Brauerei Forum 4/2023

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 Berichte der VLB-Frühjahrstagung und des VLB-Logistikfachkongresses in Stralsund

 Neue VLB-Forschungsprojekte – Übersicht

 Brau-Börsen-Bilanz: Wie viel Preiserhöhung verträgt die Nachfrage?

 Vereinigung ehem. VLBer: Einladung zur

Mitgliederversammlung im Juli

Ausgabe 4 | 21. April 2023 | 38. Jahrgang | ISSN 0179-2466
Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin www.brauerei-forum.de IN DIESER AUSGABE: IfGB AKTUELL – Informationen für BrennereienundSpirituosen-Hersteller
Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner
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Vorbereitungskurs zum/r Brau- und Malzmeister/in

Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Braumeister zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin

Beginn: 16. Oktober 2023 / Dauer: 11 Monate / Sprache: Deutsch

Kursziel:

Dieser Kurs bereitet auf die fachspezifische Prüfung für Brau- und Malzmeister/innen an der Handwerkskammer Berlin vor. Er ist konzipiert für künftige Führungskräfte in Industriebetrieben sowie in mittelständischen Brauereien. Darüber hinaus bietet die Meis terausbildung auch eine solide Grundlage für die Gründung eines eigenen Unternehmens.

Aufbau des Kurses:

Der Kurs verfolgt einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“). Dabei werden Elemente wie klassische Präsenzveranstaltungen, geführtes Selbststudium und E-Learning-Elemente kombiniert. Für etwa 40 % der Lehrveranstaltungen besteht Präsenzpflicht in Berlin. Die weiteren Lehreinheiten werden in einer Kombination aus mediengestützem Selbststudium mit E-Learning-Elementen und regelmäßigen Lernkontrollen online durchgeführt und sind nicht standortgebunden. Die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin schließt diese Fortbildung ab.

Weitere Informationen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung.

www.vlb-berlin.org/braumeister

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 MENSCHEN & UNTERNEHMEN

4 VLB intern: Heike Flohr, Koordinatorin des VLB-Certified-BrewmasterKurses, geht in den Ruhestand / Gesellschaft für Hopfenforschung: Vorstand formiert sich neu

5 Zahl der Brauereien in Deutschland sinkt / Paulaner Brauerei Gruppe: Jörg Lehmann verlässt das Unternehmen

6 Brauerei C. & A. Veltins: Stefan Wiesmann ist neuer Marketingdirektor

 TECHNIK & TECHNOLOGIE

7 Energiewende: Pott's erweitert Ökostromerzeugung

8 VLB-Veranstaltungen: Frühjahrstagung und Logistikfachkongress in Stralsund stießen auf große Resonanz

10 VLB-Frühjahrstagung: Nachhaltige Brauereiprozesse – die Branche auf dem Weg Richtung Transformation

13 Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss der VLB tagte in Stralsund

14 Brauer-Schule – Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Abfüllung

15 VLB aktuell: Neue Forschungsprojekte für die Brau- und Getränkeindustrie – eine Übersicht

 IfGB AKTUELL

16 Wettbewerbe: Preisverleihung der Craft Spirits Berlin Awards 2023

17 Tagungen: 21. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei – Die ersten Experten sind angemeldet

18 Messen: ProWein – sehr gut besucht

19 Nachruf: Trauer um Waldemar Behn

 BETRIEBSWIRTSCHAFT

20 Brau-Börsen-Bilenz: Wieviel Preiserhöhung verträgt die Nachfrage?

25 VLB-Logistikfachkongress: Moderne Getränkelogistik ist ohne Digitalisierung nicht mehr denkbar

 MARKT & MARKEN

28 Nachrichten: Marktforscher korrigieren Angaben zu Mehrwegflaschen

 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

29 Brauring Kooperation: Nach zwei Jahren Coronapause fand endlich wieder ein Braumeister-Seminar statt

30 Vereinigung ehem. VLBer: Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung / Ankündigung Sommerfest

 SONSTIGES

31 Lösungen Brauer-Schule / Impressum

32 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de

Ein gelungener Doppelschlag in Stralsund: Die VLB-Frühjahrstagung und der VLB-Logistikfachkongress fanden im Störtebeker Brauquartier statt und stießen auf große Resonanz

Die Drittmittelforschung ist ein wichtiges Standbein der VLB Berlin. Nach der Bundestagswahl 2021 kam es zu Verzögerungen, doch inzwischen sind etliche Projekte genehmigt

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Das 21. IfGB-Forum tagt mit Unterstützung von Weyermann® am 25. und 26. September in Bamberg. Malz, Whisky, KI und Nachhaltigkeit sind die Themen dieser Tagung

Die Vereinigung ehem. VLBer lädt auch in diesem Jahr zur ordentlichen Mitgliederversammlung ein – und zwar im Vorfeld des VLB-Sommerfests am Freitag, 7. Juli 2023

3 Brauerei Forum – April 2023 INHALT INHALT
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Titelseite: Impressionen von der Führung durch die Störtebeker Braumanufaktur im Zuge der Frühjahrstagung vom 6. bis 8. März 2023 in Stralsund/ew

VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine, Heike

Flohr, CBC-Kursleiter Burghard Meyer und die neue CBC-Koordinatorin Sibylle Young (v.l.)

Heike Flohr, Koordinatorin des VLB-Certified-BrewmasterKurses, geht in den Ruhestand

41 Jahre lang war Heike Flohr an der VLB Berlin beschäftigt. Begonnen hat sie ihre Karriere als Sekretärin von Prof. Dr. Karl Wackerbauer. In den vergangenen 17 Jahren war sie die Kurskoordinatorin des Certified Brewmaster Kurses. Zum 1. April verabschiedete sich Heike Flohr in den Ruhestand.

(ew) Im Februar 1982 trat Heike Flohr ihren Dienst an der VLB Berlin an. Zunächst war sie im Forschungsinstitut der Technologie für Brauerei und Mälzerei unter Leitung von Prof. Dr. Karl Wackerbauer als dessen rechte Hand tätig. Nach Wackerbauers endgültigem Rückzug aus der Lehre im September 2004 wechselte Flohr ins VLB-Veranstaltungsmanagement und war fortan für die organisatorische Betreuung der internationalen Brauerkurse verantwortlich. Mehr als 600 Studenten stand sie all die Jahre mit Rat und Tat zur Seite, organisierte Visa und

manchmal eine Unterkunft, hatte für alle Belange ein offenes Ohr und fieberte mit ihren Schützlingen bei den Prüfungen mit.

Heike Flohr geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Die Pandemie hat meine Arbeit beschwerlich gemacht. Andererseits werde ich die Begegnung mit all den leidenschaftlichen Menschen vermissen.“

Am 22. März gab sie ihren offiziellen

Abschied. VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine ließ die vergangenen vier Jahrzehnte mit Anekdoten Revue passieren. Langjährige Wegbegleiter, darunter ehemalige Kollegen, sagten onund offline bei einem Imbiss Auf Wiedersehen. Heike Flohr sei froh, ihre Schützlinge in guten Händen zu wissen: Mit Sibylle Young hat eine neue engagierte Kollegin offiziell übernommen.

Gesellschaft für Hopfenforschung e.V.

Vorstand formiert sich neu

Adi Schapfl, Dr. Michael

Möller, Wolfgang

Wintzer, Pascal

Piroué, Dr. Stefan Lustig

Anfang März lud die Gesellschaft für Hopfenforschung e.V. (GfH) zur Mitgliederversammlung ins Deutsche Hopfenmuseum nach Wolnzach ein.

(F.) In Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wird am Hopfenforschungszentrum in Hüll geforscht und an der Zukunftssicherung des Hopfenbaustandorts Deutschland gearbeitet. Zur Mitgliederversammlung veröffentlichen LfL und GfH vor Sai -

sonbeginn deshalb die aktuellen Forschungsergebnisse im „Jahresbericht – Sonderkultur Hopfen“. Dr. Michael Möller, Vorstandsvorsitzender der GfH, ging in seinem Rechenschaftsbericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr, insbesondere auf den Neubau der Vegetationshalle für die Züchtungsforschung, ein, der die größte Einzelinvestition am Hopfenforschungszentrum Hüll in den vergangenen Jahrzehnten darstellt und ein attraktives Umfeld für wissenschaftliches Arbeiten auf höchstem Niveau bietet. Möller betonte, dass mit der neuen Hochalphasorte TITAN, für die im vergangenen Jahr EU-weit Sortenschutz beantragt wurde, ein Meilenstein bezüglich der Entwicklung zu nachhaltigerem Hopfenbau in Deutschland gelungen sei. Turnusgemäß fanden bei der Mitgliederversammlung

die Neuwahlen von Vorstand und Technisch-Wissenschaftlichem-Beirat der GfH statt. Während Dr. Michael Möller als Vorstandsvorsitzender im Amt bestätigt wurde, traten Dr. Bernd Schmidt (Schatzmeister), Peter Hintermeier (Dt. Hopfenwirtschaftsverband) und der leitende Ministerialdirigent Friedrich Mayer (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, StmELF) nicht mehr zur Wahl an.

Neu in den Vorstand wählte die Mitgliederversammlung Sylke Moerke, Flensburger Brauerei (Schatzmeisterin), Pascal Piroué, Dt. Hopfenwirtschaftsverband, und Wolfgang Wintzer als Vertreter des StmELF. Im Amt bestätigt wurden Adi Schapfl, Dt. Hopfenpflanzerverband, Dr. Willy Buholzer, AB-Inbev, und Dr. Stefan Lustig, Anadolu-Efes.

4 Brauerei Forum – April 2023 MENSCHEN & UNTERNEHMEN
Foto: GfH Foto: ew

Zahl der Brauereien in Deutschland geht zurück

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Brauereien in Deutschland um 45 Betriebe (3 %) zurückgegangen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2022 bundesweit 1507 vom Zoll erfasste Braustätten – im Jahr 2019 waren es noch 1552.

(F.) Die Bundesländer mit der höchsten Zahl an Betriebsaufgaben seit dem Jahr 2019 sind Bayern (-24), Nordrhein-Westfalen (-14) und Hessen (-10). In Schleswig-Holstein ist die Zahl der Brauereien entgegen dem Trend leicht gewachsen, in Baden-Württemberg und Niedersachsen blieb die Zahl der Betriebe unverändert.

Bis zur Corona-Pandemie war die Zahl der Brauereien in Deutschland kontinuierlich gestiegen, um mehr als 270 Betriebe seit der Jahrtausendwende. „Die monatelangen Lockdowns für das Gastgewerbe und die Absage vieler tausend Veranstaltungen haben den Markt für Fassbier komplett zusammen -

brechen lassen. Diese Einbußen haben viele Brauereien an die Grenzen ihrer Existenz gebracht“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele. Auch die jüngste Entwicklung sei besorgniserregend:

„Die Corona-Krise ging nahtlos in eine Energiepreiskrise über.“ Die deutschen Brauereien seien seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten die Unternehmen, was sich auch auf die Bierpreise in Handel und Gastronomie auswirken werde. Mit Blick auf die schwierige Gesamtlage der deutschen Brauwirtschaft appelliert der DBB an die Politik, von weiteren Belas tungen für die Betriebe abzusehen. „Unternehmen, die nach drei Krisenjahren mit dem Rücken zur Wand stehen, brauchen mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie“, betont Eichele.

Jörg Lehmann verlässt das Unternehmen

Dr. Jörg Lehmann, CEO und COO der Paulaner Brauerei Gruppe GmbH & Co. KGaA, wird das Unternehmen zum 30. September 2023 verlassen.

(F.) Darauf haben sich Lehmann und die Shareholder des Konzerns, Heineken und Schörghuber Gruppe, „im besten Einvernehmen“ verständigt. Hintergrund dieser Entscheidung sind unterschiedliche Auffassungen über die Frage, wie das angestrebte nachhaltig profitable Wachstum des Unternehmens zu erreichen ist und wie die Paulaner Brauerei Gruppe sich hierfür organisatorisch und personell bestmöglich aufstellen soll.

„Beide Eigentümer der Paulaner Brauerei Gruppe und ich persönlich

sind Dr. Jörg Lehmann für die in den vergangenen zehn Jahren in Kulmbach und München geleistete Arbeit sehr dankbar. Der konsequente Ausbau des Supply-Netzwerkes der Gruppe und Erfolgsgeschichten wie die von Chiemseer, Paulaner Spezi und zuletzt Paulaner Hell, aber auch das kluge Navigieren durch die Herausforderungen der Pandemie, prägen die Zeit seiner Verantwortung. Wir sind ihm zudem sehr verbunden, dass er sein Aufgaben bis zu seinem Ausscheiden weiterhin konsequent wahrnehmen wird“, sagt Nico Nusmeier, Vorsitzender des Shareholder Committee. Nach Stationen bei der Hasseröder Brauerei (1997–1998), der Gilde Brauerei (1998–2003) und bei ABInBev (2003–2013) war Lehmann ab

Zahlen zum Biermarkt Deutschland ist mit einem jährlichen Gesamtbierabsatz von zuletzt 80,8 Mio. hl Bier weiterhin die größte Braunation in Europa, vor Russland (80,2 Mio. hl 2021), Großbritannien, Polen und Spanien (mit jeweils 30,8 Mio. hl). Weltweit bleibt China (360 Mio. hl) vor den USA (204 Mio. hl) und Brasilien (143 Mio. hl) der größte Bierproduzent (Quelle: BarthHaas-Bericht). Platz 4 belegt Mexiko mit 135 Mio. hl. Deutschland steht auf Platz 5 der weltgrößten Braunationen.

Bis 2019 wuchs die Branche stetig. Dann kam Corona, danach der Ukraine-Krieg – die deutsche Brauwirtschaft befindet sich seitdem in einer schwierigen Lage

2013 als Vorstand Technik in der Kulmbacher Brauerei tätig gewesen. 2018 wechselte er zur Paulaner Brauerei Gruppe, wo er als Chief Operating Officer (COO) und später als Vorsitzender der Geschäftsführung unter anderem die Verantwortung für die Stabilisierung der Produktions- und Logistikprozesse in der neuen Brauerei in MünchenLangwied übernahm. Lehmann ist seit 2017 ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Brauer-Bundes.

Man habe sich einvernehmlich verständigt: Jörg Lehmann wird Paulaner Ende September verlassen

5 Brauerei Forum – April 2023  NACHRICHTEN 1200 1250 1300 1350 1400 1450 1500 1550 1600 2 0 0 3 2 0 0 4 2 0 0 5 2 0 0 6 2 0 0 7 2 0 0 8 2 0 0 9 2 0 1 0 2 0 1 1 2 0 1 2 2 0 1 3 2 0 1 4 2 0 1 5 2 0 1 6 2 0 1 7 2 0 1 8 2 0 1 9 2 0 2 0 2 0 2 1
Anzahl der erfassten Braustätten in Deutschland 2003-2023 Quelle: destatis
Paulaner Brauerei Gruppe Foto. Paulaner

Stefan Wiesmann ist neuer Marketingdirektor bei Veltins

Stefan Wiesmann wird neuer Marketingdirektor der Brauerei C.& A. Veltins, Meschede-Grevenstein. Der langjährige Marketing-Manager folgt auf Herbert Sollich, der sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben zurückzieht.

(F.) „Mit Stefan Wiesmann wissen wir die Markenführung unseres Hauses in guten Händen, immerhin hat er den Markenerfolg seit über zwei Jahrzehnten mitgestaltet“, sagt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Damit sei die Kontinuität der weiteren verbrauchernahen Markenentwicklung gewährleistet. „Unser Dank gilt Herbert Sollich, der schon vor der Jahrtausendwende die MarketingOrganisation der Brauerei C. & A.

Veltins zukunftsfähig aufgestellt hat.“ Er habe frühzeitig die Weichen gestellt, den facettenreichen Markenauftritt von Veltins sowie den Launch neuer Produkte marktstark und erfolgreich zu machen. Während Herbert Sollich (61) schon 1993 zur Brauerei C. & A. Veltins kam, trat Stefan Wiesmann (54) drei Jahre später ins Unternehmen ein und war nach seiner zunächst vertrieblichen Tätigkeit seit 1998 in verschiedenen Positionen des Marketings tätig. Zuletzt verantwortete er die Markenführung des gesamten Produktportfolios der Sauerländer Premium-Brauerei. In seiner neuen Funktion als Marketingdirektor berichtet Stefan Wiesmann an Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb.

6 Brauerei Forum – April 2023 MENSCHEN & UNTERNEHMEN
Foto: C. & A. Veltins Herbert Sollich geht, Stefan Wiesmann kommt: Der 54-Jährige ist neuer Veltins-Marketingdirektor
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Brauerei C. & A. Veltins

Pott's erweitert Ökostromerzeugung

Mit dem Neubau des letzten Abschnitts der gläsernen Erlebnisbrauerei im Münsterländischen Oelde entstand bereits auf dem höchsten Gebäudeteil, dem Malzhaus, im Jahr 2019 eine Photovoltaikanlage. Mit der nun installierten Anlage sind ab jetzt alle Dachflächen belegt. Fortan werden rund 25 % des Energiebedarfs durch eigenen Ökostrom abgedeckt. Damit geht das Unternehmen einen weiteren Schritt in Richtung Energiewende.

