BIORAMA 68

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ausgabe 68 — August 2020/September 2020. www.biorama.eu

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Wann kommt das Wasser?

Alles im Fluss: Das ewige Eis, die Grundwasserpegel, der Meeresspiegel und die Klimaziele. Gestrige Gletscher: Der Aggregatzustand der Eisschilde hinkt der Klimaerwärmung hinterher. Flüssiger Fußabdruck: So ortsgebunden ist Virtual Water. Organisches Wasser: Was soll an H2O bio sein?

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E d i t o r i a l , Im p r essu m

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Dein Eis schmilzt!

W

isst ihr, liebe LeserInnen – denn wir duzen euch hier, als Ausdruck dessen, dass wir Gleichgesinnte und »young in mind« sind in einer gemeinsamen Angelegenheit, deren Feind das Denken in bestehenden Mustern ist: Manchmal, da würden wir euch gerne siezen. Nicht aus Distanzbedürfnis, sondern um punktuell vom Stück Kindheit und Leichtigkeit abzuweichen, das mit dem Du einkehrt. Denn es steht nicht gut um unsere Wasservorräte! Wenn ein Großteil von ihnen nicht gefroren wäre, wäre die Welt eine andere. Doch das große Schmelzen hat längst begonnen, die Simulationen dazu, in welchem Tempo das Tauen erfolgt, werden laufend von der Realität nach oben korrigiert. Es ist nicht nur der Permafrost existenziell auf den Klimaschutz angewiesen, sondern auch das Ausmaß, in dem der Klimaschutz auf die vermeintlich ewigen Eismassen angewiesen ist, wird immer deutlicher sichtbar. Was hier Eisberge versetzt, ist aber die Klimapolitik der vergangenen Jahrzehnte. Denn die gewaltigen Eismassen reagieren träge auf die globale Erwärmung – und sie werden noch weiterschmelzen, wenn wir endlich die Kurskorrektur vorgenommen haben. Wir könnten Verantwortung übernehmen und die absehbaren Konsequenzen unseres Tuns einsehen, bevor sie im eigenen Wohnzimmer angekommen sind. Und angesichts der bisherigen Überraschungen des Jahres 2020 anerkennen, wie viele Handlungsoptionen zum Schutz unserer Umwelt uns zur Verfügung stehen. Und wir könnten hier statt Umwelt auch Gesellschaft sagen. Die Trennung zwischen Mensch und Natur wird da wieder interessant, wo es nicht mehr egal ist, wenn anderen das Wasser bis zum Halse steht. Das ist Zivilisation. Komm, mach mit!

CoverBild  isto ck. com/vicnt, istoc k. com/s orendls

Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Alois Lang, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Viktoria Riegler, Jürgen Schmücking, Anika Suck, Werner Sturmberger, Michaela Titz, Thomas Weber, Helena Zottmann GESTALTUNG Selina Alge, Michael Mickl Lektorat Mattias Feldner COVER­MONTAGE Michael Mickl ANZEIGEN­ VERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Bernadette Schmatzer, Thomas Weber, Norbert Windpassinger DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16  / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


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Au f tak t

68 Inhalt 03 Editorial 11

Global Village

12 Zu heiß für Eis Die Gletscher schmelzen schneller als gedacht. Die Kryosphärenforschung ergründet die Konsequenzen des »Permataus«. 18 Wasserfußabdruck Was es bringt, Wasser zu sparen. 22 Die steinreichen Flüsse Auch das Bett eines Flusses ist immer in Bewegung.

Die steinreichen Flüsse

Geschiebemanagement: Damit regulierte Flüsse bleiben, wie sie sind, wird einiger Aufwand betrieben.

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Wie kommt das Salz in die Lacke? Der Naturraum Neusiedler See – Seewinkel ist nicht in erster Linie vom Klimawandel existenzbedroht.

33 Lebendiger Winkel Künstliche Eingriffe in den Wasserhaushalt des Neusiedler Sees ersetzen nicht den Grundwasserschutz. 37 Je gemeinsamer, desto besser Welche Auswirkungen haben private Brunnen auf den Grundwasserspiegel? 41 Sturm im Biowasserglas? Biowasser ist kein »Marketingschmäh«. 45 Auf der Hut vor Alu Ist Aluminium im Deo unbedenklich? 57 diy-Essig Apfel-Zero-Waste-Rezept 65 Wasser ist Macht Christina »Chra« Nemec neues Album »Seamons«

26 Wasserkräftemessen

Wie lassen sich Klima- und Naturschutz in Fragen um Wasserkraftprojekte vereinbaren?

Marktplatz 44 Marktplatz Kosmetik Unsichtbarer Schutzschild 60 Marktplatz Food Essig

Kolumnen 62 Aus dem Verlag 66 Elternalltag

Bild Istock.co m/ollirg , istock.c om/rusm, istock.co m/xei pe, isto ck. com/artti m, i stock.com/jazzirt, istock.com/oonal, nana mandl

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26 Ökostrom oder Ökosystem Klima- vs. Naturschutz bei Wasserkraftprojekten: Gibt es noch Ausbaupotenzial?


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Niedrigwasserstand

Der größte See Österreichs, der Neusiedler See, ist von Austrocknung gefährdet: Das »Thema für segelaffine PensionistInnen« verstellt den Blick auf die Bedrohung eines einzigartigen Naturreservats.

45 auf der hut vor alu

Wie wirkt der nachweislich gesundheitsschädliche Stoff Aluminium, wenn er über Deodorants aufgenommen wird?

Biomineralwasser

Es ist Zeit, über die Grundsatzfrage der Sinnhaftigkeit der Biozertifizierung von Wasser hinauszugehen und sich mit dem entstandenen Markt und den Aspekten des Geschmacks auseinanderzusetzen.

60 Essigempfehlung

Sauerpower up your marinades! Saure Milieustudie im Marktplatz Food.

66 Elternalltag

Ursel Nendzig stellt sich ausnahmsweise nicht den eigenen, sondern den Fragen der anderen.


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Le se r i n n en m e in u n g

Wir müssen reden … LeserInnen an und über uns: Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten. Betrifft:

Beiträge zum Thema Verhütung in biorama 64 (Dezember/Jänner 2020) »Sehr geehrte Damen und Herren! In einem Denns-Bioladen fand ich Ihr Magazin für nachhaltigen Lebensstil »biorama« (Ausgabe Dezember 2019/ Ja­n­uar 2020) ausliegen. Ich fand darin wertvolle Anregungen, meinen eigenen Lebensstil zu überdenken, im Kleinen, versteht sich, da ich im 80. Lebensjahr stehe. Gut finde ich auch den aufklärenden Beitrag über Verhütung. Hier allerdings stutzte ich an der Überschrift »Gott verhüte«. Für mich unverständlich, da der ganze Artikel sich auf medizinische Erkenntnisse beruft. Soll hier Gott verhüten?! Oder wird sein Name hier missbraucht, im Sinne des Anrufens einer höchsten Instanz? Ich komme nun zum Artikel von Ursel Nendzig. Auch diesen las ich mit Aufmerksamkeit, ja, bis zu folgenden Worten: »Und Maria, die war schwanger, und, sorry, mit Sicherheit nicht von einem Geist.« Für mich ist das eine grenz­überschreitende Anmaßung, die Menschen des Glaubens verletzt und den Gott der Bibel der Lüge bezichtigt. Trotz dieser Kritik – mit freundlichen Grüßen, « – Brigitte Obier, Pforzheim, per Post

Sehr geehrte Frau Obier! Vielen Dank für Ihre Kritik! Es ist keinesfalls unsere Absicht, Menschen – des Glaubens oder Nichtglaubens – zu verletzen, und falls das dennoch der Fall war, bedauern wir dies. Doch auch weltanschauliche Überzeugungen dürfen bei uns Gegenstand von – auch ironischer – Auseinandersetzung sein. Ob das dann als gelungener oder misslungener Humor eingeordnet wird, liegt im Auge unserer LeserInnen.

Betrifft:

»From Grass to Grill« und »Vintage Schatz-Suche« in biorama 65 (Februar/März 2020) »Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte eine Anmerkung zu Ihrem Heft machen. In unserer heutigen Zeit halte ich es persönlich aus vielen Gründen nicht für angebracht, für Fleisch Werbung zu machen (mit entsetzlichen Bildern), sodass ich den Artikel gar nicht lesen konnte. Seit ca. 40 Jahren lebe ich aus ethischen Gründen vegetarisch, da ich auf einem Bauernhof aufwuchs. Ob Massentierhaltung oder Freilandhaltung: Tiere sind Mitgeschöpfe und gehören respektiert und nicht von Menschen »gefressen«. Auf den Seiten 23 fortfolgende geht es um Mode. Jetzt bin ich noch direkter. Soll das eine Provokation sein oder eine »Verarschung«???? Wer als Mann so herumläuft, ist ja ziemlich daneben. Es ist unglaublich, was Sie da präsentieren; auch auf der ersten Seite für die Frau. Ok, als abschreckendes Beispiel haben Sie einen Volltreffer gelandet. Das Heft landet jetzt bei mir sofort im Müll. Mit freundlichen Grüßen« – Katharina Baumann-Schlebach, Heilbronn, per Mail


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Besten Dank für Ihr Schreiben! Wir sind ein unabhängiges, werbefinanziertes Magazin für nachhaltigen Lebensstil. Bewusster Fleischkonsum ist für uns – wie auch Tierethik und Fleischverzicht – in jeder Hinsicht Thema, dazu gehört auch, zu zeigen, wie Nutztiere gehalten und Fleisch »produziert« wird. Wir bedauern zutiefst, dass wir ungehaltenen LeserInnenbriefen zu stereotypen Geschlechterbildern nicht mehr Raum bieten können, freuen uns aber trotzdem über jede Geschmacksdiskussion. Im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Ressourcen möchten wir vorschlagen, unsere Ausgabe 65 einfach jemandem zu schenken, den Sie nicht mögen, statt sie wegzuwerfen.

Betrifft:

Jahr feiern wir außerdem das Ende der grausamen Käfighaltung von Legehennen in Österreich. Als erstes Land der Europäischen Union hat Österreich diesen wichtigen Schritt für den Tierschutz auf den Weg gebracht. Zu verdanken ist er einer bislang beispiellosen Zusammenarbeit von ngos mit Landwirtschaft und Einzelhandel. Die übersichtlichen biorama-Grafiken über die Situation europa- und weltweit machen deutlich, dass wir hierzulande tatsächlich eine Vorreiterrolle haben. Ich stimme Redakteurin Helena Zottmann zu, wenn sie schreibt: »Kein Lebensmittel hat das VerbraucherInnen­ bewusstsein für Tierhaltung so stark geprägt wie das Ei. Davon könnten sich Joghurt und Schnitzel einiges abschauen.« Denn so gut wie bei den Hühnern sieht es leider bei der Haltung anderer Nutztiere in Österreich lange noch nicht aus, im Gegenteil. Deshalb brauchen wir unbedingt eine verpflichtende Herkunftsund Haltungskennzeichnung für alle tierischen Produkte. KonsumentInnen und fortschrit­ tliche österreichische LandwirtInnen fordern sie ebenso seit Jahren. Die Erfolgsgeschichte beim Ei lässt keine Ausreden mehr zu, daher: Schluss mit dem ewigen Mauern von Ministerium und Gastronomie!«

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– Eva Rosenberg, Director Austria von VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, per Mail

(Juni /Juli 2020)

Liebe Eva Rosenberg! Wir bedanken uns für das schöne Feedback und möchten die Gelegenheit nutzen, auf die laufende Petition zur Kennzeichnungspflicht auch für verarbeitete Eier – in Lebensmittelindustrie und Gastronomie – hinzuweisen: Vier Pfoten fordert vom österreichischen Gesundheitsministerium eine verbindliche Kennzeichnung von eihaltigen Produkten mit Angabe der Herkunft der Eier sowie Haltungsform der Legehennen. Die Petition kann man derzeit auf vier-pfoten.at/helfen/petitionen -> »Mehr Transparenz bei Lebensmitteln« durch eine Unterschrift unterstützen.

»Ein großes Dankeschön der bioramaRedaktion für den inhaltlichen Schwerpunkt zum Huhn! Jüngste Statistiken zeigen, dass leider der Konsum von Geflügelfleisch weltweit bereits stärker wächst als jener von Schweinefleisch. Dabei ist es das Huhn durchaus wert, sich mit ihm intensiv zu befassen, ist es doch ein faszinierendes Tier mit einer ausgeprägten Persönlichkeit. Wer weiß schon, dass Hühner gesellig, gesprächig und außerordentlich intelligent sind? Was das Huhn als sogenanntes »Nutztier« betrifft, ist gerade aus Tierschutzsicht die verpflichtende Kennzeichnung des Eis tatsächlich ein wunderbares Beispiel dafür, wie Tierwohl mit wirtschaftlichen Interessen und Verbraucherschutz zusammenwirken kann. In diesem

Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu!


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Bi l d d er Au sga be

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Momentaufnahme

Bild: Viktoria riegler

Die Gletscherlagune Jökulsárlón in Island ist einzigartig. Im Juni 2020 war ich zum vierten Mal hier, wo die Gletscherzunge Breiðamerkurjökull, die zu Islands größtem Gletscher, dem Vatnajökull, gehört, auf das Meer trifft. Aufgrund verschiedener Jahres- und Tageszeiten während meiner Besuche sieht die Lagune jedes Mal anders aus, man weiß nie, was einen erwartet. Der »Diamond Beach« neben der Lagune ist manchmal leer, dann wieder finden sich hier riesige Eisbrocken, die beim Kalben des Gletschers entstehen und bei Flut aus der Lagune an den Strand gespült werden. Schautafeln vor Ort machen deutlich, wie sehr der Gletscher in den letzten Jahren geschrumpft und die Lagune dabei gewachsen ist. Sollte sich der Gletscher weiter verkleinern und dabei seinen Meereszugang verlieren, wird dieses Naturphänomen leider nicht mehr zu sehen sein. Viktoria Riegler


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Global Village

ostsee:

> Mehr auf biorama.eu/regionalitaet

KlImAfAKten In PerSPeKtIVe geSetzt. – mAgAzIn für nAChhAltIgen leBenSStIl. Im Abo erhältlich auf biorama.eu/abo – auch zum Verschenken.

6 AuSgABen à 25 eurO

»Aktion Adlergrund« Greenpeace kämpft für ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei in deutschen Meeresschutzzonen. An den nördlichen Küsten Europas, in der Ostsee, hat Greenpeace gerade mit umstrittenen Maßnahmen gegen die Schleppnetzfischerei begonnen: In wenigen Wochen wurden der ngo zufolge rund 60 bis zu 1000 Kilogramm schwere Blöcke aus Granit im östlich der Insel Rügen befindlichen Meeresschutzgebiet Adlergrund versenkt. Streitfrage ist hier die legale Fischerei, denn Deutschland hat zwar fast die Hälfte seiner Meeresgebiete als Meeresschutzzonen ausgewiesen, erlaubt dort aber Wirtschaftstätigkeiten wie auch die problematische Fischfangmethode, bei der mittels schwerer Netze das Meer bis zum Meeresboden durchkämmt wird. Während GegnerInnen die Aktion als Selbstjustiz kritisieren, betont Greenpeace, dass hier Deutschland als EU-Mitgliedsstaat den selbst eingegangenen Verpflichtungen nicht nachkomme: »2008 trat die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie in Kraft, mit der die europ. Meere geschützt werden sollten. Eigentlich sollten im Rahmen deren Umsetzung vollständig nutzungsfreie Schutzgebiete entstehen. Doch die industrielle Fischerei und ihre Lobbyvertretungen versuchen alles, um dies zu verhindern«, sagt Lukas Meus von Greenpeace Central & Eastern Europe. Ziel der »Aktion Adlergrund« ist es, durch insgesamt 150 bis 200 Steinbrocken im Schutzgebiet Adlergrund »kurzfristig die zerstörerische Grundschleppnetzfischerei aufzuhalten«, erklärt Meus. Langfristig brauche es »echte Meeresschutzgebiete, in denen sich die Fischbestände und die Meeresregionen erholen können«. Irina Zelewitz

Bild  Istock.co m/Iurii Buriak

Die Tomate aus dem spanischen Folien­ tunnel hat eine geringere CO2-Bilanz als die durchschnittlich regional produzierte im hiesigen Supermarkt.


SLOWENIEN. SO NAH! MEINE ART DER AUSZEIT. Italien:

Alles für die Fisch

#ifeelsLOVEnia #myway

Bild  Casa De i Pe sci/Ju li 20 20 : cas adeipe sc i.it

Wer Agriturismo kennt, kann auch Pescaturismo denken. Selbst ist der Fischer: Ausgehend von Paolo Fanciulli, dem die Schleppnetzfischerei an der Küste der Toskana seit seiner Kindheit ein Dorn im Auge war, hat sich ein ganzes Netzwerk für den Schutz der Unterwasserwelt vor dem Parco Naturale della Maremma entwickelt. Den ersten Stein, oder besser gesagt: Betonblock hat Fanciulli schon in den 90er-Jahren selbst ins Rollen gebracht, sich Financiers gesucht und versenken lassen. Zuvor wurden noch Stahlhaken eingegossen, denn die Betonblöcke sollen nicht nur Unterschlupf bieten, sondern auch die Schleppnetze jener Flotten zerreißen, die illegalerweise zu nahe an der Küste und somit in den für die Fischbestände so wichtigen seichten Regenerationszonen unterwegs sind. 2012 gründete er die Associazione Comitato per La Casa Dei Pesci: Die Non-Profit-Organisation versenkt seither nicht nur laufend Botenblöcke – sogenannte Sperrpoller – im Meer der Maremma, sondern bisher auch 24 behauene Marmorblöcke, die gemeinsam den Unterwasser-Kunstpark La Casa dei Pesci bilden. Im Bild zu sehen ist der jüngste solche – finanziert von La Selva –, er ist Teil einer Skulpturentrilogie von Giorgio Butini. Das Biolebensmittelund Agritourismus-Unternehmen wiederum finanziert den Transport des zwölf Tonnen schweren Marmorblocks der »Cave Michelangelo« aus Carrara über seinen Weinverkauf. Und Paolo, »Il Pescatore« und eine Tourismusart, die zum Schutz des küstennahen Meereslebens beiträgt, sind in der Maremma einen Grundstein weiter. Irina Zelewitz

www.slovenia.info


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Wasser ist Bedingung allen Lebens auf dem Planeten. Entscheidend ist aber auch, in welcher Form es vorkommt. Gerade die großen Eisvorkommen erwarten heiße Zeiten. Text Werner Sturmberger

Bild Istock.com/kesu01

Der Schnee von gestern


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386 Milliarden Kubikmeter Wasser gibt es auf der Erde. Seine geringste Dichte hat H2O bei vier Grad. Kühlt es weiter ab, beginnt es bei null Grad zu kristallisieren, wird fest und dehnt sich aus. Das ist der Grund, warum Eisberge schwimmen und gefrierendes Wasser im Winter ungeschützte Rohre wie Felsen sprengen kann. Umgekehrt kann die kristalline Struktur aber auch als Permafrost lose Gesteine und Böden stabilisieren. Während das Eis in der Arktis auf dem Meer driftet und eine maximal acht Meter dicke Eisschicht bildet, sind die Eismassen der Eisschilde in der Antarktis und in Grönland ungleich größer. Sie sind quasi die planetaren Kühlhäuser und umfassen 26,5 (Antarktis) bzw. 2,85 Millionen Kubikkilometer Eis (Grönland). Wasser lässt sich aber nur als Eis stapeln. Würden die Eisschilde komplett abschmelzen, stiege der Meeresspiegel um 65 Meter an. Größere Mengen Eis finden sich zudem mit etwa 158.000 Kubikkilometern in den Gletschern – fast die Hälfte von ihnen befindet sich in der Arktis. »Die dauergefrorenen Wassermengen im Permafrost sind dagegen viel schwieriger zu beziffern, da sie sich unter der Erdoberfläche befinden, was ihre Erforschung massiv erschwert und sehr kostspielig macht«, erklärt die Kryosphärenforscherin Annett Bartsch. Von Permafrost spricht man dann, wenn Böden, Sediment oder Gestein mindestens zwei Jahre durchgehend Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufweisen. Die idealen Voraussetzungen dafür gibt es in den Polargebieten mit ihren Tundren, in Teilen des borealen Nadelwalds und im Hochgebirge.

