Frankreich Magazin

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NR. 2 - 2021

Mehr als 40 Seiten PROVENCE & CÔTE D’AZUR

KOMMISSAR BRUNOS ECHTES PÉRIGORD Autor Martin Walker zeigt uns Brunos Welt

DIE 12 SCHÖNSTEN MÄRKTE IN SÜDFRANKREICH

RUSTIKALE BERGDÖRFER über der glamourösen Côte d’Azur

REIZENDES RENNES

Alte Dame mit jungem Herzen

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Gourmet-Tour durch Avignon und authentische Rezepte

D: € 6,50 CH: CHF 11,50 A: € 7,20 FR: € 8,10 LUX: € 7,70 02

KÜCHE DER PROVENCE



Vorwort Ganz echt Haben Sie die Lektüre von „Mein Jahr in der Provence“ von Peter Mayle auch so genossen? Die witzigen Beschreibungen seiner misstrauischen Nachbarn, die heißen Sommertage, an denen die Hunde im Schatten der Bäume dösen, die kreativen Ausreden der Handwerker, die eine eigenwillige Vorstellung von Terminplanung haben und natürlich die ausgiebigen Mahlzeiten, die der Autor sich schmecken lässt. Ich kann Sie trösten: Mit Kommissar Bruno können Sie in dieser Ausgabe Ihre Sehnsucht nach Frankreich ein wenig stillen. Brunos geistiger Vater, der britische Schriftsteller Martin Walker führte das Frankreich Magazin durch sein persönliches Périgord, wo sich auch die beliebte Krimireihe abspielt. Und ganz nebenbei stellt er uns seine echten Dorfgenossen aus Fleisch und Blut vor, die ihn zu seinen Romanfiguren inspirierten. Außerdem in dieser Ausgabe: Traditionell bringen wir Ihnen im Frühjahr stets viele Reisetipps für Südfrankreich, diesmal eine kulinarische Tour zu den innovativsten Küchenchefs in Avignon, neue Rezepte aus der Provence, besondere Bergdörfer unweit von Nizza und Cannes. Speziell an der Reportage über die herrlichen Märkte an der Côte d’ Azur hatte ich meine Freude. Und das ist noch nicht alles: Wie wäre es mit Rennes, der Hauptstadt der Bretagne? In der historischen Altstadt mit ihrer langen Geschichte pulsiert energisch und kreativ das junge Leben! Schließlich beantworten wir auf Seite 80 anlässlich einer in Frankreich irre beliebten Fernsehsendung die spannende Frage: Was ist das Lieblings-Monument der Nation? Viel Lesefreude wünscht Ihre

MIMOSA ©FOTO: MICK PALARCZYK

Daniëlle Wiersema Herausgeberin redaktion@ frankreichmagazin.org

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Inhalt Nummer 2 2021 Frankreich Magazin 2021, 12. Jahrgang

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Bienvenue Tipps und Adressen für Ihre Frankreich-Reise. Besondere Unterkünfte, spannende Ausflüge und tolle Ideen.

Reise 12 Kommissar Brunos Périgord

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Diesen Traum von Frankreich gibt es wirklich! Autor Martin Walker zeigt dem Frankreich Magazin die lebensechten Quellen seiner Inspiration.

24 Märkte in Südfrankreich Trüffel, Trödel und bunter Trubel

54 Beherzte Hügelakrobaten Gemütliche Bergdörfer oberhalb der Côte d’Azur

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68 Rennes verführt uns Die Hauptstadt der Bretagne ist alt und zugleich angenehm jung und energiegeladen.

Kultur & Design 23 Kolumne aus Cannes Alles Käse? Wie Christine Cazon zur Käseliebhaberin mutierte.

35 Boutique Mode und Accessoires mit französischem Flair

67 Kulturtipps 80 Reise durch die Zeit Die Lieblingsdenkmäler der Franzosen

76 Maison Neue Einrichtungsideen für zu Hause

94 Auslese Auf dem Sofa nach Frankreich reisen.

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35 24 Essen & Trinken 36 Mit der Sonne kochen Die neue kreative Küche des Südens

47 Bon appétit Küchenfreuden auf Französisch

48 „Die Küche der Provence“ Unsere speziellen Kostproben aus dem neuen Kochbuch

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Und außerdem…

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Vorwort

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Inhalt

98 Impressum

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Umweltfreundlich in den Bergen

Bienvenue

Urlaub in Hochsavoyen? Schauen Sie auf die Website von Montagne Verte. Diese Organisation will das Morzine Tal (mit dem bekannten Skigebiet Portes du Soleil) mit Veranstaltungen und kreativen Aktionen nachhaltiger machen. Zum Beispiel „Zero-PlasticKochkurse“ und „Klettern fürs Klima – Aktionen“. Sie plädieren auch für eine neue Zugverbindung, so dass man demnächst von Lille nach Cluses (28 km von Morzine entfernt) fahren kann, anstatt zu fliegen. montagnevertmorzine.com

Tipps für Unterkünfte, die Reise und Ausflüge VON PABLO PICHEL, ROSANNE LANGENBERG, MARTINE JONGBLOED, ANJA WINTER

Nachhaltigkeit im Urlaub!

Marseille in der Tasche Die Großstadt im Süden mit dem Prädikat „Eine Reise wert“ vom Michelin Green Guide 2021 macht es ihren Besuchern jetzt sehr bequem. Ein einziger Pass verschafft Zugang zu ÖPNV, Museen, Kultur und Freizeit. Er gilt für 1, 2 oder 3 volle Tage und kann bis zu 30% Ersparnis bringen im Vergleich zum losen Ankauf der Tickets und Fahrkarten. 2019 wurde im Stadtzentrum viel renoviert, insbesondere am Fuße der Canebière und im Opéra-Viertel, es gibt also viel Neues zu entdecken. marseilleexperience.com

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Die App Tookki ist eine logische Antwort auf den zunehmenden Wunsch, seinen ökologischen Fußabdruck im Urlaub zu verringern. Hier finden Reisende umweltfreundliche Hotels, biologische Restaurants und grüne Ausflüge, Slow-Fashion-Läden und abgasarme Mobilität. Paris, Lyon, Bordeaux und Marseille sind in der App bereits gelistet. Kostenlos herunterzuladen für iOS und Android. tookki.com


Vive FIP! Der beliebte französische Radiosender FIP (sprich „Fiep“) hat dieses Jahr sein 50. Jubiläum. Hörer werden nicht mit Werbung belästigt und genießen einen vielseitigen Mix aus Pop, französischen Chansons, Jazz, Weltmusik, Filmmusik und Klassik. Jazz gibt es täglich um 19 Uhr mit der Sendung Jazzafip. FIP ist auch online zu hören. fip.fr

Das Saarland, Lothringen und Luxemburg liegen dicht beieinander. Auch waren sie im Laufe der Geschichte häufig umkämpft. Unabhängig davon, ob sie nun als Staaten, Bundesstaaten oder Provinzen firmieren, haben sie viele Gemeinsamkeiten entwickelt. Gleichzeitig haben sie ihre Eigenheiten behalten. Der renommierte Verlag „Reise Know-How“ fasst nun erstmals alle drei Grenzregionen zu einem Buch zusammen. Dabei gönnt sich Autor Markus Mörsdorf auch noch weitere Exkurse ins Elsass oder in den Südostzipfel Belgiens. Dabei herausgekommen ist ein umfangreiches Werk über ein Stück Europa mit starkem französischem Einfluss, das nun zusammenhängend und grenzübergreifend neu entdeckt werden darf. Reise Knowhow „Saar-Lor-Lux“, Markus Mörsdorf, € 22,90, ISBN 9783831734467

Schönste lange Wanderroute Wer ist der Schönste? Zum 4. Mal konkurrierten die Langstrecken-Wanderwege (Grand Randonnée) um diese Ehre. Etwa 95.000 Menschen stimmten ab, es gewann der GR® de Pays Grand Pic Saint-Loup im Hérault. Der Weg liegt nördlich von Montpellier und durchkreuzt Weingärten, die Dörfer des Pic und verschiedene Bergketten. Den zweiten Platz belegte der GR® de Pays Tour de Baronnies Provonçales (Drôme). mongr.fr

© FFRANDONNÉE

Spannende Grenzerfahrung

Online bouquinistes Die berühmten Bücherstände an der Seine hatten es in den vergangenen Jahren schon schwer, die Coronakrise war der Gnadenstoß. Kaum Touristen – den Händlern stand das Wasser bis zum Hals. Buchhändler David Nosek reagierte und zeigt nun online, was es auf dem Büchermarkt gerade gibt. Die Pariser Bouquinistes haben eine lange Geschichte. Schon im 16. Jahrhundert wurden auf der Straße auf Tischen und aus Ledertaschen heraus (Reise)bücher verkauft. Um 1620 arbeiteten etwa 80 offizielle Bouquinistes an der Pont Neuf. bouquinistes.com

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© BUREAU DE GUSTAVE EIFFEL AU SOMMET

Das geheime Zimmer im Eiffelturm

Wussten Sie es? Im markantesten Wahrzeichen Frankreichs steckt oben ein luxuriöses Mini-Apartment. An der Spitze des Turms konnte sich der Ingenieur Eiffel auf 285 Metern zurückziehen und arbeiten. Nur enge Vertraute hatten Zutritt. Seit Anfang 2015 ist das himmelhohe Apartment zugänglich für Touristen. Es ist eingerichtet, wie zu Eiffels Zeiten und zwar anders als der Koloss aus kaltem Stahl erwarten ließe: Möbel aus dunklem Holz, ein Teppich mit Blumenmuster und Paisley-Tapeten. Bewohner sind heute drei Wachsfiguren: Eiffel mit seiner Tochter und dem Erfinder Thomas Edison; denn der Turm ist ja Symbol für technischen Fortschritt. toureiffel.paris/en/the-monument/ eiffel-tower-and-science

Bienvenue Exotisch in der Bretagne

©PIERRE-OLIVIER DESCHAMPS, AGENCE VU'

Einkaufsparadies

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Bald eröffnet in Paris das Warenhaus La Samaritaine nach fast 15 Jahren Renovierung. Ganze 280 Spezialfirmen haben an dem legendären Bau gearbeitet – jetzt ist es ein schwindelerregendes Walhalla fürs Shoppen. Der neue Bau kombiniert Art déco und Jugendstil mit einer futuristischen gläsernen Überdachung. Der genaue Eröffnungstermin lässt sich aufgrund der Pandemie bis jetzt nur erraten. dfs.com/en/samaritaine

Vor nur elf Jahren legten zwei Niederländer den Garten Les Jardins de Kerfouler in der nördlichen Bretagne an. Seine 10.000 m2 sind in 16 „Zimmer“ unterteilt, jedes mit seiner ganz eigenen Atmosphäre. Der exotische „marrokanische Patio” oder auch der „Buddha in der Bretagne“ zeigen mit ihren tropischen Pflanzen, was in der Bretagne möglich ist. Denn dank des warmen Golfstroms gedeihen (sub) tropische Pflanzen hier überraschend gut. Besucher bekommen eine ausführliche Liste in die Hand, um die Gewächse identifizieren zu können. Zurecht trägt der Garten seit 2020 das Prädikat „Jardin remarquable“ (besonderer Garten). Jardins de Kerfouler, 7 Kerfouler, Plouëc.du-Trieux. Geöffnet vom 1. Juni bis 31. Oktober. les-jardins-de-kerfouler.de


ADVERTORIAL

LYON, PARIS, AVIGNON UND VIELE MEHR MIT VIVA CRUISES DIE SCHÖNSTEN ORTE ENTLANG DER SEINE UND RHÔNE ERLEBEN

Nur einmal Kofferpacken, ins schwimmende Hotelzimmer einziehen und sich dann einfach treiben lassen – das können Gäste an Bord von VIVA Cruises. Cityhopper, Naturliebhaber, Gourmets oder Kulturbegeisterte erleben bei einer Flusskreuzfahrt eine moderne, komfortable und gleichzeitig entspannte Art zu reisen. Eine Woche Auszeit auf dem Fluss genießen Urlauber mit VIVA Cruises unter anderem in Frankreich entlang der Seine und Rhône. Auf der Seine starten die Reisen ab Paris. Die Stadt der Liebe zeigt sich vom Wasser aus in einer ganz neuen Perspektive – perfekt für schöne Urlaubsfotos. Diese Reise bietet den Gästen einen Mix aus kleineren Orten wie Les Andelys und Vernon, der französischen Metropole Le Havre und der Hafenstadt Rouen. Ab Lyon führt eine weitere Flusskreuzfahrt zu den schönsten Orten entlang der Rhône. Französisches

Savoir-Vivre erwartet die Gäste in der Provence in Avignon, Arles und Viviers. Lange Liegezeiten und Übernachtaufenthalte lassen viel Zeit zum ausgiebigen Erkunden der Orte. An Bord der VIVA Cruises-Flotte genießen Gäste nicht nur den Komfort ihrer eigenen Kabine, auch die weitläufigen öffentlichen Bereiche bieten viel Platz zum unbeschwerten Reisen. Dazu kommt das VIVA All-Inclusive. Hier ist ganztags Vollpension mit saisonalen und regionalen Gourmet-Menüs enthalten sowie hochwertige Getränke aus der gesamten Barkarte und eine stets gefüllte Minibar auf den Kabinen. Den persönlichen Service des VIVA All-Inclusive genießen Gäste auch auf dem Sonnendeck. Ein Tipp: Einfach in der Sonnenliege zurücklehnen und mit einem kühlen Getränk in der Hand die Sonnenstrahlen und die vorbeiziehende Landschaft genießen – ganz nach dem VIVA Cruises-Motto „Enjoy the Moment“.

Eine achttägige Reise auf Seine oder Rhône ist ab 1.450 Euro pro Person in der Zwei-Bett-Kabine buchbar. Informationen zu VIVA Cruises, allen Reisen, und Buchungen finden Interessierte in jedem Reisebüro, unter

www.viva-cruises.com oder telefonisch unter 0211 27403250.



Nostalgie im Hafen

Bienvenue

Hôtel La Résidence du Vieux-Port ist ein erbauliches Boutique-Hotel in Marseille, eingerichtet im Stil der 1950 – 1970er Jahre. Farbenfrohe Fresken, Möbel und Bleiglasfenster ergänzen das nostalgische Ambiente. Das Hotel liegt am alten Hafen mit seinen lebendigen Cafés und den Restaurants mit viel frischem Fisch. Buchen Sie ein Zimmer mit Balkon für die Morgensonne und bitten Sie für das Frühstück um einen Tisch an der frischen Seeluft. Hôtel La Résidence du Vieux-Port, ab € 110/Nacht. hotel-residence-marseille.com

Prächtig nächtigen

Hotspot

Straßburg: Aparthotel Résidence Le Moon ist eines dieser Hotels, bei denen man sich wundert, wieso sie keine fünf Sterne haben. Es ist in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert à la Hausmann untergebracht. Lobby und Flure sind ozeanblau gehalten und laden dazu ein, all die Pracht in Ruhe zu genießen. Kronleuchter und kunstvolle Tapeten bringen einen Hauch des 19. Jahrhunderts. Résidence Le Moon, ab € 95 /Nacht lemoon-strasbourg.com

Paris ist Kunst – das ist im Hotel Les Deux Gares wirklich in jedem Winkel zu spüren. Der britische Designer Luke Edward Hall zeichnet für die Inneneinrichtung mit seinem zugleich englisch und französisch anmutendem Flair mit bunt gemusterten Tapeten und Art déco-Möbeln. Im dazugehörigen Café nebenan können Sie mit dem Besitzer Frédéric schwatzen oder Küchenchef Jonathan bei der Arbeit zuschauen. Instagram-verdächtiger Hotspot! Hôtel Les Deux Gares, ab € 98/Nacht. hoteldeuxgares.com

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Der britische Erfolgsautor Martin Walker hat einen Kriminalkommissar geschaffen, der als Lebenskünstler mindestens so erfolgreich ist, wie als Polizist. Ganz nebenbei hat er damit dem ein wenig in Vergessenheit geratenen Périgord zu einer Renaissance verholfen. Ein Besuch in Le Bugue. TEXT ERIC ASIMOV , THE NEW YORK TIMES FOTOS REBECCA MARSHALL

Brunos Périgord 1

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Das Essen, davon war Bruno überzeugt, ” war die Geheimwaffe des Dorfpolizisten. Je mehr Leute kamen, um an seinem Tisch zu essen, desto mehr hörte und lernte er.“ (aus Connaisseur“ von Martin Walker) ”

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Brunos Périgord

A

Geschichten aus dem wahren Leben: Pierrot Simonet (r.) ist das lebende Vorbild für Kommissar Bruno. Auch er weiß die Freuden des Lebens zu schätzen.

