spä
die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ heraus. Ein Jahr später
ter und gab 1849 erstmals ihre „Frauen-Zeitung“ heraus, die
gründete Louise Otto-Peters mit drei Mitstreiterinnen den
bereits im Folgejahr von den Zensurbehörden verboten wur
Leipziger Frauenbildungsverein und veranstaltete eine ers
de. Daneben hatte die Schriftstellerin immer wieder mit exis
te deutsche „Frauenkonferenz“ in der Messestadt. Sie ini
tenziellen Sorgen zu kämpfen. Das hinterlassene Vermögen
tiierte den Allgemeinen Deutschen Frauenverein, den sie
ihrer Eltern ging nach einigen Jahren zur Neige, sodass sie mit
lange Jahre leitete, und immer wieder veröffentlichte sie
ihren Publikationen ihren Lebensunterhalt bestreiten musste.
Schriften, in denen sie mehr Teilhabe von Frauen am öf fentlichen Leben einforderte. Im Jahr 1895 starb die Kämpferin für Frauenrechte in Leipzig. Viel hatte sie schon zeitlebens erreicht, doch etli che Früchte ihres Wirkens ernteten spätere Frauengenera tionen. Auch in Meißen, wo 1919 – genau zum 100. Ge burtstag von Louise Otto-Peters – erstmals auch weibliche Stadtverordnete ins altehrwürdige Rathaus von 1481 ein ziehen durften. • www.stadt-meissen.de/stadtmuseum
Ein Blick in die Ausstellung © Stadt Meißen 43
ELBSCHLOSS MIT AUSBLICK HOCH OBEN RAGT DER SONNENSTEIN SEIT JAHRHUNDERTEN IN DEN HIMMEL ÜBER PIRNA. SO RICHTIG NAHE KAM ER DER STADT UND IHREN MENSCHEN NIE, DOCH DAS KÖNNTE SICH BALD ÄNDERN.
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Pirna in der Sächsischen Schweiz
Pirna und Schloss Sonnenstein um 1750, Bernardo Bellotto (Canaletto) © Eremitage Museum St. Petersburg
Am Anfang war die Burg. Noch bevor die Stadt Pirna 1233 erstmals urkundlich erwähnt wurde, stand auf dem Sonnen stein ein wehrhafter Bau. Historiker gehen davon aus, dass schon die Slawen im 10. Jahrhundert die prominente Posi tion hoch über dem Elbtal als militärisch wichtigen Stütz punkt nutzten. Und so ist die Pirnaer Stadtsilhouette seit jeher vom Sonnenstein samt Schloss oder Burg geprägt. Canaletto verewigte ihn mehrfach in seinen ikonischen Stadtansichten und auch heute dominiert die Anhöhe das Bild. Trotzdem war der Sonnenstein in all den Jahren nie so richtig Teil der Stadt, was mit seiner erhöhten Lage, aber auch mit seiner wechselvollen Geschichte zu tun hat. Aber das wollen die Pirnaer nun ändern und es passt gut, dass sich 2019 die erste schriftliche Erwähnung der Burg anno 1269 zum 750. Mal jährt. Das Jubiläum gibt den Anlass für ein buntes Veranstaltungsprogramm rund um den Sonnenstein.
Schloss Sonnenstein und die Pirnaer Altstadt © Jens Dauterstedt
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Wandelkonzert mit der Künstlerin Annette Jahns ©Frank Creutz
Kunstraum hinter wuchtigen Mauern ©Frank Creutz
DER BLICK ZURÜCK Das Stadtmuseum im einstigen Dominikanerkloster wird im
Sonnensteins in den Vordergund. Mächtige Außenwerke ent
Festjahr eine Ausstellung präsentieren, die ab Ende April für
standen, von denen die Kanonen freies Schussfeld auf die Elbe
sechs Monate in die Burggeschichte von den Anfängen bis
hatten. In der Regel lebten etwa 100 bis 150 Soldaten in der
ins frühe 19. Jahrhundert schaut. Wie genau die Burg in ih
Garnison, die bis 1759 Bestand hatte und vier Jahre später
ren ersten Jahrhunderten aussah, wird man auch dort nicht er
als Landesfestung aufgegeben wurde. Einige Jahrzehnte lang
fahren – darüber ist zu wenig bekannt. Allerdings weiß man,
lebten noch Soldatenfamilien auf dem Sonnenstein, bis 1811
dass sie schon in den ersten Jahrhunderten mehrfach die Be
ein neues Kapitel begann. Als erste deutsche Heilanstalt für
sitzer wechselte: Die Wettiner mussten sie nach 1288 an den
psychisch kranke Menschen setzte die großzügige Anlage
Meißner Bischof abtreten, dann waren Böhmenkönige für ein
ein neues Denken in der Psychiatrie um, das ein menschen
Jahrhundert die Hausherren und danach wieder die Wettiner.