»Permatau« statt Permafrost Allen Eismassen gemein: Sie werden kontinuierlich weniger. Dabei gibt es keine Zweifel dar­ über, wer die Tür zum Kühlschrank hat offen stehen lassen: »Nur wenn der anthropogene Anteil in den Klimamodellen berücksichtigt wird, kommen wir zu jenen Ergebnissen, die wir gerade messen. Es ist also davon auszugehen, dass die Eisschmelze auf den menschlich verursachten Anteil zurückzuführen ist«, betont Bartsch. Das Abschmelzen des Permafrostbodens in der nördlichen Polarregion hat sie gemeinsam mit einem Team der Universität Oslo im Auftrag der Climate Change Initiative der esa über 15 Jahre lang dokumentiert: »Dazu haben

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Der »IPCC-Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima« behandelt die Hochgebirgsregionen, Polargebiete, den Meeresspiegelanstieg und Änderungen in den Weltmeeren sowie extreme und abrupte Veränderungen. Er beschäftigt sich auch mit den Folgen und Risiken für tief liegende Inseln, Küsten und Gemeinden, marine Ökosysteme und abhängige Gemeinden sowie mit Risikomanagement und Anpassung. de-ipcc


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Jakutsk – Teilrepublik Sacha Die Stadt wurde auf Permafrostboden erbaut. Laut einer Studie der George Washington University könnten sich bereits ab einer Erwärmung von 1,5 Grad die Gründungen sämtlicher Häuser verformen. Bis 2050 würden damit 54 Prozent aller Wohngebäude der rund 300.000 EinwohnerInnen zählenden Stadt beschädigt werden. 1000 Gebäude sind bereits beschädigt, Straßen und Gehsteige müssen konstant instand gesetzt werden.

wir im Zeitraum von 2003 bis 2017 mittels Satellitendaten die Temperatur der Böden in unterschiedlichen Tiefen errechnet, um Auftautiefe und jährliche Ausdehnung des Perma­ frosts bestimmen zu können. Auf den Karten sieht man, dass es in diesem Zeitraum große Schwankungen gegeben und sich der Perma­ frost massiv verändert hat.« Auch der »Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre« des Weltklimarats kommt zu dem Schluss, dass die Permafrosttemperaturen steigen.

Arktische Hitzeinseln »Bei den großen Eisschilden sind die Veränderungen recht großflächig und kontinuierlich. Beim Permafrost gibt es dagegen unzählige kleinräumige und teils extreme Veränderungen. Hier überlagern lokale die globalen Signale. Diese können sich dann gegenseitig verstärken«, sagt die Permafrostexpertin. Dort, wo der Boden nur mehr knapp unter null Grad aufweist, können lokale Phänomene, wie etwa die sibirische Rekordhitze oder die Waldbrände vom Juni und Juli dieses Jahres, das Eis zum Schmelzen bringen. So bedingt die von Waldbränden zurückgelassene Asche eine erhöhte Wärmeaufnahme der Böden und der darunter liegenden Erdschichten. Das kann zu einem

Auftauen und in weiterer Folge zu einem Absinken des Bodens führen – da Wasser eine geringere Dichte als Eis hat und auch einfach abfließen kann. Die sich bildenden Thermokarstoder Tauwasserseen wiederum begünstigen durch die eigene Erwärmung das Auftauen der umgebenden Bodenschichten. Der Permafrost schmilzt aber nicht nur in der sibirischen Einöde. Passiert das unter bebautem Land, kann es zu akuten Gefährdungslagen führen: Ende Mai kam es zur größten arktischen Ölkatastrophe seit der Havarie der »Exxon Valdez« 1989, als in der sibirischen Stadt Norilsk ein Kraftstofflager kollabierte – sehr wahrscheinlich aufgrund des schwindenden Permafrosts. Auch die Infrastruktur der für Europa so wichtigen russischen Erdöl- und Erdgaswirtschaft ist zusehends betroffen. Zentrale Förderstätten liegen in der Immer-weniger-Permafrost-Region Jamal. Defekte an Pipelines häufen sich und führen zu zusätzlichen Umweltschäden. Die Tauprozesse betreffen aber nicht nur einzelne Gebäude, sondern gesamte Städte wie Norilsk und Jakutsk.

Sibirische Sinklöcher Neben den regionalen Auswirkungen der Auftauprozesse haben diese einen für das globale Klima entscheidenden Nebeneffekt: »Nach heutigem Erkenntnisstand ist im Permafrost mehr Kohlenstoff gebunden als in der Atmosphäre, wo nach Schätzungen zwischen 760 und 830 Gigatonnen lagern. Taut der Boden, werden diese freigesetzt. Neben den Emissionen menschlicher Aktivitäten würden bei einem Weiter-wie-bisher-Szenario bis zum Ende des Jahrhunderts noch 120 Gigatonnen aus dem Boden entweichen. Das würde einer zusätzlichen Erwärmung zwischen 0,2 und 0,3 Grad entsprechen.«


Warum ist Methan klimaschädlicher als CO2 Methan verbleibt zwar mit durchschnittlich zwölf Jahren viel kürzer in der Atmosphäre als CO2 (120 Jahre). Es nimmt aber viel mehr Wärme auf. Es unterstützt zudem die Bildung von Ozon in niedrigen Atmosphärenschichten (das dort als Treibhausgas wirkt) und vermindert die Bildung von kühlenden Schwefelaerosolen, die Sonnenlicht in den Weltraum reflektieren.

Bild Istock.com/Kharkhan_Oleg , Istock. com/Nature Now

Auf einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet ist Methan damit ca. 28 Mal so wirksam wie CO2. Selbst kleine Mengen spielen darum eine große Rolle. Anthropogene Methanquellen sind vor allem Viehzucht und Nassreisanbau, aber auch von defekten Gaspipelines, Kohlebergwerken und Müllhalden kann das Gas austreten.

Der Kohlenstoff im Permafrost entweicht aber nicht nur als CO2, sondern auch als Methan, das als 28 Mal so klimaaktiv gilt. Es entsteht immer dann, wenn Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff Kohlenstoffverbindungen abbauen. Diese Bedingungen finden sich etwa in der zunehmenden Anzahl von Tauwasserseen. Wo genau Methan in Permafrostregionen entsteht, ist aber noch weitgehend unklar und aktuell Gegenstand mehrerer internationaler Forschungskooperationen. Es gelangt aber nicht nur laufend als Abbauprodukt in die Atmosphäre, es entweicht auch aus Speichern im Permafrost, wo es gasförmig konserviert ist. Annett Bartsch dazu: »2014 entdeckte man in der Jamal-Region ein gigantisches Loch: 30 Meter Durchmesser und 80 Meter tief. Zuerst rätselte man, ob es sich um einen Meteoriteneinschlag handelte. Mittlerweile gilt es als sicher, dass bedingt durch den heißen Sommer 2012 der Permafrost getaut und eine Methanblase explosionsartig entwichen ist.« Man geht davon aus, dass das viel öfter unbemerkt passiert. Da sich die Löcher schnell mit Wasser füllen, erscheinen sie binnen weniger Jahre als Seen auf Satellitenbildern.

Belebte Regionen Während die arktischen Regionen bereits stark unter dem Klimawandel leiden, betrifft dies nur verhältnismäßig wenige Menschen – etwa vier Millionen laut »Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre« des Weltklima-

rats. Deutlich mehr Menschen leben in Hochgebirgslagen – 670 Millionen, die das Schmelzen der Gletscher direkt betrifft. Dort, wo diese besonders stark tauen, hat der Sommerabfluss in Gebirgsflüssen zugenommen. In Regionen mit kleinen und weiter abnehmenden Gletscherflächen wie den Alpen sinkt die Tauwassermenge dagegen. Der Rückgang der Gletscher hat darum unmittelbare Auswirkungen auf die Landwirtschaft und kann zu sinkenden Erträgen führen. Deutlich wird das bereits jetzt in den tropischen Anden und am Hindukusch. Besonders schnell verflüssigen sich Asiens Gletscher. Bereits 2060 oder 2070 könnte die Erderhitzung die Fläche der Gletscher halbiert haben und so die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung gefährden. Die steigenden Temperaturen destabilisieren zudem vom Permafrost gesicherte Schutt- und Felshänge. Das gefährdet lokale Infrastruktur wie Seilbahnen, Straßen, Wanderwege oder Hütten.

Mehr Meer Während das Wasser in Hochgebirgslagen tendenziell knapper wird, kämpfen Inseln und küstennahe Regionen mit einem steigenden Meeresspiegel. 15 Zentimeter stiegen die Ozeane im 20. Jahrhundert – aktuell etwa doppelt so

Hoher Sonnblick – Salzburg Die steigenden Temperaturen setzen auch Gletschern und alpinem Permafrost zu. Das bedroht lokale Infrastrukturen und Gebäude. Bereits 2001 drohte die Gipfelpyramide des Hohen Sonnblicks (Bundesland Salzburg) mitsamt dem auf 3105 Metern Seehöhe gelegenen Observatorium zusammenzubrechen. Dank massiver bautechnischer Maßnahmen konnte der zerklüftete Fels stabilisiert und ein Absturz des Gipfels verhindert werden.

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Strand unter Der Meeresspiegelanstieg ist nicht nur per se problematisch – er intensiviert zudem die Küstenerosion. In der Arktis lässt sich diese schon durch Zeitrafferaufnahmen beobachten und kann bis zu 30 Meter pro Jahr betragen. Sie betrifft aber auch Steilküsten und Strände außerhalb polarer Regionen. Die zunehmende Erosion gefährdet natürliche Schuttzonen wie Strände, Sandbänke, Mangroven und Salzmarschen. Die Wassermassen führen zudem zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels, dem Eindringen von Salz in Grund- und Oberflächenwasser und der Versalzung von Böden. Auf den Carteret-Inseln vor Papua-Neuguinea – dort sind 2017 erste Evakuierungsmaßnahmen angelaufen –, auf der Krabbeninsel vor Panama oder auch auf Tuvalu ist vieles davon schon eingetreten. Während solche Szenarien vielerorts noch weit weg sind, wird die mit dem Meeresspiegel steigende Häufigkeit von Extremwetterereignissen alle

Küstenregionen betreffen. »Mit dem Rückgang von Gletschern und Eisschilden werden Naturgefahren für Menschen wie Überflutungen, Hochwasser, Lawinen oder Hangrutschungen, aber auch Wasserknappheit und starke Stürme sowohl in den Gebirgen als auch in den Küstenräumen zunehmen«, sagt die Geografin Beate Ratter, die am Sonderbericht des Weltklimarats mitgearbeitet hat. Diese Katastrophen würden auch zunehmend nicht als Einzelereignisse, sondern in Form von Ereignisketten auftreten: »Klimawandel bedeutet nicht nur Gletscherschmelze in von uns weit entfernten Regionen. Seine Wirkungen beeinflussen wie eine Kaskade Wetter und Klima und damit auch vitale gesellschaftliche Bereiche wie Wasser-, Nahrungsversorgung, Verkehr, Energie, Wirtschaft und Gesundheit. In mehreren Fallstudien und Regionen konnte gezeigt werden, wie sich solche Katastrophenkaskaden entspinnen können und wirken.«

Die nächste Eiszeit kommt bestimmt? Der Bericht des Weltklimarats macht zudem deutlich, dass Katastrophenbewältigung ungleich teurer ist als Vorsorge. Doch selbst wenn wir jetzt alle Emissionen stoppen, werden Meeresspiegel und Temperatur weiter steigen, da die bisher eingebrachten Treibhausgase lange nachwirken. Eisschilde, Gletscher und Permafrost werden kontinuierlich abnehmen. Zumindest bis zur nächsten Eiszeit. Erwartet wird diese aber erst in 50.000 Jahren – wenn nichts dazwischenkommt. Laut ForscherInnen des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung ist die Menschheit aber auf einem guten Weg, die nächste Eiszeit abzusagen. Bereits geringe zusätzliche Kohlenstoffemissionen könnten die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel über Zehntausende Jahre beeinflussen. CO2-Emissionen von 1000 oder 1500 Gigatonnen Kohlenstoff könnten die nächste Eiszeit um mindestens 100.000 Jahre verschieben. Gelingt es, den bisherigen Emissionshöchststand aus dem Jahr 2018 vierzig Mal zu wiederholen, dann ist dieses Ziel erreicht. Zum ersten Mal in der planetaren Geschichte würde eine Eiszeit ausfallen. Es klingt fast paradox: Es wird sich so schnell kein neues Eis bilden, wenn es uns jetzt nicht gelingt, das vorhandene zu konservieren.

Bild Istock.com/Ya mtono_S ardi

schnell. »Das können wir mit speziellen Radarsystemen messen. Dazu kombiniert man unterschiedliche Satellitensysteme, um ein möglichst genaues Ergebnis zu bekommen. Bei den jährlichen Anstiegen gibt es zwar sehr große Schwankungen, aber im Mittel steigt der Pegel um 3,2 bis 3,5 Millimeter«, so Annett Bartsch. Ursache des Anstiegs ist einerseits das Abtauen der Eisschilde, aber auch die Erwärmung der Ozeane und damit die AusdehJakarta & Bangladesch nung der Wassermassen. Der steigende Meeresspiegel bedroht dicht Bei einer drastischen besiedelte Küstenregionen: Jakarta ist mit 34 Millionen Menschen der zweitgrößte BalReduktion von Treiblungsraum der Welt. Mit Bangladesch ist auch hausgasemissionen und eines der ärmsten Länder der Welt stark beeiner Stabilisierung der droht. Ein Zehntel der Landesfläche liegt Erderwärmung deutlich nur knapp einen Meter über dem Meeresunter 2 Grad könnte der spiegel. Die gefährdete Küstenregion ist Lebensraum von 35 Millionen Menschen und Meeresspiegel bis zum beinhaltet fast ein Drittel des bebaubaren Ende des Jahrhunderts Landes. Global leben bereits jetzt 110 Millium 30 bis 60 Zentimeonen Menschen unter der Hochwasserlinie. ter ansteigen. In einem Weiter-wie-bisher-Szenario dagegen um 60 bis 110 Zentimeter.


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In Österreich werden noch eineinhalb Millionen Haushalte mit Öl oder Gas Österreich werden nocheineinhalb eineinhalb Millionen Haushalte mit oder Gas InInÖsterreich werden noch Millionen Haushalte mit ÖlÖl oder Gas beheizt. Das bedeutet CO2-Emissionen von 8 Millionen Tonnen pro Jahr. beheizt. Das bedeutet CO2-Emissionen von 8 Millionen Tonnen pro Jahr. beheizt. Das bedeutet CO2-Emissionen von 8 Millionen Tonnen pro Jahr. Privathaushalte können bis zum 31.12.2020 Förderungen für den Umstieg auf Privathaushalte können biszum zum31.12.2020 31.12.2020 Förderungen den Umstieg auf Privathaushalte können bis Förderungen fürfürden Umstieg auf saubere Alternativen wie Pelletsheizungen oder Wärmepumpen beantragen. saubere Alternativen wie Pelletsheizungen oder Wärmepumpen beantragen. saubere Alternativen wie Pelletsheizungen oder Wärmepumpen beantragen. Mehr Informationen unter: umweltfoerderung.at MehrInformationen Informationenunter: unter:umweltfoerderung.at umweltfoerderung.at Mehr


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Wir kaufen Wasser

Wo ist das Wasser? 2,5 % der weltweiten Wasservorkommen ist Süßwasser.

Wo es was bringt, Wasser zu sparen.

Text Irina Zelewitz

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quelle: UNESCO

er Aufruf zum individuellen Wassersparen klingt immer ein bisschen nach einer pädagogischen Übung. Möglichst wenig zur Mikroplastikbelastung in den Gewässern beizutragen scheint das neue Wassersparen zu sein. Zumindest in Mitteleuropa, wo Wasser für den Haushaltsgebrauch fast überall immer ausreichend verfügbar ist. Solange es regnet und schneit, ist ausreichend Grundund Oberflächenwasser vorhanden, wenn ich es »verbrauche«, wird es soweit möglich gereinigt, fließt ab, verdunstet und kehrt wieder über Niederschläge zurück. Der Wasserkreislauf – in stark vereinfachter Form. Wasser ist eine erneuerbare Ressource. Nun ist längst bekannt, dass die Niederschläge in manchen Gegenden weniger werden, doch wird dadurch das Leitungswasser knapp? Und ändert es etwas, wenn ich den Wasserhahn nicht so lange laufen lasse? »Ja, Wasser ist erneuerbar, aber gleichzeitig auch eine endliche Ressource, wenn man bedenkt, dass seine Verfügbarkeit an Zeit und Ort gebunden ist«, erklärt Joep Schyns, der an der Universität Twente zu Multidisziplinärem Wassermanagement arbeitet. Die Verfügbarkeit

Eis 68%

Grund­ wasser 30% von Wasser ist nicht nur global betrachtet sehr unterschiedlich, sondern auch in Europa sehr ungleich verteilt. »Wenn die Verfügbarkeit von Wasser limitiert ist, spielt es eine Rolle, wie es genützt wird«, betont Schyns, der die Bereiche »WaterStat & WaterPub« beim Water Footprint Network verantwortet. Zugespitzt: Erst wenn

Bild Istock.co m/olando_o

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Wasse r spa r en


Alle Infos → wir wissen, wie viel Wasser wir verbrauchen und wann und wo wir es verbrauchen, sehen wir, ob das ein Problem ist. Dort, im Water Footprint Network, hat genau dazu 2002 Arjen Hoekstra, aufbauend auf dem damals schon existierenden Konzept des virtuellen Wassers, den Wasserfußabdruck entwickelt. Der virtuelle Wasserverbrauch ist der, von dem wir nichts merken, weil er indirekt stattfindet – wir konsumieren etwas, für dessen Herstellung Wasser verbraucht wurde.