ls Polizeichef des verschlafenen fiktiven Städtchen St.-Denis hat Bruno Courrèges Mörder und Brandstifter im Périgord gejagt. Hier im Südwesten Frankreichs hatte er auch schon mit Trüffelbetrügern, Vandalen archäologischer Stätten, Dealern und Terroristen zu tun. Dennoch waren in den bislang 13 Romanen des britischen Journalisten Martin Walker weniger die konventionellen Übeltäter die Bösewichte, als vielmehr die hochmütigen Bürokraten, die den jahrhundertealten Lebensstil bedrohen, der diese Ecke Frankreichs zu einem der angenehmeren und anregenderen Orte auf Erden gemacht hat. Angesichts der hier herrschenden Prioritäten ist es wenig erstaunlich, dass sogar der Tennisklub von St.-Denis mit einer gut eingerichteten Küche ausgestattet ist, denn „jedwede Form gesellschaftlicher Aktivität ist hier ohne Essen und Wein“ undenkbar. Viele Grabenkämpfe zwischen lokaler Tradition und der Globalisierung spielen sich auf gastronomischer Ebene ab. Wie bei Andrea Camilleris Montalbano-Romanen, die in einer sizilianischen Hafenstadt spielen, sind auch Walkers Bücher reich an Atmosphäre und Persönlichkeiten, mit Charakteren, die eng mit der Geschichte und den damit einhergehenden Erinnerungen verbunden sind. Kommissar Bruno baut eigenes Gemüse an und hält Hühner. Er jagt nach schwarzen Trüffeln und kleinen Vögeln. Und er kocht ausgezeichnet, vorzugsweise rustikale Gerichte mit einer aristokratischen Note, wie Terrinen, Fischsuppe, Kalbsragout und geröstetes Hühnchen. In seiner Küche hängt ein Schinken, und wiewohl er einen guten Wein zu schätzen weiß, ist er meist mit den Tropfen aus der Region zufrieden, die der befreundete Weinhändler Hubert aus dem Tank anbietet. Das erste Buch der Serie, „Bruno, Chef de Police“ erschien 2007. Vorbild für die Hauptfigur ist im echten Leben Walkers Freund Pierrot Simonet, der örtliche Polizeichef, der es ebenso wie Bruno hasst, eine Pistole zu tragen. Er diskutiert lieber mit Gesetzesbrechern, als diese zu verhaften, und er bringt Kindern Tennis und Rugby bei. Der jüngste Bruno-Roman „Russisches Roulette“ erscheint am 28. April. Brunos Kosmos fasziniert, weil im Périgord der Genuss von Entenfett als Lebensstil durchgeht, während die Region in Bezug auf Wein als tiefe Provinz gilt, obwohl sie nur eine Stunde von Bordeaux entfernt liegt. Seit 70.000 Jahren ist das Périgord kontinuierlich besiedelt. Erst haben Neandertaler in den Wäldern gejagt, ehe spätere Evolutionsstufen die Meisterwerke in den Höhlen von Lascaux schufen. Obwohl die Region eine jahrhundertealte Weintradition pflegt, sind die Weine aus Bergerac in der weiten Welt nahezu unbekannt. Das hält die fiktiven Einwohner von St.-Denis nicht davon ab, ihre

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Das Fleisch von Enten und Gänsen gehört ebenso zum Lebensstil des Périgord, wie die britische Vergangenheit. Rechts: Martin Walker verlässt eine romanische Kirche, die dem Erzbischof von Canterbury geweiht ist.

lokalen Weine und Leckereien wertzuschätzen, die sie ohne Überheblichkeit, aber mit der intuitiven Selbstverständlichkeit weitreichender Erfahrung konsumieren. Wenn Martin Walker (74) nicht in London oder Washington ist, lebt er gemeinsam mit seiner Frau Julia Watson in der Kleinstadt Le Bugue, die sich an den Fluss Vézère schmiegt und als Vorlage für St.-Denis dient. Fast drei Jahrzehnte hat Walker für die Zeitung The Guardian als Büroleiter in Moskau und Washington gearbeitet. Während sie Mitte der 80er Jahre in Moskau lebten, hatten die beiden diesen Winkel Frankreichs entdeckt. „Gute Freunde von uns waren hier hergezogen, und wir besuchten sie jedes Jahr“, erinnert er sich. „Vor allem als wir in Moskau wohnten, war das tolle Essen des Périgord eine Wonne.“ 1998 schließlich hat das Paar sein eigenes Domizil gekauft, einen alten Bauernhof an einem ruhigen Feldweg mit Schuppen und Taubenschlag.

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Hier haben sich die Neuankömmlinge schnell an den Rhythmus und die Aromen des Périgord gewöhnt. Eine Region, die trotz ihrer reichen Gaumenfreuden aus sozio-ökonomischer Sicht zu den Ärmsten des Landes zählt. „Doch die Lebensqualität ist hier am höchsten“, sagt Walker bei einem abendlichen Aperitif, den er mit einer groben Pastete und Brot in seinem Garten serviert.

Reger Tauschhandel „Dies ist das gastronomische Herz Frankreichs. Die Produkte werden rege unter den Leuten ausgetauscht, das ist eine schöne Art des Lebens. Auch fördert der Tauschhandel den Zusammenhalt.“ Um aktiv daran teilzuhaben, haben Walker und Watson eine Potagerie angelegt, einen Garten voller Gemüse und Kräuter, der essenziell ist für das französische Landleben. Auch halten sie ein paar Hennen, die von einem Hahn namens Sarkozy


Brunos Périgord beaufsichtigt werden. Wie es sich für einen Gockel gehört, kann Sarkozy laut und auf brausend sein. Doch seine Anwesenheit ist auch in anderer Hinsicht ein Problem. Wegen ihm darf das Paar nämlich keine Eier auf dem Markt von Le Bugue anbieten, der 2019 den 700. Jahrestag seines Bestehens gefeiert hat. Die Bestimmungen der Europäischen Union sehen vor, dass Hähne nicht mit Eier legenden Hühnern zusammenleben dürfen. Also bleibt dem Paar nichts anderes, als selbst an der Tauschwirtschaft teilzunehmen. Die Regeln der EU sind ein leidiges Thema für die Bewohner der Region, die neue Bestimmungen, egal wie wohlgemeint diese auch sind, als Einmischung in einen bewährten Lebensstil

empfinden. Das Schlachten von Schweinen, die Herstellung von Wurst, die Käseproduktion und die Art des Transportes, der lange auf dem Gepäckträger eines Fahrrads stattfand, gehören zu den Traditionen, die durch Regeln verändert wurden, die der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung dienen sollen. „Als wir unser Haus vor über 20 Jahren gekauft haben, war die Landwirtschaft noch die Haupteinnahmequelle“, sagt Walker. „Jetzt ist es der Tourismus.“ Dabei hat es die Briten schon immer in diesen Teil Frankreichs gezogen, der sogar unter ihrer Herrschaft stand, ehe sie nach dem Hundertjährigen Krieg im 15. Jahrhundert vertrieben wurden. Der internationale Erfolg seiner Bruno-Reihe hat sicherlich einen Beitrag zur Beliebt-

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Das Château de Tiregand in Bergerac hat in den 800 Jahren seiner Geschichte einiges mitgemacht. Der Besitzer ist ein Nachfahre von Antoine de Saint-Exupéry

Ohne Bruno ist das Périgord nicht das ” Périgord“, sagt der echte Gendarm.“ heit des Périgord als Reiseziel geleistet. Soeben noch haben Walker und Watson eine Gruppe Bustouristen aus Florida empfangen, die sehen wollten, wo genau Bruno in „Femme Fatale“ eine Leiche aus dem Wasser gezogen hat, wo die Sägemühle aus „Schwarze Diamanten“ steht und wo er seine Croissants kauft (an jedem Morgen in jedem Buch). Die Bücher laufen in Deutschland besonders gut. So ist es kein Wunder, dass häufiger eine Schar von Bruno-Fans durch Le Bugue und die Nachbardörfer pilgert. „Ohne Bruno ist das Périgord nicht das Périgord“, sagt Raymond Bounichou, ein ehemaliger Geheimdienstoffizier und Gendarm, der bei Walker um die Ecke wohnt. Doch der Tourismus hat seinen Preis: Mittlerweile konkurrieren drei Supermärkte, in denen hauptsächlich Besucher einkaufen, mit dem örtlichen Marché, der dienstags und samstags stattfindet. Auch gibt es fünf Bäckereien in Le Bugue, die alle ihre Stammkundschaft haben. Doch die Touristen bevorzugen laut Walker die gruseligen Sandwiches in Plastikdreiecken. „Jedes Mal, wenn ich so etwas sehe, zieht sich meine Seele ein Stück zusammen“, so Walker. So sehr er das Essen und den Wein auch zu schätzen weiß, ändert dies nichts daran, dass Walker im Herzen Historiker und Geschichtenerzähler ist, der sich auch aufgrund der reichen Historie vom Périgord angezogen

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fühlt. Neben Relikten prähistorischer Bewohner ist die Region auch reich mit Schlössern, Châteaus und Festungen gesegnet, schließlich war sie über Jahrhunderte hinweg heiß umkämpft. Die Mauren kamen um das Jahr 600 nach Christus und blieben bis 750. Danach kamen die Wikinger. „Anschließend war der wahre Fluch dran, die Engländer“, sagt Walker mit britischem Understatement. Die Narben der französischen Revolution, des Zweiten Weltkriegs, der Indochina-Krise und des Algerien-Konflikt sind immer noch tief. So manche Plakette erinnert an Franzosen, die von den Nationalsozialisten getötet wurden.

Brunos Lieblingstropfen Die Geschichte erklärt auch zum Teil, warum die Weine von Bergerac im Vergleich zu den Tropfen aus Bordeaux kaum bekannt sind, obwohl sie aus den gleichen Trauben wie ihre Verwandten von der Küste gekeltert werden. Abgesehen vom strategischen Vorteil Bordeaux', die Häfen zu kontrollieren und die Weine aus Bergerac mit Zöllen belegen zu können, ist der Rückstand zum Konkurrenten zum Teil auch selbst verursacht. Anstatt die Weinstöcke nach dem Siegeszug der Reblaus, die im späten 19. Jahrhundert weite Teile der europäischen Trauben zerstört hat, neu zu pflanzen, kamen die Verantwortlichen mit


Brunos Périgord einer anderen Idee. „Radikale Sozialisten hatten sich für Tabak als neue Wunderpflanze stark gemacht“, erklärt Walker. „Der schwarze Tabak für die Gauloises ist hier gewachsen.“ Heute verkaufen viele Bauern ihre Trauben an lokale Kooperativen, die billige Weine für die Supermärkte herstellen. Walker indes bevorzugt den Besuch der besseren Winzer der Region, wobei er oft von seinem Freund Monsieur Bounichou begleitet wird. „Es ist ein großes Vergnügen den Winzer zu kennen und ihn über den Wein sprechen zu hören“, sagt Walker. „Der Stolz, wenn er den Wein ausschenkt, ich liebe das.“ Zu seinen Favoriten gehört das Château Lestevenie, das einen exzellenten roten Côte de Bergerac

produziert, aber auch einen öligen Weißen. Einer von Brunos Lieblingstropfen stammt aus dem Château de Tiregand, das einen grandiosen, langlebigen Pécharmants herstellt, eine kleine Appellation in der größeren Region Bergerac. Weitere Lieblinge sind das Château de Jaubertie mit seiner weißen Cuvée Mirabell und das Château Feely, das für köstliche Weine aus Saussignac verantwortlich zeichnet, die mit Trauben aus biodynamischem Anbau produziert werden. Allesamt Weine, die in Deutschland leider nur schwer erhältlich sind. Obwohl Tradition großgeschrieben wird, bedeutet dies keineswegs, dass die Region eine verschlossene Enklave ist. Auf einem großen Sonntagsmarkt im nahen St.-Cyprien

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Brunos Périgord

etwa winkt Walker dem Metzger und er begrüßt seinen Freund Stèphane, einen Käseproduzenten und Nachbarn, der als Vorlage für einen weiteren Charakter der Bruno-Reihe diente. Neben sehr vielen regionalen Spezialitäten gibt es hier auch Stände mit japanischem Temaki, dem thailändischen Nudelgericht Pad Thai sowie Produkte aus Burundi oder Marokko. Walker selbst beschreibt seine Rolle in der örtlichen Gemeinschaft als die des „willkommenen Fremden“, obwohl seine Integration tatsächlich einen sehr abgeschlossenen Eindruck macht. Er stellt Vin de Noix her, einen regionalen Likör aus grünen Walnüssen. Er nimmt an einem Cassoulet-Wettbewerb teil, den das Périgord gegen Toulouse austrägt: „Wir meinen, dass ein gestopfter Entenhals zwingend hineingehört; sie denken, es drehe sich alles nur um Würste.“ Und er findet Gefallen an der Nacherzählung gewisser Bauernweisheiten, die sich mit der Frage beschäftigen, ob das Fleisch eines Kalbes als Milchkalb durchgeht – was die manuelle Erkundung der hinteren Körperöffnung des Kalbes erfordert. Wenn Walker gerade keine Mahlzeiten plant oder ein Weingut besucht, kümmert er sich ganz wie Bruno um die Geschäfte. Dann zieht er sich in sein Büro zurück, das sich im Taubenschlag befindet, wo er fast alle seine Texte schreibt –wenigstens 1.000 Wörter pro Tag. „Der klassische Traum eines Journalisten“, sagt er. ■

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Über den Autor Martin Walker wurde 1947 in Schottland geboren. Er ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und stand 25 Jahre lang im Dienst von „The Guardian“. Bislang sind zwölf Romane über Kommissar Bruno erschienen. Hinzu kommt „Brunos Gartenkochbuch“, das Walker gemeinsam mit seiner Frau Julia Watson verfasst hat. Der 13. Band „Französisches Roulette“ erscheint am 28. April 2021. Auf der Webseite brunochiefofpolice. com (auch auf Deutsch) verrät Walker Brunos Geheimnisse wie dessen Lieblingsrezepte, seine Playlists mit Chansons und Weintipps.

Wir verlosen 5 Exemplare des neusten Bruno-Bandes „Französisches Roulette“ Teilnahme unter www.frankreichmagazin.org/ Gewinnspiel

Das Château de la Jaubertie diente Heinrich IV als Jagdschloss. Hier wird mit der Cuvée Mirabelle ein favorisierter Wein des Kommissars produziert.



Rue du Général Leclerc 12, 14113 Villerville, Frankreich Tel.: + 33 (0)2 31 87 20 22 biendormir@bellevue-hotel.fr www.bellevue-hotel.fr

Das Hotel***-Restaurant Le Bellevue liegt in Villerville, Normandie, zwischen Honfleur und Trouville-Deauville. Das reizende Hotel hat 22 Zimmer und vier Suites mit Meerblick. Genießen Sie im Restaurant die traditionelle, hochklassige Küche mit Fisch, Meeresfrüchten und Hummer.


CHRISTINE CAZON Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

Alles Käse „Probier‘ doch etwas von dem Käse, Christjann.“ Stolz schob man mir beim ersten Essen auf dem Hof in den französischen Bergen eine riesige Platte zu mit – äh – ja mit was eigentlich? Ich zögerte. Frisch aus Deutschland im tiefsten Frankreich eingetroffen, wusste ich immerhin , dass ich mir eines oder mehrere Stücke abschneiden und nicht etwa einen ganzen Käse nehmen sollte. Denn die Geschichte des deutschen Austauschschülers, der hilflos vor einer Käseplatte saß, die ihm nach dem Essen zugeschoben wurde, hatte mir mein Ex-Freund Jean-Luc nicht nur einmal erzählt: „Nimm dir!“, hatte man auch den schüchternen Jungen aufgefordert und eine einladende Geste zur gut bestückten Platte gemacht. Sein verzweifelter Befreiungsschlag mit der Gabel endete im Camembert, den er auf seinen Teller plumpsen ließ und angestrengt aufmampfte. Die französische Gastfamilie sah fassungslos zu. Ich war mir also darüber im Klaren, dass man genau wissen sollte, wie das mit dem Käse an einer französischen Tafel läuft. Und wie man ihn mundgerecht portioniert. Glücklicherweise hatte mich Jean-Luc vorbereitet. „Was machst du denn da?“, hatte er einst in inquisitorischer Manier gefragt und auf den Camembert gedeutet. Ich hatte das Messer angesetzt, um eine Scheibe des runden weißen Käses abzuschneiden. „Mais non! Den Camembert schneidet man wie eine Torte in kleine Dreiecke, damit jeder etwas von der Rinde und vom weichen Herzen bekommt!“, erklärte er streng. Jetzt saß ich erneut vor einer Käseplatte, und man hielt mir aufmunternd das Messer entgegen. Bevor ich auf den kleinen Hof in Frankreich kam, war ich nur Frischkäse und jungen Gouda gewohnt. Und hin und wieder etwas Camembert, zumindest, solange er nicht aus der Schachtel lief und übel roch. „Aber Käse stinkt doch nicht, er riecht nur manchmal intensiv“, hörte ich Jean-Luc sofort wieder sagen. Ansichtssache. Denn die Varianten, die mir hier angeboten wurden, liefen entweder von alleine davon oder sie waren verschimmelt – und intensiv rochen sie sowieso. So viel stand fest: Essen konnte ich „das“ nicht. Tapfer schnitt ich ein Tortenstück aus einem runden Frischkäse und erklärte radebrechend, dass mir die anderen Sorten zu „fremd“ seien. Meine Tischgenossen lachten und erzählten mir von wirklich fremdartigen Exemplaren: In Korsika esse man Käse, der von Würmern bewohnt ist:

Casgiu Merzu. Igitt. Ich trank einen Schluck Rotwein und schielte auf meinen Teller, ob sich dort etwas bewegte. Aber nein, alles gut. Ich holte Luft, probierte tapfer und stellte erleichtert fest: Oh, davon hätte ich mehr nehmen sollen! Der Käse war cremig, mild und sehr schmackhaft. Damit war das Eis gebrochen: Bald half ich bei der hauseigenen Produktion mit, lernte erst Frischkäse zu machen und löffelte die gestockte Milch mit einer Kelle in kleine Plastikformen. Später erfuhr ich, wie man Hartkäse herstellt und schüttete die erhitzte, gestockte und wieder aufgebrochene Masse in größere Formen. Übrigens stammt das Wort fromage ursprünglich von formage, von der Form, die man der Milch gab. Bald folgte der nächste Schritt: ich rieb Tag für Tag Salz und später auch die Schimmel-Bakterien, die sich in Form von Härchen auf dem Käse gebildet hatten, in den Laib ein und drehte und wendete ihn. Ich sah die Rinde entstehen, die dem Käse das Aussehen und den eigenen Geschmack gibt. Frischkäse braucht nicht zu reifen und ich aß ihn am liebsten, kaum dass ich ihn aus den Förmchen gestürzt hatte. Einmal waren beim Verkauf auf dem Markt ein paar übrig geblieben und ich beobachtete, wie sie sich veränderten. Nach einer Woche waren sie zusammengesackt und schrumpelig, und als ich einen anschnitt, lief er fast davon. Ich war entsetzt, probierte ihn aber mutig und es war, als ob der Käsegott mir höchstpersönlich ein Zeichen gegeben hatte. Was für ein Genuss! Welch Offenbarung! Im Laufe jenes Jahres lernte ich, dass echter Käse lebt, dass sich Konsistenz, Geruch und Geschmack verändern: Der Käse „reift“, sagt man nicht umsonst. Fortan liebte ich Käse in jedem Stadium. Stolz schickte ich ein kleines Exemplar aus meiner ersten eigenen Produktion nach Hause. Ich weiß nicht genau, wie viele Tage er unterwegs war, aber meine Mutter war unangenehm überrascht, als sie das Paket öffnete und auf einen stark riechenden und vermutlich verschimmelten Käse stieß – den sie mit spitzen Fingern entsorgte. So gerne sie an meinen Künsten teilhaben wollte: „das hier“ konnte sie nicht essen, gestand sie mir später. „Mama“, sagte ich gekränkt. „Das war ein echter Käse! Nur ein bisschen gereift!“ Dass sie froh sein könne, dass ich meine Auszeit nicht auf einem korsischen Bauernhof genommen hatte, habe ich ihr verschwiegen. Denn dann hätte ich ihr wohl einen von Würmern bewohnten Käse geschickt. •

PORTRÄT CHRISTINE STEPHAN GABRIEL

„Was machst du denn da?“, fragte Jean-Luc in inquisitorischer Manier, als ich mir den Camembert vornahm.