würdiges Leben der Patientinnen und Patienten in den Mit
In deren Ägide wurde die Burg um 1470 massiv umgebaut.
telpunkt stellte. Mehr als 125 Jahre währte diese Ära, bis sie
Der berühmte Baumeister Arnold von Westfalen soll beteiligt
im Nationalsozialismus ein brutales Ende fand: Von 1940 bis
gewesen sein, die alten Gemäuer zu einem moderneren und
1941 wurde der Sonnenstein Schauplatz der „Aktion T4“. Da
repräsentativen Schloss umzubauen. Von hier aus verwalte
bei wurden fast 14.000 meist psychisch kranke und geistig be
ten vom Landesherren eingesetzte Vögte 200 Jahre lang das
hinderte Menschen ermordet.
wichtige Amt Pirna, danach trat die militärische Nutzung des 46
Mittleres Werk der Festung Sonnenstein ©Stadt Pirna
VIELFALT IM HEUTE Das und vieles mehr in der Geschichte mag die Distanz
Historie von Schloss, Kunst und Architektur auf dem Son
der Stadt zum Sonnenstein erklären. Doch seit einigen Jah
nenstein mitnehmen lassen.
ren kommt man sich wieder näher. In den Gebäuden auf
Im Übrigen ist das Areal rund um den Sonnenstein
dem Sonnenstein ist heute das Landratsamt untergebracht
auch eine perfekte Fluchtmöglichkeit aus dem Trubel der
und einen kurzen Spaziergang entfernt lohnt eine sehens
Innenstadt. Wem das bunte Treiben rund um den Markt
werte Gedenkstätte zur „Aktion T4“ und der Geschich
platz zu viel wird, der ist in wenigen Minuten im Grünen.
te der Heilanstalt den Besuch. Die „Bastionen“ öffnen seit
Man flaniert am Hausberg über die Spazierwege, genießt
Jahren zum „Skulpturensommer“ ihre Tore für die Kunst –
die Terrassengärten oder den Blick auf die Elbe bis nach
2019 unter dem Motto „Das Tier - Sinnbild des Göttlichen“.
Dresden. Dieser ist vom Canalettoweg unterhalb der Burg
Der Schlosshang selbst wird im Rahmen des Stadtfes tes am 16. Juni zum Schauplatz eines Familienspektakels für
anlagen besonders schön, der dann direkt in den Malerweg in Richtung Sächsische Schweiz übergeht.
alle Generationen. Zu den zahlreichen Angeboten gehören unter anderem Fledermausführungen, Musik und Mitmach
• www.pirna.de
aktionen. Für Kinder ist hier und im angrenzenden Terras sengarten eine Schatzsuche angelegt, die das ganze Jahr über lohnt, und die Erwachsenen können sich bei Führungen in die 47
GESCHICHTE VOLLER LEBEN
Torgau an der Elbe 48
Renaissance-Tänzer auf Schloss Hartenfels © Wolfgang Sens
DEM GESTERN KANN MAN IN TORGAU NICHT ENTKOMMEN. WIESO SOLLTE MAN AUCH? • IN DEN GASSEN LEBT DIE REICHE GESCHICHTE DER STADT BIS HEUTE WEITER.
Torgaus Charme lebt von der Geschichte, die sich bis heute in der Stadt nacherleben lässt. Mehr als 600 Baudenkmäler machen Torgau zu einer der schönsten Renaissance-Städte Deutschlands und Historisches findet sich in allen Gassen. Hier eilte schon Georg Spalatin über das Kopfsteinpflaster, Martin Luther natürlich und auch dessen Frau Katharina von Bora, die vor ihrem Tod einige Zeit in der Stadt lebte und in der Stadtkirche St. Marien beigesetzt wurde. An dere denkwürdige Ereignisse liegen nur Jahrzehnte zurück, wie das Ende des Zweiten Weltkriegs, bei dem Torgau eine gewichtige symbolische Rolle spielte. Im April 1945 trafen hier sowjetische und amerikanische Soldaten aufeinander und reichten sich an der zerstörten Elbbrücke die Hände: Dieses Bild ging um die Welt. Und dann ist da noch Schloss Hartenfels, das über die Jahrhunderte ganz unterschiedliche Rollen für Torgau spiel te. Kaiser Karl V. beneidete die sächsischen Kurfürsten im 16. Jahrhundert um ihr Schloss, das mit seinem Großen Wendelstein als architektonische Meisterleistung gilt und als Deutschlands bedeutendstes Frührenaissance-Schloss. Andere Besucher nehmen den Bau als die „Schaltzentrale der politischen Reformation“ wahr, denn tatsächlich hätten es Luthers Ideen nach 1517 ohne die Fürsprache der hiesigen Kurfürsten ungleich schwerer gehabt. Und wie viele kleine Schlossgäste kann man Hartenfels auch noch ganz anders se hen: als den Ort, „wo die Bären sind“. Wenn nämlich Benno, Bea und Jette nicht gerade Winterschlaf halten, sind die drei Braunbären im Schlossgraben die absoluten Publikumslieb linge auf Hartenfels. 49
Die Bären von Schloss Hartenfels © LRA Nordsachsen
LUTHER AUF „SEINER“ KANZEL Ob sich Martin Luther anno 1544 schon an den Bären er freut hat, ist nicht überliefert. Am 5. Oktober jedenfalls wird er kaum einen Blick für den Burggraben gehabt haben, denn an jenem 17. Sonntag nach Trinitatis stand er vor ei ner ganz besonderen Aufgabe. Auf Einladung von Kurfürst
Schlosskirche mit Lutherkanzel © Wolfgang Sens
Johann Friedrich dem Großmütigen sollte er die erste Pre digt in der neuen Schlosskapelle halten. Sie gilt als der erste
LEUCHTENDE FESTTAGE
protestantische Kirchenbau überhaupt und Luther soll sogar
Besucher brauchen deshalb auch heute nicht viel Fantasie,
selbst mit dem Architekten über seine Vorstellungen für das
sich den Festgottesdienst am 5. Oktober vor 475 Jahren vor
Bauvorhaben gesprochen haben.