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Oberflächenwasser (Permafrost, Flüsse, Bodenfeuchtigkeit, Seen)

1%

Der Wasserfußabdruck berücksichtigt diesen indirekten wie auch den direkten Wasserverbrauch und drückt aus, wie viel und eben auch wie Süßwasser verbraucht wird. Bei einzelnen Aktivitäten, von und für Produkte, Einzelpersonen, Unternehmen oder Staaten. Ziel ist die Vermeidung jeden Wasserverbrauchs, der stattfindet, wo und wann Wasser knapp ist – oder gar schon Flüsse oder Grundwasser austrocknen.

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Was flieSSt mit ein? Die Berechnung des Wasserfußabdrucks einer Person beruht auf ihrem Konsumverhalten, den Aktivitäten der Person – also dem Lebensstil. Von der Ernährung bis zur Frage, ob und welches Auto sie fährt. Denn auch Energieerzeugung – ob Erdöl oder Strom – braucht Wasser. Die kleinste Bezugsgröße ist dabei die einzelne Aktivität. Zur Ermittlung des Fußabdrucks für ein Produkt oder Unternehmen wird eine Summe von Aktivitäten berücksichtigt – inklusive der Zulieferketten. Wobei als konsumiertes Wasser nur gilt, was in der Region der Nutzung nicht mehr verfügbar ist, weil es verschmutzt oder verdunstet ist.

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Der weltweite durchschnittliche Wasserfußabdruck der Ernährung eines Menschen liegt bei 4000 Litern pro Tag. In Italien liegt er bei 4800, in den USA bei über 5500 Litern.

Joep Schyns unterrichtet und forscht als Assistant Professor an der Universität Twente zu Multidisziplinärem Wassermanagement und verantwortet die Bereiche »WaterStat & WaterPub« beim Netzwerk »Water Footprint Network«. Das Water Footprint Network ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in den Niederlanden. waterfootprint.org

pletter Verzicht auf Fleisch würde ihn durchschnittlich sogar um 37% verringern – und aus den 3655 Litern pro Kopf würden 2300 werden. Durch kürzeres Duschen kann man also zig bis hundert Liter Wasser sparen. Durch eine Ernährungsumstellung aber gleich ein Viertel oder ein Drittel des gesamten Wasserfußabdruckes. Etwas Ähnliches gilt für Energie. 1300 Liter Wasser werden pro Kopf und Tag verbraucht, damit wir EuropäerInnen unseren Energieverbrauch decken können. Der Energieverbrauch und unsere Ernährung bestimmen also maßgeblich unseren Wasserfußabdruck. Und das bedeutet – wie Schyns betont – eben auch, dass schon eine Reduktion des Fleischkonsums und des Energieverbrauchs einen starken Effekt hat.

Wir kaufen Wasser, wir essen Wasser

Im GroSSen betrachtet

Den größten Hebel haben wir über unser Konsumverhalten. Denn nur ein Prozent unseres Wasserfußabdrucks entsteht durch Haushaltsverbrauch von Leitungswasser. Der durchschnittliche Haushaltswasserverbrauch einer Europäerin bzw. eines Europäers beträgt 23 Liter pro Person und Tag. Wir entnehmen natürlich wesentlich mehr aus der Leitung als die 23 Liter – aber alles, was gereinigt und aufbereitet in das Wasserversorgungsnetz zurückgeführt wird, zählt nicht zum Wasserfußabdruck. Beim Konsumverhalten beträgt, so Schyns, »schon allein der Bereich Lebensmittel 3500 Liter pro Tag und Kopf. In Österreich liegt der tägliche Durchschnittsabdruck für Lebensmittel bei 3655 Litern, in Indien liegt er unter 2400 – der Unterschied ergibt sich vor allem aus der Zusammensetzung des Speiseplans, wie viel Milch und Fleischprodukte konsumiert werden.«

Aus Produktionsperspektive ergibt sich ein ähnliches Bild wie aus KonsumentInnenper­ spektive. Schyns fasst es weltweit grob wie folgt zusammen: Etwa 80% des Wasserfußabdrucks gehen auf die Landwirtschaft zurück, 15% auf die Industrie und 5% auf den Haushaltsverbrauch. Die Lösungsansätze können aber nicht dieselben sein wie auf KonsumentInnenebene: Weil zwar die Potenziale auch dort groß sind, wo der Verbrauch am größten ist, man gleichzeitig aber Landwirtschaft nicht ohne Wasser betreiben kann.

Ein Wasserabdruck von null »Wir haben uns auch angesehen, was Ernährungsumstellungen bringen: WissenschaftlerInnen haben europäische Ernährungsempfehlungen als Ausgangsbasis genommen – und den Wasserfußabdruck berechnet. Und für Österreich kann man sagen, dass, wenn man von der derzeitig durchschnittlichen zu einer den Gesundheitsempfehlungen entsprechenden Ernährung wechseln würde, sich der Wasserfußabdruck um 25% reduzieren würde.« Ein kom-

Wo steht Bio? Wasserfußabdrücke für den Biolandbau bzw. für Bioprodukte gibt es nicht. Schyns kann nur von Zukunftsabsichten berichten: »Wir nehmen uns vor, hier künftig zu differenzieren. Wir haben hier in sehr vielen Fällen die Daten dazu nicht, wo bio produziert wird und wo nicht. Grundsätzlich rechnen wir damit, dass die Bilanz der Biolandwirtschaft in Sachen Wasserverbrauch gemischt ausfällt« – denn Bio bedeute einerseits meistens extensivere Landwirtschaft, also eine geringere Ernte und insofern auch mehr Wasserverbrauch pro Produkteinheit. Gleichzeitig erfolgt im Biolandbau eine geringere Wasserverschmutzung. Der Industriesektor kann laut Schyns in vielen Fällen quasi wasserneutral werden, »durch Reinigung und Rückführung, dann gibt es weder Wasserkonsum noch Verschmutzung«.

Bild Nicole Schyns St udio

Wasser ist Energie und Energie ist Wasser Was ist nun vom alten Ratschlag zu halten, Wasser durch weniger Entnahme aus der Wasserleitung zu sparen? »Wenn wir alle unsere Duschzeiten verkürzen oder gar nicht mehr duschen, werden wir das globale Wasserproblem nicht lösen«, fasst Schyns zusammen. Wesentlich mehr Wasser als durch kürzeres Duschen spare man durch eine Reduktion der Duschtemperatur, durch den geringeren Energieverbrauch. »Ich denke, viele Leute sind sich schon dessen nicht bewusst, dass in Feldfrüchten Wasser steckt, das sie zum Wachsen brauchten. Aber dass zur Produktion von Energie auch Wasser notwendig ist, ist wesentlich abstrakter.«


WEIL’S NICHT WURSCHT  IST, WIE WIR IN DER ZUKUNFT MIT TIERWOHL UMGEHEN. besser.neos.eu


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FLUSSLANDSCHAFTEN

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Die steinreichen Flüsse Die Auswirkungen von Begradigung, Kanalisierung und Stauung wurden jahrzehntelang verkannt. Jetzt versucht man vermehrt, mit Geschiebemanagement entgegenzuwirken.

Ein 968 Meter langer Tunnel transportiert das Geschiebe an der Schweizer Solis-Staumauer vorbei. Die Albula hatte das Staubecken zuvor zur Hälfte mit Geschiebe gefüllt und drohte die Grundablässe der Staumauer zu verstopfen.

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ass man niemals zweimal in denselben Fluss steigen kann, hat auch noch andere Gründe als die, die Heraklit in seiner Flusslehre benennt. Neben Wasser transportieren Flüsse riesige Mengen an Sedimenten – in der Wassersäule als Schwebstoffe und als Geschiebe in Form von Schotter und Geröll an der Flusssohle. Dem alten Griechen ist dabei aber kaum ein Vorwurf zu machen. »Das wurde nicht mitgedacht, obwohl die Verbauung der Flüsse immer nach dem gleichen Schema verlief: zuerst begradigen und kanalisieren und dann Staustufen errichten«, sagt Ulrich Eichelmann von der ngo Riverwatch.

Vom letzten Wildfluss lernen Aufgrund der massiven Verbauung von Flüssen gibt es aber kaum mehr Gelegenheiten, einen ungestörten Geschiebetransport zu studieren. »Die Vjosa ist einer der letzten großen Wildflüsse Europas. Für die Universität für Bodenkultur Wien war das eine einmalige Gelegenheit, sich anzusehen, wie ein freier Geschiebetransport funktioniert und was der geplante Kraftwerksbau bedeuten würde«, erklärt Eichelmann, der gemeinsam mit der deutschen ngo EuroNatur sowie mit einer ngo aus Albanien für den Erhalt des Flusses kämpft. Die Studie der boku zeigte, dass die Vjosa für die Was-

serkraft nur wenig geeignet ist. Das geplante Staubecken würde nach zwanzig Jahren etwa 40 Prozent seines Fassungsvermögens und das Wasserkraftwerk damit genauso viel Leistung verlieren. Aufgrund der dann fehlenden Sedimente würde sich der Fluss im Unterlauf drastisch eintiefen und der Grundwasserspiegel absacken: Das bedeutet Probleme für die Landwirtschaft, vertrocknende Auen und ein stark erhöhtes Risiko bei Überschwemmungen. Ohne einen ständigen Zufluss von Sand und Geschiebe würden die Strände rasch von der Adria weggespült werden. Diese bieten nicht nur Schutz vor Stürmen, sondern sind auch für den Tourismus bedeutsam.

Donau so tief Fehlt das Geschiebe, gräbt sich der Fluss immer tiefer ein. Damit sinkt der Grundwasserspiegel, was sich negativ auf Wasserversorgung und damit auch auf Landwirtschaft und Auen auswirkt. Das fehlende Geschiebe gefährdet zudem technische Infrastruktur wie Brückenpfeiler, die so leichter unterspült werden können. Nicht zuletzt werden Uferbereiche und Flusssohle in ihrer Funktion als produktive Lebensräume stark eingeschränkt. Anstatt durch den Fluss transportiert zu werden, sammelt sich das Geschiebe vor Stau-

Bild Istock.co m/ollirg

Text Werner Sturmberger


Die Vjosa im Südwesten Albaniens.

mauern, was das Fassungsvermögen von Staubecken einschränkt und die Funktion von Turbinen und Notauslässen beeinträchtigen kann. Damit sinken Sicherheit, Effizienz und Rentabilität. So ergibt sich eine recht einzigartige Interessenkoalition aus Umweltschutz, Wasserkraft und – wo vorhanden – Schifffahrt: Wie bekommen wir den Schotter in den Griff? Um diesem Problem beizukommen, lautete das Patentrezept bisher, weitere Staustufen zu errichten und künstliche Sedimente in die Flüsse einzubringen. Im Donaulauf zwischen Wien und Bratislava, wo sich die Flusssohle innerhalb von 50 Jahren um einen Meter eingetieft hatte, fiel Variante eins flach. Die massiven Proteste für den Erhalt der Hainburger Au 1984 und 1985 verhinderten den Bau eines weiteren Kraftwerks. Damit blieb nur noch Variante zwei: Fortan wurden bis zu 200.000 Kubikmeter Kies pro Jahr hinter dem Kraftwerk Freudenau in die Donau gekippt. Das war weder besonders kosteneffizient noch effektiv und auch nicht ausreichend, um die Eintiefung zu stoppen.

Best Practice Nationalpark Donau-auen Die für den Betrieb der Wassertrasse zuständige Via donau und der Nationalpark Donau-Auen begannen darum gemeinsam mit der boku nach eleganteren Lösungen zu suchen. Das stellte zugleich den Beginn einer nunmehr europaweit einzigarten Erfolgsgeschichte dar: »Wir haben hier die einzigartige Möglichkeit, mit unseren ProjektpartnerInnen Maßnahmen unter realen Bedingungen zu testen. Natürlich machen wir viele Experimente im La-

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FLUSSLANDSCHAFTEN

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NATIONALPARKGEBIET

WAGRAM AN DER DONAU

SCHÖNAU

GESCHIEBEZUGABE

ORTH AN DER DONAU

FLIEßRICHTUNG DER DONAU GESCHIEBEUMLAGERUNGEN GESCHIEBEFANG

Um eine effizientere Schotterung zu erreichen, haben Forscher der Boku einzelne Kieselsteine mit Peilsendern versehen, um ihre Transportgeschwindigkeit und ideale Größe zu ermitteln.

bor – teilweise mit Modellen 1:10 –, aber der Fluss hat einfach ein Eigenleben, das nicht exakt vorhergesagt werden kann«, erklärt Marcel Liedermann vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung der boku Wien. Die Forschung konzentrierte sich auf eine effizientere Einbringung von Schotter. Weitere Instrumente im Arsenal der Forscher­Innen sind die Revitalisierung von Altarmen und der Uferrückbau. Die Schaffung permanent durchströmter Seitenarme befreit zudem lokale Auen von Sedimenten. Für den Rückbau der Ufer wurden Hunderttausende Tonnen Felsblöcke aus den Böschungen entfernt – mit spektakulären Ergebnissen: Teilweise wurde die Donau bis zu 40 Meter breiter und es entstanden binnen kürzester Zeit meterhohe Abrisskanten, die etwa dem Eisvogel zum Nisten dienen. Gesamt konnten eine Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse, des Hochwasserschutzes und die Stabilisierung der Stromsohle erreicht werden. Auch der Nationalpark Donau-Auen profitiert durch eine ge-

Das Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerkes Okuyoshino am Asahi, Japan.

HASLAU AN DER DONAU

REGELSBRUNN

sicherte Wasserversorgung von diesen Maßnahmen. »Im Abschnitt Hainburg besteht die Möglichkeit, Strukturgüte II zu erreichen. Das bedeutet: bedingt naturnah. Für einen schiffbaren Fluss wäre das einzigartig«, so Ulrich Eichelmann. Die Suche nach neuen, innovativen Methoden des Geschiebemanagements wird allein schon deshalb nicht eingestellt.

Ab in die Röhre Diese sind natürlich auch von den jeweiligen geografischen Gegebenheiten abhängig: In Berg­regionen kann man sich etwa das höhere Gefälle zunutze machen. So wurde 1998 für das Pumpspeicherkraftwerk Okuyoshino, mit 1206 MW eines der größten Japans, ein 2350 Meter langer Tunnel in Betrieb genommen, der das Geschiebe am Kraftwerk vorbeitransportiert. Taifune und Rodungen führten zu einer stark erhöhten Sedimentfracht und damit zu einem zunehmenden Kapazitätsverlust des Beckens. Dank des Tunnels konnte die Sedimentablagerung um 80 Prozent verringert werden. Die Geschiebefracht erreicht nun auch wieder den Unterlauf des Flusses und hat dort zu einer Erholung des Flussbetts geführt. Nachteil dieser Methode sind die hohen Kosten für die Errichtung und Instandhaltung. Gerade nach starken Taifunen kann der Abrieb an der mit Stahl verstärken Betonkonstruktion bis zu 20 Zentimeter betragen. Ein ähnliches System sorgt auch beim Schweizer Solis-Staudamm für Abhilfe. Die Albula hatte das Staubecken schon zur Hälfte mit Geschiebe gefüllt und drohte die Grundablässe der Staumauer zu verstopfen. Verwendung finden solche Bypass-Tunnel mittlerwei-

Bild CC BY-SA 3.0 /Qu rre n (talk)

FISCHAMEND


HAINBURG

Quelle: viadonau.org

So funktioniert das Geschiebemanagement der Donau bei Hainburg »In den freien Fließstrecken der österreichischen Donau gräbt sich der Fluss immer tiefer in sein Flussbett ein. Innerhalb von 50 Jahren hatte sich die Donau östlich von Wien um etwa einen Meter eingegraben. Mit der Stromsohle sinken auch die Oberflächen- und Grundwasserspiegel ab und bedrohen das sensible Ökosystem der Donau-Auen. Hauptgrund für die Sohleintiefung ist die Unterbrechung des natürlichen Kiestransportes des Flusses durch die Staumauern der Kraftwerke. Auch die Kanalisierung des Flusses in ein einzelnes Flussbett spielt eine Rolle, weil dadurch die Erosionskräfte zunehmen. Viadonau setzt Maßnahmen zur Reduktion dieser Eintiefungstendenzen um. Der bei der Instandhaltung der Schifffahrtsrinne laufend gebaggerte Kies wird dem Fluss nicht entnommen, sondern stromauf verführt und wieder verklappt.« – Edith Klauser, Direktorin des Nationalparks Donau-Auen

le auch bei Kraftwerksneubauten. In Patrind im Norden Pakistans soll die Anlage dabei helfen, die gewaltigen Sedimentmengen des im Himalaya entspringenden Kunhar zu bewältigen. Etwa 40 Millionen Tonnen Sand und Schlick transportiert der Fluss pro Jahr. Das macht es zusätzlich notwendig, sämtliche Anlagen regelmäßig »durchzuspülen«. Selbst die ausgeklügeltsten technischen Vorrichtungen und Verfahren können nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede kommerzielle Nutzung eines Flusses zu massiven Veränderungen in diesem Ökosystem führt. Mit der Umwandlung des Naturraums Fluss und einer Kulturlandschaft entstand gleichzeitig der Bedarf, diesen entsprechend zu managen, um angerichteten Schaden zu minimieren oder, wie im Fall der Donau, soweit wie möglich rückgängig zu machen. Nicht zuletzt deshalb ist es geboten, Eingriffe möglichst gering zu halten beziehungsweise wie im Fall der Vjosa von solchen ganz abzusehen.


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Ökostrom oder Ökosystem Wasserkräftemessen: Wie lassen sich Klima- und Naturschutz in Fragen um Wasserkraftprojekte vereinbaren?

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eim Thema Wasserkraft stehen die Fragen zu Klima- und Naturschutz oft im Gegensatz. Besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbaute man den Alpenraum mit Wasserkraftanlagen und zapfte so gut wie jeden Flusslauf für die Stromgewinnung an. Anlässlich des kürzlich begonnenen Baus des Kraftwerks TumpenHabichen an der Ötztaler Ache in Tirol wurden in Österreich wieder Vor- und Nachteile der Wasserkraft öffentlich diskutiert – wenn auch abgelenkt durch eine frauenfeindliche Entgleisung des Tiroler Landeshauptmannstellvertreters bei der Übergabe einer wwfPetition. Nicht alle Wasserkraftprojekte sind so umstritten, umstritten ist aber die grundsätzlichere Frage, ob die Potenziale der Wasserkraft im Alpenraum nicht längst erschöpft sind.

Strom aus dem Stau Wasserkraftanlagen sind Querbauwerke in Fließgewässern, die das aufgestaute Wasser durch Turbinen laufen lassen und so Strom aus erneuerbarer Quelle generieren. Aber sie sind ein gravierender Eingriff in die Natur. Schon

im 19. Jahrhundert war man sich bewusst, dass beim Bau von Kraftwerken auch die Ökologie und die Flussdurchgängigkeit für die Wasserlebewesen bedacht werden müssen. Mitte des 20. Jahrhunderts vergaß man zugunsten wirtschaftlicher Interessen ein wenig darauf. Es entstanden unpassierbare Querbauwerke, die man nun nachträglich ökologisieren muss. Erst seit 20 Jahren sorgen EU-weite Steuerungsmechanismen wie die EU-Wasser­ rahmenrichtlinie (eu-wrrl) für eine Ökologisierung der Wasserkraft. Neubauten müssen inzwischen Kriterien erfüllen, alte Bauwerke müssen nach und nach ökologisch saniert werden.

