Frankreich Magazin 2021-4

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NR. 4 - 2021

Viele Tipps für Paris

Landgut bei Montpellier

Traumorte in der Bretagne

Einst Ruine, jetzt Traumhaus

Ariège

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• Cafélegenden mit einer Geschichte • Raffinierte Boutiquehotels • Oasen der Ruhe rund um die Hauptstadt

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Herbst in Paris!

D: € 6,50 CH: CHF 11,50 A: € 7,20 FR: € 8,10 LUX: € 7,70

8 überraschende Ideen am Fuße der Pyrenäen



Vorwort Herbstliebe Jetzt, da sich die Blätter langsam verfärben und die Abende länger werden, sehne ich mich nach Paris. Ich kenne keine andere Stadt, die in dieser Jahreszeit so schön und romantisch ist. Die beheizten Terrassen mit Aussicht auf Platanen, die Restaurants mit Tischen voller Austern und Meeresfrüchten vor der Tür, die Boutiquen und Luxus-Kaufhäuser sowie spannende neue Ausstellungen. Damit auch Sie Freude daran haben, stellen wir in dieser Ausgabe die besten Adressen in und um Paris vor. Die schillerndsten Cafés und die raffiniertesten Boutique-Hotels. Aber auch: Rückzugsorte, die nicht mehr als eine halbe Stunde mit der Bahn entfernt sind - falls es mal zu voll wird in der Stadt. Und dann die Romantik: Kein Paar reicht bis heute an Romy Schneider und Alain Delon heran! Obwohl ihre Beziehung Höhen und Tiefen kannte, trauert Alain bis heute um Rosemarie. Sollten Sie Ihre Sommergefühle noch ein wenig verlängern wollen, reisen Sie in die Ariège. Wir stellen acht Tipps vor, wie Sie dieses vielseitige Departement an der spanischen Grenze erkunden können. Ebenfalls im Süden: Eine mittelalterliche Mas (ein südfranzösischer Gutshof), der prächtig renoviert wurde. Die Eigentümerin berichtet, wie es dazu gekommen ist. Zu guter Letzt freue ich mich, Ihnen die neue Chefredakteurin des Frankreich-Magazins vorstellen zu dürfen: Cathelijne van Vliet! Cathelijne hat viele Jahre mit ihrer Familie in Nizza gelebt. Sie ist gelernte Journalistin und hat als solche viele (Reise-)Bücher geschrieben. Die FrankreichKennerin wird Ihnen alle Geheimtipps näherbringen. Ab dem nächsten Heft wird sie Ihre neue Botschafterin des süßen FrankreichLebens sein.

CAFÉ BALTO, PARIS © MARIE PREAUD

Ich wünsche Ihnen einen prächtigen Herbst und viel Spaß beim Lesen!

Daniëlle Wiersema Herausgeberin redaktion@ frankreichmagazin.org

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Inhalt Nummer 4 2021 Frankreich Magazin 2021, 12. Jahrgang

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Bienvenue

Neue Tipps und Adressen für Ihre Frankreich-Reise. Besondere Unterkünfte, spannende Ausflüge und tolle Ideen.

Reise

12 Traumorte in der Bretagne

Kleine Dörfer, großes Kino: Acht Tipps von süßen Orten über hohe Klippen bis zum Austern-Frühstück.

32 7 x Île-de-France

Urlaub vom Stadturlaub: Die besten Anregungen für Ausflüge ins Pariser Umland.

40 Himmlisch schlafen in Paris

In diesen handverlesenen Boutiquehotels fühlen Sie sich in der Hauptstadt garantiert wie zuhause.

60 Pariser Café-Legenden

Autorin Murielle Rousseau stellt in ihrem neuen Buch ihre Lieblings-Cafés vor und porträtiert so die Caféhaus-Tradition der Hauptstadt.

72 Abenteuer im Ariège

Acht Ideen für spannende Tage im bergigen Departement an der spanischen Grenze.

Kultur & Design

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23 Kolumne aus Cannes

Christine Cazon über kleine aber feine Unterschiede im Verkehrsverhalten von Franzosen und Deutschen

24 Romy Schneider & Alain Delon Die Liebe zwischen den beiden Film-Stars hatte ihre Höhen und Tiefen. Vergessen konnte er sie nie.

68 Kulturtipps

Ausstellungen und ein neuer Filme

82 Landsitz im Languedoc

Von der Ruine zum eleganten Anwesen in zwei Jahren: Innenarchitektin Michelle Opperman zeigt am Beispiel ihres Landsitzes, wie es geht

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24 91 Maison

Neue Einrichtungsideen für zu Hause

94 Auslese

Mit aktuellen Büchern auf dem Sofa nach Frankreich reisen

Essen & Trinken

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50 Rezepte

Bestseller-Autorin und Frankreich-Kennerin Melissa Clark interpretiert Küchenklassiker neu.

59 Bon appétit

Küchenfreuden auf Französisch

Und außerdem… 3 Vorwort 4 Inhalt 98 Impressum

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Unterwegs in den Süden Indre-et-Loire

Als Parfummagnat François Coty 1912 den Bau dieses Schlosses in Auftrag gab, diente ihm die Pracht von Versailles als Vorbild. Schon ein kurzer Blick verrät, ist er diesem recht nahegekommen: Marmorstatuen und Trompe-l’oeil-Fresken prägen das Interieur. Wer hier nächtigt, wähnt sich wie auf einer von Coty’s legendären Partys. Château d’Artigny, ab €155 pro Nacht. artigny.com

Bienvenue

Tipps für Unterkünfte, die Reise und Ausflüge VON PABLO PICHEL, MARTINE JONGBLOED, ANNEKE WARDENBACH, RALF JOHNEN & ANJA WINTER

Durch die Weinberge radeln

Die Fahrradroute „La Voie des Vignes“ im Burgund wurde erweitert. Wer mag, kann jetzt bis an den Rand von Dijon radeln. Perfekt für ein langes Wochenende mit Zwischenstopps zu Wein und Kulinarik: Auf 89 Kilometern fährt man über abgelegene Straßen durch die Weinberge von Beaune, Nuits-Saint-Georges und Vosne-Romanée. Der Start der Strecke (oder das Ende, der Weg ist in beide Richtungen befahrbar) liegt in Chalonsur-Saône. Tipps für Zwischenstopps: Eine Übernachtung im Viersternehotel Le Richebourg in Vosne-Romanée (inklusive Spa und toller Küche), Weinproben und Picknicks bei Domaine Comte Sénard. francevelotourisme.com, hotellerichebourg.com & domainesenard.com

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Im Zentrum Bordeaux

Bordeaux ist voller verborgener Schätze. Die blutrote Eichentür des La Girarde Bordeaux weckt gewiss nicht die Erwartung, dass sich dahinter ein modernes Appartement (mit 1 Schlafzimmer) verbirgt. Vom Balkon blickt man auf die Cathédrale Saint-André. Die gemütlichen Brasserien, Bäckereien und Cafés des Triangle d’Or befinden sich in Fußnähe. La Girarde Bordeaux, ab €120 pro Nacht. lagirardebordeaux.com


Digitale Erkundungstouren

© jaakko-kemppainen-unsplash

Hoffnung und Vorfreude machen Mut. So wurde während der Pandemie in Ermangelung tatsächlicher Reisen nach Frankreich ordentlich nach attraktiven Orten gegoogelt. Welche die meistgesuchten waren, hat die Vermietplattform likibu.com untersucht. • Platz 1: Rocamadour im Departement Lot, dem nach Lourdes zweitbeliebtesten Wallfahrtsort. Die Stadt erhebt sich auf einem Felsen auf einem KalksandsteinPlateau. Auch kommt ein köstlicher Ziegenkäse hierher. • Platz 2: Giverny in der Normandie. Die touristische Attraktion ist die Fondation Claude Monet mit dem ehemaligen Wohnhaus des Malers und den berühmten Gärten. fondation-monet.com & mdig.fr • Platz 3: Les Baux-de-Provence im Departement Bouches-du-Rhône. Von den Kalkhügeln der Alpilles umgeben, mit engen Gassen und spektakulären digitalen Ausstellungsräumen in einem alten Steinbruch. Ein Besuch ist mehr als lohnend! carrieres-lumieres.com

Bei Monet wohnen

Das Haus von Claude Monet in Giverny wird online an Touristen vermietet. Das malerische Haus mit seinen türkisfarbenen Fensterläden ist trotz drei Schlafzimmern, zwei Salons und drei Badezimmern recht bescheiden: Der Meister des Impressionismus fühlte sich vor allem vom 1.500 Quadratmeter großen Garten angezogen. 2016 wurde das Haus vollständig renoviert. Der perfekte Ort, um auf den Spuren des Malers zu wandeln. Suchen Sie das „La Maison Bleue de Claude Monet à Giverny“. airbnb.fr

Chaos mit Geschmack

Was man häufig hört, nun da sich unsere Lebensgewohnheiten so drastisch verändert haben, ist: die Menschen räumen auf so wie Marie Kondo, oder sie machen kreative Dinge. Beides allerdings passt nicht gut zusammen, denn wenn es etwas gibt, was die Kreativität hemmt, sind das perfekt aufgeräumte Häuser. Man könnte gar sagen, dass einem durch den alten Plunder die besten Ideen kommen. Auch das professionelle Sammeln von Trödel kann neue Ideen bringen, wenn man ein Auge dafür hat, was Leben in die Bude bringt. Über die Jahre kommt so eine veritable Kunstsammlung zustande. Eine unterhaltsame virtuelle Variante ermöglicht das Schnüffeln auf der Webseite des Auktionshauses Drouot. Hier können Sie antike Vasen ersteigern oder ein Gebot auf eine romantische Kette abgeben, in der Sie eine Locke Ihres oder Ihrer Geliebten aufbewahren können. drouotonline.com (für digitale Auktionen) oder drouot.com für Auktionen vor Ort, 9, Rue Drouot (Paris, 9. Arrondissement).

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Zwischenstopp in Mülhausen

Bienvenue

Mit der Ruhe in Angers Maine-et-Loire

Im Château des Forges aus dem 19. Jh. scheint die Zeit stillzustehen. So gemächlich geht es hier zu. Vom beheizten Schwimmbad aus blicken Sie auf die Täler von Angevine und das grüne Naturreservat Île SaintAubin. Dank des nahe gelegenen Parks Terra Botanica kommen Sie zudem in den Genuss exotischer Pflanzen und Blumen, sobald Sie das Fenster öffnen Château des Forges, ab €110 pro Nacht. slow-village.fr/chateau-des-forges

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Auf dem Weg in die Alpen ist ein Zwischenstopp in der ehemaligen Industriestadt Mülhausen im Elsass eine gute Option. Unter anderem lockt hier das Graffitipolis, ein 28.000 Quadratmeter großer Parkplatz, der in eine Galerie für Graffitikunst umgewandelt wurde. Das Musée Electropolis gewährt derweil Einblicke in Geschichte und Mysterien rundum Elektrizität und Licht. Wer mag, kann außerdem im Freilichtmuseum Ecomusée d’Alsace ins Leben früherer Generationen eintauchen oder durch den Botanischen Garten schlendern. Ebenfalls lohnend: Die Führung „La balade gourmande des Wackes“ (wie die „Mulousiens“ im Elsass heißen), eine gastronomische Wanderung zu den Lieblingslokalen der Einheimischen. tourisme-mulhouse.com



BOUTIQUE

Das Hotel***-Restaurant Le Bellevue liegt in Villerville, Normandie, zwischen Honfleur und Trouville-Deauville. Das reizende Hotel hat 22 Zimmer und vier Suites mit Meerblick. Genießen Sie im Restaurant die traditionelle, hochklassige Küche mit Fisch, Meeresfrüchten und Hummer.