zustellen. Unter der Kanzel die Prominenz des Kurfürsten
So verwundert es nicht, dass sich viele Elemente von
tums, oben der wortgewaltige Prediger Luther. Und der war
Luthers Theologie in der Architektur des Innenraums ver
wohl zufrieden mit der neuen Kirche, mahnte aber zugleich
orten lassen. Gleich der erste Blick in die Schlosskapelle fällt
in seiner Predigt: „Nicht, daß man daraus eine sonderliche
auf die Kanzel direkt gegenüber dem Portal. Das betont die
Kirche mache, als wäre sie besser denn andere, wo man Gottes
Bedeutung, die der Reformator der Predigt beimaß. Die
Wort predigt.“ Dem Kurfürsten muss die Predigt gefallen
Gestaltung der Kanzelreliefs von Simon Schröter führt die
haben. Zum Dank, so heißt es, habe er Luther ein Fässchen
Symbolik fort: Drei neutestamentarische Geschichten wer
Most nach Wittenberg senden lassen.
den hier dargestellt, die jeweils für einen essenziellen luthe
Auch die Torgauer sind bis heute stolz auf ihr bedeuten
rischen Begriff stehen: Gnade, Schrift und Christus. Der
des Gotteshaus. Sie nutzen das Kirchweih-Jubiläum für ein
Rest des lichten Kirchraums mit zwei Emporen ist beein
rauschendes Altstadtfest und feiern mit ihren Gästen vom 3.
druckend schlicht gehalten. Der Altar wird von vier Engels
bis 6. Oktober 2019. Künstlerische Lichtinstallationen wer
figuren getragen und steht auf einem zweistufigen Podest.
den dann auf Hartenfels die „leuchtenden Ideen“ der Refor
Und auch wenn wohl ursprünglich noch ein Flügelaltar aus
mation symbolisieren, ergänzt durch Klanginseln in der gan
der Werkstatt von Lucas Cranach zur Ausstattung gehörte,
zen Stadt. Historische Darstellungen und Straßenkunst lassen
macht diese Innenausstattung eine Abkehr vom Prunk der
sich in den Gassen der Elbestadt erleben, kurzum: ein Trubel
römisch-katholischen Kirche überdeutlich. Die schlichte
wie zu Luthers Zeiten.
Gestaltung des modernen Gestühls nebst Lesepult und Tauf becken unterstreicht diese Haltung nochmals. 50
• www.torgau.de
Renaissance-Damen © Dirk Brzoska 51
STADT PLUS FLUSS DIE DRAMATISCHEN MULDE-HOCHWASSER VON 2002 UND 2013 HABEN GRIMMA VERÄNDERT. 2019 ZEIGT SICH, WIE AUS DIESEM SCHICKSAL EINE CHANCE WURDE UND SICH DIE STADT MIT DEM FLUSS VERSÖHNTE. Es ist ein perfekter Zufall: Genau 300 Jahre nach Vollendung
te ihm bereits die Pläne für den prachtvollen Dresdner Zwin
der Pöppelmannbrücke findet in Grimma ein Projekt seinen
ger geliefert und machte sich rasch an die Arbeit. Pöppelmann
Abschluss, das ebenso eng mit dem Fluss verknüpft ist wie die
zeichnete eine schlanke Steinbrücke mit sechs Bögen, als Ma
Geschichte dieser Brücke. Die nahm ihren Anfang um das
terial wählte er roten Porphyrtuff aus dem nahen Rochlitz.