Keine Frage der GröSSe Die Kleinwasserkraft macht den größten Teil der Querverbauungen im Alpenraum aus, bringt aber gleichzeitig einen verhältnismäßig geringen Energie-Output. NaturschützerInnen kritisieren deshalb genau diese Bauwerke, denn egal ob groß oder klein, solange eine Querverbauung nicht zumindest mithilfe von Wanderhilfen durchgängig gemacht wird, ist

Bild  F rank Be cht/TUM

Text Helena Zottmann


Gut, mäSSig, schlecht – Was ist ein guter ökologischer Zustand? In gutem oder sehr gutem Zustand befinden sich Gewässer gemäß europäischer Wasserrahmenrichtlinie (eu-wrrl), wenn sie möglichst naturnah, nicht künstlich verändert und die Wasserqualität sowie der chemische Zustand gut sind. Seit dem Jahr 2000 verpflichtet die EU-Wasserrahmenrichtlinie die EU-Mitgliedsstaaten dazu, einen Maßnahmen- und Managementplan für die Instandhaltung und Verbesserung der Gewässerzustände vorzulegen und die Ergebnisse zu dokumentieren.

BioHof Fest

20 Jahre BioKistl am 5. & 6. September

Die Schweiz ist zwar nicht im Rahmen der eu-wrrl verpflichtet, hat aber eine größtenteils konforme Gesetzgebung. In Österreich sind fast alle Seen in einem guten oder sehr guten Zustand hinsichtlich der Wasserqualität, hinsichtlich der sogenannten hydromorphologischen Qualität – also der Verbauung und Durchgängigkeit speziell von Fließgewässern – gibt es aber großen Handlungsbedarf. Verschlechterungsverbot und Verbesserungsgebot Die EU-Mitgliedsstaaten sind dazu aufgerufen, einen »guten ökologischen Zustand« der Gewässer herbeizuführen oder den Zustand zumindest nicht zu verschlechtern. Die Gewässer werden regelmäßig überprüft und die Ergebnisse veröffentlicht. Werden die Ziele nicht erreicht, drohen den Mitgliedsländern Vertragsverletzungsverfahren auf EU-Ebene und mögliche Geldstrafen.

Ökologischer Zustand der Fließgewässer in Deutschland und Österreich Deutschland 0% Sehr gut 7% gut 36% mäßig 34% unbefriedigend 20% schlecht 3% keine Bewertung

Österreich 15% Sehr gut 22% gut 32% mäßig 13% unbefriedigend 4% schlecht 2% Potenzial: gut und besser 10% Potenzial: mäßig und schlechter 2% keine Bewertung

Vor 20 Jahren haben Sigrid und Gerhard das BioKistl mit einem kleinen, engagierten Team aus der Taufe gehoben. Feiere gemeinsam mit uns am 5. und 6. September 2020 ein buntes Fest anlässlich dieses Jubiläums. Livemusik, vielfältige AusstellerInnen und köstliche Bio Speisen erwarten dich. www.adamah.at/biohoffest


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• Kraftwerke gesamt: 7600 (2019) • Gesamtenergieerzeugung pro Jahr: 21,8 TWh (2012) • Davon Kleinwasserkraft (bis 1 MW*): 6250** • Energieerzeugung der Kleinwasserkraft: 20% • Ausbaupotenzial: 5 TWh/80% genutztes Potenzial • Wasserkraftanteil am Bruttostrommix: 3% • 80% der Wasserkraft in Süddeutschland (Bayern & Baden-Württemberg) • Quellen: Umweltbundesamt.de, Potenzialanalyse des deutschen Bundesministeriums für Umwelt 2010

SCHWEIZ

• Kraftwerke gesamt: 650 (über 300 kWh) • Gesamtenergieerzeugung pro Jahr: 36,3 TWh • Davon Kleinwasserkraft: k. A. • Leistung KWK: k. A. • Ausbaupotenzial: 1,15 TWh bis 2035 (95% genutztes Potenzial) • Wasserkraftanteil am Bruttostrommix: 55% • Quelle: Bundesamt für Energie Schweiz 2018

3% Wasserkraft 6,1% Photovoltaik 7% Biomasse

BRUTTOSTROMMIX

2,8% Wind offshore

13,1% Erdgas 11,6% Atomenergie

(ABEG e.V. 2018)

13,3% Wind onshore 22,6% Braunkohle 14,4% Steinkohle

2,7% Thermische Kraftwerke (fossil) 25% Laufkraftwerke (Wasserkraft) 36,1% Atomkraft

5,7% Weitere erneuerbare Energien (Photovoltaik, Wind)

BRUTTOSTROMMIX [Gesamtenergiestatistik, VSE 2018]

30,4% Speicherkraftwerke (Wasserkraft)

*Die Grenzen werden willkürlich gezogen. ** Deutschland führt kein zentrales Register aller Wasserkraftanlagen, daher kann die Zahl nicht exakt angegeben werden. Quelle: Umweltbundesamt

Bild Istock.com/Ole g Chepu rin

DEUTSCHLAND

6,1% Hausmüll


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ÖSTERREICH

• Kraftwerke gesamt: 5200 • Gesamtenergieerzeugung pro Jahr: 41,2 TWh (2018) • Davon Kleinwasserkraft (bis 10 MW*): 4000 • Energieerzeugung der Kleinwasserkraft: 6 TWh • Ausbaupotenzial: zwischen 2 TWh und 11 TWh bis 2030/70% genutztes Potenzial • Wasserkraftanteil am Bruttostrommix: 60,5% • Quellen: Österreichs Energie, WWF Studie Energiewende und Gewässerschutz 2018, Pöyry Wasserkraftpotenzialstudie 2018, kleinwasserkraft.at

5% Biomasse

1% Photovoltaik 0,5%Sonstige

9% Wind

24% Thermische Kraftwerke (fossil)

BRUTTOSTROMMIX

(E-Control 2019)

60,5% Wasserkraft

sie ein unüberwindbares Hindernis für Wasserlebewesen. »Will man heute ein Kraftwerk bauen, fließt ungefähr ein Drittel der Kosten in die ökologischen Maßnahmen wie Fischaufund -abstiegshilfen sowie Biotope«, sagt Patrick Kohlhofer vom Stromanbieter Mein Alpenstrom. Mein Alpenstrom bietet ausschließlich Strom aus regionaler Kleinwasserkraft an. Ein Fluss ohne Querbauwerk wäre natürlicher, meint auch Kohlhofer, allerdings betont er: »Das Kleinwasserkraftwerk ist, wenn unsere strengen Kriterien erfüllt wurden, ein Stromproduzent mit geringeren Auswirkungen auf die Natur als viele andere Stromquellen.« Ob insgesamt nicht eher auf andere Erneuerbare gesetzt und bei der Wasserkraft mehr über Rückbauten gesprochen werden sollte? Kohlhofer rät zu reiflicher Überlegung, »ob man ein bisschen Energie in die Revitalisierung von alten Kraftwerken steckt, um diese ökologisch noch verträglicher zu machen, oder um einiges mehr Energie in den Neubau von Kraftwerken investiert«. Die Herausforderung liege in der Reduktion des Verbrauchs: »Die Debatte sollte über den Verbrauch von Energie geführt werden und darüber, worin wie viel Energie steckt.«

Modernisierung nötig Je nach Studie und Szenario könne man in Österreich noch eine Leistung von 2 TWh – sagt etwa Greenpeace auf der Naturschutzseite – bis 11 TWh – sagt mit Pöyry die Industrieseite – aus dem Wasser holen. Johannes Kostenzer von der Umweltanwaltschaft Tirol spricht dem Ausbau der Wasserkraft zwar noch ein gewisses, auch ökologisch vertretbares Potenzial zu, aber: »Flussabschnitte, die für die Wasserkraft noch lukrativ wären, sind durchgehend sehr seltene und schützenswerte bedrohte Gewässerabschnitte.« Technische Erneuerungen könnten hier aber die Kombination von Ökologie und Stromgewinnung schaffen. An einem geschützten Flussabschnitt der Loisach, einem Isar-Zufluss in Bayern, ging im Juli 2020 das erste Schachtkraftwerk ans Netz, das mit seiner Bauart Fische und andere Gewässerlebewesen sicher auf- und absteigen lässt. Im Gegensatz zu Auslaufkraftwerken, bei denen der Fluss durch die Turbine geleitet wird, ist beim Schachtkraftwerk die Turbine im Flussbett versenkt, diese erzeugt einen gerin-

kWh = Kilowattstunde = 1000 Watt mal 1 Stunde; Eine Wattstunde ist jene Energie, die innerhalb einer Stunde verbraucht oder erzeugt wird. TWh = Terawattstunde = 1.000.000.000 (eine Milliarde) Kilowattstunden oder 1.000.000.000.000 (eine Billion) Wattstunden; Zum Einordnen: Ein Haushalt mit vier Personen in Österreich oder Deutschland benötigt im Jahr ca. 4000 kWh (ohne Warmwasser). MW = Megawatt = 1 Million Watt; Watt ist die Einheit der Leistung. Ein Kraftwerk mit einer Leistung von 10 Megawatt erzeugt in einer Stunde 10 Millionen Watt Energie, die von KonsumentInnen verbraucht werden kann. Bruttostromerzeugung: jener Strom, der inklusive der Betreibung der Kraftwerke erzeugt wird; Kraftwerke haben einen Eigenbedarf an Strom.

Umweltanwaltschaft Jedes österreichische Bundesland hat eine eigene Naturschutz- oder Umwelt­ anwaltschaft, von der die Anliegen der Natur und der Umwelt vertreten werden.


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Die Einhaltung ökologischer Kriterien – wie einer funktionierenden Fischaufstiegshilfe – brachte dem Kraftwerk Letten im Zentrum Zürichs eine Zertifizierung mit naturemade star.

Kleinkraftwerk Stanzertal (Tirol, Österreich) Als positives Beispiel für gelungene Kleinwasserkraft bezeichnet die Umweltanwaltschaft Tirol das Projekt im Tiroler Stanzertal, das einen bereits künstlich verbauten Flussabschnitt ökologisieren und wirtschaftlich nutzbar machen konnte.

GroSSes Potenzial für ökologische Modernisierung Vor allem in der Sanierung gibt es großes Potenzial der Effizienzsteigerung – bei gleichzeitiger Ökologisierung. Auch in der Schweiz sieht man dringend nötige Investitionen: »Bei der Wasserkraft haben wir vor allem noch einen sehr, sehr großen Bedarf hinsichtlich der Ökologisierung der Anlagen«, sagt Ursula Stocker von der Geschäftsstelle des Schweizer Gütesiegels naturemade, das Wasserkraftanlagen zertifiziert. Die zahlreichen »künstlichen« oder »erheblich veränderten« Gewässer­ abschnitte führten insgesamt zu einem »mäßigen bis schlechten Zustand« der Fließgewässer im Alpenraum und zeigten, dass bei der Wasserkraft in der Vergangenheit auf die Einhaltung ökologischer Kriterien in den allermeisten Fällen vergessen wurde. In »gutem Zustand« sind heute nur mehr wenige Flussabschnitte und die liegen meist in geschützten Gebieten. »Die Wasserkraft ist gut, wenn man sie mit ökologischen Kriterien verheiratet«, meint Ursula Stocker. Mit technologischen Innovationen könnte dieser Spagat geschafft werden, allerdings mehren sich damit aufseiten des Naturschutzes auch die Befürchtungen, dass in geschützten Gewässern noch weitere – wenngleich umweltverträglichere – Kraftwerke gebaut werden.

Schachtkraftwerk Loisach

Schachtkraftwerk Loisach (Bayern, Deutschland) In Bayern ging das weltweit erste Schachtkraftwerk ans Netz. Die Turbine wird dabei in einem Schacht im Flussbett versenkt, sodass die Gewässerlebe­wesen darüber flussabwärts wandern können. Flussaufwärts wurden Fischaufstiegshilfen installiert. Das Kraftwerk erfüllt so strenge ökologische Kriterien, dass es in einem Natura-2000-Gebiet genehmigt werden konnte.

(Bayern)

Kleinkraftwerk Letten (Zürich)

Kleinkraftwerk Stanzertal (Tirol)

Bild Istock.com/Ole g Chepu rin, E WZ, F rank Be cht/TUM, Wa sserkra ft we rk Stanze rtal

Kleinkraftwerk Letten (Zürich, Schweiz)

gen Sog nach unten, den die Fische passieren können. »Es gibt kaum eine Kraftwerksart, die so intensiv untersucht wurde wie das Schachtkraftwerk«, meint der Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der TU München, Peter Rutschmann, der das Projekt entwickelte. Derzeit könne man mit der Technologie 10-MWAnlagen realisieren, bei »relativ geringen Auswirkungen« auf die Tierwelt.


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J e nse i t s d es B a dese es

Wie kommt das Salz in die Lacke? Der Naturraum Neusiedler See – Seewinkel ist Brutgebiet und Zwischenstation für mehr als 300 Vogelarten. Und nicht in erster Linie vom Klimawandel existenzbedroht.

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stlich des Neusiedler Sees findet man Salzlacken, zu denen Vögel und deren BeobachterInnen von weither kommen. 40 von ihnen liegen zwischen dem Schilfgürtel des Sees und dem Becken des Hanság (deutsch: Waasen) verstreut – fast drei Mal so viele waren es noch im 19. Jahrhundert, bevor die Intensivierung der Landwirtschaft einsetzte und zahlreiche Lacken durch Entwässerung und Tiefackern zerstört wurden. Noch dramatischer sieht der Flächenverlust aus: Nur mehr die Hälfte der Lackenflächen von 1957 ist heute noch vorhanden. Zwar liegen fast alle verbliebenen Lacken im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel und sind so – nicht zuletzt wegen ihrer internationalen Bedeutung als Brut- und Rastplatz für zahlreiche Vogelarten – dauerhaft geschützt. Gleichzeitig sind sie allerdings bedroht: Vom »Lacken­ sterben« ist des Öfteren in der Fachwelt die Rede.

Bild Irin a Zelew itz

Eiszeitrelikte und frühere Seeflächen Es trifft vor allem die älteren Sodalacken, die während der letzten Eiszeit entstanden, als Eislinsen im heutigen Seewinkel weggeschmolzen waren (so die gängige Theorie) und sich in den verbleibenden Mulden Niederschlagswasser sammelte. Die Konzentration des Salzes im Boden steigt jeden Frühsommer bei sinkendem Wasserspiegel, bis im Hochsommer nur mehr blendend weißer »Sodaschnee« am abgetrockneten Lackenboden zu sehen ist. Auf solchen Böden wachsen Meeresküstenpflanzen, die kontinental verbreitete Salzkresse oder

die Salzaster. Auf diese extremen Lebensräume sind sowohl Brutvögel als auch Durchzügler angewiesen: Sie finden in den Lacken oder an deren Rändern genau dann das passende Nahrungsangebot, wenn sie es für sich und den Nachwuchs brauchen – und bleiben dabei weitgehend ungestört. Typische Bewohner der stark salzigen Lacken sind Kleinkrebse und Rädertiere, von denen beispielsweise Säbelschnäbler, Stelzenläufer oder Löffelenten, die hier ein europaweit bedeutendes Brutvorkommen aufweisen, profitieren. Die Verlandungszonen werden von Graugänsen, einer Reihe von Entenarten, von Möwen, Seeschwalben und Watvögeln bevölkert. An manchen Lackenrändern hat die Südrussische Tarantel ihre westliche Verbreitungsgrenze. Im Wechsel der Jahreszeiten schwankt der Wasserstand in den äußerst seichten Becken zwischen maximal 60 cm und völliger Austrocknung. Die Niederschläge im Herbst und Winter gleichen die starke Verdunstung des Sommerhalbjahres aus. Vor allem kurz vor dem Austrocknen erreicht der Salzgehalt bis zu 100 Gramm pro Liter.

Nur selten Fische, aber immer Vögel Für die fortwährende Nutzung als Fischgewässer war auch früher die Wassertiefe zu gering. Wirtschaftliche Bedeutung hatten die Lacken bis ins 20. Jahrhundert trotzdem: Das kristallisierte Soda, ungarisch »Zick«, wurde im Hochsommer in den trockenen Lackenbecken

Gastbeitrag Alois Lang

Das Salz im Boden stammt aus der letzten Zwischen­ eiszeit, als ein Binnenmeer weite Teile dessen bedeckte, was heute Europa ist.

Sodaschnee besteht hauptsächlich aus Natriumbikarbonat (Na2CO3), es kommen aber auch Glaubersalz (Na2SO4), Bittersalz (MgSO4) und Kochsalz (NaCl) vor.

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J e nse i ts des B a dese es

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Österreich/ Burgenland

1993 wurde der grenzüberschreitende National­park Neusiedler See – Seewinkel durch einen Beschluss des Burgenländischen Landtags 1992 begründet. Die Pläne dafür gehen auf die Zwischenkriegszeit zurück.

Naturzone Bewahrungszone Landschaftsschutzgebiet

Chemismus beschreibt den Stoffwechsel der Sodalacken. Sie überdauern die Jahrtausende durch ihren Gehalt an Soda (ihre Alkalität = ihr Säurebindungsvermögen).

zusammengekehrt und in »Sodafabriken« zu Waschsoda verkocht. Der Beginn der industriellen Waschmittelproduktion bedeutete das Ende dieser Erwerbstätigkeit. Seit den 1960er-Jahren bilden die Salzlacken des Seewinkels die Grundlage eines stets wachsenden Naturtourismus. Als die ÖsterreicherInnen mit dem Begriff »Neusiedler See« noch die Strandbäder und später die Radwege assoziierten, kamen HobbyornithologInnen aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien im Frühjahr und im Herbst an die Lacken, um zu beobachten, zu fotografieren oder zu filmen.

Die Abhängigkeit vom Grundwasser

Alois Lang ist seit der Gründung des Nationalparks 1993 im Management tätig – mit Schwerpunkt auf Öffentlichkeitsarbeit, Ökotourismus und internationale Zusammenarbeit.

Die aktuelle Bedrohung der verbliebenen Seewinkellacken ist an der Oberfläche kaum sichtbar: Bleibt der Grundwasserspiegel über längere Zeit niedrig und vom salzführenden Horizont im Boden der Lacke getrennt, gelangen keine Salze mehr an die Oberfläche – die Gefahr der »Aussüßung« steigt. Mit ergiebigen Niederschlägen kann sich dann zwar weiterhin das Lackenbecken füllen, es fehlt aber durch den veränderten Chemismus das typische Nahrungsangebot. Für manche »Stars« in der Vogelwelt, denen Jahr für Jahr die Birdwatcher hinterherreisen, werden also solche Lacken kein passender Lebensraum mehr sein.

