Stadtschönheiten Sachsen 2019/2020

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Dresden, Schlossplatz ©Rudolf Balasko

Ausgabe 2019 · www.sachsen-tourismus.de

STADTSCHÖNHEITEN SACHSEN

Eine unterhaltsame Entdeckungsreise von Annaberg-Buchholz bis Zwickau.


© Christoph Münch

© Carlos Böttger

SACHSENS STÄDTE, WAHRE SCHÄTZE. © Jörg Wittig, Dresden © Francesco Bini

© Matthias Rose

Kunst trifft Kulinarik, Musik wird Magie und Fürsten feiern – mitten im Freistaat. 2


© Hein

© Dirk Brzoska

© Thomas Uhlig

04 DRESDEN

28 FREIBERG

52 GRIMMA

Hochzeitsträume von gestern

Freudenstein im Wandel

Ein Leben mit der Mulde

10 ANNABERG-BUCHHOLZ

34 GÖRLITZ

54 BAUTZEN

Ein Märchen wird wahr

Schlesische Versuchungen

Hoch hinaus über der Spree

12 CHEMNITZ

38 KAMENZ

58 ZITTAU

Das Erbe der Marianne Brandt

Himmlische Gestalten

Grüner wird’s … doch

16 RADEBEUL

42 MEIßEN

60 KULTURHÖHEPUNKTE

Weinbau mit Geschichte

Die Vorkämpferin

in Sachsen 2019/2020

20 LEIPZIG/ZWICKAU

44 PIRNA

Die faszinierende Clara Schumann

Das Schloss über der Stadt

62 IMPRESSUM KONTAKT

26 PLAUEN

48 TORGAU

Erinnerungen an die Wende

Martin Luthers Schlosskapelle

Gehen Sie auf Erkundungstour zu den Stadtschönheiten Sachsens.

Hotline +49 (0) 351 - 49 17 00 · www.sachsen- tourismus.de

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JAHRHUNDERTSOMMER

ENN PRINZEN HEIRATEN,

SCHAUT DIE WELT

HEUTE NACH ENGLAND.

DOCH VOR 300 JAHREN SCHMISSEN „SÄCHSISCHE ROYALS“ DIE PARTY SCHLECHTHIN – UND LIESSEN IN DRESDEN SOGAR DIE PLANETEN TANZEN.

Dresden 4

Junges Hochzeitspaar  © timjudi photography


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Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden  © Herbert Boswank

Der Name der Braut: Maria Josepha Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine von Österreich. Der Bräuti­ gam hieß wie sein Vater schlicht Fried­ rich August. Nur in der Nummerie­ rung unterschied sich der sächsische Kurfürst von seinem Sohn und Thron­ folger. Die Nummer eins trug zudem den Beinamen „August der Starke“ und hatte große Ambitionen für seine Num­ mer zwei. Denn auf dem Höhe­ punkt seiner Macht musste der Kur­ fürst und Polenkönig einsehen, dass es für ihn nicht mehr weiter nach oben gehen würde. Die ersehnte Kaiserkro­ ne war unerreichbar geworden, doch für seinen Sohn sah er durchaus noch Chan­ cen. Und dafür war eine standesgemäße Vermählung des Juniors unumgäng­ lich. Maria Josepha als Tochter Kaiser Josephs I. passte da einfach perfekt.

Visualisierung Audienzgemach im Residenzschloss Dresden ©mic-viS, Studio für Visualisierung Berlin / SIB 1 6

Barocke Hochzeitsgesellschaft  © Christoph Münch


EIN FEST FÜR ALLE SINNE Die Trauung in Wien am 20. August 1719 war für kaiserli­ che Verhältnisse eine recht bescheidene Veranstaltung. Ganz anders die folgenden Feierlichkeiten in der sächsischen Re­ sidenz, die danach als „märchenhaft“ beschrieben wurden. Tatsächlich war das Fest weit mehr: Während im Märchen allenfalls „sieben Tage und Nächte“ gefeiert wird, dauerte die Sachsensause ganze 40 Tage. Dafür ließ August der Star­ ke 4 Millionen Taler aus der Staatskasse bereitstellen. Zum Vergleich: Die Baukosten für die Frauenkirche beliefen sich damals auf rund 288.000 Taler. Entsprechend opulent wurde an und auf der Elbe ge­ feiert. In Pirna bestieg die Braut am 2. September 1719 eine eigens gefertigte Prachtgondel im venezianischen Stil und wurde von weiteren prächtig geschmückten Schiffen und Musikanten in die Residenzstadt begleitet. Nach einem „Te Deum“ in der Katholischen Hofkapelle folgten 330 Salutschüsse und die Festspiele waren eröff­ net. Anders ist der Überfluss an Kultur und Unterhaltung nicht zu benennen, der die Hochzeitsgäste aus ganz Eu­ ropa für mehr als einen Monat berauschen sollte. Festli­ che Bankette und Ritterspiele wurden gegeben, auf den Moritzburger Teichen fanden simulierte Seeschlachten statt und rundum in den Wäldern frönten die Edelleute der Jagd und anderen Vergnügungen. Italienische Schau­ spiele und französische Operetten kamen zur Aufführung und ließen in Dresden den neu erbauten Zwinger und das Opernhaus im hellsten Glanz erstrahlen. Doch den größten Eindruck machten die „Planetenfeste“. Die wa­ ren den sieben damals bekannten Himmelskörpern von Mond bis Saturn gewidmet, die in Gestalt der zugehöri­ gen antiken Götter gefeiert wurden. Der Kriegsgott Mars lud zu einem gewaltigen Turnier und Jupiter brachte ein „Karussell der Elemente“ mit, in dem mehr als 1.000 Men­ schen und Tiere als Statisten in Bewegung gerieten. Der Jagdgöttin wurde ebenso gehuldigt wie Merkur oder der Liebesbotschafterin Venus. Beim großen Finale zu Eh­ ren des Saturn kamen die Götter im Plauenschen Grund nochmals in einer perfekten – und glückbringenden – Konstellation zusammen. Flankiert wurden sie von 1.600 sächsischen Bergleuten, denen die Wettiner ihr Silber und damit den Reichtum Sachsens verdankten.

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Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden  © Herbert Boswank

ZEITREISE DER SUPERLATIVE Viele „Kulissen“ der Königskinder-Hochzeit erinnern auch 300 Jahre später noch an diese prachtvollen Tage in Dresden. Und da die Begeisterung für royale Hochzeiten ungebrochen scheint, feiert die Landeshauptstadt 2019 gleich noch einmal. Im Mai wird der Zwinger zum Schauplatz für den „Einzug der Orangen“ und im Plauenschen Grund ziehen wieder barocke Bergarbeiter auf. Die Dresdner Schlösser machen sich im Juli schick zur Schlössernacht und Ende August starten erneut die Prunkgondeln von Pirna gen Dresden. Im September schließ­ lich lockt „Eine delikate Lustbarkeit“ in den Großen Garten zum Venusfest mit allerlei Kunst und Unterhaltung in Dres­ dens schönstem Park. Das Verkehrsmuseum wird dann ne­ ben einer originalen Hochzeitskutsche von 1719 die edelsten Gefährte aus dem augusteischen Zeitalter präsentieren und die „Paradegemächer Augusts des Starken“ im Schloss werden ebenfalls den Glanz der alten Zeit heraufbeschwören. Gründe genug also, um Dresden mal von einer neuen Seite zu erleben. Für alle, die wissen wollen, wie es nach der Party weiter­ ging: Aus den Kaiserträumen des alten August wurde trotz Prunkhochzeit nichts. Für das Brautpaar ging dennoch alles märchenhaft gut aus. Aus der Zweckehe wurde schließlich Liebe, 15 Kinder kamen zur Welt und das Paar „lebte glück­ lich bis an sein Ende“. Ein Traum, noch heute. • www.dresden.de/1719 Foto rechts: Dresdner Zwinger  © Marcus Hofmann 8


Gewinne „Deine Traumhochzeit 1719 reloaded“ August der Starke inszenierte für seinen Sohn 1719 die größte Hochzeitsparty weit und breit, als dieser die österreichi­ sche Kaisertochter heiratete. Gäste aus aller Welt feierten in Dresden die euro­ päische Jahrhunderthochzeit. Die ganze Stadt – eine Bühne. Und die ganz gro­ ße Liebe. 300 Jahre später, 2019, geben wir einem Paar die einzigartige Chance, selbst eine Märchenhochzeit zu feiern und sich vor atemberaubender Kulisse wie einst Friedrich August und seine Ma­ ria Josepha die ewige Liebe zu schwören.

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Märchenhaftes ANNABERG-BUCHHOLZ IM ERZGEBIRGE MUSS NIEMAND LANGE NACH SAGENHAFTEN ERLEBNISSEN SUCHEN. ANNABERG-BUCHHOLZ MACHT ES MÄRCHENFREUNDEN IM JAHR 2019 BESONDERS LEICHT.

Gala-Konzert © Dirk Rückschloss 10


Wenn man so will, gründet die ganze Stadt auf einem Mär­ chen. Eine Sage beschreibt die Anfänge von Anna­berg so: Ein armer Bergmann namens Daniel Knappe konnte kaum schla­ fen vor Sorge. Seine Frau war krank, die sieben Kinder litten Hunger. Als er dann doch in einen leichten Schlummer fiel, erschien ihm ein Engel im Traum. Der zeigte ihm eine hohe Tanne im nahen Forst und verhieß ihm ein Nest mit goldenen Eiern in deren Wipfel. Gleich am nächsten Morgen eilte der Bergmann nun zum Schreckenberg, fand die Tanne und klet­ terte voller Hoffnung hinauf. Goldeier fand er jedoch keine. Aber als er unter dem Baum einschlief, erschien ihm der Engel erneut und riet ihm, an der Wurzel zu graben. Dort entdeckte der Bergmann bald eine reiche Silberader, die ihn reich und die „Newe Stat am Schreken­b ergk“ zur zweitgrößten Stadt Sachsens machen sollte. Und weil die Heilige Anna als Schutz­ heilige der Bergleute gilt, nannte man die Silberstadt bald nur noch Annaberg. Damit auch der Bergmann Daniel Knappe unvergessen bleibt, heißen seither die Bergleute Knappen und ihre Gemeinschaft „Knappschaft“.

Regisseurin Franziska Pohlmann  © Dirk Rückschloss

VOLLES MITMACH-PROGRAMM Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass man in Annaberg-Buchholz ganz verrückt nach Märchen aller Art ist. Bereits die erste Auflage des Internationalen Märchen­ film-Festivals fabulix® im Jahr 2017 lockte 20.000 Besucher in die Bergstadt. Die hatten so viel Spaß auf dem Marktplatz und an vielen anderen Orten der Stadt, dass vom 28. August bis 1. September 2019 erneut die neuesten Märchenfilmpro­ duktionen aus aller Herren Länder auf die große Leinwand kommen. Das diesjährige fabulix®-Motto lautet passender­ weise „Silber und Gold“, was ganz sicher den Kleinen Muck, die Goldmarie und auch Hans im Glück auf den Plan rufen wird. Rund 40 Filme werden bei dem Festival auf die Lein­ wand kommen – am Markt, im Kino und an besonderen Or­ ten wie dem Alten Stadtbad. Die Zuschauer dürfen sich auf beliebte Klassiker der DEFA freuen und auf brandneue Pro­ duktionen aus Deutschland, Tschechien, Russland, Frank­ reich und Kroatien. Und besonders charmant wird es beim Blick hinter die Kulissen, denn der Mitmach-Faktor ist hoch bei fabulix®. Da entstehen gemeinsam Filmszenen oder Re­ quisiten und immer wieder schauen auch echte Schauspieler aus den schönsten Märchenfilmen in Annaberg vorbei. Vor­ hang auf, Film ab! • www.fabulix.de

Moderator Ben und Brigitte Miesen vom Studio Hamburg  © Dirk Rückschloss

Annaberg-Buchholz im Erzgebirge 11


Tee-Extraktkännchen, 1924  © Francesco Bini

Eine Messingteekanne ist ihr Vermächt­ nis. Genauer: ein „Tee-Extraktkännchen“ aus dem Jahr 1924. Selbst Design-Lieb­ habern fällt selten mehr ein, wenn sie an das Werk von Marianne Brandt den­ ken. Auch in all den schmucken Publi­ kationen zum 100. Jahrestag der Bau­ haus-Gründung von 1919 findet sich am ehesten das markant geformte Känn­ chen. Aber kann das schon alles sein? Ein ganzes Lebenswerk? „In meinen Augen zählt Marianne Brandt zu den fünf bis sieben wichtigs­ ten Gestaltern am Bauhaus“, sagt Karl Clauss Dietel. Der 84-Jährige unter­ richtete als Professor an der Hochschu­ le für industrielle Formgestaltung in Halle und bekam für sein Lebenswerk 2014 den Bundesdesignpreis verliehen. 1964 traf Dietel im damaligen KarlMarx-Stadt erstmals Marianne Brandt, eine „sehr bescheidene und zurück­ haltende Frau“, die „kein großes Auf­ hebens“ um ihre Arbeit machte. Auch deshalb gründete er vor zwei Jahrzehn­ ten die Marianne-Brandt-Gesellschaft. Damit ihr Werk nicht in Vergessenheit gerät, betreibt die Gesellschaft einen kleinen Showroom mit Bibliothek in Brandts Elternhaus in der Chemnitzer Heinrich-Beck-Straße 22. Nach Voran­ meldung kann man hier der Gestalterin näherkommen und im Gespräch mit Dietels Mitstreitern eine Idee vom Ein­ fluss ihrer Arbeit gewinnen. 12

Marianne Brandt  © Christine Stephan-Brosch


MEHR ALS EIN TEEKÄNNCHEN Im Bauhaus-Jubel des Jahres 2019 fällt der Name von Marianne Brandt kaum. Obwohl der Einfluss der Chemitzer Gestalterin nicht zu unterschätzen ist, wirkt ihre Bescheidenheit auch nach ihrem Tod weiter. Das macht die Spurensuche mühsam.

