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Die Presse Unabhängige Tageszeitung für Österreich Wien, am 06.07.2020, 312x/Jahr, Seite: 1-2 Druckauflage: 58 741, Größe: 80,01%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 12991301, SB: Ischgl

Wie Cluster bekämpft werden Coronavirus. Um regionale Ausbrüche wie in den Kirchengemeinden und Schlachthöfen in Oberösterreich einzugrenzen, setzt Österreich auf ein Bündel von Maßnahmen, die ständig erweitert und angepasst werden. VON KÖKSAL BALTACI

Wien. Die Postverteilerzentren in Wien und Niederösterreich, der Rotary-Club in Salzburg und ganz aktuell die beiden evangelikalen Glaubensgemeinschaften sowie die drei Schlachthöfe in Österreichs neuem Hotspot Oberösterreich – regionale Ausbrüche sorgten zuletzt wieder für steigende Infektionszahlen. Damit diese Cluster nicht außer Kontrolle geraten und zu einer zweiten Welle inklusive landesweiter Rücknahmen von Lockerungen führen, versuchen die lokalen Behörden, die Ausbreitung mit punktuellen Maßnahmen zu verhindern.

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Wie ist die aktuelle Situation in Oberösterreich und im restlichen Land?

In Oberösterreich hat sich die Lage über das Wochenende weiter verschärft, nach 35 positiven Tests von Freitag auf Samstag kamen auf Sonntag weitere 56 dazu, wodurch aktuell 359 Menschen infiziert sind. Zwölf von ihnen arbeiten in drei Schlachthöfen in den Bezirken Ried, Wels-Land und Braunau. Bei dem Großbetrieb im Bezirk Ried im Innkreis gab es bisher sieben Fälle, in Wels-Land wurden drei Personen positiv getestet, und in Braunau sind zwei Arbeiter infiziert. Die Testungen von sämtlichen Angestellten waren am Sonntag im Gange. Schließungen von Betrieben sind der „Kronen Zeitung“ zufolge vorerst nicht angedacht. Schlachthöfe gelten wegen der Arbeitsbedingungen – teilweise enger Kontakt zu Kollegen, Maschinen, die lautes Reden notwendig machen und damit Tröpfcheninfektionen begünstigen, und kühle Temperatu-

ren, in denen sich das Virus wohlfühlt – zu den besonders gefährdeten Orten. Um Beruhigung bemüht waren am Sonntag Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Betriebe seien mit jenen in Deutschland nicht vergleichbar. So habe ein durchschnittlicher Schlachthof in Österreich 400 Mitarbeiter, im Nachbarland hingegen 8000. Die kleineren Strukturen machten das Rückverfolgen und Unterbrechen von Infektionsketten einfacher. Zudem seien die Mitarbeiter in den Betrieben unter besseren sozialrechtlichen Bedingungen angestellt als in Deutschland, wo ein Ausbruch im Schlachthof Tönnies mit rund 1500 positiv getesteten Mitarbeitern zuletzt weitreichende Quarantänemaßnahmen im Bundesland Nordrhein-Westfalen und die vorübergehende Schließung des Großbetriebs nach sich zog. Dort könnten auch die zuweilen engen Unterkünfte für das Personal eine Rolle bei der Ausbreitung des Erregers gespielt haben. Eine Übertragung durch verarbeitete Fleisch- und Wurstprodukte konnte bisher nicht nachgewiesen werden und gilt als sehr unwahrscheinlich, eine Gefahr für Konsumenten dürfte also nicht bestehen. Insgesamt war die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in Österreich am Sonntag zum dritten Mal in Folge dreistellig – hinzu kamen 115 Fälle, genauso viele wie in den 24 Stunden zuvor. Damit waren 959 Personen aktiv erkrankt. Die meisten nachgewiesenen Neuinfektionen registrierte Oberösterreich, einen Zuwachs von 43 Fällen gab es in Wien. 18.280 Personen wurden in Österreich bisher positiv getestet. 706 Personen sind an

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AUF EINEN BLICK Ausbruch. Gleich drei fleischverarbeitende Großbetriebe in den Bezirken Ried, WelsLand und Braunau mit insgesamt zwölf Infizierten sind von einem Ausbruch von Covid-19 betroffen. Damit entwickelt sich Oberösterreich nach dem Cluster in zwei Glaubensgemeinschaften zunehmend zum Hotspot.

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oder mit dem Coronavirus gestorben, 16.615 gelten als genesen. Am Sonntag befanden sich 72 Menschen im Krankenhaus, zehn von ihnen auf der Intensivstation. Global betrachtet breitet sich das Coronavirus immer noch rasant aus. Die WHO meldete am Sonntag erneut einen Rekord: Binnen 24 Stunden wurden 212.326 neue Ansteckungen verzeichnet. Die meisten positiven Tests meldeten dabei Nord- und Südamerika mit 129.772. Davon entfielen allein mehr als 53.000 Fälle auf die USA und mehr als 48.000 auf Brasilien. Grund für steigende Infektionszahlen können sowohl ein tatsächliches Plus an Ansteckungen als auch umfangreichere Tests sein.

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Welche Pläne treten nach einem positiven Testergebnis in Kraft?

Sobald jemand positiv getestet wird, beginnen Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaften mit dem Contact Tracing, also dem Ermitteln von Kontaktpersonen, um sie zu testen und zu isolieren. Zunächst finden sie heraus, wann die Symptome begannen. Denn in den zwei Tagen vor und fünf Tagen nach Auftreten erster Beschwerden ist die Ansteckungsgefahr am größten, daher werden in erster Linie sämtliche Kontaktpersonen aus dieser Zeit ausfindig gemacht. Liegen keine Symptome vor, wird die hoch ansteckende Phase geschätzt. Die Vorgabe der Regierung an die Behörden lautet, dass Verdachtsfälle innerhalb der ersten 24 Stunden nach Symptombeginn getestet werden und innerhalb der nächsten 24 Stunden das Ergebnis vorliegt. Fortsetzung auf Seite 2

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