Die Grenzen des Nationalparks Die Größe der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen außerhalb des Nationalparks sinkt zwar

tendenziell, der Klimawandel mit immer längeren Hitzeperioden und unterdurchschnittlichen, ungünstig verteilten Niederschlägen lässt aber den Wasserbedarf in der Landwirtschaft steigen. Es sind also nicht nur die ab dem Spätmittelalter angelegten Entwässerungsgräben, die vielen Lacken die Grundwasserverbindung rauben – hier haben Maßnahmen seit Mitte der 1990er-Jahre bereits sicht- und messbare Verbesserungen gebracht. Politisch kaum durchsetzbar erscheint aber die Reduzierung der Grundwasserentnahme im direkten Umfeld des Nationalparks, obwohl die diesbezüglichen Zusammenhänge in umfangreichen Forschungsprojekten und Modellversuchen deutlich dargestellt sind. Die Kernaufgabe besteht also darin, die Grundwasserentnahme im Umfeld des Nationalparks so weit zu verringern, dass es zu keinen den Lebensraum bedrohenden Auswirkungen auf die Lacken kommt. Das aufwändige Naturraummanagement im Nationalpark – mit Beweidung an den Lackenrändern, im Seevorgelände und auf den Hutweiden – kann zwar dafür sorgen, dass auch in Zukunft die sensiblen Lebensräume für salztolerante Pflanzen und bodenbrütende Vogelarten offengehalten werden, Maßnahmen gegen einen sinkenden Grundwasserspiegel kann die Nationalparkverwaltung aber freilich nicht setzen. Zur Bewusstseinsbildung aller Beteiligten für die damit verbundenen – mittelfristig auch touristischen – Probleme ist es allerdings nicht zu spät.

Bild A rchiv NP Ne us ie dle r See

UNGARN


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Ko nk u r r en z u m s Gr u n dwa sse r

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Lebendiger Winkel Künstliche Eingriffe in den Wasserhaushalt des Neusiedler Sees werden politisch diskutiert. Kaum jemals geht es dabei um Grundwasserschutz.

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Bild Istock.co m/bertl123

ie Absichtserklärungen zu künstlichen Eingriffen in den Wasserhaushalt des flächenmäßig größten Sees Österreichs werden konkreter und die Diskussionen dazu lauter. Die Prognosen für dessen – vorübergehende – Austrocknung sind nicht mehr neu, doch es könnte schneller gehen als gedacht. Der derzeit niedrige Wasserspiegel heizt die Debatten um den Bau von Zuleitungen umgebender Flüsse und Flussarme wieder an. Und doch ist der Wasserspiegel nur der sichtbare Teil weit größerer Entwicklungen. Alois Lang vom Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel engagiert sich für einen weit- und umsichtigeren Blick auf die Region.

BIORAMA: Der Neusiedler See und seine Lacken entstanden größtenteils am Ende der letzten Eiszeit und speisen sich vor allem aus Regenwasser. Welche Zeiträume sind denn für die Austrocknung nun natürlich? Alois Lang: Sehr weit will sich hier noch keineR der ExpertInnen aus dem Fenster lehnen und sagen: Dieses Detail ist nicht mehr »normal« im Sinne der periodischen Austrocknung und Wiederbefüllung. Die Lacken trocknen zwischen jedem Jahr und alle drei bis vier Jahre aus. Der See trocknet etwa alle 100 Jahre ohne menschliches Zutun für die Dauer von 1–5 Jahren aus. Die letzte Austrocknung liegt schon über 100 Jahre zurück. Dass wir nicht mehr so wie früher auch

Hochwasserstände mit Überschwemmungen haben werden, liegt nicht am Klimawandel, sondern am sogenannten Einserkanal, der im 19. Jahrhundert zur Vermeidung von Überflutungen angelegt wurde. Wenn wir jetzt eine Austrocknung erleben, ist das unabhängig von Klimawandelfolgen an sich völlig normal. Muss der Klimawandel hier für Probleme herhalten, für die er nicht verantwortlich ist? Im Naturraum Neusiedler See herrscht ein natürlicher Zyklus zwischen extrem trocken und extrem nass. Gleichzeitig hat auch der menschenversursachte Klimawandel Einfluss auf diesen Zyklus. Übrigens sagen die 2016 erstellten Klima­ szenarien für den Seewinkel alle – egal ob pessimistisch oder optimistisch – höhere Niederschlagsmengen für die Region voraus. Für die nähere Zukunft? Ja. Noch für dieses Jahrhundert. Und da würde man vielleicht meinen: Mehr Regen heißt auch, dass die Lacken langsamer austrocknen. Aber das stimmt eben nicht. Weil es nicht so sehr davon abhängt, wie viel es regnet, sondern wann im Jahr. Wie sieht die Zukunft der Lacken und des Sees derzeit aus? Niemand kann das genau vorhersagen, aber vor dem Hintergrund des Klimawandels sieht

Interview Irina Zelewitz

Der Schilfgürtel um den Neusiedlersee ist nach dem Donaudelta das größte zusammenhängende Schilfgebiet in Europa.


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Ko nk u r r en z u m s Gr u n dwa sser

34 es nicht gut aus. In bestimmten Bereichen sind konkrete Überlegungen und Maßnahmen gefordert, aber medial wird eine nicht nur sachliche Diskussion geführt, und die nur über den Wasserstand des Neusiedler Sees, weil dieser Wasserstand sichtbar ist. Wohingegen der Grundwasserspiegel nicht sichtbar ist. Die Lacken können sich über Regenwasser zwar schnell wieder mit Wasser füllen, brauchen aber die Verbindung zwischen dem Grundwasserspiegel und dem salzführenden Horizont im Lackenboden. Wenn sie über längere Zeit unterbrochen wird, dann ändert sich der Chemismus und damit die Artenausstattung – und die Lacken sterben einen schleichenden Tod. Die Lacken sind einzigartig in Festlandeuropa und somit – nicht nur aus Naturschutzperspektive – besonders wertvoll. Wobei man dazusagen muss, dass auch der Neusiedler See einen bestimmten Salzgehalt hat und durch Zuleitung von kalkhaltigem Wasser seine natürliche Trübe verlieren würde. Es gibt Befürchtungen, dass dadurch letztlich auch die Verschlammung des Sees und somit dessen Verlandung beschleunigt werden könnte? Wasserzuleitungen müssten jedenfalls sehr verantwortungsvoll angegangen werden. Die wichtigste Forderung in diesem Zusammenhang ist – wenn eine Fremdwasserzufuhr des Neusiedler Sees möglich und finanzierbar ist –, dass die natürliche jährliche Schwankung des Wasserspiegels des Sees trotzdem erhalten bleibt. Die Diskussion um den Wasserstand des Sees wird von bestimmten Interessensgruppen aufgebauscht. Das ist natürlich ein wichtiges Thema für segelaffine PensionistInnen. Die ÖsterreicherInnen sehen den See eher als Freizeitgewässer – internationale NaturtouristInnen sieht ein Steppengewässer, das periodisch austrocknet. Insofern erleben wir in

der politischen Debatte leider ein Ignorieren des Charakters einen Steppensees, den manche zu einer Badewanne mit regulierbarem Wasserinhalt degradieren wollen. Ist die Landwirtschaft das Problem für das knapper werdende Grundwasser oder ist sie ein Problem neben dem Verbrauch von Industrie und Haushalten? Wir haben keine Industrie. Und die private Nutzung ist mengenmäßig unerheblich, weil sie nicht durch das Grundwasser gedeckt wird. Selbst wenn es hier in Illmitz in jedem Haus einen Swimmingpool gäbe, hätte das keinen Einfluss, weil das Wasser aus einer ganz anderen Region stammt. Der Wasserbedarf der Haushalte schlägt sich nicht auf den Grundwasserspiegel nieder – außer jemand bohrt mit einem Brunnen den ersten Grundwasserhorizont an. Wie verläuft der Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im und um den Nationalpark? Ein Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz wird mit einer Kollision von Interessen auf ein und derselben Fläche assoziiert. Das Problem ist aber, dass die Bodennutzung und Grundwasserentnahme nicht im National­park stattfindet, dort aber zunehmend zum Problem wird. Im konkreten Fall ist es die Grundwasserentnahme außerhalb des Schutzgebietes, die dann auch innerhalb des Nationalparks, also auch unter den Lacken, zu einem Sinken des Grundwasserspiegels führt. Dafür hat das Naturschutzgesetz keinen Hebel. Das heißt, Nationalparks wollen wenig überraschend Schutzgesetze, die es ermöglichen, auf Probleme in einem größeren Radius um die Parks zu reagieren? Ja. Wir müssen großflächig, also über die Grenzen des Nationalparks hinaus, das Grund-


wasser vor einer Übernutzung schützen. Mit einem »normalen Naturschutzgesetz« ist das nicht möglich, das bezieht sich immer auf eine Fläche und darauf, was auf dieser Fläche zulässig ist. Wie schaffen Sie das? Die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen steigt direkt proportional zur Entfernung zum Gebiet. Das ist brutal. Ein Großteil unserer Gesellschaft tickt so. Wir beide sind uns bestimmt sofort einig, dass wir für den Schutz des Sibirischen Tigers sind. Dass dieser Schutz in dessen Lebensraum Einschnitte für die Bevölkerung bedeutet, ist uns egal. Aber »not in my backyard«! Ja, wir müssen zu »Please in my backyard« kommen. Um 5 Euro Onlinespende können Sie ein Tier retten! Aber wenn ich in meiner unmittelbaren Umgebung auf einer Wiese mit meinen Enkeln nicht spielen dürfen soll: Das schau ich mir an! Das lass ich mir nicht bieten! Aber der mit dem Nationalpark verbundene Tourismus sorgt für einen anderen Blickwinkel. Unser Nationalpark liegt nicht auf staatlicher Fläche, die nur dem Naturschutz gewidmet ist, sondern wir haben hier schon seit jeher einen Mix aus touristischer und landwirtschaftlicher Nutzung sowie Naturschutz. Die Birdwatcher kamen schon, als sie noch gar nicht so hießen. Und die Flächen des Nationalparks gehören auf österreichischer Seite mehr als 1200 EigentümerInnen. Zum Beispiel der Familie einer Bäuerin, sie bekommt eine kleine Förderung für Ökolandbau außerhalb des Nationalparks, die Familie betreibt eine kleine Pension im Haus. Ihre Gäste interessieren sich vor allem für die Natur der Region. Gleichzeitig besitzt die Familie zwei kleine Grundstücke, die im Nationalpark liegen und somit außer Nutzung gestellt sind, wofür jährlich eine Entschädigung bezahlt wird. Solche Strukturen sind sehr hilfreich gegen Lagerdenken wie »Ich bin TourismusanbieterIn, mir ist es egal, wie es der Landwirtschaft geht« oder umgekehrt.

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BRUNNEN

Je gemeinsamer, desto besser

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Mit der Trockenheit sinkt der Grundwasserspiegel. Private Brunnen zapfen ihn nicht immer mit der nötigen Sorgfalt an.

ielerorts ist unklar, wer wo wie viel Grundwasser aus Brunnen schöpft. Die Bewässerung von Gärten und das Auffüllen von Pools bedrohen Wälder und Feuchtgebiete, fürchtet das deutsche Umweltbundesamt. Auch dass Brunnen versiegen, kommt immer öfter vor. So auch im Osten Österreichs: »Langfristig ist nur eine gemeinsame regionale Versorgung mit Wasser sinnvoll«, ist Harald Hofmann überzeugt. Die Grundwasserstände und die generelle Verfügbarkeit seien übers Jahr gesehen in den vergangenen Jahren »eindeutig erkennbar« gesunken und zurückgegangen, so der Leiter der Gruppe Wasser beim Land Niederösterreich. Muss tiefer gebohrt oder gar ein neuer Brunnen gegraben werden, gibt es keine Garantie, dass dieser langfristig Wasser führt. Ob sich die Investition ins Vertiefen oder Neugraben nachhaltig rechnet, ist unklar, geteiltes Risiko deshalb erstrebenswert. Bereits 92 Prozent aller Haushalte beziehen ihr Wasser in Niederösterreich kommunal – das heißt über die Gemeinde oder regionale Wassergenossenschaften. Fünf Prozent, schätzt Hofmann, werden auch langfristig ohne kommunale Anbindung auskommen müssen. Das betrifft vor allem Streusiedlungslagen und abgelegene Gehöfte. Das Graben eines Hausbrunnens für den Eigenbedarf ist in Österreich bun-

desweit geregelt – und bewilligungsfrei. Eine Bewilligung braucht nur das sogenannte Inverkehrbringen. Dafür reicht es aus, wenn irgendwo Urlaub am Bauernhof angeboten wird. »Es gibt eine höhere Sorgfaltspflicht, wenn andere auch trinken«, erklärt Hofmann. Im Zuge einer Bewilligung wird genau geprüft, woher das Wasser eines Brunnens stammt und dass die tiefliegende zweite Grundwasserschicht nicht angebohrt wird, um eine mögliche Verschmutzung auszuschließen.

Feuerwehr liefert Wasser »Durch den Klimawandel wird die Menge des vorhandenen Wassers kritischer als das Problem der Qualität«, sagt Harald Hofmann. Was in Vororten schon einmal bedeutet, dass die Bevölkerung aufgefordert wird, im Sommer mit dem Wasser hauszuhalten, weniger zu gießen und auf das Auffüllen des Pools zu verzichten, was heißt, dass in Einzellagen Wasser herangekarrt werden muss. »Im Hochsommer kommt es vor, dass die Feuerwehr mit dem Tankwagen Wasser auf landwirtschaftliche Betriebe bringt.« Müssen Tiere versorgt werden, ist der Wasserbedarf größer als in einem Wochenendhäuschen am Waldrand. Abgesehen vom Austrocknen sieht der Beamte in einer Verschmutzung die größte Gefahr für private Hausbrunnen: »Die notwendige

Text Thomas Weber


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BRUNNEN

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Wer nutzt? Und wer kontrolliert?

Rechenberg, der am Umweltbundesamt in Sachsen-Anhalt das Fachgebiet Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden leitet. Einen Trend kann seine Behörde aus den zugänglichen Statistiken weder für Trinkwasser- noch für Bewässerungsbrunnen ermitteln.

In Deutschland fürchtet das Umweltbundesamt, dass die Behörden in den dafür zuständigen Ländern zu wenig Personal haben, um zu kontrollieren, ob ein Brunnen fachgerecht gebaut wird. Das deutsche Wasserhaushaltsgesetz unterscheidet bei Brunnen zwischen Anlagen zur privaten Wasserentnahme, die lediglich der Bewässerung dient, und solchen zu Zwecken der Trinkwassergewinnung. Theoretisch bedarf jede Gewässerbenutzung einer Erlaubnis. Praktisch gibt es in den Ländern aber höchst unterschiedliche Bagatellgrenzen, ab welcher Wassermenge diese tatsächlich erforderlich ist. In Brandenburg liegt sie beispielsweise bei 5000 m3 pro Jahr, während in Bayern von »geringen Mengen für Zwecke der Land- und Forstwirtschaft und des Gartenbaus zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit« die Rede ist. Die Anzahl der »Hausbrunnen und Quellen, aus denen Trinkwasser gewonnen wird«, wurde zuletzt 2004 vom Statistischen Bundesamt mit 185.358 erhoben. Aus wie vielen Brunnen bewässert wird, »darüber haben wir selbst keine Komplettübersicht«, bedauert Jörg

»Wir gehen jedoch davon aus, dass bei zunehmender Trockenheit und Reglementierungen seitens der Wasserversorger bei der Gartenbewässerung Privatpersonen vermehrt eigene Brunnen für die Bewässerung des Gartens anlegen werden«, sagt Rechenberg. »Man hört, dass die Auftragsbücher der auf Brunnenbau spezialisierten Unternehmen gut gefüllt sind.« In Sachsen-Anhalt hält man diese – mutmaßliche – Entwicklung hin zum Graben privater Brunnen auch aus ökologischer Sicht für nicht erstrebenswert: In Zeiten ohnehin sinkender Grundwasserstände führe jeder weitere Bohrvorgang zu einer schwer zu kontrollierenden zunehmenden Grundwasserentnahme. Durch die kumulierte Einzelentnahme verlieren die Behörden den Überblick, wer wo wie viel Grundwasser entnimmt. Mit Sicherheit könne man nur sagen, dass mehr Wasser genutzt werde. Das Problem: Das wirkt sich negativ auf davon abhängige, ohnehin von Trockenheit betroffene Ökosysteme wie Wälder und Feuchtgebiete aus.

Trinkwasser aus dem Brunnen Die Broschüre der zentralen deutschen Umweltbehörde (als PDF verfügbar) »Gesundes Trinkwasser aus eigenen Brunnen-Quellen« verweist auf Gefahren, die von Jauchegruben, Pestizid- und Herbizideinsatz ausgehen. Empfohlen wird das Führen eines Betriebsbuchs für jeden privaten Brunnen – in dem auch Starkregen und Gewittergüsse beziehungsweise das Ausbringen von Streusalz oder Düngemitteln festgehalten werden. umweltbundesamt.de

Brunnenbau profitiert

Bild Istock.co m/Riekkine n

Wartung wird nicht immer ernst genommen. Im öffentlichen Bereich wird dauernd kon­ trolliert und gemessen – das gehört im eigenen Einflussbereich auch forciert.«


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Sturm im Biowasserglas? »Marketingschmäh« und »KonsumentInnentäuschung« meinen die einen, »sinnvolle Weiterentwicklung der Bioregeln« und »KonsumentInnenschutz« die anderen. Nach einem Jahrzehnt der erhitzten Gemüter ist die Debatte um Biowasser eine Spur leiser geworden und der Markt indessen größer.

Bild Istoc k. com/Arttim, isto ck. com/brainmaster

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aben die PionierInnen den Weg bereitet für andere AnbieterInnen? Wer fischt noch im Biowasserteich? Es ist Zeit, den Markt ein wenig genauer zu betrachten. Dazu sind, egal wie abgeflaut die Diskussion um die Biozertifizierung von Wasser sein mag, ein paar Worte zur Geschichte und zum Regelwerk notwendig. Das Ganze begann vor etwa zwölf Jahren. Der Geschäftsführer der bayerischen Biobrauerei Neumarkter Lammsbräu, Franz Ehrnsberger, befand, dass die Biobranche das Thema Wasser sträflich vernachlässige. Das Thema »Trinkwasser« wohlgemerkt. Wasser als Ressource in der Landwirtschaft war und ist seit je ein zentrales Thema der Biolandwirtschaft. Also trommelte Ehrnsberger ein paar Leute zusammen und gründete im November 2008 die Qualitätsgemeinschaft

Bio-Mineralwasser e.V. Dieser Verein arbeitete an einem Regelwerk, das in seiner aktuellen Fassung 46 Kriterien umfasst, die erfüllt sein müssen, damit ein Wasser das (ebenfalls von dieser Gruppe entwickelte) Biomineralwasser-Zeichen erhält. Dieses Zeichen war notwendig, da das EU-Bio-Logo für Wasser nicht verwendet werden darf. Einfach, weil Wasser in der EU-Bio-Verordnung nicht vorkommt. Die Verordnung regelt vorwiegend den biologischen Landbau. Für Bereiche, die nicht der klassischen landwirtschaftlichen Produktion zugeordnet werden können, müssen daher eigene Regulative erarbeitet werden. Die Biofischwirtschaft oder der Bereich Jagd- und Forstwirtschaft können ein Lied davon singen. 2012 hat der (deutsche) Bundesgerichtshof entschieden, dass Mineralwasser trotz des

Text Jürgen Schmücking


rechtlichen Vakuums in der EU-Bio-Verordnung als »bio« bezeichnet und vermarktet werden darf. Und obwohl die KonsumentInnenschützerInnen bereits im Vorfeld des Verfahrens auf die Barrikaden gingen, entschieden die RichterInnen, dass sich das Wasser der BiowasserproduzentInnen deutlich (und ausreichend) von anderen Mineralwässern unterscheidet. Mit dieser Urteilsbegründung (und natürlich dem Urteil selbst) war der Weg für den Biowassermarkt geebnet. Und der Rechtsstreit, in den die NeumarkterInnen seit der Markteinführung ihres Mineralwassers »BioKristall« verwickelt waren, war vom Tisch. Die Stiftung Warentest schmollte zwar, fügte sich aber und informierte – leicht trotzig – die VerbraucherInnen über das Urteil.