(F.) Bereits seit 2020 ermittelt die Pott's Brauerei im Münsterländischen Oelde den Carbon Footprint und hat in der Folge ein Maßnahmenpaket entwickelt, um dem Ziel der Klimaneutralität Schritt für Schritt näher zu kommen. Ein wesentlicher Baustein davon ist die jetzt in Betrieb genommene Photovoltaikanlage mit 1652 Modulen und einer Leistung von 619,5 Kilowatt-Peak. „Um die Anlagenleistung optimal zu nutzen, wird in den nächsten Monaten geprüft, inwieweit die Tankkühlung am Wochenende als Speicher genutzt werden kann“, erklärt Projektleiter Rene Kokel. „Wenn die Bierproduktion und Abfüllung nicht laufen, würde dann der Sonnenstrom

für eine intensivere Tankkühlung genutzt, die dann zum Wochenstart, wenn alle Anlagen wieder in Betrieb sind, zeitweise ausgestellt werden kann.“

Im Rahmen von Mitarbeiter-Workshops wurden zudem Potenziale zur Ressourceneinsparung aufgedeckt. Durch Veränderungen von Reinigungsprozessen und Investitionen in technische Anpassungen sind deutliche Einsparungen des Wasserverbrauchs und des Primärenergiebedarfs in der Produktion zu erwarten.

Auf dem Weg zur grünen Brauerei

Als weiteres Projekt wird im Laufe des Jahres noch ein Energie -

managementsystem mit umfangreicher Datenerfassung in Betrieb genommen. Mithilfe der detaillierten Daten können genauere Analysen erfolgen und perspektivisch weitere Projekte zur Energie- und Ressourceneinsparung umgesetzt werden.

„Die vergangene Zeit brachte viele Herausforderungen mit sich und auch das Jahr 2023 wird nicht einfach für die mittelständische Bierbranche werden. Trotzdem haben wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen und jetzt wesentliche Meilensteine auf dem Weg zur grünen Brauerei erreicht“, freut sich Inhaber Jörg Pott. Das Investitionsvolumen für die Projekte liegt in Summe bei rund 600 000 €.

Solarmodule auf dem Dach der Brauerei wandeln Sonnenlicht in Öko-Strom um: Damit deckt Pott's 25 % seines Strombedarfs ab

7 Brauerei Forum – April 2023 TECHNIK & TECHNOLOGIE  ENERGIEWENDE
Foto: Pott's

Renault Trucks, Hauptsponsor des 24. Logistikfachkongresses, präsentierte einen E-LKW im Hof des Brauereigeländes

Frühjahrstagung und Logistikfachkongress in Stralsund stießen auf große Resonanz

Gelungener Doppelschlag in Stralsund: Anfang bzw. Mitte März kamen insgesamt rund 450 Besucher zur 107. Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung (Frühjahrstagung) und zum 24. VLBLogistikfachkongress in die Hansestadt hoch oben im Nordosten. Beide Veranstaltungen fanden im Eventzentrum des Störtebeker Brauquartiers statt.

Frühjahrstagung

(oh) Auf der umfangreichen Agenda der VLB-Frühjahrstagung vom 6. bis 8. März stand am Montag die turnusmäßige Sitzung des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses

(TWA) der VLB mit rund 90 Teilnehmern vor Ort, weitere 45 waren online zugeschaltet. Denjenigen, die nicht persönlich anwesend waren, entging allerdings eine gut organisierte Führung durch die moderne und innovative Störtebeker Brauerei. Die Führung mündete direkt in das Vorabendtreffen im Störtebeker Braugasthaus. Dort kamen die inzwischen rund 200 Gäs te in einem rustikalen Brauhaus-Ambiente in den Genuss von sechs Störtebeker Bierspezialitäten vom Fass und weiteren, insbesondere verschiedenen alkoholfreien Varianten, aus der Flasche.

Das Vortragsprogramm startete am Dienstagmorgen mit den Themen innovative Prozessgestaltung in

Produktion und Abfüllung, Herausforderung Wasser und Hopfen und der intelligenten Nutzung von Brauerei-Nebenströmen. Unter anderem präsentierten Jürgen Nordmann und Jens Reineke-Lautenbacher ihr Projekt „MaltFungiProtein“. Ziel ist es, gemeinsam mit verschiedenen regionalen Partnern, Biertreber mittels Basidiomyceten zu einem hochwertigen Rohstoff zur Herstellung proteinreicher Lebensmittel zu veredeln. Anschließend ging es zur Besichtigung der Rügener Inselbrauerei, die seit einigen Jahren ihr Konzept „seltener Biere“ in Flaschenreifung sehr kreativ und erfolgreich umsetzt. Ein echtes Highlight der VLB-Tagung war der Begrüßungsabend im beeindruckenden Ozeaneum Stralsund. Dort wurde direkt zwischen den Meerwasseraquarien diniert und es konnten hervorragende (und seltene) Biere genossen werden. Am dritten Veranstaltungstag, der am 8. März erstmals als Internationaler Frauentag ein Feiertag in Mecklenburg-Vorpommern war, ging es im Vortragsprogramm weiter mit den Themen Leer- und Vollflascheninspektion, digitaler Transformation im Brauprozess und der Herstellung von alkoholfreien Bieren.

VLB-Logistikfachkongress

Nur eine Woche später, vom 13. bis 15. März, trafen sich an gleicher Stelle 175 Getränkelogistiker auf dem 24. VLB-Logistikfachkongress.

Die Veranstaltung begann mit der Sitzung des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin. An den beiden darauffolgenden Vortragstagen standen Themen wie Digitalisierung, La -

gerkonzeption, Entwicklung der Elektro- und Wasserstoffantriebe bei Nutzfahrzeugen und Optimierungen in der Mehrweglogistik auf dem Programm. Einen besonderen Schwerpunkt bildete das hochmoderne Logistikzentrum der Störtebeker Braumanufaktur, das im Anschluss direkt besichtigt werden konnte. Auch bei dieser Tagung beeindruckte das Ozeanenum als imposante Abendlocation.

Teilnehmer von Stralsund begeistert

Die VLB bedankt sich vor allem bei Jürgen Nordmann und dem gesamten Team der Störtebeker Braumanufaktur für die große Gastfreundschaft sowie den Hauptsponsoren Krones (Frühjahrstagung) und Renault Trucks (Logistikfachkongress). Darüber hinaus geht der Dank an die Rügener Inselbrauerei sowie an die weiteren Sponsoren Albert Frey, BarthHaas, corosys, GEA, Goldbeck, Heuft, Loehrke, Siemens, System Logistics und Ziemann Holvrieka. Insgesamt gab es für beide Tagungen von allen Seiten sehr viel positive Resonanz. Interessante Vorträge, eine tolle Veranstaltungslocation direkt auf dem Brauereigelände, engagierte Gastgeber, zwei Fachausstellungen sowie ein außergewöhnliches Rahmenprogramm machten die 107. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung und den 24. VLB-Logistikfachkongress zu Branchen-Highlights – trotz der schwierigen Zeiten. Dafür hat sich auch so manch lange Anreise in den äußersten Nordosten der Republik gelohnt...

Detaillierte Tagungsberichte folgen auf S. 10 ff. und S. 25 ff.

8 Brauerei Forum – April 2023 TECHNIK & TECHNOLOGIE  VLB-VERANSTALTUNGEN
Fotos: ew (7), oh (2)

Das Störtebeker Brauquartier (Hauptgebäude) in Stralsund (l.); Jürgen Nordmann (Geschäftsführer Störtebeker Braumanufaktur) und Dr. Josef Fontaine (VLB-Geschäftsführer) eröffnen das offizielle Get-together am ersten Abend der Frühjahrstagung (M.); geselliges Beisammensein in der Störtebeker Braugaststube beim Get-together (r.)

Jens Reineke-Lautenbacher (Störtebeker Braumanufaktur) führte durch den ersten Vortragsblock am zweiten Tag der Frühjahrstagung (l.); der Vortragssaal war gut besucht (M.); Markus Berberich von der Rügener Inselbrauerei gab einen Einblick in sein Unternehmen, bevor ein Großteil der Teilnehmer der Frühjahrstagung zur dortigen Besichtigung aufbrach (r.)

Die Inselbrauerei auf Rügen (l.); Hauptsponsor Krones mit Besuchern an ihremStand bei der Fachausstellung der Frühjahrstagung (M.); legendär: Die Teilnehmer der Frühjahrstagung und des Logistikfachkongresses kamen in den Genuss des Begrüßungsabends im Ozeaneum Stralsund (r.)

9 Brauerei Forum – April 2023
Foto: Matthias Sandmann

Nachhaltige Brauereiprozesse – die Branche ist auf dem Weg Richtung Transformation

Tag zwei der 107. Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung, wie die Frühjahrstagung offiziell heißt, ist traditionell gespickt mit vielen Höhepunkten. Am späten Dienstagnachmittag des 7. März stand eine Führung durch die Rügener Inselbrauerei auf dem Programm, wahlweise konnten sich die Teilnehmer die Störtebeker Braumanufaktur ansehen. Gegen 19.30 Uhr begann der legendäre Begrüßungsabend im Stralsunder Ozeaneum, der mit atemberaubedendem Blick auf das große Nordseeaquarium schon fast eine meditative Komponente bereithielt. Doch dem geselligen Höhepunkt eilte ein technisches Vortragsprogramm voraus. Durch das Programm führte Jens ReinekeLautenbacher von der Störtebeker Braumanufaktur.

Innovative Prozessgestaltung in Produktion und Abfüllung

Nach der Begrüßung der anwesenden Teilnehmer ergreift Jürgen

Nordmann , Inhaber der Störtebeker Braumanufaktur, das Wort und stellt das betriebliche All-in-Produktionskonzept vor. Störtebeker

Bierspezialitäten erfreuen sich auskömmlicher Abverkaufspreise und einer vergleichsweise niedrigen Aktionsquote im Handel von nur 7 %. Das Konzept der Brauerei setzt auf Bier als nachhaltiges Naturprodukt und transportiert ein Markenimage, das Erlebnis, Qualität und außergewöhnlichen Genuss verspricht. Dabei habe man keine Angst vor Komplexität. Im Gegenteil: Am Standort in Stralsund, an dem seit dem frühen 19. Jahrhundert gebraut wird, wurde im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte in mehreren Schritten eine zukunftsfähige Brauerei inklusive Hochregallager aufgebaut. Um den Herausforderungen der Märkte auch langfristig begegnen zu können, sei es für Brauereien überlebenswichtig, nicht immer nur nach effizienteren Prozessen zu streben. Vielmehr müssten auch Geschäftsmodelle entwickelt werden, die einem Brauer zusätzliche Einnahmequellen erschließen.

Nordmann stellt in diesem Zusammenhang das neue Konzept Eat Beer Biotech GmbH vor. Ziel ist es, über die Veredlung vor Brauerei-Nebenströmen hochwertige Proteinquel-

len für die Nahrungsmittelproduktion zu erzeugen. „Wir wollen uns damit von einer reinen Brauerei zu einem Hersteller von Lebensmitteln entwickeln und dies als zweites Standbein ausbauen“, erklärt Nordmann. Erste Probeprodukte sind bereits entwickelt, die Ende des Jahres marktreif sein sollen.

Auf die Zukunft der Füllerhygiene geht Martin Löhrke (Jürgen Löhrke GmbH) in seinem Vortrag Gestern automatisiert. Morgen digitalisiert? ein. Der mittelständische Anlagenbauer aus Lübeck skizziert, wie die Füllerhygiene auf die Anforderungen der neuen Arbeitswelt mittels Digitalisierung reagieren und sich zukunftssicher aufstellen kann. Denn, so Löhrkes These, Füllerhygiene lasse sich auch vom Home Office aus steuern. Vor allem im Bereich Service und Support sei eine automatische Inbetriebnahme über Fernzugang längst umsetzbar. Ist der sichere Umgang mit Daten geklärt und die Anlagen mit entsprechenden Sensoren ausgerüs tet, hat der Kunde über Cloudanwendungen volle Zugriffskontrolle und kann sich potenzielle Probleme visualisieren lassen. Selbst der Verschmutzungsgrad einer Anlage kann mittels Biofilmsensoren erfasst werden. Im Gegensatz zur mikrobiellen Probenahme kommt es hier zu keiner zeitlichen Verzögerung mehr. Bei Störtebeker ist eine Pilotanla -

ge im Einsatz, um die bedarfsgerechte Reinigung der Zukunft zu entwickeln. „Man muss nicht immer mit vollem Programm reinigen. Auf unterschiedliche Verschmutzungsgrade angemessen zu reagieren, birgt ein enormes Einsparpotenzial“, schließt der Referent seinen Vortrag.

Patrick Dietz (Albert Frey) referiert zum Thema Die moderne Keganlage in der Brauerei Das Unternehmen hat einen Relaunch seiner Keglinien vorgenommen. Um den Verbrauch zu reduzieren und Ener giekosten einzusparen, habe man so wenige bewegliche Teile wie möglich ver-

10 Brauerei Forum – April 2023 TECHNIK & TECHNOLOGIE
 VLB-FRÜHJAHRSTAGUNG
Fotos: ew Jürgen Nordmann, Inhaber der Störtebeker Braumanufaktur, stellt das Konzept Eat Beer vor Martin Löhrke skizziert die Füllerhygiene von morgen Martin Dietz zeichnet das Bild einer modernen Keganlage

baut und auf Sonderanfertigungen verzichtet. Dabei lautet ein Ansatz zur Energieeinsparung: Energierückgewinnung aus Abwasser. Das Allgäuer Unternehmen hat außerdem die bewährte Anlagentechnik erneuert und mit der sog. Fryhy eine fünf- bzw. siebenköpfige Keglinie eingeführt. Die Aufbauten bleiben gleich. Was sich ändert, sind u.a. ein optimierter Übergabetisch, ein nach oben abgesetzter Schaltschrank und weniger Schmutzecken. Zudem habe man eine patentierte Hubbalkenauflage eingeführt, die werkzeuglos abnehmbar und leicht zu reinigen ist. Offene Führungen unterstützen das neue Konzept. „Wir wollen die Hygiene vorantreiben“, sagt Patrick Dietz.

Herausforderung Wasser und Hopfen

In seinem Vortrag Sicherstellung der Wasserqualität in Zeiten des Klimawandels berichtet Dr. Alfons Ahrens (VLB Berlin) die nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung. Grundwasserentnahmen sind nicht beliebig zu vergrößern und durch die natürlichen Prozesse der Grundwasserneubildung begrenzt. Neben zunehmenden Einschränkungen der Wasserverfügbarkeit vor allem in den warmen Sommermonaten werden verstärkt auch Auswirkungen auf die Qualität der Grundwässer erkennbar. So können stark zunehmende Grundwasserent nahmen zum Aufstieg von salzhaltigen Tiefenwässern und damit zur Versalzung der Wasserressourcen führen. Klimawandelbedingt zunehmende Starkregenereignisse tragen zudem vermehrt anthropogene Schadstoffe und weitere organische Stoffe in die Bereiche der Grundwasserneubil -

dung ein. Steigende Lufttemperaturen führen zu ebenfalls höheren Temperaturen in diesen Bodenzonen und damit zu vermehrten mikrobiologischen Aktivitäten. Diese können zu Loslösungen von Metallen aus bisher festen Mineralien führen und z.B. für zunehmende Aluminiumgehalte in den geförderten Rohwässern verantwortlich sein.

Der Einfluss des Klimawandels spiegelt sich somit in veränderte chemisch-biologische Umsetzungsprozesse bei der Grundwasserneubildung wider. Das Monitoring des dadurch veränderten Redoxpotenzials in den Grundwässern kann Ahrens zufolge zusammen mit dem Nachweis der dafür verantwortlichen Mikroorganismen eine Chance bieten, klimawandelbedingte Verschlechterungen der Brunnenwasserqualität frühzeitig zu erkennen. Ein aktuelles Forschungsprojekt am VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) verfolgt diesen Ansatz – ganz im Sinne der Nationalen Wasserstrategie zum nachhaltigen Schutz der Wasserressourcen.