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Märkte in Südfrankreich

Trüffel, Trödel bunter Trubel

© JOFFREY REVOY-OFFICE DE TOURISME DES BASTIDES

&

Issigeac

Bienvenues au marché! Duftendes Obst, aromatische Kräuter, frischer Fisch undgeschäftiges Treiben: Dies sind dieschönsten Märkte in Südfrankreich.

TEXT SUZANNE BERGMAN

Issigeac Streifzug durch das Dorf

An der Grenze zwischen der Dordogne und dem Lot-et-Garonne liegt das mittelalterliche Städtchen Issigeac mit seinen wie ein Schneckenhaus verschlungenen Straßen. Fast das ganze Jahr über ist hier sonntagmorgens Markt, aber im Sommer ist er am belebtesten. Auch bei Gastronomen und Einheimischen aus der Region ist dieser Markt beliebt. Köstliche Gerüche und schöne Melodien einheimischer Musiker machen den Rundgang zu einem Erlebnis. Der Bummel entlang des riesigen Angebots an biologischen,

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hausgemachten und/oder regionalen Produkten führt fast durch das gesamte Dorf. Vergessen Sie nicht, hin und wieder von den Ständen aufzublicken, zum Beispiel am Bischofspalast und am Maison des Têtes mit seinen grinsenden Köpfen. Oder am Maison Champignon, das unten schmaler ist als oben, damit die Fuhrwerke durch die Gasse passten. Was für ein schönes Dorf! Kommen Sie im Sommer früh und - persönlicher Tipp der Chefredakteurin - vergessen Sie nicht, an welchem Eingang Sie Ihr Auto geparkt haben, sonst riskieren Sie, später am Tag in der Hitze > endlos durch den Ort laufen zu müssen.

© SOPHIE SPITERI


FRANKREICH MAGAZIN 25 Aix-en-Provence


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© A.ISSOCK-OTMNCA

Nizza


Märkte in Südfrankreich

TIPPS • In der Hochsaison sollten Sie nicht nach 10.30 Uhr kommen. Danach wird es schwierig, einen Parkplatz zu finden. • Käse oder Nougat werden oft grammweise verkauft, und das kann sich ganz schön summieren. Zeigen Sie deshalb auf das Stück, das Sie kaufen möchten und fragen Sie nach dem Preis. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen an der Kasse. • Sie möchten wissen, wo und wann in Ihrer Nähe Märkte stattfinden? Schauen Sie unter jours-de-marche.fr (regelmäßige Märkte), brocabrac.fr , vide-greniers.org (Flohmärkte/ Trödelmärkte). Oder laden Sie die App Appli marchés herunter.

Wenn Sie in Nizza sind, dann sollten Sie sich den Markt auf dem Cours Saleya nicht entgehen lassen. Eine Institution, die man auch den „Markt der Märkte an der Côte d’Azur“ nennt. Zum Glück ist er kaum zu übersehen, denn in der Hochsaison findet er täglich außer montags im alten Zentrum statt. Unter bunt gestreiften Markisen finden Sie ein vielseitiges Angebot an saisonalem Obst und Gemüse. Hinzu kommt das Beste aus dem Meer, das nur eine Straße weiter rauscht weiter. Eine Socca (Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl) sollten Sie unbedingt kosten, oder wählen Sie doch eine andere Spezialität aus Nizza wie die Pissaladière? Teil des Marktes - oder ist es eigentlich andersherum? - ist der Blumenmarkt. Mit einer mehr als 120-jährigen Geschichte ist er einer der Ältesten Frankreichs. Auch wenn sie nicht in den Koffer passen, die bunten Geranien, lila Fuchsien und anemonenblütigen Dahlien sind einen Bummel wert. Wenn Sie im Sommer morgens auf dem Markt waren, kommen Sie ruhig abends wieder zum Kunsthandwerksmarkt mit seinen Ständen voller Schmuck, Töpferwaren und Kunst. Übrigens braucht man sich hier auch montags nicht zu langweilen: Dann findet ein unglaublich stimmungsvoller Antiquitäten- und Trödelmarkt statt.

Saint-Tropez

© JEAN-LOUIS CHAIX

Nizza Der Markt der Märkte an der Côte

Saint-Tropez Lavendelseife & Hippie-Schmuck

Einer der angesagtesten südfranzösischen Märkte ist der in Saint-Tropez. Am Dienstagund Samstagvormittag bildet die Place des Lices bis 12.30 Uhr die Kulisse für ein buntes Treiben. Im Schatten der Platanen bieten die Stände allerlei Waren an: von Lavendelseife bis hin zu allem, was man für ein gutes Essen oder zur Dekoration des Hauses braucht, aber auch bunte Weidenkörbe, Hüte und fröhliche Kleider, Kaftane und Schmuck im „Ibiza-Stil“. Ungeduldige oder gelangweilte Mitreisende können Sie auf einer der vielen Terrassen rund um den Markt „parken“. Es gibt auch eine Ecke, die für Trödler reserviert ist. In der Hochsaison ist der Markt nur schwer mit dem Auto zu erreichen, es sei denn, Sie kommen früh an. Es ist besser, die Fähre vom Hafen von SainteMaxime nach Saint-Tropez zu nehmen (15 Minuten), oder Sie steigen in Les Issambres > auf die Fähre.

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Märkte in Südfrankreich

Sanary-sur-Mer

Apt Für alle Sinne

Der Markt in Apt darf sich aufgrund seiner Atmosphäre und Authentizität als einer der 100 schönsten Märkte Frankreichs (marchés d’exception) bezeichnen. Das war schon im Mittelalter der Fall, als dieser Markt in der Vaucluse Besucher von nah und fern anlockte. Fünf Jahrhunderte später säumen am Samstagmorgen immer noch Marktstände die Straßen und Gassen des Dorfes, vom Rathaus bis zum Cours Lauze de Perret. Es ist ein Markt für alle Sinne: Sie finden hier die schmackhaftesten und schönsten Produkte aus der Region, darunter kandierte Früchte, Trüffel und die typischen Töpferwaren, für die Apt bekannt ist. Mehr als dreihundert Standbetreiber bieten ihre Produkte feil, manche seit mehreren Generationen. Das Angebot reicht von saisonalem Obst und Gemüse bis hin zu den cremigsten (Ziegen-)Käsesorten, von getrockneten Blumen und Lavendel bis hin zu prächtigen Hüten in den fröhlichsten Farben. Im Juli und August pendelt ein kostenloser Bus von einem der beiden Hauptparkplätze zum Zentrum von Apt. Sie können am Samstag nicht dabei sein? Auch der Bauernmarkt am Dienstag ist sehr lohnenswert.

Villeneuve-lès-Avignon Bringen Sie eine Tasche mit

Wenn Sie auf der Suche nach schönen alten Schätzchen sind, ist die Provence ebenfalls eine gute Adresse. Trödelmärkte, Brocantes, Vide-greniers, Marchés aux puces: Es gibt viele Gelegenheiten, etwas Schönes zu ergattern, und das oft günstig. Zum Beispiel ist der Trödelmarkt von Villeneuve-lès-Avignon - ja, genau, in der Nähe von Avignon - an Samstagen als einer der Besten in Südfrankreich bekannt. Antiquitätenhändler von nah und fern wissen ihn zu finden. Doch auch wer kein Geschäft betreibt, kann hier erfolgreich nach Perlen tauchen. Unterhalb der mittelalterlichen Festung Saint-André bieten etwa hundert Stände alles an, von Möbeln bis zu Silberwaren, von Spielzeug bis zu Küchenutensilien, von Steingut bis zu Kristall. Nehmen Sie auf jeden Fall eine Tasche mit: Es ist unwahrscheinlich, dass Sie mit leeren Händen nach Hause gehen. Außerdem besteht eine gute Chance auf einen Plausch - der Markt ist auch für seine freundliche Atmosphäre bekannt. Ein Getränk und ein Snack sind ebenfalls drin. Sie können Ihre Einkäufe sogar mit ein paar Austern feiern!

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Apt

Saint-Rémy-de-Provence

Uzès Fest der Trüffel und Oliven

Seit dem 13. Jahrhundert - 1241 um genau zu sein ist die Place aux Herbes in Uzès im Département Gard das Herz eines lebendigen Marktes. Mehr als 200 Händler bieten hier am Samstagvormittag eifrig ihre Waren an. Der Platz allein reicht nicht aus: Wenn Sie an all den Ständen entlang schlendern, kommen Sie durch verschiedene Gassen im Zentrum dieser schönen Stadt. Regionale Köstlichkeiten, Obst, Gemüse, Oliven, Sie füllen Ihre Einkaufstasche im Nu. Aber auch wenn Sie auf der Suche nach genau dem einen Traumschal, einem spannenden Frankreich-Krimi oder farbenfroher Töpferware sind, liegen Sie hier richtig. Der Vormittag wird wie im Flug vergehen! Auch der Mittwochsmarkt ist einen Besuch wert, obwohl er viel kleiner ist - und daher weniger überlaufen. Hier finden Sie regionale Spezialitäten wie den Ziegenkäse Pélardon, Wein aus der Region, Fougasses und andere provenzalische Brotsorten sowie Olivenöl. Uzès ist stolz auf seine Produkte. Diese werden das ganze Jahr über mit festlichen Veranstaltungen ins Rampenlicht gerückt. Im Januar gibt es ein Trüffelwochenende, im Juni eine Knoblauchmesse und im April ein Oliven-Festival. Und dann wäre da noch der Abendmarkt dienstags im Sommer, mit > Verkostungen und Musik.


© OTI PAYS APT LUBERON

Regionale Köstlichkeiten, Obst, Gemüse, Oliven, Sie füllen Ihre Einkaufstasche im Nu. Der Vormittag wird wie im Flug vergehen!

Villeneuve-lès-Avignon

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Märkte in Südfrankreich

Sanary-sur-Mer

Sarlat

Sarlat Mittelalterliche Umgebung

Sarlat-la-Canéda in der Dordogne mit seinem schönen mittelalterlichen Zentrum war schon Schauplatz vieler französischer Filme. Die Stadt ist auch eine zauberhafte Kulisse für die Märkte am Mittwoch und Samstag, deren Besuch sich lohnt. Alle saisonalen Produkte, für die das Périgord so bekannt ist, werden Sie dort finden. Und davon gibt es viele: Erdbeeren, Kastanien, Walnüsse, schwarze Trüffel, Cabécou-Käse, Magret de Canard (Entenbrust), die besten Weine aus der Region und vieles mehr. Wenn die Bauern und anderen Produzenten am frühen Samstagnachmittag ihre Sachen zusammenpacken, brauchen Sie noch nicht nach Hause zu gehen. Es bleibt immer noch viel zu sehen (und zu kaufen) an den Ständen voller anderer regionaler Produkte wie Taschen, Kleidung und handgemachte Geschenke. Besuchen Sie donnerstags den Biomarkt an der Place de la Poste und bei Regen (oder auch sonst) den überdachten Markt in der Kirche Sainte-Marie aus dem 12. Jahrhundert.

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Sanary-sur-Mer Exzellent und gastfreundlich

Fast drei Millionen Franzosen haben zum Abschluss der TF1-Sendung „Votre plus beau marché“ 2018 ihr Votum abgegeben. Und welcher wurde der schönste Markt? Der in Sanary-surMer, in der Region Var. „Grand, convivial et sympa“ (groß, gastfreundlich und symphatisch) sagen die Einheimischen. Ein Urteil, dem sich die Experten anschließen. Trotz der Größe des Marktes kennt sich hier jeder beim Vornamen. Ob Sie als Urlauber das auch hinbekommen, ist natürlich eine andere Frage. So oder so aber ist das Angebot köstlich: viel frischer Fisch, Zitronen, Orangen und die örtlichen Spezialität: Oliven. Die Händler bauen jeden Mittwochvormittag emsig mehr als 300 Stände auf. Sie beginnen unter den Platanen der Allée Estienne d’Orves und führen entlang des malerischen Hafens zum Quai Charles de Gaulle. Ein Mittagessen mit Blick auf die Boote ist der perfekte Abschluss eines Besuchs. Auch wenn der Markt seinen ersten Platz 2019 an den von Montbrison in der Region Rhône-Alpes abtreten musste, ist er unverändert groß, wunderbar gastfreundlich und nett wie 2018.


© OTI PAYS APT LUBERON

Apt

Carpentras Aus zweiter Hand und mit eigener Vorgeschichte

Eine entspannte Atmosphäre, tolle Fundstücke zu einem guten Preis - und keine Notwenigkeit zum frühen Aufstehen! Das ist kurz gesagt der Flohmarkt von Carpentras. Es ist ein Puces-brocante, mehr als ein Flohmarkt, aber nicht so schick wie ein Antiquitätenmarkt - daher die besseren Preise. Auch hier können Sie Antiquitäten finden, doch Sie müssen genau hinschauen, um sie aufzustöbern. Wenn es nichts Wertvolles ist, wonach Sie suchen, so stoßen Sie bestimmt auf etwas anderes, das Ihnen Freude bereitet. Die Verkäufer erzählen Ihnen gerne die Geschichte hinter der schönen Lampe oder der alten Dose und helfen Ihnen, wo sie nur können. Normalerweise stehen hier etwa zweihundert Stände, die erst gegen 10 Uhr öffnen. So können Sie vorab in Ruhe frühstücken, bevor Sie sich in den Trubel begeben. Wenn Ihnen das noch nicht genug ist, können Sie die großen Trödelmärkte besuchen, die an einigen Wochenenden im Jahr ausgetragen werden. Rund 800 Stände bieten dann alles von Büchern und Karten bis hin zu Textilien und Möbeln.

Saint-Rémy-de-Provence Van Goghs Inspiration

Nostradamus stammte von dort und Vincent van Gogh war während seines Aufenthalte im Kloster Saint-Paul de Masole und in der psychiatrischen Klinik fasziniert vom Licht und der umliegenden Landschaft. Auch heute ist Saint-Rémy-deProvence einen Besuch wert. Mittwochmorgens findet hier ein Markt statt, der Sie zum Staunen bringt. Honig, Blumen, Stoffe, Kräuter, Oliven und natürlich Obst und Gemüse: Das Angebot ist riesig und zieht sich von Stand zu Stand durch die schmalen Gassen der schönen Altstadt. Wenn Sie nicht wüssten, dass Sie sich gerade in der Provence befinden, dann wird es Ihnen bei all dien wunderbaren lokalen Produkten spätestens hier klar. In der Hochsaison findet dienstags ein Nachtmarkt statt, auf dem nur die besten Künstler und Handwerker vertreten sind - die Auswahl ist streng! Sie verkaufen unter anderem Keramik, Hüte, Seife, Wohnaccessoires und Nougat. Welchen Markt auch immer Sie besuchen: lassen Sie sich genügend Zeit um an den Orten vorbeizuschlendern, an denen Vincent van Gogh Inspiration für einige der > 150 Gemälde fand, die er hier schuf.

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Märkte in Südfrankreich

Aix-en-Provence

Carpentras

Uzès

Les Vans Großartig am Morgen

Kein Einheimischer verpasst ihn, den morgendlichen Samstagsmarkt in Les Vans, in der Ardèche. Nach althergebrachter Tradition kommen Einheimische und Landbewohner gerne hierher, sowohl zum Plaudern als auch zum Einkaufen. Das Angebot ist zu jeder Jahreszeit enorm, wobei es besonders im Sommer nahezu unmöglich ist, an den gut 300 bis 400 Ständen nicht etwas zu entdecken, was einem gefällt. Nehmen Sie sich den ganzen Vormittag Zeit dafür! Auf dem Place du Marché mit seinem zentralen Brunnen finden Sie alles, was Sie für ein schönes Essen brauchen. Natürlich sind auch die regionalen Produkte gut vertreten: von der südfranzösischen Caillette (eine Art Frikadelle mit Gemüse) bis zu Lou Pisadou, einem Gebäck mit Kastaniencreme. Wenn Sie von Stand zu Stand gehen, landen Sie automatisch auf der Place Ollier, wo Sie hauptsächlich Kleidung, Schmuck, Töpferwaren und andere, oftmals handgemachte Produkte finden.