Mit Abstand das vielfältigste Kulturangebot Kultursommer 2020: Noch hunderte Acts bis Ende August in ganz Wien

Tagesaktuelle Infos zum Programm erhalten Sie auf kultursommerwien.at bzw. unter der Telefonnummer 01 34 35 814. Der Eintritt ist frei!

Nicht nur sauber, sondern nachhaltig

E n t g E lt l i c h E E i n s c h a lt u n g

Bild :KultursommEr WiEn/stadt WiEn marKting gmBh/niKolaus ostErmann

Unter dem Motto „Wien dreht auf!“ läuft seit Anfang Juli der Kultursommer 2020 und gibt noch bis Ende August insgesamt 2000 Kunstschaffenden eine Bühne. Corona-bedingt finden die Veranstaltungen auf 25 größtenteils kleinen Bühnen statt – in sicherem Rahmen und entspannter Atmosphäre. Ob Pop, Klassik oder Wienerlied, Tanz oder Performance, Kabarett, Theater oder Lesungen: Wien bietet diesen Sommer mit Abstand das vielfältigste und spannendste Kulturprogramm. Der Kultursommer Wien läuft noch bis 30. August.

Was sind aber nun diese Kriterien, die erfüllt sein müssen, um einem Brunnen den Zutritt ins Bioparadies zu gewähren? Zur Sicherung der Reinheit sind ein flächendeckender Ausbau des ökologischen Landbaus sowie zusätzliches Engagement und regelmäßige Kontrollen nötig. Die Bedingungen für das Siegel basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und betreffen die Faktoren Nachhaltigkeit, Naturbelassenheit, Mikrobiologie, Chemie, gutes Lebensmittel und transparente Information. Das Thema Nachhaltigkeit spielt für die Anerkennung als Biomineralwasser eine große Rolle. Es wird von den Unternehmen erwartet, dass sie sich ökologisch, aber auch sozial vorbildlich verhalten. Dazu gehören ein transparentes Umweltmanagementsystem, die Förderung des Biolandbaus im Einzugsgebiet der Quelle, Engagement in Wasserschutzprojekten genauso wie eine Ausbildungsquote von fünf Prozent und die regelmäßige Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen. Streng sind auch die Regeln, die die Produktion selbst betreffen. So ist zum Beispiel die Verwendung von Ozon oder aktiviertem Aluminiumoxid zur Entfernung unerwünschter Inhaltsstoffe ebenso verboten wie die Verwendung radioaktiver Strahlung. Im konventionellen Bereich wird Röntgen- oder Gammastrahlung in der Qualitätskontrolle eingesetzt.


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Bild Istoc k. com/Brainma st er

Gibt es sensorische Besonderheiten? Die NeumarkterInnen sind mittlerweile nicht mehr die Einzigen, die sich dem Biowasser verschrieben haben. Zwar hat sich BioKristall als Marke am Biomarkt etabliert und konnte seine Position auch festigen, am Kuchen versuchen aber auch andere HerstellerInnen mitzunaschen. Im Spiel sind etwa das GourmetMineral­wasser von Ensinger, das Wasser des Christinen Brunnens, die Rheinsberger Preussenquelle und die Landpark-Bio-Quelle. Richtig gut ist dabei das Produkt von Ensinger. Das Wasser schmeckt leicht mineralisch, ist aber eigentlich mild und harmonisch. Wäre »Terroir« ein Thema, wie beim Wein, würden wir erfahren, dass das Wasser aus dem oberen Muschelkalk des Strombergs kommt. Jedenfalls ist das Ensinger-Biomineralwasser ein echter (kulinarischer) Gewinn und wertet in der Gastronomie jede Tafel auf. Nicht ganz so gut fällt die Wertung für den Christinen Brunnen aus. Die Stiftung Warentest hat ihren Biogroll zwar immer noch nicht überwunden, testet die Produkte aber stets blind und zuverlässig neutral. Sensorisch bekam das Wasser vom Christinen Brunnen zwar ein »Gut«, insgesamt fiel das Zeugnis aber deutlich schlechter aus. »Ausreichend« (oder in Österreichs Schulnotenskala »Genügend«). Vor allem die mikrobiologische Qualität und die Deklaration beeinflussten das Ergebnis. Stiftung Warentest dazu wörtlich (natürlich nicht ohne generellen negativen Hinweis auf die Biowässer): »Wie die meisten Bio-Mineralwässer, die im Sommer 2019 durch TesterInnen begutachtet wurden, schneidet das Natürliche Bio-Mineralwasser von Christinen Brunnen nicht besonders gut ab. Insbesondere die mikrobiologische Qualität wird von den Testern bemängelt, denn die Proben enthielten bei Untersuchungen Stäbchenbakterien. Diese sind zwar für gesunde Menschen unbedenklich, können kranken Personen aber gefährlich werden.« Hier ist der/die HerstellerIn angehalten, einen Blick auf das Qualitätsmanagementsystem zu werfen. Wäre schade, denn auch das »Gut« im sensorischen Bereich ist eher ein strenges

Urteil. Die »Salzigkeit«, die den Testerinnen missfiel, wäre ein Garant, dass das Wasser ausgezeichnet zu Wein und Säften passt. Geschmacklich spannend sind übrigens auch die Wasser der Rheinsberger Preussenquelle und der Landpark-Bio-Quelle. Letztere gibt es seit Kurzem auch in umweltfreundlichem fsc-zertifizierten Karton und mit einem Schraubverschluss, der zu 40% aus Zuckerrohr besteht. Ökologische Verpackung ist schließlich auch ein zentrales Kriterium der Biowasserproduktion, weshalb es sämtliche Biomineralwässer – bislang – ausschließlich in Glasflaschen gab. Bioaffine und umweltbewusste BergkameradInnen werden jubilieren und ihre Freude mit der leichten Verpackung des Landpark-Wassers haben. Biozertifiziertes Mineralwasser ist übrigens längst kein ausschließlich europäisches Thema mehr. Zeitverzögert um ein paar Jahre hat es auch Nordamerika erreicht. Die Diskussion wiederholt sich, die BefürworterInnen sehen Marktchancen, die GegnerInnen greifen sich an die Stirn und wittern Betrug. Im Juli 2017 gelang es Adam Lazar, einem Businessman aus Vermont, ein Biozertifikat für sein Wasser zu bekommen. Das ist insofern erstaunlich, als das usda (US Department of Agriculture) die nop-Zertifizierung (National Organic Program) kategorisch ablehnte. Mittlerweile hat asari, das »organic water« von Lazar, die Rolle des BioKristall von Neumarkter Lammsbräu eingenommen. VorreiterInnen und WegbereiterInnen auf der einen Seite. Platzhirsch/Platzhirschkuh und MarktführerIn auf der anderen. Der Markt ist in Bewegung, und es wird sich noch einiges tun. Innovationen werden ihn voranbringen, TrittbrettfahrerInnen der Kategorie »eh fast bio« werden ihn beschäftigen. Am Ende wird alles gut.

Auch der Nitratgehalt ist ein Kriterium für die Bio­ zertifizierung von Wasser: Er muss unter 5 mg/l liegen, da ein höherer Wert auf eine nicht natürliche Quelle hinweist.


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Text Irina Zelewitz Bild Michael Mickl

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Auf der Hut vor Alu Wie lautet die derzeitige Antwort der Medizin auf die allseits beliebte Frage: Ist Aluminium im Deo unbedenklich oder doch potenziell gesundheitsschädlich?

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ie Frage, ob Aluminium im Deo schädlich ist oder nicht, beschäftigt Konsument­ Innen seit Jahrzehnten. Die Forschung nicht ganz so sehr, scheint es. Doch erst 2017 fand eine Studie der Universität Innsbruck einen möglichen Zusammenhang zwischen Brustkrebs bei Frauen und einer häufigen Deo-Nutzung im jungen Alter. Ähnliche Studienergebnisse gibt es viele, weswegen auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung rät, die Aufnahme von Aluminium möglichst zu reduzieren. Dennoch bleibt es eine Streitfrage, ob man sich ohne Bedenken Aluminiumsalze unter die Arme schmieren kann.

Bild Istock.co m/pic_st udio

Alu in der Nahrung Ein Leben ohne Aluminium zu führen ist unmöglich. Ohne es zu merken, nehmen wir es ständig mit der Nahrung auf. Natürlich nicht als den metallenen Stoff, sondern in verschiedenen chemischen Verbindungen. Aluminium ist das dritthäufigste Element in der Erdkruste, es wird also von Pflanzen aufgenommen, die wir dann essen. Außerdem kann Alu auch aus Lebensmittelverpackungen und Kochgeschirr auf die Nahrung übergehen. Der zweite Weg,

auf dem Aluminium in den Körper gelangen kann, ist über die Haut. Alu wird etwa als Farbstoff in Make-up oder in Whitening-Zahnpasten eingesetzt. Antitranspirante machen sich die schweißstoppende Wirkung von Aluminium zunutze. Es verbindet sich mit Proteinen im Schweiß und verstopft so die Poren, anders als bei Deodorants, die kein Aluminium enthalten und nur den Geruch überdecken sollen.

Text Anika Suck

Ablagerung im Körper Da sich bei von Brustkrebs Betroffenen die Tumore oft in der Nähe der Achsel formen, kam man auf die Idee, dass ebendiese Antitranspirante und das darin enthaltene Aluminium dafür verantwortlich sein könnten. Alu ist für den Körper ein Fremdstoff, der sich an verschiedenen Stellen ablagern kann. Zum Beispiel fand man bei Menschen, die mit Alzheimer gestorben sind, Alu-Ablagerungen im Gehirn. Allerdings ist nicht geklärt, ob die Ablagerungen zu der Krankheit führen oder nur ein Symptom davon sind. Die Eigenschaft von Aluminium, gerne Bindungen mit Proteinen einzugehen, ist zwar für Antitranspirante nützlich, für den

Alu als Verbindung Aluminium (Al) ist ein chemisches Element, das in der Natur fast nur in Verbindungen mit anderen Elementen vorkommt. Gewonnen wird es in zwei Schritten aus dem Mineral Bauxit. Zuerst entsteht dabei Aluminiumoxid (also Alu in Verbindung mit Sauerstoff), dann erst Aluminium.


De so d o r a n t

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Alu als Metall Aluminium ist das häufigste Metall in der Erdkruste. Die Gewinnung verbraucht sehr viel Energie, deshalb werden neue Alu-Fabriken meist in Ländern gebaut, in denen der Strom günstig ist, wie in Brasilien. Am meisten Bauxit wird in Australien abgebaut.

Rotschlamm Pro Kilogramm Aluminium entstehen bei der Gewinnung 1,5 Kilogramm giftiger Rotschlamm als Nebenprodukt.

Körper allerdings potenziell schädlich. Gefährdet sind auch ArbeiterInnen, die bei der Verarbeitung giftigen Dämpfen und Aluminium­ stäuben ausgesetzt sind. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sie überproportional an Nerven- und Hirnschäden leiden. Ebenso groß sind die Umweltschäden, die die Aluminiumgewinnung anrichtet. Die Kraftwerke werden dort gebaut, wo es viel von dem Grundstoff von Aluminium, Bauxit, gibt und der Strom billig ist. Denn die Produktion verbraucht extrem viel Energie. Als Nebenprodukt entsteht der giftige Rotschlamm, der in Becken gelagert wird. Überschwemmungen dieser Becken führen immer wieder zur Vergiftung von Böden und infolgedessen zu Schäden an Mensch und Umwelt.

Datenlage zu gering Doch zurück zum Deo. Eine Reihe an Studien fand einen möglichen Zusammenhang zwischen der Nutzung aluminiumhaltiger Deos und Brustkrebs. In der Studie der Uni Innsbruck aus dem Jahr 2017 etwa gaben Frauen, die Brustkrebs haben oder hatten, öfter an, in jungen Jahren mehrmals täglich aluhaltiges Deo verwendet zu haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung riet aufgrund ähnlicher Studien in einer Stellungnahme dazu, die Aufnahme des Metalls so weit es geht zu reduzieren. Man solle möglichst auf Kosmetika verzichten, die Aluminium enthalten,

Die Grenzwerte der European Food Safety Authority (efsa) beziehen sich auf Lebensmittel und somit immer nur auf die orale Aufnahme von Aluminium. da diese schlicht auch die Vorkommen von Aluminium im Körper erhöhen würden, so der Bericht. Es gibt allerdings unter ForscherInnen keinen Konsens darüber, ob über die Haut so viel Aluminium aufgenommen wird, dass es dem Körper schaden kann. Erst im März 2020 erschien ein Bericht des Wissenschaftlichen Ausschusses Verbrauchersicherheit der EU (Scientific Committee on Consumer Safety, kurz sccs), der die Datenlage als zu gering einstuft, um sicher sagen zu können, dass Aluminium in solchen Mengen über die Haut aufgenommen wird, dass dadurch ein Schaden im Körper entsteht. Auch einer der AutorInnen der Innsbrucker Studie, Hanno Ulmer, sagt, es tue sich wenig auf dem Forschungsgebiet. »Es ist eher ein Randthema, deswegen sind auch die Forschungsmittel sehr gering.« Weiter heißt es in dem Bericht des sccs, dass die tägliche Verwendung aluminiumhaltiger Kosmetika nicht signifikant zur Gesamtbelastung des Körpers beitrage, anders als die Ernährung.

Bild Isto ck. com/bonetta

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Hanno Ulmer von der Meduni Innsbruck empfiehlt dennoch, aluhaltige Deos sparsam einzusetzen: »Diese Lehre kann man aus unserer Studie schon ziehen. Es ist aber nicht notwendig, dass man sie komplett verbannt.« Besonders junge Leute sollten nicht übermäßig oft aluhaltige Deos verwenden.

Lieber ohne Alu-Deo? Man geht davon aus, dass wir über die Haut wesentlich weniger Aluminium aufnehmen als über die Nahrung. Deshalb gibt die European Food Safety Authority (efsa) Grenzwerte dafür, wie viel Alu sich in Lebensmitteln befinden darf, vor. Diese Grenzwerte sind vor allem für Kaffee, Tee und Schokolade relevant. Auch für die Aufnahme in den Körper gibt es Grenzwerte, bis zu siebzig Milligramm pro Woche (abhängig vom Körpergewicht) gelten als unbedenklich. »Diese Grenzwerte werden so berechnet, dass immer noch ein Puffer vorhanden ist«, erklärt der Chemiker Franz Jirsa von der Fakultät für Umweltchemie der Universität Wien. »Zudem sind sie relativ hoch angesetzt.« Die Grenzwerte beziehen sich allerdings immer nur auf die orale Aufnahme von Aluminium. Die Verbindungen, die wir so aufnehmen, werden durch den Verdauungstrakt wieder ausgeschieden, nur ein Bruchteil wird wirklich von den Darmzotten absorbiert. Potenziell gefährlicher sei es allerdings, wenn Aluminium über eine Wunde in den Blutkreislauf gerate, so Chemiker Franz Jirsa. Ob und wie viel Aluminium tatsächlich im Körper bleibe, hänge auch von der Art der chemischen Verbindung ab, sagt Jirsa. Das würde allerdings bei den Grenzwerten der efsa nicht berücksichtigt. In welchen Mengen Aluminium krank macht, ist demnach noch nicht sehr ausführlich beforscht. Was empfiehlt der Chemiker? »Aluminium hat keine nachgewiesen positive Wirkung auf den Körper«, sagt Jirsa, »man sollte Vorsicht walten lassen und jede Möglichkeit nutzen, die Aluminiumaufnahme zu reduzieren.« Sowohl der Medizinstatistiker Hanno Ulmer als auch der Chemiker Franz Jirsa raten also eher von der Verwendung aluhaltiger Deos ab. Der Markt hat längst mit einer Vielzahl entsprechender Deodorants auf die Skepsis der Konsument­Innen reagiert.

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Ranking kommt Österreich auf Platz 2 der saubersten Gewässer.

THEMA WaSSER

s ser a k w w w.Wa

tiv. at

Auf den BadespaSS!

bilder Istock.com/ JakeOlimb, unsplash.com/dimitry anikin

Der Sommer 2020 hat beste Badevoraussetzungen: Die EU bestätigte die hervorragenden Voraussetzungen für einen Badeurlaub in Österreich. 260 von 261 Gewässern sind »ausgezeichnet« oder »gut«.

I

n Österreich ist gut baden gehen: Von 30 Ländern schaffte es Österreich auf Platz 2 der besten Badegewässer. Misst man nur Binnengewässer, kommt Österreich sogar auf Platz 1. Von den insgesamt 261 untersuchten österreichischen Badestellen wurden 257 Stellen als »ausgezeichnet« und weitere 3 als »gut« eingestuft. Kein einziges Badegewässer hat die Bewertung »schlecht«. Also, auf zum nächsten Badesee und rein in die reinste Erfrischung!

FotografInnen aufgepasst! Kamera nicht vergessen: Sommertage fotografisch festhalten und tolle Preise gewinnen! Im August findet der jährliche wasseraktiv-Fotowettbewerb statt, reiche bis 31.08.2020 deine besten Urlaubsbilder am Wasser ein! www.wasseraktiv.at

Wasser-Wissen Für Regentage: Wenn’s mal nicht so schön ist, bietet das Wissensspiel Play Danube informative Unterhaltung. Zuerst lesen, dann üben und mit ein wenig Fleiß DonauDetektivIn werden! playdanube.app.ovosplay.com


Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung Aktuell wird der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (ngp) 2021 ausgearbeitet. Wassermengenbewirtschaftung und Grundwasserentnahmen sind darin erstmals ein großes Thema. Österreichs Grundwasser ist eine wertvolle Ressource, die bestmöglich geschützt werden muss. Dieses Thema spielt hinsichtlich des Klimawandels und der zunehmenden Trockenperioden eine wichtige Rolle in der Erarbeitung des ngp 2021. »Nach dem außergewöhnlich niederschlagsarmen Frühjahr entlasteten die Regenfälle im Frühsommer zwar den Bodenwasserhaushalt, konnten aber im Allgemeinen die Grundwasserkörper noch nicht wieder auffüllen«, erklärt Ernst Überreiter von der Sektion Wasserwirtschaft im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (bmlrt). Er beruhigt aber: »Im Großen und Ganzen kann die Trinkwasserversorgung in Österreich als gesichert angesehen werden.« Aktuelle Daten zu Österreichs Grundwasserspiegeln gibt’s unter www.ehyd.gv.at.

Blick in den Grundwasserspeicher Innsbruck.

Klimawandel in Österreich

Haushalt und Wirtschaft: In Trockenperioden können in betroffenen Gemeinden Einschränkungen bei Wassernutzungen verordnet werden. Auf Gartenbewässerung oder Autowaschen muss man dann zeit­ weise verzichten.