Jahr 1716, als Kurfürst August der Starke seinen Oberlandes
Drei Jahre später war die Brücke fertig und schloss eine Lücke
baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann beauftragte, eine
in der Eilpostlinie zwischen Dresden und Leipzig. Die Investi
neue Brücke über die Mulde zu entwerfen. Der Architekt hat
tion von 20.000 Talern hatte sich gelohnt.
Grimma an der Mulde 52
Foto oben: Grimma heute ©David Rieger
Foto unten: Grimma während des Hochwassers 2002 ©Ronny Schäfer
DER KAMPF GEGEN DAS WASSER
EIN NEUER BLICK AUF DEN FLUSS
Für viele Grimmaer grenzt es an ein Wunder, dass die Brü
Das Auffälligste an der Anlage ist allerdings ihre Unauffällig
cke heute noch steht. Auch wenn das nicht so ganz stimmt:
keit. Denn obwohl die gesamte Grimmaer Altstadt von einer
Genaue Beobachter bemerken, dass von Pöppelmanns sechs
Flutmauer und einem gewaltigen unterirdischen Kanalsystem
Brückenbögen nur mehr vier vorhanden sind. Und das wie
geschützt wird, fällt das bemerkenswerte Bauwerk im Stadtbild
derum hat mit der zweiten Geschichte zu tun, die Millionen
kaum auf. Für den Gästeführer Rudolf Brendel gibt es darum
Menschen im ganzen Land vor den Fernsehgeräten fesselte.
genug Gelegenheit, auf viele technische Details hinzuweisen,
Manche sprachen damals von einem „Jahrtausendhochwas
die Spaziergänger leicht übersehen. Bei seiner Führung stellt
ser“, andere von einer „Jahrhundertflut“, was freilich für die
er das Thema Hochwasser ins Zentrum, denn „das ist oft das
Menschen in Grimma keinen Unterschied machte, deren his
einzige, was viele Gäste über Grimma wissen“. Natürlich führt
torische Altstadt gerade dreieinhalb Meter unter Wasser stand.
die Strecke über die Brücke, deren vier Bögen seit 2012 wieder
Wochenlange Regenfälle im Erzgebirge hatten die Zwickauer
durch eine Stahlkonstruktion komplettiert werden. Der Spa
und die Freiberger Mulde anschwellen lassen. Kurz vor Grim
zierweg am anderen Ufer der Mulde erlaubt dann den Blick
ma vereinigen sich die beiden Flüsse und überspülten die
auf die Flutmauer mit ihren 79 Durchlässen, die in kürzester
Stadt mit nie gekannten Wassermassen. Wo im schnellstflie
Zeit verschlossen werden können. „Einmal im Jahr wird das
ßenden Fluss Europas normalerweise 50 Kubikmeter Wasser
geprobt“, erklärt der Stadtführer. Dann zeigt er auf die histo
pro Sekunde vorbeifließen, rauschten nun 3.000 Kubikmeter
rische Stadtmauer, die nun dank Betonverstärkung auch gegen
heran. „Das war unvorstellbar“, erinnert sich Grimmas Ober
die Fluten der Mulde schützt. Wo die Mauer fehlt, übernehmen
bürgermeister Matthias Berger heute an jene Tage, in denen
bestehende Gebäude den Hochwasserschutz. „Etliche Gebäude
auch drei Pfeiler der Pöppelmannbrücke fortgespült wurden.
wurden umgebaut, Mauern wurden verstärkt und alle Fenster
Grimmaer Flutmauer © Stadt Grimma
Damals war er gerade ein Jahr im Amt und die Mulde wur
und Türen lassen sich bis zu einer gewissen Höhe mit passge
de zu seinem Thema. Sie blieb es über die Jahre und über das
nauen Metallsperren abdichten.“
nächste Hochwasser 2013 hinaus, das nur wenig niedriger
Das Überraschende am Flutschutz in Grimma ist aller
ausfiel und die Flutschäden auf insgesamt rund 400 Millio
dings nicht die technische Finesse oder das große Engagement,
nen Euro anwachsen ließ. Bis heute hat Berger ständig Nie
mit dem sich die Stadt und ihr Bürgermeister dabei einge
derschlagsmengen und Pegelstände auf seinem Smartphone
bracht haben. Erstaunlich ist, dass sich die Stadt dadurch zum
im Blick, auch wenn er solche Wassermassen wie in der Ver
Fluss geöffnet hat und die Mulde gleichsam in die Stadt holt –
gangenheit nicht mehr fürchten muss. Denn beim Stadtbum
auf eine positive Weise. Rauschte der Fluss bisher an Grim
mel kann er auf dutzende Fluttore weisen, schaut am neuen
ma vorbei, ist er nun Teil der Stadt. Erstmals gibt es einen
Pumpenhaus vorbei und referiert über technische Details der
Uferweg auf der Stadtseite. Am historischen Kloster ist eine
„derzeit wohl modernsten Hochwasserschutzanlage“, die nun
moderne Pergola entstanden, die als Flutschutz dienen kann,
im Jahr des Brückenjubiläums fertiggestellt wird.
aber im geöffneten Zustand einen bezaubernden Mini-Park erschließt, in dem nun die ersten Veranstaltungen stattfin den. Bald wird ein neuer Rundweg an beiden Ufern komplett
• Stadtführungen zum Hochwasserschutz
begehbar sein und dann – auch wenn das noch etwas dauern
mag – die Stadt und ihre Menschen mit der Mulde versöhnen.
können in der Stadtinformation gebucht werden.