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Aix-en-Provence Regionale Köstlichkeiten

In Aix-en-Provence ist im Sommer immer etwas zu tun. Nein, wirklich: Egal an welchem Tag Sie die stimmungsvolle Stadt besuchen, es ist Markt. Unter den Platanen auf der atmosphärisch schönen Place Richelme gibt es jeden Tag bestes Obst und Gemüse in allen Farben, Honig, Olivenöl, Käse und andere regionale Köstlichkeiten. Le grand marché kommt dienstags, donnerstags und samstags dazu. Dann wird das Angebot auf weitere Köstlichkeiten ausgedehnt, aber auch Trödel, Töpferwaren und anderes (Küchen-)Zubehör sowie Kleidung, Taschen und Hüte werden feilgeboten. Die Place Richelme allein reicht dann nicht mehr aus, der Markt breitet sich bis in die umliegenden Gassen aus. Und das ist noch nicht alles: Auf dem täglichen Blumenmarkt können Sie auch einen schönen Urlaubsstrauß ergattern. Apropos bunt: Selbst wenn Sie keine Blumen kaufen, wird die Farbenpracht Ihre Stimmung unweigerlich weiter heben. Und dann ist das noch der Büchermarkt, jeden ersten Sonntag im Monat, für Liebhaber alter und gebrauchter französischer Bücher. 



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Mit der Sonne kochen Kulinarische Reise durch die Provence Auf der Suche nach kulinarischen Traditionen fuhr Annette Spaan in die Provence. Sie wurde von Spitzenköchen unterrichtet, aß in einem Trüffelrestaurant und entdeckte so die kreative neue Küche des Südens – aber nicht nur das. 

TEXT & FOTOGRAFIE ANNETTE SPAAN

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„Die provenzalische Küche ist so schlicht, weil wir so tolle Zutaten haben, dass man nichts hinzuzufügen braucht.“

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C

hefkoch Jean-Jacques Prévôt taucht einen Pinsel in seinen Melonensamen-Sirup von 1999 und malt eine provenzalische Landschaft. Eine Farbe auf Melonenbasis, das habe ich noch nie gesehen. Wir sind in seinem Restaurant La Maison Prévôt in Cavaillon. Ausgezeichnet mit einem MichelinStern, ist es berühmt für seine Melonen. Jean-Jacques: „Als ich das erste Mal nach Cavaillon kam, servierte man zu meiner Überraschung Melone nur mit Schinken oder mit Getränken wie Port- oder Muskatwein. Ich beschloss, ‘der Koch der Melone’ zu werden.“ Jean-Jacques hat hundert Melonenrezepte erfunden und serviert seit 39 Jahren ein Menü, das ausschließlich auf Melone beruht. Sogar die Liebe hat er über die Frucht gefunden: „Eines Tages hatte ich eine Panne in Cavaillon. Während der Wagen repariert wurde, ging ich auf den Markt und sah eine schöne Frau, die Melonen verkaufte. Wir haben uns verliebt und geheiratet.“ Sein ausgefallenstes Melonenrezept, meint der 66-jährige Küchenchef, sei Melon cocotte au homard, Melone mit Hummer-Bouillabaisse.

Küche der Sonne Jean-Jacques lässt mich den Melonensirup kosten, den er nicht zum Kochen verwendet. Unvorstellbar, dass der 21 Jahre alte Saft immer noch gut schmeckt. „Es ist perfekt konserviert dank der Qualität der Melone und des Zuckers.“ In der Küche des Restaurants gibt Jean-Jacques Kochunterricht. Er zeigt mir, wie er seine Vinaigrette macht aus Melonenkernen, Olivenöl, Limettenschale und -saft, Camargue-Salz und Pfeffer. Dann kreiert er eine schöne „Rose“ aus Melonenscheiben und geräuchertem Schellfisch, die er mit der Vinaigrette übergießt. Er dekoriert den Teller mit Pinienkernen und Blumen. „Die Melone muss von extrem guter Qualität sein, um damit zu kochen. Sie muss fest, saftig und knackig sein. Sie sollten eine auswählen, die schwer in der Hand liegt, zu leicht ist nicht gut.“ Obst ist wichtig in der provenzalischen Küche, so werden auch Erdbeeren, Kirschen und Feigen gerne verwendet. Jean-Jacques: „Die Provence hat eine Küche aus Obst und Gemüse, es ist die Küche der Sonne. Sie ist einfach, aber vielseitig und schmackhaft. Auf den Märkten der Provence finden sich so viele frische Zutaten, Gewürze und Aromen.“ Neben dem saisonalen Melonenmenü serviert er auch andere Gerichte: „Ich spiele mit dem, was die Jahreszeiten mir geben, wie Spargel im Frühling, Tomaten im Juli und August, Pilze im Herbst und

Die neue kreative Küche des Südens Trüffel im Januar und Februar.“ Der schwarze Trüffel, der Tuber Melanosporum (auch PérigordTrüffel genannt), mit dem Jean-Jacques im Winter kocht, ist eines der Hauptprodukte des Departements Vaucluse. Trüffel sind Pilze, die unterirdisch, neben den Wurzeln bestimmter Bäume, wachsen. 70% dieser schwarzen Trüffel werden in Frankreich auf den Märkten im Vaucluse verkauft. Im Dorf Ménerbes nehme ich das Mittagessen im Maison de la Truffe et du Vin du Luberon ein, einer Institution für Trüffel und die Weine des Luberon. Von der Terrasse aus blicke ich bei einem Salat mit Spargelcreme und Sommertrüffel auf die Berge und Felder. Chefkoch Pierre Martres widmet sein gesamtes Menü dem Trüffel. Die neuere Trüffelkultur begann im 19. Jahrhundert im Dorf SaintSaturnin-lès-Apt, als der Bauer Joseph Talon entdeckte, dass Trüffel oft unter Eichen wachsen. Er pflanzte Eichen auf seinem Land und wurde zehn Jahre später mit Trüffeln reich. Als sein Geheimnis gelüftet wurde, wuchs die Zahl der „Trüffelfarmen“ im Vaucluse und in ganz Südfrankreich rasant an. Neben dem Tuber Melanosporum - mit dem Spitznamen „schwarzer Diamant“ erntet man im Luberon auch Tuber Brumale und den Sommertrüffel Tuber Aestivum. Als nächstes kommt ein Pastagericht auf den Tisch: Tagliatelle mit schwarzem Trüffel und Gänseleber. Auch das Dessert aus demselben Trüffel ist eine Geschmackssensation: gekochter Apfel in Karamell und Trüffelsauce mit Haselnuss. Im Restaurant verrät man mir ein paar Geheimnisse des Kochens mit diesem außergewöhnlichen Pilz: Das Trüffelaroma sollte nicht dominieren, es ist wichtig, dass > man das Gericht schmeckt. Mit Butter kombi-

Eröffnungsseiten: Naschwerk der Patisserie Jouvaud. Links,im Uhrzeigersinn: Chef Pierre Martres; Meloengericht von chef Jean-Jacques Prévôt; Auberge La Fenière; Zutaten für den Kochkurs von Maison de la Tour. Diese Seite: Jean-Jacques Prévôt mit seiner Melonenkreation.

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Die neue kreative Küche des Südens niert, lässt sich der Trüffel am besten herausschmecken. Sommertrüffel sollte man besser nicht kochen, und der schwarze Trüffel verliert seinen Geschmack, wenn man ihn über 80 Grad erhitzt.

Bouillon de Vie In Cadenet besuche ich die Auberge La Fenière , eine Kombination aus Restaurant, Hotel und Kochschule. 1995 ergatterte das Restaurant unter der Leitung von Chefköchin Reine Sammut einen Michelin-Stern, den es bis heute behauptet. Heute ist Tochter Nadia Sammut Küchenchefin. Wegen der Gluten- und Laktoseintoleranz der 39-jährigen Nadia war Essen für sie früher kein Quell der Freude, sondern es machte sie krank. Es wurde zu ihrer Mission, gluten- und laktosefrei zu kochen und alle Menschen mit Unverträglichkeiten den Genuss guten Essens zu ermöglichen. Die Speisekarte der Auberge La Fenière ist jetzt komplett glutenfrei. Jeder, der „Probleme mit dem Essen“ hat, kann hier tafeln. Während des Kochkurses spricht Nadia über ihr Institut Cuisine Libre (Institut für freie Küche): „Es steht für Freiheit und Offenheit in der Küche, denn die Art und Weise, wie ich in der Küche arbeite, ist recht ungewöhnlich.“ Sie lässt mich einige ihrer Mehle probieren, wir sollen wissen, wie sie roh schmecken. Außerdem verstünden wir dann besser, was wir später essen. So kosten wir Reis-, Buchweizen-, Kastanien- und Kichererbsenmehl. Nadia, ursprünglich Chemikerin, ist so gut darin, Gluten zu vermeiden, dass sie sogar Couscous aus marokkanischem Kaktusmehl herstellt. Cuisine Libre steht auch für Slow Cooking und Schlichtheit: „Bodenständigkeit, Terroir und der Kontakt zur Natur sind mir sehr wichtig. Deshalb arbeite ich nur mit regionalen Produkten. Ich verwende keine bedrohten Fischsorten, sondern das, was das Meer hergibt.“ Im Gourmet-Restaurant beginnt das Menü mit einer Bouillon de Vie, einer Lebensbrühe mit Ingwer, Salbei, Kurkuma, Knoblauch und Shiitake-

Diese Seite: Haute cuisine bei L’ Agape in Avignon. Rechte Seite: im Garten des Maison de la Truffe et du Vin du Luberon; Salat mit Spargelcreme und Sommertrüffel; Kochkurs bei Nadia Sammut in der Auberge La Fenière.

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pilzen. „Alle diese Zutaten zusammen geben dem Körper viel Energie für die Verdauung“, erklärt Nadia. „Die provenzalische Küche ist so schlicht, weil wir so tolle Zutaten haben, dass man nichts hinzuzufügen braucht.“ Sie zeigt ihren schwarzen Knoblauch, den wir für den mediterranen Meerbarben-Gravlax verwenden. „Schwarzer Knoblauch ist sehr speziell und wir stellen ihn durch verlängerte Fermentation bei sechzig Grad her. Danach ist es wie eine Süßigkeit, ich mache auch ein Schokoladendessert damit.“ Zuerst backen wir die Kichererbsengalette, eine Art Pfannkuchen. „In der Provence und im Mittelmeerraum verwenden wir viel Kichererbsen. Sie können diese Galette das ganze Jahr über machen, denn für die Garnierung verwenden Sie die Blumen und Produkte der Saison.“ Für den Teig mischen wir Kichererbsenmehl, Wasser und Olivenöl. Nadia garniert die Galette mit Basilikumcreme, Kapern, Auberginenwürfeln, Minze, Zucchiniblüten und rotem Mohn.

Mit den Jahreszeiten kochen In Avignon mache ich einen Kochkurs bei Pascal Barnouin vom Restaurant Maison de la Tour. Der 54-jährige Pascal ist Maître Cuisinier de France und arbeitet mit Michelin-Sterneköchen wie JeanJacques Prévôt und Reine Sammut zusammen. Sein Kurs beginnt in der Markthalle Les Halles im Stadtzentrum beim Fischgeschäft Marée Provençale. „Ich glaube, sie verkaufen hier den besten frischen Fisch, die Leute aus anderen Dörfern kommen extra dafür her.“ Er erzählt von dem berühmten provenzalischen Fischgericht Bouillabaisse: „Man kocht zunächst eine Suppe aus kleinen Poissons de roche (Felsenfischen), Weißwein, Safran, Pastis, Fenchel, Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Piment d’Espelette. In dieser Brühe gart man dann den Fisch für die Bouillabaisse: Meeraal, Sonnenbarsch, Petermännchen, Drachenkopf, Roter Knurrhahn, Seeteufel und Wittling.“ In seinem Restaurant beginnt dann die eigentliche Lektion. Pascal verwendet gerne Gewürze in der Küche: „Nicht zu viel, aber ohne Gewürze koche ich nie.“ Wir beginnen mit zwei unterschiedlich gefüllten Zucchiniblüten, eine mit Hühnchen und die andere mit Fisch. Nach dem Unterricht serviert er im Hofgarten frische Austern und Tellin (Dreiecksmuscheln). Was für ein Fest ist diese provenzalische Küche mit ihren frischen und gesunden Zutaten. Nicht nur am Tisch, sondern schon beim Zubereiten! Oder wie Pascal sagt: „Die Provence ist ein großartiger Ort zum Kochen. Alles was man braucht, findet man hier > in der Nähe.“


„Bodenständigkeit, Terroir und der Kontakt zur Natur sind mir sehr wichtig. Deshalb arbeite ich nur mit regionalen Produkten.“

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Was für eine Fest ist die provenzalische Küche. Nicht nur auf dem Tisch, sondern schon am Herd !

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Die neue kreative Küche des Südens Tipps & Adressen (SPITZEN)RESTAURANTS & KOCHKURSE (S. TEXT) ☛ Maison Prévôt* 353, Avenue de Verdun, Cavaillon +33 (0)4 90 71 32 43 maisonprevot.com

☛ Auberge La Fenière* 1680, Route de Lourmarin, Cadenet +33 (0)4 90 68 11 79 aubergelafeniere.com

☛ Maison de la Tour 9, Rue de la Tour, Avignon +33 (0)9 86 22 29 73 maison-de-la-tour-restaurantavignon.com

WEITERE RESTAURANTS ☛ Maison de la Truffe et du Vin (auch Weinverkostung) Alles dreht sich hier um Trüffel. Schöner Garten. Place de l’Horloge, Ménerbes +33 (0)4 90 72 38 37 vin-truffe-luberon.com

☛ Restaurant L’Agape Kreative, moderne Gerichte, die auf Klassikern beruhen. 21, Place des Corps Saints, Avignon +33 (0)4 90 85 04 06 restaurant-agape-avignon.com

☛ Patisserie Jouvaud

SCHLAFEN

Erstklassige Adresse! 40, Rue de l‘Évêché, Carpentras (ook in Avignon en L‘Isle sur la Sorgue) +33 (0)4 90 63 15 38 patisserie-jouvaud.com

☛ Auberge La Fenière

☛ Musée de la Lavande Verkostung kulinarischer Lavendelprodukte. 276, Route de Gordes, CS50016, Coustellet +33 (0)4 90 76 91 23 museedelalavande.com

☛ Nougats Silvain Frères Köstlicher weißer Nougat. 4, Place Neuve, Saint-Didier +33 (0)4 90 66 09 57 nougats-silvain.fr

Mont-Ventoux Berlingot-Bonbons und andere Süßigkeiten. 1184, Avenue Dwight Eisenhower, Carpentras +33 (0)4 90 63 05 25 berlingot-carpentras.com

WEINVERKOSTUNG ☛ La Cavale

12, Rue Sainte-Cécile, Oppède le Vieux +33 (0)4 90 76 74 01 lepetitcafe.fr

3017, Route de Lourmarin, Cucuron +33 (0)4 90 77 22 96 domaine-lacavale.com

☛ La Ferme de Gerbaud Bauernhof mit aromatischen Kräutern. 84160 Lourmarin +33 (0)4 90 68 11 83 plantes-aromatiques-provence. com/home.html

☛ Maison d’hôtes La Prévôté Gemütliche Zimmer an einem provenzalischen Garten. Mit Gourmet-Restaurant. DZ ab C  130 4, Rue Jean-Jacques Rousseau, L’Isle-sur-la-Sorgue +33 (0)4 90 38 57 29 la-prevote.fr

☛ B&B La Banasterie ☛ Confiserie du

☛ Le Petit Café

KULINARISCHES

Geschmackvoll eingerichtete Zimmer und Suiten mit sehr schönem Garten mit Schwimmbad. Fantastisches Frühstück. DZ ab C  100. 1680, Route de Lourmarin, Cadenet + 33 (0)4 90 68 11 79 aubergelafeniere.com

☛ Office Tourisme Carpentras – Espace Terroir Verkostung der Weine von kleinen Weingütern. 97, Place du 25 Août, Carpentras ventouxprovence.fr

Diese Einrichtung des Hauses aus dem 16. Jahrhundert passt direkt in die Vogue. DZ ab C  115. 11, Rue de la Banasterie, Avignon +33 (0)4 32 76 30 78 labanasterie.com

MIT DANK AN: • Vaucluse Provence Attractivité provenceguide.com • Atout France - Frans Bureau voor Toerisme france.fr | atout-france.fr • Avignon Tourisme avignon-tourisme.com • OT Pays d’Apt Luberon luberon-apt.fr • OT Luberon Coeur de Provence luberoncoeurdeprovence.com

Links im Uhrzeigersinn: Chefköchin Nadia Sammut mit ihrem Kichererbsen-Galette; Gemüse in der Küche von Maison de la Tour; Kochstunde bei Küchenchef Pascal Barnouin; Mittagessen in Maison de la Tour. Oben: Provenzalische Keramik.

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© C.DESCHAMPS ADT AUDE

© VINCENT PHOTOGRAPHY OT CSM

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Aude, Natur erleben


Wenn Sie an Aude denken, denken Sie an Carcassonne, an mittelalterliche Schlösser und weite Sandstrände. Doch unsere schöne Region in Okzitanien hat noch viel mehr zu bieten, ohne dass Sie weit zu fahren brauchen. Denken Sie an... … Kajakfahren auf der Lagune von Sigean. Paddeln Sie durch mediterrane Natur entlang der Weinberge, Seen und wilden Inseln. Sie werden Fische und Muscheln entdecken und auf der kleinen Insel Aute picknicken.