Wasserversorgung und Gemeinden: Um die Wasserversorgung in Trockenperioden zu entlasten, werden kleinere Versorgungseinheiten zu größeren Netzen zusammengeschlossen oder neue Quellen erschlossen.

Land- und Forstwirtschaft: Trockenheit führt zu direkten Ertragseinbußen und begünstigt zusätzlich den Schädlingsbefall, in Zukunft wird in der österreichischen Landwirtschaft mehr und mehr künstlich be­­wässert werden.

Bilder BMLRT, Alexander Haiden, pixabay/astrella62

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Auch in Österreich wird es im Zuge des Klimawandels vermehrt zu Trockenheit kommen. So könnte sich das auswirken:


Bewusst am Klo

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Jede und jeder soll es wissen: Mein Tampon kommt nicht ins Klo! Was sonst alles nicht ins WC gehört, vermitteln ready for red und periods for future.

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Neptun Wasserpreis 2021 Im März 2021 wird zum zwölften Mal der Neptun Wasserpreis vergeben. Die Einreichphase läuft bis 14. Oktober – in den Kategorien Bildung, Forschung, Kunst und Gemeindeengagement werden Projekte rund ums Wasser ausgezeichnet. Jetzt Projekte einreichen! www.neptun-wasserpreis.at

Die Wasser-Freundin Lena Linortner aka. @lifestylena hat über 10.000 Follower auf Instagram und über 30.000 auf Youtube und unterstützt Periods for Future mit ihrer Reichweite bei der Kampagne »Wasser schützen – Mistkübel nützen«. Wieso liegt dir die Thematik rund um Wasserschutz und Hygieneprodukte am WC am Herzen? Ich finde, dass alle Themen rund um die Menstruation noch immer noch etwas tabuisiert werden. Genau deswegen finde ich es besonders wichtig, meine Reichweite sinnvoll zu nutzen und periods for future zu unterstützen. Wie gehst du damit um, wenn das Thema anderen unangenehm ist? Die Menstruation ist eine der natürlichsten Sachen, daher hatte ich nie wirklich ein Problem darüber zu sprechen. Für mich ist das ein Zeichen, dass es meinem Körper gut geht. Wie geht es dir, wenn dir bewusst wird, wie viele Menschen ihre Hygieneprodukte oder anderen Abfall ins Klo werfen? Es wäre so einfach, Hygieneprodukte richtig zu entsorgen, daher sehe ich das sehr kritisch. Manchen Menschen ist gar nicht bewusst, welche Auswirkungen das falsche Entsorgen auf die Umwelt haben kann. Am besten kann man auf die Thematik hinweisen, indem man darüber spricht. Ich selbst habe über dieses Thema tatsächlich schon mehrere Male mit Freundinnen und Freunden gesprochen. Wann hast du zuletzt etwas im WC entsorgt? Was war das? Puh... daran kann ich mich ehrlich gesagt gar nicht mehr erinnern. Das ist sicher schon viele Jahre her, da ich davon nie viel gehalten habe. Hängt in deinem WC schon ein Periods for Future-Poster? Nein noch nicht, aber hoffentlich bald ;)

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Der bewusste Umgang mit der Ressource Wasser beginnt im eigenen WC: Es ist nicht egal, was man ins Klo wirft – das will die Info-Kampagne »Wasser schützen – Mistkübel nützen« nun endlich zum Basiswissen machen. Sticker, Broschüren und Poster helfen dabei, dass in Zukunft keine Binden, Tampons, Slipeinlagen, aber auch keine Kondome, Feuchttücher und Wattestäbchen mehr in der Toilette landen. Die Informationsmaterialien können von Schulen und Jugendeinrichtungen bestellt werden. www.ready-for-red.at/periods-for-future!


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Achtsamkeit am Karpfenteich

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Bild BIORAMA /MARTIN SCHIFFER

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en Karpfen hat Bernhard Berger hinten auf dem Pick-up mitgebracht. Im Bottich, fürs Foto. Die frische Brise am Großen Stronesteich täuscht, der Teichwirt weiß, dass der Fisch bald wieder ins Wasser gehört. Das Foto – das ist ihm ein Anliegen – erledigen wir deshalb bitte zuallererst. Es ist ein Sommertag in Waldreichs. Früher Vormittag, mitten im Waldviertel. Christa Kummer, die beide herbestellt hat, den Leiter der Teichwirtschaft des Guts Ottenstein und den Biokarpfen, ist voll in ihrem Element: vor der Kamera, in der Natur. Drei Minuten, dann darf der Karpfen aus dem Kescher unbeschadet in den Teich. Erst im Spätherbst, wenn die Tiere zwei Sommer hinter sich haben, werden die Teiche abgefischt. Das Abfischen ist im Waldviertel, wo die Teichwirtschaft eine lange Tradition hat, vielerorts ein Volksfest. »Ein beeindruckendes Spektakel«, weiß Christa Kummer. Aber hier am Stronesteich wird es ruhig und klein gehalten. Das Wasser ist Teil einer uralten Teichkette, die aus dem Mottenbach gespeist wird, direkt aus dem Gelände des Truppenübungsplatzes Allentsteig (tüpl). Der tüpl ist für Menschen weitestgehend gesperrt, und das seit Jahrzehnten, ein Naturparadies. Mehr

Text Bio als diese Karpfen geht im Grunde nicht. Das Thomas Weber schätzt auch Kummer, die ihren Fisch gerne im Laden der Gutsverwaltung kauft oder, noch lieber, ihn sich in einem der Wirtshäuser der Region servieren lässt, die von der Gutsverwaltung beliefert werden. Zum Beispiel im Kamptal, wohin es die Moderatorin der Liebe wegen verschlagen hat. Aus der Mitte des Teichs nähern sich Schwäne, während wir das Boot ins Wasser lassen. Achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig Vögel! Sie wissen genau, was jetzt passiert. Die Karpfen werden vom Boot aus mit geschrotetem Getreide gefüttert. Normalerweise macht das einer von Bergers MitarbeiterInnen. Heute die Modera»Wenn ich im Waldviertel torin. Ein bisschen was mit offenen Augen unvom Schrot fällt immer auch für die Schwäne ab. terwegs bin, dann brauch »Das ist kein Problem«, ich kein Achtsamkeitsruft Berger rudernd seminar, sondern kann ans Ufer. Hauptsächlich fressen die Fische ohneintensiv erleben.« hin Plankton. »Das Ge— Christa Kummer, treide ist nur der Salat zum Schnitzel.« orf-Moderatorin

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Christa Kummer pendelt zwischen den Welten: zwischen Wissenschaft und TV-Publikum, zwischen drinnen im Fernsehstudio und draußen auf weiter Flur, zwischen Wien und Waldviertel.


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Wal d vi er tel

54 2.500 Karpfen leben hier in 12 Hektar Teich. Bis zu viermal so viele Fische wären im Teich, würde der nicht biologisch bewirtschaftet, son-

dern konventionell. Nebenbei misst Berger die Wassertemperatur. 24 Grad in der Sonne. Ideal für das Wachstum der Tiere. Wird es wärmer, stellen die Fische das Fressen ein. Dann darf auch nichts zugefüttert werden, sonst fault es unangetastet am Grund. Das Waldviertel ist immer noch eine verhältnismäßig kühle Gegend, in der es nachts auch abkühlt, wenn in den Städten die Hitze unablässig drückt. »Wir merken die Erwärmung der Teiche aber schon«, sagt Berger. »Früher oder später werden wir teilweise mechanisch Sauerstoff einblasen müssen.« »Wie bei einem Aquarium«, ergänzt Kummer.

Seit bald 20 Jahren lebt Christa Kummer mit ihrem Mann, einem gebürtigen Waldviertler, im Kamptal.

Mein Waldviertel Christa Kummer empfiehlt andern am Heiligenstein (Kamptal) W »Sanfte Hügel, eine wunderbare Wandergegend mit einem Blick vom Heiligenstein über Weingärten Richtung Donau.« waldviertel.at/kamptalwarte-heiligenstein ücher des Försters Peter Wohlleben B »Leicht zugänglich, mit Blick fürs Ganze schafft er Bewusstsein, dass wir in keiner Wildnis, sondern in einer menschlich geprägten Natur leben, in Kulturlandschaft.« Gasthaus Staar (St. Leonhard im Hornerwald) »Ein uriges Waldviertler Wirtshaus, bodenständig und mit einem Bio-Holzofenschweinsbraten, den man nicht vergisst.« Der Betrieb gibt an, teilweise Biozutaten zu verarbeiten und Biospeisen anzubieten. gasthausstaar.at Mohndorf (Armschlag) Eine ganze Ortschaft hat sich hier der Kulturpflanze Mohn verschrieben – inklusive Mohnmuseum und Mohnwirtin: »Alles, was der Mohn hergibt, und darüber hinaus. Köstlich.« Der Betrieb gibt an, teilweise Biozutaten zu verarbeiten und Biospeisen anzubieten. waldviertel.at/mohndorf-armschlag

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Goldener Hirsch (Gars am Kamp) »Weithin bekannt für seine Wildspezialitäten.« Nicht bio. zumgoldenenhirschen.at Leibspeis (Sprögnitz) Lokal von Sonnentor-Gründer Hannes Gutmann. 100% biozertifiziert, regional und saisonal. waldviertel.at/bio-gasthaus-leibspeis Weitere Porträts unter biorama.eu/waldvierteltipps

Bild BIORAMA /MARTIN SCHIFFER

Der Achtsamkeit auf der Spur Der Klimawandel ist eines von Christa Kummers Themen. Wenn sie übers Wetter spricht, dann hat das Substanz. Ihr Blick gilt dem Ganzen, nicht dem Detail. »Die Landschaft rundum ist ein Ergebnis des sich verändernden Klimas. Das Waldviertel ist Teil der Böhmischen Masse und geologisch die älteste Gegend Österreichs«, sagt sie später, als wir in der Schenke von Schloss Waldreichs sitzen. »Nur weil wir hier ein Schloss hergestellt haben, lassen wir uns täuschen, aber nichts ist von Dauer. Das zeigt uns, wie unbedeutend und klein wir Menschen sind. Trotzdem haben wir in den vergangenen 150 Jahren Prozesse in Gang gebracht, die normalerweise Jahrtausende brauchen. Anpassungsstrategien sind nun unumgänglich, auch wenn es für unser Gewohnheitsbild schmerzlich ist: Die Fichte zum Beispiel, der von Hitze und Borkenkäfer gerade der Garaus gemacht wird, war im Waldviertel nie heimisch.« Christa Kummer zögert ein wenig. Dann nimmt sie das Wort doch in den Mund. Achtsamkeit. Die gelte es zu erlangen. Wie? »Na zum Beispiel im Waldviertel. Wenn ich da mit offenen Augen unterwegs bin, dann brauch ich kein Achtsamkeitsseminar, sondern kann intensiv erleben, lernen.« Zum Einstieg empfiehlt sie die Bücher des deutschen Öko-Försters Peter Wohlleben und Zeit draußen. Das schärfe den Blick für die Zusammenhänge der Natur und vergrößere gleichzeitig den bewussten Genuss. »Wenn mir am Straßenrand gleichzeitig Erdbeeren und Marillen (Aprikosen) angeboten werden, dann sollte ich stutzig werden. Die sind nie gleichzeitig reif. Zumindest eine der Früchte wird von weit hergeholt.«


Erleben Sie einen Tag mit neuen Seiten.

DiePresse.com/Sonntagsabo

Menschen. Geschichten. Perspektiven.


Unser Bio. Unsere Qualität.

Natürlich lassen wir Kühe im Regen stehen.

Wir lassen sie in der Sonne wiederkäuen, im Wind herumliegen und ganz egal, was der Wetterfrosch sagt, wir lassen die Kühe auf der Weide nach Lust und Laune Gras fressen. Die Kühe wissen das sehr zu schätzen. Die Bio-Verordnung schreibt den Auslauf verpflichtend vor. Für alle Nutztiere.

Von Wetter steht in der Verordnung nichts. Auch nicht, dass sie raus müssen, wenn Unwetter den Himmel pflügen. Das ist Bio. Kontrollierte Qualität. Garantiert durch das EU-Biologo und das AMA-Biosiegel. bioinfo.at


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DIYEssig

Die Mutter der Apfel-Zero-Waste-Ideen. Text und bild Michaela Titz

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ndlich! Im Spätsommer geht die Apfelernte los. Aber was tun mit all den Schalen und Apfelputzen, die sich dann ansammeln? Auch aus den Resten der Äpfel lässt sich noch etwas zaubern, nämlich Apfelessig. Die Idee dahinter ist simpel: Durch die natürliche Gärung arbeitet der Apfel allein. Nach einigen Wochen kann der selbstgemachte Essig genossen werden.

Apfelessig – so geht’s Schalen und Reste von Äpfeln werden in ein Glas gefüllt und mit Wasser bedeckt. Wichtig ist nur, keine faulen oder braunen Stücke mit ins Glas zu geben. Das Glas wird mit einem Stück Küchenpapier oder einem Mulltuch locker abgedeckt, und zwar so, dass noch gut Luft dazu kann, aber Obstfliegen nicht ins Glas können. Das Ganze wird nun bei Zimmertemperatur täglich einmal umgerührt und wieder abgedeckt. Schon nach kurzer Zeit werden sich womöglich erste Obstfliegen, angezogen vom süßlichen Gärungsgeruch, auf dem Tuch niederlassen. Ein gutes Zeichen. Nach fünf bis sieben Tagen wird die Flüssigkeit abgeseiht und in ein steriles Glas gefüllt. Obenauf kommt wieder ein Tuch. Der Essig soll nun vier bis sechs Wochen lang reifen – oder länger. Je länger er reift, desto intensiver wird er. Dann wird der Essig


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Michaela Titz ist Foodbloggerin, freie Autorin und Foodfotografin. Aus der Liebe zur guten Küche, deren Wurzeln in ihrer Kindheit liegen, entwickelte sich eine persönliche Leidenschaft für saisonale Rezepte, besonders solche, die dem No-FoodwastePrinzip folgen. Sie ist Zerowaste-AustriaBotschafterin, ihr Blog wurde 2019 mit dem Austrian Foodblog Award als bester österreichischer Foodblog prämiert.

in sterile Flaschen abgefüllt und verschlossen gelagert. Die entstandene Essigmutter, die sich im Glas befindet, kann für den nächsten Essig aufgehoben werden. Als Ausgangsprodukt für Essig eignet sich auch anderes Obst, etwa Birnen, Quitten oder deren Mischung. Nach der Herstellung kann der Essig mit Kräutern und Früchten aromatisiert werden. Oft verwendet man Himbeeren und Brombeeren, aber auch Salbei, Rosmarin und ähnliche Gewürzkräuter geben dem Essig einen anderen Geschmack und Farbe.

Faszinosum Essigmutter Wer zum ersten Mal selbst Essig herstellt, erwartet sehnsüchtig die Entstehung der Essigmutter. Zwei bis drei Wochen dauert es, bis sich trübe Schlieren im Glas bilden, die sich nach weiteren zwei Wochen zu einer Einheit formieren: der Essigmutter. Sie ähnelt einer kleinen Qualle und treibt im Glas. Manchmal setzt sie sich auch als oberste Schicht auf den entstehenden Essig. Sie wird mit der Zeit dick und schleimig. Manchmal bilden sich auf ihrer Oberfläche weiße Punkte, von denen oft fälschlicherweise angenommen wird, dass es sich um Schimmelsporen handelt. Die Essigmutter lässt

Chemie Essig ist eine Mischung aus Wasser und Fruchtschalen. Durch das Zusammenspiel mit Sauerstoff kommt es zur Gärung und zur Entstehung von Alkohol. Dieser wird durch die Essigmutter in Essig umgewandelt. Diesen simplen chemischen Prozess machen sich die Menschen schon seit einer Ewigkeit zunutze. Nicht nur zur Herstellung von Alkohol wie Wein, sondern auch zur Konservierung und Fermentation.

Apfelschalenwasser erst zu einem richtigen Essig werden. Sie treibt die Gärung voran und nährt den Essig. Wer eine Essigmutter hat, sollte sorgsam mit ihr umgehen. Sie kann, nachdem der fertige Essig in Flaschen gefüllt wurde, in einem kleinen Glas mit Essig verschlossen im Kühlschrank aufgehoben werden, um bei einer weiteren Essigherstellung erneut zum Einsatz zu kommen. Alle paar Wochen kann die Essigmutter mit einem Teelöffel Zucker gefüttert werden. Setzt man den nächsten Essig an, kann man die vorhandene Essigmutter zugeben, sobald die Apfelschalen abgeseiht wurden. Der Reifeprozess wird so beschleunigt und der Essig intensiver.

Schon im alten Ägypten, bei den PerserInnen, GriechInnen und BabylonierInnen wurde der saure Saft als Getränk geschätzt. Sauer gewordenes Bier, Wein oder Fruchtsaft wurden hierzu mit Wasser gemischt.

Bild m iriam me hlman

Auch die medizinische Anwendung von Essig in der Antike ist durch Hippokrates überliefert: Zum Einsatz kam er bei Atem­ wegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden.


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Slow Food Österreich ist da! W

ir sind Slow Food Österreich und setzen uns für eine verantwortungsbewusste Ernährungs- und Esskultur ein. Als Dachverband wollen wir das verbindende Element zwischen allen Initiativen in Österreich sein, die sich für ein nachhaltiges Ernährungssystem engagieren.

Gut:

WOFÜR WIR UNS

Lebensmittel sollen geschmacklich hervorragend, vielfältig, nahrhaft, frisch, gesundheitlich einwandfrei sein, aber auch die Sinne anregen und ein Genuss sein.

Wir möchten traditionelles Lebensmittelhandwerk als wichtiges Element unserer Kultur erhalten und Lebensmittelhandwerker*innen unterstützen.

Bei jeder Mahlzeit treffen wir Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen: welche Landwirtschaft wir fördern, welche Rolle Lebensmittel für Wirtschaft, Politik und Kultur spielen, welchen Wert wir Essen grundsätzlich in unserer Gesellschaft zuschreiben und welchen Beitrag wir damit auch zum Klimaschutz leisten.

Sauber:

Aber ist Verzicht die Lösung? Wir glauben nicht. Im Gegenteil: für uns ist bewusster, nachhaltiger Genuss die Antwort. Seit über 30 Jahren setzt sich Slow Food für eine traditionserhaltende, standortgerechte Produktion von guten, sauberen und fairen Lebensmitteln und den Erhalt der Vielfalt von Pflanzensorten und Tierrassen ein, die eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle Landwirtschaft fördern:

Fair:

facebook.com/slowfoodoesterreich

Lebensmittel sollen hergestellt werden, ohne die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten und ohne Schaden an Mensch, Natur oder Tier zu verursachen.