Rue du Général Leclerc 12, Tel.: + 33 (0)2 31 87 20 22

14113 Villerville, Frankreich biendormir@bellevue-hotel.fr

www.bellevue-hotel.fr


© samaritaineparis

Mit dem La Samaritaine hat diesen Sommer das schönste aller Pariser Kaufhäuser seine Pforten wieder geöffnet. Seit 2005 war es wegen Asbest und anderer Probleme geschlossen. Auch ohne Einkaufen lohnt es sich: Die Art-déco-Pracht ist endlos - man schaue sich nur die Giebel und die schmiedeeisernen Treppengeländer und das gläserne Dach an. Auch der Weg dorthin kann sich sehen lassen. Er führt mit der Pont Neuf mit ihren romantischen Bänken über die schönste Brücke der Stadt. dfs.com

111 Orte © samaritaineparis

Neue Pracht

Der Kanal du Midi ist ein Garant für entspannte Urlaubstage. In seinem neuen Band macht Autor Kay Walter dem Besucher 111 zusätzliche Angebote für gelungene Tage auf dem Gewässer, das sich zwischen Toulouse und Agde erstreckt. Freuen Sie sich auf Wehrdörfer, Taubentürme und Weinberge. Kay Walter, „111 Orte am Kanal du Midi, die an gesehen haben muss“, € 16,95, ISBN: 9783740810863

Bienvenue Beim Schlossherrn kampieren Normandie

Im vornehmen Château de Martragny aus dem 18. Jh. können Sie übernachten. Neben Gästezimmern und Gîtes lockt ein Campingplatz mit vier Sternen. Sie haben die Wahl aus Schwimmbad, Tennisplatz oder einem kühlen Glas Cidre auf der Terrasse. Die Landungsstrände von 1944 sind in der Nähe. Château de Martragny, ab €350 pro Woche. chateau-martragny.com

In der Ardèche auf alten Trassen radeln

Im vergangenen Jahr wurde sie zum französischen Radweg des Jahres ausgerufen: Die Dolce Via, eine 90 Kilometer lange Strecke durch die Ardèche. Das ist kein Wunder, denn die Route ist nicht nur prächtig, sondern trotz der bergigen Umgebung überwiegend flach, weil man dem Fluss Eyrieux folgt. Zwischen 1891 und 1968 verband hier im Eyrieux-Tal eine Bahnstrecke die Orte La-Voulte-surRhône und Saint-Agrève, wodurch die Region ihr Einzugsgebiet bis nach Lyon und Paris ausdehnen konnte. Tonnenweise Pfirsiche haben die Ardèche in dieser Zeit über die Schienen verlassen. 2012 wurde die Dolce Via hier eröffnet. Ein weiteres Argument für einen Trip in die Ardèche! dolce-via.com

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8 Traumorte in der Bretagne Kleine Dörfer, großes Kino Die Bretagne ist wild und rau. Aber auch sanftmütig und freundlich. Auf der Suche nach unterschiedlichen Facetten der Region reist unser Autor Hans Avontuur kreuz und quer umher. Er findet süße Dörfer, wo man Austern frühstückt und dramatische Klippen, die fast senkrecht ins Meer stürzen. TEXT & FOTOS HANS AVONTUUR


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BRETAGNE

Brocéliande & La Gacilly

MIT KRÄUTERN UND PFLANZEN ZAUBERN

Auf dem Weg in den Geburtsort von Yves Rocher, dem Gründer des gleichnamigen Unternehmens für pflanzlich hergestellte Kosmetika und Körperpflegeprodukte, fahre ich durch sanfte Hügellandschaften. Nach der Autobahn sind die Landstraßen eine Wohltat. Sie führen durch Weiden und den Fôret de la Brocéliande, der bretonischen Spielart eines Märchenwalds. Ein dichter Forst voller steinalter Bäume und somit ein dankbarer Flecken für Mythen und Legenden. Die bekannteste datiert auf das 12. Jahrhundert und handelt vom Zauberer Merlin – der aus der Artus-Sage – und der Fee Viviane. Sie verlieben sich und Merlin akzeptiert, dass seine Geliebte ihn in einen magischen Kreis einschließt. In dem Wald finden Besucher viele Verweise auf die Legende, wie das vermeintliche Grab Merlins und das Schloss, wo Viviane geboren wurde. Die Wälder spielen zugleich eine wichtige Rolle im Leben Yves Rochers. Hier liegen die Wurzeln seiner Lieber zur Natur. 1959 gründete der Visionär sein Unternehmen in einer Scheune in La Gacilly, einem charmanten Dorf, das seinen berühmtesten Sohn und ehemaligen Bürgermeister mit einem Museum und einem botanischen Garten ehrt. Beim Wandern drängt sich die Erkenntnis auf, dass Rocher, der fest an die Wirkung von Naturprodukten glaubte, seiner Zeit weit voraus war.

maisonyvesrocher.fr broceliande-vacances.com

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Sainte-Barbe & Quiberon

DURCHS DORF UND DURCH DIE BRANDUNG

Mit der salzigen Seebrise in der Nase radle ich über die Dünenwege an der Baie de Quiberon. Die Dörfer sind klein, der Himmel hingegen ist überwältigend. Unterwegs entdecke ich eher zufällig Sainte-Barbe, einen kleinen Weiler, der mein Lieblingsort in dieser Region wird. Die Häuser sind aus robustem Stein, der den Elementen schon seit Jahrhunderten trotzt. Und doch verbirgt sich in dem spröden Anblick auch etwas Freundliches. Dank der weißen Fenster, Türen und Rahmen - und dank der farbenfrohen Gärten. Ein Teil des Dorfes wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert, der andere Teil verfällt. Im 18. Jahrhundert fand hier eine Schlacht zwischen Republikanern und Royalisten statt. Heute strahlen die Sträßchen und Gassen eine intensive Ruhe aus. Ich folge der Rue de la Plage zum Meer. Von den Dünen schaue ich über die weitläufige Landschaft und die dunkle See, die sich hellblau verfärbt, sobald die Sonne den Wolkenteppich durchbricht. Links liegt die Halbinsel Quiberon, die mit einem dünnen Sandstreifen am Festland hängt. Rechts wartet ein 20 Kilometer langer Sandstrand. Schuhe aus und in Ruhe durch die Brandung wandern!

baiedequiberon.bzh


Bretagne

Ein Wanderweg führt zum Kap Pointe du Raz. Die Natur baut die Spannung sorgfältig auf

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Concarneau

FRISCHER FISCH UND EINE PRINZESSIN

Am Hafen von Concarneau finden alle prägenden Elemente des Städtchens zueinander: Meer, Charme, Geschichte und Fischfang. Schon beim Erreichen des Ufers wird der Blick auf große Thunfischkutter frei, die bis an die afrikanische Küste fahren. Ich laufe entlang der Häuser, die um den Blick aufs Meer konkurrieren, über die Brücke zur Ville Close, dem ummauerten Teil von Concarneau. Musiker empfangen Besucher mit Seemansliedern, die vom Gekreisch der Möwen unterbrochen werden. Innerhalb der begehbaren Verteidigungsmauern fühlt man sich noch immer sicher und beschützt. Selbst der stramme Wind macht vor den Gassen Halt. Es ist schwer zu sagen warum, aber manchmal kommt man an Orte, wo sich alles richtig anfühlt. In Concarneau ist das die gelungene Mischung aus ruppigem Fischerort und gemütlichem Seebad, das in Fußnähe zum Zentrum auch über Sandstrände verfügt. Als wäre das nicht genug, lockt außerdem das Château de Keriolet, das aus dem Mittelalter stammt und das die russische Prinzessin Zénaïde Narischkine Ende des 19. Jahrhunderts für ihren jungen französischen Ehemann modisch hat renovieren lassen.

tourismeconcarneau.fr

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Pointe du Raz

ANDSCHAFTLICHES SPEKTAKEL

Am frühen Morgen fahre ich von Concarneau in Richtung Westen. Unterwegs passiere ich im Dorf Saint-Germain an einer Kirche ein bretonisches Kruzifix. Vergleichbare Artefakte zuvor waren schön und schlicht, dieser hier ist üppig dekoriert. Die meisten wurden während und nach der Pest Ende des 16. Jahrhundert errichtet. Ohne medizinisches Wissen und ‚Abstand halten‘ war Hilfe von oben oft die einzige Hoffnung. Ich fahre weiter nach Westen, wo es immer ruhiger und rauer wird. Die Straße endet auf einem Parkplatz mit Besucherzentrum. Ein Wanderweg führt zur Pointe du Raz. Die Natur baut die Spannung hier sorgfältig auf. Anfangs ist es vor allem der stürmische Wind, der Eindruck macht. Bald aber folgt ein langsam abfallender Weg, der plötzlich aufhört. Die letzten Landzipfel stürzen sich aus 70 Metern Höhe in die Tiefe. Dort unten treffen die Wellen mit Urgewalt auf die Küste. Ich laufe, gehe hinab und dann wieder hinauf; und ich schaue. Auf den Abgrund, den Horizont, die zwei Leuchttürme, die jeder für sich auf einer kleinen Insel ruhen. Sie sollen dafür sorgen, dass Schiffe diesem verräterischen Ort ausweichen.

Vorige Seiten: Telgruc-sur-Mer und der Ort Cancale. Diese Seite, oben: Raz, Pause oder weiterfahren? Unten: hübscher Blick auf die Halbinsel. Links: Stimmungsvolle Szenen von La Gacilly und Concarneau.

pointeduraz.com

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Bretagne

Der Stolz auf den eigenen Charakter sitzt tief. Seien es Sprache, Baukunst oder Bräuche - Paris war schon immer weit weg

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Meneham & Keremma

FELSEN UND PÊCHE À PIED

Man kann sich herrlich treiben lassen im Finistère, dem westlichsten Zipfel der Bretagne. Ich passiere die robuste Hafenstadt Douarnenez und nähere mich dem unberührten Locronan. Im Sommer kann es hier wegen der Tagesausflügler voll werden, sonst aber herrscht Ruhe und man scheint 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Das Dorf ist so gut erhalten, dass es als Kulisse für Filme wie „Tess“, „Chouans!“ und „Mathilde, eine große Liebe“ diente. In dem Bemühen, die Sehenswürdigkeiten abzuhaken, stürzen sich die meisten auf den Dorfplatz und die Kirche, doch für Locronan nimmt man sich am besten viel Zeit. Ich suche die ruhigen Flecken auf, setze mich auf eine steinerne Bank und spaziere über einen Sandpfad am Dorfrand. So erschließt sich der Charme Schritt für Schritt. Einst florierte dieser Ort dank der Herstellung von Segeln für die Fischereiflotte. Der Wohlstand ist in den reich verzierten Giebeln der Patrizierhäuser, des Hôtel de ville und der Kirche verewigt. Später lasse ich mir an der Bucht von Telgruc-sur-Mer den Wind um die Ohren blasen. Diese ist bei Ebbe völlig trocken, was Badegästen und Strandseglern gefällt.

Die Weiterreise zur Nordküste verläuft geschmeidig. Die Ortsnamen sind nun typisch bretonisch, eine Sprache die mehr ans Walisische denn an Französisch erinnert. Der Stolz auf den eigenen Charakter sitzt tief. Sei es die Sprache, Baukunst oder die Bräuche - Paris war schon immer weit weg. In der Bretagne kochen sie lieber ihr eigenes Süppchen. Legendär ist der Aufstand der Bonnets Rouges (Rote Barette) im Jahr 1675. Als König Ludwig XIV die Steuern erhöhte, um seinen Krieg gegen die Niederlande zu finanzieren, ging das Volk auf die Barrikaden. So unbeugsam wie das Volk ist auch das Wachhaus von Meneham. Es ist in einen runden Felsen gebaut, die hier überall verstreut liegen - am Meer, auf dem Strand und zu Lande. Sie boten den Zöllnern, Fischern und Bauern Schutz. Selbst landeinwärts ist es zuweilen schwierig, zwischen Felsen und Häusern zu unterscheiden. Auch die Küste ist prächtig mit ihren weißen Sandstränden, ruhigen Buchten und den Dünen von Keremma. Als ich die Spitze erklimme, muss ich mich anstrengen, um das Meer zu sehen. Es ist Ebbe und das Wasser hat sich kilometerweit zurückgezogen. Auf dem Meeresgrund suchen mit Eimern, Harken, Stöcken und Netzen bewaffnete Einheimische nach Meeresfrüchten. Eine populäre Beschäftigung, die man hier pêche à pied (Fischerei zu Fuß) nennt. Eine ältere Dame erläutert, dass man die leckersten Garnelen, Krabben, Muscheln und Austern der Welt findet. Ich bekomme Appetit und fahre in mein Hotel in Saint-Pol-de-Léon.

locronan-tourisme.bzh

meneham.bzh

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Locronan

WIE IM FILM

Links oben: Meneham an der Küste. Untern: Die Suche nach Meeresfrüchten bei Ebbe in der Bucht von Keremma. Links: Dorfkulisse in Le Faou in Finistère.


Oben: Cap Fréhel. Ein Maler bei der Arbeit in Saint-Malo. Rechts: Die typischen blau-weißen Strandzelte in Dinard.

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Dinard & Saint-Malo

AUF DEN SPUREN PICASSOS

Unterwegs im Hinterland des Nordwestens der Bretagne. In den Dörfern stimmen die aus Naturstein gebauten Häuser etwas elegisch. Viele Geschäfte sind geschlossen, ihre am Giebel verewigten Namen erinnern an den Glanz der Vergangenheit. Das zur Kaffeepause angesteuerte Pontrieux ist wohl lebendig. Der Betreiber des Dorfcafés begrüßt mich freudig und serviert mir eine Noisette an einem Resopaltisch. Dorfbewohner kommen und gehen. Die meisten trinken hastig einen Kaffee an der Bar, andere halten ein Schwätzchen. Auf der Straße verrät der auffrischende Wind, dass die Küste nah ist. Ziel der Reise ist Cap Fréhel am äußersten Punkt einer Halbinsel. Der Weg ist unendlich schön, wobei sich schroffe Klippen, Heidelandschaften und weiße Strände abwechseln. Ich gehe zum Leuchtturm, suche mir einen windgeschützten Platz und lasse die Umgebung auf mich wirken. Bei klarer Sicht kann man die Kanalinseln sehen.