53
TURMGESCHICHTEN ÜBER DEN DÄCHERN WARTET EIN NEUER BLICK AUF BAUTZEN – UND DAS IN ETLICHEN VARIANTEN. EIN ORTSBESUCH AUF UND IN DEN TÜRMEN DER STADT.
Blick aus dem Reichenturm auf den Wendischen Turm © Jiří Částka
Seit vielen Jahrhunderten prägen die Türme Bautzens Silhouette. Im Jahr 1002 wurde die Stadt erstmals urkund lich erwähnt, seitdem baut man hoch oben über der Spree gern etwas wei ter in die Höhe. Zu den markantesten Bautzener Türmen zählt zweifellos die Alte Wasserkunst (Seite 57): Sie ragt bei weitem nicht am höchsten über die Dächer, aber aus der herrlichen Stadtansicht von der Friedensbrücke sticht ihr Rundturm aus dem Jahr 1558 wie ein Markenzeichen Bautzens hervor. Der Spreerundblick ist übri gens nicht der einzige gute Grund für einen Besuch. Weil die Alte Wasser kunst einst für die Wasserversorgung der Innenstadt gebaut wurde, beher bergt sie ein noch heute sehenswertes technisches Denkmal, das ganzjährig für Besucher geöffnet ist.
Bautzen in der Oberlausitz 55
LEBEN AUF HÖCHSTEM NIVEAU Als ziemlich „schräges Vergnügen“ gilt der Besuch auf dem Reichenturm. Der stammt wohl aus dem späten 15. Jahr hundert und erhielt seine heutige Form im Jahr 1718, als die barocke Turmhaube aufgesetzt wurde. Seine Beliebt heit verdankt der 56-Meter-Turm nicht nur der Aussicht, sondern auch seiner deutlich sichtbaren Schräglage: Stolze 1,41 Meter neigt sich der Bau gen Nordwesten. Von Ap ril bis Oktober ist der Reichenturm täglich zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet, was ihn zu einem der meistbesuch Türmer-Ehepaar Kuschel © Jens-Michael Bierke
ten Türme Bautzens macht. Nicht allerdings zum „beleb testen“. Dieses Prädikat verdient zweifellos der Domturm von St. Petri. Hier nämlich hat sich Familie Kuschel in
DIE QUAL DER TURMWAHL
vierter Generation über Bautzens Dächern sogar häuslich
Weil Bautzen auf massivem Lausitzer Granit erbaut wurde,
eingerichtet. Ihre kleine Türmerwohnung mit leuchten
war frisches Wasser über Jahrhunderte eine wertvolle und
den Blumenkästen in höchster Höhe bewohnen die Ku
knappe Ressource. Mehrere verheerende Stadtbrände prä
schels gemeinsam seit 1982 – „ich bin wegen der Liebe hier
gen darum die Stadtgeschichte, aber auch ein weiteres tech
hoch gezogen“, sagt Monika Kuschel, die auch als Küste
nisches Denkmal. Bautzens jüngster Turm wurde 1877 als
rin im Dom tätig ist. Ihr Ehemann nämlich lebte bereits
Wasserspeicher in der Ruine der Mönchskirche errichtet.
seit 1950 bei seinen Großeltern auf dem Turm, von denen
Wer ihn im Rahmen einer Führung besucht, sollte nicht auf
er den Türmerposten später „erbte“. „Mein Urgroßvater ist
eine tolle Aussicht hoffen. Dafür fasziniert sein Innenleben
am 1. Oktober im Jahr 1900 hier oben eingezogen“, erzählt
umso mehr: Genietete Stahlplatten formen einen riesigen
er und scherzt: „Als Bautzens höchster Beamter mit dem
Wassertank, der die Innenstadt mit Trinkwasser versorgte.
niedrigsten Gehalt“. Zu seinen Aufgaben habe damals die
Gusseiserne Leitungen und zentnerschwere Zahnräder sind
Feuerwacht vom Turm aus gehört und das Schlagen der
ebenfalls zu besichtigen und wirken so in die Jahre gekom
Stundenglocke. Derlei offizielle Aufgaben muss das Ehe
men, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Anlagen
paar Kuschel heute nicht mehr ausüben, weil die Glocken
bis 1979 in Betrieb waren.