Chemnitz 13


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Ascher, 1924  © Marianne-Brandt-Gesellschaft


BAUHAUS STATT KUNST

KURZES SCHAFFEN, GROSSER EINFLUSS

Anfangs deutete nichts auf das durchaus praktische Ge­

Ikonische Entwürfe wie das Teekännchen aus Messing und

staltungstalent der Rechtsanwaltstochter Marianne Liebe

Ebenholz entstanden in dieser ungemein fruchtbaren Zeit

hin. In bürgerlichen Verhältnissen wuchs sie im Chemnit­

am Bauhaus. Ebenso dutzende moderne Lampen und Be­

zer Kasbergviertel auf und ging 1911 als 18-Jährige zum

leuchtungskörper, deren industrielle Fertigung Brandt

Kunststudium nach Weimar. Zu ihren Mitstudenten zählte

später als Leiterin der Metallwerkstatt organisierte. „Der

neben Hans Arp auch der Norweger Erik Brandt. Ihn hei­

größte Teil der Leuchten im Dessauer Bauhaus stammt von

ratete sie im Jahr nach ihrem Studienabschluss 1919 und

ihr“, sagt Karl Clauss Dietel. Bemerkenswerte Fotografi­

folgte ihm nach Oslo. Später, nach einem einjährigen Stu­

en stammten ebenso aus diesen Jahren, „und künstlerische

dienaufenthalt in Paris, kehrte das Paar 1921 nach Weimar

Collagen von herausragender Qualität“.

zurück, kurz bevor es sich trennte und Erik Brandt nach Norwegen zurückkehrte.

Leider währte diese überaus kreative Epoche nur weni­ ge Jahre. Der erstarkende Nationalsozialismus brachte die

Marianne Brandt widmete sich weiteren Studien der

radikalen Bauhaus-Ideen ab 1929 immer stärker in Miss­

Bildhauerei, bis die Bauhaus-Ausstellung 1923 ihr Leben

kredit. Marianne Brandt hatte die Institution bereits im

buchstäblich auf den Kopf stellte. Die 30-jährige Künstlerin

Vorjahr für eine Stelle im Architekturbüro von Walter Gro­

vernichtete einen Großteil ihrer bisherigen künstlerischen

pius verlassen, wechselte aber schon 1929 nach Gotha. Für

Arbeiten und begann am Bauhaus ganz von vorn. In Weimar

die Metallfabrik Ruppel entwarf sie dort bis 1932 Leuch­

und Dessau studierte sie bei Paul Klee und Wassily Kandins­

ter, Teewagen, Brieföffner und etliche andere Gebrauchsar­

ky, beschäftigte sich mit Fotografie und übte sich in neuen

tikel nach den Maßstäben der Bauhaus-Gestaltung. Als die

Ausdrucksformen. Ohne nennenswerte handwerkliche Er­

jüdischen Fabrikbesitzer 1934 aufgaben, zog sich Marian­

fahrung erkämpfte sie sich als erste Frau einen Platz in der

ne Brandt immer stärker zurück. Nach dem Krieg lehrte

Metallwerkstatt am Bauhaus. In aufwendiger Handarbeit

sie der Kunsthochschule Dresden unter dem „Bauhäusler“

fertigte man dort Prototypen von anspruchsvoll gestalteten

Mart Stam, als man in der damaligen Sowjetischen Besat­

Gebrauchsgegenständen. „Die Aufgabe bestand darin, die­

zungszone an die Traditionen des Bauhaus anzuknüpfen

se Dinge so zu gestalten, dass sie auch bei einer serienmäßi­

versuchte. Danach aber geriet Marianne Brandt in Verges­

gen Herstellung in arbeitssparender Weise allen praktischen

senheit, letztlich bis zu ihrem Tod 1986.

und ästhetischen Anforderungen gerecht wurden und da­

Karl Clauss Dietel hat dennoch bis zum Schluss Kon­

bei doch weit billiger sein konnten als jede Einzelfertigung“,

takt mit ihr gehalten. Und dass man den Namen Marianne

schrieb Marianne Brandt um 1970 in einem Brief.

Brandt in den letzten Jahren wieder häufiger wahrnimmt, ist sicher auch ein Verdienst der Marianne-Brandt-Gesell­ schaft. Deren Ausstellungsraum wird am 11. Mai 2019 nach einem längeren Umbau in neuem Glanz erstrahlen. Auch das Sächsische Industriemuseum Chemnitz wid­ met sich zum Ende des Jahres in einer Sonderschau der be­ deutenden Chemnitzerin. Im Oktober und November 2019 zeigt es unter dem Leitmotiv „Ich bin ganz von Glas“ rund 60 Arbeiten, die im Rahmen des 7. internationalen Marian­ ne-Brandt-Wettbewerbs ausgewählt wurden. Die Gestalterin soll zudem über ihre Objekte sowie als Mensch und Literatin in den Fokus gerückt werden. Passenderweise zitiert das Mot­ to denn auch den Titel eines Brandt-Gedichts. Darüber hinaus sind in Chemnitz Gruppenführungen über die Tourist-Information buchbar, die den Wirkungen der Bau­ haus-Ästhetik in Chemnitz nachspüren und dabei natürlich

Industriemuseum Chemnitz  © Sylvio Dittrich

auch Marianne Brandt in den Blick nehmen. • www.mariannebrandt-gesellschaft.de 15


Radebeul an der Elbe 16

Kurfürstliches Gemach  © Carlo Böttger


FÜRSTLICH FEIERN DAS RADEBEULER WEINGUT HOFLÖSSNITZ STEHT SEIT SECHS JAHRHUNDERTEN FÜR FEINE WEINE. HIER LÄSST SICH DAS LEBEN FEIERN – GERN AUCH IN GESELLSCHAFT SELTSAMER VÖGEL.

Die Hoflößnitz  © Norbert Neumann

Mit Wein aus dem Elbtal feierten die sächsischen Fürsten gern.

Besonders Kurfürst Johann Georg I. tat sich dabei hervor

So traf es sich gut, dass Markgraf Wilhelm I. beim Kauf des

und ließ ab 1622 immer mehr Weinberge zukaufen. Für

Dörfleins Kötzschenbroda im Jahr 1401 auch einige Weinber­

mehr Komfort auf dem Land ließ er 1650 das Lust- und

ge übernahm – „auff der Lessenitz“, wie es in einem Schrei­

Berg­haus errichten, in dem später sein Sohn rauschende Fes­

ben von 1409 erstmal offiziell hieß. Ihr 610-jähriges Bestehen

te mit vielen Gästen gab. Weil deren Durst ebenso groß war

darf die „Hoflößnitz“ deshalb 2019 ordentlich feiern, was

wie die Feierlaune, wuchs das Gut immer weiter. Zu Beginn

immer noch so gut gelingt wie zur Zeit der Sachsenfürsten.

des 18. Jahrhunderts waren in der damaligen „Hofleßnitz“

Die nämlich machten das Weingut im heutigen Radebeul

stolze zwölf Winzer angestellt, die für volle Weinkeller Sor­

zu einem Refugium, das sie gern mit ihren Jagdgesellschaf­

ge tragen mussten.

ten besuchten und mit den Jahren immer weiter ausbauten.

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Vogeldecke im Festsaal  © Carlo Böttger

BAROCK-DEKOR VOLLER EXOTIK Voll sind die Weinkeller auch heute noch, aber adelig müssen die Gäste des Weinguts nicht mehr sein. Wer immer hier den Blick auf das Elbtal genießen will und einen Schoppen Wein dazu, ist herzlich willkommen. Auf den Tisch kommen dann vor allem Weißweine, die traditionell am besten auf den stei­ len Weinbergen ringsum gedeihen. Müller-Thurgau, Riesling und Weißburgunder sind die Bestseller, doch Vielfalt wird auf den 11 Hektar Rebfläche dennoch großgeschrieben. Al­ lein die berühmte Lage „Radebeuler Goldener Wagen“ bringt neben einigen historischen Sorten auch Spätburgunder, Re­ gent, Traminer, Grauburgunder und Johanniter hervor. Alle übrigens in Bio-Qualität, denn das Weingut hat sich als ers­ ter Weinbaubetrieb in den neuen Bundesländern nach den Bio-Richtlinien zertifizieren lassen.

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Doch das ist nicht die einzige Besonderheit in der Hoflößnitz. Wo laue Sommerabende schier endlos dauern können, lässt sich sogar ein Bund für die Ewigkeit schließen. Im außerge­ wöhnlich dekorierten Festsaal des Lust- und Berghauses kön­ nen sich Paare offiziell im barocken Ambiente trauen lassen. Und wenn beim seligen „Ja!“ der Blick himmelwärts wandert, kommt eine Sammlung komischer Vögel in den Blick. Die Moschusente ist an der Kassettendecke zu sehen, das Pam­ pashuhn und natürlich auch der Weißbrust-Ameisenwürger. Insgesamt 80 brasilianische Tiere verewigte der Maler Albert Eckhout farbenfroh um 1650 im Dekor, der zuvor etliche Jah­ re in der Entourage des Johann Moritz von Nassau-Siegen in Brasilien unterwegs gewesen war.


FEINE WEINE MIT BIO-SIEGEL Angesichts dieser Vielfalt ist es kaum verwunderlich, dass die Hoflößnitz jedes Jahr rund 30.000 Gäste anzieht. Viele kom­ men in Familie zu den Veranstaltungen, die meistens auch mit Kinderprogramm und Karussellvergnügen aufwarten. Immer wieder geben sich Musiker und andere Künstler ein Stelldich­ ein in Radebeul, sodass es nie langweilig wird auf dem histo­ rischen Weingut. Wer sich intensiver mit der Geschichte des Rebensafts in Radebeul und Sachsen befassen möchte, sollte einen Rundgang durch das „Sächsische Weinbaumuseum“ ma­ chen. Das hat ebenfalls seinen Sitz in der Hoflößnitz und die Führungen durch die Schau, über das Gelände und durch die Weinberge sind ein echtes Highlight. Spätestens beim Bummel durch die Weingärten rundum wird aber wieder klar, dass trotz allen Glanzes und fürstlicher Pracht noch immer der Wein im Mittelpunkt steht. Das zeigt sich nicht nur am Bio-Siegel, sondern auch in der Ernsthaftig­ keit, mit der die Winzer hier Weinbau betreiben. So kultivie­ ren sie Rebsorten mit hoher Pilzresistenz, die sich noch besser für den kontrolliert ökologischen Anbau eignen. Neben den sächsischen „Klassikern“ kommen dabei unverwechselbare Weine wie Cabernet Blanc oder Souvignier gris heraus, von denen man sich in der schmucken Vinothek der Hoflößnitz überraschen lassen darf. • www.hofloessnitz.de Vinothek im Pressenhaus  © Norbert Neumann

Tag des offenen Weingutes in Sachsen  © Sylvio Dittrich 19


DIE GRANDE DAME DER MUSIK

Leipzig 20

Foto: Shane Cotee . Portrait: Clara Schumann, Gemälde im Robert Schumann Haus Zwickau  © Matthias Rose


ALS »WUNDERKIND« BEGANN SIE IHRE KARRIERE, ALS VIRTUOSIN AM PIANO WURDE CLARA SCHUMANN BERÜHMT. SIE WAR DIE GROSSE LIEBE ROBERT SCHUMANNS UND ZEITLEBENS EINE AUSSERGEWÖHNLICHE, STARKE FRAU.