Neue Aspekte zu Hopfen als Rohstoff für andere Getränke zeigt Markus Ernst (BarthHaas, Nürnberg) auf. Der Hopfen ist nicht nur eine natürliche Ressource. Seine Bittere hinterlässt auch einen bleibenden Geschmackseindruck. Pluspunkte, die dem US-Trend Hop Water (mit Hopfen aromatisiertes Wasser) Vorschub leisten. Gelangt das Aroma

über Pellets ins Getränk, kann der Hersteller zwischen Kalt- und Heißauszug wählen. In den USA sei der Heißauszug eine beliebte Produktionsmethode, so der Referent. Beide Methoden unterscheiden sich sensorisch stark voneinander. Terpene und Terpenoxide lösen sich anders, der Heißauszug habe eine höhere Bitterstoffausbeute. Statt Pellets können auch Extrakte zum Einsatz kommen. BarthHaas hat dafür flüssige Dry-Hopping-Produkte in verschiedenen Geschmacksrichtungen im Angebot, die mit eingestelltem Ölgehalt einfach zu dosieren und in kalten Flüssigkeiten löslich sind.

Über das Hop Water hinaus sieht der Referent für weitere Getränkekategorien Potenzial: Hard Selzer, Ready Canned Cocktails oder Kombucha. „Kombucha hat ein hohes Biotransferpotenzial. Hopfen kann helfen, den Geschmack der Essigsäurenoten abzuschwächen“, erklärt Ernst. Auch Eistee oder Cola kämen für eine Anreicherung infrage, man könne bei Cola bspw. mit einer Hopfennote die Grundaromatik in eine würzige Richtung verschieben. Denkbar sind auch Getränke wie Gin oder Met. Das Ziel von BarthHaas ist es, eine völlig neue Kategorie von Getränken zu etablieren, denn: „Hopfen kann mehr als nur Bier“, lautet das Fazit des Referenten.

Brauereinebenströme intelligent verwerten Über die Mehrfachnutzung von Wasser sprechen Michael Russ und Dr. Ralph Schneid (beide Krones AG) in ihrem Vortrag Upcycling von Braureststoffen Wasser ist ein Hauptbestandteil des Bieres und erfüllt im Brauprozess als Roh- und Hilfsstoff, aber auch als Betriebsstoff eine Doppelfunktion. Zwar ist der Wasserverbrauch in den Brauereien seit 1990 deutlich zurückgegangen.

Bei zunehmend knapper werdenden Ressourcen sind jedoch noch mehr Anstrengungen für weitere Einsparungen notwendig.

Krones hat in Kooperation mit Aqana den sog. Hydro Circle entwickelt – ein System, mit dem sich bis zu 80 % Wasser einsparen lässt. Dabei wird das Prozessabwasser der Produktion in ein Speicherbecken geleitet. Dort werden Feststoffe herausgefiltert und in einem Sammeltank zusammengeführt. Hier erfolgt die biologische Abwasser-Aufbereitung mithilfe

Klimwandel und Wasserversorgung ist das Thema von Dr. Alfons Ahrens

Markuns Ernst spricht über eine neue Kategorie von Getränken

Michael Russ (o.) und Dr. Ralph Schneid (u.) schreiben das Thema Wiederverwertung groß

11 Brauerei Forum – April 2023

Jens ReinekeLautenbacher (o.), Dr. Marco Fratz (M.) und Prof. Dr. Leif Garbe (u.) beleuchten dreierlei Aspekte der Verwertung von Brauereinebenströmen für die Lebensmittelindustrie

der DACS-Technologie. Im anaeroben Hochgeschwindigkeitsverfahren finden Bakterien „Unterschlupf“. So können auch stärker verschmutzte Abwässer gereinigt werden.

Ist das Abwasser von allen Rückständen befreit, muss es für den erneuten Einsatz aufbereitet werden. Jetzt kommt Hydronomic ins Spiel. Die Anlage filtert mittels Umkehrosmose kleinste Partikel wie Mikroorganismen oder Salze aus dem Wasser heraus. Mit Chlordioxid wird das Wasser desinfiziert und fließt zurück in die Produktion.

„Brauer müssten Schätze heben“ –damit beginnt Ralph Schneid den zweiten Teil des Vortrags und stellt mit Brewnomic die energieautarke Brauerei, vor. Im Brauprozess fallen energetisch verwertbare Reststoffe an, die zu Biogas fermentiert werden können. Das Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk in thermische und elektrische Energie umgewandelt. Und aus der Verwertung dieser Reststoffe speist sich Brewnomic. Der Referent zeigt am Beispiel Treber, wie man dieses Konzept in die Praxis umsetzen kann. Aus Trebern lassen sich Protein-Hydrolysat und Mineraldünger gewinnen. Die Einnahmen aus dem Verkauf an die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft leisten einen finanziellen Beitrag, dass sich die Anlage zur Biomasse-Konversion amortisiert. Durch das Geld und durch die bessere Verwertbarkeit der Reststoffe in der Biogasanlage selbst wird eine Investition in die eigene autarke Energieversorgung lukrativ. Mit steigendem Anteil an Biogas sinkt der Bedarf an fossilen Brennstoffen. Und da die Reststoffe biologischen Ursprungs sind, ist die Brauerei zudem CO2-neutral.

Über „MaltFungiProtein“ – Nachhaltige Verwertung von Bier-Treber durch Basidiomyceten und Herstellung proteinreicher Lebensmittel spricht Jens Reineke-Lautenbacher (Störtebeker Braumanufaktur). Seit 2018 arbeitet man bei Störtebeker an der Entwicklung einer Gesamtvision für eine „Braumanufaktur der Zukunft“. Eine hervorgehobene Rolle spielt dabei eine zirkuläre, möglichst regionale Produktion, gekoppelt mit einer konsequenten Aufwertung von Produktionsnebenströmen der Brauerei, bspw. Nasstreber, Nasshefe, Malzstaub oder Ethanol. „Alle

Nebenströme der Störtebeker Braumanufaktur werden perspektivisch zu Hauptströmen!“, zitiert ReinekeLautenbacher Jürgen Nordmann, den Inhaber von Störtebeker. Im Projekt des RUBIN-Bündnisses (RUBIN steht für Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation) hat sich Störtebeker mit Industriebetrieben und wissenschaftlichen Einrichtungen aus der nordostdeutschen Region zusammengeschlossen, um gemeinsam einen Prozess zu etablieren, der auf folgende Säulen aufbaut: Transformation der Brauereirestströme (Treber) zu Pilz-Protein, Aufarbeitung zu einem Protein-Rohprodukt und Verarbeitung zu schmackhaften Lebensmittel-Prototypen, vor allem vegane Produkte. Bis 2025 soll das Forschungs- und Entwicklungsprojekt abgeschlossen sein. Bis dahin möchte Störtebeker in der Lage sein, hochwertige Brauspezialitäten und nachhaltige Lebensmittel gleichermaßen herzustellen.

Im zweiten Teil des Vortrags skizziert Dr. Marco Fraatz (Justus-Liebig-Universität), wie das Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie Störtebeker dabei unterstützt, Treber in Pilzmyzel zu konvertieren. Der größte Teil eines Pilzes ist nicht der oberirdische Fruchtkörper, sondern die unterirdischen Hyphengeflechte, das sog. Pilzmyzel. Dieses Netzwerk kann ungeheure Ausmaße annehmen. Das Myzel eines Hallimasch, beheimatet in Oregon (USA), gilt als der flächenmäßig größte Organismus der Welt. Sein Myzel erstreckt sich über eine Fläche von 9 km2 (das entspricht 1200 Fußballfeldern).

Zur menschlichen Ernährung werden die Myzelien von Basidiomyceten – im Gegensatz zu ihren oberirdischen Fruchtkörpern – bislang nur für die Produktion von Miso eingesetzt. Doch in letzter Zeit drängen immer mehr Unternehmen auf den Markt, die diese Lücke schließen und mithilfe von Fermentation Basidiomyceten-Myzel produzieren, das sie als pflanzliche Fleischersatzprodukte, Verpackungs- und Dämmmaterial oder als Kleidung verkaufen.

Warum sollten überhaupt Basidiomyceten gezüchtet und als alternative Proteinquellen verzehrt werden? „Neben ernährungsphysiologischen Vorteilen, sie haben wenig

Fett und sind frei von Cholesterol, benötigt die Zucht signifikant weniger Platz im Vergleich zu Lebensmitteln tierischer Herkunft“, erklärt Fraatz. Die Pilzbiomasse kann als proteinhaltige Lebensmittelzutat den unterschiedlichsten Lebensmitteln zugesetzt werden. Sie kann z. B. als Grundmasse für die Produktion von Wurst und glutenfreiem Brot oder Knabberartikel dienen.

Im dritten Teil des Vortrags kommt ein weiterer wissenschaftlicher Projektpartner zu Wort. Prof. Dr. Leif Garbe von der Hochschule Neubrandenburg spricht über die Veredelung von Biertrebern durch Pilzfermentation. Man betrete damit einen Markt veganer Proteinalternativen, der exponentiell wächst, da immer mehr Menschen nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch das Tierwohl und den Klimawandel im Blick haben.

Mittels maschineller Extrusion, einem Verfahren, das ursprünglich aus der Kunststoffindustrie kommt, werden diese neuartigen Produkte hergestellt. Dabei wird eine (dickflüssige) Masse unter Druck aus einer formgebenden Öffnung gepresst. So fertigt man sog. Extruderprodukte, wie bspw. Müsli, Flachbrot, Snacks, Nudeln oder Erdnussflips, die es mittlerweile zahlreich gibt. Bei der Extrusion von Fleischanaloga lassen sich abhängig von der Rezeptur sog. TVP- und HMMA-Produkte herstellen. Erstere sind dehydrierte Fleischersatzprodukte (TVP steht für textured vegetable protein) in Form von Pellets oder Flocken und müssen in Wasser eingeweicht werden, um sie zu veganen Konsumgütern wie bspw. Burgern oder Hackfleisch weiterzuverarbeiten. HMMA-Produkte (high moisture meat analogues) besitzen eine dichte, faserige Struktur, die Muskelfleisch ähnelt. Sie enthalten 50 bis 70 % Feuchtigkeit und kommen v.a. bei Fertiggerichten zum Einsatz. HMMA-Produkte sehen nicht nur aus wie Fleisch, sie schmecken auch wie Fleisch und ihre Nährwerte sind fast identisch. Garbe lädt die Zuhörer ein, erste eigene Produktprotoypen zu verkosten. Serviert wird eine Bratwurst Mecklenburger Art. 30 % des Fleischanteils wurden durch Pilzmyzel ersetzt. Das Probieren sei auf eigene Gefahr, scherzt der Referent.

12 Brauerei Forum – April 2023 TECHNIK & TECHNOLOGIE

Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss der VLB tagte in Stralsund

Im Rahmen der 107. Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung der VLB in Stralsund trafen sich am 6. März auch die fünf Fachausschüsse des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) im Störtebeker Brauquartier.

(oh) Der TWA steht als exklusives Gremium den Mitgliedern der VLB Berlin zur Verfügung. Er bildet ein aktives Bindeglied zwischen Universitäten, der VLB und der Brau-, Getränke- und Malzindustrie sowie zu deren Zulieferern. Nachdem während der beiden Pandemiejahre die TWA-Sitzungen online stattgefunden hatten, ist man auf Wunsch vieler Mitglieder seit Oktober 2022 wieder zum Präsenzformat zurückgekehrt. Im März in Stralsund waren dann auch rund 90 TWA-Mitglieder vor Ort, weitere 45 waren online in die Sitzungen zugeschaltet. In der Abschlussbesprechung im „Kühlschiff“ des Störtebeker Brauquartiers unter der Leitung des TWA-Vorsitzenden Dr. Stefan Kreisz stellten Prof. Dr. Frank Behrendt, Leiter des Fachgebiets Energieverfahrenstechnik und Umwandlungstechniken regenerativer Energien der TU Berlin, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, M.Sc. Sydney Riegert, das Modellierprogramm "Aspen Plus" vor. Mit dieser, in der chemischen Industrie weit verbreiteten Software, lassen sich komplexe verfahrenstechnische Prozesse simulieren und optimieren. "Dieses bewährte Tool könnte auch für die Brauindustrie von Nutzen sein", so Riegert. Beispielsweise könnten damit die Auswirkungen bei Veränderungen verschiedener Prozessparameter wie Temperaturen, Verweilzeiten oder Energieeinsatz simuliert werden. Außerdem eignet sich das Tool für die Entwicklung neuer Anlagen oder bei der Gestaltung kontinuierlicher Prozesse.

In den einzelnen Fachausschüssen gab es folgende Neuaufnahmen: Fachausschuss für Rohstoffe, Mälzerei und Hopfenveredlung

Vorsitz: Dr. Christian Müller (IREKS) / stellv. Vorsitz: Darko Zimmer (Stuttgarter Hofbräu)

Neuaufnahmen: Dr. Martina Gastl (BLQ TUM-Weihenstephan), Frank Geisler (Paulaner Brauerei-Gruppe), Thomas Mathar (DinkelackerSchwabenbräu), Dirk Schneider (Palatia Malz)

Fachausschuss für Produktion / Brautechnik

Vorsitz: Michael Jakob (Carlsberg Group) / stellv. Vorsitz: Dr. Roland Pahl (Pall)

Neuaufnahmen: Enes Erisgen (Flensburger Brauerei), Michael Lembke (BRLO), Christin Meier (Hofbrauhaus Wolters), Theo Wijsman (DSM Food & Beverage), Thomas Wünsche (ANDRITZ Separation)

Fachausschuss für Abfüllung, Verpackung und Betriebstechnik

Vorsitz: Thomas Faber (Erdinger Weissbräu) / stellv. Vorsitz: Thomas Lauer (Bitburger Brauerei).

Neuaufnahmen: Matthias Hickstein (Coca Cola Europe/Pacific, CCEP), Sebastian Krohn (Flensburger Brauerei), Markus Lopsien (Privatbrauerei Eichbaum), Sebastian Palm (Warsteiner Brauerei), Frank Pauli (Brauerei C.&A. Veltins), Edwin Thuillier (Sidel)

Fachausschuss für Qualitätswesen und Analysentechnik

Vorsitz: Frank Homann (Warsteiner Brauerei) / stellv. Vorsitz: Dr. Annika Lagemann (Bitburger Brauerei)

Neuaufnahme: Ludmila Linke (VLB Berlin)

Das Podium der TWA-Abschlussbesprechung in Stralsund: Michael Jakob, Thomas Faber, Dr. Josef Fontaine, Dr. Stefan Kreisz, Werner Sauer, Frank Homann, Dr. Christian Müller

Fachausschuss für Umwelt-/ Ressourcenmanagement und Arbeitssicherheit

Vorsitz: Werner Sauer (Privatbrauerei Sauer & Hartwig) / stellv. Vorsitz: Bernd Franzmann (Karlsberg Brauerei) Neuaufnahme: Marcus Steiner (Paulaner Brauerei-Gruppe)

Die nächste Sitzung des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses findet am Montag, dem 9. Oktober 2023, in Berlin statt.

Prof. Frank Behrendt und Sydney Riegert stellten eine Simulationssoftware zur Optimierung verfahrenstechnischer Prozesse vor

13 Brauerei Forum – April 2023
Fotos: ew

Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Abfüllung

Anfang des 20. Jahrhunderts verhalfen die Einführung des Bügelverschlusses und des Kronkorkens der Bierflasche zu ihrem endgültigen Siegeszug – der Krug war damit endgültig passé. Allerdings dauerte es bis in die 1930er-Jahre, ehe erste Füllmaschinen speziell für Bier Einzug in Deutschland hielten.