Während die Massen die Festungsstadt Saint-Malo aufsuchen, verliebe ich mich in Dinard. Dieses Seebad kam Ende des 19. Jahrhunderts zur Blüte, als wohlhabende Hauptstädter und Prominente sich hier eine Ferienvilla gönnten. Damals war es modern, allerlei Baustile zu kombinieren. Alles war erlaubt bei der Architecture balnéaire (Kurortarchitektur). Solange das Ergebnis beeindruckender, leichtfüßiger und schöner war als das des Nachbarn. Die meisten Villen glänzen noch immer im klaren Licht der bretonischen Küste. Einige sind sogar zu besichtigen, wie die Villa Les Roches Brunes, die mit traumhafter Aussicht auf einer Klippe balanciert. Ich spaziere über einen Pfad auf der Grenze von Land zu Wasser. Hin und wieder hält ein kleiner Steg die Füße trocken. Einige Hotels aus den Anfangsjahren wie das Royal Émeraude (1892) und das Grand Hôtel Dinard (1858) empfangen bis heute Gäste. Berühmtheiten wie Winston Churchill, Pablo Picasso und Victor Hugo haben auch hier eingecheckt. Mit dem letzten Sonnenlicht setze ich nach Saint-Malo über. Von der Stadtmauer aus sehe ich zu, wie sich die Sonne ins Meer senkt. Aus den Straßen hallt Musik hinüber. Ich schlendere die Treppen hinab und genieße den trägen Abend. Morgen früh geht es ins nahe Cancale für ein Austernfrühstück mit Meerblick.

dinan-capfrehel.com

saint-malo-tourisme.com

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Cap Fréhel

HEIDELANDSCHAFTEN UND SCHROFFE KLIPPEN


Alles war erlaubt bei der „Architecture balnéaire“. Hauptsache, das Ergebnis war beeindruckender als bei den Nachbarn.

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Bretagne

Nach alter Sitte beginnt der Tag in Cancale, indem man mit Blick aufs Meer ein paar Austern verzehrt

Tipps & Adressen Anreise Der Ausgangspunkt Paimpont liegt etwa 950 km von Frankfurt entfernt. Die beschriebene Route ist je nach Abstechern etwa 800 km lang. Die Bretagne ist viel größer, als man denkt.

Unterkünfte

Hôtel Kermoor, Concarneau Gemütliches, kleines Hotel mit maritimer Atmosphäre. Mit Bullaugen und lackiertem Holz. Vor allem aber hat es einen erstklassigen Blick aufs Meer. hotel-kermor.com Hôtel de France, Saint-Pol-de-Léon Stilvolles, modernes Hotel im Herzen eines charmanten Städtchens. Geschäfte, Cafés und Restaurants in Fußnähe. hotel-saint-pol.fr

Château de Bonabry, Hillion Chambres d’hôtes in einem Schloss aus dem 15. Jh von Burggraf und –gräfin Du Fou de Kerdaniel. Fünf individuell eingerichtete Zimmer und eine Gîte. Kein Palast, sondern eine gastfreundliche Adresse mit besonderen Eigentümern. bonabry.fr Royal Emeraude, Dinard Prächtiges Hotel aus der Blüte­ zeit Dinards Ende des 19. Jh. Im Herzen der Stadt gelegen mit ein wenig Glamaout von anno dazumal. 47 Zimmer, einige mit Meerblick. royalemeraudedinard.com

Essen & trinken

Le Cargo, Telgruc-sur-Mer Diese hippe Strandbar in Telgruc ist bekannt für ihren Apéro mit Meeresfrüchten. Gute Adresse für ein Lunch. Tiefer in der Bucht liegt das Tidi: weniger hip, ebenso schöne Aussicht. L’Amiral, Concarneau Wer Appetit auf eine Platte mit Meeresfrüchten bekommt, ist hier gut aufgehoben. Am Ufer­ kai gegenüber der Ville Close. restaurant-amiral.com Au Pilleur d’Épaves, Cléden-Cap-Sizun Ein bisschen touristisch, aber man sitzt in der Seebrise herrlich an Picknicktischen im Gras, Ideal für ein einfaches Mahl mit einem regionalen Bier. Tel. +33298531845

La Pomme d’Api, Saint-Pol-de-Léon Der mit einem Stern aus­ gezeichnete Chefkoch Jérémie le Calvez steht hier am Herd. In einem Bau aus dem 17. Jh. tref­ fen traditionelle und zeitgenös­ sische Küche zusammen. Abends betont gastronomisch. aubergelapommedapi.com Oestermarkt, Cancale Das Fischerdorf Cancale ist die Austernhauptstadt Frankreichs. Tagtäglich Austernmarkt auf der Kaimauer direkt am Meer. Nach guter Sitte beginnt man den Tag hier mit einer morgendlichen Austernplatte, die mit Blick aufs Meer verzehrt wird.

Informationen bretagne-reisen.de de.france.fr

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CHRISTINE CAZON Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

Dekorative Zebrastreifen Monsieur gestikuliert wild auf der anderen Straßenseite. Es ist ihm unbegreiflich, dass ich nicht zeitgleich mit ihm über die Straße geeilt bin. Ich rufe innerlich „Nur bei Grün der Kinder wegen“, zucke mit den Schultern und zeige demonstrativ auf die junge Frau mit drei kleinen Kindern neben mir. Prompt scheucht sie genau in diesem Moment ihre Kinder eilig bei Rot über die vierspurige Straße. Ich bleibe fassungslos und übrigens auch als einzige zurück. Es dauert lange bis zur nächsten Grünphase für Fußgänger. „Wo bleibst du denn?“ brummelt Monsieur unge— duldig. „Aber die Kinder“, setze ich an. „Wie, die Kinder?“, fragt Monsieur verständnislos. „Ich wollte ein gutes Beispiel geben“, sage ich kleinlaut. Er sieht mich an, als käme ich von einem anderen Stern. Franzosen scheren sich nicht um rote Fuß­ gängerampeln. Besonders Französinnen, vor allem junge und sehr junge Französinnen nehmen nicht mal ansatzweise irgendeine Regel der Straßenverkehrsordnung, die es auch in Frankreich zumindest theoretisch gibt, in ihren öffentlichen Verhaltenskodex auf. „Rot? Et alors?“ Was geht mich das an? Sie gucken nirgends hin, wenn sie über die Straße gehen, quatschen dabei mit der Freundin, telefonieren, tippen eine Nachricht oder teilen ein Foto. Sie gehen mit einer solchen Unverfroren­ heit einfach weiter, nicht das geringste Zögern, nicht einen Lidschlag lang wird wenigstens die Umgebung sondiert, da kann es noch so Rot sein, sie gehen weiter, denn für Göttinnen wie sie gelten diese Regeln einfach nicht. Schon die Fernsehkoryphäe Ulrich Wickert war von diesem Phänomen derart fasziniert, dass er 1984 für den ARD Weltspiegel in Paris unter Einsatz seines Lebens vor laufender Kamera ein legendäres Experiment veranstaltete. (Googeln Sie mal „Ulrich Wickert Place de la Concorde“). Denken Sie daran, falls Sie mit dem Auto in Frankreich unterwegs sein sollten. Unfälle können Sie vermeiden, indem Sie grundsätzlich nicht an Zebrastreifen anhalten. Andernfalls fährt Ihnen nämlich der nachfolgende Wagen auf. Zebrastreifen sind hier gefühlt eher dekorativ als funktionell. Eigentlich logisch, denn wenn sowieso alle anarchistisch über die Straße gehen, braucht man nicht noch extra Zebrastreifen. Entsprechend werden sie von den Auto fahrenden Franzosen (Französinnen sind ausdrücklich mitgemeint) schnöde ignoriert. Parken gehört auch in diese

Kategorie. Ich bin ungelogen täglich mit Monsieur in Auseinan­ dersetzungen verstrickt, weil ich finde, dass man „so“ oder „da“ nicht parken kann. „Den nehmen wir!“, ruft Monsieur, und macht Anstalten zum Einparken. „Nein!“, rufe ich, „Nicht gegen die Fahrtrichtung parken, außerdem stehst du halb auf einem Motorradparkplatz!“ „Ist kein Motorrad da“, knurrt der Gatte. „Mais on n’a pas le droit“, sage ich ängstlich. Wörtlich, „wir haben nicht das Recht“, meint, das darf man nicht. „Si je n‘ai pas le droit, je prends le gauche“, winkt er lässig ab. Es ist ein unübersetzba­ res Wortspiel, in etwa: „Wenn ich nicht das Recht habe, nehme ich eben Links“. Verbieten lässt man sich nichts. „Wir bleiben da nicht ewig stehen“, fügt er beschwichtigend hinzu. Ich bin trotzdem nervös, denn neuerdings versucht man auch in Frankreich der Park­Anarchie mit Strafzetteln Herr zu werden. Dass dieser Umgang im Straßenverkehr abfärbt, merke ich beim letzten Deutschlandbesuch: Ohne groß nachzu­ denken überquere ich mit Monsieur in einer deutschen Großstadt eine mehr­ spurige Straße. „Hallo!“, ruft eine Stimme hinter uns. „Hallo Sie!“ Meint der uns? Ich drehe mich um. „Es ist ROT!“ ruft ein Mann streng und zeigt auf das rote Ampellicht. Er schimpft erbost hinter uns her. „Denken Sie an die Kinder!“ höre ich noch. Mir wird heiß und ich kichere aufgeregt, weil ich bei etwas Verbotenem erwischt wurde. „Was wollte er?“, fragt Monsieur. „Er wollte, dass wir bei Rot stehen bleiben“, sage ich. „Aber da war weit und breit kein Auto“, wundert sich Monsieur. „Wegen der Kinder“, erkläre ich. Monsieur dreht sich um. Außer dem Herrn steht niemand an der Ampel. Wieder in Frankreich treffe ich mich zum Essen mit anderen Deutschen. Alle jammern über die Schwierigkeit, in diesem Viertel einen Parkplatz zu finden. Nur ich hatte Glück und parke direkt vor dem Restaurant. Nach dem feinen Essen fragen sie vor der Tür. „Wo steht denn dein Auto?“ „Na da, direkt gegenüber“, ich zeige auf meinen Kleinwagen. „Auf dem Zebrastreifen!“, empören sie sich vielstimmig. „Ach was“, winke ich ab, „nur die Hinterräder stehen auf dem Zebrastreifen.“ „Das ist doch verboten! In Deutschland ginge das nicht“, tönt es. Verwundert merke ich, dass mir gar nicht warm wird. „Wir sind in Frank­ reich“, sage ich. „Si je n’ai pas le droit, je prends le gauche!“ •

PORTRÄT CHRISTINE STEPHAN GABRIEL

Da kann es noch so rot sein, sie gehen weiter, denn für Göttinnen wie sie gelten diese Regeln nicht

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Une belle histoire

Romy Schneider brachte weiße Badeanzüge in Mode mit ihrer Rolle in ‚La Piscine‘ (1968), für die Alain Delon sie vorgeschlagen hatte.

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Romy Schneider Alain Delon Eine misslungene Liebe fürs Leben Alain Delon und Romy Schneider waren das Königspaar des französischen Kinos. Das Glück lachte ihnen zu und ein Leben lang waren sie einander zugeneigt. Doch es sollte nicht sein. TEXT CHANTAL VAN WEES FOTOS IMAGESELECT


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Nur fünf Jahre hielt die Beziehung zwischen den beiden Filmstars. Doch eine Liebesgeschichte muss kein Leben lang dauern, um in die Geschichte einzugehen. Das haben Alain Delon und Romy Schneider wohl bewiesen. Auf Pinterest, Instagram oder YouTube finden sich reichlich Fotos und Videos aus der glücklichen Zeit des Paares: Tanzend, sich küssend, herumalbernd, flirtend, dabei ist die Romantik fast körperlich spürbar – als wären die beiden und ihre Leidenschaft immer noch quicklebendig. Leider aber ist es lang her, dass das Leben der Romy Schneider tragisch endete. Am 29. Mai 1982 wurde sie tot in ihrem Pariser Appartement gefunden. An ihrem Schreibtisch, mit einer Flasche Wein neben sich. Als Todesursache wurde offiziell Herzversagen diagnostiziert, aber man geht davon aus, dass ihr ein Cocktail aus Schlaftabletten und Alkohol zum Verhängnis wurde. Romantiker verklärten dies

später als Tod durch ein gebrochenes Herz. Da war sie 43 und schon lange nicht mehr Delons Geliebte. Doch wie stark ihre amourösen Gefühle noch immer waren, geht aus dem Text hervor, den Delon auf ihrem Grabstein hat gravieren lassen.