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© C.BAUDOT / OT GRAND NARBONNE

… Erlebnisse am Canal du Midi. Der Kanal ist Welterbe der UNESCO und begeistert Bootsfahrer, Radfahrer und Wanderer gleichermaßen. In Somail aus dem 17. Jahrhundert können Sie Rad fahren, die alte Bibliothek besichtigen oder in einem schwimmenden Lebensmittelladen einkaufen. … Weinkurse auf einem Château. Das Château de Paraza am Canal du Midi bietet Seminare und Meisterkurse in Weinverkostung an. Picknicken Sie im Weinberg oder nehmen Sie an einem Workshop zur Käse- oder Trüffelverkostung teil. … Wandern entlang der Katharerstraße. Es warten Höhepunkte wie die mythischen Schlösser von Quéribus oder Peyrepertuse in den Bergen. Eine unvergessliche Wanderung zwischen dem Mittelmeer und den Pyrenäen!

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La Douce France Food-Journalist Johannes Arens verbringt seinen Urlaub konsequent in Frankreich und findet dort natürlich Inspiration für seine Arbeit. Das Backen allerdings war dem Kölner stets etwas fremd geblieben – bis mit dem Lockdown die Sehnsucht zuschlug. Der Duft von frischen Madelaines, die feine Textur von Macarons, saftige Tarte Tatins und aromatische Canalés… all das brachte ihn pendelnd zwischen Schreibtisch und Küche auf eine Reise kreuz und quer

Bon appétit Liebe geht durch den Magen. Auch die Frankreich-Sehnsucht lässt sich so pflegen. ZUSAMMENSTELLUNG ANNEKE WARDENBACH UND RALF JOHNEN

PastisBausatz

durch Frankreich. Das neue Hobby wurde schnell professionell aufgegriffen. Das Ergebnis: eine neue französische Konditoreischule mit erprobten und geografisch klar zugeordneten Rezepten, unterhaltsamen Geschichten, viel Hintergrundwissen und wundervollen stilvollen Fotos von Jennifer Braun. Online erhältlich unter: Johannes Arens „La France en Pâtisserie“ zwischengang.de

Torten-Architektur Ist das noch ein Törtchen oder schon ein Kunstwerk? Der Genuss eines solchen Gebäcks ist in einer dekadenten Umgebung natürlich am schönsten, zum Beispiel in der Patisserie von Cedric Grolet im Hotel Le Meurice. Dieser Chef-Patissier lässt sich sowohl von botanischen als auch von grafischen Formen inspirieren. Seine Patisserie an der Avenue de l’Opéra verkauft neben klassischen Desserts wie dem Paris-Brest vor allem seine kleinen Kunstwerke, die durchaus den Namen Tortenarchitektur verdienen. Die Kreationen werden auch geliefert oder zur Abholung bereitgestellt. cedric-grolet.com

© CEDRIC GROLET

Bei manch einem Bausatz macht das Zusammensetzen mehr Spaß als das Ergebnis, das dann oft nur noch als Staubfänger herumsteht. Diese Gefahr besteht hier nicht: Ist der selbst gemachte Pastis erst einmal fertig, gibt es genug Rezepte, um sich diesen „Franzosen“ munden zu lassen. https://bit.ly/3lMxWjl

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TARTES À L'ORANGE 48 FRANKREICH MAGAZIN


Die Provence schmecken

Genießen wie in Südfrankreich. Das schimmernde Mittelmeer, idyllische Hügellandschaften und herrliche Aromen – der Zauber der Provence ist unvergleichlich! Diese neue Kochschule vereint klassische bodenständige Familienrezepte mit modernen kulinarischen Schätzen des Landes.

Die Küche der Provence Autoren: Marie-Pierre Moine & Gui Gedda ISBN: 9783831041978 DK Verlag J  24,95 (D)

TARTES À L’ORANGE ORANGEN-TARTELETTS FÜR 6 PERSONEN Zubereitungszeit: 30 Min. Backzeit: 30 Min. • 1 Rezeptmenge Mürbeteig • Butter zum Einfetten • Mehl zum Bestäuben Für die Füllung • abgeriebene Schale und Saft von 2 Bio-Orangen • 2 Eier • 2 Eigelb • 200 g Crème double • 150 g Zucker Zum Belegen • 1 kleine Bio-Orange, in dünne Scheiben geschnitten • 5 EL Zucker

Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Sechs kleine Tarteformen mit gewelltem Rand und losem Boden mit Butter ausstreichen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und die Formen damit auskleiden (den Teig vorsichtig hineindrücken, aber nicht dehnen). Überstehenden Teig abschneiden. Mehrmals mit einer Gabel einstechen und 10 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Die Backofentemperatur auf 200 °C erhöhen. Für die Füllung Orangenabrieb und -saft, Eier und Eigelbe in einer Schüssel mit einem

Schneebesen leicht schaumig schlagen. Crème double und Zucker energisch unterrühren. Die Mischung in die Teigböden füllen. 18–20 Minuten backen, bis sie eben fest ist. Inzwischen für den Belag den Zucker mit 200 ml Wasser bei mittlerer Temperatur erhitzen und rühren, bis er sich aufgelöst hat. Drei Minuten köcheln lassen. Die Orangenscheiben darin 15 Minuten garen. Herausheben und auf einem Gitter abtropfen lassen. Die Tarteletts mit je einer Orangenscheibe belegen und bald servieren. >

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Die Provence schmecken

BEIGNETS DE COURGETTES


AGNEAU CONFIT AU MIEL ET AU VIN ROSÉ

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Die Provence schmecken BEIGNETS DE COURGETTES ZUCCHINIBEIGNETS

AGNEAU CONFIT AU MIEL ET AU VIN ROSÉ LAMMSCHULTER MIT HONIG UND ROSÉ

FÜR 4–6 PERSONEN

FÜR 4 PERSONEN

Zubereitung mit Garzeit etwa 40 Minuten, plus 2 Stunden zum Ruhen und Abtropfen

Zubereitung 15 Minuten Garzeit 2½ Stunden

• 1 kg Zucchini • 175 ml Erdnussöl Für den Backteig • 150 g Mehl • 1 EL Olivenöl • feines Meersalz • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer • 2 große Eier • 150 ml Milch

Eine gute Beilage zu Hauptgerichten mit Fisch oder hellem Fleisch. Man kann die fertigen Zucchinibeignets 20 Minuten auf einem sauberen Küchentuch oder einer doppelten Lage Küchenpapier im Ofen warm halten (dabei nicht zudecken). Das Mehl in eine Schüssel sieben. Das Olivenöl und eine kräftige Prise Salz zufügen, großzügig Pfeffer darübermahlen. Die Eier trennen. Die Eiweiße in eine separate Rührschüssel, die Eigelbe mit der Milch zum Mehl geben. Die Zutaten zu einem glatten Teig verrühren. Zugedeckt 2 Stunden ruhen lassen. Inzwischen die Zucchini in kleine Würfel schneiden. In einer großen Pfanne 4 EL Erdnussöl erhitzen. Die Zucchini zufügen, umrühren und zugedeckt bei niedriger Temperatur 10 Minuten dünsten, bis sie weich sind, dabei gelegentlich umrühren. In ein Sieb geben und überschüssiges Öl 1 Stunde abtropfen lassen. Die Eiweiße zu sehr festem Schnee schlagen und unter den Backteig heben. Behutsam die abgetropften Zucchini unterziehen. Mit Pfeffer würzen. Die Pfanne mit Küchenpapier auswischen. Das restliche Erdnussöl (115 ml) darin kräftig erhitzen, bis es leise zischt. Eine Platte mit einer doppelten Lage Küchenpapier auslegen. Ein Viertel der Zucchini-Teig-Mischung in esslöffelgroßen Portionen ins Öl geben. Bei recht hoher Temperatur in 2–3 Minuten goldbraun ausbacken, nach der Hälfte der Zeit die Beignets wenden. Mit einem Schaumlöffel herausheben und auf der vorbereiteten Platte abtropfen lassen. Den Rest der ZucchiniTeig-Mischung in drei weiteren Durchgängen genauso verarbeiten, dabei die Temperatur etwas verringern, falls das Öl zu rauchen beginnt. Die Beignets heiß servieren.

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• 1 Lammschulter ohne Knochen, (etwa 1,5 kg) • 4 EL Rosmarinhonig • feines Meersalz •frisch gemahlener schwarzer Pfeffer • 4 EL Olivenöl • 300 g Schalotten, fein gewürfelt • 5 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten • 500 g Karotten, geschält und in Scheiben geschnitten • 1 Stange Staudensellerie, gewürfelt • 20 kleine Zwiebeln, geschält • 1 TL geriebene Muskatnuss • 1 Rezeptmenge Infusion de Romarin (s. S. 158) • 1 Rosmarinzweig zum Garnieren

Das süßeste aller Lamm-Schmorgerichte – mit Honig und Rosé – wird vom klaren,holzigen Aroma des Rosmarins gut unterstützt. Servieren Sie dazu Karotten in Grüne-Oliven-Sahne (s. S. 82). Beide Gerichte brauchen etwas Zeit, aber man kann sie gut vorbereiten. Das Fleisch in etwa zehn Stücke schneiden, mit Honig bestreichen und leicht würzen. Einen großen Schmortopf bei mittlerer Temperatur erhitzen. Das Öl hineingeben, dann das Fleisch darin 5–8 Minuten anbraten, bis es fest wird und rundherum gebräunt ist. Schalotten, Knoblauch, Karotten, Sellerie und die kleinen ganzen Zwiebeln zufügen. Gut umrühren und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Bei sehr schwacher Hitze mit schräg aufgelegtem Deckel 15 Minuten schmoren lassen. Dann nach und nach immer wieder 1 Schöpfkelle Rosmarinsud zugießen und nur ganz leicht köcheln lassen, damit das Fleisch saftig bleibt. Den Deckel immer ein Stück offen lassen und die Temperatur sehr niedrig halten. Das Fleisch etwa 2 Stunden in dem Sud gar ziehen lassen. Gelegentlich umrühren. Vor dem Servieren abschmecken und mit frischem Rosmarin garnieren.



Sainte-Agnès

Peillon 54 FRANKREICH MAGAZIN

Saorge

Lucéram


Gemütliche Bergdörfer oberhalb der Côte d’Azur

Beherzte Hügel-Akrobaten Sie klammern sich spektakulär an Felshänge oder balancieren zierlich auf Hügelkuppen – die Bergdörfer im Hinterland von Nizza. Fotograf Paul Smit zeigt uns sein Dorf Roure und andere veritable Höhepunkte dieser Villages perchés.

Roure

 TEXT & FOTOS PAUL SMIT FOTOS LUCÉRAM UND ROURE AUCH VON MICK PALARCZYK

Roubion FRANKREICH MAGAZIN 55


Beherzte Hügel-Akrobaten

SAINTE-AGNÈS

Malerische Gassen

Eine Wolke schwebt am Horizont... nein, das ist Korsika! Kurz vor Sonnenaufgang erhebt sich die messerscharf gezackte Silhouette der Insel über dem Meer, denn dann ist die Luft klar.

Mit 760 Metern über dem Meeresspiegel ist Sainte-Agnès das höchstgelegene Küstendorf in Europa. Es wurde zum Schutz vor Überfällen der Sarazenen an einem Berggipfel errichtet. Eigentlich liegt es direkt hinter dem Gipfel; von der Küste aus kann man es nicht sehen. Doch nicht seine Lage hielt die muslimischen Piraten auf, sondern das Dorfmädchen Anne, so die Legende. Haroum, ein mächtiger Sarazene, war von ihrer Schönheit und ihrem tapferen Charakter derart betört, dass er ihre Bedingungen für eine Heirat akzeptierte: Er sollte die Piraterie aufgeben und sich zum Christentum bekehren. Die Aussicht von der Burgruine oberhalb des Dorfes ist wunderschön, aber die wahre Belohnung für den Anstieg kommt ganz oben, im mittelalterlichen Garten. Von der Grünanlage aus reicht der Blick bis zum Meer. Im Süden liegt Menton, östlich die italienische Grenze - wo die Hauptkette der Alpes Maritimes ins Meer eintaucht – und westlich Cap Martin. Eine Wolke schwebt am Horizont... nein, das ist Korsika! Kurz vor Sonnenaufgang erhebt sich die messerscharf gezackte Silhouette der Insel über dem Meer, denn dann ist die Luft klar. Sobald die Sonne aufgeht, verdunstet Meerwasser und die Insel verschwindet in den Schwaden. Es sei denn, der Mistral weht, bis weit in den Frühling hinein leuchtet dann der Schnee auf den korsischen Bergen bis zum Festland hinüber. Sainte-Agnès ist dank seiner kleinen, gepflasterten Straßen sehr malerisch. Schauen Sie sich nicht nur die beiden Hauptstraßen an, sondern auch die unteren Gassen, die viele Besucher verpassen. Nach Sonnenuntergang lässt es sich hier unter einem der hohen Bögen im Le P’tit Atelier angenehm verweilen. Die Weinbar von Ludo Coulon ist an Sommerabenden Treffpunkt der Dorfbewohner. Eine Terrasse gibt es nicht, man sitzt einfach auf den Stufen unter dem ehemaligen Stadttor. • sainteagnes.fr • Weinbar Le P’tit Atelier (3, Rue des Sarrasins). FB @ludocaviste • Hôtel-restaurant Le Saint Yves (76, Rue des Sarrasins) • Mittelalterlicher Garten (sainteagnes.fr/chateau-jardin) > • Festung, Teil der Maginot Linie (1, Place du Fort)

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Ganz oben: Sainte-Agnès gesehen von der Burgruine aus, die auf der linken Seite oben über dem mittelalterlichen Garten zu erkennen ist. Oben: Restaurant Le Saint Yves.

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Beherzte Hügel-Akrobaten SAORGE

Verflogene Ansprüche Wenn es ein Dorf gibt, das die Bezeichnung „Überflieger“ verdient, dann ist es Saorge. Auch im übertragenen Sinne, denn Saorge hatte hohe Ansprüche. An einem schwindelerregend steilen Hang stehen wolkenkratzerartige Häuser mit bis zu sieben Stockwerken. Es gibt sogar eine Stelle, an der man ein Haus unten betreten und dann dreizehn Stockwerke emporklimmen kann. Denn unbemerkt geht es von einem der unteren Gebäude über eine der überdachten Gassen zu einem Höheren. Auch die früheren Bevölkerungszahlen verraten das Niveau von Saorge: Im Mittelalter hatte es mehr Einwohner als Menton und war nach Nizza die zweitgrößte Stadt der Grafschaft. Es lag günstig am leichtesten zu überwindenden Alpenpass hinüber ins Piemont und damit an der wichtigsten Salzstraße. Das Piemont war stark besiedelt, besaß aber kein Salz, während die Provence viel davon produzierte. Die hohen Ansprüche verflogen, als Salz leichter zu beschaffen war. Infolgedessen erstarrte Saorge in seinem damaligen Zustand. Für Besucher ist das ein Segen, denn heute ist es das authentischste Dorf der Alpes-Maritimes. Seine verfallene Schönheit zog in den siebziger Jahren die Babacools an, Französisch für romantisch veranlagte Hippies. Doch im Gegensatz zu anderen Orten, hat es sich nicht zu einer Touristenattraktion entwickelt. Besucher finden in Saorge keine Souvenirläden oder Schnellrestaurants. Stattdessen von Gewölben überdachte, oft meterlange Gänge. Viele Gassen sind eher Treppen, so steil ist der Hang, an dessen Flanken sich Saorge klammert. Es ist herrlich, durch dieses Labyrinth zu wandern und dann plötzlich irgendwo aufzutauchen und einen schönen Blick auf Saorge zu genießen, das wie ein Amphitheater über dem Tal schwebt. Die beste Aussicht hat man entlang des Weges unterhalb des Franziskanerklosters. Übrigens leben dort heute keine Mönche mehr, sondern Schriftsteller, die für ihr künstlerisches Schaffen Abgeschiedenheit suchen. Auch im Dorf kommen Literatur und Religion zusammen: Die Bibliothek befindet sich in einer Kapelle, mit Büchern auf dem barocken Altar. Und das einzige Café von Saorge befindet sich in der Buchhandlung.

Im Uhrzeigersinn: Saorge liegt wie ein Amphitheater über dem Tal; farben-frohes Waschhaus; Franziskanerkloster; Bistro La Petite Épicerie.

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• saorge.fr • Restaurant Osteria Lou Pountin, mit italienischer Küche (59, rue Revelli, +33 (0)4 93 04 54 90) • La Petite Épicerie Bistro Rue Revelli, 68, +33 (0)9 67 38 10 83 • Tee-Lounge in der Buchhandlung Librairie du Caïros (Place Ciapagne)


Im Uhrzeigersinn: Dorfplatz mit Kirche; Chefkoch Thomas Milo von L’ Authentique’; Adlernest Peillon; Kübelpflanzen zieren das Dorf.

PEILLON

Von der Geschichte verschont Das Klischee des Adlernestes ist im Falle von Peillon nicht übertrieben. Das Dorf balanciert auf einem steilen Kalksteingipfel, die Architektur hat sich seit dem Mittelalter nicht verändert und Autos kommen nicht in die Gassen. Ohne Laden oder Café ist es eher ein Dorf für Einheimische als für Touristen, und genau das macht den Reiz von Peillon aus. Die „unbezwingbaren“ Hügelstädte wie Sainte-Agnès und Saorge wirkten während der Kriege wie Magnete auf die Armeen, sie wurden eingenommen oder ausgehungert. Peillon entrann diesem Schicksal im Laufe der Geschichte, vielleicht weil es so uneinnehmbar aussah. Es war immer das größere, nicht auf einem Gipfel gelegene Nachbardorf Peille, das zu leiden hatte. Peillon fleht geradezu darum, die mit Blumen dekorierten Gassen und kleinen Hoftore zu erkunden. Ganz oben erreicht der Besucher die Kirche und den einzigen Platz des Dorfes. Er bietet herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge und sogar ein Stück der Küste. Unten am Parkplatz außerhalb des Dorfes steht die Chapelle des Pénitents Blancs mit ihren spätmittelalterlichen Wandmalereien. Sie stammen von Giovanni Canavesio, der für seine „Sixtinische Kapelle der Alpen“ in La Brigue, unweit von Saorge, berühmt ist. Peillon mag vielleicht keine Geschäfte oder Cafés haben, aber es gibt hier ausgezeichnetes Essen. Neben der Kapelle liegt die Auberge de la Madone, mit Restaurant (L’Authentique) und Bistro (Table d’Augustine). Gäste blicken von der Terrasse aus auf das alte Peillon und die

Küche von Thomas Millo, der das Restaurant vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen hat. Vater Christian mischt immer noch in der Küche mit. Im Laufe der Zeit hatten die drei Generationen des Restaurants mal einen, mal so gerade eben keinen Michelin-Stern. Nun wollen sie wieder einen ergattern. Sein Neffe Romain Clavel-Millo betreibt ebenfalls ein Restaurant im Herzen des Dorfes: Les Plaisirs. Er strebt eher nach Sternen in den Augen seiner Gäste, sagt er. Ein Schild neben dem Eingang interessiere ihn weniger. Seine teilweise aus dem eigenen Gemüsegarten produzierte Küche gehört definitiv zu den angenehmen kulinarischen Überraschungen während einer Reise zu den Villages perchés.