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak (ehemals Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt)

1. Welche Aussage in Bezug auf die Bierflasche als Gebinde für Bier ist richtig?

a) Jede mit Bier abgefüllte Flasche muss vom Eichamt vor der Erstnutzung geeicht werden.

b) Sonderformen mit dem Nennvolumen eines Pints sind verboten

c) Anti-Scuffing-Ringe sind ab 2023 verboten

d) Für Flaschen sind, bei entsprechender

Deklaration, alle Nennvolumina erlaubt

e) Bierflaschen müssen aus Braunglas sein

2. Welcher Faktor beeinflusst die Reinigungsleistung einer FlaReiMa am wenigsten?

a) Weichdauer b) Spritzdruck

c) Konzentration der Reinigungslauge

d) Temperatur der Reinigungslauge

e) Farbe des Gebindes

3. Welche Wirkung haben Tenside, die dem Reinigungsmittel zugesetzt werden?

a) Schützen die Glasoberfläche

b) Senken die Oberflächenspannung des Reinigungsmittels

c) Verhindern das Schäumen des Reinigungs mittels

d) Verhindern eine Versteinung in der Anlage

e) Desinfizieren das Reinigungsmittel

4. In welcher Antwort sind die Phasen des Füllvorgangs bei einer isobarometrischen Flaschenabfüllung mit einem füllrohrlosen Füller in der richtigen Reihenfolge?

a) 1. Vorevakuierung, CO2-Spülung – 2. Vorevakuierung, Vorspannen, Füllphase, Entlas tung

b) CO2-Spülung – 1. Vorevakuierung – 2. Vorevakuierung, Vorspannen, Füllphase, Entlastung

c) 1. Vorevakuierung, CO2-Spülung – 2. Vorevakuierung, Vorspannen, Entlastung, Füllphase

d) Entlastung – 1. Vorevakuierung , CO2-Spülung

– 2. Vorevakuierung, Vorspannen, Füllphase

e) Vorspannen – 1. Vorevakuierung – 2. Voreva kuierung, Füllphase, Entlastung , CO2-Spülung

5. Welche Möglichkeit zur Entfernung der Luft aus dem Flaschenhals vor dem Verkorken ist unrealistisch?

a) HDE

b) Evakuierung nach dem Füllende

c) Weglassen der Entlastungsphase

d) Einblasen von CO2

e) Mechanische Erschütterung der Flasche

6. Bei welcher Temperatur lässt sich Kaseinleim am besten verarbeiten?

a) 0 °C b) 10 °C c) 25 °C

d) 50 °C e) 140 °C

7. Welche Verschlussart für Bierflaschen gibt es nicht?

a) Snap-Cap

b) Twist-Off

c) Zip-Verschluss (Maxi-Crown)

d) Kronkorken

e) Bügelverschluss (Patentverschluss)

8. Welche Kontrollfunktion erfüllt eine AllSurface ­ Leerflascheninspektions­Anlage nicht?

a) Boden b) Flaschenform

c) Füllhöhe d) Restflüssigkeit

e) Seitenwand

9. Die Etiketten fallen aus dem Etikettenmagazin, bevor sie auf die Leimpaletten gelangen. Welche Ursache könnte diese Fehlfunktion haben?

a) EtiMa läuft zu schnell

b) EtiMa läuft zu langsam

c) EtiMa läuft ohne Flaschen

d) Zu große Etiketten sind eingelegt

e) Der Anpressdruck auf die Etiketten im Magazin

ist zu hoch

10. Welche Füllmenge darf laut Eichgesetz bei der Abfüllung von 0,5-L-Flaschen niemals unterschritten werden?

a) 500 mL b) 495 mL c) 470 mL

d) 450 mL e) 400 mL

Fachrechnen:

(1) Der Durchsatz der FlaReiMa einer Flaschenfüllerei für 50 000 Flaschen/h soll 20 % über dem Durchsatz des Flaschenfüllers liegen. Der Wasserverbrauch pro gereinigter Flasche liegt bei 175 mL. Berechnen Sie den Wasserverbrauch in einer 8-Stunden-Schicht, wenn die Füllerei einen Wirkungsgrad von 90 % erreicht. (0,1 m³)

(2) Welche Zeit steht der Auswerteelektronik eines Flascheninspektors pro Flasche zur Verfügung, wenn der Stundendurchsatz der Füllerei bei 55 000 Flaschen liegt? (volle ms)

14 Brauerei Forum – April 2023 TECHNIK & TECHNOLOGIE  BRAUER-SCHULE (Lösungen S. 31)
Foto: AdobeStock/ Fotolia_74858130

Neue VLB-Forschungsprojekte für die Brau- und Getränkeindustrie – eine Übersicht

Die Drittmittelforschung ist ein wichtiges Standbein der VLB. Im Nachgang der Bundestagswahl im September 2021 kam es zu größeren Umstrukturierungen und Neudefinitionen im Bereich der öffentlichen Forschungsförderung. In dieser fast ein Jahr dauernden Periode galt eine vorläufige Haushaltsführung, in der keine neuen Forschungsprojekte bewilligt werden durften. Inzwischen hat sich die Situation wieder entspannt.

(BF) Die VLB hatte den Drittmittelgebern, vor allem dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, im Jahr 2022 sieben neue Projektanträge vorgelegt, deren Beginn durch diese Mittelsperre ins Jahr 2023 verschoben werden mussten. Als Konsequenz standen der VLB – genauso wie vielen anderen privaten Forschungseinrichtungen in Deutschland – im vergangenen Jahr deutlich weniger Drittmittel zur Verfügung als ursprünglich geplant. Inzwischen hat sich die Situation etwas entspannt: Der Bundeshaushalt für das Jahr 2023 sieht einen Zuwachs bei den Drittmittelbudgets vor. Die Antragsbewilligung erfolgt in diesem Jahr wieder in normalem Umfang, sodass die VLB für das lau -

fende Jahr mit einem deutlich höheren Drittmittelaufkommen rechnet. Trotz dieser Verzögerungen in den Bewilligungsverfahren konnten dennoch einige neue Projekte an der VLB gestartet werden.

Im Jahr 2022 begonnene Forschungs-Projekte

Im Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) wurden zwei neue Projekte gestartet: Im Juli 2022 begann das ZIM1-Projekt „HyTaste – Entwicklung eines kombinierten Mittelinfrarot-/UV-VIS-FL Messsystems“ (KK5335205BA1), im Oktober 2022 das INNO-KOM 2Projekt „Crossflow III – Mischgärung“ (49MF220089).

Im VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) konnte im Juli 2022 das ZIMProjekt „HarshLaser – Entwicklung eines Lasersystems zur dauerhaften und automatischen Beschriftung von Mehrweg-Glasflaschen“ (KK5335203SY1) an den Start gehen.

Das VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) bekam für das arbeitsgruppenübergreifende INNO-KOM-Projekt „WafeG – Wasserqualität und fermentierte Getränke“ (49MF220050) die Bewilligung. Projektstart war am 1. August 2022.

Anfang 2023 begonnene Forschungsprojekte

Im Jahr 2023 ist die Forschung an der VLB mit fünf weiteren bewilligten Projekten gut gestartet: Das ZIM-Projekt „TrebComCrate – Stoffliche Verwertung von Biertrebern zu einem Biocompound“

(KK5335207SK2) hat am 1. Januar unter der Führung der VLB-Verpackungsprüfstelle in Zusammenarbeit mit dem FIBGP und FIBW begonnen. Darüber hinaus begann am 1. März das INNO-KOM-Projekt „Entwicklung eines forcierten Palettenwirktests (EFOPA)“ (49MF220230).

Auch das FIBW freut sich zum Jahresauftakt über zwei bewilligte INNO-KOM-Projekte: „RohwasserMonitoring mit biogeochemischen Indikatoren (MoWa)“ (49MF220172) und „Pasteurisation neuartiger Fermentationsprodukte (PaFerm)“ (49VF220041).

Im Bereich der Brauereirohstoffe begann am Forschungsinstitut für Rohstoffe und Getränkeanalytik (FIRGA) am 1. Februar das INNOKOM-Projekt „Herstellung und Einsatz von Schwelkmalz zur Bierherstellung“ (49VF220042).

Kontakt: VLB-Forschungskoordination Gerhard Andreas Schreiber g.schreiber@vlb-berlin.org

1) Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur FuEFörderung an KMU

2) Förderprogramm Innovationskompetenz INNO-KOM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur FuEFörderung an rechtlich unabhängigen gemeinnützigen Forschungseinrichtungen

Das ZIM-Projekt „TrebComCrate – Stoffliche Verwertung von Biertrebern zu einem Biocompound“, angesiedelt bei der VLB-Verpackungsprüfstelle, ist eines von fünf Projekten, die alleine im Januar 2023 begonnen haben

15 Brauerei Forum – April 2023  VLB AKTUELL
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Foto:

Dr. Thomas Kochan (l.) und Theo Ligthart froh und hoch konzentriert während der Preisverleihung

Plauderei vor der Eröffnung: Mitveranstalter

Dr. Thomas Kochan, Gastredner Werner Albrecht, BMEL, und Jury-Mitglied Andreas Franzl, Hofbrennerei Oberkorb (v. l.)

Preisverleihung der Craft Spirits Berlin Awards 2023

Die Besten des Craft-Spirits-Wettbewerbs wurden am 4. März 2023 im Säälchen auf dem Holzmarkt in Berlin geehrt. Ein vergnügtes Get-together der internationalen Craft-Spirits-Szene. Die Preisträger zeigten einen beeindruckenden Facettenreichtum zwischen Tradition und Exotik. Vom badischen Williamsbrand bis zum Agavenbrand aus Mexiko, vom Wodka aus Estland bis zum Shochu-Destillat nach japanischer Art aus Niederbayern.

(WiK) In diesem Jahr stellten sich Brennereien und Likörmanufakturen aus 27 Ländern der internationalen Jury. In Blindverkostungen überprüfte diese Geruch, Geschmack, Balance und Typizität der eingereichten Produkte. Theo Ligthart und Dr. Thomas Kochan, Veranstalter des Wettbe -

werbs, gestalteten die Preisverleihung mit großer Begeisterung und Herzblut. „Gewinner sind wir alle“, sagte Ligthart, „die ausgezeichneten Produkte bieten auch uns außergewöhnliche Genusserlebnisse. Durch die Craft-Spirits-Berlin-Awards erhalten sie nun die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.“ Dr. Kochan ergänzte: „Gerade für kleine Destillerien sind die Craft-Spirits-BerlinAwards eine großartige Chance, bekannt zu werden – rund um den Globus!“ Werner Albrecht, Spirituosenexperte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), hob in seinem Grußwort besonders die hohe handwerkliche Kunst der Kleinbrenner und Spirituosenhersteller hervor. Das langjährige VLB-Mitglied Birkenhof-Brennerei, Nistertal, erhielt rund 20 Einzelauszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien von Rote-Bete-Brand über Whiskys und Liköre bis hin zum Rum – häufig auch als „Best in Class“. Damit konnte Destillateurmeister Jonas Klöckner am Ende auch den Titel „Craft Distillery oft the Year“ in Gold entgegennehmen. Die Birkenhof-Brennerei zeichnete sich mit einem frühen Einstieg in die Whiskybrennerei und die Herstellung ungewöhnlicher Geiste und Spirituosen aus. Bereits die Eltern Steffi und Peter Klöckner sind extrem innovativ und qualitätsbewusst. Mit Jonas Klöckner und seinem Bruder Lukas steht nun die nächste Generation mit in der Verantwortung.

Die Auszeichnung „Craft Distillery of the Year“ in Silber ging an die Des tillerie Zott aus Bayerisch-

Jonas Klöckner hoch erfreut: VLB-Mitglied Birkenhof-Brennerei wird Craft Distillery of the Year in Gold

Schwaben, Bronze an die Humbel Spezialitätenbrennerei in der Schweiz. Mit der Destillerie Weyermann® punktete ein zweites VLBMitglied mit hochwertigem Whisky und Rum.

Außerdem wurden zahlreiche IfGB- / VLB-Alumni und -Partner ausgezeichnet: Eiser Spirituosen, Kornbrennerei Elmendorf, Martin Eschenbrenner, Hunnbloom-Destillerie und Wiegand Manufactur. Die Feinbrennerei Sasse freute sich über den Sonderpreis „Best in Tradition“ und Auszeichnungen für Whiskys und Lagerkorn.

Dr. Thomas Kochan und Theo Ligthart ist mit den Craft-Spirits-Awards ein ganz besonderer Brückenschlag gelungen. In den ersten Jahren des 2012 gestarteten Craft-Spirits-Festivals mit dem dazu gehörenden Qualitätswettbewerb hatten die traditionellen Kleinbrenner noch wie Außerirdische neben den Craft Distillern gestanden. Auf der einen Seite tiefgründiges Erfahrungswissen, auf der anderen Seite die hemdsärmeligen, marketingaffinen jungen Wilden. Inzwischen haben sich beide Szenen aufs Beste miteinander verbunden. Die einen haben gelernt, dass zum Erfolg im 21. Jahrhundert nicht nur Qualität, sondern auch Marketing gehört. Die anderen haben erfahren, dass Craft, nichts anderes als Handwerk ist, das seit Generationen tradiert wird. Inzwischen gibt es Kooperationen, Treffen und Diskussionen nicht nur im Rahmen der Craft-Spirits-Awards. Im Anschluss an die Preisverleihung konnte man bei angeregten Gesprächen die Produkte der Preisträger verkosten.

16 IfGB AKTUELL Brauerei Forum – April 2023  WETTBEWERBE
Foto: Craft Spirits Berlin ©Selina Schrader Fotos (2): WiK

21. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei – Die ersten Experten sind angemeldet

Die Malzfabrik Weyermann ® ist langjähriges VLB-Mitglied. Mitarbeiter des Unternehmens sind Stammteilnehmer des IfGB-Forums. Außerdem unterstützt Philipp Schwarz, Leiter der Weyermann®Destille, die Destillateurkurse am IfGB als Dozent für Brennereitechnologie. So ist die Einladung nach Bamberg das Ergebnis einer langjährigen und verlässlichen Partnerschaft. Mit der Mälzerei als Gastgeber werden Whiskyproduktion und Kontinental-Whisky einen Themenschwerpunkt bilden. Ausnahmsweise startet das IfGB-Forum bereits am Montag dem 25. und endet am Dienstag, dem 26. September 2023. Die Anmeldung ist offen, die ersten Teilnehmer sind bereits registriert.

(WiK) „Wir freuen uns sehr darüber, ein so vielseitiges national und international erfolgreiches Unternehmen besuchen zu dürfen“, sagt VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Beeindruckend finde ich das Engagement in unterschiedlichsten Segmenten“, ergänzt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann„ob Brauerei, Brennerei oder gar Bäckerei.“

Programm

Passend zum Hauptsponsor wird es auf dem 21. IfGB-Forum einen Whisky-Schwerpunkt geben. Ein Update zur Alkoholgesetzgebung von Werner Albrecht, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, ist ebenso gesetzt wie Ausführungen zur aktuellen Situation der Spirituosenbranche von Angelika Wiesgen-Pick vom Bundesverband der Deutschen Spirituosenindustrie und -importeure. Weiterhin gibt es einen Vortrag zur Bekämpfung von Produktpiraterie mittels

künstlicher Intelligenz. Außerdem sind Präsentationen zur Brennereitechnologie und Spirituosenanalytik geplant. Auch für die Vertiefung der Themen Pfand und Nachhaltigkeit sind Vorträge angefragt.

Betriebsbesichtigung

Am Montagnachmittag startet die Betriebsführung. Die Besucher bekommen sowohl das QS-Labor als auch Keimkästen und Rösttrommeln der Mälzerei zu sehen. Weitere Stationen werden Weyermann ®Brennerei, -Brauerei, -Bäckerei sowie -Logistikzentrum sein.

Begrüßungsabend

Im Anschluss an die Besichtigungen finden sich alle im Weyermann ®Besucherzentrum und der dort angrenzenden Brennerei ein. Bei fränkischem Büffet sowie Bier- und Spirituosen aus der eigenen Produktion gibt es vielfältige Möglichkeit zum Plaudern und für Fachgespräche.

Mit Unterstützung von

Weyermann® Weyermann ® Malz ist der Weltmarktführer im Bereich der Spezial-, Röst- und Caramelmalze. Seit 1879 vereint das Familienunternehmen auf einzigartige Weise Historie und Zukunft. Aktuell wird die Mälzerei von Sabine Weyermann und Thomas Kraus-Weyermann in der 4. sowie deren Tochter Franziska Weyermann in der 5. Generation geführt. Weyermann® Spezialmalze werden in 135 Länder auf allen Kontinenten geliefert. Neben Brauereien arbeiten auch Brennereien weltweit mit Malzen aus dem Hause Weyermann®

Fachausstellung

Das lichtdurchflutete Foyer des Hegelsaals in der Konzert- und Kongresshalle Bamberg bietet Platz für eine ansprechende Fachausstellung im Bereich der Pausenversorgung. Die ersten Ausstellungsflächen sind bereits vergeben.

links: Schulung im Weyermann®Besucherzentrum

rechts: Weyermann®Betriebsgelände in Bamberg

17 Brauerei Forum – April 2023 Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin  TAGUNGEN
Foto: WiK
www.spirituosen.ifgb.de/bamberg2023
Foto: Weyermann ®

 MESSEN

ProWein – sehr gut besucht

Nachdem die Fachmesse im Vorjahr einen verhaltenen Neustart hingelegt hatte, bewerten die Veranstalter die ProWein 2023 mit einer wieder erstarkten internationalen Beteiligung als vollen Erfolg. Wein- und Spirituosenprofis aus aller Welt erlebten drei intensive Messetage in Düsseldorf. Im Mittelpunkt stand ein facettenreiches Angebot an Weinen und Spirituosen aus aller Welt.

(WiK) Die ProWein hat ihre hohe Internationalität zurückgewonnen. 86 % der rund 6000 Aussteller reisten aus mehr als 60 Ländern an. Insgesamt zog die Messe 49 000 Fachbesucher (2022: 38 000) aus Handel und Gastronomie nach Düsseldorf. Dabei setzte die hohe Dichte an Entscheidern erneut Maßstäbe: Auch die große Internationalität wurde bestätigt: Die Besucher kamen aus 141 Ländern (2022: 145 Länder). Spürbar war, dass Asien und Amerika wieder stärker vertreten waren. Vor allem Themen wie Nachhaltigkeit, alternative Verpackungen und No-and-low-Getränke prägten die Messe in diesem Jahr. Die Marktführer der weltweiten Wein- und Spirituosenbranche waren ebenso vertreten wie Im- und Exporteure, Handelsagenturen, Prädikatsweingüter oder Kooperativen und Genossenschaften. Traditionell ist Italien die größte Nation auf der ProWein, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Spanien. Auch Übersee präsentierte sich mit großem Portfolio ebenso wie der Spirituosenbereich national und international.