„Tu n'as jamais été aussi belle, tu vois j'ai appris quelques mots allemands pour toi: Ich liebe dich meine Liebe“ („Du bist noch nie so schön gewesen. Schau, ich habe ein paar deutsche Worte für dich gelernt: Ich liebe dich meine Liebe“) Delon sorgt auch dafür, dass ihr Sohn zu ihr ins Grab verlegt wurde. David war nur ein Jahr zuvor im Alter von 14 Jahren bei einem Sturz von einem Zaun auf tragische Weise ums Leben gekommen. Bis heute lässt Delon keinen Zweifel daran, dass Schneider immer die Liebe seines Lebens gewesen ist. Dabei war es keineswegs Liebe auf den ersten Blick. Als die beiden sich 1958 am Flughafen Orly vor den Dreharbeiten zu ihrem ersten › gemeinsamen Film „Christine“ zum ersten Mal

Romy und Alain verliebt auf dem Set von ‚Christine‘ (1958).

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Sehr jung, sehr verliebt und sehr motiviert beginnen sie gemeinsam ihr Leben in Paris begegnen, findet Romy ihn viel zu arrogant. Doch nicht umsonst wird über sie gesagt: Romy Schneider verliebt sich bei den Dreharbeiten eines jeden Films. So auch diesmal – in Delon. Nur hält die Liebe dieses Mal länger als für die Dauer eines Films. Delon liegt dem schillernden, talentierten Mädchen aus Deutschland zu Füßen, das von jung an eine berühmte Schauspielerin war. Als die Dreharbeiten beendet sind, verreist das über beide Ohren verliebte Paar in die Schweiz, wo es sich verlobt. Schon bald folgt Schneider Delon nach Paris, was beim deutschen Publikum nicht gut ankommt. Ihre „Flucht nach Frankreich“ wird gar eine Art nationaler Skandal. Dabei ist es nicht nur ihre Liebe zu Delon, die sie zu dieser Entscheidung führt: Seit sie im Alter von 15 Jahren erstmals die Rolle der Sissi übernahm, verfolgt die Habsburger Kaiserin sie überall hin, davon hat Romy genug. „Diese Rolle haftet an mir wie Klebstoff“, sagt sie später einmal darüber. Und: „Ich habe die Rolle damals geliebt. Ich war eine Prinzessin, und das nicht nur vor der Kamera. Immer und überall war ich die Prinzessin. Doch eines Tages wollte ich keine Prinzessin mehr sein.“

Glanzvolle Karrieren Trotz ihres großen Erfolgs in Deutschland will Schneider nichts lieber, als aus der Rolle des naiven, unschuldigen Mädchens zu fliehen, die sie im Nachkriegsdeutschland angeboten bekommen hatte. „Ablegen wollte ich diese Zwangsjacke und raus aus dieser beengten Welt“, sagt Schneider über ihre Entscheidung, ihr Glück fortan in Frankreich zu suchen. „Paris war eine neue Welt, ein neues Leben. Ich brauchte diese Freiheit und holte alles aus ihr heraus.“ Romy ist damals 21, Alain erst 20. Blutjung, bis über beide Ohren verliebt und voll motiviert, in guten Rollen zu glänzen, nehmen sie ihr Pariser Leben in Angriff. Sie spielt in dieser Phase unter anderem in „Der Prozess“ (1962) von Orson Welles, er glänzt in „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960, basierend auf Patricia Highsmiths „Der talentierte Mr. Ripley“) und „Liebe“ (1962) von Michelangelo Antonioni. Es ist eine Zeit, in der die europäische Filmindustrie boomt, und beide erhalten die Chance, um mit den größten Regisseuren der Zeit zu arbeiten: Luchino Visconti,

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Claude Sautet, Jean-Luc Godard und Otto Preminer. So wird Schneider auch in ihrer neuen Heimat binnen kürzester Zeit eine gefeierte Schauspielerin – und die Muse so mancher Zelebrität. 1972 schließlich lässt sie die zuckersüße Sissi ein für alle Male hinter sich, als sie in Viscontis „Ludwig II.“ (1973) eine völlig andere Sissi von Österreich spielt. Auch Delon baut in den Jahren mit Romy an seiner Karriere. Schon bevor er sie traf, hatte er einen vielversprechenden Start hingelegt. Er debütiert 1957 in „Killer lassen bitten“ von Yves Allégret. Von da an kann den schönen Jungen des französischen Kinos niemand mehr auf dem Weg zum internationalen Filmstar aufhalten. Seinen Status festigt er mit Rollen in „Der Leopard“ (1963), „Der gelbe Rolls-Royce“ (1964) und „Der eiskalte Engel“ (1967). Ende der 1960er Jahre wagt Delon den Wechsel nach Hollywood, wo er häufig in die Rolle des Latin Lover gedrängt wird. Nach sechs Filmen aber beschließt er, dass Frankreich für ihn eine bessere Ausgangsbasis bildet, um das Geschehen zu seinen Gunsten zu lenken und wichtige Rollen zu spielen.


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Über seinen Ruhm sagt Delon: „Ich bin kein Star. Ich bin Schauspieler. Ich kämpfe schon seit Jahren gegen die Wahrnehmung, dass ich nur ein schöner Junge mit einem makellosen Gesicht bin. Es ist ein heftiger Kampf, aber ich werde siegreich daraus hervorgehen. Ich möchte das Publikum davon überzeugen, dass ich ein sehr professioneller Schauspieler bin, der jede Minute vor der Kamera genießt – und der traurig ist, wenn er das Wort „Schnitt!“ hört.

Funken sprühen Beider Ehrgeiz sorgt dafür, dass es nur wenig Spielraum für ein Privatleben und noch weniger für traute Stunden zu zweit gibt. Romy begreift erst, wie sehr sie ihre Beziehung vernachlässigt haben, als sie 1963 zuhause einen Brief mit folgendem Wortlaut vorfindet: „Bin mit Nathalie nach Mexiko aufgebrochen“. Es ist Nathalie Canovas, deren Stern gerade aufgeht und mit der er viele Filme drehen wird. Der Boulevard schlachtet die Affäre

genüsslich aus. Für Schneider bricht eine Welt zusammen. Sie reagiert mit einem misslungenen Selbstmordversuch. Es kostet sie Jahre, um den Bruch ihres Geliebten zu verarbeiten. Auch Delon hat weiterhin eine Schwäche für sie. Als er 1969 gemeinsam mit dem Regisseur Jacques Deray „Der Swimmingpool“ drehen möchte, bittet Delon sie, seine Gegenspielerin zu werden. Sie sagt zu. In dem vor Spannung knisternden Film sind die Ex-Geliebten ein Paar, das in ein Spiel aus Missgunst und Verführung verwickelt wird, als die schöne Tochter (Jane Birkin) der Hauptfigur mit ihrem Liebhaber das gemeinsame Ferienhaus mit Schwimmbad in St. Tropez besucht. Ein Klassiker des französischen Kinos ist geboren – und das Publikum liebt den Anblick des wiedervereinten Traumpaars. Obwohl Delon im wahren Leben eine Beziehung mit dem Model Mireille Darc hat, fliegen die Funken auf der Leinwand wie nie zuvor. Später hat Delon noch mehrere längere Beziehungen, › nicht nur mit Darc, sondern auch mit der

Romy en Alain in 1969 na de persvoorstellingen voor 'La Piscine'. Linkerpagina de filmposter.

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Côte d’Azur Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie. Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz finden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausflüge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie finden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE 2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 9 April bis zum 31 Oktober 2022 geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.

Camp du Domaine versichert seinen Gästen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern.

www.campdudomaine.com


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niederländischen Sängerin Rosalie van Breemen, mit der er zwei Kinder hat: Anouchka (1990) und Alain-Fabien (1994). Seine Gefühle für Romy aber bleiben davon unbeeinträchtigt. Egal wie erfolgreich Romy auch ist: Das Glück, das sie mit Alain gefunden hatte, kehrt mit keinem anderen Mann zurück. Sie versucht es, indem sie 1966 den 14 Jahre älteren Regisseur Harry Meyen heiratet, mit dem sie ihren Sohn David bekommt. Doch die Beziehung hält nicht. 1977 schreibt sie in ihr Tagebuch: „Der wichtigste Mann in meinem Leben ist und bleibt Alain Delon. Er ist immer da, wenn ich eine Schulter benötige, an der ich mich ausheulen kann. Bis heute ist er der einzige Mann, auf den ich zählen kann. Er wird mir immer helfen. Und nur er hat mich als Frau geprägt. Auch wenn es mich enorm getroffen hat, als er mich verlassen hat, so hat er mich damit doch erwachsener gemacht.“ Später ist auch ihre Ehe mit dem neun Jahre jüngeren Daniel Biasani nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Er ist ihr Privatsekretär, mit dem sie Tochter Sarah bekommt. Wieder ist es die Sensationspresse, die über Affären Biasinis berichtet. Schneider konsumiert zunehmend Alkohol und Medikamente. Unterdessen muss sie den Tod von Ex-Mann Meyen verkraften, der sich das Leben nimmt. Im Februar 1981 lässt sich Schneider von Biasini scheiden. Als wenige Monate später auch noch ihr Sohn stirbt, ist sie endgültig

„Nur Alain hat mich als Frau geprägt. Auch wenn es mich enorm getroffen hat, als er mich verlassen hat, so hat er mich damit doch erwachsener gemacht.“ am Boden. Wie immer gönnt sie sich keine Pause. Stattdessen arbeitet sie an einem neuen Film. Kurz nach der Premiere von „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ stirbt sie. Am 22. September 2018, 55 Jahre nachdem er sie verlassen hatte, gibt ein emotionaler Delon eine Anzeige in der Sonntagsausgabe von „Le Figaro“ auf: „Rosemarie Albach-Retty (besser bekannt als Romy Schneider) wäre heute 80 Jahre geworden. Alle, die sie kannten und sie noch immer lieben, denken an sie. Danke. Alain Delon“ Alain Delon und Romy Schneider. Es war eine Liebe fürs Leben – wenn auch eine misslungene.

Romy Schneider wird am 23. September 1938 als Rosemarie Magdalena Albach in Wien geboren. Bereits im Alter von 15 Jahren spielt sie an der Seite ihrer Mutter Magda Schneider im Heimatfilm „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Kurz darauf wird die junge Romy mit der Sissi-Trilogie zum Star im deutschsprachigen Raum. Der Spiegel widmet ihr 1956 sogar eine Titelgeschichte. Rollen für anspruchsvolle Filme von Regisseuren wie Luis Buñuel lehnt ihr Management ab. Ihr Debüt an der Seite von Alain Delon feiert sie 1958 in der Schnitzler-Verfilmung „Christine“. Die Wende zur ernst zu nehmenden Schauspielerin gelingt 1961 mit Luchino Viscontis Bühneninszenierung von „Schade, dass sie eine Dirne ist.“ Fortan arbeitet sie mit Regie-Stars wie Orson Welles und an der Seite von Leinwandgrößen wie Jack Lemmon und Michel Picoli. Schneiders traurige letzten Monate sind Gegenstand des Spielfilms „3 Tage in Quiberon“, den Emily Atef 2018 gedreht hat. Marie Bäumer glänzt in der Hauptrolle und legt dabei eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu Romy Schneider an den Tag.

Auch Jahre nach ihrem Bruch waren sich Schneider und Delon sehr nahe. Diese Aufnahme ist von 1988.

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Ruhe rund um Paris

Parks, Künstlerdörfer und Schlösser im Umland der Hauptstadt

Selten, ganz selten, wird ihm das Pariser Stadtleben zu viel. Dann findet der Fotograf und Blogger Ferry van der Vliet Zuflucht im Umland der Île-de-France. Er nimmt uns mit zu seinen Lieblingsorten: vom perfekten Picknickplatz bis zum schönsten Markt der Region.

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TEXT & FOTOS: FERRY VAN DER VLIET

ie Île-de-France ist das historische Herz Frankreichs mit wunderschönen Museen, Schlössern, Abteien, alten Städten, romantischen Parks und Gärten. Aber auch mit stillen Wäldern, Tälern und Seen. Hier tummelten sich einst Jagdgesellschaften der Könige und fanden Künstler Ruhe und Inspiration. Bis heute sind sie ideale Orte der Erholung. Bis zum Déjeuner sur l'herbe (Mittagessen auf der Wiese) ist es von Paris mit dem Zug zuweilen kaum mehr als › eine halbe Stunde.

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BARBIZON

Mehr Maler als Bauern Im 19. Jahrhundert lag der Weiler Barbizon mit seinen paar hundert Einwohnern tief in den Wäldern. Hier lebten Holzfäller, Steinmetze und Bauern. Um 1850 wurde der Ort, unter anderem dank der Maler JeanBaptiste Camille Corot und Théodore Rousseau, zur Heimat zahlreicher Maler, die von der Natur fasziniert waren. Sie gründeten die „Schule von Barbizon“‚ Freunde kamen zu Besuch, manche blieben. So wohnten einst mehr als hundertzwanzig Maler in einem Dorf mit achtzig Bauern. Sie kamen erst aus der Hauptstadt und dann aus der ganzen Welt. In Barbizon fanden sie zwischen der Ebene und dem Wald all die Motive, die sie suchten. Als Antwort auf die Romantik malten sie schmucklose Landschaften und gelten damit als Vorläufer der Impressionisten. Bis heute spielt Kunst hier die Hauptrolle: Die Hauptstraße ist mit wunderschönen Mosaiken gesäumt, Kopien der Gemälde der Schule von Barbizon. Schulkinder werden im Freien über Kultur unterrichtet, und an den Häusern sehe ich verschiedene Gedenktafeln, die an Künstler erinnern, die hier gelebt haben. In der Grande Rue liegt die Auberge Ganne, heute das Musée départemental de l'École de Barbizon. Hier befinden sich auch das Haus und das Atelier von Théodore Rousseau und das Atelier von Jean-François Millet, jenem Maler, der Barbizon durch seine beiden großen Meisterwerke „L'Angélus“ und „Les Glaneuses“ weltweit bekannt gemacht hat.