Peillon fleht geradezu darum, die mit Blumen dekorierten Gassen und kleinen Hoftore zu erkunden. Ganz oben erreicht der Besucher die Kirche und den einzigen Platz des Dorfes.

• peillon.fr • Restaurant Les Plaisirs (nur mittags) FB @LesPlaisirsPeillon • Hotel-Restaurant Auberge de la Madone auberge-madone-peillon.com • Chapelle des Pénitents Blancs, Fremdenverkehrsamt > (+33 (0)6 24 97 42 25)

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Beherzte Hügel-Akrobaten

LUCÉRAM

Schachturm

Lucéram liegt auf einem Felsgrat, eingeklemmt zwischen zwei Flusstälern; Gasse mit Blick auf den Kirchturm mit lasierten Dachpfannen; gotischer Torbogen.

Bevor sie ins Dorf wandern, sollten Besucher zunächst die Straße in Richtung Col Saint-Roch nehmen und das Auto an der zweiten Haarnadelkurve parken; allein schon wegen des herrlichen Blicks aus den Olivenhainen auf Lucéram. Es liegt auf einem Bergrücken zwischen zwei kleinen Flüssen, die unterhalb des Dorfs zusammenfließen. An der Festungsmauer ragt ein Turm empor, der von außen aussieht wie aus einem Schachspiel: rund, massiv und mit Zinnen gekrönt. Vom Dorf aus gesehen aber scheint der Hals des Turms der Länge nach aufgeschnitten zu sein. Daher auch sein Name: tour ouverte à la gorge. Belagerern gelang es bisweilen, einen solchen Turm zu erobern; sie hatten dann freie Schusslinie auf das gesamte Dorf. Durch den „offenen Hals“ hatte aber auch das Dorf freie Sicht auf die Eroberer! Wie Saorge verdankte Lucéram seinen Wohlstand dem Salz. Als ein örtlicher Graf die Route über Saorge abriegelte und exorbitanten Zoll verlangte, suchten die Grafen von Savoyen nach einer alternativen Route von ihrem Hafen Nizza aus ins Piemont. Die Wahl fiel auf die Route über Lucéram. An der Kirche spiegelt sich die nachfolgende Zeit des Wohlstandes: Sie ist nicht nur bemerkenswert groß, auch die Kunstwerke in ihrem Inneren sind von hoher Qualität. Das Altarbild wurde von Ludovico Bréa gemalt, dem berühmtesten Vertreter der Schule von Nizza, die sich die Regeln der Frührenaissance von flämischen Malern wie Jan van Eyck abgeschaut hatte. Lucéram ist ein Labyrinth aus kleinen Gassen, von denen die meisten auf La Placette, dem schönsten kleinen Platz, zusammenlaufen. Dort treffen wir Alain Clement, der aus seinem Haus kommt, um den Hund auszuführen. „Nizza wurde mir seit ich im Ruhestand bin viel zu eng. Hier ist es ruhig, die Luft ist sauber und weniger stickig.“ Er zeigt auf sein Haus über einem gotischen Tor. „Einst war es ein Teil des ‚Palastes‘, des Wohnsitzes des örtlichen Herren. Jetzt fühle ich mich hier selbst wie ein feiner Herr!“ • luceram.fr

An der Festungsmauer ragt ein Turm empor, der von außen aussieht wie aus einem Schachspiel: rund, massiv und mit Zinnen gekrönt.

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Beherzte Hügel-Akrobaten

ROURE

Aussichten und Plätschern

Am Wochenende kommt Gégène mit einem großen Stapel Lärchenholz, heizt damit den Dorfofen ein und backt Pizza. Sonntagmorgens gibt es frische Croissants, Schokobrötchen und natürlich Baguette.

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Roure ist zauberhaft viel tiefer im Hinterland gelegen: 650 Meter über dem Zusammenfluss von Vionène und Tinée blicken Besucher von ihrem Balkon aus direkt in das Tinée-Tal. Charakteristisch ist auch das allgegenwärtige Plätschern von fließendem Wasser. Es kommt von einem alten, acht Kilometer langen Kanal, der teilweise in den Berghang gehauen wurde und der sich oberhalb des Dorfes in kleinere Kanäle verzweigt, um die Gemüsegärten zu bewässern. Die Aussicht und das Plätschern des Wassers waren ausschlaggebend für meine Entscheidung, 1998 hierher zu ziehen. Es gibt zwar im Dorf keinen Laden, aber am Wochenende kommt Gégène mit einem großen Stapel Lärchenholz, heizt damit den Dorfofen ein und backt am Samstagabend Pizza. Sonntagmorgens gibt es frische Croissants, Schokobrötchen und natürlich Baguette. Hier wird der Dorfklatsch ausgetauscht, denn Roure hat kein Café. Dafür aber hat es ein GourmetRestaurant - mit demselben Blick über das Tinée-Tal - emsig geführt von Déborah, 26 Jahre jung. Es sind vor allem Küstenbewohner, die zum Essen herkommen. In ihrer Auberge Lo Robur können sie auch übernachten. Roure befand sich zeitweise in einer Abwärtsspirale, vor allem weil die ältesten Bewohner starben. Doch in letzter Zeit bewegt sich wieder etwas. Im Alter von 50 Jahren tauschte Estia einen stressigen Job als Chefsekretärin in Marseille gegen den Anbau von Erdbeeren und Himbeeren in Roure. Und eine Gruppe von Leuten um die 40, die hier aufgewachsen ist, kehrt nun fast jedes Wochenende zurück, um die Wassermühle zu renovieren und Weizen anzubauen, der dort gemahlen wird. Für Gégène und seinen Holzofen, versteht sich. Und das mit der Wasserkraft des Kanals! Wenn es nicht wegen des Restaurants ist, kommen Besucher hauptsächlich zum Spazierengehen her. Ein kurzer Anstieg führt zum Arboretum. Als botanischer Garten der Bergbäume gedacht, ist er vor allem durch das Zusammenspiel mit der darin enthaltenen Landschaftskunst interessant. Eine

lange Bergwanderung führt uns auf das Plateau von Longon, wo die gleichnamige Berghütte renoviert wird, so dass Wanderer wieder das gemütliche Mittagessen auf diesem blumenreichen Plateau im Herzen des Nationalparks Mercantour genießen können. Wohnen im Dorf perché am Ende einer Sackgasse - es war die beste Entscheidung meines Lebens! • roure.fr • Hôtel-restaurant Auberge Lo Robur, aubergelorobur.com • Gégène am Dorfofen (Rue Centrale), Pizza Samstagabend 20.30 Uhr • Arboretum Marcel Kroenlein, arboretum-roure.org • Fresken in der Kapelle Saint-Sébastien, googeln Sie > die Wörter ‘Roure’, ‘Sebastien’ und ‘Palarczyk’.


Linke Seite: Weizen säen, um die Ernte in der Wassermühle zu mahlen; Detail der Fresken in der Kapelle über dem Dorf. Diese Seite: Dorfkern hinter dem romanischen Glockenturm; Estia zieht Erdbeeren; Blumenschmuck zum Dorffest.

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Beherzte Hügel-Akrobaten Roubion liegt prächtig über dem zerklüfteten Vionène-Tal. Imelda Bassanello hat das Dorf mit ihren lebendigen Malereien an den Türen verziert.

ROUBION

Farbenfrohe Türen Das höchstgelegene Bergdorf in dieser Reihe ist Roubion auf 1330 Metern. Im Winter ist es auch das Kälteste, das Einzige, wo das Klima nicht mediterran, sondern alpin ist. Es hat sein eigenes Skigebiet - Les Buisses - mit einer ruhigen, familiären Atmosphäre. Es hat dazu beigetragen, das alte Dorf zu erhalten. Die zusätzlichen Einnahmen sowie die Tatsache, dass es nicht an einer Sackgasse, sondern an der Hauptroute zu den Pisten und dem Col de Coulliole liegt, haben Roubion wieder aufleben lassen. Im alten Kern gibt es zwei Restaurants mit schönen Terrassen: Chez Joëlle am Ortseingang mit herrlichem Blick und das Bistrot de pays Auberge du Moulin im hinteren Teil, wo nach einem Tunnel der größte Parkplatz zu finden ist. Manu und Marie-France von Le Moulin betreiben auch eine kleine Épicerie, nicht unwichtig, da der nächste Supermarkt eine halbe Stunde Autofahrt entfernt ist. Es ist ein angenehmer Spaziergang durch die malerischen Straßen von Roubion, unter Toren hindurch und die Treppen hinauf. Die Architektur ist hier weniger „italienisch“ - also ligurisch - geprägt als in Saorge, Sainte-Agnès oder Lucéram; weiter westlich in den Alpes-Maritimes schleichen sich einige provenzalische Elemente ein. Es gibt einen schönen hängenden Garten, flankiert von dem runden Turm eines Taubenschlags. Genau wie Roure hat es eine Saint-Sébastien-Kapelle mit schönen spätmittelalterlichen Fresken. Mir persönlich gefallen in

Roubion die lackierten Türen am besten. Die Künstlerin Imelda Bassanello, eine Italienerin aus Savona, hat seit Jahren ein kleines Haus in Roubion. Hier findet sie Ruhe, saubere Luft und angenehme Temperaturen im Sommer. 2009 kam ihr die Idee, die Holztüren und Fensterläden von Roubion zu bemalen, was sie bereits in kleinerem Umfang in Vallecrosia, Italien, ausprobiert hatte. Den Bewohnern gefiel die Idee sofort und sie boten ihre Türen und manchmal auch die Geschichten hinter diesen Türen an. Imelda übersetzte dies in farbenfrohe „Schilder“. Trotz der nostalgischen Szenen verfallen sie nicht in Kitsch. Sie verströmen eine aufrichtige Freude am Leben; geht man durch die Straßen, spürt man selbst im Winter die Wärme.

Die kunstvoll bemalten Türen verströmen eine aufrichtige Freude am Leben; geht man durch die Straßen, spürt man selbst im Winter die Wärme.

• roubion.com • Bistrot de Pays Auberge du Moulin, googeln Sie „pays-Auberge-du-Moulin“ • Gourmet-Restaurant und Hotel Auberge Quintessence am Col de la Couillole, auberge-quintessence.com

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Alleskönner Georges Méliès

Kulturtipps VON RALF JOHNEN

Was ist Farbe? Das Museum Tripostal in Lille stellt unser Verhältnis zu Farben auf den Prüfstand. Ausgangspunkt der Ausstellung „Colors, etc.“ ist der meisterliche Einsatz der Farbpalette, wie ihn der flämische Meister Jan van Eyck beherrschte. Von hier aus beleuchtet die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Design Museum Gent entstanden ist, mithilfe von 100 Objekten die diversen Aspekte, die diese Farbenpracht auslöst. Auf diese Weise entsteht ein „Parcours der Pigmente“, der zu einer intensiven Sinneserfahrung wird. „Colors etc.” Tripostal Lille, Avenue Willy Brandt, 9. April bis 12. September, www.lille3000.com

Vor nicht allzu langer Zeit hatte eine junge französische Design-Studentin das Glück, ein Zimmer im Haus mit der Nummer 29 an Boulevard Saint-Martin zu finden. Es ist das Geburtshaus von Georges Méliès (1861–1939). Der Filmregisseur und Alleskönner erfand zahlreiche Tricks zur Unterhaltung der Zuschauer in seinem Theater, das er vom berühmten Illusionisten JeanEugène Robert-Houdin übernommen hatte. Zeitgleich mit den Brüdern Lumière begann er mit Film-Experimenten. Als seine Kamera klemmte, entdeckte er zufällig den sogenannten Stopptrick. Auch gehen der geteilte Bildschirm und zahlreiche weitere Effekte auf ihn zurück, was in hunderten traumartigen Filmen wie „Die Reise zum Mond“ (1902) resultierte. Ein neues Buch von Méliès-Kenner Laurent Mannoni („Méliès, la magie du cinema“) befasst sich mit seiner Schlüsselrolle für die Evolution des Kinos. Vor allem die großformatigen Film-Standfotos sowie die vielen Zeichnungen von Méliès machen das Werk so besonders. Für Januar war außerdem geplant, dass das Museum Paris Cinémathèque seine Pforten als Musée Méliès öffnen sollte, um sich mit allen Facetten seines Oeuvres zu befassen. Dies jedoch musste leider verschoben werden. Wann die Eröffnung jetzt stattfindet, hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Cinematheque.fr, editions.flammarion.com

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verführt uns

Die Hauptstadt der Bretagne lockt mit dem wohl schönsten Stadtpark und einem der größten Märkte ganz Frankreichs. Die Auswahl an Crêpes ist enorm – und überall liegt Liebe in der Luft. 

TEXT UND FOTOGRAFIE JEROEN JANSEN

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in Spaziergang durch die Hauptstadt der Bretagne fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise. Dafür genügt ein Blick auf das alte Kloster Couvent des Jacobins neben der Basilique Notre-Dame-de-Bonne-Nouvelle. Es wurde erst kürzlich zu einem Kongresszentrum umgebaut. Unter und hinter dem Kloster sind Theater und Auditorien entstanden. Ein gläsernes Dach verbindet die modernen Nebengebäude mit dem hinteren Klostergang, während ein futuristischer Turm die Kapelle aus dem 14. Jahrhundert überragt.

Plätze und noch mehr Plätze

Vorige Seite links: Die Terrasse von Le Petit Bar. Rechts: ein sonntäglicher Spaziergang durch den Parc Thabor. Unten: der klassische Anblick von Rennes mit seinen eleganten Villen..

Das Kloster und sein angegliedertes Kongresszentrum dienen als Symbol für den faszinierenden Stilmix in Rennes. Im Stadtzentrum dominieren die mittelalterlichen Fachwerkhäuser. Drum herum sind die eleganten Paläste und Herrenhäuser aus dem 18. Jahrhundert gruppiert. 1720 wurde ein Teil der Innenstadt von einem Feuer zerstört. Erst durch den Wiederaufbau erhielt Rennes sein königliches Antlitz, vor allem rund um die Place de la Mairie, Place de la République und die Place du Parlement de Bretagne. Dieser Teil von Rennes erinnert viele Besucher dank der geraden Straßen und des symmetrischen Spiels gerader Linien an Paris. Hier locken luxuriöse Boutiquen, das berühmte Kaufhaus Galeries Lafayette sowie die Oper.