Für die internationalen Einkäufer aus Handel und Gastronomie war die ProWein daher auch in diesem Jahr das zentrale Branchenevent. „Besonders mit Spirituosen lässt sich immer noch gutes Geld verdienen“, so die Einschätzung des Handels. Auch die Aussteller der Spirituosenbranche zeigten sich zufrieden. Vorstandsmitglied der Semper idem Underberg AG, Thomas Mempel, sagte den Veranstaltern: „Die ProWein 2023 hat einen hohen strategischen Wert für uns. Hier kommen jedes Jahr die wichtigsten nationalen und internationalen Importeure und Distributeure aus dem Spirituosenbereich zusammen.“

Auch die andere Spirituosenhersteller zeigten sich mit dem Umfang und der Qualität der Gespräche zufrieden – egal ob in der Spirituosenhalle 13, in den Länderhallen oder in der Sonderausstellungsfläche „Same but different“.

Der Sachsenstand in Halle 1 mit der Meissener Spezialitätenbrennerei (u. a. mit Obstbränden und Geisten) war immer wieder Ort spontaner IfGB-Alumni-Treffen. Die Destillateurmeister der vergangenen zehn Jahren plauderten und diskutierten mit ihrem früheren Dozenten Siegbert Hennig und besprachen mit IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann Branchentrends, Themen des IfGB-Forums und mögliche Einsätze als künftige Dozenten.

Das von der Messe Düsseldorf organisierte Vortragsprogramm im Forum glänzte auch mit Highlights für die Spirituosenbranche, wie zum Beispiel einem Vortrag zu japanischem Shochu. Die Präsentationen im Barbereich der „Same but different“-Halle war in diesem Jahr fest in skandinavischer Hand. Bo Nygaard Larsen präsentierte die jütländische Whiskybrennerei Stauning. Mit 24 Alambiques produziert das 2005 gegründete Unternehmen unterschiedliche Malt- und RyeWhiskys. Die rauchigen Produkte erinnerten zuweilen an Ardbeg und Laphroig. Das dänische Malz wird im Floormalting-Verfahren mit Heidetorf gedarrt. An der Bar gab es Cocktails mit Stauning-Whisky, aber auch mit finnischen und norwegischen Gins und Vodkas etc.

Darüber hinaus boten die Institute Geisenheim und der Weincampus Neustadt Vorträge an ihren Ständen. Prof. Dominic Durner stellte mit seinem Mitarbeiter die „künstliche Nase“ vor, ein Projekt zur Entwicklung künstlicher In telligenz für die

18 IfGB AKTUELL Brauerei Forum – April 2023
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Fotos: WiK

Trauer um Waldemar Behn

Waldemar Behn, geschäftsführender Gesellschafter der BehnGruppe, ist am 26. März 2023 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder.

Seit 1982 führte und entwickelte er zusammen mit seinem Bruder Rüdiger die Behn-Unternehmen mit Sitz in Eckernförde, die seit 130 Jahren im Familienbesitz sind. So wurde die Behn Getränke GmbH der marktführende Getränkefachgroßhandel im Norden Schleswig-Holsteins. Die Waldemar Behn GmbH wuchs währenddessen als Produzent einzigartiger Spirituosenmarken zu einem der bedeutenden Spirituosenhersteller in Deutschland heran. Waldemar Behn fokussierte sich im Tagesgeschäft auf die Getränkefachgroßhandels-Aktivitäten der Gruppe. Von 2002 bis 2020 war er

außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der GEVA GmbH & Co. KG. Waldemar Behn zeichnete sich durch sein stets fröhliches und kommunikatives Wesen aus. Vertreter der Spirituosenbranche erinnern sich bestens an die von ihm und seinem Bruder Rüdiger ausgerichtete Jahrestagung der Destillateurmeister 2014. Ein Branchen-Highlight, das Waldemar Behn selbst professionell fotografisch dokumentierte. Unvergessen die gemeinsame Tagungsmoderation der Gebrüder Behn. Ein Brüderpaar, dass sich ausgezeichnet ergänzte, schätzte und dabei doch diese Frotzeleien pflegte, die nur Brüdern eigen sind. Neben all sei -

Oenologie und Technologie (PINOT) im Weinbau, das sich der Qualitätsanalyse widmet und sich künftig auch im Spirituosenbereich einsetzen lassen soll. Ziel ist es, Winzer, Kellermeister und Weinhändler bei der Erfassung von wichtigen Daten ihrer Weine zu unterstützen. Dabei ist das Aroma ein maßgeblicher Qualitätsfaktor. Anders als beim Sniffer werden hier die einzelnen Aromakomponenten nicht per Gaschromatographen aufgespalten, sondern in ihrer Gesamtheit dokumentiert und mit den menschlichen Sinneswahrnehmungen abgeglichen. „Der Mensch soll aber zu keiner Zeit ersetzt werden“, betonte Prof. Durner. Schließlich entstehe eine Datenbank, anhand derer man z. B. Kundenvorlieben dokumentieren kann. Die künstliche Nase ist ein neuartiges Analysesystem, mit dem Aromasignale in Sekundenschnelle erfasst werden können. Für die Qualitätssicherung, die Rückverfolgbarkeit, die Nachhaltigkeit und die Sicherstellung der Authentizität von Getränken werde es zunehmend immer wichtiger sein, die Informationen der Hersteller mit den qualitätsrelevanten

Daten des Aromas zu verknüpfen. „Es gilt, die humansensorischen Eindrücke, wie Geschmack, Aroma und Aussehen möglichst exakt widerzuspiegeln“, betonten die Referenten. Partner des von Prof. Dr. Dominik Durner geleiteten Projekts sind unterschiedliche Hochschulen und Technologiedienstleister. Die nächste ProWein in Düsseldorf ist für den 10. bis 12. März 2024 geplant.

Abbildungen

1. Werner Albrecht (l.), BMEL, im Gespräch mit Gerald Erdrich, Destillerie Kammer-Kirsch

2. Cognac Frapin zeigte, dass Cognac auch im Cocktail eine gute Figur macht

3. Steffi Klöckner (M.), Birkenhof-Brennerei, erklärt den neuen Verbund „Malts of Germany“

4. „Same but different“: Bo Nygaard Larsen, Stauning Whisky, stellt die Brennerei vor und lädt zum Tasting

5. Shochu (Japanisch „Branntwein“): Je nach Rohstoff kommen mal mehr die erdigen, mal mehr die fruchtigen Aromen zum Tragen

6. Prof. Dominik Durner (r.), Weincampus Neustadt, präsentiert mit seinem Mitarbeiter die künstliche Nase

ner fachlichen Expertise hinterlässt Waldemar Behn eine große menschliche Lücke. Ohne seine Liebe zur Heimat, dem Norden, hätten wir nicht erfahren, wie man Sprotten richtig isst oder wie lecker die Hotdogs aus Annies Kiosk schmecken. Seine Kompetenz und seine bodenständige, menschliche Art werden in der Getränkebranche noch lange Nachhall finden. Wiebke

19 Brauerei Forum – April 2023 Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin
 NACHRUF
* 11. Juni 1955  26. März 2023 Foto: WiK
5 6

Wieviel Preiserhöhung verträgt die Nachfrage?

Die deutschen Börsen sind sehr fest ins Jahr 2023 gestartet. Der Dax (FAZ-Index) legte bis Februarultimo gegenüber Jahresschluss 2022 +10,4 (+11,5) % zu auf 15 365 (2448) Punkte.

Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen stieg unter Schwankungen auf 2,68 (2,50) %, während die Euro-Inflationsrate leicht sank auf 8,60 (10,10) %.

Bei Weltbierprimus AnheuserBusch InBev zeigte sich der Konzern-Getränkeabsatz im 4. Quartal 2022 mit -0,9 Mio. hl gleich -0,6 % knapp behauptet auf 148,8 (149,7) Mio. hl. Eigenbier tendierte dabei -1,2 Mio. hl gleich -0,9 % leichter auf 128,5 (129,7) Mio. hl. Der Rückgang kam vornehmlich aus Nordamerika mit -8,3 % auf 23,5 (25,6) Mio. hl

Getränke: In den USA verlor der Großhändlerabsatz (STW) -8,6 %.

Asien/Pazifik lag -2,3 % schwächer auf 15,9 (16,3) Mio. hl: China gab pandemiebedingt -6,9 % ab, Südkorea gewann mittel einstellig zu.

Europa/Nahost/Afrika behauptete sich +0,1 % bei 24,1 (24,0) Mio. hl: Europa verkaufte klein einstellig

mehr, Südafrika tendierte stabil. Mittelamerika kam voran auf 38,3 (37,9) Mio. hl (vergleichbar +0,9 %): Mexiko und Kolumbien gewannen mittel einstellig, Peru und Ekuador gaben klein einstellig ab. Und Südamerika gewann auf 46,9 (45,3) Mio. hl (vergleichbar +3,1 %): Der Brasilien-Getränkeabsatz stieg +4,6 % (Bier: +4,0 %), Argentinien gab klein einstellig ab. Ihren Konzernumsatz konnte IFRS-Bilanziererin ABI auf netto 14,7 (14,2) Mrd. US-$ ausweiten. Im laufenden Geschäft wurden +1,4 Mrd. US-$ gleich +10,2 % mehr erlöst (hl-Umsatz +11,2 %), aus der HyperinflationsAnpassung in Argentinien kamen +0,2 Mrd. US-$ und die Währungsumrechnung zehrte -1,1 Mrd. US-$ wieder auf.

Heute in der Brau-BörsenBilanz

• ABI

• Heineken

• Carlsberg

• Gerolsteiner

• Flensburger

• Rotkäppchen

Mumm, u.a.

Gesamtjahr 2022 mit mehr Absatz, Umsatz und Gewinn

Im Gesamtjahr 2022 zeigte ABI im Konzern +2,3 % Getränkeplus auf 595,1 (581,7) Mio. hl. Eigenbier kam dabei +1,8 % voran auf 518,0 (508,7) Mio. hl, ein neuer Verkaufsrekord (2017: 507,7 Mio. hl). Bei den Weltmarken wurde das „Corona“Wachstum außerhalb von Mexiko seit 2019 herausgestellt. Der Nettoumsatz konnte im Konzern auf 57,8 (54,3) Mrd. US-$ ausgeweitet werden. (1 US-$ galt durchschnittlich 0,95 € und zum Jahresultimo 0,94 €.) Aus dem laufenden Geschäft kamen +6,0 Mrd. US-$ gleich +11,2 % (hl-Umsatz +8,6 %), die Wechselkurse verzehrten -2,1 Mrd. US-$ und Veränderungen im Berichtszuschnitt standen für -0,4 Mrd. US-$. Die Umsatzkosten sprangen auf 26,3 (23,1) Mrd. US-$ und prozentual damit stärker (vergleichbar +4,2 Mrd. US-$ gleich +18,4 %),

als der Umsatz gesteigert werden konnte. Gleichwohl vermochte ABI ihr Betriebsergebnis noch zu erhöhen auf 14,5 (13,8) Mrd. US-$. Das Finanz- und Beteiligungsergebnis verbesserte sich auf -5,0 (-5,4) Mrd. US-$ Aufwandssaldo, da sich Einmaleffekte im Vergleich zu 2021 stärker verbesserten als die -1,14 Mrd. US-$ RusslandWertberichtigung 2022 (AB InBev EfesBeteiligung) belasteten. Die laufenden Zinskosten lagen bei -3,3 (-3,6) Mrd. US$. Nach -1,9 (-2,35) Mrd. US-$ Ertragsteuern schloss der ABI-Konzern mit 7,60 (6,11) Mrd. US-$ Jahresgewinn, von dem 5,97 (4,67) Mrd. US-$ den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Ausschütten will Leuven 0,75 (0,50) €/Aktie Dividende für 2022. Im Eigenkapital gebucht wurden -1,32 (-3,88) Mrd. US-$ Minderung, überwiegend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern.

Die ABI-Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2022 (2021) auf 213 (218) Mrd. US-$. Auf der Vermögensseite sanken vornehmlich die Buchwerte von Firmenwerten und Beteiligungen (Russland). Auf der Finanzierungsseite wurden vornehmlich die langfristigen Finanzverbindlichkeiten zurückgeführt (79 nach 87 Mrd. US-$), das Eigenkapital stieg auf 84 (79) Mrd. US-$ (EK-Quote 39,6 nach 36,5 %). Netto cash investiert hat Leuven 2022 (2021) 4,8 (5,5) Mrd. US-$. Im Geschäftsjahr 2023 wollte ABI aus Sicht Märzanfang ihren Betriebsgewinn vor Abschreibungen um +4 bis +8 % steigern (2022 bereinigt um Einmaleffekte: 19,8 Mrd. US-$), den Umsatz noch stärker. Netto cash investieren will

20 Brauerei Forum – April 2023 BETRIEBSWIRTSCHAFT
 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Leuven in diesem Jahr 4,5 bis 5 Mrd. US-$.

Gerolsteiner 2022 mit Absatz und Umsatz über 2018

Die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG (51 % bei der Bitburger Unternehmensgruppe, 32 % bei der Buse KSW GmbH & Co.) hat ihren Absatz mit Mineralwasser sowie Erfrischungsgetränken nach einem von Pandemie und Flutkatastrophe geprägten Geschäftsjahr 2021 in 2022 um +9,4 (-2,0) % auf 8,2 (7,5/7,6) Mio. hl ausgeweitet und damit über den 8,04 Mio. hl von 2018 geschlossen. Nach Gebinden hätten Glas-MW, PET-MW und PET-EW jeweils für ein Drittel der Verkäufe gestanden. Bei Mineralwasser im Handel wurden +4,1 % Mehrverkäufe genannt. Für ihren Umsatz meldete die Vulkaneifel überproportional zum Absatz +11,2 (-2,2) % auf 317,5 (286/292) Mio. € (2018: 309 Mio. €). Mit 10,1 (nach 10,2 und 9,6) % Umsatz-Marktanteil 2022 laut Nielsen Handelspanel sei „Gerolsteiner“ nach wie vor Primus unter den Marken-Mineralwässern. Beschäftigt werden ca. 900 Mitarbeiter. Für ihr Gesamtjahr 2023 mit dem 135. Firmenjubiläum erwartete Gerolsteiner in der zweiten Februarhälfte ungeachtet einer weiter angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage eine moderat positive Umsatz- und Absatzentwicklung. Dabei soll die Erfri-Sparte, bislang

Wir rechnen mit einem Anstieg bei unseren Einsatzkosten je Hektoliter in Richtung 20 % und mit beträchtlich höheren Energiekosten, v.a. in Europa.

Aus dem Ausblick der Heineken N.V. auf das Geschäftsjahr 2023

mit noch kleinem Absatzgewicht, in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden.

Heineken mit Absatzplus im 4. Quartal 2022

Der Konzern um die Heineken

N.V. hat im 4. Quartal 2022 (2021) seinen Getränkeabsatz auf 70,6 (68,7) Mio. hl ausweiten können: Vergleichbar wurden +2,1 Mio. hl gleich +3,0 % mehr verkauft, aus Konzernveränderungen kamen -0,2 Mio. hl bei den sonstigen Getränken in Afrika/Nahost/Osteuropa. Der Bierabsatz kam dabei +3,5 % voran auf 63,3 (61,1) Mio. hl, während die sonstigen Getränke auch im laufenden Geschäft -0,3 Mio. hl weniger verkauften auf 5,5 (6,0) Mio. hl. Der Handelswarenabsatz legte zu auf 1,7 (1,5) Mio. hl. Der Gruppenbierabsatz, er enthält auch 3,3 (2,8) Mio. hl Lizenzbier bei Dritten und die Absatzanteile von Heineken-Beteiligungen, stieg auf 75,0 (72,5) Mio. hl. Zurück zum KonzernGetränkeabsatz: Dort sprang Asien/

AB InBev: Die Geschäftsjahre 2021 und 2020 im Vergleich

Pazifik im laufenden Geschäft +22,3 % auf 12,5 (10,2) Mio. hl. Europa lag mit 21,2 (20,6) Mio. hl im Konzernmittel (vergleichbar +0,5 Mio. hl gleich +2,7 %). Afrika/Nahost/ Osteuropa gab ab auf 12,5 (13,0) Mio. hl (vergleichbar -0,2 Mio. hl gleich -1,8 %), und Amerika -2,1 % auf 24,3 (24,8) Mio. hl. Die Marke „Heineken“ verkaufte +11,2 % mehr auf 14,8 Mio. hl, wobei sie in Asien/Pazifik +51 % auf 2,9 Mio. hl sprang. Der Konzernumsatz konnte auf netto 7,42 (5,90) Mrd. € ausgeweitet werden: Im laufenden Geschäft wurden +1,03 Mrd. € gleich +17,4 % mehr erlöst, aus den Wechselkursen kamen +0,41 Mrd. € und aus Konzernveränderungen +0,08 Mrd. €. Dabei erlöste Asien/Pazifik

1,3 (0,9) Mrd. € (vergleichbar +0,3 Mrd. € gleich +36,4 %).