längst automatisch funktionieren. Beschwerlich ist das Le
Wesentlich früher und länger war der Matthiasturm in
ben 215 Stufen über dem Fleischmarkt dennoch, denn ei
Benutzung, der zum Ensemble der Ortenburg gehört. Über
nen Aufzug gibt es nicht und einen Wasserhahn erst seit
Jahrhunderte diente er als Wachturm mit Durchgang zum
2015. Dennoch will das Türmerpaar so lange wie möglich
Wehrgang hoch über dem Tal der Spree. Außerdem beher
„im Dienst“ bleiben, denn an dem Ausblick haben sie sich
bergt er eine Kapelle, die der Meißner Bischof Bruno II. be
„bis heute nicht sattgesehen“. Ihr Bautzen-Panorama teilen
reits im Jahr 1225 geweiht haben soll und die im 15. Jahr
sie an den Wochenenden zwischen Ostern und Dezember
hundert im Stil der damaligen Zeit neu gestaltet wurde.
gern mit Besuchern, wie es schon die Großmutter zu tun
Von ihrer Pracht zeugen heute allerdings nur noch filigrane
pflegte. „Sie warf den Turmschlüssel in einem gepolsterten
Steinmetzarbeiten an jenen Bauteilen, die von Kriegen und
Ledersäckchen zu den Gästen runter“, erinnert sich Dieter
Zerstörungen der vergangenen Jahrhunderte verschont blie
Kuschel. Das läuft heute etwas anders, aber nach wie vor
ben. Um so prachtvoller entfaltet sich einige Stufen höher
schließt man als Domtürmer in Bautzen zwangsläufig vie
die Panoramaaussicht auf Bautzen. Ringsum ist der Blick frei
le Bekanntschaften. Denn der Weg zur Aussichtsplattform
auf den Fluss und das weite Umland, den Dom und die mit
führt praktisch durch die Wohnung der Kuschels.
telalterlichen Gassen im Schatten schmucker Bürgerhäuser. Und natürlich sind auch die anderen Türme gut zu sehen:
• www.bautzen.de/tuerme
der Nicolaiturm und die Neue Wasserkunst, der Lauenturm oder die Mühlbastei, in der man sogar Urlaub machen kann.
56
Foto rechts: Wahrzeichen Alte Wasserkunst mit Michaeliskirche © Arkadiusz Weglewski
Nino Gehler, Ökologiestudent an der Zittauer Hochschule © Rafael Sampedro
© Anja Nixdorf-Munkwitz
© Anja Nixdorf-Munkwitz
ZITTAU SIEHT GRÜN
© mije shots
DER „GRÜNE RING“ WAR NUR DER ANFANG: JETZT WILL ZITTAU AN ALLEN ECKEN UND ENDEN GRÜNER WERDEN, UND VIELE DÜRFEN MITGÄRTNERN. SOGAR EINE FAST VERGESSENE ZWIEBELSORTE SOLL AUS DEM „DORNRÖSCHENSCHLAF“ GEHOLT WERDEN.
© Anja Nixdorf-Munkwitz
Nino Gehler, Ökologiestudent an der Zittauer Hochschule © Rafael Sampedro
Dass es die Zittauer gern etwas grüner mögen, ist keine Neuig
Damit der regionale, frische Geschmack leichter auf die
keit. Schon zwischen 1820 und 1869 scheuten sie keine Mühe,
Zittauer Teller kommt, bietet der Frischemarkt jeden Sams
einen „grünen Ring“ um ihre Stadt zu legen. Dafür nutzten sie
tag am Rathaus das Beste aus der Gegend rund um Zittau.
das Gelände der längst nutzlos gewordenen Stadtmauer, de
„Erfreulich viele junge Leute und Familien nutzen dieses
ren letzte Reste damals abgetragen wurden. Besondere Bäume
Angebot“, sagt der Stadtmarketing-Verantwortliche Kai
wie die schönste Platane der Stadt blieben stehen – und natür
Grebasch. Er will solche Angebote weiter ausbauen und
lich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten außerhalb des Stadt
lädt Ende Septemper zu den „Zwiebelwochen“ ein, die am
zentrums. So kam es, dass Zittau heute von einem rund drei
5. Oktober zum Erntedankwochenende beim ersten „Zit
Kilometer langen Park umschlossen wird. Seine Besucher pas
tauer Zwiebelmarkt“ ihren Abschluss finden sollen. Gärt
sieren beim Bummel die Fleischerbastei samt Blumenuhr, kön
nereien, Gastronomen und Bäckereien aus Zittau und den
nen einen Blick auf das berühmte „Große Fastentuch“ in der
nahen Partnerstädten werden da sein und die Zittauer mit
Kirche zum Heiligen Kreuz werfen oder zur Erfrischung kurz
samt ihren Gästen auf den Geschmack bringen. Auch die
im klassizistischen Stadtbad eintauchen. Und wer sich noch
„Zittauer Gelbe“ soll dann mit von der Partie sein, eine hie
etwas schlauer machen möchte, kann den Ring zwischen Mai
sige Zwiebelsorte, die 1830 registriert und europaweit po
und Oktober bei einer geführten Tour erkunden.
pulär wurde.