LEIPZIG UND ZWICKAU FEIERN IHREN 200. GEBURTSTAG MIT ETLICHEN VERANSTALTUNGEN UND VIEL MUSIK.

Zwickau im Erzgebirgsvorland 21


Die „Notenspur“ weist den Weg durch das musikalische Leipzig. Und zwischen all den großen Namen von Bach über Mendelssohn bis Wagner findet sich nur eine Frau: Clara Josephine Wieck, geboren am 13. September 1819 in Leipzig. Der Standort ihres Geburtshauses „Hohe Lilie“ am Neumarkt ist eine Station der „Notenspur“, die Musik­ freunde über gut fünf Kilometer durch die Leipziger Innen­ stadt führt. Dort kam Clara im Haus des so renommierten wie ehrgeizigen Musikpädagogen Friedrich Wieck zur Welt. Der unterrichtete seine talentierte Tochter früh und erfolg­ reich nach modernsten pädagogischen Methoden, sodass sie bereits mit neun Jahren ihr öffentliches Debüt im Leipziger Gewandhaus gab. Zuvor war sie bereits häufig in privaten Gesellschaften aufgetreten. Als sie ihr 18. Lebensjahr voll­ endete, lagen bereits umjubelte Auftritte in Wien und Paris hinter ihr – und die Aufführung ihres ersten eigenen Kla­ vierkonzerts unter Felix Mendelssohn Bartholdy.

MUSIK TRIFFT LEIDENSCHAFT

Geburtshaus von Clara Wieck, im Leipziger Zentrum  © R.-Schumann-Haus Zwickau

Leipziger „Notenspur“ ebenfalls.

Wäre es für Clara Wieck bei diesem Leben für die Musik geblieben, hätte man sie möglicherweise längst vergessen wie andere „Wunderkinder“ jener Zeit. Doch es kam eine Liebe hinzu, die außergewöhnlich, romantisch und auch dramatisch genug war, um die Menschen bis heute zu be­ rühren. Mit acht Jahren traf Clara ihren künftigen Ehe­ mann Robert Schumann zum ersten Mal. Obwohl fast zehn Jahre älter, war der begabte Komponist dem Mädchen von Anfang an zugetan, unterhielt es mit Geschichten und 1830 zog er gar für ein Jahr als Schüler des Vaters im Hause Wieck ein. Weitere fünf Jahre später war aus der geschwisterlichen Zuneigung Liebe geworden, für den ersten Kuss der 16-jäh­ rigen Clara fand Robert Schumann auch in späteren Briefen noch immer bewegende Worte. Einem Klavierstück aus jener Zeit gab Schumann den Titel „Chiarina“, abgeleitet von Cla­ ras Kosenamen „Chiara“. Doch zur Romantik kam dann auch zum ersten Mal das Drama. Als Vater Wieck die Liebe seiner Tochter zu Schumann nicht mehr ignorieren konnte, verbot er die ge­ wünschte Heirat. Das tat er so lange und hartnäckig, bis Robert Schumann und Clara Wieck schließlich Klage ge­ gen das Eheverbot des Vaters einreichten und fast ein Jahr lang prozessierten - mit Erfolg. Sechs Wochen nach dem Urteil heiratete das musikalische Traumpaar am 12. Sep­ tember 1840. An die Stätte ihrer ersten und sehr glück­ lichen Ehejahre, das heutige Schumann-Haus, führt die 22

Ragna Schirmer und das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig  © Christian Kern


HEIMAT IM „SZENEVIERTEL“ Die Inselstraße im Graphfischen Viertel liegt nur einen kurzen Spaziergang vom Augustusplatz im Leipziger Zentrum entfernt. Zu jener Zeit war das Quartier ein pulsierendes, aufstrebendes Viertel, in dem Kreativität und Musik fast mit Händen zu greifen waren. Der weltäl­ teste Musikverlag „Breitkopf & Härtel“ residierte in der Nachbarschaft und vie­ le Künstler lebten hier Tür an Tür mit musikliebend, kulturell aufgeschlosse­ nen Bürgern. Das junge Glück fand eine Woh­ nung in einem klassizistischen Haus, Inselstraße 18. Drei Räume nur, doch Illustration zum Jubiläumsjahr „CLARA19“ © CLARA19/Kocmoc.

offenbar genug für eine äußerst frucht­ bare musikalische Zeit für Clara und Robert Schumann. Seine berühmte Frühlingssinfonie und der erste Satz des Klavierkonzerts in a-Moll entstanden hier neben etlichen Kammermusikwer­ ken und Liederzyklen. Clara verfeiner­ te ihre Interpretation, brachte die Kin­ der Marie und Elise zur Welt und wurde umschwärmte Gastgeberin für viele Künstler dieser Zeit. Neben Felix Men­ delssohn Bartholdy und Franz Liszt wa­ ren auch Hector Berlioz, Richard Wag­ ner oder Hans Christian Andersen zu Gast in der Schumannschen Wohnung. Noch heute können Musikliebhaber die besondere Atmosphäre in diesem Kleinod spüren – besonders im Musik­ salon, in dem die Schumanns einst mu­ sizierten. Im September, zu Claras Ge­ burtstag, ist die Musikstadt Leipzig um eine weitere Attraktion reicher: Dann öffnet im Schumann-Haus das erste Musikermuseum, das sich einem Künst­ lerehepaar widmet. Die „Notenspur“ endet nicht in der Inselstraße. Sie führt weiter zum Standort des ersten Ge­ wandhauses und anderen klingenden Orten der Messestadt. Genaugenom­ men müsste sie noch viel weiter führen: bis nach Zwickau. 23


Robert-Schumann-Haus Zwickau  © Matthias Rose

WO ROBERT AUFWUCHS Auch die Geburtsstadt von Robert Schumann bietet dessen „Clärchen“ im Jubeljahr ein großes Podium. Erstmals kam

Zeitschrift für Musik“ und entdeckte etwa Frédéric Cho­

sie als Mädchen von 13 Jahren nach Zwickau und gab am

pin als jungen Künstler. Zeitlebens kämpften Clara und

18. November 1832 im dortigen Gewandhaus ein Konzert

Robert in ihrer Beziehung um gegenseitige „Augenhöhe“,

mit ihrem Vater. Schon damals war sie mit Robert bekannt

um eine ausgewogene Partnerschaft, in der jeder seine Ta­

und 1835 wohl schon schwer verliebt, als sie im Gasthaus

lente ausleben und weiterentwickeln konnte. In den späte­

„Zur Grünen Tanne“ am Kornmarkt erneut in der Stadt

ren Ehejahren häuften sich die Spannungen und die Schau

konzertierte. Wie in Leipzig werden 2019 auch in Zwickau

in Zwickau spart auch die Tragik nicht aus, die das Ende

etliche Facetten ihrer beeindruckenden Persönlichkeit neu

der Ehe-Romanze prägte. Psychische Probleme von Robert

ausgeleuchtet. Im Mittelpunkt steht dabei das Robert-Schu­

Schumann sorgten ab 1854 für eine Folge von Krisen, ein

mann-Haus, in dem die Beziehung zu Clara schon immer

Selbstmordversuch im Rhein misslang und nach seiner Ein­

breiten Raum einnimmt. Erste heimliche Briefe werden hier

weisung sollte er die Heilanstalt bis zu seinem Tod 1856

ausgestellt und etliche Dokumente, die von der erstaunli­

nicht mehr verlassen.

chen Doppelkarriere des Ehepaars zeugen. Sie illustrieren, wie sich Clara vom behüteten Wunderkind auch nach der Hochzeit weiterentwickeln konnte und zur gefragten Pia­ nistin wurde. Robert machte sich mit ersten Kompositionen 24

und als Musikjournalist einen Namen, gründete die „Neue


Clara-Wieck-Flügel im Robert-Schumann-Haus Zwickau  © Matthias Rose

EINE STARKE FRAU Vier Jahrzehnte sollte Clara Schumann ihren Mann über­

Konzerte, Theater- und Ballettproduktionen, Ausstellun­

leben. Dass sie in dieser Zeit als international erfolgreiche

gen, Kolloquien sowie Wanderungen, Radtouren und Mit­

Pianistin, Komponistin, Geschäftsfrau und Mutter reüs­

singkonzerte in den Parks prägen in Leipzig das Jahrespro­

sierte, formt das Bild einer außergewöhnlichen und starken

gramm. Hier haben Schumann-Freunde unter dem Claim

Frau. Daraus speisen sich denn auch Dutzende Veranstal­

„CLARA19“ über das gesamte Jahr die Fülle – oder die

tungen und Konzerte, in denen ihr Leben und Werk unter

Qual – der Wahl. Leipzigs wichtigste Kultur-Akteure und

den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet wird.

international renommierte Orchester werden sich im An­

In Zwickau sind Originalhandschriften von Liedern und

denken an die Künstlerin die Ehre geben. Und wer sich sein

Klavierstücken Clara Schumanns zu sehen, dazu eigenhän­

privates Andenken sichern möchte, findet am Leipziger

dige Briefe und Tagebuchdokumente. Auf die Schau „Clara

Markt eine eigens gefertigte Gedenkmedaille aus Meissener

Schumann als Komponistin“ zum Jahresbeginn folgen wei­

Porzellan. Oder er genießt ein „Clärchen“ zum Vernaschen.

tere Sonderausstellungen des Robert-Schumann-Hauses, un­

Was das ist? Das mag jeder selbst herausfinden…

ter anderem „Clara Schumann und ihre Kinder“ oder „Clara on tour - Konzertauftritte und -reisen.“ Im Juni steht das

• www.clara19.leipzig.de

Zwickauer Schumann-Fest unter dem Motto „CLARA 200“,

• www.schumann-zwickau.de

wie auch etliche Konzerte und sogar ein Puppenspiel über das Leben der Eheleute Schumann. 25


LEBENDIGE VERGANGENHEIT PLAUEN LÄDT ZUR ZEITREISE EIN UND ERINNERT AN DIE AUFREGENDEN WOCHEN DES WENDEHERBSTES 1989, ALS IN DER VOGTLANDSTADT DAS VOLK ERSTMALS ZU TAUSENDEN AUF DIE STRASSEN GING.

DENKWÜRDIGER RUNDGANG Drei Jahrzehnte ist es her, dass sich von Sachsen die Friedliche

In Plauen wird deshalb das Gedenken zum 30. Jahrestag

Revolution über die ganze DDR ausbreitete. Die Leipziger

der Friedlichen Revolution im Stadtleben einen wichtigen

Montagsdemonstrationen spielten damals eine wichtige Rolle,

Platz einnehmen. Natürlich wird auch das symbolträchti­

doch ein entscheidender Impuls dafür kam auch aus dem Vogt­

ge Bürgerdenkmal zur Friedlichen Revolution (ugs. Wen­

land. In Plauen nämlich fanden sich am Nachmittag des 7. Ok­

de-Denkmal) des Künstlers Peter Luban dabei eine Rolle

tober 1989 rund 15.000 Menschen zusammen. Nicht, um den

spielen, das im Stadtzentrum nahe dem Theater an die Vor­

40. Jahrestag der DDR-Gründung zu feiern, sondern um ein ge­

geschichte und die Ereignisse im Oktober 1989 erinnert.

meinsames Zeichen für Veränderung zu setzen. Sie waren dem

Seit einiger Zeit ist das Denkmal auch Startpunkt ei­

anonymen Aufruf eines 22-jährigen Werkzeugmachers gefolgt,

nes besonderes Stadtrundgangs, der nur über die Auseinan­

der mit nur 180 Flugblättern die halbe Stadt mobilisierte. Die­

dersetzung mit dem Wendegeschehen in Plauen zum Ziel

se erste Großdemonstration dürfte einen der wichtigsten Zünd­

führt. Als „GPS-Stadtrallye“ angelegt, führt die Tour per

funken für all das geliefert haben, was in den folgenden Tagen

Handy-Navigation durch die Stadt und folgt der Demonst­

und Wochen das Ende des geteilten Deutschlands einläutete.

rationsroute von ’89. Aber Vorsicht: Nur wer die Fragen auf

Als größter Erfolg muss dabei gelten, dass in Plauen und auf al­

dem Begleitflyer richtig beantwortet, erhält auch die richti­

len weiteren Großdemonstrationen im ganzen Land das Motto

gen Koordinaten.