Tipp:

Restaurant Le Relais de Barbizon (2, Avenue du Général de Gaulle, lerelaisbarbizon.fr) mit leckerem Barsch in Salzkruste. Oder genießen Sie die schöne Atmosphäre im Garten am Waldrand von La Folie Barbizon (ebenfalls ein schönes Hotel), wo es durchaus passieren kann, dass Sie neben einem bekannten französischen Künstler sitzen (5, Grande Rue, lafoliebarbizon.com).

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MORET-SUR-LOING

Sisley und Süßwaren

Das malerische mittelalterliche Städtchen Moret-sur-Loing hat ebenfalls viele impressionistische Künstler inspiriert, unter anderem den englischen Maler Alfred Sisley, der dort die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte und über 400 Gemälde schuf. Dieses Dorf ist besonders fotogen mit seinen majestätischen Toren, der Brücke über den Loing, den Ufern des Flusses und dem Blick auf Notre-Dame. Bei einem Spaziergang durch das Stadtzentrum entdecken Sie schöne Renaissancefassaden, Fachwerkhäuser und das Haus des Gerstenzuckers „Sucre d'Orge des religieuses de Moret“. Hier können Sie die durchsichtigen, goldenen Bonbons erstehen, deren Verpackung mit dem Herz-Jesu-Kreuz und den Initialen R und M (Religieuses de Moret) versehen ist. Am Ende der Grande Rue gehen Sie unter der Porte de Bourgogne hindurch und erreichen die Brücke über den Loing. Wenn Sie das Gewässer überqueren, haben Sie den besten Blick auf das Städtchen und das reizvolle Flussufer.

Tipp:

Mittag- oder Abendessen mit herrlicher Aussicht auf die Stadt: Le Bistrot du Loing (1, Route de Saint-Mammès, le-bistrot-du-loing.lafourchette. rest).


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PARC DE SCEAUX

Versailles Gärten in Miniatur

Der Parc de Sceaux ist ein prächtiges Beispiel für jene klassischen Parks aus dem 17. Jh., die als „französischer Garten“ bezeichnet werden. André Le Nôtre, Gartenarchitekt von Versailles, ist für dieses Meisterwerk verantwortlich. Es ist 180 Hektar groß und liegt nur sieben Kilometer von Paris entfernt. Das Schloss ist seit 1937 ein Museum und wurde im September 2020 nach umfassender Renovierung wiedereröffnet. Es beherbergt wertvolle Stiche, Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Möbel, Manuskripte und anderen Schätze in Räumen, die den ehemaligen Besitzern gewidmet sind: Colbert, Maine, Penthièvre und Trévise. Besuchen Sie auch die 88 Meter lange und 12 Meter hohe Orangerie aus dem Jahr 1686. Im Winter beherbergt er 300 Orangenbäume und zahlreiche Skulpturen.

domaine-de-sceaux.hauts-de-seine.fr

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KÖNIGSSTADT VERSAILLES

Der schönste Markt der Region

Der Name Versailles ist so eng mit dem Schloss verbunden, dass die Millionen von Touristen fast vergessen, dass es auch eine Stadt mit diesem Namen gibt. Die gemütlichen Straßen mit ihren charakteristischen Fassaden und schönen Beispielen klassischer und barocker Architektur, auch Louis-Quatorze-Stil genannt, haben den Glanz ihrer königlichen Vergangenheit bewahrt. Besuchen Sie zum Beispiel die Königlichen Stallungen aus dem 17. Jh., die Grande Écurie und die Petite Écurie. Oder die Cour des Senteurs, 100 Meter vom Schloss entfernt, ein Park, in dem viele Pflanzenarten zu finden sind, die für die Herstellung von Parfüm verwendet werden. Auf beiden Seiten der Rue Royale und der Rue d'Anjou liegt einer der malerischsten Orte von Versailles: „Les carrés Saint-Louis“. Die kleinen Häuser aus dem Jahr 1736 waren ursprünglich für einen Markt mit verschiedenen kleinen Geschäften gedacht. In der Rue du Maréchal Joffre Nr. 10 liegt der Potager du Roi, der ehemalige Gemüsegarten des Palastes. Schauen Sie sich unbedingt die autofreien Gassen der Bailliage an und die Passage des Antiquaires mit ihren Antiquitätengeschäften, Galerien und Restaurants. Die Passage de la Geôle führt zum Marché Notre-Dame. Der Markt wurde unter Ludwig XIII. eingerichtet und findet seit dem 17. Jh. an derselben Stelle statt. Er ist ein Fest für die Sinne und wurde zum „schönsten Markt der Île-de-France“ gewählt.

Tipp:

In der Rue de Satory, in Fußnähe des Schlosses, finden Sie mehrere nette Restaurants, wie zum Beispiel Les Trois Marches in Nummer 22, mit einer schönen Terrasse mit Schatten und Sonne (lestroismarches78.fr) versailles-tourisme.com

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Ruhe rund um Paris

DOMAINE NATIONAL DE SAINT-CLOUD

Perfekt für Picknicks

Die Geschichte dieses Parks geht auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Heute ist er ein idealer Ort für ein Picknick mit Baguette, Fromage, Jambon und Wein sowie zum Spazierengehen, Joggen und Flanieren in den spektakulär angelegten Terrassengärten. Was für eine schöne Aussicht auf Paris! In den fünf Räumen des Musée Historique du Domaine National de Saint-Cloud erfahren Sie alles über das Schloss und seine Besitzer. Und die Wasserspiele sind klasse, wie zum Beispiel La Grande Cascade. Der Bau dauerte fünf Jahre bis 1665. Der obere Teil des Wasserfalls besteht aus neun Terrassen. Das Wasser fließt dank der Wasserspeier aus Blei von Becken zu Becken. Der Wasserfall ist 200 m lang und 21 m hoch. Wer hinaufsteigt, wird mit einem schönen Blick über Paris belohnt. Ein Spaziergang in Richtung Westen führt Sie zu einem weiteren großen Wasserspiel, das von 24 Wasserdüsen und Statuen umgeben ist. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf das riesige Waldgebiet voller Eichen, Buchen, Kastanien und Linden.

Tipp:

Angenehme Adresse für mittags oder abends: Chalet de l’Oasis (La Butte aux Chèvres, Parc de Saint-Cloud). Die Terrasse bietet einen schönen Blick auf das Tal und das Städtchen Meudon. domaine-saint-cloud.fr


SAINT-GERMAIN-EN-LAYE

Musikalisches Erbe

Der vornehme Vorort von Paris war einst die Domäne der französischen Könige, von Franz I. bis Ludwig XIV. Die Gegend war so beliebt und die Luft so sauber, dass Baron de Rothschild 1847 persönlich die Zugverbindung von Saint-Germain-en-Laye nach Paris finanzierte. Die Stadt ist bei Touristen wenig bekannt, aber die Pariser kommen gerne her. Die RER hält auf dem Vorplatz des Schlosses am Place Charles-deGaulle, wo Sie sofort mit der Besichtigung des Schlosses, der Gärten und der Stadt beginnen können. Viele Berühmtheiten haben hier gelebt, darunter die Komponisten Claude Debussy, Jean-Baptiste Lully und Mozart sowie verschiedene bildende Künstler, darunter Maurice Denis, der die Cover von Debussys Musik gezeichnet hat. Wenn Sie keine Lust haben, das Schlossmuseum zu besuchen, können Sie endlos durch die Gärten schlendern. Mächtige 200 Jahre alte Linden säumen die 2.400 Meter lange Terrasse des Gartenarchitekten Le Nôtre, sie ist eine der berühmtesten Promenaden im Pariser Raum und bietet einen herrlichen Blick auf die Wolkenkratzer von La Défense.

musee-archeologienationale.fr

MONTFORT-L’AMAURY

Für die Reichen & Promis

Viele wohlhabende Pariser und Prominente aus der französischen Filmindustrie haben hier ihren Zweitwohnsitz. Der Ort ist auch dafür bekannt, dass der Komponist Maurice Ravel hier lange Zeit lebte, bis zu seinem Tod im Jahr 1937. Sein Haus, 5 Rue Maurice Ravel, ist heute ein Museum. Später lebte hier auch der Filmemacher und Regisseur HenriGeorges Clouzot (1907-1977), zudem hat der berühmte französische Designer Philippe Starck hier seinen Landsitz. Es ist eine sehr gepflegte Stadt mit engen Gassen und malerischen (Fachwerk-)Häusern, die am Hang einer Zitadelle gebaut wurden. Ein Fußweg führt auf den Gipfel des Hügels, von wo aus man in etwa 185 Metern Höhe einen schönen Blick über die Dächer der Stadt und auf die Église Saint-Pierre hat. Unbedingt sehenswert ist der alte Friedhof aus dem 15. Jh. mit Eingang an der Ruelle des Fossés. Das Eingangstor ist im extravaganten gotischen Stil mit schönen Skulpturen verziert. Charles Aznavour ist hier mit seinen Eltern und seinem Sohn Patrick begraben, der 1976 im Alter von 25 Jahren starb. montfortlamaury.fr/culture-tourisme/ maison-du-tourisme-et-du-patrimoine



Paris wieZuhause Boutiquehotels zum Wohlfühlen

Möchten Sie Paris wie die Einheimischen erleben? Dann checken Sie in einem Boutiquehotel ein. Frankreich Magazin hat einige ausgesucht. Unsere Kriterien: nicht mehr als 40 Zimmer, lächelndes Personal, ein gutes Viertel und hoch im Kurs bei den Franzosen. Bonne nuit!

© HÔTEL HENRIETTE, WWW.HOTELHENRIETTE.COM

TEXT RENÉE KOUDSTAAL


Boutiquehotels in Paris

Sourire Boutique Hôtel Particulier „Wusstest du, dass dies ein Hotel ist?”, fragte mich meine Freundin Laure, als wir in Richtung Parc de Passy gingen. Ich war schon oft an dem vornehmen Bau vorbeigekommen, ohne zu bemerken, dass sich darin ein prächtiges Boutiquehotel verbirgt. Am Rande des schicken Passy und fernab jeden Trubels dreht sich dort alles um Diskretion. Im Namen sind alle Schlüsselwörter verewigt: sourire, boutique hôtel und hôtel particulier. Der Empfang ist Dank Gründerin Ilhame Aurenty herzlich und persönlich, das Sahnehäubchen ist der Garten mit Laube. ☛ Tipp: Bummeln Sie über den überdachten Markt von Passy und suchen Sie sich am Stand neben dem Eingang einen hübschen kleinen Hut aus. Vergessen Sie auch nicht, das Maison de Balzac zu besuchen! Sourire Boutique Hôtel Particulier, 29 Rue des Marronniers. ausourire.com

Casual chic, das ist eine der Stärken von Paris. Das Hôtel Henriette passt perfekt in dieses Bild. In einer gemütlichen, aber nicht zu angesagten Gegend neben dem Mouffetard-Viertel. Die Einrichtung ist gehoben und behaglich. Am schönsten aber ist es, sich unter den Lampions im Garten von den Anstrengungen des Tages zu erholen. Paris wie es leibt und lebt. ☛ Tipp: Gehen Sie zu Les Traversées am Square Saint-Médard, um ein Buch zu kaufen und auf der Terrasse zu lesen. Hôtel Henriette, 9 Rue des Gobelins. hotelhenriette.com

© HÔTEL HENRIETTE, WWW.HOTELHENRIETTE.COM

Hôtel Henriette

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Hôtel Doisy

Dieses entzückende Hotel liegt in der Sackgasse Pass. Doisy im Viertel Ternes. Es ist eines der Hotels von Anouk und Louis Solanet, die schon seit einiger Zeit dabei sind, die Gastfreundschaft wieder in den Mittelpunkt des Pariser Hotels zu stellen. Die Zimmer sind klein (wie in fast allen Hotels der Stadt), schön eingerichtet und das Personal ist stets bereit mitzudenken. Schauen Sie auch mal nach den Schwesterhotels: Hôtel Léopold und Hôtel Cabane oder Hôtel Wallace, Hôtel Ami und Hôtel Rochechouart.