Bei der Produktion von Lebensmitteln soll auch die soziale Gerechtigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Alle Beteiligten – von der Herstellung bis hin zum Verzehr – sollen angemessen bezahlt werden und zu fairen Bedingungen arbeiten können.

www.slow-food.at

S TA R K M A C H E N:

Wir setzen uns für die Bewahrung von biologischer Vielfalt auf Feld und Wiese, auf der Weide, im Garten und im Stall ein, weil die Vielfalt an regionalen Tierrassen und Pflanzensorten unser Ökosystem, unsere Ernährungskulturen und den Geschmacksreichtum auf den Tellern schützt. Wir schärfen bei Konsument*innen das Bewusstsein, damit gute, saubere und faire Lebensmittel aktiv nachgefragt werden. Denn was nicht gegessen wird, wird nicht nachgefragt, kann also nicht verkauft werden, und wird deshalb nicht hergestellt. Wir stärken die Vernetzung von landwirtschaftlichen Produkten mit gastronomischen und touristischen Angeboten. Denn nur durch eine gemeinsame Wertschöpfung kann der Fortbestand traditioneller Lebensmittel und Herstellungsmethoden gesichert werden.

@slowfood_oesterreich


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Saure Milieustudie Sauerpower up your marinades!

Text und bild Jürgen Schmücking

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ennen wir es einen physikalischen Hauptsatz der Kulinarik. Letztlich wird alles zu Essig. Jeder Wein, und reift er noch so langsam, endet früher oder später als Essig. Dann ist allerdings Schluss. Weshalb Essige auch von der Verpflichtung entbunden sind, ein Mindesthaltbarkeitsdatum zu führen. Kontrolliert vergoren ergeben sich aus unterschiedli-

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Spar Natur pur, Bio-Apfelessig

Ein einfaches, aber ziemlich zuverlässiges Produkt. Die Fruchtbasis sind Äpfel von Biostreuobstwiesen. Der Essig ist naturtrüb (was bedeutet, dass sich (völlig harmlose) Heferückstände im Essig befinden). Günstig ist der Bioapfelessig auch und obendrein vegan. Bester Basisessig für kreative Marinaden, bei denen die Spezialessige zum Aromatisieren verwendet werden. Ab 1,99 spar.at

chen Früchten die vielfältigsten Essige. Allein die Bandbreite der Apfelessige ist atemberaubend und intensives Beschäftigen damit ein lohnender Spaß. Wir kosteten aber auch andere Essige wie den aus Tomaten oder Grünem Veltliner. Eines ist gewiss: Die BioessigbrauerInnen haben in den letzten Jahren beachtliche Qualitäten vorgelegt.

Biohof Familie Mayer, Grüner Veltliner Bio Balsamico

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Von der Flasche blitzen Logos und Auszeichnungen. Neben dem EU-Bio-Logo prangt das Demeter-Zeichen, darüber ein Aufkleber, der dem Essig bescheinigt, bei der »Goldenen Birne« in Wieselburg vorne dabei gewesen zu sein. Unter den Zutaten des reinen Gärungsessigs sind Grüner Veltliner, Traubensaft vom Grünen Veltliner und Grüner-Veltliner-Weinessig. Heißt aber Balsamico und ist der dunkelste unter den getesteten Essigen. Und hochfein obendrein. Ab 9,– biomayer.at

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Bild istock.co m/ve ctor

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Ölmühle Fandler, Bio-Tomatenessig

Die Fandlers machen Öl. Heißen ja auch »Ölmühle«. Aber weil Essig und Öl quasi unzertrennliche Brüder sind, gibt es auch Fandler-Essig. Nur eben »von Freunden«, weil »Schuster, bleib bei deinen Leisten«. Der Freund ist auch kein Unbekannter. Der Biotomatenessig kommt aus der Manufaktur von Alois Gölles. Vollreife Paradeiser, harmonische Säure und milder Geschmack. Sollte zum Aromatisieren von Saucen verwendet werden. Oder für Blattsalate. Ab 6,50 fandler.at

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Pölzer Spezialitäten, flo – Apfel Balsam Pflaumen Essig

Tino Pölzer ist ein Energiebündel und Tüftler. Begonnen hat er mit Essig, dann kamen Dinge wie Trinkessige, Senf und neulich auch Bier. Weil Essig und Bier gemeinsam haben, dass sie gebraut werden. Der Apfel-Balsam-PflaumenEssig ist jedenfalls ein kleines, saures Meisterwerk. Äpfel (ausschließlich alte, heimische Sorten) von Biostreuobst­ w iesen und behutsame Lagerung bedeuten: filigrane Eleganz, spätsommerlicher Charakter. Ab 7,– essigkultur.at

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byodo, Kräuteressig

Byodo ist als Marke weder aus dem deutschen noch dem österreichischen Naturkostfachhandel wegzudenken. Der Kräuteressig aus dem Haus byodo hat als Basis einen biozertifizierten Branntweinessig, die Kräuter kommen in Form von Auszügen dazu. Es ist eine harmonische Komposition, ein stimmiger– auch farblich ansehnlich abgestimmter – Kräuteressig, der jede Marinade und jeden Salat aufwertet. Ab 8,– byodo.de

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Agro Vergine, Topaz Bio Apfelessig

Der Italiener, sprich Südtiroler, in der Runde. Gebraut von einem der herausragenden Destillateure Norditaliens. Die Sorte Topaz gilt als ideal für den Bioanbau. Robust und bodenständig. Abgefüllt wird der Essig mit lebendiger Essigmutter. Was heißt, dass er naturtrüb und mit Schwebstoffen auf den Markt kommt. Die ItalienerInnen nennen das »vergine«. Schmeckt grandios. Ab 8,– suedtirolgenuss.de


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au s d e m ver l ag

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UnD sonst so, im bioramaUniversum ... Print

BIORAMA BIOKÜCHE 2021

Das BIORAMA-Bookazine für alle ÖsterreicherInnen, die Wert auf biologische Küche legen, geht in die dritte Runde! Wir zeigen die Vorzeigebetriebe der Biogastronomie, Biomärkte und Biocatering genauso wie jene, die deren Grundlagenarbeit machen: BioproduzentInnen von Vorarlberg bis zum Neusiedler See. Ein Schwerpunkt widmet sich österreichischen Mehlspeisen, Rezepte gibt’s wie immer obendrauf!

Kooperation

Künftige Lieblingsplätze und Ausflugswege für Tage, Wochenenden oder ganze Wochen zum tief Durchatmen – biorama erkundet in entgeltlicher Kooperation mit dem Waldviertel Tourismus die besonderen Orte des Waldviertels. Darunter Orte zum Wald- und Wildbaden, zum Gustieren oder Schmankerl-Einsammeln. Oft an der Seite von bekennenden Waldviertel-Fans – HeimkehrerInnen, Hiergebliebenen oder solchen, die den Nordwesten Niederösterreichs besser spät als nie für sich entdeckt haben. Mehr auf biorama.eu/waldvierteltipps

club

Bier club Supersud

Ab Oktober starten die KollegInnen vom craft bier fest den Bier Club Supersud – und der bietet viele Vorteile: ür eine Jahresmitgliedschaft von F 39 Euro bekommt ihr Eintritt zu allen Craft Bier Festen 2020 und 2021 (später für ein Jahr) Das österreichische Biermagazin (Abo für 4 Ausgaben) Clubkarte 6-Pack Überraschungsbiere 10 Jetons (Wert 10 Euro)

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Rauf und raus ins Waldviertel

stment Crowdinve h erfolgreic en! s s o l abgesch bier fest Das Craft e an 167 sagt dank nen. investorin


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Coming soon:

Biorama

Business

abo

BIORAMA im Kurz-Abo

biorama –Das Magazin für nachhaltigen Lebensstil widmet sich dem Arbeitsstil. Seit der Erstausgabe 2005 steht biorama für redaktionelle Kompetenz basierend auf ökologisch-sozialen Werten. 2020 folgt nun die Line Extension biorama business. Nachhaltigkeit betrifft uns nicht nur als KonsumentInnen und als WählerInnen, sondern auch in unserem Berufsleben. biorama business zeigt, was nachhaltiges Wirtschaften bedeuten kann.

Verkehr

BIORAMA zum Kosten: 3 Ausgaben direkt in deinen Briefkasten! Auch wenn biorama ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren. Für kurze Zeit gibt’s jetzt ein klassisches Kennenlernabo, mit dem du drei Ausgaben bekommst und unsere unabhängige redaktionelle Arbeit unterstützt. biorama.eu/abo

Verkehr

Gebäude, Energie und Industrie, Abfallwirtschaft Gebäude, Energie und Landwirtschaft und Industrie, Abfallwirtschaft und MILLIONEN Landwirtschaft

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MILLIONEN TONNEN

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CO2EMISSIONEN 1990: CO2- TONNEN* 76,8 MIO. EMISSIONEN 1990:

76,8 MIO. TONNEN*

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Bild  istock.c om/Dmytro Vyshnevskyi , istock.co m/Shams Sule ymano va

Biorama Niederösterreich #6

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Die COMILLIONEN -Emissionen des Verkehrs sind in Österreich im Vorjahr zum 2 TONNEN fünften Mal in Folge gestiegen, auf 24,2 Millionen Tonnen. Es geht auch ganz anders. biorama Business #1 erscheint Ende 2020 zum Schwerpunkt Mobilität.

Quelle: vcö – Mobilität mit Zukunft,Verkehr Umweltbundesamt (AT)

Die sechste BIORAMA-Niederösterreich-Regionalausgabe Im Herbst erscheint bereits zum sechsten Mal die Regionalausgabe von biorama für Niederösterreich. Für all unsere LeserInnen, die mit der Geografie Österreichs nicht vertraut sind, weil sie zum Beispiel in Deutschland zuhause sind: Das Bundesland umgibt die österreichische Bundeshauptstadt Wien, enthält Berge, Seen, die eine oder andere Barockstadt, recht viel Gegend und knapp 1,7 Millionen EinwohnerInnen. Natürlich tut sich hier einiges, das aus biorama-Perspektive berichtenswert ist. Wir berichten.

CO2EMISSIONEN HEUTE: CO2- TONNEN* 78,1 MIO. EMISSIONEN HEUTE:

Gebäude, Energie und Industrie, Abfallwirtschaft 78,1 MIO. TONNEN* Gebäude, Energie und Landwirtschaft und Industrie, Abfallwirtschaft REDUKTION UM und Landwirtschaft

53,9 MILLIONEN TONNEN

53,9 MILLIONEN TONNEN

9,1 9,1 REDUKTION UM

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MILLIONEN TONNEN

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*ohne fluorierte Gase Quelle: Umweltbundesamt (AT)


Der Naturkautschuk, der für FAIR SQUARED Kondome verwendet wird, entstammt dem fairen Handel. FAIR SQUARED Kondome sind zudem von der Vegan Society zertifiziert, denn es wird bei der Produktion kein Casein verwendet. FAIR SQUARED Kondome gibt es in unterschiedlichen Größen und sie werden klimaneutral hergestellt.

Naturkautschuk von der New Ambadi Plantage, Tamil Nadu, Süd-Indien

www.fairsquared.info Shop: www.fair2.me


© 2020 Editions Meg

Artwork by Susi Kloc

Mastered by Russell H Cut by Andreas Kauff

Recorded and produce and in cemeteries, 201

B BALENA WRACKER SEAMONS WIDOW WALKS ENGE

A TEMPERATURE VICIOUS WATER RE COLONIA MARINA S CAST(O)RO LET SHARKS SLEEP

NEUE T Ö NE

EMEGO 285

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Wasser ist Macht Christina »Chra« Nemec lotet auf ihrem neuen Album »Seamons« mittels Field Recordings und elektronischer Sounds bedrohliche Facetten von Wasser aus.

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asser ist das Thema des neuen, im Juni 2020 veröffentlichten Albums »Seamons« von Chra. Vor einigen Jahren ins Waldviertel gezogen, spürt sie dort die Abhängigkeit vom Funktionieren der Wasserpumpe. »Dazu bin ich irre feig. Ich kann sehr schlecht schwimmen und gehe nur dort ins Wasser, wo ich stehen kann. Sehr zum Amüsement meiner FreundInnen«, erzählt sie. Für Musikerin Christina Nemec bietet Wasser viele Anknüpfungspunkte, auch in seiner politischen Dimension: Die Regulierung von Flussläufen beeinflusst Regionen und seit Jahren ertrinken im Mittelmeer Flüchtlinge. In der Literatur sind Wasser und das Fließen philosophische Größen und in der Musik gibt es dazu Bezüge von KünstlerInnen, die einen Einfluss auf Chra haben: Seien es Drexciya, Sun Ra oder der Wiener Christian Fennesz, dessen Albencover zu »Becs«, »Venice« und »Endless Summer« Wasser prägt. Auf seinem letzten Album »Agora« sind die Wellen auch zu hören.

Bild Editi ons Meg o, Chra

Konkrete Soundbilder Chra verarbeitet diese Eindrücke in ihren Kompositionen aus elektronischen Sounds und Field Recordings – auf »Seamons« hört man die Dunkelheit und die Bedrohung durch das Wasser. Die Klänge bleiben dabei luftig. Es geht ihr nicht um eine alles zudeckende und erdrückende Kraft der Wellen, sondern konkretere, sich aus Einzelteilen zusammensetzende Bilder. Diese finden sich auch in den

Tracknamen: »Colonia Marina Serenella war ein Kindererholungsheim an der Adria, in Riccione. Als lungenkrankes Kind verbrachte ich dort drei Sommer. Es ist eine riesige, eckige, brutalistische Anlage für Hunderte von Kindern – ein von Mussolini geplantes Erholungsheim.« In »Cast(o)ro« stecken der Biber sowie der kubanische Politiker und Diktator und »Wracker« sind große Schiffe mit irreparablen Schäden. Christina Nemec war musikalisch immer umtriebig, hat etwa mit SV Damenkraft die Performance ins Zentrum der queerfeministischen Beschäftigung gerückt und huldigt bei Shampoo Boy gemeinsam mit Christian Schachinger und Mego-Betreiber Pita Rehberg tiefergelegten, kathartischen Drohnen-Sounds nicht ohne Augenzwinkern. Inhaltlich geht es um das Versagen der Institutionen, die »Seelenverkäufer« in den Machtpositionen oder auch Eindrücke, die von ihren Reisen nachhallen: Flüge über abgelegene Gefangenenlager oder Einblicke in die Auswirkungen politischer Systeme. Chra macht Musik, unter anderem, um sich auf Themen und Eindrücke einzulassen, sie nicht zu ignorieren und wegzuschieben, zu diesem Einlassen muss man auch als HörerIn bereit sein. »Seamons« – recorded and produced in Vienna, Waldviertel, Crete as well as on planes and in cemeteries – funktioniert letztlich über seine Intensität.

Text Martin Mühl

Christina Nemec. »Seamons« von Chra ist bereits auf Editions Mego erschienen.


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E lt e r na l ltag

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Fragen über Fragen Fragt mich alles, ich weiß es! Schließlich habe ich als Elternkolumnistin von der geheimen, allumfassenden Weisheit genascht.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

A

ls Elternkolumnistin umweht einen (anscheinend!) die Aura einer Allwissenden. Obwohl ich laufend und ständig darauf hinweise, dass ich auch keine Ahnung habe, wie alles funktioniert. Wahrscheinlich ist es aber so, dass die Leute glauben, ich kokettiere nur mit dieser Unwissenheit, um niemandem ein doofes und finden das völlig normal, weil sie Gefühl zu geben. Was ich unglaublich nett finde! Was es nicht anders kennen. Wie ich sie einmir wiederum als Koketterie ausgelegt werden wird. schätze, denken sie, dass jede Mutter Ein kleiner Teufelskreis! Jedenfalls: Ich bekomme über ihre Kinder schreibt, weil es Teil viele E-Mails und werde oft auf diese Kolumne ander Job Description »Mutter« ist. gesprochen. Das ist das Schönste daran, wirklich und echt und ehrlich, kein Fishing for irgendwas. »Geht es dir auf die Nerven, dein FamilienUnd oft werde ich Sachen gefragt, auf die ich jetzt leben immer wieder durchzukauen?« antworten möchte. Im Gegenteil! Es geht mir quasi von den Nerven, weil es für mich die reinste Therapie »Ist es nicht komisch, ist! Es ist der absolut erträumenswerteste über dein Privatleben zu schreiben?« Zustand für mich, mir auf Kommando Dinge Ja! Aber das gute Komisch. Es ist aufregend, von der Seele zu schreiben. Ich möchte hierüber sich selber etwas Gedrucktes zu lesen, mit alle aufmuntern, das auszuprobieren: ein sogar – absurd, aber wahr –, wenn man es selProblem, eine Beobachtung, eine Sorge, ihr ber geschrieben hat. Lustig ist es, wenn der habt dreitausend Zeichen! Es gibt fast nichts, Mann das Heft aus der Post fischt, es erst was mich mehr beglücken könnte, als meine durchblättert, schmökert, schaut, um dann wirren Gedanken so fein säuberlich gedruckt auf der letzten Seite nachzulesen, was sich zu sehen, nichts mehr hinzufügen, nichts mehr im Kopf seiner eigenen Frau wieder so abstreichen zu können. Dazu mit Deadline! Es spielt. Jetzt wird er gleich lachen, Achtung: ist traumhaft. jetzt! Die Sache mit dem Privatleben ist so: Erstens ist dies hier nur ein kleiner Ausschnitt. Zweitens teile ich » Wie ich sie einschätze, denken mich grundsätzlich gerne mit. Und drittens: Wie oft haben wir Mütter sie, dass jede Mutter über ihre die Gelegenheit, die ungeschminkKinder schreibt.« te Wahrheit zu sagen? Ich tue das auch im Wissen, dass eine Mutti»Kannst du alles schreiben Wahrheit, zum richtigen Zeitpunkt oder wird dir ein Thema vorgegeben?« gelesen, unglaublich helfen kann. Die beste Frage. Ich darf eigentlich über alles schreiben. Zum Beispiel, wie ich versuche, den Söhnen klar»Lesen deine zumachen, dass trinkbares Leitungswasser wertvoller Kinder die Kolumnen?« als Gold und Diamanten ist und sie es gefälligst zu schätNein. Sie schauen sich nur das zen wissen müssen. Auch wenn sie mit den Augen rollen, Bild unten links an und lachen, weil tief drin gräbt sich diese Information wie ein Fluss in ihr ich inzwischen optisch weit näher Bewusstsein ein. Steter Tropfen und so. Das weiß ich an der Verwesung bin. Sie wissen als Allwissende. aber, dass ich über sie schreibe,

illustrat ion Nana Mandl

Text Ursel Nendzig


HERRLICH ERFRISCHEND!

Fruchtiger

Genuss am Stiel von dennree

Was gibt es Schöneres, als ein erfrischendes Eis an warmen Sommertagen? Dann ab ans Eisregal, denn hier gibt es ab sofort das dennree Frucht-Eis am Stiel in den Sorten Mango und Heidelbeere. Das Sorbet-Eis besticht durch seinen intensiven Geschmack – hergestellt aus aromatischen Bio-Früchten und mit Rohrohrzucker gesüßt. Wer mit seinen Liebsten teilen möchte, kann zur Mischbox greifen, in der gleich beide Sorten drin sind.

www.dennree.de

Erhältlich in Ihrem Biomarkt


BROT WIRD WIEDER BROT WIRD WIEDER BROT WIRD

Bio-Wiederbrot. Das Brot, das aus Brot gemacht wird. Exklusiv erhältlich in den Ströck-Feierabend-Bäckereien in der Landstraßer Hauptstraße und Rotenturmstraße.

stroeck.at/wiederbrot


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