„Keine Gewalt“ weitergetragen wurde. 26


22. Sonnabend-Demonstration in Plauen am 17. März 1990  © Wolfgang Thieme, Quelle: Bundesarchiv

Der Rundweg führt etwas abseits von den üblichen Touristen­ pfaden durch Plauen, etwa vorbei an der einstigen SED-Kreis­ leitung und dem Oberen Bahnhof. Über viele dieser Fakten gibt der umfangreiche Flyer Auskunft auf der Route über eineinhalb Stunden. Am span­ nendsten ist dieser Weg durch die jüngere Geschichte jedoch bei einer Stadtführung mit sachkundigem Führer aus Plau­ en. Am Ende des Rundgangs ist das Wende-Denkmal dann gleich nochmals ein perfekter Startpunkt: für einen Bummel durch das historische Plauener Stadtzentrum. Das nämlich hat sich in den vergangenen 30 Jahren richtig schick gemacht. Plauen wartet in diesem Jubiläumsjahr mit einer Viel­ zahl von Veranstaltungen, z. B. Ausstellungen, Schauspiele, Stadtführungen und Gedenkveranstaltungen auf. • www.plauen.de/wende2019

Wende-Denkmal © Stadt Plauen

Plauen im Vogtland 27


DAS SCHATZSCHLOSS Freiberg im Erzgebirge 28


terra mineralia im Schloss Freudenstein, Schatzkammer  © Jan Rieger, clever-pictures.de

DIE BEWEGTE GESCHICHTE VON SCHLOSS FREUDENSTEIN IN FREIBERG BEGANN MIT DEM SILBER. GLANZVOLL IST SIE BIS HEUTE: ALS SCHATZKAMMER DER ERDE UND ARCHITEKTONISCHER BRÜCKENSCHLAG VON DER RENAISSANCE INS HEUTE.

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Sicherheit für das Silber – damit könn­ te Markgraf Otto von Meißen im Jahr 1175 sein Burgbauprojekt begründet haben. An einem Ort, der damals kaum mehr als eine Bergarbeitersiedlung war und der bald Freiberg genannt werden würde. Der Fürst ahnte wohl, wie lu­ krativ Freiberg für ihn werden würde. Tatsächlich nannte man ihn bald nur noch „Otto der Reiche“. Die ersten Sil­ berfunde waren gerade sieben Jahre her, als er den Bau in Auftrag gab, dessen Grundriss sich heute noch im Hof von Schloss Freudenstein erkennen lässt. Jahrzehnte dauerte der Bau der ersten Burg, in der das Silber gelagert wurde und später auch die Münze ihren Sitz hatte. Doch mit dem mittelalterlichen Trutzbau hat das heutige Freudenstein außer einigen Fundamenten nicht mehr viel gemein. Die Grundlage für die heutige Ge­ stalt des Schlosses ließ Heinrich der Fromme mit einem gewaltigen Renais­ sance-Umbau im 16. Jahrhundert legen. Freudenstein wurde modernisiert und deutlich vergrößert, weil die herrschen­ den Wettiner zum Protestantismus übergetreten waren und ihre Grablege in den Freiberger Dom verlegt hatten. Doch diese Glanzzeit währte nur kurz. Die einst so wichtige Münze wurde nach Dresden verlegt und das Schloss nur noch gelegentlich bei Staatsbegräb­ nissen genutzt.

WECHSELHAFTE ZEITEN Bereits 1711 monierte Zar Peter der Große bei einem Besuch den schlechten Zustand von Freudenstein. Es folgten beweg­ te Jahrhunderte mit immer neuen Nutzungen des Schlosses. So diente es ab 1750 parallel als Zucht- und Waisenhaus, spä­ ter als Domizil für die neue Bergakademie Freiberg. Es wurde zum Waffenlager und Kornspeicher umgebaut und nach 1813 als Lazarett für 1.500 verwundete französische Soldaten ge­ nutzt. Sogar eine Kaffeerösterei fand um 1920 in den einst so Schloss Freudenstein, um 1830 © Stadt- und Bergbaumuseum Silberstadt® Freiberg 30

prächtigen Gemächern Raum.


Schloss Freudenstein  © ptiptja

Ein Jahrhundert später haben sich die Geschicke gewan­

Beton in Kontrast zur Formensprache der Renaissance. Auf­

delt. Fast könnte man meinen, Freudenstein habe seine ei­

fällige graue „Hutzen“ ragen jetzt in den Schlosshof, der jede

gentliche Bestimmung gefunden. Prächtig ist es wieder, auch

Pflastersteinromantik abgelegt hat – und die Eingangshalle

wenn sein neues Gewand bisweilen polarisiert. Sogar eine

umfängt Besucher im Inneren mit kraftvollem Magenta. Im

Schatzkammer gibt es wieder. Silber wird zwar nicht mehr

Empfangsbereich mit Museumsshop wechselt das Farbspiel

gehortet, aber dafür liegen dort die prächtigsten Minera­

zu strahlendem Weiß; mit der Eintrittskarte erkauft man

le der Erde, versammelt in der terra mineralia. Dass diese

sich ein gleichsam magisches „Zeitreiseticket“. Denn eine

Schau derart wirkmächtig erscheint, hat viel mit der neuen

Tour durch die terra mineralia führt einerseits durch Jahr­

Architektur in und an Schloss Freudenstein zu tun. Mutig

millionen der Erdgeschichte und illustriert andererseits die

setzten die Baumeister des Architekturbüros AFF nackten

Kraft der Architektur im Wandel der Zeiten. 31


32

Der Kustos der terra mineralia, Andreas Massanek, mit Antimonit aus China  © Wolfgang Thieme


terra mineralia, Asien-Saal  © Jan Rieger, clever-pictures.de

MAGISCHE EINBLICKE ALLERORTEN Neben den Aufzügen am Beginn des Rundgangs öffnet sich

die edlen Steine kraftvoll in Szene. Zwischen einzelnen Sä­

der Raum über mehrere Stockwerke. Schmale Renaissan­

len, Etagen und Kontinenten wechseln die Schlossgäste über

ce-Fenster sind in mehreren Reihen zu erkennen und mit­

das historische Treppenhaus, bis sie nach zwei magischen

ten in dem völlig entkernten Baukörper steht ein Koloss

Stunden vor der „Schatzkammer“ ankommen. Auf dem Weg

aus rauem Beton. Assoziationen zu einem Bergwerk und felsigem Gestein ent­

dahin durchqueren sie einen „Tresor“ und einen Raum, an dessen Wänden sich

stehen hier, wo das Sächsische

die Namen von 4.253 Minera­

Bergarchiv ein hochmoder­

len finden. Und dann warten

nes und klimatisch abgesi­

unter den rußgeschwärzten

chertes Domizil gefunden

Gewölbebögen der einstigen

hat. Vier Ebenen höher fin­

Schwarzküche die größten

den sich die Gäste plötzlich

Schätze der Unterwelt. Teils

mitten in der Vergangenheit wieder. Zwischen mächtigen Balken beginnt der Rundgang unter niedrigen Decken im einstigen Kornspeicher. Noch heute sind im Holzboden die Abdrücke einzelner Weizenkörner unter

metergroße Minerale, deren For­ men und Farben auch nach dem be­ rauschenden Rundgang nochmals alles übertreffen. Erika Ströher, die Begründerin der Samm­ lung, hat etliche dieser Stücke eigens für diesen Raum ange­

tonnenschwerer Last zu erkennen. Nur wenig entfernt liegt,

kauft und damit ein würdiges Finale für eine einmalige Show

etliche Meter tiefer: Europa. In strahlender Schönheit werden

ermöglicht. Denn anders kann man die Vielfalt der Eindrü­

hier die schönsten Minerale des Kontinents präsentiert. Mo­

cke in Freudenstein kaum nennen. Was für ein Schloss!

dernes Ambiente mit dunklen Vitrinen dominiert und setzt

• www.terra-mineralia.de

Foto: Rhodochrosit aus Südafrika  © Jörg Wittig, Dresden

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SÜSSES GÖRLITZ GUTES ESSEN IST WICHTIG IN NIEDERSCHLESIEN. DESHALB LÄSST SICH DIE KULINARISCHE SEITE SCHLESIENS IN GÖRLITZ AUF WUNDERBAR SINNLICHE WEISE ERKUNDEN. ABER NICHT NUR SIE…

Görlitz in der Oberlausitz 34

Schlesischer Mohnkuchen  © photocrew


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Dem schlesischen Mundart-Dichter Hermann Bauch ver­ dankt die Welt ein gutes Dutzend Gedichte. Die meis­ ten handeln von den Freuden des schlesischen Lebens um die Wende zum 20. Jahrhundert. Sein berühmtestes Werk ist dem „Sträselkucha“ gewidmet. Die Ode an den heimi­ schen Streuselkuchen schwelgt in seliger Beschreibung ei­ nes Backwerks, vor dem nichts und niemand bestehen kann: „Schläscher Kucha, Sträselkucha | doas ihs Kucha, sapperlot, | wie’s uff Herrgoot’s grusser Arde, | nernt nie noch woas Godes hoot.“ Es versteht sich von selbst, dass bei der Her­ stellung nur beste Zutaten in Frage kommen – „Der kennt nischt vo Margarine | und ooch nischt vo Sacharin…“ –, denn

Mohnpiele mit Eierlikör  © Christian Kielmann

nur so ist der perfekte Genuss zu erreichen. „Aus’m Strä­ sel quillt de Putter – tausend, wie doas prächtig schmeckt

DER GESCHMACK DER HEIMAT

| doass ma lange noch dahinga | sich vergnügt is Maul be­

So wundert es kaum, dass beim Stadtbummel durch Görlitz

leckt.“ Ganze zwölf Strophen zählt das Kuchen-Epos. Und

viele Lokale mit schlesischen Spezialitäten werben. Beson­

es sagt etwas über das Verhältnis der Schlesier zum Essen aus,

ders bekannt ist das „Schlesische Himmelreich“, eine Art

dass der „Sträselkucha“ an den schlesischen Volksschulen bis

Nationalgericht der Schlesier. Backobst, Zimt und Schwei­

1945 auf dem verbindlichen Lehrplan stand.

nebauch sind seine wichtigsten Zutaten, dazu gibt es „Kließ­ la“, schlesische Kartoffelklöße. „Essen hat eben viel mit Heimat zu tun“, sagt Peter Stüb­ ner. Er weiß das, weil viele der Gäste in seinem Kaffeehaus „Lucullus“ eine Erinnerung an vergangene Zeiten erhaschen wollen. Und wenn Sie hausgemachtes Backwerk schlesischer Art suchen, sind Sie hinter dem prächtigen Barockportal der Peterstraße 4 goldrichtig. Denise und Peter Stübner betrei­ ben hier seit sieben Jahren Görlitz’ schönstes Kaffeehaus und man muss kein „alter Schlesier“ sein, um sich in der Ge­ wölbestube des historischen Patrizierhauses wohlzufühlen. Natürlich findet sich schlesischer Streuselkuchen auf der Schiefertafel an der Wand, genau wie die „Mohnpiele“. „In anderen Regionen Schlesiens spricht man auch von ‚Moh­ kließla‘, Mohnklößen“, erklärt Stübner diese Köstlichkeit, die früher nur zu besonderen Tagen auf den Tisch kam. „Die Katholiken servierten die Mohnpiele am Heiligabend, Pro­ testanten genossen sie zu Silvester.“ Im „Lucullus“ wird der süße Mohnkloß mit Sahne und etwas Eierlikör serviert, den die Stübners eigens herstellen lassen. Die Kuchen werden je­ den Tag frisch gebacken und der Saison angepasst. „Im Som­ mer kommen unsere Mohnpiele gekühlt als perfekte Erfri­ schung auf den Tisch“, sagt Stübner, den das Schicksal zum Gastronomen gemacht hat. Nachdem eine Roggenmehlall­ ergie seine Bäckerkarriere jäh stoppte, bereiste er die Welt und eröffnete schließlich am Neiße-Ufer mit seiner Frau ein erstes Café. Nach sieben Jahren folgten eine weitere „Reise­ pause“ und der Neustart in der Altstadt, auf direktem Weg

Denise und Peter Stübner in ihrem Caféhaus  © Christian Kielmann 36

zwischen Untermarkt und Peterskirche.