© HERVÉ GOLUZA

© HERVÉ GOLUZA

☛ Tipp: In Richtung des Place des Ternes kann man gut shoppen, der Markt auf der Rue Poncelet ist immer schön. Hôtel Doisy, 55 Avenue des Ternes, doisy-etoile.com

Hôtel des Grandes Ecoles

☛ :Tipp Der Jardin du Luxembourg ist zu Fuß nur 10 Minuten entfernt, Zwischenstopp auf der Terrasse vor dem Panthéon. Hôtel des Grandes Ecoles, 75 Rue Cardinal Lemoine. hoteldesgrandesecoles.com

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© NICOLAS ANETSON

Keine Stadtvilla, sondern eher ein Familienhaus wie auf dem Lande. Das ist das Hôtel des Grandes Ecoles. Eine kleine Perle, von deren Existenz vorzugsweise nicht jeder wissen sollte. Meine Vorliebe für den Stoff Toile de Jouy kommt hier voll auf ihre Kosten. In Kombination mit dem knarzenden Parkett und der gemütlichen Beleuchtung wähnen sich die Besucher in der Zeit zurückversetzt - und an einen anderen Ost als Paris. Alle Zimmer sehen aus wie gemalt und sind mit allem Komfort ausgestattet.


Boutiquehotels in Paris

La Maison Saint-Germain

© LA MAISON SAINT-GERMAIN

Etwas teurer als das durchschnittliche Boutiquehotel, dafür aber ist das Haus auch mehr als nur ein Hotel. Konkret handelt es sich um Appartements, die sich hinter einer unauffälligen schwarzen Türe in einem Gebäude verstecken. Auswahl aus einem Studio, Appartements mit oder ohne Terrasse und einem Mini-Haus - und all dies im Herzen von Saint-Germain-des-Prés neben der Rue de Buci, zwei Minuten vom Café de Flore und Les Deux Magots.

© HÔTEL LE BALLU

☛ Tipp: Frühstück im Café du Marché in der Rue de Buci und danach in der Rue de Seine von Galerie zu Galerie bummeln. Essen im Café de Flore, im Les Deux Magots oder im Le Bonaparte. La Maison Saint-Germain, 158 Boulevard Saint-Germain. maison-saint-germain.com

Hôtel Le Ballu

© HÔTEL LE BALLU

Im angesagten neunten Arrondissement übernachten? Gesagt, getan! Das Hôtel Le Ballu fällt eindeutig in die Kategorie „hip“, auch wenn es dank des Restaurants und der prächtigen Terrasse eine Mischung aus Alt und Jung anzieht. Ich treffe mich hier gerne mit Freunden oder Kollegen. Hotelgäste haben für die Dauer einer Stunde alleine Zugang zum Wellness-Bereich. Es ist zwar kein Schwimmbad von olympischen Ausmaßen, aber das macht nichts. Die Zimmer sind im Retroschick gehalten, mit dunkelen Tönen, viel Velours und hin und wieder einem Hauch Gold. ☛ Tipp: In Fußnähe liegt das Musée de la Vie Romantique mit idyllischem Teehaus, Terrasse und der Brasserie Le Wepler am Place de Clichy für Meeresfrüchte. Hôtel Le Ballu, 30 Rue Ballu. leballu-paris.com >

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© HOTEL AMOUR

Boutiquehotels in Paris

Hôtel Amour

In der Nähe des Gare du Nord befindet sich das hübsche Hôtel Grand Amour, doch mein Favorit ist seine kleine Schwester: das Hôtel Amour im ehemaligen Rotlichtviertel Pigalle. Es ist inzwischen ein Klassiker. Das Hotel hat 24 Zimmer (eines davon mit Disco-Kugel), einen grünen Garten, wo man prima zu Mittag essen oder einen Cocktail trinken kann. An den Wänden hängen einige kecke Fotos von Pin-ups - und das in einer Gegend, wo viele Familien wohnen und Yuppies shoppen gehen.

© HOTEL AMOUR

☛ Tipp: Gehen Sie in der Rue des Martyrs einkaufen und verpassen Sie dabei auf keinen Fall die Patisserie Sébastien Gaudard mit Hausnummer 22. Hôtel Amour, 8 Rue de Navarin. amour.hotelamourparis.fr

La Maison Favart

© LA MAISON FAVART

Neben dem Théâtre National und der Opéra Comique liegt das Maison Favart, ein echter Ruhehafen. Das Interieur erzählt die Geschichte des Ehepaars Favart, das die Opéra Comique gegründet hat. Lassen Sie sich ins 18. Jh. zurückversetzen und erleben Sie dort minimalistischen Luxus. Das Hotel wurde kürzlich stilvoll renoviert und hat 39 Zimmer, worunter das La Petite Maison, ein Häuschen mit 74 Quadratmetern.

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☛ Tipp: Die Jardins du Palais-Royal und die umliegenden Straßen sind ideal, um sich ziellos treiben zu lassen. Dabei gelangt man automatisch an besondere Orte. La Maison Favart, 5 Rue de Marivaux. lamaisonfavart.com >



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Boutiquehotels in Paris

Hôtel Recamier

An der Ecke des berühmten Place Saint-Sulpice liegt etwas versteckt das Hôtel Recamier, das auf einen der hübschesten Flecken der Stadt ausblickt. Allein der Standort lohnt! Das Hotel ist klein, gemütlich eingerichtet und in Händen echter Hotelexperten: Die Familie De Lattre, der auch das Hôtel Adèle & Jules gehört.

© RENÉE KOUDSTAAL

☛ Tipp: Sobald man das Hotel verlässt, ist man sich im lebendigen Saint-Germain-desPrès. Fangen Sie mit einem Kaffee im Café de la Mairie an, um durch die Rue de Tournon Richtung Senat zu flanieren. Auf jeden Fall beim Top-Label Astier de Villatte reinschauen. Hôtel Recamier, 3b Place Saint-Sulpice. hotelrecamier.com

Hôtel OFF Paris Seine

Abseits der ausgetretenen Pfade liegt das Hôtel Off Paris ganz gewiss. Es handelt sich um ein Schiff, das schräg unterhalb der Pont d’Austerlitz liegt. Von einem winzigen Schwimmbad auf der Seine aus blicken Sie mit einem Cocktail in der Hand auf die vorbeifahrende Metro. Die Zimmer sind nüchtern aber durchdacht eingerichtet, mit Blick auf die Quais de Seine oder die futuristischeren Quai de la Rapée.

© RENÉE KOUDSTAAL

© OFF PARIS SEINE

☛ Tipp: Ein paar Schritte weiter befindet sich am Ufer die Cité de la Mode et du Design. Der Jardin des Plantes ist nahe und das Institut du Monde Arabe ist ebenfalls eine Empfehlung. Hôtel Off Seine 86, Quai d’Austerlitz. parisseine.com

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BOUTIQUE


MODE AUF BESTELLUNG Immer mehr junge französische Marken produzieren auf Anfrage, also nur dann, wenn sie einen Auftrag erhalten haben. Eine kleine Revolution in der Modewelt, die nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich interessant ist. Auch traditionelle Marken wie Mister K. profitieren. Deren Motto lautet: Nicht mehr als nötig und nachhaltig produzieren, damit die Welt nicht unter unnötigen Kleidervorräten begraben wird. Etwa zwei Monate nach der Bestellung erhalten Sie Ihr Kleidungsstück. Andere Marken: Asphalte, Patine, Make My Lemonade, Réuni und Heimstone. misterk.fr

Boutique Inspiration für einen sonnigen Herbst VON PABLO PICHEL

GELUNGENER TASCHEN-FLIRT Die Handtaschenmarke Longchamp kooperiert für ein Projekt mit den Kollegen von Filt. Das aus der Normandie stammende Unternehmen hat schon 1860 die Netztasche entworfen, Longchamp hat diese nun um ihren charakteristischen Klappverschluss ergänzt. In sechs Farben erhältlich. Longchamp x Filt 1860, „Le pliage filet“, €75. longchamp.com

Spätsommer Sothys hat ein wunderbares Serum aufgelegt, das die Haut auch im Spätsommer mit Feuchtigkeit versorgt. Sothys, ‚Intensive hydrating serum‘ €70. sothys.fr

Einpacken! Sie machen Spaß, die raffinierten Taschen der einfallsreichen Designerin Hélène Nepomiatzi, die auch Kreationen für die Modehäuser Hermès und Karl Lagerfeld lieferte. Mit ihren originellen Entwürfen haben Sie nicht nur eine Tasche, sondern auch ein Kunstobjekt an Ihrer Schulter hängen, das mit größter Sorgfalt hergestellt wurde. Es gibt ein niedliches kleines Schweinchen mit einer Schnauze, durch die man sein Kleingeld schieben kann, und den Sac Electric, dessen Verschluss wie ein Stecker mit Steckdose ist. helenepomiatzi.com

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Hommage an Frankreich Quer durch Frankreich, von der Provence über Burgund bis in die Bretagne und in die Pyrenäen: Die beliebte New York Times Bestseller-Autorin und Frankreich-Kennerin Melissa Clark hat mit diesem herrlich bebilderten Kochbuch die Klassiker der französischen Küche neu und frisch interpretiert. Frankreich Magazin durfte schon vorab in dem eleganten Gesamtwerk blättern.

Dinner auf Französisch Melissa Clark ISBN 9783962571962 Narayana Verlag GmbH J  29,90 (D)

APRIKOSEN UND ROTE FRÜCHTE MIT GEZUCKERTER CRÈME FRAÎCHE ERGIBT 4 - 6 PORTIONEN • 6 reife Aprikosen, halbiert und entsteint • 160 g kleine Erdbeeren, halbiert (oder größere geviertelt) • 60 g Himbeeren • 100 g rote Johannisbeeren • 230 g Crème Fraîche • Zucker, nach Belieben • Kleine Zweige frische Minze oder Zitronenverbene, als Garnitur (optional)

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Die Aprikosen auf einem Servierteller anrichten und die roten Früchte ringsum verteilen. Reichlich Crème Fraîche mit einem Löffel auf die Früchte geben, dann alles mit Zucker bestreuen. Das ist ein Dessert, also nicht an Zucker sparen. Nach Belieben mit Zweigen frischer Minze oder Zitronenverbene garnieren. Sofort servieren.



Hommage an Frankreich

BRIE IM FILOTEIG MIT SCHARFEM HONIG UND ANCHOVIS Rezept Seite 56

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CLAFOUTIS MIT PAPRIKA UND CHEDDAR 4 - 6 PORTIONEN • 180 ml Vollmilch • 115 g Crème Fraîche • 4 große Eier • 2 EL (25 g) Weizenmehl (Type 405) • 15 g gehacktes frisches Basilikum • 3/4 TL feines Meersalz (aufgeteilt), plus extra nach Bedarf • 1/2 TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer • 120 g grob geriebener kräftiger weißer Cheddar (aufgeteilt) • 60 g Schinkenscheiben, in Stücke geschnitten • 2 EL natives Olivenöl extra • 3 Paprika, vorzugsweise unterschiedliche Farben einschließlich rot und gelb, entkernt und in ca. 5 mm breite Streifen geschnitten • 2 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten • 30 g geriebener Parmesan • Frischer Zitronensaft, zum Servieren • Zerstoßene rote Paprikaflocken, zum Servieren

Backofen auf 190 °C vorheizen. Milch, Crème Fraîche, Eier, Mehl, Basilikum, ½ TL Salz und Pfeffer in einer großen Schüssel verquirlen. 90 g Cheddar und den Schinken unterrühren. Öl in einer ofenfesten Pfanne (23 cm Durchmesser) bei mittlerer Temperatur erhitzen. Paprikastreifen unterrühren und 10 bis 15 Minuten garen, bis sie am Rand weich und goldgelb gefärbt sind. Knoblauch und den restlichen ¼ TL Salz unterrühren und etwa 2 Minuten garen, bis der Knoblauch aromatisch duftet. Die Eimasse in die Pfanne geben und mit den restlichen 30 g Cheddar und dem Parmesan bestreuen. (Alternativ können Sie das Gemüse für eine elegantere Präsentation in eine Auflaufform oder Kasserolle einfüllen und dann die Eimasse und den Käse dazugeben.) 35 bis 40 Minuten backen, bis die Eier stocken. Leicht abkühlen lassen, dann mit Zitronensaft beträufeln und mit roten Paprikaflocken garnieren. Paprika und Knoblauch können bis zu 3 Tage im Voraus gegart werden. Die Mischung abgedeckt im Kühlschrank aufbewahren. Erst langsam in einer ofenfesten Pfanne erwärmen, dann die Eimasse dazugeben und backen.