Wer den Platz in südlicher Richtung vorbei an dem unvermeidlichen Karussell überquert, gelangt zügig zu einem weiteren Platz, der Place de la République. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein langgezogener Palast. Ebendieser Palais du Commerce wird sich in den kommenden Jahren in einen auf Nachhaltigkeit spezialisierten Komplex mit Büros, Geschäften und Freizeitmöglichkeiten verwandeln. Der Entwurf sieht dieselben faszinierenden Kontraste wie bei dem Kloster vor. Das niederländische Architekturbüro MVRDV, das für die Rotterdamer Markthalle bekannt ist, zeichnet für die Erweiterung verantwortlich, die unter anderem durch eine gläserne Passage und eine zentrale Wendeltreppe auf dem Platz auffällt. Rennes pflegt sein Erbe, ist aber zugleich offen für Neuerungen. Stetige Modernisierung hält die Stadt jung. Dasselbe gilt auch für die rund 60.000 Studenten aus allen Teilen der Welt. So hebt sich die Centre Ville von Rennes merklich von den zuweilen etwas angestaubten Innenstädten der französischen Provinz ab. Hugo zufolge, der als Kellner in der Crêperie Paysanne arbeitet, ist Rennes „klein, aber très sympa“. Die Stadt fällt geradeso aus den Top 10 aller französischer Städte und besitzt in der Tat ein recht kompaktes Zentrum. Dafür dauert die Suche nach der (halb)vollen Terrasse eines Lokals nie lange. Sowohl im Fachwerkviertel wie auch in den gediegenen Ecken erfreut Rennes mit auffällig vielen Plätzen und Straßencafés. Die Crêperie Paysanne liegt direkt an der Place Sainte-Anne


gegenüber der berühmten Kathedrale. Hugo ist Fan des örtlichen Fußballvereins, der 2018 „beinahe den Europapokal gewonnen hat“. In Wahrheit freilich wurde Rennes im Achtelfinale vom übermächtigen Arsenal ausgeschaltet. Aber auch das ist eine Leistung von Format. So oder so ist Hugo stolz auf seine Stadt, die ihm zufolge liberal, ein bisschen alternativ und kein bisschen langweilig ist. „Dafür sorgen die Studenten– und die Verwaltung, die eine hohe Lebensqualität sicherstellt.“

Crêpe mit Hummer Nicht umsonst steht Rennes weit oben auf der Liste der Städte, in denen die Bewohner zufrieden mit ihrer Wohnsituation und Arbeit sind. Schon nach einem Tag in der bretonischen Hauptstadt verstehen wir warum: Das kulturelle Erbe ist hier kein Stillleben für Touristen, vielmehr sorgen Künstler und Unternehmer für pralles Leben. Wo es Leerstand gibt, ziehen die historischen Giebel mit ihren zum Teil bizarren Abbildungen die Aufmerksamkeit auf sich. Ansonsten versteckt sich eigentlich immer ein Café, Restaurant oder Geschäft hinter dem farbigen Gebälk der Fachwerkhäuser. In über 50 Farbschattierungen von Rot bis Braun liegen die schönsten von ihnen kreuz und quer über die Place du Champs-Jacquet verstreut. Auch auf der Rue Saint-Michel, der Rue Saint-Sauveur sowie der Place des Liches ziehen die üppig ornamentierten und vielfach schiefen Häuser viele Blicke auf sich. Im dem ein oder anderen befindet sich heute eine Crêperie. Die Crêpe ist eine bretonische Spezialität, die früher nur mit Butter, Zucker, Schokolade oder Marmelade gegessen wurde. Heute hingegen gibt es die verrücktesten Kompositionen. Wir haben unter anderem die Wahl aus vier Käsesorten, Lachs, Ei, Speck, Würstchen, Mozzarella mit Pesto sowie bretonischem Hummer. Hinzu kommen dunkle Galettes: Fladen aus Buchweizenmehl anstelle von Weizen und weich statt hart, die sich auch zum Dippen eignen, zum Beispiel in Guacemole oder pikanter Soße. In der Crêperie Resto La Fabrique, die in der lebendigen Rue Saint-Georges liegt, kommen von der bretonischen Andouille-Wurst bis zu Jakobsmuscheln auch andere Spezialitäten auf den Teller. Die Brasserie verfügt über einen von einer Mauer umgebenen Garten, den man hier nicht erwarten würde, wenn man La Fabrique zum ersten Mal betritt. Das passiert gar nicht so selten in dieser Stadt, wo sich hinter den historischen Bauten oft ein Garten oder ein Innenhof verbirgt, in dem es gesellig zugeht. Für den ultimativen Garten von Rennes allerdings gilt es den Osten aufzusuchen: Nur zehn Minuten vom Zentrum entfernbt liegt >

LIBERAL, EIN WENIG ALTERNATIV UND ALLES ANDERE ALS LANGWEILIG

Im Uhrzeigersinn: das junge Rennes: provokant und energiegeladen; Fachwerkhäuser in der Rue Saint-Michel; verliebtes Paar im Parc Thabor; junge Zeichner auf der Place de la Mairie.

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Le Thabor, den viele für den schönsten Stadtpark Frankreichs halten. In unmittelbarer Nähe beansprucht das im Jugendstil errichtete Piscine Saint-Georges den Ehrentitel des schönsten Hallenbades. Der Name des Parks bezieht sich auf den Heiligen Berg Tabor bei Tiberias in Israel. Er gehörte einst zu einem Benediktinerkloster. Seinerzeit durften nur Männer den Park betreten. Nach der Französischen Revolution und der Vertreibung des Bischofs ging der Park in das Eigentum der Stadt über. Seit dieser erfreulichen Wendung ist jeder hier willkommen und der Park wurde mit Landschaftsgarten, Orangerie, Wasserfällen, Botanischem Garten, Rosengarten, Voliere, Freilufttheater und Café aufgewertet. Es ist schwierig, sich nicht in diesen 10 Hektar großen Prachtpark zu verlieben. Überhaupt spielt die Liebe eine wichtige Rolle in Le Thabor: Überall sind Studenten, die auf dem Gras liegend oder auf Bänken sitzend aneinander herumnesteln. Auch eine Art, sich von einer langen Nacht auf der Pirsch zu erholen.

NICHT NUR EIN STILLLEBEN FÜR TOURISTEN; DIE STADT LEBT

Im Uhrzeigersinn: knusprige Crêpes im Resto de la Fabrique; das vollständig umgebaute Kloster Couvent des Jacobines; Blumenpracht im Parc Thabor und der Garten von La Fabrique. Rechts: Die Terrasse der Crêperie Paysanne.

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Training ohne Trikot Wir laufen zurück ins Zentrum, wo wir auf der Place des Lices die letzten Minuten des Marktes mitnehmen. In den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Markthallen von Martenot, zwei kolossalen Konstruktionen aus Gusseisen und Backstein, ist Platz für alle erdenklichen Leckereien: Wurst, Wein, Cidre und feiner Aufschnitt. Samstags ist auch der Platz selbst mit Ständen und Tischen voller regionaler Produkte gefüllt. So wird der Marché des Lices zu einem der größten ganz Frankreichs, der Tausende Besucher anzieht. Auf der Mail François Mitterand an der gegenüberliegenden Seite des Flusses La Vilaine, geben sich derweil die Schnäppchenjäger die Klinke in die Hand. An jedem dritten Sonntag des Monats findet hier ein großer Antikmarkt statt. Echte Schnäppchen sind rar, denn an den meisten Bildern hängt ein zünftiges Preisschild. Aber die Atmosphäre macht einiges gut – und wir treiben noch ein paar alte Schallplatten auf. Ohne Kratzer, wie uns der Eigentümer versichert. Der Mitterand-Boulevard wurde mit einem angenehmen Mittelstreifen zum Flanieren und Abhängen angelegt. Ein Stück weiter an den Fitnessgeräten zeigt die Jugend dem Rest der Welt ihre Muskeln. Ein Training ohne Trikot ist hier auch am Ende des Spätsommers noch möglich. Das gilt natürlich auch für ein Bierchen auf der Terrasse von Les Grands Gamins, wo wir auf die Rennais trinken, die ihre alte Stadt so angenehm jung und > energiegeladen halten.


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verführt uns Tipps & Adressen AKTIVITÄTEN ☛ Bei einem Stadturlaub mag ein Schwimmbadbesuch nicht oberste Priorität haben, aber für das Piscine Saint-Georges lohnt eine Ausnahme – und sei es nur wegen des Interieurs dieses Art-déco-Bades von 1925. Die Umkleidekabinen sind um das Bad unter einer Galerie gruppiert. Eingerahmt ist das Bad von kleinen Mosaiksteinen aus dem Atelier der Familie Odorico aus Italien. Auch der gelbe Giebel mit Glasboden und Keramik kann sich sehen lassen. 2, rue Gambetta, www.guide-piscine.fr

dies eine angenehme Mischung aus Vintage und überraschenden Neuheiten. www.lafabrikrennaise.fr

☛ Wer gerne einkaufen geht, darf sich die Galeries Lafayette gegenüber des Palais du Commerce nicht entgehen lassen: Luxusmarken und der grandiose Marché mit Delikatessen und lokalen Produkten. rue de Rohan, www.galerieslafayette.com

ÜBERNACHTEN

☛ Hôtel de Nemours ESSEN UND TRINKEN

☛ Crêperie Resto ☛ Die Sammlung des Musée

La Fabrique

des Beaux-Arts de Rennes

Eine der besten Crêperien der Stadt, wo auch andere Gerichte serviert werden. Drinnen warme Atmosphäre, draußen eine Terrasse mit tollem Ausblick auf die holzgetäfelten Häuser. 4, rue Saint-Georges, www.lafabriquederennes.com

umfasst Exponate aus allen Epochen seit der Antike. Dazu gehören Werke von Picasso, Rembrandt, Boticelli, Da Vinci, Rubens und Gauguin. Vor allem ist das Haus bekannt für seine ägyptischen Antiquitäten und seine Gemälde aus dem 17. u. 18. Jahrhundert. 20, quai Emile Zola, https://mba.rennes.fr/

☛ Der renovierte Teil der modernisierten Chapelle SaintYves zeigt eine Dauerausstellung über die Kunstschätze der bretonischen Hauptstadt. 11, rue Saint-Yves, www.tourisme-rennes.com

☛ Rennes zählt viele kleine Boutiquen und Concept Stores, wo lokale Designer Schmuck, Services, Accessoires, Kleidung und Kunst anbieten. Vom Kaleido Store (13, rue SaintGeorges) über Mint (12, place du Jamp-Chaquet) bis zu Made in Frogs (12, rue du Chapitre) ergibt

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können wir das zweite bestätigen. Im l’Enchanté kommt der High Tea mit Bio-Tee und hausgemachter Patisserie, im Bistrot à Tartines gibt es Tee mit Törtchen und Tartines (Toasts und Sandwiches). L’Enchanté, 2, rue Saint-Melaine, www.lenchante.fr Le Bistrot à Tartines, 2, rue des Fosses.

☛ Restaurant Le Carré Feine bretonische Küche von Krebsfleischtartar bis zu Kalbsmedaillons in einem schönen Innenhof. 34, place des Lices, www.lecarrerennes.nl

☛ Café Libertine Perfekter Ort für Kaffee mit hausgemachtem Kuchen, Brunch, Lunch, Milchshakes und Salaten. Jung und frisch. 10, rue Comté de Lanjuinais

☛ Was haben die Bretagne und Großbritannien miteinander gemein? „Schlechtes Wetter und Snacks zur Teezeit“, haben wir irgendwo gelesen. Während sich das erste sehr in Grenzen hält,

Boutiquehotel nahe dem historischen Zentrum mit 41 Zimmern und Suiten sowie neun Appartements. Alle Zimmer sind in beruhigenden Sandtönen gehalten. 5, rue de Nemours, www.hotelnemours.com

☛ Le Magic Hall Dieses erfrischende Boutiquehotel befindet sich in einem ehemaligen Kino bei der Kathedrale SaintPierre. Die Inneneinrichtung ist von Film, Theater und Musik inspiriert. Wer mag, kann gegen eine kleine Gebühr an einem Schlagzeugkurs teilnehmen. Das Frühstücksbüffet ist „Bio“, das Abendessen richtet sich nach dem Marktangebot, Benutzung der Kitchenette möglich. 17, rue de la Quintaine, www.lemagichall.com

ANREISE Rennes liegt auf 3,5 Autostunden von Paris. Ab Köln 9 Std (840 km). Nonstopflüge ab Frankfurt, München, Berlin, München und Stuttgart (etwa 1,5 Std.). Per Zug mit dem TGV ab Paris-Massy etwa 2 Std.



Mikroklima Auf dem Korkdeckel dieser multifunktionellen Schale bleibt selbst das empfindlichste Obst frisch. Darunter, in der Schale selbst, treiben Kartoffeln und Zwiebeln nicht so schnell Keime aus. Die Keramikschale ist geeignet für die Spülmaschine. Emile Henry, Large Storage Bowl, € 104,90. shop.emilehenry.com

Maison

Drinnen und draußen gemütlich mit französischem Design.

Blütenpracht im Haus Handbemalte Keramikvasen mit dem charakteristischen Tartan-Karomuster. Es gibt sie in drei Größen, so dass jede Blume vom zarten Schneeglöckchen bis zur strahlenden Sonnenblume gebührend zur Geltung kommt. Bensimon, Grand Vase Highline Safran, € 45. bensimon.com

VON PABLO PICHEL

Tête-à-tête Das Parfumhaus Fragonard verkauft seit Kurzem diese hübschen Kissenhüllen mit Zeichnungen der Illustratorin Aurélia Fronty. Bei diesem Modell wachen Göttinnen Tag und Nacht über Ihren Schlaf. Fragonard, 2 To Carre Belle De Jour Nuit, € 45. fragonard.com

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Comme à Paris Die Gestaltung des ikonischen Gartenstuhls von Fermob beruht auf den Stühlen, die seit den 1920er Jahren im Jardin du Luxembourg in Paris stehen. Dieses Frühjahr sind zwei neue Modelle erhältlich, mit oder ohne Armlehnen und in 24 verschiedenen Farben. So bekommt Ihr Garten herrliches Pariser Flair! Fermob, Luxembourg Lounge Stoel, vanaf € 229. fermob.com/de



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Unsere Professionalität ist Ihre Garantie

Charmantes Dorfhaus zwischen Autun und Beaune Wohnfläche von 104 m2, drei Schlafzimmer, schöner Wohn-Ess-Raum mit Küche, eine 28 m2 große Sommerküche auf Gartenebene, kleiner umzäunter Garten, Garage. Blick auf Autun und Umgebung. F 125 000 Ref. PM5164D

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Modernisiertes Stadthaus mit großem Garten Dieses Haus im Stil der 1950er Jahre befindet sich am Ende der Stadt, nur wenige Gehminuten von Geschäften. Auf einem 1.785 m2 großen Grundstück mit Blick auf die offene Landschaft. Drei Schlafzimmer, zwei Garagen, kürzlich renoviert. F 158 000 Ref. RT5217P

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Die Lieblingsdenkmäler der Franzosen Im vergangenen Jahr durften die Franzosen über ihre Lieblingsmonumente abstimmen. Von mittelalterlicher Burg bis zum herrlich grünen Canal du Midi. Frankreich Magazin stellt Ihnen die 14 Favoriten vor: eine bunte Palette französischer, emsig und sorgsam gepflegter Sehenswürdigkeiten. TEXT EUGÉNIE GOLDSCHMEDING FOTOS DR

Reise durch

ET 1CITADELLE LION DE BELFORT Burgund-Franche-Comté

Der Marschall (und Marquis) Vauban ist der Kopf hinter der Verstärkung dieser Festungsstadt. Sie ist Symbol für die Macht Ludwigs des XIV. Die Festung wurde zum Schauplatz nationalen Heldentums, als Oberst Denfert-Rochereau hier 1871 nach 103 Tagen zäher Gefechte das zahlenmäßig deutlich überlegene preußische Heer besiegte, so dass das Territoire de Belfort in französischem Besitz blieb. Seit dem 19. Jahrhundert hält ein grimmiger Löwe aus Stein Wache. In der Skulptur erkennen Besucher womöglich die Handschrift des Künstlers Bartholdi, der auch die Freiheitsstatue von New York entworfen hat.

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die Zeit

2 IDÉAL DU 2PALAIS FACTEUR CHEVAL

Drôme, Auvergne-Rhône-Alpes Ach, gäbe es doch mehr Nachahmer! Anstatt abends stundenlang vor der Glotze zu hängen, tobte sich der Briefträger Cheval nach seiner täglichen Postrunde künstlerisch aus. In 30 Jahren realisierte er mit bloßen Händen seinen Traum. Das Ergebnis ist ein sehr persönliches Bauwerk, geschmückt mit Muscheln und Steinen. Als er fertig war, wurde das Gebäude ein Publikumsmagnet, sein „Palast“ ist heute ein beliebtes Monument der Art brut (Außenseiterkunst), das viele zeitgenössische Künstler inspiriert. Der Unterhalt des Gebäudes verschlingt mindestens ebenso viel Zeit wie der Bau, weil Cheval die > Bauweise selbst erdacht hat.

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Lieblingsdenkmäler der Franzosen

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LA VILLA CAVROIS Nord, Hauts-de-France

TEMPLE 3 NARASSINGUA PEROUMAL La Réunion

Zugegeben, dieses beeindruckende Baudenkmal liegt nicht um die Ecke, aber der bezaubernde hinduistische Tempel auf La Réunion ist eine wahre Farben-Explosion, die den Besucher fröhlich stimmt. Er beherbergt unzählige Schreine für Hindugötter.

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Das wäre schon eine nette Adresse, die Villa Cavrois. Architekt Mallet-Stevens baute dieses prächtige modernistische Landhaus im Auftrag des verschmitzten Textilbarons Cavrois. Das Art-déco-Interieur verrät viel Liebe zum Detail, wie die Zentralheizung, die eingebaute Waage neben der Dusche und eingebaute Lautsprecher im Salon. Besonders toll ist die „gemütliche Ecke“: Unter der monumentalen sechs Meter hohen Decke im Wohnzimmer wurde ein „Salon dans le salon“ gebaut, mit gewölbten Wänden und Decke und bequemen Sofas vor dem offenen Kamin. Erst seit 2000 wurde der Wert dieses „Château“ erkannt, seither wird es von innen und außen im vollen Glanz des Jahres 1932 liebevoll restauriert – von den kleinen Holzteilen im Parkett bis zum Badezimmer, das auch als Ballsaal dienen könnte.

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5FORT LA LATTE

Côtes d’Armor, Bretagne

Hier lässt es sich wunderbar Ritter spielen: eine mittelalterliche Burg auf einer felsigen Halbinsel. Jedes Jahr im August lassen hier Schauspieler das Mittelalter wieder aufleben, „was sehr praktisch ist, wenn man keine Lust hat, Geschichtswissen aus Büchern zu erwerben“, wie einer der Komparsen bemerkt. 2020 hat es uns mit Covid-19 nicht leicht gemacht, aber wer in dieser Festung den Hundertjährigen Krieg und die Pestepidemie durchgemacht hat, hatte es wohl noch schwerer. Festungsbewohner erfanden seltsame Verteidigungswaffen, wie jene überdimensionale „Pinzette“ mit einer glühenden Kanonenkugel, mit der sie zur Küste stürmten, um > Feinde auf Abstand zu halten.

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Lieblingsdenkmäler der Franzosen 6

DE 6L’ARSENAL ROCHEFORT Nouvelle Aquitaine

Die Hafenstadt Rochefort kennt man vielleicht von dem alten Musikfilm von Jacques Demy „Die Mädchen von Rochefort“ (Originaltitel: „Les Demoiselles de Rochefort“, 1967), in dem Catherine Deneuve mit ihrer Schwester Françoise Dorléac in knalligen Farben tanzt und Playback singt. Gene Kelly mit seinen gelenkigen Hüften wurde speziell eingeflogen. Neben diesem Höhepunkt in der Geschichte der Musikfilme hat die Hafenstadt auch noch L'Arsenal de Rochefort zu bieten, ein längliches Gebäude, in dem einst lange Taue für die Schifffahrt gedreht wurden. Es ruht auf mehreren Booten, um nicht im sumpfigen Untergrund zu versinken. Prunkstück des Hafens ist das Segelschiff L'Hermoine, das von schwer schuftenden Ehrenamtlern restauriert wurde und nun auf Kurs gehalten wird.