REICHE GESCHICHTE Besonders lohnt der Besuch in der warmen Jahreszeit, weil

Wer im „Lucullus“ die kulinarische Seite Schlesiens genos­

das Kaffeehaus dann noch ganz andere Seiten zeigen darf:

sen hat, kann sich bei einem Stadtbummel mit vielen ande­

den Freisitz auf der Rückseite des Gebäudes oder den über­

ren Facetten der Region befassen. Im markant gestalteten

dachten „italienischen“ Innenhof. Der geht wohl auf einen

„Schlesischen Museum“, direkt am zentralen Untermarkt,

bedeutenden früheren Hausherren der Peterstraße 4 zurück:

entfalten sich rund tausend Jahre Kulturgeschichte: filigra­

Barthel Schulz war im 16. Jahrhundert nicht nur Bürger­

ne Goldschmiedearbeiten aus Breslau, glitzernde Preziosen

meister von Görlitz, sondern auch Astronom, Kartograph,

aus den Glashütten des Riesengebirges oder die berühmte

Mathematiker und Lehrer. Der Gelehrte wurde als Bartho­

Keramik aus Bunzlau. Bis in die Bildende Kunst der klassi­

lomäus Scultetus berühmt und stand mit Johannes Kepler

schen Moderne spannt sich der Bogen der Schau und eröff­

und anderen Geistesgrößen seiner Zeit im Austausch; eine

net einen aufregenden Blick auf die wechselvolle Vergangen­

Gedenktafel im Eingangsbereich verweist auf die Verdienste

heit Schlesiens.

des berühmten Görlitzers. Der jedenfalls soll sich einst aus Italien eine junge Geliebte mitgebracht haben. Ihr zuliebe hat Scultetus den Innenhof angeblich angelegt, damit sie sich an der Neiße leichter zu Hause fühlte.

Untermarkt Görlitz mit dem Ratscafé  © FoudVollmer

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Kamenz in der Oberlausitz 38

Marienkrönungsaltar  © Carsta Off


UNTER ENGELN DIE KLEINE PILGERKIRCHE ST. JUST IN KAMENZ ZIEHT SEIT JAHRHUNDERTEN REISENDE IN IHREN BANN. EIN GRUND DAFÜR ERSTRAHLT NUN WIEDER IN SCHÖNSTER PRACHT.

Kreuzgewölbe  © Carsta Off

Das 15. Jahrhundert hatte gerade begonnen, als ein böhmischer Künstler mit sei­ nen Gehilfen erstmals Hand anlegte. Viel weiß man nicht über ihn, nicht einmal sein Name ist überliefert, aber offenbar war er ein Meister seines Fachs. Engel hatten seine Auftraggeber bestellt und biblische Szenen, die das Kamenzer Pilger­ kirchlein zum Lob Gottes verschönern sollten. St. Just wird es heute genannt und wurde vermutlich um das Jahr 1300 dem heiligen Jodokus geweiht, einem breto­ nischen Königssohn, der die Mönchskutte der Herrscherkrone vorgezogen hatte und als Patron frommer Pilger gilt. Gut möglich, dass der Künstler zuvor am Pra­ ger Hof des glücklosen Böhmenkönigs Wenzel IV. sein Handwerk ausübte. Des­ sen ungleich erfolgreicherer Vater Kaiser Karl IV. hatte zuvor für eine boomende Wirtschaft in Böhmen gesorgt, was auch die Kunst zu einer neuen Blüte brachte. Und was damals bei Hofe gerade recht war, sollte nun auch in Kamenz für einen neuen Glanzpunkt sorgen. 39


Marienkrönungsaltar  © Carsta Off

DIE RÜCKKEHR DER JUNGFRAUEN

FEINSTE SAKRALKUNST

Rund 600 Jahre liegen die Zeiten zurück, als der Meister

Die filigrane Handschrift des Künstlers und die Liebe zum

frischen Putz für seine Fresco-Malerei anrührte, die ersten

Detail machten auch für die Kunsthistorikerin Dr. Sylke

Figuren zwischen den Gewölberippen skizzierte und sein

Kaufmann den Zauber dieser Kirchgestaltung aus. Sie ver­

Kunstwerk mit viel Freude am Detail vollendete. Auf die Fer­

weist auf die schlank und elegant gezeichneten Figuren und,

tigstellung folgten bewegte Jahrhunderte: Die Reformation

soweit noch erkennbar, deren feine Mimik. „Weil etliche

nahm ihren Lauf und irgendwann verschwanden die Engel,

dargestellte Personen sehr modische, zeitgenössische Klei­

die Heiligen Drei Könige und der gekreuzigte Heiland ebenso

dung tragen, können wir die Malereien relativ sicher um das

unter einer Schicht Farbe wie die „klugen und törichten Jung­

Jahr 1400 datieren“, sagt Kaufmann. Auch die verwendete

frauen“ oder die Gewölbeengel. Dass Pfarrer Michael Gärtner

Mischtechnik sei damals recht verbreitet gewesen: „Wenn

im Jahr 2019 wieder in diesem farbenprächtigen Altarraum

die Fresco-Malerei auf frischem Putz getrocknet war, wur­

predigen kann, grenzt an ein Wunder. Dieses Wunder hat mit

den häufig feinere Elemente in Secco-Technik hinzugefügt“,

der Wiederentdeckung der Wandmalereien in den1930er-Jah­

erklärt sie. Darum seien bei vielen Figuren keine Gesichter

ren zu tun, aber auch mit dem großen Engagement seiner

mehr zu erkennen, weil diese Trockenmalerei weniger halt­

Kirchgemeinde. Denn die Zeit und Feuchtigkeit hatten tie­

bar ist. Dennoch ist sie sicher, dass es in ganz Deutschland

fe Spuren in den mittelalterlichen Mauern hinterlassen. So

nur wenige mittelalterliche Wandmalereien von dieser Qua­

brauchten die Kamenzer Enthusiasten einen langen Atem, bis

lität gibt, und „wenn man die böhmische Prägung der Kunst­

alle Feuchtigkeitsprobleme behoben wurden und die aufwen­

werke einbezieht, sind sie zweifellos einzigartig.“

dige Restaurierung Ende 2018 abgeschlossen war. Seitdem

Damit möglichst viele Kamenz-Besucher einen Blick in

wird St. Just von immer mehr Menschen besucht – „selbst

die St. Just-Kirche werfen können, will Pfarrer Gärtner nun

viele Kamenzer hatten keine Ahnung, welches Schmuckstück

verlässliche Öffnungszeiten organisieren. Nicht zuletzt, weil

sie in ihrer Nähe haben“, sagt Michael Gärtner. Viele Beer­

die Kirche direkt am ökumenischen Pilgerweg „Via Regia“

digungen hält er in der kleinen Kirche am größten Friedhof

liegt. Bis es soweit ist, rät er den Gästen, „einfach während

der Stadt und immer wieder auch andere Gottesdienste. In

der Geschäftszeiten freundlich bei der Friedhofsverwaltung

der Renovierungsphase, erzählt er, habe er gern „mit den En­

um Einlass zu bitten“. Gruppen können bei den Städtischen

geln Aug in Aug“ auf dem Gerüst gestanden. Besonders beein­

Sammlungen Kamenz Führungen buchen.

druckt den Pfarrer, „dass jeder der Engel eine ganz eigene Per­ sönlichkeit hat“, was sich auch von unten gut erkennen lässt. 40


Wandmalereien mit Passionsszenen  © Hein 41


EINE STARKE FRAU

Meißen an der Elbe 42


DIE SOZIALKRITISCHE AUTORIN LOUISE OTTO-PETERS EBNETE DER DEUTSCHEN FRAUENBEWEGUNG DEN WEG. MEISSEN FEIERT 2019 IHREN 200. GEBURTSTAG. SOZIALKRITISCH AUS ÜBERZEUGUNG

REVOLUTIONÄRE IDEEN

Eine erste Begegnung mit der streitbaren Meißnerin ergibt

Ein Bummel durch die Kopfsteinpflastergassen der Meiß­

sich bei ihrem Geburtshaus am Baderberg im Schatten der Al­

ner Innenstadt führt zu weiteren Stationen, die mit Ot­

brechtsburg. Überlebensgroß und ziemlich streng blickt Ot­

to-Peters’ Leben verknüpft sind. In der prächtigen Frau­

to-Peters hier als Wandgemälde auf die Besucher herab. Zeit­

enkirche wurde sie am Tag nach ihrer Geburt getauft und

lebens war das Haus ein wichtiger Ort für sie. Hier lebte sie

Ostern 1834 auch konfirmiert. Gleich nebenan hatte Dr.

mehr als zwei Jahrzehnte allein, nachdem sie ihre Eltern im

Otto, ihr Großvater väterlicherseits, seine Praxis und der

Alter von 17 Jahren verloren hatte. Hier unternahm sie früh

Vater ihrer Mutter war oben auf dem Burgberg als Porzel­

schriftstellerische Versuche und verfasste ihre ersten sozial­

lanmaler in der Manufaktur angestellt gewesen.

kritischen Romane. Viel beachtet wurde vor allem das Werk

Gleich nebenan im gotischen Dom heiratete Louise

„Schloss und Fabrik“ von 1846, das die unmenschlichen Le­

1858 den revolutionären Schriftsteller August Peters. Der

bensbedingungen armer Fabrikarbeiter und ihrer Familien

hatte zuvor eine siebenjährige Haftstrafe wegen seiner Be­

thematisierte. Nach einem Besuch bei Textilarbeitern in Oeder­

teiligung an den Revolutionskämpfen von 1848/49 absit­

an notierte Otto-Peters bereits 1840 tief beeindruckt: „…so

zen müssen, was seine künftige Frau nicht davon abhielt,

töne auch mit weiblichem Erbarmen | mein Singen für die

sich bereits im Kerker mit ihm zu verloben.

ausgestoßnen Armen! | Es fordert auch Gemeinschaft aller Güter, | Es ruft nur laut: So leiden uns’re Brüder“.

Bald nach der Hochzeit siedelte das freigeistige Ehe­ paar nach Leipzig um. Zwar reiste Louise Otto-Peters auch

Soziale Fragen zählten wohl auch deshalb neben den

weiterhin häufig in ihr Elternhaus nach Meißen, doch

Frauenrechten zeitlebens zu ihren wichtigsten Lebensthemen.

Leipzig wurde nun zum Lebensmittelpunkt. Bis zum Tod

„Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht

ihres Ehemannes 1864 gab sie hier gemeinsam mit ihm

ein Recht, sondern eine Pflicht“, formulierte Otto-Peters spä­

die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ heraus. Ein Jahr später

ter und gab 1849 erstmals ihre „Frauen-Zeitung“ heraus, die

gründete Louise Otto-Peters mit drei Mitstreiterinnen den

bereits im Folgejahr von den Zensurbehörden verboten wur­

Leipziger Frauenbildungsverein und veranstaltete eine ers­

de. Daneben hatte die Schriftstellerin immer wieder mit exis­

te deutsche „Frauenkonferenz“ in der Messestadt. Sie ini­

tenziellen Sorgen zu kämpfen. Das hinterlassene Vermögen

tiierte den Allgemeinen Deutschen Frauenverein, den sie

ihrer Eltern ging nach einigen Jahren zur Neige, sodass sie mit

lange Jahre leitete, und immer wieder veröffentlichte sie

ihren Publikationen ihren Lebensunterhalt bestreiten musste.