Geschäftsjahr 2022: Umsatzplus hält Schritt mit Kostensprung

Im Gesamtjahr 2022 (2021) hat der Heineken-Konzern 288,4 (262,0) Mio. hl Getränke abgesetzt. Bier legte dabei zu auf 256,9 (231,2)

Mio. hl (+15,9 Mio. hl gleich +6,9 % im laufenden Geschäft, +9,9 Mio. hl von der zum 29. Juli 2021 konsolidierten UBL in Indien). Sonstige Getränke stellten sich auf 23,6 (25,1)

Mio. hl (-1,2 Mio. hl gleich -4,9 % im laufenden Geschäft, -0,3 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Der Handelswarenabsatz legte zu auf 7,9 (5,7) Mio. hl. Und der Gruppen -

Quelle: AB-InBev-Pressemitteilung zum 4. Quartal und Gesamtjahr 2022 (Basis: IFRS-Konzernabschluss). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen)

21 Brauerei Forum – April 2023
Normalis.
US-$/hl Getränke Betriebs marge (%, Basis normal. EBIT) Regionen 2022 2021 2022 2021 2022 2021 2022 2021 2022 2020 Nordamerika 102,67 106,97 16 566 16 257 5309 5349 161 152 32,0 32,9 Mittelamerika 147,62 141,45 14 180 12 541 5238 4988 96 89 36,9 39,8 Südamerika 164,32 156,62 11 599 9494 2638 2365 71 61 22,7 24,9 Europa/Nahost/ Afrika 90,78 86,71 8120 8032 1546 1584 89 93 19,0 19,7 Asien/Pazifik 88,90 88,38 6532 6848 1433 1609 73 77 21,9 23,5 Globaler Export, Holdings 0,84 1,56 790 1133 -1396 -1457 - - -Gesamt 595,13 581,68 57 786 54 304 14 768 14 438 97 93 25,6 26,6
1 US-$ = 0,952 € Getränkeabsatz (Mio. hl)
Umsatz
(Mio. US-$) EBIT (Mio. US-$)

bierabsatz incl. 11,1 (9,9) Mio. hl Lizenzbier bei Dritten und den anteiligen Beteiligungsabsätzen stieg auf 301,4 (278,5) Mio. hl. Die Getränkemehrverkäufe im Konzern kamen vor allem aus Asien/Pazifik (ca. +18,6 Mio. hl, davon +9,9 Mio. hl vom Indien-Zukauf), wo Vietnam, Kambodscha, Indonesien und Malaysia gelobt wurden, und aus Europa (vergleichbar +6,1 Mio. hl, davon +2,2 Mio. hl Handelsware): Die Europa-Bierabsätze seien 2022 in der Gastronomie um etwas über +30 % gestiegen, lägen aber noch hoch einstellig unter 2019, während sie im Handel mittel einstellig zurückgegangen seien, indes noch mittel einstellig über 2019 lägen. Nigeria-Bier verlor mittel einstellig, während Südafrika und Äthiopien Freude machten. US-Bier gab mittel einstellig ab, Mexiko habe einen kleinen Mehrabsatz gezeigt, während Brasilien-Bier hoch einstellig zugewann. Bei den Marken verkaufte „Heineken“ +12,5 % mehr auf 54,9 Mio. hl, wobei China gelobt wurde. „Tiger“ sei um über +40 % gesprungen, „Amstel“ im mittleren 20-%-Bereich und „Moretti“ um +15 %. Weiter zugelegt habe „Desperados“, und der ZiderAbsatz („Strongbow“) lag bei 5,0 (4,9) Mio. hl.

Netto umgesetzt wurden daraus im Konzern 28,7 (21,9) Mrd. € (+30,9 %). Das laufende Geschäft brachte +4,6 Mrd. € gleich +21,2 % Mehrumsatz (hl-Umsatz +13,9 %), aus den Wechselkursen kamen +1,6 Mrd. € und von UBL +0,6 Mrd. €. Amsterdam hat es 2022 geschafft, den Umsatz prozentual im Gleichlauf zu einem betrieblichen Aufwand zu steigern, der +29,5 % auf 24,6 (19,0) Mrd. € sprang (allein der Materialaufwand incl. Energie +37,6 % auf 18,6 nach 13,5 Mrd. €). Unter Berücksichtigung von 0,1 (1,5) Mrd. € sonstigen Erträgen stellte sich der Betriebsgewinn auf 4,28 (4,48) Mrd. €. Da 2021 begünstigt war durch einmalig +1,27 Mrd. € aus der UBL-Neubewertung nach Erreichen der Kontrollmehrheit, liegt der vergleichbare Betriebsgewinn 2022 deutlich über Vorjahr. Er enthält -0,09 Mrd. € Wertberichtigung auf das zum Verkauf stehende Russland-Geschäft. Nach leicht verbessertem Finanzergebnis und leicht rückläufigen Ertragsteuern schloss Amsterdam mit 3,04 (3,54) Mrd. € Konzerngewinn, von dem 2,68 (3,32) Mrd. €

den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Vorgeschlagen sind insgesamt 1,73 (1,24) € Dividende/ Aktie 2022. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden +0,30 (+1,34) Mrd. € Mehrung, überwiegend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die HeinekenKonzernbilanz längte sich zum Ultimo 2022 (2021) auf 52 (49) Mrd. €, auf der Vermögensseite vor allem bei Sachanlagen und Vorräten, auf der Finanzierungsseite vor allem bei den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und beim Eigenkapital (EK-Quote 41,8 nach 40,3 %). Der Betriebsinvest stieg 2022 netto cash auf 2,1 (1,7) Mrd. € (davon 2,0 nach 1,6 Mrd. € brutto in Sachen und immaterielle Werte): Amsterdam baute Kapazitäten in Brasilien, Vietnam und Nigeria aus. Für ihr Geschäftsjahr 2023 erwartete Heineken Mitte Februar ein vergleichbares Plus beim Betriebsgewinn vor Markenabschreibungen und Einmaleffekten im mittel bis hoch einstelligen Prozentbereich auch dank stabilem oder leicht höherem Absatz, wobei Europa rückläufig tendieren könnte. Die Bruttoinvestitionen in Sachen und immaterielle Werte sollen auf ca. 9 % (2022: 7,0 %) vom Nettoumsatz steigen. In Polen ist Amsterdam zum Alleineigentümer der Grupa Żywiec aufgestiegen, deren Braustätte Leżajsk geschlossen werden soll. In Frankreich will Heineken in den kommenden 3 Jahren eine ihrer 3 Braustätten schließen oder verkaufen. Gearbeitet werde an einer Vereinbarung im ersten Halbjahr 2023 zur Abgabe des RusslandGeschäfts.

Femsa gibt Heineken-Beteiligung ab, Bill Gates steigt ein Mitte Februar 2022 wurde die Entscheidung der mexikanischen Femsa bekannt, ihre Beteiligungen an Heineken N.V. und Mutter Heineken Holding N.V. komplett abzugeben, um sich auf Einzelhandel, CocaCola Femsa und Digital zu konzentrieren. Heineken hatte 2010 die Femsa-Biersparte (incl. Kaiser Brasil-Mehrheit) übernommen und mit Aktien der beiden HeinekenAktiengesellschaften bezahlt (BF 2/2010, S. 21). In einem ersten Schritt gab Femsa am 17. Februar 2022 zunächst etwas mehr als die Hälfte ihrer wirtschaftlichen Beteiligung an Heineken ab: Zum einen

verkaufte sie Stammaktien beider N.V., die für eine kombinierte Beteiligung an Heineken und Heineken Holding von reichlich 6 % stehen, für insgesamt 3,2 Mrd. € (1,9 Mrd. € aus Heineken-Aktien, 1,3 Mrd. € aus Heineken-Holding-Aktien), zum anderen begab sie eine Umtauschanleihe im Nominalwert von 0,5 Mrd. € auf Aktien der Heineken Holding N.V. Aus dem Aktienangebot hat Amsterdam selbst knapp 7,8 Mio. Stück Heineken-Aktien für 708 Mio. € und knapp 3,9 Mio. Stück Heineken-Holding-Aktien für 292 Mio. € gekauft. Die FAZ meldete, dass Bill Gates bei dieser Gelegenheit direkt und indirekt knapp 10,9 Mio. Stück Heineken-Holding-Aktien erworben habe (3,8 % an der Holding gleich indirekt 1,9 % an Heineken).

Flensburg mit Mehrabsatz 2022

Die Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH & Co. KG hat ihren Absatz 2022 auf gut 637 Thl steigern können. Im Inland seien +0,5 % mehr verkauft worden auf 601 Thl, die Ausfuhr sei um +19,0 % gestiegen. Bei den Sorten wurden für „Flensburger Frei“ +7,4 % und dito „Radler Alkoholfrei“ +8,5 % Mehrabsatz genannt. Der Fassbierabsatz erholte sich dank Wiederannäherung der Gastronomie an die Normalität um +47,5 %. Und im LEH machten Sixpacks mit +5,0 % Mehrabsatz Freude. Die größte Privatbrauerei in Schleswig-Holstein beschäftige derzeit ca. 270 Mitarbeiter. Die Fördestädter unterstrichen ihre erreichte Lieferquote 2022 von 99,5 % trotz der Engpässe bei Rohstoffen und Gebinden wie der Kosteninflation bei Energie, Frachten und Rohstoffen. Für ein als hart erwartetes 2023 gingen sie in der zweiten Februarhälfte von rückläufigen Absätzen aus. Angekündigt

22 Brauerei Forum – April 2023 BETRIEBSWIRTSCHAFT

hat Flensburg eine Modernisierung ihrer Produktoptik, und begonnen habe die Planung ihres neuen Sudhauses als Kernstück einer langfristig anvisierten CO2-neutralen Produktion.

Carlsberg: Weniger Bier, mehr sonstige Getränke im 4. Quartal Der Konzern um die Carlsberg A/S hat wegen der geplanten Aufgabe seines Russland-Geschäfts (Baltika) seine Zahlen 2021/22 um dessen Anteile bereinigt. Entsprechend stellte sich der Bierabsatz im 4. Quartal 2022 (2021) auf 19,8 (20,2) Mio. hl. Westeuropa gab ab auf 6,7 (7,0) Mio. hl durch schwächere Gastronomie vor allem in Großbritannien. Auch Asien zeigte sich schwächer auf 6,4 (6,6) Mio. hl. Mittel- und Osteuropa kam hingegen voran auf 6,7 (6,6) Mio. hl. Sonstige Getränke legten zu auf 5,4 (4,9) Mio. hl mit Mehrverkäufen in allen Regionen (dabei Westeuropa 3,5 nach 3,2 Mio. hl dank Skandinavien und der Schweiz, sowie Mittel- und Osteuropa 0,5 nach 0,4 Mio. hl). Der Getränkeabsatz von Kopenhagen zeigte sich damit insgesamt gut behauptet. (Noch incl. RusslandGeschäft brachte Mittel- und Osteuropa im 4. Quartal 2021 11,0 Mio. hl Bier und 1,0 Mio. hl sonstige Getränke.) Der Konzernumsatz von IFRS-Bilanziererin Carlsberg konnte im 4. Quartal 2022 (2021) netto um +6,8 % auf 14,6 (13,7) Mrd. DKK ausgeweitet werden.

Betriebsergebnis behauptet, schwarze Null durch Russland Im Gesamtjahr 2022 (2021) hat der Carlsberg-Konzern bereinigt um Russland +5,2 % mehr Getränke verkauft auf 125,4 (119,2) Mio. hl (vergleichbar +5,7 %punkte, NepalEntkonsolidierung -0,5 %punkte). (Incl. Russland waren es 2021 noch 142,2 Mio. hl Getränke.) Bier kam dabei +3,6 % voran auf 102,4 (98,8) Mio. hl (vergleichbar +4,2 %) dank Asien und Westeuropa. In Mittelund Osteuropa (-0,5 %) belastete der Krieg in der Ukraine (dort -20 % in einem um ca. -25 % rückläufigen Markt), Freude machte Südosteuropa. Die sonstigen Getränke sprangen +12,8 % auf 23,0 (20,4)

Konzernabschlüsse 2022 im Überblick

Geschäftsjahr 2022 (31.12.)

VBE Jahresdurchschnitt

(MCBC: Jahresende, Carlsberg: fortgeführtes und nichtfortgeführtes Geschäft)

MCBC-Einmaleffekte mit -845 Mio. € (-804 Mio. €) Firmenwert-Berichtigung auf die Berichtseinheit Amerika

23 Brauerei Forum – April 2023
Carlsberg
Konzernabschluss nach IFRS IFRS IFRS US-GAAP Abschlusswährung US-$ € DKK US-$ Jahresdurchschnitt Abschlusswährung / € 1,051 – 7,440 1,051 Mio. € Umsatz netto 54 999 28 719 9445 10 185 Betriebsergebnis vor Einmaleffekten 14 056 4502 1542 991 Betriebsergebnis-Marge vor Einmaleffekten (%) 25,6 15,7 16,3 9,7 Einmaleffekte -239 -219 -105 -841 Finanzergebnis -3948 -336 -97 -200 Sonstiges Ergebnis -10 Beteiligungsergebnis -803 223 [+121 im Betriebsergebnis] –Ertragsteuern Gewinn/Verlust aus nicht fortgef. Geschäft -1835 -1131 -239 -1085 -118 Konzernjahresüberschuss 7231 3039 15 -178 Umsatzrendite (%) inkl . Einmaleffekte 13,1 10,6 0,2 -1,7 Sonstige erfolgsneutrale Eigenkapitalveränderung -1252 302 -547 -192 Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit 12 657 4496 1741 1430 Cashflow aus Investitionstätigkeit -4397 -2286 -412 -595 davon Betriebsinvest netto (ABI: Sachen+Rechte) -4605 -2087 -467 -599 Cashflow aus Finanzierungstätigkeit Cashflow aus nicht fortgef. Geschäft -10 108 -3127 -1339 238 -847 Jahresultimo Abschlusswährung/€ 1,067 – 7,437 1,067 Mio. € Bilanzsumme 199 647 52 406 15 510 24 253 Immaterielle Vermögenswerte in den Aktiva 143 652 21 408 6619 16 962 Liquidität in den Aktiva 9350 2765 1098 563 Eigenkapital in den Passiva 79 016 21 920 4669 12 109 Eigenkapitalquote (%) 39,6 41,8 30,1 49,9
AB InBev Heineken
Molson Coors
Mitarbeiter 166 632 86 390 30 834 + 8072 ca. 16 600 Mio. hl Konsolidierter Getränkeabsatz 595,1 288,4 125,4 –Konsolidierter Bierabsatz (MCBC: financial volume) 518,0 256,9 102,4 82,3

Mio. hl (vergleichbar +12,9 %). Bei den Marken sei „Carlsberg“ +14 % gesprungen, „Tuborg“ legte +9 % zu und „Somersby“ lag +1 % freundlicher. In der Gastronomie stieg der Konzern-Getränkeabsatz um +14 % (und +3 % zu 2019), im Handel um +3 % (und ca. +15 % zu 2019), jeweils bereinigt um Russland. Die Europa-Gastronomie habe sich dabei um +34 % erholt (und liege auf vergleichbarer Basis noch ca. -10 % unter 2019). Für Deutschland wurde von herausforderndem Geschäft durch Kosten- und nachfolgende Preiserhöhungen in einem wettbewerbsintensiven Markt gesprochen, bei stabilem Absatz dank „Carlsberg“- und „Somersby“Plus.