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PARC DU HAUT 7 FOURNEAU U4 D’UCKANGE Moselle, Grand Est

Gespenstig ragen die Hochöfen in Uckange in den Himmel und erinnern sofort an die Fotos des Künstlerpaares Bernd und Hilla Becher, die schon in den 1960er Jahren begannen, Industriearchitektur in ihrer rauen Schönheit zu verewigen. Die Stahlriesen in Uckange gleichen zwei gehäuteten Wesen mit freigelegten Organen, Blutbahnen und Nerven. Auch die ehemaligen Arbeiter der Eisenhütte erkennen die Schönheit ihrer früheren Wirkungsstätte und pflegen die Hochöfen als Kulturzentrum. Besucher dürfen sogar in die Schutzanzüge steigen, die Arbeiter früher beim glühenden Abstich trugen. Heute sorgt der muntere Lichtkünstler Claude Lévêque für eine ganz neue Glut in dem ehemaligen Werk.

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8CANAL DU MIDI Okzitanien

Im Rennen um den Titel des schönsten Baudenkmals hat auch dieser freundliche Kanal gut abgeschnitten. Der Canal du Midi verbindet den Atlantik mit dem Mittelmeer und bildet heute eine wunderschöne Bootsroute idyllischen Dörfern zu beiden Seiten. Unzählige Schleusen verlangen den Kapitänen Geduld ab, aber das herrliche Blätterdach macht diese Mühen wieder wett. Besucher sollten nicht vergessen, für den Erhalt der Bäume zu spenden, denn ein Pilz macht den alten Platanen mächtig zu schaffen, es müssen Neue gepflanzt werden. >

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Lieblingsdenkmäler der Franzosen 9

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LE CHÂTEAU ET LES JARDINS DE VILLANDRY

Centre-Val de Loire

François I. beschäftigte sich viel mit den Châteaux de la Loire; dieses ist eines davon. Es ist vor allem bekannt für seinen illustren Gast Leonardo da Vinci, der hier seine letzten Tage verbrachte. Aber auch der Schlossgarten im französischen Stil mit seinen geometrischen

rechteckigen Gärtchen und den symbolträchtig getrimmten Hecken trägt zum guten Ruf des Monumentes bei. Eine kleine Heerschar Gärtner harkt und stutzt unermüdlich das Grün. Der Sohn des heutigen Schlossherrn lernt hier den Beruf des Steinmetzes: „Wenn wir auf der einen Seite fertig sind mit den Reparaturen, können wir auf der anderen Seite wieder von vorne loslegen.“ Das wird manch einem Denkmalbesitzer bekannt vorkommen. Kaum ist alles in voller Pracht restauriert, erzwingen Feuchtigkeit, Wind, UV-Licht, Holzwurm & Co. die nächste Unterhaltsrunde am Gebäude. So benötigt ein Denkmalverwalter denn auch ordentlich Ausdauer, was in Frankreich natürlich mit viel Sinn für Hierarchie einhergeht. So ruft der Chef Jardinier ein wenig sarkastisch seiner Schar Untergebener zu: „Schneller, Leute, es warten nur noch 150 Koniferen.“ Aber das nehmen die Gärtner für diesen Job in einem der zehn schönsten Gärten der Welt gelassen hin.

10 DE 10 CHÂTEAU BRÉZÉ Pays de la Loire

Diese mittelalterliche Burg wurde zu einem Renaissance-Schlösschen umgebaut und danach noch einmal im neogotischen Stil überarbeitet, was unter anderem an den bunten Schnitzereien zu erkennen ist. Doch das Besondere an diesem Monument ist der trockengelegte, metertiefe Schlossgraben und das geheime Schloss unter dem sichtbaren Teil des Baus. Hier konnten sich die Bewohner

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verbergen, wenn wieder einmal diese Flegel von Wikingern randalierten. Unter der Erde war alles zu finden, was auch über Tage zu einer Schlossburg gehört: eine Bäckerei, Kornspeicher, Ställe (die dank der warmen Tierleiber ganz nebenbei auch als Heizung dienten) und natürlich ein gut gefüllter Weinkeller. Beim jetzigen Kellermeister Paul Delavigne (sic) können Sie auch heute ein Fläschchen Chenon vom dortigen Weingut bestellen.


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Hier konnten sich die Bewohner verbergen, wenn wieder einmal diese Flegel von Wikingern randalierten. Unter der Erde war alles zu finden, was auch über Tage zu einer Schlossburg gehört.

CATHÉDRALE 11LA SAINT-NICOLAS Nizza, Côte d’Azur

Wer sich für andere Kulturen interessiert, dem sei die russisch-orthodoxe Kathedrale in Nizza empfohlen: prächtige Zwiebeltürmchen, vergoldete Ikonen und ein Chor, der wehmütige, fromme russische Lieder anstimmt. Die russischen Exilanten, die nach der Oktoberrevolution 1917 herkamen, murmelten hier ihre Gebete für die Restauration des Zarenreiches. Vollkommen stilecht läutet hier bis heute ein echter Glöckner (anstelle eines Computers) mit Händen und Füßen das Glockenspiel. >

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Lieblingsdenkmäler der Franzosen 12

SAINTE12LA CHAPELLE Paris

Wer in Paris die Sainte-Chapelle links liegen lässt, dürfte dies durchaus bereuen. Schließlich ist diese eines der beeindruckendsten Baudenkmäler in Paris, erst recht, seitdem die große „Schwester“ Nôtre Dame in Flammen aufgegangen ist. Eigentlich sind es zwei Kapellen: Eine unten, wo das einfache Volk (les petits gens) beten durfte, und eine oben für die frommen Bessergestellten. Als Dinge noch nicht so leicht öffentlich wurden, gab es durchaus kreative Arten, an die Macht zu kommen. Zum Beispiel, indem man die Hälfte der Staatskasse für den Ankauf des vermeintlichen Dornenkranzes von Jesus verwendet (die Verkäufer garantierten die Echtheit), wie es Ludwig der IX. (genannt Saint-Louis)

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im 13. Jahrhundert getan hat. Paris konnte sich mit dieser Reliquie zu einem Zentrum der christlichen Welt entwickeln. Natürlich brauchte dieser Dornenkranz eine angemessene Umgebung und so wurde die Sainte-Chapelle erbaut. Mit beeindruckend schönen Bleiglasfenstern, in denen das des Lesens nicht mächtige Volk die Bibelgeschichten wie ein Bilderbuch verinnerlichen konnte. Rein zufällig ist hier auch jener Saint-Louis mit dem Dornenkranz abgebildet. Pausenlos sind Handwerker mit dem Erhalt dieses Denkmal beschäftigt, zum Beispiel eine Dame mit der schönen Berufsbezeichnung Maître Verrier de France (Meisterglaserin Frankreichs). Sie reinigt mit ihrem Team fleißig jedes Stückchen Glas, so dass die riesigen Fenster genauso schön leuchten wie im Mittelalter. >



Lieblingsdenkmäler der Franzosen LE CHÂTEAU 1DE3BATAILLE DU CHAMP Eure, Normandie

Schlichtheit ist nicht gerade die Devise von Jacques Garcia, dem berühmten Innenarchitekten und Décorateur, der dieses Schloss in ein Prunkstück verwandelte. Es wurde im 17. Jahrhundert unter der Leitung von Louis Levaud erbaut, der später auch an Versailles beteiligt war. Zwei Miniatur-Triumphbögen erheben sich auf dem Ehrenhof. Das war die Rache des Besitzers, Comte de Créquy-Bernieulles, an Mazarin, der ihn vom Hofe Ludwig des XIV. verbannt hatte: „Ätsch, jetzt habe ich meinen eigenen Ehrenhof!“, wird er wohl gedacht haben. Wie so oft, hat auch dieses Monument schlechte Zeiten durchgemacht, so war es zum Beispiel ein Frauengefängnis. Aber dank Jacques Garcia, der weltweit Hotels gestaltet (unter anderen das

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Hotel Costes in Paris), strahlt der Bau heute wieder in voller Pracht und Opulenz. Man denke an Samt, kunstvoll drapierte Stoffe, warme Farben, Kerzenleuchter und barocke Möbel. Im Speisesaal könnte das Sèvres-Tafelgeschirr mit Hunderten von Vogelsorten für den Biologieunterricht herhalten, der Name und die Herkunft eines jeden Tieres stehen hinten drauf. Ebenso das schaurig-schöne Kuriositätenkabinett mit dem ausgestopften Zebra und der altehrwürdigen Bibliothek mit den knarzenden Dielen. Der Garten im französischen Stil geht auf das Konto von André le Nôtre, der Stein, Wasser und Vegetation kunstvoll geometrisch miteinander verband. Ein ganzes Heer an Gärtnern scheint diese Pracht mit Nagelscheren zu pflegen. Das Château ist zudem eine beliebte Kulisse für Filme wie „Von der Lächerlichkeit des Scheins“ (Original „Ridicule“) und Sofia Coppolas „Marie Antoinette“. >


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Côte d’Azur Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie. Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz finden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausflüge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie finden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE 2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.

Camp du Domaine versichert seinen Gästen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern.

www.campdudomaine.com


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Lieblingsdenkmäler der Franzosen 14

CHAPELLE 1DU4PALAIS IMPÉRIALE FESCH Ajaccio, Korsika

Jeder Geschichtsstudent weiß, dass „teile und herrsche“ eine gute Machttaktik ist, ebenso wie die Vergabe wichtiger Ämter unter Blutsverwandten. So wurde der Onkel Napoleons, ein einfacher kleiner Pfarrer, zum Kardinal Fesch ernannt. Sobald dieser Zugang zur kaiserlichen Schatzkammer hatte, begann er mit dem Sammeln von Renaissancekunst. Bald wurde Le Palais Fesch gebaut, um diese unterzubringen. Hinzu kam eine

Kapelle als Tribut an die kaiserliche Familie und an die neuen Würden des ehemaligen Pfarrers. Sie war nach der Mode des 19. Jahrhunderts im Neorenaissance-Stil gestaltet: eher schlicht, mit geometrischer Linienführung und den so genannten Grisaillen (Graumalereien). Die Schattenwirkung dieser Malereien in Grautönen an Wänden und Decken schuf die Illusion von dreidimensionalen Skulpturen. ■

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Tierisch schön Im Juli 2021 ist der 400. Geburtstag von Jean de La Fontaine (1621– 1695). Der bedeutende französische Fabeldichter gilt den Franzosen noch immer als der größte Klassiker in diesem Genre. Voltaire schrieb, dass jene Fabeln der Nachwelt erhalten bleiben werden und für alle Menschen und für alle Zeiten geeignet sind. Aus den Fehlern von La Fontaines vielfach kleinen Kreaturen kann der Leser damals wie heute seine Lehren ziehen. Heutige Leser haben allerdings den Vorteil, die Geschichten in dieser festlichen bibliophilen Ausgabe auf fast 300 Seiten mit ca. 35 farbigen Bildern des Künstlers Jan Peter Tipp zu genießen. Das große Buch der Fabeln Jean de la Fontaine Verlag Faber&Faber D 38 ISBN 9783867302029

Auslese Neue Bücher und ein TV-Tipp. VON ANNEKE WARDENBACH

Er hasste Lärm Am Boulevard Haussmann 102 in Paris, wo Proust von 19061919 wohnte und sein Jahrhundertwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ schuf, macht ihm der Baulärm in der Wohnung des Zahnarztes im Stockwerk über ihm zu schaffen. Proust freundet sich (brieflich) mit dessen Ehefrau an. Er bittet, er schmeichelt, er scherzt, er zieht alle Register, um sich zumindest für einige Stunden die nötige Ruhe zu verschaffen. Der Band versammelt die bisher unveröffentlichten Briefe an Mme Williams, aufschlussreich erläutert und kommentiert vom Proust-Biographen Jean-Yves Tadié, sowie einen Essay von Andreas Maier über unser Verhältnis zu Umweltgeräuschen, vor allem denen menschlichen Ursprungs. Briefe an seine Nachbarin Marcel Proust Insel Verlag D 14 ISBN 9783458195009

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Den 150. Geburtstag von Marcel Proust am 21. Juli 2021 feiern Buchverlage mit diversen neuen Titeln über den berühmten französischen Autor.

Liebeskranke Hoffen auf Impfstoff Trotz einer Überfülle an medizinischen Motiven in Prousts Werk rückte dessen Vater Adrien, Pionier der Epidemiologie, kaum in den Blick. Lothar Müller wirft ein neues Licht auf die Wechselwirkung zwischen moderner Literatur und Medizin. Er zeigt, wie sich der Sohn von den Forschungswelten des Vaters inspirieren ließ und dass der Vater in seinem Kampf gegen die scheinbar aus dem Orient hereinbrechende Seuchengefahr auf die Formulierungskünste und die Vorstellungskraft seines Erstgeborenen zurückgriff. So entsteht ein meisterhaftes Panorama des flirrenden gesellschaftlichen Lebens einer als Belle Époque verklärten Zeit. Adrien Proust und sein Sohn Marcel Beobachter der erkrankten Welt Lothar Müller Verlag Wagenbach D 22 ISBN 9783803137036


Frech & frei? Als alleinstehende Frau in der Pariser Künstlerszene um 1900 hat „die Vagabundin“ viel zu erzählen. Schlagfertig, witzig und bisweilen böse, aber nicht verbittert, teilt sie in der Ich-Form ganz offen ihre Erlebnisse und Gedanken. In dieser überarbeiteten Neuausgabe liest sich das erstmals 1910 erschienene Buch als wäre es von heute. Es steckt voller autobiografischer Elemente und ist schon fast ein „Klassiker“ der französischen Literatur. Autorin Sidonie-Gabrielle Colette, die sich einst als Varieté-Künstlerin mühsam über Wasser hielt, bekam 1954 als erste Frau Frankreichs ein Staatsbegräbnis. La Vagabonde Sidonie-Gabrielle Colette Verlag ebersbach&simon D 22 ISBN 9783869152257

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Ein weiter Weg Schriftstellerin Elisa Diallo arbeitet als Verlagskauffrau und lebt in Mannheim. Sie ist eine farbige Französin, die den Rassismus satt hat und deshalb die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat. „In Deutschland fühle ich mich sicher. (…) Mir scheint, dass die Frage der nationalen Identität in Deutschland viel rationaler behandelt wird als in Frankreich oder den Niederlanden, die meiner Meinung nach beide ein viel zu gutes Bild von sich haben und denen es an Demut mangelt“. Die 45 Jahre alte Tochter einer Französin und eines Vaters aus Guinea hat darüber ein Buch geschrieben, das 2019 erschien und viel Aufmerksamkeit in Frankreich erregt hat. Französisch verlernen - Mein Weg nach Deutschland Elisa Diallo Verlag Berenberg D 14 > ISBN 9783946334910

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Mord auf dem Friedhof Kommissar Duval taucht ein in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung der Côte d’Azur. Hat das, was dort begann, womöglich Auswirkungen bis heute? Jährlich zu den Gedenktagen im November polieren die Franzosen die Gedenksteine der Familiengräber und schmücken sie mit Blumen. Doch auf dem historischen Friedhof Le Grand Jas in Cannes liegt auf einem der Gräber im israelitischen Feld ein junger Mann in einer blutroten Lache. Duvals Suche im Leben und Umfeld des jungen Toten lässt eine Vergangenheit wieder aufleben, die manche lieber vergessen wollen. Auch privat hat Duval einiges auszustehen: Familienneuzugang Julie bekommt Zähne, und Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Lange Schatten über der Côte d'Azur Christine Cazon KiWi Verlag D 11 ISBN 9783462001167

Auslese Echtes Französisch Bon Appétit, Bienvenue und Baguette geht uns allen leicht von den Lippen – doch wie niest man auf Französisch? Am 11. und 18. April 2021 werden um 20:15 Uhr die neuen Folgen der erfolgreichen ZDF-Serie „Ein Tisch in der Provence“ ausgestrahlt. Neben spannenden medizinischen Fällen, zeigt die Serie die atemberaubende Landschaft Südfrankreichs und die einzigartig sympathische Art der Provenzalen. Nico Rogner und Friederike Linke spielen erneut die Landärzte Dr. Hugo Simon und Dr. Véro Gilbert. Sprachtalent Nico Rogner bringt seiner Schauspielkollegin Friederike Linke Französisch bei - und das auf ganz besondere Weise. Die Sendung ist nach der Ausstrahlung auch in der Mediathek abrufbar.

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Glaubwürdig Mathilde lebt mit ihren drei Söhnen in einer kleinen Wohnung in Paris. Seit dem Tod ihres Mannes kümmert sie sich allein um sie und ist stolz auf das Resultat. Die Jungen sind selbstständig und kommen im Leben gut zurecht. Das kann Mathilde von sich nicht mehr behaupten… Sie wartet auf die angekündigte Wende – aber welche? Eine Geschichte über Mobbing, Burnout und über Paris. Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin Delphine de Vigan Droemer Verlag, D 12 ISBN 978-3-8321-6545-1


Neue Urlaubsliteratur Lavendeltage in der Auberge de Lilly: Gefühlvoll erzählt Marion Stieglitz von einer schicksalhaften Reise nach Südfrankreich – mit köstlichen Rezepten! Auch die Romanze über eine kleine Buchhandlung in einem französischen Dorf von der erfolgreichen Autorin Emily Blaine ist nun endlich auf Deutsch erschienen. Lavendeltage in der Auberge de Lilly Marion Stieglitz Verlag atb D 10 ISBN 9783746637259 Rendezvous für einsame Herzen Emily Blaine Verlag Piper D 11 ISBN 9783492316538

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16-12-2020 13:07

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