Schriften, in denen sie mehr Teilhabe von Frauen am öf­ fentlichen Leben einforderte. Im Jahr 1895 starb die Kämpferin für Frauenrechte in Leipzig. Viel hatte sie schon zeitlebens erreicht, doch etli­ che Früchte ihres Wirkens ernteten spätere Frauengenera­ tionen. Auch in Meißen, wo 1919 – genau zum 100. Ge­ burtstag von Louise Otto-Peters – erstmals auch weibliche Stadtverordnete ins altehrwürdige Rathaus von 1481 ein­ ziehen durften. • www.stadt-meissen.de/stadtmuseum

Ein Blick in die Ausstellung  © Stadt Meißen 43


ELBSCHLOSS MIT AUSBLICK HOCH OBEN RAGT DER SONNENSTEIN SEIT JAHRHUNDERTEN IN DEN HIMMEL ÜBER PIRNA. SO RICHTIG NAHE KAM ER DER STADT UND IHREN MENSCHEN NIE, DOCH DAS KÖNNTE SICH BALD ÄNDERN.

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Pirna in der Sächsischen Schweiz


Pirna und Schloss Sonnenstein um 1750, Bernardo Bellotto (Canaletto) © Eremitage Museum St. Petersburg

Am Anfang war die Burg. Noch bevor die Stadt Pirna 1233 erstmals urkundlich erwähnt wurde, stand auf dem Sonnen­ stein ein wehrhafter Bau. Historiker gehen davon aus, dass schon die Slawen im 10. Jahrhundert die prominente Posi­ tion hoch über dem Elbtal als militärisch wichtigen Stütz­ punkt nutzten. Und so ist die Pirnaer Stadtsilhouette seit jeher vom Sonnenstein samt Schloss oder Burg geprägt. Canaletto verewigte ihn mehrfach in seinen ikonischen Stadtansichten und auch heute dominiert die Anhöhe das Bild. Trotzdem war der Sonnenstein in all den Jahren nie so richtig Teil der Stadt, was mit seiner erhöhten Lage, aber auch mit seiner wechselvollen Geschichte zu tun hat. Aber das wollen die Pirnaer nun ändern und es passt gut, dass sich 2019 die erste schriftliche Erwähnung der Burg anno 1269 zum 750. Mal jährt. Das Jubiläum gibt den Anlass für ein buntes Veranstaltungsprogramm rund um den Sonnenstein.

Schloss Sonnenstein und die Pirnaer Altstadt  © Jens Dauterstedt

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Wandelkonzert mit der Künstlerin Annette Jahns  ©Frank Creutz

Kunstraum hinter wuchtigen Mauern  ©Frank Creutz

DER BLICK ZURÜCK Das Stadtmuseum im einstigen Dominikanerkloster wird im

Sonnensteins in den Vordergund. Mächtige Außenwerke ent­

Festjahr eine Ausstellung präsentieren, die ab Ende April für

standen, von denen die Kanonen freies Schussfeld auf die Elbe

sechs Monate in die Burggeschichte von den Anfängen bis

hatten. In der Regel lebten etwa 100 bis 150 Soldaten in der

ins frühe 19. Jahrhundert schaut. Wie genau die Burg in ih­

Garnison, die bis 1759 Bestand hatte und vier Jahre später

ren ersten Jahrhunderten aussah, wird man auch dort nicht er­

als Landesfestung aufgegeben wurde. Einige Jahrzehnte lang

fahren – darüber ist zu wenig bekannt. Allerdings weiß man,

lebten noch Soldatenfamilien auf dem Sonnenstein, bis 1811

dass sie schon in den ersten Jahrhunderten mehrfach die Be­

ein neues Kapitel begann. Als erste deutsche Heilanstalt für

sitzer wechselte: Die Wettiner mussten sie nach 1288 an den

psychisch kranke Menschen setzte die großzügige Anlage

Meißner Bischof abtreten, dann waren Böhmenkönige für ein

ein neues Denken in der Psychiatrie um, das ein menschen­

Jahrhundert die Hausherren und danach wieder die Wettiner.

würdiges Leben der Patientinnen und Patienten in den Mit­

In deren Ägide wurde die Burg um 1470 massiv umgebaut.

telpunkt stellte. Mehr als 125 Jahre währte diese Ära, bis sie

Der berühmte Baumeister Arnold von Westfalen soll beteiligt

im National­sozialismus ein brutales Ende fand: Von 1940 bis

gewesen sein, die alten Gemäuer zu einem moderneren und

1941 wurde der Sonnenstein Schauplatz der „Aktion T4“. Da­

repräsentativen Schloss umzubauen. Von hier aus verwalte­

bei wurden fast 14.000 meist psychisch kranke und geistig be­

ten vom Landesherren eingesetzte Vögte 200 Jahre lang das

hinderte Menschen ermordet.

wichtige Amt Pirna, danach trat die militärische Nutzung des 46


Mittleres Werk der Festung Sonnenstein  ©Stadt Pirna

VIELFALT IM HEUTE Das und vieles mehr in der Geschichte mag die Distanz

Historie von Schloss, Kunst und Architektur auf dem Son­

der Stadt zum Sonnenstein erklären. Doch seit einigen Jah­

nenstein mitnehmen lassen.

ren kommt man sich wieder näher. In den Gebäuden auf

Im Übrigen ist das Areal rund um den Sonnenstein

dem Sonnenstein ist heute das Landratsamt untergebracht

auch eine perfekte Fluchtmöglichkeit aus dem Trubel der

und einen kurzen Spaziergang entfernt lohnt eine sehens­

Innenstadt. Wem das bunte Treiben rund um den Markt­

werte Gedenkstätte zur „Aktion T4“ und der Geschich­

platz zu viel wird, der ist in wenigen Minuten im Grünen.

te der Heilanstalt den Besuch. Die „Bastionen“ öffnen seit

Man flaniert am Hausberg über die Spazierwege, genießt

Jahren zum „Skulpturensommer“ ihre Tore für die Kunst –

die Terrassengärten oder den Blick auf die Elbe bis nach

2019 unter dem Motto „Das Tier - Sinnbild des Göttlichen“.

Dresden. Dieser ist vom Canalettoweg unterhalb der Burg­

Der Schlosshang selbst wird im Rahmen des Stadtfes­ tes am 16. Juni zum Schauplatz eines Familienspektakels für

anlagen besonders schön, der dann direkt in den Malerweg in Richtung Sächsische Schweiz übergeht.

alle Generationen. Zu den zahlreichen Angeboten gehören unter anderem Fledermausführungen, Musik und Mitmach­

• www.pirna.de

aktionen. Für Kinder ist hier und im angrenzenden Terras­ sengarten eine Schatzsuche angelegt, die das ganze Jahr über lohnt, und die Erwachsenen können sich bei Führungen in die 47


GESCHICHTE VOLLER LEBEN

Torgau an der Elbe 48

Renaissance-Tänzer auf Schloss Hartenfels  © Wolfgang Sens


DEM GESTERN KANN MAN IN TORGAU NICHT ENTKOMMEN. WIESO SOLLTE MAN AUCH? • IN DEN GASSEN LEBT DIE REICHE GESCHICHTE DER STADT BIS HEUTE WEITER.

Torgaus Charme lebt von der Geschichte, die sich bis heute in der Stadt nacherleben lässt. Mehr als 600 Baudenkmäler machen Torgau zu einer der schönsten Renaissance-Städte Deutschlands und Historisches findet sich in allen Gassen. Hier eilte schon Georg Spalatin über das Kopfsteinpflaster, Martin Luther natürlich und auch dessen Frau Katharina von Bora, die vor ihrem Tod einige Zeit in der Stadt lebte und in der Stadtkirche St. Marien beigesetzt wurde. An­ dere denkwürdige Ereignisse liegen nur Jahrzehnte zurück, wie das Ende des Zweiten Weltkriegs, bei dem Torgau eine gewichtige symbolische Rolle spielte. Im April 1945 trafen hier sowjetische und amerikanische Soldaten aufeinander und reichten sich an der zerstörten Elbbrücke die Hände: Dieses Bild ging um die Welt. Und dann ist da noch Schloss Hartenfels, das über die Jahrhunderte ganz unterschiedliche Rollen für Torgau spiel­ te. Kaiser Karl V. beneidete die sächsischen Kurfürsten im 16. Jahrhundert um ihr Schloss, das mit seinem Großen Wendelstein als architektonische Meisterleistung gilt und als Deutschlands bedeutendstes Frührenaissance-Schloss. Andere Besucher nehmen den Bau als die „Schaltzentrale der politischen Reformation“ wahr, denn tatsächlich hätten es Luthers Ideen nach 1517 ohne die Fürsprache der hiesigen Kurfürsten ungleich schwerer gehabt. Und wie viele kleine Schlossgäste kann man Hartenfels auch noch ganz anders se­ hen: als den Ort, „wo die Bären sind“. Wenn nämlich Benno, Bea und Jette nicht gerade Winterschlaf halten, sind die drei Braunbären im Schlossgraben die absoluten Publikumslieb­ linge auf Hartenfels. 49


Die Bären von Schloss Hartenfels  © LRA Nordsachsen

LUTHER AUF „SEINER“ KANZEL Ob sich Martin Luther anno 1544 schon an den Bären er­ freut hat, ist nicht überliefert. Am 5. Oktober jedenfalls wird er kaum einen Blick für den Burggraben gehabt haben, denn an jenem 17. Sonntag nach Trinitatis stand er vor ei­ ner ganz besonderen Aufgabe. Auf Einladung von Kurfürst

Schlosskirche mit Lutherkanzel  © Wolfgang Sens

Johann Friedrich dem Großmütigen sollte er die erste Pre­ digt in der neuen Schlosskapelle halten. Sie gilt als der erste

LEUCHTENDE FESTTAGE

protestantische Kirchenbau überhaupt und Luther soll sogar

Besucher brauchen deshalb auch heute nicht viel Fantasie,

selbst mit dem Architekten über seine Vorstellungen für das

sich den Festgottesdienst am 5. Oktober vor 475 Jahren vor­

Bauvorhaben gesprochen haben.

zustellen. Unter der Kanzel die Prominenz des Kurfürsten­

So verwundert es nicht, dass sich viele Elemente von

tums, oben der wortgewaltige Prediger Luther. Und der war

Luthers Theologie in der Architektur des Innenraums ver­

wohl zufrieden mit der neuen Kirche, mahnte aber zugleich

orten lassen. Gleich der erste Blick in die Schlosskapelle fällt

in seiner Predigt: „Nicht, daß man daraus eine sonderliche

auf die Kanzel direkt gegenüber dem Portal. Das betont die

Kirche mache, als wäre sie besser denn andere, wo man Gottes

Bedeutung, die der Reformator der Predigt beimaß. Die

Wort predigt.“ Dem Kurfürsten muss die Predigt gefallen

Gestaltung der Kanzelreliefs von Simon Schröter führt die

haben. Zum Dank, so heißt es, habe er Luther ein Fässchen

Symbolik fort: Drei neutestamentarische Geschichten wer­

Most nach Wittenberg senden lassen.

den hier dargestellt, die jeweils für einen essenziellen luthe­

Auch die Torgauer sind bis heute stolz auf ihr bedeuten­

rischen Begriff stehen: Gnade, Schrift und Christus. Der

des Gotteshaus. Sie nutzen das Kirchweih-Jubiläum für ein

Rest des lichten Kirchraums mit zwei Emporen ist beein­

rauschendes Altstadtfest und feiern mit ihren Gästen vom 3.

druckend schlicht gehalten. Der Altar wird von vier Engels­

bis 6. Oktober 2019. Künstlerische Lichtinstallationen wer­

figuren getragen und steht auf einem zweistufigen Podest.

den dann auf Hartenfels die „leuchtenden Ideen“ der Refor­

Und auch wenn wohl ursprünglich noch ein Flügelaltar aus

mation symbolisieren, ergänzt durch Klanginseln in der gan­

der Werkstatt von Lucas Cranach zur Ausstattung gehörte,

zen Stadt. Historische Darstellungen und Straßenkunst lassen

macht diese Innenausstattung eine Abkehr vom Prunk der

sich in den Gassen der Elbestadt erleben, kurzum: ein Trubel

römisch-katholischen Kirche überdeutlich. Die schlichte

wie zu Luthers Zeiten.