Der Nettoumsatz konnte im Konzern +16,9 % ausgeweitet werden auf 70,3

(60,1) Mrd. DKK. (1 € galt durchschnittlich 7,440 und zum Ultimo 2022

7,437 DKK.) Davon kamen +15,6 %punkte aus dem laufenden Geschäft (hl-Umsatz +9 %), -0,9 %punkte aus Nepal und +2,2 %punkte aus der Währungsumrechnung. Die Umsatzkosten sprangen mit +21,2 % überproportional zum Umsatz auf 38,2 (31,5) Mrd. DKK. Da sich auch der Saldo der weiteren Aufwands- und Ertragspositionen verschlechterte und -0,8 (nach +0,7) Mrd. DKK als Einmaleffekte-Saldo zu verarbeiten waren (2022 mit -0,7 Mrd. DKK Wertberichtigungen in Mittelund Osteuropa), stellten sich das Betriebsergebnis auf 10,7 (10,8) Mrd. DKK und der Konzerngewinn aus fortgeführtem Geschäft auf 8,18 (8,29) Mrd. DKK. Das zum Verkauf stehende Russland-Geschäft, bei dem für Mitte 2023 eine Verkaufsvereinbarung angestrebt werde, belastete mit netto -8,08 (-0,28) Mrd. DKK Verlust (2022 mit -9,95 Mrd. DKK nicht zahlungswirksamer Wertberichtigung und +1,87 Mrd. DKK Jahresgewinn; vgl. BF 6-7/2022, S. 28). Danach schloss Kopenhagen mit 0,11 (8,01) Mrd. DKK Jahresüberschuss, vom dem -1,06 (+6,85) Mrd. DKK Verlust (Vorjahr: Gewinn) den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Der Divi -

dendenvorschlag beträgt 27 (24) DKK/Aktie. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -4,07 (+3,68) Mrd. DKK weitgehend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2022 (2021) auf 115 (126) Mrd. DKK: Auf der Vermögensseite sanken vornehmlich die Buchwerte von immateriellen Werten sowie Sachanlagen, bei 11,6 Mrd. DKK Buchwert des zum Verkauf stehenden Geschäfts, und auf der Finanzierungsseite vornehmlich das Eigenkapital auf 34,7 (48,8) Mrd. DKK (EK-Quote 30,1 nach 38,6 %), bei 4,1 Mrd. DKK Verbindlichkeiten des zum Verkauf stehenden Geschäfts. Der Betriebsinvest lag 2022 (2021) netto cash stabil bei 3,5 Mrd. DKK (brutto 3,9 nach 3,8 Mrd. DKK).

Im erneut herausfordernden Geschäftsjahr 2023 will Carlsberg die höheren Einstandspreise in absoluten Zahlen durch Preisstellung, Mix und weiteres Kostenmanagement kompensieren, wobei höhere Preise bei allgemein hoher Inflation nachteilig auf den Bierkonsum wirken könnten, v.a. in Europa. Anfang Februar nannte Carlsberg als Spanne für die Entwicklung des vergleichbaren Betriebsgewinns -5 % bis +5 % (2022: +12 %), und währungsbereinigt ca. 5 Mrd. DKK Invest. Mitte Dezember 2022 gab Kopenhagen eine Vereinbarung zur Übernahme aller Anteile an der kanadischen Waterloo Brewing Ltd. Kitchener (Ontario) für eine Eigenkapitalbewertung von ca. 144 Mio. kanadischen $ bekannt, ihr Vollzug wurde für das 1. Halbjahr 2023 erwartet.

Rotkäppchen-Mumm mit Mehrumsatz 2022 vor allem bei Sekt Die Gruppe um die RotkäppchenMumm Sektkellereien GmbH hat ihren Gesamtumsatz 2022 (incl. Sekt- und Alkoholsteuer, ohne Mehrwertsteuer) trotz der als sehr herausfordernd und schwankend bewerteten Rahmenbedingungen um +3,3 % auf 1,239 (1,200/1,200) Mrd. € steigern können. Dabei erholte sich die Sektsparte +4,3 (-6,1) % auf 582 (558/594) Mio. €. Die Spirituosen (mit „Echter Nordhäuser“, „Chantré“, „Eckes“, „Fläminger Jagd“) erlösten +2,6 (+2,4) % mehr auf 397 (387/378) Mio. €. Und Wein (mit „Blanchet“, „Doppio Passo“) kam um weitere +2,0 (+11,8) % voran auf 260 (255/228) Mio. €. Beschäftigt wurden an 7 deutschen Standorten, in Valdobbiadene (Veneto) und in Wien stabil ca. 1000 Mitarbeiter. Freyburg (Unstrut)/Eltville sah ihre führende deutsche Marktposition in allen Geschäftsfeldern gefestigt, sprach aber angesichts nie dagewesener Kostensteigerungen in allen Bereichen von einer gemischten Bilanz für 2022: Über die Anpassung ihrer Abgabepreise habe das Familienunternehmen nur einen Teil der Kostensteigerungen, vornehmlich bei Glas, die „schnell und heftig“ kamen, auffangen können. Auch 2023 werde anspruchsvoll und herausfordernd: „Wir werden uns alle auf ein neues, nachhaltig höheres Preisniveau einstellen müssen.“ (CEO

24 Brauerei Forum – April 2023 BETRIEBSWIRTSCHAFT
S.W. Foto: Rotkäppchen-Mumm

Moderne Getränkelogistik ist ohne Digitalisierung nicht mehr denkbar

Der erste Tag des 24. VLB-Logistikfachkongresses, der vom 13. bis 15. März in Stralsund stattfand, beschäftigte sich unter anderem mit der Digitalisierung von Logistikprozessen sowie dem neuen Abfüll- und Logistikzentrum der Störtebeker Braumanufaktur. Durch die Vorträge führte Uwe Salvey, Logistikleiter der Warsteiner Brauerei.

(oh) Der Tag begann mit einem Vortrag von Jürgen Nordmann über die Entwicklung und die Zukunft der Störtebeker Braumanufaktur (Zusammenfassung seines Vortrags siehe S. 10).

Über künftige Herausforderungen beim Personalmanagement in der Lebensmittelindustrie berichtete Stefanie Sabe t, von der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. (ANG). Die aktuelle Belegschaftsstruktur in der deutschen Lebensmittelindustrie besteht zu 59 % aus Männern und zu 41 % aus Frauen. 66 % der Beschäftigten arbeiten in Produktion/Logistik, 34 % in der Verwaltung. Der Anteil der Vollzeitarbeitnehmer liegt bei 72 %. Eine Baustelle sei der Frauenanteil: So arbeiten in Vorständen und Geschäftsführung lediglich 8 % Frauen, in der ersten Führungsebene sind es auch nur 13 %. Der Fachkräftemangel sei deutlich spürbar. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind insbesondere Elektroniker, Maschinen/Anlagenführer und Mechatroniker schwer zu finden. Aber auch einfache Aushilfskräfte sind rar geworden. Ein kritischer Punkt sei, dass jedes Jahr 8 bis 10 % der Ausbildungsplätze in der Lebensmittelindustrie nicht besetzt werden. Insgesamt hat die Anzahl der eingehenden Bewerbungen abgenommen. Die Interessenten sind anspruchsvoller geworden und offene Stellen bleiben länger unbesetzt. Daher bekommt die Bindung von Mitarbeitenden zunehmende Bedeutung. Dies könne z.B. über Homeoffice, mobiles Arbeiten oder Teilzeitangebote geschehen. Allerdings besteht damit die Gefahr einer ZweiklassenGesellschaft in den Betrieben, da der größere Teil der Belegschaft in der Produktion arbeitet und damit

an einen Standort gebunden ist. Insbesondere die Digitalisierung der Arbeitsabläufe hat während der Pandemiejahre einen Sprung gemacht. Daher müsse die digitale Kompetenz aller Mitarbeiter gezielt unterstützt werden. Für Unternehmen ist es inzwischen immer wichtiger, sich nach außen und innen gezielt als attraktiver Arbeitgeber darzustellen. Das sogenannte „Employer Branding“ kann beispielsweise über Social-MediaKanäle oder über Kommunikationskampagnen an Schulen und Hochschulen erfolgen.

Smarte Digitalisierungslösungen für die Getränkebranche stellte André Käber , myleo/dsc, vor. Die Gründer des Hamburger Start-ups blicken auf langjährige Erfahrung mit SAP-Projekten zurück. Dabei entstand die Idee, eine eigene Software-Plattform für das Handling und die Optimierung logistischer Prozesse zu entwickeln. Die Ansprüche an Software ändern sich dramatisch: „Wo gibt es das Youtube-Video zur Erklärung der Logistik-Software?“, fragte der Referent, um gleich darauf zu antworten: „Das gibt es nicht! Aber warum nicht?“. Er forderte auch eine größere Offenheit gegenüber digitalen Lösungen: „Hier hinken wir in Deutschland hinterher.“ Die vorgestellte Plattform Myleo/dsc soll dabei eine Process-as-a-servicePlattform der Zukunft sein. Die dafür erforderlichen Apps können einfach und ohne tiefere Program -

mierung an die individuellen Kundenbedürfnisse angepasst werden. Dabei werden bestehende Systeme integriert und der gesamte Logistik-Prozess eines Unternehmens vereinfacht, so sein Versprechen.

Eine weitere Lösung für die Abbildung elektronischer Lieferketten einschließlich Zeitfenster ­ Management stellte Holger Wermke , commsult AG, vor. Der Abgleich von Plan- und Ist-Zeiten bei der Lieferung (ETA) beim Kunden ist ein kritischer Faktor in der Logistik. Dabei

laufen verschiedene Informationsströme aus unterschiedlichen Quellen zusammen, die sich sehr kurzfristig ändern können. Das vorgestellte Ontega-System besteht aus drei Hauptkomponenten: Touren verfolgen, Touren optimieren und Kundeninformation. Verarbeitet werden Transportdaten in Echtzeit, d.h. bei Störungen kann ein Kunde direkt informiert werden. Ein aktuelles Projekt wird derzeit mit Team Beverage im Bereich der Belieferung von Tankstellen umgesetzt.

25 Brauerei Forum – April 2023
 VLB-LOGISTIKFACHKONGRESS
Fotos: oh Jürgen Nordmann stellt die Störtebeker Braumanufaktur vor

In der anschließenden Diskussion zu den beiden Vorträgen wurde die Heterogenität der auf dem Markt aktiven Portale bzw. Systeme im Bereich der Lieferlogistik kritisiert. Hier wären überbetriebliche Standards hilfreich und könnten die Akzeptanz auf Kundenseite fördern.

Über die Einrichtung eines Logistik zentrums für einen 100 % fehlerfreien Versand bei Budějovický Bud var in Tschechien berichtete Markus Scholten, Zetes GmbH. Ziele der Neukonzeption waren u.a. die Nutzungsoptimierung des limitierten Platzes, die Erhöhung der operativen Sicherheit und die Reduktion manueller Arbeiten. Die Bereitstellung der fertig kommissio nierten Paletten konnte weitgehend automatisiert werden. Eine Herausforderung stellte allerdings die dort dominierende Heckverladung in den Lkw dar. In dem neuen Konzept verlädt der Lkw-Fahrer seinen Wagen daher selber per Ameise. Dabei erfolgt die Erfassung und Kontrolle der Paletten nicht per Scanner, sondern mit einem Kamera-System, das direkt an jeder Verladegasse platziert ist. Der Barcode auf den bereitgestellten Paletten kann bei der Durchfahrt mit einer Geschwindigkeit bis zu 10 km/h sicher erkannt werden. Wird eine falsche Palette verladen, erfolgt eine entsprechende Warnung an den Verlader und an den Leitstand. Bei der dort weniger gän -

lichen Umstellung von Zwei- auf Einschichtbetrieb. 100 % fehlerfreier Versand bedeutet in diesem Fall, dass keine Kundenreklamationen aufgrund von Fehlverladungen mehr kommen. Insgesamt wurde die Anzahl der Fahrzeuge, die gleichzeitig per Heckbeladung bedient werden können, verdoppelt. In der anschließenden Diskussion stand insbesondere die Frage im Mittelpunkt, ob ein Lkw-Fahrer auch die Beladung durchführen kann bzw. darf.

gigen Seitenbeladung können bis zu sechs Paletten auf einem Stapler per Kamera bei der Durchfahrt durch ein Gate erfasst werden. In Budwar war ein ROI von einem Jahr kalkuliert, der in der Praxis bereits nach sieben Monaten erreicht wurde. Das Einsparpotenzial lag in erster Linie beim Personal der Brauerei sowie in der jetzt mög -

Im nächsten Vortragsblock ging es um Konzeption von Lagerhallen Markus Kaumanns , ASAFE GmbH, stellte die Empfehlungen der PAS13:2017 Sicherheit durch Anfahrschutz in Produktion und Lager vor. In Lagerhallen mit Fahrzeugbetrieb und Personenverkehr sind Rammschutzvorrichtungen erforderlich. In England, dem Referenten zufolge das „Mutterland des Arbeitsschutzes“, gibt die Richtlinie PAS13 (Public Available Specification) Empfehlungen für die Einrichtung von Rammschutzeinrichtungen und Sicherheitsbarrieren. Ein Anwendungsbeispiel ist die sichere Trennung der Bereiche, die von Fußgängern und Gabelstaplern bzw. Lkw genutzt werden. Neben Anhaltspunkten für die Risikobewertung werden auch Empfehlungen für die Umsetzung von Sicherheitsbarrieren gegeben, z.B. korrekte Höhen, konstruktive Merkmale, farbliche Gestaltung. Darüber hinaus werden dort auch die TestKriterien für Rammschutzvorrichtungen definiert.

Überlegungen zur Planung und zum Betrieb von nachhaltigen

Logis tikimmobilien stellte Julien Frenzel Goldbeck Nord Ost GmbH, vor. Die Nachhaltigkeit einer Logistik-Immobilie spielt in der heutigen Bauplanung eine immer größere Rolle. Sinnvolle Maßnahmen sind unter anderem Sickermulden, die das Regenwasser vor Ort direkt wieder dem Grundwasser zuführen, Fassadenbegrünungen oder auch Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen. Dabei sollte immer der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie betrachtet werden. Dieser erstreckt sich von Planung, über Bau und Betrieb, Renovierung oder Ausbau bis hin zur Revitalisierung. Klimaneutrale Gebäude sind heute möglich, die Wege zur Umsetzung sind allerdings vielfältig. Die Lösungen sind meistens individuell, so die Botschaft des Referenten. Angesprochen auf die Kostenexplosion im Bauwesen, lag die Steigerung in der jüngsten Zeit bei etwa 15 bis 20 %, habe sich aber mittlerweile wieder etwas stabilisiert.

Die Neukonzeption des Abfüllund Logistikzentrums der Störtebeker Braumanufaktur stand im Mittelpunkt des weiteren Vortragsprogramms. Eine Einführung in die generellen Überlegungen dazu gab Karl Herrmann , Störtebeker Braumanufaktur. Das stetige Wachstum der Brauerei führte schnell zu neuen Anforderungen an die Abfüll- und Logistikprozesse. Bedingt durch die damalige räumliche Enge am Standort konnte bis dahin immer nur ein Lkw beladen werden. Lange Wartezeiten waren die Folge. Auch die zunehmende Produktvielfalt der Spezialitätenbrauerei stellte immer größere Anforderungen an die Kommissionierung und Verladung. Hinzu kam, dass die interne Steuerung der Logis tikprozesse mit

26 Brauerei Forum – April 2023 BETRIEBSWIRTSCHAFT
Das Podium zum Vortragsblock „Lager – Bau und Betrieb“ unter dem Vorsitz von Uwe Salvey (Warsteiner Brauerei) Das Podium zum Vortragsblock „Störtebeker Logistik“

vielen manuellen Vorgängen sehr fehleranfällig war. Im Jahre 2017 begann daher die Planung eines neuen Abfüll- und Logistikzentrums. Ziele waren die Erhöhung der Lagerkapazitäten, eine Verringerung der Verladezeiten auf maximal 3 h pro Lkw. Darüber hinaus sollten Kommissionierung, Leergutsortierung und die Intralogistik optimiert werden. Durch eine Erweiterung des Brauereigeländes konnte dafür der erforderliche Raum geschaffen werden. Das neue Hochregallager hat eine Kapazität von rund 29 000 Paletten. In der direkt benachbarten zweigeschossigen Halle finden Abfüllung, Verpackung, Kommissionierung und Leergutsortierung statt. Hochregallager und Verladestraße sind durch eine Elektro-Bodenbahn verbunden. Generalunternehmer für den gesamten Hochbau war die Firma Goldbeck. Baubeginn war im Januar 2018, die bauseitige Fertigstellung erfolgte im Mai 2019. Anschließend konnte Krones mit der Einrichtung der Abfülllinie und der Installation des Hochregallagers beginnen. Die Endabnahme erfolgte im Mai 2020.

Insgesamt zeigte sich Herrmann mit dem Ergebnis sehr zufrieden. 90 bis 100 % aller Paletten stehe trocken im Hochregallager. Auch die Leergutsortierung und Kommissionierung erfolgen jetzt in der Halle. Die Bestandsführung erfolgt automatisch. Die Verladekapazität konnte auf rund 110 Lkw pro Woche aufgestockt werden, bei einer durchschnittlichen Verladedauer von 1,5 h.

Das innovative PalettenIns pektionssystem bei der Störtebeker Braumanufaktur stellte Kurt Spiegelmacher, syscona, vor. Störtebeker produziert 18 Biersorten in Individualkästen. Dazu kommen noch das hauseigene Mineralwasser und die LogipackKästen für die zahlreichen 6er- und 4er-Trays. Da für den störungsfreien Betrieb eines Hochregallagers eine ein

wandfreie Palettenqualität erforderlich ist, kommt der Inspektion der einlaufenden Paletten eine Schlüsselrolle zu. Darüber hinaus ist eine Sortierung des eingehenden Leergutes auch auf Kastenebene erforderlich.