MELONENSALAT MIT GEHOBELTER ZUCCHINI, MINZE UND MANDELN 6 BIS 8 PORTIONEN • 2 mittelgroße Zucchini, die Enden entfernt • feines Meersalz, nach Bedarf • 60 g frische Minze, in kleine Stücke gezupft • 2 EL natives Olivenöl extra, plus extra zum Beträufeln • 2 EL weißer Balsamessig oder frischer Zitronensaft • 1 kleine¸süße Melone (oder die Hälfte einer großen Melone), halbiert, entkernt und in dünne Halbmonde geschnitten, dann die Schale entfernt • Meersalzflocken • 40 g gehobelte Mandeln, geröstet • Gehobelter Parmesan • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, nach Geschmack 54 FRANKREICH MAGAZIN

Zucchini längs mit einer Küchenreibe oder einem scharfen Messer in ganz feine Streifen schneiden. Die Streifen in ein Sieb geben, leicht mit feinem Meersalz bestreuen und vermengen. Zucchini 5 Minuten abtropfen lassen. Dann mit einem sauberen Küchentuch trocken tupfen und in eine Schüssel geben. Minze, Öl, Essig und eine Prise feines Meersalz an die Zucchini geben und vorsichtig, aber gründlich vermengen. Die Melonenscheiben auf einzelnen Serviertellern anrichten und mit Meersalzflocken bestreuen. Die Zucchinistreifen auf die Melone häufen. Den Salat mit Mandeln, Parmesan, Meersalzflocken und schwarzem Pfeffer bestreuen, Olivenöl darüberträufeln und servieren.


Hommage an Frankreich RIESENGARNELEN MIT EINGELEGTER ZITRONE, KRÄUTERN UND WEINBRAND Rezepte Seite 56

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Hommage an Frankreich BRIE IM FILOTEIG MIT SCHARFEM HONIG UND ANCHOVIS

RIESENGARNELEN MIT EINGELEGTER ZITRONE, KRÄUTERN UND WEINBRAND

10 BIS 12 PORTIONEN

4 PORTIONEN

• 40 g geröstete rote Paprika, • 3 Anchovisfilets, fein gehackt • 1 Knoblauchzehe, fein • ¾ TL geriebene Zitronenschale • 1 Pfund Filoteig, • 150 g ungesalzene Butter, geschmolzen • 1 großer Laib (ca. 750 g) Brie • Scharfer oder normaler Honig, zum Servieren • Cracker und/oder Brotscheiben, zum Servieren

FÜR DIE SOSSE • 6 EL natives Olivenöl extra • je 20 g frische Petersilie und Basilikum • 2 Knoblauchzehen, fein • 2 EL gehackte Frühlingszwiebeln • 1½ EL gehackte eingelegte Zitrone • 1 Jalapeño • 1 TL frischer Zitronensaft • ca. 1 TL feines Meersalz

Backofen auf 220 °C vorheizen. Röstpaprika, Anchovis, Knoblauch und Zitronenschale in einer kleinen Schüssel vermengen, beiseitestellen. Den Filoteig auslegen und mit einem leicht feuchten Küchentuch abdecken, damit er nicht austrocknet. Dann 2 Filoteigblätter in eine Backform (28 x 44 cm) legen. Die Oberseiten großzügig mit geschmolzener Butter bestreichen, dann 2 weitere Filoteigblätter so darauflegen, dass sie sich in der Mitte kreuzen und zu den ersten beiden Blättern rechtwinklig verlaufen (wie ein Plus-Zeichen). Das oberste Blatt mit Butter bestreichen. Die Schichten wiederholen, dabei 4 Filoteigblätter beiseitelegen. Den Brie mit einem langen, scharfen Küchenmesser waagerecht halbieren und eine Hälfte mit der Schnittfläche nach oben mittig auf den Blätterteig setzen (Wahrscheinlich muss jemand helfen, um die obere Schicht von dem Käse abzuheben). Dann die Paprikamischung auf der Schnittfläche verteilen. Die andere Brie-Hälfte mit der Schnittfläche nach unten darauflegen und die Filoteigblätter am Brie-Rand nach oben klappen. Die Mitte des Bries bleibt dabei unbedeckt – das ist in Ordnung so. Eines der restlichen Filoteigblätter leicht zerknüllen und auf die offene Fläche des Filoteig-BriePäckchens legen. Etwas Butter darauf träufeln, dann den Vorgang mit den restlichen Filoteigblättern wiederholen, diese auf der Oberfläche der Brie-Pastete verteilen und jeweils mit etwas Butter beträufeln. Das sieht vielleicht schlampig aus, aber beim Backen bilden sich auf diese Weise wunderschöne goldgelbe Pastetenwellen, also keine Bange. Im Ofen 20 bis 25 Minuten backen, bis sich der Filoteig goldgelb färbt. Aus dem Ofen herausnehmen und etwa 15 Minuten ruhen lassen, bevor der scharfe Honig darübergeträufelt wird. Einschneiden (der Käse ist flüssig) und mit Cracker oder Brot servieren und bei Bedarf mehr scharfen Honig darüber geben.

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FÜR DIE GARNELEN • 60 ml natives Olivenöl extra • 6 Knoblauchzehen, hauchfeine Scheiben • 1½ Pfund Riesengarnelen mit Panzer • ca. ½ TL feines Meersalz • 2 EL Weinbrand oder Pastis • 2 EL ungesalzene Butter Soße zubereiten: Öl, Kräuter, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Zitrone, Jalapeño, Zitronensaft und Salz mit 1 EL Wasser zu einer gut gemischten, glatten Konsistenz pürieren. Abschmecken und bei Bedarf mit Salz und /oder Zitrone nachwürzen. Garnelen zubereiten: Öl in einer großen Pfanne bei geringer Temperatur erhitzen, dann die Knoblauchscheiben unterrühren. 3 bis 6 Minuten langsam garen, bis der Knoblauch goldgelb gefärbt ist und aromatisch duftet. Den Vorgang nicht beschleunigen – die Knoblauchscheiben müssen gleichmäßig garen und bräunen. Garnelen in die Pfanne geben, salzen und 2 - 3 Minuten braten, bis sie leicht gar, aber nicht ganz durchgebraten sind. Die Pfanne vom Herd nehmen. Weinbrand in die Pfanne gießen und den Alkohol anzünden. Nach dem Erlöschen der wenigen Flammen die Pfanne bei mittlerer Hitze wieder auf den Herd stellen und die Butter sowie 60 ml Kräutersoße unterrühren. Weitere 3 - 5 Minuten köcheln lassen, bis die Garnelen gar sind. Die Soße ist fertig, sobald der prägnante Geruch des Weinbrands nachlässt und sie leicht eingedickt ist.


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8 AUSGABEN FÜR NUR € 52 + gratis Kochbuch „Dinner auf Französisch“ (zzgl. € 6 Versand) Der genannte Abonnementspreis gilt innerhalb Deutschlands und ist inklusiv Versandkosten. Im EU-Ausland kommen € 12 Versandkosten hinzu. Möchten Sie das Kochbuch als Prämie empfangen, werden für den Versand des Buches einmalig € 6 Versandkosten innerhalb Deutschlands berechnet. Dieses Angebot gilt, solange der Vorrat reicht. Für weitere Infos zum Abonnement siehe Impressum.

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Paris – Je t’aime Liebhaber der französischen Küche aufgepasst: Die beiden Foodbloggerinnen und Schwestern Britta MattnerShahi und Svenja Welzer haben einen wunderbaren Stadtrundgang mit Reportagen, Tipps,Menüvorschlägen und stimmungsvollen Stadtbildern und 100 authentischen Rezepten von Coq au vin bis Crêpe suzette zusammen-

gestellt. Mon Dieu! Das Reisekochbuch für alle ParisFans bringt traditionelle und moderne Gerichte in die eigene Küche. Paris - Je t’aime, Das Frankreich Kochbuch EMF Verlag ISBN 9783745906271 € 39 klaraida.de Instagram: @Klara_and_Ida

Bon appétit Liebe geht durch den Magen - oder wenigstens die Küche. Hübsche Ideen für Frankreich-Freunde. VON PABLO PICHEL UND ANNEKE WARDENBACH

BistroInspiration Lust auf französische Gerichte? Mit dieser professionellen Schürze kann eigentlich nichts mehr schief gehen in der eigenen Cuisine Cuisine. Beauville, „Bistrot Apron“, €42,80. beauville.com

Zu schön zum Wegwerfen Was macht es nur immer so aufregend, anders und festlich, etwas in Paris zu kaufen? Dass natürlich alles so schön und zart verpackt ist! Wenn Sie auf der Suche nach einem kleinen Geschenk für jemanden sind, aber keine Idee haben, dann ist eine Schachtel Macarons von Ladurée immer ein Erfolg. Jede Schachtel ist ein kleines Kunstwerk und so schön, dass man sie nie wegwerfen möchte. Falls Sie dennoch etwas anderes aussuchen möchten, können Sie aus Alternativen auswählen. Wie wäre es mit einer eleganten Flasche Sprühsahne oder einem Schlüsselanhänger mit dem Eiffelturm, an dem ein Bündel Macarons baumelt?

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Die Cafés von

Liebevoll und mit einer ordentlichen Portion Savoir vivre beobachtet Murielle Rousseau in ihrem neuen Buch das Leben in den schönsten und außergewöhnlichsten Cafés der Hauptstadt.


Links: Café du Petit Palais „Kaffeeklatsch mit Freundinnen unter Bananenstauden und Palmen“, rechts: Le Balto, „Wie der Bug eines großen Schiffes“.


Cafés de Paris

S

ie gehören zur Stadt wie der Eiffelturm und der Louvre. Sowohl die kleinen, mit einfachen Holz­ tischen ausgestatteten Bistros um die Ecke als auch die traditionellen und unverwechselbaren Cafés, die seit jeher Kultur und bisweilen sogar die Geschichte prägen: Sie sind untrennbar mit dem Leben und dem Flair der Stadt verbunden. In ihrem neuen Buch stellt Paris­Kennerin Murielle Rousseau (1966) die schönsten Cafés der Stadt vor.

Ein ganzes Buch über Cafés! Wie viel Kaffee haben Sie denn dafür getrunken? (lacht) Unendlich viele. Früher saß ich da mit meinen Schulsachen und habe gelernt. Oder ich habe mit Freunden einfach Zeit abgesessen, ohne Smartphones; warten, Menschen beobachten. Ganz Rechts: Le Train Bleu oft. In meiner Branche hält man Arbeits­Treffen und „Leidenschaftliche Affäre“, unten: Autorin Murielle Besprechungen in Cafés, das ist typisch für Paris. Rousseau. Wenn Sie heute das Treiben in den Cafés beobach­ ten, sehen Sie alles, junge Leute, alte Leute, Menschen mit Tablett bei der Arbeit.

Woran erkennt man ein echtes Pariser Café? Zum einen natürlich an den Requisiten: die Rattanstühle im Stil des 19. Jahrhunderts, die kleinen runden Tische aus Metall oder Marmor, die große Theke aus Zink – von denen wurden im Zweiten Weltkrieg übrigens viele gestohlen und für die Waffenindustrie einge­ schmolzen ­, der Brotkorb mit Croissants darauf. Und natürlich am Garçon mit seiner weltläufigen Allüre, Schürze und schwarzen Weste. Das Wichtigste ist aber die große Fensterfront! Diese Offenheit, der Blick nach außen.

sener! Es ist eine viel größere Hürde, die Tür zu öffnen. In England fand ich es wirklich schwer, als Frau allein ein Café auszuwählen. Von außen war gar nicht zu sehen, was mich drinnen erwartet. Wenn ich mich dann getraut hatte, bin ich aber belohnt worden mit Gemütlichkeit, Kaminfeuer und toller Stimmung ­ eine völlig andere Atmosphäre.

Was ist denn das Besondere an der Pariser Caféhaus-Tradition? Cafés sind ein integraler Bestandteil des Pariser Lebens. Für die Pariser gehört dieser kleine Gang, mal eben einen Kaffee zu trinken, zum Leben. Man verabredet sich nicht drei Tage vorher. Das passiert en passant. Ob es nun drei Freundinnen sind, die gerade vom Yoga kommen oder die Oma, die beim Einkaufen mal kurz einkehrt. Es ist so integriert im Leben, man zieht sich nicht extra an, man kommt so gerade noch nicht im Morgenmantel.

Wo bleibt denn dann der Pariser Chic? Caféterrassen sind natürlich ein wichtiger Faktor fürs Sehen und Gesehen werden. Aber, wenn Sie da alleine sitzen, Sie fühlen sich nie einsam! Man gehört zu einer Gruppe von Menschen, die dasselbe Plaisir genießen. Ich gehe auch oft alleine ins Café und habe eine unheimliche Freude dran, da zu sitzen und Menschen zu beobachten.

Haben die Pariser etwa mehr Zeit? Sie nehmen sich die Zeit, das gehört zum Savoir vivre, den Genuss des kleinen Augenblicks zelebrieren, den Kaffee genießen und die Sonne beobachten, diesen Kaffeemoment für sich haben... Il faut être dans le moment. Die Cafés sind essenti­ elle Infrastruktur für das Savoir vivre. Aber in Deutschland hat man viel dazugelernt, finde ich.

Haben Sie als gebürtige Pariserin auch für sich etwas Neues entdeckt? Die Auswahl im Buch ist persönlich. Ich habe mir auch neue angeschaut, wie das Boot Café in einer ehemaligen Schuhwerkstatt. Es ist mini! Total nett, wenig Sitzplätze. Eher ein modernes „Coffee to go“. Es hat meine Sammlung vervollständigt.