Gestaltung des modernen Gestühls nebst Lesepult und Tauf­ becken unterstreicht diese Haltung nochmals. 50

• www.torgau.de


Renaissance-Damen  © Dirk Brzoska 51


STADT PLUS FLUSS DIE DRAMATISCHEN MULDE-HOCHWASSER VON 2002 UND 2013 HABEN GRIMMA VERÄNDERT. 2019 ZEIGT SICH, WIE AUS DIESEM SCHICKSAL EINE CHANCE WURDE UND SICH DIE STADT MIT DEM FLUSS VERSÖHNTE. Es ist ein perfekter Zufall: Genau 300 Jahre nach Vollendung

te ihm bereits die Pläne für den prachtvollen Dresdner Zwin­

der Pöppelmannbrücke findet in Grimma ein Projekt seinen

ger geliefert und machte sich rasch an die Arbeit. Pöppelmann

Abschluss, das ebenso eng mit dem Fluss verknüpft ist wie die

zeichnete eine schlanke Steinbrücke mit sechs Bögen, als Ma­

Geschichte dieser Brücke. Die nahm ihren Anfang um das

terial wählte er roten Porphyrtuff aus dem nahen Rochlitz.

Jahr 1716, als Kurfürst August der Starke seinen Oberlandes­

Drei Jahre später war die Brücke fertig und schloss eine Lücke

baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann beauftragte, eine

in der Eilpostlinie zwischen Dresden und Leipzig. Die Investi­

neue Brücke über die Mulde zu entwerfen. Der Architekt hat­

tion von 20.000 Talern hatte sich gelohnt.

Grimma an der Mulde 52

Foto oben: Grimma heute  ©David Rieger

Foto unten: Grimma während des Hochwassers 2002  ©Ronny Schäfer


DER KAMPF GEGEN DAS WASSER

EIN NEUER BLICK AUF DEN FLUSS

Für viele Grimmaer grenzt es an ein Wunder, dass die Brü­

Das Auffälligste an der Anlage ist allerdings ihre Unauffällig­

cke heute noch steht. Auch wenn das nicht so ganz stimmt:

keit. Denn obwohl die gesamte Grimmaer Altstadt von einer

Genaue Beobachter bemerken, dass von Pöppelmanns sechs

Flutmauer und einem gewaltigen unterirdischen Kanalsystem

Brückenbögen nur mehr vier vorhanden sind. Und das wie­

geschützt wird, fällt das bemerkenswerte Bauwerk im Stadtbild

derum hat mit der zweiten Geschichte zu tun, die Millionen

kaum auf. Für den Gästeführer Rudolf Brendel gibt es darum

Menschen im ganzen Land vor den Fernsehgeräten fesselte.

genug Gelegenheit, auf viele technische Details hinzuweisen,

Manche sprachen damals von einem „Jahrtausendhochwas­

die Spaziergänger leicht übersehen. Bei seiner Führung stellt

ser“, andere von einer „Jahrhundertflut“, was freilich für die

er das Thema Hochwasser ins Zentrum, denn „das ist oft das

Menschen in Grimma keinen Unterschied machte, deren his­

einzige, was viele Gäste über Grimma wissen“. Natürlich führt

torische Altstadt gerade dreieinhalb Meter unter Wasser stand.

die Strecke über die Brücke, deren vier Bögen seit 2012 wieder

Wochenlange Regenfälle im Erzgebirge hatten die Zwickauer

durch eine Stahlkonstruktion komplettiert werden. Der Spa­

und die Freiberger Mulde anschwellen lassen. Kurz vor Grim­

zierweg am anderen Ufer der Mulde erlaubt dann den Blick

ma vereinigen sich die beiden Flüsse und überspülten die

auf die Flutmauer mit ihren 79 Durchlässen, die in kürzester

Stadt mit nie gekannten Wassermassen. Wo im schnellstflie­

Zeit verschlossen werden können. „Einmal im Jahr wird das

ßenden Fluss Europas normalerweise 50 Kubikmeter Wasser

geprobt“, erklärt der Stadtführer. Dann zeigt er auf die histo­

pro Sekunde vorbeifließen, rauschten nun 3.000 Kubikmeter

rische Stadtmauer, die nun dank Betonverstärkung auch gegen

heran. „Das war unvorstellbar“, erinnert sich Grimmas Ober­

die Fluten der Mulde schützt. Wo die Mauer fehlt, übernehmen

bürgermeister Matthias Berger heute an jene Tage, in denen

bestehende Gebäude den Hochwasserschutz. „Etliche Gebäude

auch drei Pfeiler der Pöppelmannbrücke fortgespült wurden.

wurden umgebaut, Mauern wurden verstärkt und alle Fenster

Grimmaer Flutmauer  © Stadt Grimma

Damals war er gerade ein Jahr im Amt und die Mulde wur­

und Türen lassen sich bis zu einer gewissen Höhe mit passge­

de zu seinem Thema. Sie blieb es über die Jahre und über das

nauen Metallsperren abdichten.“

nächste Hochwasser 2013 hinaus, das nur wenig niedriger

Das Überraschende am Flutschutz in Grimma ist aller­

ausfiel und die Flutschäden auf insgesamt rund 400 Millio­

dings nicht die technische Finesse oder das große Engagement,

nen Euro anwachsen ließ. Bis heute hat Berger ständig Nie­

mit dem sich die Stadt und ihr Bürgermeister dabei einge­

derschlagsmengen und Pegelstände auf seinem Smartphone

bracht haben. Erstaunlich ist, dass sich die Stadt dadurch zum

im Blick, auch wenn er solche Wassermassen wie in der Ver­

Fluss geöffnet hat und die Mulde gleichsam in die Stadt holt –

gangenheit nicht mehr fürchten muss. Denn beim Stadtbum­

auf eine positive Weise. Rauschte der Fluss bisher an Grim­

mel kann er auf dutzende Fluttore weisen, schaut am neuen

ma vorbei, ist er nun Teil der Stadt. Erstmals gibt es einen

Pumpenhaus vorbei und referiert über technische Details der

Uferweg auf der Stadtseite. Am historischen Kloster ist eine

„derzeit wohl modernsten Hochwasserschutzanlage“, die nun

moderne Pergola entstanden, die als Flutschutz dienen kann,

im Jahr des Brückenjubiläums fertiggestellt wird.

aber im geöffneten Zustand einen bezaubernden Mini-Park erschließt, in dem nun die ersten Veranstaltungen stattfin­ den. Bald wird ein neuer Rundweg an beiden Ufern komplett

• Stadtführungen zum Hochwasserschutz

begehbar sein und dann – auch wenn das noch etwas dauern

mag – die Stadt und ihre Menschen mit der Mulde versöhnen.

können in der Stadtinformation gebucht werden.

53


TURMGESCHICHTEN ÜBER DEN DÄCHERN WARTET EIN NEUER BLICK AUF BAUTZEN – UND DAS IN ETLICHEN VARIANTEN. EIN ORTSBESUCH AUF UND IN DEN TÜRMEN DER STADT.

Blick aus dem Reichenturm auf den Wendischen Turm  © Jiří Částka


Seit vielen Jahrhunderten prägen die Türme Bautzens Silhouette. Im Jahr 1002 wurde die Stadt erstmals urkund­ lich erwähnt, seitdem baut man hoch oben über der Spree gern etwas wei­ ter in die Höhe. Zu den markantesten Bautzener Türmen zählt zweifellos die Alte Wasserkunst (Seite 57): Sie ragt bei weitem nicht am höchsten über die Dächer, aber aus der herrlichen Stadtansicht von der Friedensbrücke sticht ihr Rundturm aus dem Jahr 1558 wie ein Markenzeichen Bautzens hervor. Der Spreerundblick ist übri­ gens nicht der einzige gute Grund für einen Besuch. Weil die Alte Wasser­ kunst einst für die Wasserversorgung der Innenstadt gebaut wurde, beher­ bergt sie ein noch heute sehenswertes technisches Denkmal, das ganzjährig für Besucher geöffnet ist.

Bautzen in der Oberlausitz 55


LEBEN AUF HÖCHSTEM NIVEAU Als ziemlich „schräges Vergnügen“ gilt der Besuch auf dem Reichenturm. Der stammt wohl aus dem späten 15. Jahr­ hundert und erhielt seine heutige Form im Jahr 1718, als die barocke Turmhaube aufgesetzt wurde. Seine Beliebt­ heit verdankt der 56-Meter-Turm nicht nur der Aussicht, sondern auch seiner deutlich sichtbaren Schräglage: Stolze 1,41 Meter neigt sich der Bau gen Nordwesten. Von Ap­ ril bis Oktober ist der Reichenturm täglich zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet, was ihn zu einem der meistbesuch­ Türmer-Ehepaar Kuschel  © Jens-Michael Bierke

ten Türme Bautzens macht. Nicht allerdings zum „beleb­ testen“. Dieses Prädikat verdient zweifellos der Domturm von St. Petri. Hier nämlich hat sich Familie Kuschel in

DIE QUAL DER TURMWAHL

vierter Generation über Bautzens Dächern sogar häuslich

Weil Bautzen auf massivem Lausitzer Granit erbaut wurde,

eingerichtet. Ihre kleine Türmerwohnung mit leuchten­

war frisches Wasser über Jahrhunderte eine wertvolle und

den Blumenkästen in höchster Höhe bewohnen die Ku­

knappe Ressource. Mehrere verheerende Stadtbrände prä­

schels gemeinsam seit 1982 – „ich bin wegen der Liebe hier

gen darum die Stadtgeschichte, aber auch ein weiteres tech­

hoch gezogen“, sagt Monika Kuschel, die auch als Küste­

nisches Denkmal. Bautzens jüngster Turm wurde 1877 als

rin im Dom tätig ist. Ihr Ehemann nämlich lebte bereits

Wasserspeicher in der Ruine der Mönchskirche errichtet.

seit 1950 bei seinen Großeltern auf dem Turm, von denen

Wer ihn im Rahmen einer Führung besucht, sollte nicht auf

er den Türmerposten später „erbte“. „Mein Urgroßvater ist

eine tolle Aussicht hoffen. Dafür fasziniert sein Innenleben

am 1. Oktober im Jahr 1900 hier oben eingezogen“, erzählt

umso mehr: Genietete Stahlplatten formen einen riesigen

er und scherzt: „Als Bautzens höchster Beamter mit dem

Wassertank, der die Innenstadt mit Trinkwasser versorgte.

niedrigsten Gehalt“. Zu seinen Aufgaben habe damals die

Gusseiserne Leitungen und zentnerschwere Zahnräder sind

Feuerwacht vom Turm aus gehört und das Schlagen der

ebenfalls zu besichtigen und wirken so in die Jahre gekom­

Stundenglocke. Derlei offizielle Aufgaben muss das Ehe­

men, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Anlagen

paar Kuschel heute nicht mehr ausüben, weil die Glocken

bis 1979 in Betrieb waren.

längst automatisch funktionieren. Beschwerlich ist das Le­

Wesentlich früher und länger war der Matthiasturm in

ben 215 Stufen über dem Fleischmarkt dennoch, denn ei­

Benutzung, der zum Ensemble der Ortenburg gehört. Über

nen Aufzug gibt es nicht und einen Wasserhahn erst seit

Jahrhunderte diente er als Wachturm mit Durchgang zum

2015. Dennoch will das Türmerpaar so lange wie möglich

Wehrgang hoch über dem Tal der Spree. Außerdem beher­

„im Dienst“ bleiben, denn an dem Ausblick haben sie sich

bergt er eine Kapelle, die der Meißner Bischof Bruno II. be­

„bis heute nicht sattgesehen“. Ihr Bautzen-Panorama teilen

reits im Jahr 1225 geweiht haben soll und die im 15. Jahr­

sie an den Wochenenden zwischen Ostern und Dezember

hundert im Stil der damaligen Zeit neu gestaltet wurde.

gern mit Besuchern, wie es schon die Großmutter zu tun

Von ihrer Pracht zeugen heute allerdings nur noch filigrane

pflegte. „Sie warf den Turmschlüssel in einem gepolsterten

Steinmetzarbeiten an jenen Bauteilen, die von Kriegen und

Ledersäckchen zu den Gästen runter“, erinnert sich Dieter

Zerstörungen der vergangenen Jahrhunderte verschont blie­

Kuschel. Das läuft heute etwas anders, aber nach wie vor

ben. Um so prachtvoller entfaltet sich einige Stufen höher

schließt man als Domtürmer in Bautzen zwangsläufig vie­

die Panoramaaussicht auf Bautzen. Ringsum ist der Blick frei

le Bekanntschaften. Denn der Weg zur Aussichtsplattform

auf den Fluss und das weite Umland, den Dom und die mit­

führt praktisch durch die Wohnung der Kuschels.

telalterlichen Gassen im Schatten schmucker Bürgerhäuser. Und natürlich sind auch die anderen Türme gut zu sehen:

• www.bautzen.de/tuerme

der Nicolaiturm und die Neue Wasserkunst, der Lauenturm oder die Mühlbastei, in der man sogar Urlaub machen kann.