FRISCHES IN DIE STADT
SELBST GRÜNER MACHEN
So grün, so gut, dachte man in Zittau – aber da geht noch mehr.
Weil neben den Obst- und Gemüseprofis auch vielen Zittau
Unter dem Motto „Zittau gärtnert“ sprießen deshalb in der
er Freizeitgärtnern der „grüne Daumen juckt“, entstehen der
Stadt seit einiger Zeit neue Ideen, von denen manche schon
zeit etliche bunt bepflanzte Ecken mitten in der Stadt. Bestes
sichtbar sind, andere bis zur Blüte noch ein wenig reifen müs
Beispiel: der Amaliengarten. Unter dem Trendbegriff „Urban
sen. Was sie verbindet, ist die Rückbesinnung auf die reiche
Gardening“ haben Stadt und Hochschule am früheren Stand
Gartenbautradition der Stadt. Die reicht bis ins späte Mittel
ort eines Mehrfamilienhauses einen lebendigen Ort für Gar
alter zurück, als böhmische Exilanten das fruchtbare Land vor
tenfans geschaffen. In der Amalienstraße „gärteln“ nun Stu
dem Zittauer Gebirge erstmals für den Obst- und Gemüsean
denten, Bürger, Kinder und ganze Familien und tauschen ihre
bau nutzten. Davon profitierte nicht nur der Speiseplan von
Erfahrungen aus. So entsteht gemeinsam ein neues, lebens
Kleinbauern und Webern in der Region,
wertes Stück Zittau.
sondern auch die Wirtschaft. Bald präg
Ähnlich könnte es einer Baubrache
ten Gemüsegärten das Zittauer Stadtbild
in der Breiten Straße ergehen, die bald
und größere Ackerflächen das Umland,
auf knapp 2.000 Quadratmetern zu ei
von denen übrigens viele mit Zwiebeln
ner bunten Sommerwiese und Heimstatt
besetzt waren. Mehr als 200 kleine und
für Insekten werden soll. Und wer Ideen
mittlere Gartenbaubetriebe zählte man
hat, kann sich an einer weiteren Baulü
in der Mitte des 19. Jahrhunderts rund
cke versuchen, nur einen Steinwurf vom
um die Stadt. Heute finden sich hier
Rathaus entfernt in der Böhmischen
noch zwei Dutzend Gärtnereien, so wie
Straße. „Solche Chancen haben wir vie
die kleine Landwirtschaft von Klaus
le in Zittau, denn nicht überall können
Möse. Auf dem Acker seiner Eltern hat
wir die alte Bausubstanz erhalten oder
er sich in den frühen 1990er-Jahren auf Erdbeeren und Bee
zeitnah restaurieren“, weiß Kai Grebasch (Foto). Deshalb ste
renobst spezialisiert und ist seitdem auf den Wochenmärkten in
hen „grüne Ideen“ gerade hoch im Kurs, selbst wenn es dabei
und um Zittau mit seinem Verkaufsstand unterwegs. „Wir kön
nur um die temporäre Begrünung maroder Fassaden geht. Neue
nen mit unterschiedlichen Sorten und Folientunnel-Anbau oft
Impulse erhofft er sich auch über das Projekt „Ab in die Mitte“:
von April bis Oktober frische Erdbeeren aus der Region anbie
Als Preisträger des Landeswettbewerbs hat sich Zittau gerade
ten“, sagt Klaus Möse. Viele Kunden kämen in der Hochsaison
die wissenschaftliche Unterstützung für die Weiterentwicklung
ab Juni sogar direkt bei ihm vorbei, an der Landstraße nach Lü
solcher Vorhaben gesichert.
