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FLEET MANAGEMENT TCO-Betrachtung

«TCO-Betrachtungen sind als Bestandteil der Evaluation zu verstehen – niemals abschliessend» Total Cost of Ownership (TCO) sind die Gesamtkosten des Betriebs, sagt Wikipedia. Aber was sind die Gesamtkosten des Betriebs? Können die Werte überhaupt verglichen werden? Was beschreiben die Parameter? Sind es die richtigen Parameter für unser Unternehmen? Was müssen wir zusätzlich erheben und welchen Aufwand wollen wir betreiben? Dies sind die wichtigen Fragen.

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ie «TCO»-Betrachtungen suggerieren die Kosten, welche im Betrieb von Fahrzeugen entstehen und in die Zukunft projiziert werden können. Dem ist nicht so. Es ist ein momentaner Vergleichswert, welcher auf statischen Daten basiert. Meist werden die Kosten von Wartung, Reifen, Reparatur, Treibstoff, Finanzierung und Versicherung erfasst. Diese Daten werden auf vorgegebenen Laufleistungen ermittelt. Auf den ersten Blick klar und unmissverständlich. Doch bereits hier stellen sich Fragen: Mit welchen Reifen wurde gerechnet, Premium oder Low Cost? Sind die Stundenansätze von Werkstätten unterschiedlicher Marken vergleichbar? Mit welchen Reparaturen ist zu rechnen? Und nicht zuletzt, was sind die gedeckten Risiken der Versicherung? TCO beinhalten statische Vergleichswerte. Der Faktor Mensch Nach dem kritischsten Moment im Lebenszyklus eines Fahrzeuges sieht die Welt «meist» anders aus. Sobald ein Fahrzeug gestartet wird respektive dem Betrieb übergeben wird, beeinflusst der «Faktor Mensch» alle akribisch ermittelten Zahlen. Aus Erfahrung wurden mit demselben Fahrzeug und denselben Reifen im besten Fall 16’000 Kilometer gefahren und im tragischsten Fall 4000 Kilometer. Im Treibstoffverbrauch kann der Unterschied bis zu mehreren Litern betragen. Auf der Basis von TCO hat ein Unternehmen, mit Unterstützung eines Externen, einen Fahrzeugentscheid gefällt. Ein Fahrzeug einer anderen Marke hat das Rennen gemacht und wurde beschafft. Als die Fahrzeuge geliefert

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wurden, kam die grosse Ernüchterung. Tatsächlich hat ein Fahrzeug die Ausschreibung, auf Basis der «TCO»-Werte gewonnen. Jedoch wurde ausser Acht gelassen, dass die Fahrzeugmasse nicht den bestehenden FlottenFahrzeugen entsprachen. Die Techniker konnten ihre mobilen Innenausbauten mit den neuen Fahrzeugen nicht mehr nutzen. Dies hatte zur Folge, dass die bestehenden Fahrzeuge bis zum Eintreffen der neuen Innenausbauten genutzt werden mussten. Die Kostenfolgen waren erheblich. Die neuen Innenausbauten kosteten mehrere 10’000 Franken, der Verkaufspreis sank durch die längere Nutzung und die neuen Fahrzeuge mussten finanziert werden.

«Sobald ein Fahrzeug gestartet wird respektive dem Betrieb übergeben wird, beeinflusst der ‹Faktor Mensch› alle akribisch ermittelten Zahlen.» Der Faktor Zeit Und dann ereignet sich ein Schadenfall. Ein Fahrzeug war in einen Unfall verwickelt. Die Heckklappe und die rechte Tür waren beschädigt und mussten ersetzt werden. Da es sich um ein «neu» am Markt eingeführtes Fahrzeug handelte, war die Ersatzteil-Versorgung noch im Aufbau. Weil die Teile nicht repariert werden konnten, musste auf die Neuen gewartet werden. Das Fahrzeug blieb mehrere Wochen stehen.

Christoph G. Kamber, Inhaber Kamber SE.

Die beste TCO-Betrachtung ist das eine; die Marktsituation das andere Die Erarbeitung und der Vergleich von Preisen, Kosten und weiteren Anforderungen brauchen Zeit. Betriebswirtschaftlich bedeutet dies «Time is Money». Der Faktor Zeit kann einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten haben. Analysen und Tests im Rahmen von Beschaffungen können, je nach Anzahl der Beteiligten, zu mehren zehn bis Hunderten Stunden führen. Auch kann ein Markenwechsel zu erheblichen Mehrkosten führen. Neue Partner müssen gefunden und bestehende Verbindungen gekappt werden. Alles neu: Fahrzeughandhabung, Prozesse, Partner. Der Umgang mit der neuen Sitaution muss geübt respektive aus Anlaufschwierigkeiten gelernt werden. TCO-Betrachtungen sind als Bestandteil der Evaluation zu verstehen. Niemals abschliessend. Im Rahmen der Beschaffungsplanung müssen die unternehmensspezifischen Parameter bestimmt werden. Es empfiehlt sich in einer ersten Phase, sehr grosszügig zu denken. Listen zu kürzen ist einfacher, als Entscheide zu revidieren.


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