56

Foto rechts: Wahrzeichen Alte Wasserkunst mit Michaeliskirche  © Arkadiusz Weglewski



Nino Gehler, Ökologiestudent an der Zittauer Hochschule © Rafael Sampedro

© Anja Nixdorf-Munkwitz

© Anja Nixdorf-Munkwitz

ZITTAU SIEHT GRÜN

© mije shots

DER „GRÜNE RING“ WAR NUR DER ANFANG: JETZT WILL ZITTAU AN ALLEN ECKEN UND ENDEN GRÜNER WERDEN, UND VIELE DÜRFEN MITGÄRTNERN. SOGAR EINE FAST VERGESSENE ZWIEBELSORTE SOLL AUS DEM „DORNRÖSCHENSCHLAF“ GEHOLT WERDEN.

© Anja Nixdorf-Munkwitz

Nino Gehler, Ökologiestudent an der Zittauer Hochschule  © Rafael Sampedro


Dass es die Zittauer gern etwas grüner mögen, ist keine Neuig­

Damit der regionale, frische Geschmack leichter auf die

keit. Schon zwischen 1820 und 1869 scheuten sie keine Mühe,

Zittauer Teller kommt, bietet der Frischemarkt jeden Sams­

einen „grünen Ring“ um ihre Stadt zu legen. Dafür nutzten sie

tag am Rathaus das Beste aus der Gegend rund um Zittau.

das Gelände der längst nutzlos gewordenen Stadtmauer, de­

„Erfreulich viele junge Leute und Familien nutzen dieses

ren letzte Reste damals abgetragen wurden. Besondere Bäume

Angebot“, sagt der Stadtmarketing-Verantwortliche Kai

wie die schönste Platane der Stadt blieben stehen – und natür­

Grebasch. Er will solche Angebote weiter ausbauen und

lich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten außerhalb des Stadt­

lädt Ende Septemper zu den „Zwiebelwochen“ ein, die am

zentrums. So kam es, dass Zittau heute von einem rund drei

5. Oktober zum Erntedankwochenende beim ersten „Zit­

Kilometer langen Park umschlossen wird. Seine Besucher pas­

tauer Zwiebelmarkt“ ihren Abschluss finden sollen. Gärt­

sieren beim Bummel die Fleischerbastei samt Blumenuhr, kön­

nereien, Gastronomen und Bäckereien aus Zittau und den

nen einen Blick auf das berühmte „Große Fastentuch“ in der

nahen Partnerstädten werden da sein und die Zittauer mit­

Kirche zum Heiligen Kreuz werfen oder zur Erfrischung kurz

samt ihren Gästen auf den Geschmack bringen. Auch die

im klassizistischen Stadtbad eintauchen. Und wer sich noch

„Zittauer Gelbe“ soll dann mit von der Partie sein, eine hie­

etwas schlauer machen möchte, kann den Ring zwischen Mai

sige Zwiebelsorte, die 1830 registriert und europaweit po­

und Oktober bei einer geführten Tour erkunden.

pulär wurde.

FRISCHES IN DIE STADT

SELBST GRÜNER MACHEN

So grün, so gut, dachte man in Zittau – aber da geht noch mehr.

Weil neben den Obst- und Gemüseprofis auch vielen Zittau­

Unter dem Motto „Zittau gärtnert“ sprießen deshalb in der

er Freizeitgärtnern der „grüne Daumen juckt“, entstehen der­

Stadt seit einiger Zeit neue Ideen, von denen manche schon

zeit etliche bunt bepflanzte Ecken mitten in der Stadt. Bestes

sichtbar sind, andere bis zur Blüte noch ein wenig reifen müs­

Beispiel: der Amaliengarten. Unter dem Trendbegriff „Urban

sen. Was sie verbindet, ist die Rückbesinnung auf die reiche

Gardening“ haben Stadt und Hochschule am früheren Stand­

Gartenbautradition der Stadt. Die reicht bis ins späte Mittel­

ort eines Mehrfamilienhauses einen lebendigen Ort für Gar­

alter zurück, als böhmische Exilanten das fruchtbare Land vor

tenfans geschaffen. In der Amalienstraße „gärteln“ nun Stu­

dem Zittauer Gebirge erstmals für den Obst- und Gemüsean­

denten, Bürger, Kinder und ganze Familien und tauschen ihre

bau nutzten. Davon profitierte nicht nur der Speiseplan von

Erfahrungen aus. So entsteht gemeinsam ein neues, lebens­

Kleinbauern und Webern in der Region,

wertes Stück Zittau.

sondern auch die Wirtschaft. Bald präg­

Ähnlich könnte es einer Baubrache

ten Gemüsegärten das Zittauer Stadtbild

in der Breiten Straße ergehen, die bald

und größere Ackerflächen das Umland,

auf knapp 2.000 Quadratmetern zu ei­

von denen übrigens viele mit Zwiebeln

ner bunten Sommerwiese und Heimstatt

besetzt waren. Mehr als 200 kleine und

für Insekten werden soll. Und wer Ideen

mittlere Gartenbaubetriebe zählte man

hat, kann sich an einer weiteren Baulü­

in der Mitte des 19. Jahrhunderts rund

cke versuchen, nur einen Steinwurf vom

um die Stadt. Heute finden sich hier

Rathaus entfernt in der Böhmischen

noch zwei Dutzend Gärtnereien, so wie

Straße. „Solche Chancen haben wir vie­

die kleine Landwirtschaft von Klaus

le in Zittau, denn nicht überall können

Möse. Auf dem Acker seiner Eltern hat

wir die alte Bausubstanz erhalten oder

er sich in den frühen 1990er-Jahren auf Erdbeeren und Bee­

zeitnah restaurieren“, weiß Kai Grebasch (Foto). Deshalb ste­

renobst spezialisiert und ist seitdem auf den Wochenmärkten in

hen „grüne Ideen“ gerade hoch im Kurs, selbst wenn es dabei

und um Zittau mit seinem Verkaufsstand unterwegs. „Wir kön­

nur um die temporäre Begrünung maroder Fassaden geht. Neue

nen mit unterschiedlichen Sorten und Folientunnel-Anbau oft

Impulse erhofft er sich auch über das Projekt „Ab in die Mitte“:

von April bis Oktober frische Erdbeeren aus der Region anbie­

Als Preisträger des Landeswettbewerbs hat sich Zittau gerade

ten“, sagt Klaus Möse. Viele Kunden kämen in der Hochsaison

die wissenschaftliche Unterstützung für die Weiterentwicklung

ab Juni sogar direkt bei ihm vorbei, an der Landstraße nach Lü­

solcher Vorhaben gesichert.

ckendorf. Manche pflücken gern auch selbst – denn „so frisch bekommt man die Früchte im Supermarkt kaum.“

Zittau in der Oberlausitz 59


KULTURHÖHEPUNKTE 2019/2020 MEISSEN

PIRNA

ZITTAU

16. – 30. Juni 2019

25. August 2019

29. Mai 2019

Neue Burgfestspiele Meißen

Königliche Hochzeit – 1719 reloaded

Spectaculum Citaviae: das Zittauer Historienspektakel

7. September 2019

7./8. September 2019

Lange Nacht der Kunst,

Historienspiel

16. – 18. August 2019

Kultur und Architektur

„Der Retter der Stadt Pirna“

Deutsche Meisterschaften im Cross-Triathlon – O-SEE Challenge

26. November – 24. Dezember 2019

26. November – 30. Dezember 2019

Meißner Weihnacht

Canalettomarkt

5. Oktober 2019 1. Zittauer Zwiebelmarkt

PLAUEN

RADEBEUL

ZWICKAU

21. – 23. Juni 2019

24./25. August 2019

14. Juni 2019

60. Plauener Spitzenfest

Tage des offenen Weinguts

Romantisches Lichterfest in den

28. Juni 2019

5./6. Oktober 2019

14. Nacht der Museen

Churfürstliches Weinbergfest

14./15. September 2019

in der Hoflößnitz

Historisches Markttreiben –

Schwanenteich-Parkanlagen

21. September – 20. Oktober 2019 Ausstellung e.o.plauen-Förderpreis

Zwickau im Wandel der Zeit 28./29. März 2020 Whisky-Festival Radebeul

10. – 14. Oktober 2019

7. – 14. März 2020

im Hotel Goldener Anker,

Premiere: 1. Internationales

25. Europäischer Bauernmarkt

Altkötzschenbroda

Puppentheaterfestival in Zwickau

TORGAU

DRESDEN

CHEMNITZ

11. – 21. Juli 2019

Eröffnung September 2019

4. Mai 2019 – 4. August 2019

Internationale Sächsische Sänger­

Die Paradegemächer August

Kunstsammlungen Chemnitz

akademie Schloss Hartenfels Torgau

des Starken betreten wie 1719

Sonderausstellung „Bauhaus: Textil und Grafik 1919 – 1933“

3. – 6. Oktober 2019

7. Dezember 2019

„Torgau leuchtet“

Neueröffnung: Gemäldegalerie Alte

29. September – 1. Dezember 2019

Kirchweih, Lichtkunst, Altstadtfest

Meister und Skulpturensammlung im

Industriemuseum Chemnitz

Semperbau am Zwinger

Sonderausstellung „Marianne Brandt“

„Elbe Day“ Musik-Festival

17. – 25. Mai 2020

27. September 2019 – 29. März 2020

anlässlich der historischen

50. Internationales

Staatl. Museum für Archäologie

Begegnung im April 1945

Dixieland Festival

Sonderausst. „Leben am Toten Meer“

24. – 26. April 2020

60


GRIMMA

BAUTZEN

KAMENZ

14. – 16. Juni 2019

20. Juni – 28. Juli 2019

21. Juni 2019

Ope(r)n Air am Kloster Nimbschen

24. Bautzener Theatersommer

„Fête de la Musique“

Es war einmal im Osten... 23. – 25. August 2019

„SONNENALLEE“

2. Street Food Festival Grimma

16. – 22. August 2019 Kamenzer Forstfest

4. – 7. Juli 2019 29. November – 15. Dezember

XIII. Internationales Folklorefestival

14./15. Dezember 2019

Weihnachtsmarkt Grimma

„Łužica/Lausitz“

Märchenhaftes

12. April 2020

30. August – 1. September 2019

„Ostersonntag bei Käthe“

Altstadtfestival „Wasser | Kunst | Licht“

Advents-Spectaculum

FREIBERG 4. – 15. September 2019 Gottfried-Silbermann-Tage „Musik und Macht“ 26. November – 22. Dezember 2019 Freiberger Christmarkt 25. April – 1. November 2020 Sächsische Landesausstellung „Schauplatz Erz“

GÖRLITZ

ANNABERGBUCHHOLZ

4. – 6. Juli 2019

LEIPZIG CLARA19 - Festjahr zum 200. Geburtstag von Clara Schumann

Internationales Straßentheater-

28. August – 1. September 2019

festival „ViaThea“

2. Internationales

23. August 2019 – 19. Januar 2020

Märchenfilm-Festival fabulix®

Ausstellung im Bach-Museum

29. November – 23. Dezember 2019

12. – 29. September 2019

Annaberger Weihnachtsmarkt

Schumann-Festwochen

12. – 21. Juni 2020

14. September 2019

500 Jahre Annaberger KÄT

Schumann-Haus, Neueröffnung

20./21. Juli 2019 Schlesischer Tippelmarkt 6. – 22. Dezember 2019 Schlesischer Christkindelmarkt

des Museums und Inselstraßenfest 61


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Torgau

6

4 Kamenz

Leipzig

5 Grimma

Bautzen

Meißen

Görlitz

Radebeul Dresden Pirna

3

Freiberg Zwickau

2 Plauen

1

Chemnitz AnnabergBuchholz

1 Vogtland 2 Erzgebirge 3 Sächsische Schweiz 4 Oberlausitz 5 Dresden Elbland 6 Region Leipzig

62

Zittau


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An der Frauenkirche, QF Passage Neumarkt 2 · 01067 Dresden Telefon +49 (0) 0351-501 501 info@dresden.travel www.dresden.de/tourismus 63


www.mahlerfestival.de

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