Die Inspektionsanlage von syscona ist bei Störtebeker dem Hochregallager vorgeschaltet. Dabei erfolgt die Leergutinspektion direkt auf der einlaufenden Palette. Für die automatische Auswertung werden Aufnahmen der oberen Lage sowie von den beiden Seitenansichten gemacht. Allerdings kann bei 3x3 Mineralwasserpaletten die mittlere Lage nicht erkannt werden.

Das System ermöglicht eine automatische und fehlerfreie Bestandsführung im Hochregallager. Nachteilig sind die Investitionskosten und die Ansprüche an das Bedienpersonal.

Über die Herausforderungen bei der Umsetzung, Anbindung und Integration des Hochregallagers bei der Störtebeker Braumanufaktur berichtete Thomas Lang , System Logistik. Das Krones-Tochterunternehmen installierte in Stralsund eine Mehrweg-Glaslinie mit einem Durchsatz von 40 000 Flaschen pro Stunde. Diese Linie ist direkt an ein Hochregallager mit 8 Gassen und 29 375 Stellplätzen angeschlossen. Der Transport der Paletten vom Hochregallager zur Verladung erfolgt über eine Elektro-Bodenbahn. Bei der Planung stand die Digitalisierung der Prozesse von Anfang an mit auf der Agenda und wurde über entsprechende SAP-Module realisiert. In der anschließenden Besichtigung konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck von der gesamten Brauerei einschließlich des Abfüll- und Logistikzentrums machen. Der intensive Vortragstag klang mit einem Abend bei Störtebeker Bieren im beeindruckenden Ozeaneum Stralsund aus.

VLB-FACHTAGUNG GETRÄNKEVERPACKUNG & LADUNGSSICHERUNG

23./24. Mai 2023, VLB Berlin

Themenschwerpunkte:

+ CO2-Reduktion bei Folien und Transport

+ Normenarbeit und Ladestabilität

+ Trends bei der Primärverpackung

+ Ladungssicherung: Wege zur Zertifizierung

+ Ladungssicherung: Neues aus Forschung und Entwicklung

+ Getränkeverpackung: Normierung

+ Getränkeverpackung: Testmethoden und Forschung

Rahmenprogramm:

+ Begleitende Fachausstellung

+ Besichtigung der Verpackungsprüfstelle der VLB Berlin

+ Praxisteil: Fahrversuche mit verschiedenen Ladeeinheiten / Probefahrten mit E-LKWs

+ BBQ-Abend

27 Brauerei Forum – April 2023 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-150/-137, Fax: 030 450 80-210 fim@vlb­berlin.org
-
www.vlb-berlin.org/gela2023

Marktforscher korrigieren Angaben zu Mehrwegflaschen

Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes hat die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH (GVM) gegenüber dem Umweltbundesamt ihre umstrittenen Berechnungen zum Anteil der Individual-Mehrwegflaschen im deutschen Biermarkt korrigiert. Dieser sei deutlich geringer als die ursprünglich genannten 42 %.

(F.) Nach mehrfach geäußerter Kritik von Branchenvertretern hat die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH (GVM) ihre umstrittenen Berechnungen zu den sogenannten Individualflaschen bei Bier korrigiert.

Über die Frage, wie hoch der Anteil der Individualflaschen in Deutschland ist, hatte es in den

siert, dass in der Öffentlichkeit unrealistische Angaben zum Anteil der im Markt befindlichen Individualflaschen kursierten. Im Mittelpunkt der Kritik stand, dass die GVM im Rahmen einer Auftragsforschung für einen Einweglobbyverband den Anteil der Individualflaschen im deutschen Mehrwegflaschenpool für Bier für das Jahr 2017 auf

vergegangenen Jahren immer wieder Diskussionen gegeben, da die Individualisierung von Mehrwegflaschen für Effizenzverluste im Mehrwegsystem verantwortlich gemacht wird. Dabei hatte schon 2013 eine Deloitte-Studie gezeigt, dass Individual-Mehrwegflaschen von Brauereien den Standard-Poolflaschen in ökologischen Messgrößen wie Umlaufzahlen in nichts nachstehen.

Zahlen der GVM ­Studie zu hoch

Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) als Dachverband der Brauwirtschaft hatte zuvor mehrfach kriti -

42 % und in einer Prognose für das Jahr 2022 sogar auf 49 % geschätzt hatte. Auf diese Zahlen hatten sich über Jahre sowohl Lobbyverbände als auch Behörden und Parteien berufen und versucht, das Mehrwegsystem der deutschen Brauereien infragezustellen. Der Brauer-Bund hingegen wies immer wieder darauf hin, dass diese Schätzungen nicht seriös sein konnten und die Branche in eigenen Berechnungen auf einen Individualflaschen-Anteil von 22 bis 23 % an der Gesamtmenge des in Mehrwegpfandflaschen abgefüllten Biervolumens kommt.

Dies entspricht gerade einmal der Hälfte der jahrelang in der Öffentlichkeit verbreiteten GVM-Schätzungen.

Korrektur deutlich nach unten Nach Kritik von mehreren Seiten hat die GVM ihre umstrittene Studie nunmehr überprüft und dabei festgestellt, dass die beanstandeten Angaben tatsächlich falsch waren. Im Rahmen der Überprüfung sei „aufgefallen, dass der Anteil der Individualflaschen am Bierverbrauch bereits 2019 unter 30 % gelegen haben muss“, heißt es in einer Stellungnahme der Mainzer Marktforscher an das Umweltbundesamt, die dem DBB vorliegt. „Insofern kann die GVM der vom Deutschen Brauer-Bund angegebenen Größenordnung über den Anteil der Individualflaschen im Biersegment folgen.“ In Bezug auf die Anteile der Individualflaschen am Bierverbrauch in Mehrwegflaschen rechnet die GVM nach eigenen Angaben „mittlerweile in Studien zu Getränkeverpackungen mit Bandbreiten von 20 bis 25 %“. Zum Hintergrund: Derzeit sind in Deutschland geschätzte 4 Mrd. wiederbefüllbare Glasflaschen für Bier im Umlauf, davon ca. 80 % Standard-Poolflaschen. Diese können von jeder der bundesweit 1500 Brauereien und auch jedem anderen Abfüller genutzt werden. Die Brauer erfüllen und übertreffen damit die gesetzlich angestrebte Mehrwegquote des deutschen Verpackungsgesetzes, die bei 70 % liegt. Laut Umweltbundesamt liegt der Mehrweganteil bei Bier in Deutschland bei knapp 80 %. Rechnet man das Fassbier hinzu, das in der Gastronomie und bei Veranstaltungen ausgeschenkt wird, liegt die Mehrwegquote der deutschen Brauwirtschaft bei über 90 %, informiert der Deutsche Brauer-Bund.

28 Brauerei Forum – April 2023 MARKT & MARKEN  NACHRICHTEN

Brauring Kooperation

Brauring-Braumeister-Seminar mit erfolgreichem Neustart

Die Freude der Teilnehmer war groß, dass man sich nach zwei Jahren Pause endlich wieder persönlich zu einem Brauring-Braumeister-Seminar traf, und das mit einer Premiere: Erstmals hat die VLB Berlin Jan Biering mit der Durchführung beauftragt.

(BF) Brauring Geschäftsführer

Matthias Hajenski begrüßte alle Anwesenden – besonders hieß er das Team von der VLB Berlin und die externen Referenten willkommen. Vorab überreichte Hajenski der Brauerei Felsenau AG und der Schlossbrauerei Reckendorf für die 10. sowie der Schwerter Brauerei für die 20. Teilnahme eine Urkunde und ein Geschenk.

Jan Fischer (VLB Berlin) begann die Vortragsreihe mit dem Thema „Leistungsnachweise für Voll- und Leer-

flascheninspektoren“. Ihm folgte Jan Biering, ebenfalls VLB Berlin, mit „Alkoholfreies Bier 2023 – moderne Methoden und Chancen.“ Tobias Schlögl (Trane Roggenkamp) sprach über „Kälteversorgung mit PV, Überschussregelung und Wärmepumpenintegration“. Leonard Elsässer von Elsässer Kältetechnik folgte mit dem Vortrag „Adiabate Rückkühlung von Kälteanlagen ohne 42.BImSchV“. Florian Heukäufer (VLB Berlin) referierte über „Ladungssicherheit – moderne Vorgaben und Konzepte“ und Dr.Ulrich Martin Tillich brachte den Teilnehmern die „Cloudbasierte Hefeanalyse mithilfe von KI“ näher. Der erste Seminartag wurde traditionell mit der Verkostung der mitgebrachten Bierspezialitäten abgeschlossen. Danach besichtigte die Gruppe Frankenbräu in Ried -

bach. Im Anschluss lud Braumeister Thorsten Wülk alle zu einem Umtrunk ins Bräustüberl ein. Der gemeinsame Abend mit persönlichen Gesprächen rundete einen gelungenen Tag ab. Am zweiten Seminartag präsentierten die Zulieferbetriebe ihre Exponate, bevor es weitere Vorträge u.a. über CO2-Rückgewinnung oder die neue STLB für Flaschenkästen gab. Am Ende bedankte sich Matthias Hajenski für das Engagement der Referenten und Teilnehmer und verlieh der Hoffnung Ausdruck, im nächsten Jahr wieder in ähnlich großer Runde zusammenkommen zu können.

Matthias Hajenski (mittig, hellblauer Pullover) im Kreis der Teilnehmer und Referenten

Reinzuchthefen & Starterkulturen

Hefestämme und funktionelle Mikroorganismen für die Brauerei, die Spirituosen- und Getränkeindustrie

+ obergärige Hefestämme

+ untergärige Hefestämme

+ Hefen für alkoholarmes Bier und Spezialbiere (z.B. Sauerbier)

+ Brennerei-, Wein- und Champagnerhefen

+ Milchsäurebakterien zur biologischen Säuerung

+ Kulturen für alternative Gärgetränke (z.B. Kombucha oder Wasserkefir)

Versand als Schrägagar oder Hefekonzentrat

29 Brauerei Forum – April 2023 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE
VLB Berlin – Biologisches Labor Seestraße 13, 13353 Berlin biolab@vlb-berlin.org
www.vlb-berlin.org/hefe
Foto: Brauring

Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung

Die Vereinigung ehem. VLBer e.V. (Vereinigung ehem. Studierender am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin) lädt hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung im 72. Jahr ihres Bestehens ein.

Die Mitgliederversammlung 2023 findet am Freitag, den 7. Juli 2023, um 15.00 Uhr, im Vorfeld des VLB-Sommerfests, im Zunfthaus an der Versuchsund Lehranstalt für Brauerei in Berlin e.V., Seestraße 13, 13353 Berlin, statt.

Tagesordnung

1. Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden, Dipl.-Ing. Klaus Niemsch

2. Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung vom 8. Juli 2022

3. Tätigkeitsbericht des 2. Vorsitzenden, Dipl.-Ing. Jan Biering

4. Bericht des Kassenwarts

5. Bericht der Kassenprüfer

6. Aussprache

7. Entlastung des Vorstands

8. Wahl der Kassenprüfer

9. Beratung über ein Aufnahmeverfahren für die Mitglieder der Berliner Brauer-Zunft

10. Beratung über eine Namensanpassung oder -ergänzung im Hinblick auf bessere internat ionale Verständlichkeit

11. Beschlussfassung über eingegangene Anträge

12. Verschiedenes

Berlin, im April 2023

Klaus Niemsch Jan Biering (1. Vorsitzender) (2. geschäftsführender Vorsitzender)

Kontakt, Wahlvorschläge und Anträge: ehemvlber@vlb-berlin.org

Informationen und Anmeldung: www.vlb-berlin.org/ehemvlber

VLB-Sommerfest 2023

Freitag, 7. Juli 2023, Berlin

140JahreVLBBerlin

1883–2023

Die Vereinigung ehem. VLBer und die VLB Berlin laden am Freitag, dem 7. Juli 2023, von 16.00 bis 24.00 Uhr (letzter Einlass 22.00 Uhr) zum beliebten Sommerfest auf dem Hof unseres Instituts an der Seestraße 13 in Berlin ein. ### Voranmeldung erforderlich! ###

Online-Anmeldung ab Mitte Mai geöffnet:

www.vlb-berlin.org/sommerfest2023

30 Brauerei Forum – April 2023 ehem. VLBer

Karriere bei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

Aktuelle Stellenangebote: vlb-berlin.onapply.de

 redaktion@brauerei-forum.de

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 14

Stundendurchsatz der Flaschenreinigungsmaschine:

100 %  50 000 Flaschen 120 %  x Flaschen 50 000 ∙ 120

x = Flaschen = 60 000 Flaschen 100

Tagesnenndurchsatz:

60 000 Fl/h ∙ 8 h = 480 000 Flaschen

Tagesdurchsatz:

100 %  480 000 Flaschen

90 %  x Flaschen

480 000 ∙ 90

x = Flaschen = 432 000 Flaschen 100

Wasserverbrauch:

432 000 Flaschen ∙ 175 mL/Flasche = 75 600 000 mL= 75,6 m³

1 Sekunde entspricht 1000 Millisekunden, also sind 1 Stunde 3 600 000

Millisekunden:

55 000 Flaschen  3 6 00 000 ms

1 Flasche  x ms

3 600 000 1

x = ms = 65,45 ms = 65 ms pro Flasche

55 000

Brauerei Forum

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Informationsservice der VLB Berlin

ISSN 0179–2466

Herausgeber

Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift

Brauerei Forum

Seestraße 13, D-13353 Berlin

Telefon: (030) 4 50 80-251

Telefax: (030) 4 50 80-210

E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion

Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org

Eva Wiesgrill (ew), e.wiesgrill@vlb-berlin.org

Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org

IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org

Redaktionsbeirat

Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger

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Hinweis der Redaktion:

Um die Lesbarkeit unserer Publikation zu vereinfachen, verzichten wir weitgehend auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass unsere Verwendung der männlichen Form als geschlechtsneutral zu verstehen ist.

31 IMPRESSUM
Brauerei Forum – April 2023
Fachfragen 1. d) / 2. e) / 3. b) / 4. a) / 5. b) / 6. c) / 7. a) / 8. c) / 9. e) / 10. c)
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Unsere nächsten Ausgaben

erscheinen am:

26. Mai 2023 (auf Englisch)

30. Juni 2023 (auf Deutsch)

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine 2023/2024

 Fachtagung Getränkeverpackung und Ladungssicherung 2023

23./24. Mai 2023, VLB Berlin

 3. VLB International Craft Brewing Conference (ICBO)

24./25. Mai 2023, VLB Virtual Campus

 Africa Brewing Conference

13./14. Juni 2023, Douala, Kamerun

 Mitgliederversammlung Vereinigung

ehem. VLBer e.V.

7. Juli 2023, VLB Berlin

 VLB-Sommerfest

7. Juli 2023, VLB Berlin

 IfGB Destillateur-Meisterkurs

14. August bis 20. Oktober 2023, VLB Berlin

 Workshop „Craft Brewing in Practice“

4. bis 15. September 2023, VLB Berlin

 13th Iberoamerican VLB Symposium

4. bis 6. September 2023, Bogotá, Kolumbien

 21. IfGB Forum Spirituosen und Brennerei 25./26. September 2023, Bamberg

 Weiterbildung zum/zur Meister/in im Brauer- und Mälzer-Handwerk (HWK)

16. Oktober 2023 bis 24. September 2024, Berlin

 VLB-Oktobertagung mit BraugerstenSeminar und VLB-Mitgliederversammlung

9./10. Oktober 2023, Berlin

 Praxiskurs Mikrobiologie

6. bis 10. November 2023, VLB Berlin

 Training „Applied Microbiology“

20. bis 24. November 2023, VLB Berlin

 Kompaktkurs „Brauen für Nicht-Brauer“

6./7. Dezember 2023, VLB Berlin

 108. int. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung

13. bis 15. März 2024, Groningen, NL

Weitere Termine

 Craft Brewers Conference 2023

7. bis 10. Mai 2023, Nashville (TN), USA

 28. Flaschenkellerseminar Weihenstephan

9./10. Mai 2023, Freising

 Brewers Forum 2023

21. bis 23. Mai 2023, Prag, CZ

 DBMB Berlin­ Brandenburg: Sommerausflug

8. Juli 2023

 Getränke. Gross. Handeln. 2023.

4./5. September 2023, München

 Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens, Mitgliederversammlung 2023

8. September 2023, VLB Berlin

 72. Arbeitstagung des Bundes Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker

12. bis 14. Oktober 2023, Salzburg

 BrauBeviale 2023

28. bis 30. November 2023, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de

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