ckendorf. Manche pflücken gern auch selbst – denn „so frisch bekommt man die Früchte im Supermarkt kaum.“
Zittau in der Oberlausitz 59
KULTURHÖHEPUNKTE 2019/2020 MEISSEN
PIRNA
ZITTAU
16. – 30. Juni 2019
25. August 2019
29. Mai 2019
Neue Burgfestspiele Meißen
Königliche Hochzeit – 1719 reloaded
Spectaculum Citaviae: das Zittauer Historienspektakel
7. September 2019
7./8. September 2019
Lange Nacht der Kunst,
Historienspiel
16. – 18. August 2019
Kultur und Architektur
„Der Retter der Stadt Pirna“
Deutsche Meisterschaften im Cross-Triathlon – O-SEE Challenge
26. November – 24. Dezember 2019
26. November – 30. Dezember 2019
Meißner Weihnacht
Canalettomarkt
5. Oktober 2019 1. Zittauer Zwiebelmarkt
PLAUEN
RADEBEUL
ZWICKAU
21. – 23. Juni 2019
24./25. August 2019
14. Juni 2019
60. Plauener Spitzenfest
Tage des offenen Weinguts
Romantisches Lichterfest in den
28. Juni 2019
5./6. Oktober 2019
14. Nacht der Museen
Churfürstliches Weinbergfest
14./15. September 2019
in der Hoflößnitz
Historisches Markttreiben –
Schwanenteich-Parkanlagen
21. September – 20. Oktober 2019 Ausstellung e.o.plauen-Förderpreis
Zwickau im Wandel der Zeit 28./29. März 2020 Whisky-Festival Radebeul
10. – 14. Oktober 2019
7. – 14. März 2020
im Hotel Goldener Anker,
Premiere: 1. Internationales
25. Europäischer Bauernmarkt
Altkötzschenbroda
Puppentheaterfestival in Zwickau
TORGAU
DRESDEN
CHEMNITZ
11. – 21. Juli 2019
Eröffnung September 2019
4. Mai 2019 – 4. August 2019
Internationale Sächsische Sänger
Die Paradegemächer August
Kunstsammlungen Chemnitz
akademie Schloss Hartenfels Torgau
des Starken betreten wie 1719
Sonderausstellung „Bauhaus: Textil und Grafik 1919 – 1933“
3. – 6. Oktober 2019
7. Dezember 2019
„Torgau leuchtet“
Neueröffnung: Gemäldegalerie Alte
29. September – 1. Dezember 2019
Kirchweih, Lichtkunst, Altstadtfest
Meister und Skulpturensammlung im
Industriemuseum Chemnitz
Semperbau am Zwinger
Sonderausstellung „Marianne Brandt“
„Elbe Day“ Musik-Festival
17. – 25. Mai 2020
27. September 2019 – 29. März 2020
anlässlich der historischen
50. Internationales
Staatl. Museum für Archäologie
Begegnung im April 1945
Dixieland Festival
Sonderausst. „Leben am Toten Meer“
24. – 26. April 2020
60
GRIMMA
BAUTZEN
KAMENZ
14. – 16. Juni 2019
20. Juni – 28. Juli 2019
21. Juni 2019
Ope(r)n Air am Kloster Nimbschen
24. Bautzener Theatersommer
„Fête de la Musique“
Es war einmal im Osten... 23. – 25. August 2019
„SONNENALLEE“
2. Street Food Festival Grimma
16. – 22. August 2019 Kamenzer Forstfest
4. – 7. Juli 2019 29. November – 15. Dezember
XIII. Internationales Folklorefestival
14./15. Dezember 2019
Weihnachtsmarkt Grimma
„Łužica/Lausitz“
Märchenhaftes
12. April 2020
30. August – 1. September 2019
„Ostersonntag bei Käthe“
Altstadtfestival „Wasser | Kunst | Licht“
Advents-Spectaculum
FREIBERG 4. – 15. September 2019 Gottfried-Silbermann-Tage „Musik und Macht“ 26. November – 22. Dezember 2019 Freiberger Christmarkt 25. April – 1. November 2020 Sächsische Landesausstellung „Schauplatz Erz“
GÖRLITZ
ANNABERGBUCHHOLZ
4. – 6. Juli 2019
LEIPZIG CLARA19 - Festjahr zum 200. Geburtstag von Clara Schumann
Internationales Straßentheater-
28. August – 1. September 2019
festival „ViaThea“
2. Internationales
23. August 2019 – 19. Januar 2020
Märchenfilm-Festival fabulix®
Ausstellung im Bach-Museum
29. November – 23. Dezember 2019
12. – 29. September 2019
Annaberger Weihnachtsmarkt
Schumann-Festwochen
12. – 21. Juni 2020
14. September 2019
500 Jahre Annaberger KÄT
Schumann-Haus, Neueröffnung
20./21. Juli 2019 Schlesischer Tippelmarkt 6. – 22. Dezember 2019 Schlesischer Christkindelmarkt
des Museums und Inselstraßenfest 61
IMPRESSUM
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Torgau
6
4 Kamenz
Leipzig
5 Grimma
Bautzen
Meißen
Görlitz
Radebeul Dresden Pirna
3
Freiberg Zwickau
2 Plauen
1
Chemnitz AnnabergBuchholz
1 Vogtland 2 Erzgebirge 3 Sächsische Schweiz 4 Oberlausitz 5 Dresden Elbland 6 Region Leipzig
62
Zittau
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STADTINFORMATION
RADEBEUL
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An der Frauenkirche, QF Passage Neumarkt 2 · 01067 Dresden Telefon +49 (0) 0351-501 501 info@dresden.travel www.dresden.de/tourismus 63
www.mahlerfestival.de
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