Welches Café ist denn Ihr Liebling? Ist das so anders als bei einem Café in Deutschland? Ein englisches oder deut­ sches Café ist viel verschlos­

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Das Café Saint­Régis, direkt an der Seine mit herrlicher Aussicht! Es serviert göttliche heiße Schokolade! Nettes Frühstück, gutes Mittagsange­ bot und deren gute Beziehungen zum Süden von > Frankreich schmeckt man zu jeder Tageszeit.


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Cafés de Paris Exklusiv für das Frankreich Magazin hat die Autorin eine kleine Leseprobe aus dem Buch zur Verfügung gestellt: Lachs, Rosé und People watching bis zur blauen Stunde LE SAINT-RÉGIS Île Saint-Louis, 6 Rue Jean du Bellay 75004 Paris Sonnenuntergang mit Blick auf die nach dem verheerenden Brand in Gerüsten ummantelte Notre-Dame, den Pont Saint-Louis und die Ufer der Rive gauche, die sich sacht über die Seine beugen. Wir sitzen in meinem Lieblingscafé, dem St Régis, auf der kleinsten Pariser Insel, der Île Saint-Louis. Bei Jean, dem Spaßmacher-Kellner des Cafés, den wir so nennen, weil er immerzu singt, pfeift oder lacht, haben wir eine Flasche unseres Lieblings-Rosés aus der Camargue bestellt. Ein ungewöhnlicher Roséwein, weil die Reben auf dem Sand der Camargue Trauben voller Konzentration und Intensität hervorbringen. Jean hat mir irgendwann einmal erzählt, dass diese Anbauweise in

Links: Bistrot Vivienne „Käse, Wein und Crème brùlée in der schönsten Galerie von Paris“, in der Mitte: Les Deux Magots „Feiner Jazz zu später Stunde in legendärer Kulisse“, Rechts: Bar Hemingway und Salon Proust im Ritz „Einen Wodka Martini für Bond“

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ihrer ursprünglichen Form in der Weinwelt schon fast in Vergessenheit geraten war. Dabei waren die in den kargen südfranzösischen Sand gepflanzten Reben der Domaine Royal de Jarras die einzigen, welche die Reblausplage im 19. Jahrhundert überlebten. Wir lassen die untergehende Sonne über Paris durch den besten Rosé aus dem Süden Frankreichs scheinen und nehmen einen Schluck aus dem Glas. Welch ein Glück, dass das St Régis für unseren Rosé die passenden Speisen hat. Ich nehme den geräucherten Lachs, eine Assiette de saumon fumé, mein Compagnon Matthieu die Sardines d’Espagne avec du beurre fin et du pain grillé. Wir haben nichts anderes zu tun, als Fisch und Rosé zu genießen. Wir frönen dem People watching und erzählen uns gegenseitig Geschichten. Zum Espresso am Schluss serviert uns Jean noch Nougat von Sénéquier aus dem über 130 Jahre alten roten Café- und Nougathaus von St. Tropez. >


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Cafés de Paris

Murielle Rousseau Die Cafés von Paris ISBN 9783458681458 Insel Verlag

Wir verlosen 5 Exemplare des Buchs. Mehr Info unter frankreichmagazin. org/Gewinnspiel

GEWINN

SPIEL

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Das Café Sénéquier an der Côte d’Azur ist leuchtend knallrot, die Fassaden und das Interieur des St Régis dagegen klassisch in retro-schwarz-braunen Nuancen gehalten, lediglich unterbrochen durch goldene Lettern, Silberstreifen, große Glasfronten und dem Reflet der Wein- und Spirituosenflaschen, die ringsum an den Wänden des Lokals auf dunklen Holzregalen stehen. Das dunkelrote Leder der Cafébänke, die in schönen Rundbögen die Mitte des Lokals unterteilen, ist gerade verschlissen genug, um dem Café die richtige, die echte Pariser Patina zu verleihen. Auf ihnen lässt es sich mühelos zum Sitznachbarn rutschen, auf der Suche nach einer Schulter, wenn der Kopf von zu viel Rosé etwas schwer geworden ist, so wie jetzt. Der aufmerksame Jean macht die kleine Stehlampe hinter unserer Bank diskret aus. Ruhe kehrt ein, um uns herum und in uns selbst. Die heure bleue, dieser fast undefinierbare Moment zwischen Tag und Nacht, wenn die Pariser Häuserfassaden und die Landschaft in ein Blau tauchen und die Vögel zum letzten Mal ihr Abendlied singen, legt sich wie ein Band auf diesen Ruhehafen mit dem zeitlosen Aussehen im Herzen von Paris. Wortlos schlendern wir nach unserem Rosé und den Fischen im Café St Régis an den Quais de Bourbon und d’Anjou, de Béthune und d’Orléans entlang und bleiben am Place Louis Aragon hängen, weiter in unseren Träumereien gefangen. An den Platz grenzen keinerlei Häuser, es sieht so aus, als würde er frei über der Seine hängen. Die Île Saint-Louis hat sich seit dem 17. Jahrhundert zum privilegierten Wohnort der Bourgoisie entwickelt und die architektonische Einheit und Atmosphäre einer Kleinstadt in der Großstadt beibehalten – hier an diesem Platz unweit des Café St Régis spüren wir dies besonders. 11, 8, 4: Matthieu kennt sich aus und verrät mir die Zahlen der Insel: 11 Hektar groß ist sie, 8 Straßen gibt es und 4 Quais. Ich merke, dass er mir die Zahl der Plätze und verbindenden Brücken vorenthalten hat. Dafür lesen wir auf einer blauen Tafel, wie Aragon, Namensgeber dieses Platzes, die Insel bezeichnete: L’île au cœur de la ville où tout est tranquille éternellement – die Insel im Herzen der Stadt, in der alles ruhig ist, unendlich. Um uns herum kehrt diese Tranquillité in die luxuriösen, palastartigen Hôtels particuliers ein, deren Fassaden gen Norden auf die Rive droite blicken. Nun weiß ich, warum die Insel Île des Palais heißt.

INTERVIEW ANNEKE WARDENBACH FOTOS MARIE PREAUD


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Tausend Lichter in Nizza

La Rose bleue (1964) © Foto Adrien Didierjean

Kulturtipps

Marc Chagalls Glasfenster aus den Werkstätten des Glasmachermeisters Simon-Marg in Reims schmücken 15 Gebäude in Frankreich und in der ganzen Welt. Es sind Bilder des Friedens und der Transzendenz, die Darstellungen werden durch die Kraft seiner Farben und die wechselnden Reflexe des Außenlichts hervorragend unterstützt. Die Ausstellung in Nizza hebt zwei außergewöhnliche Werke aus dem Besitz des Musée National Marc Chagall hervor: das Modell der Rose für die Kathedrale von Metz und die Glasfenster „Die Erschaffung der Welt“, die für den Konzertsaal des Museums entworfen wurden. An diesem außergewöhnlichen Ort haben die Besucher das Privileg, die mit 1000 Lichtern beleuchteten Glasfenster am Morgen zu entdecken und am Abend zurückzukehren, um sich von der Musik im Konzertsaal entführen zu lassen. Marc Chagall , „Le Passeur De Lumière” Musée National Marc Chagall, Nizza, bis 10.01.2022 musees-nationaux-alpesmaritimes.fr/chagall/

VON PABLO PICHEL. EUGENIE GOLDSCHMIEDING, RALF JOHNEN UND ANNEKE WARDENBACH

Bauer oder Unternehmer? Pierre ist 25, als er aus den USA zurückkehrt, um mit seiner Verlobten den Hof seines Vaters in der französischen Heimat zu übernehmen. Der junge Landwirt strotzt vor neuen Ideen und Tatendrang, wohingegen sein Vater

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Jacques nur schwer loslassen kann. 20 Jahre später ist der Betrieb gewachsen und mit ihm die Familie. Doch die glücklichen Tage der gemeinsamen Hingabe für Hof und Land gehören bald der Vergangenheit an… Inspiriert von der eigenen Familiengeschichte offenbart Regisseur Edouard Bergeon einfühlsam und authentisch das Leben auf dem Land zwischen Erfüllung und Entbehrung sowie den wahren Preis unserer Nahrung. Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hat den Kinofilm mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet und schreibt: „Bemerkenswert ist die Vielschichtigkeit der Emotionen, die sorgsame Balance zwischen Momenten voller Freude und Episoden der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.“ Der Film regt zum Diskutieren und Nachdenken an. „Das Land meines Vaters“, ab 18.11.2021 im Kino

Rendezvous der Freunde Unter dem Titel „Rendezvous der Freunde“ vereint das Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster in einer großen Sonderausstellung rund 90 Gemälde, Zeichnungen und grafische Arbeiten der sogenannten „Moreau-Gruppe“. Charles Camoin, Henri Manguin, Albert Marquet und Henri Matisse waren Schüler des französischen Malers Gustave Moreau und miteinander befreundet. Nach einer gemeinsamen fauvistischen Stilperiode beschritten die vier Künstler in ihrer weiteren Entwicklung jeweils eigene Wege. Die Ausstellung spürt jenen Gemeinsamkeiten und gegenseitigen Inspirationen, aber auch der künstlerischen Individualität nach. In diesem Zusammenhang sind auch Werke ihres gemeinsamen Lehrers Gustave Moreau zu sehen. Münster (Westfalen), bis 16. Januar 2022 kunstmuseum-picasso-muenster.de


Rendez-vous à Heidelberg Das ist aktiv gelebte deutsch-französische Freundschaft: Die „Französische Woche Heidelberg“ bietet etwa 50 Veranstaltungen aus nahezu allen kulturellen und künstlerischen Sparten. Die Organisatoren vom Deutsch-Französischen Kulturkreis e.V. feiern dieses Jahr 60 Jahre Städtepartnerschaft mit Montpellier und der Occitanie, veranstalten Märkte, Kochkurse, Ausstellungen und liefern einen Schwerpunkt über das frankophone Kanada. Heidelberg, 15. – 24. Oktober 2021 französische-woche.de

©bastien-nvs-unsplash

Den Louvre ins Haus holen Zum Glück haben die französischen Museen wieder geöffnet, aber für alle, die noch nicht da waren (oder für diejenigen, die während der Arbeit von zu Hause aus eine kurze kulturelle Pause einlegen wollen): Der Louvre hat eine Online-Datenbank mit mehr als 482.000 verschiedenen Kunstwerken eingerichtet. Mit wenigen Klicks können Sie Gemälde, Schmuck, Teppiche und Skulpturen betrachten. Neben den Sammlungen des Louvre finden Sie hier auch Werke aus dem Musée Delacroix, Skulpturen aus dem Jardin des Tuileries und Objekte, die von den Musées Nationaux Récupération aus den Händen der Nazis gerettet wurden. Mit einer interaktiven Karte können Sie auch durch das Museum „spazieren“ und sich die derzeit ausgestellten Werke ansehen. collections.louvre.fr

Loïc Prigent mischt den ModeLaden auf Es gibt einen deprimierenden Film aus den 1970er Jahren, in dem Yves Saint Laurent bei der Arbeit in seinem Modeatelier zu sehen ist: Holzige Models werden schweigend in den neuesten Entwürfen gezwängt, gelegentlich erklingt das missbilligende Gemurmel des Meisters. Ein französischer Intellektueller drehte einen ähnlich trockenen Film über Karl Lagerfeld, der daraufhin seine Vorliebe für den Ansatz des fröhlichen Loïc Prigent zum Ausdruck brachte. Loïc Prigent trappelte wie ein gut gelauntes Fohlen in die Chanel-Ateliers und zauberte einen bahnbrechenden Dokumentarfilm, der ganz auf Intuition beruht: Le jour d‘avant“. Er filmte liebevoll das engagierte Nähen, Knöpfe-Drücken und paspelieren (Ränder absetzen), die unter der Leitung von Kaiser Karl Chanel zu dem machten, was es damals war. Loïc Prigent und sein Kameramann Julien kichern, während sie die Bekleidungsindustrie beobachten. In seinen Büchern, im TV und im Internet dokumentiert er seine geliebte Welt der Mode bis ins kleinste Detail. Und er macht sich auf freundliche Art und Weise darüber lustig, was auch in Ordnung ist, denn er selbst gehört dazu. Dabei ist er keineswegs oberflächlich: Subtil und spielerisch verwebt er sein Wissen über Mode und Kunstgeschichte mit den Aufnahmen. So erfahren wir, dass die neueste Chanel-Kollektion von Virginie Girard von Kopf bis Fuß von Jean Cocteaus Film „Das Testament des Orpheus“ inspiriert wurde. @loicprigent

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© RomainRicard

© Vladimir Partalo

Pinault in Paris Im vergangenen Frühjahr eröffnete in Paris ein großartiges neues Museum: die Collection Pinault. Für François Pinault, einen französischen Geschäftsmann mit einer umfangreichen Kunstsammlung (u. a. Eigentümer der FNAC-Kette und der Modehäuser Gucci und Yves Saint Laurent), wurde ein Traum wahr. „Ein Weg, sehr glücklich zu sein, ist, sehr sehr reich zu sein“, dichtete Kurt Weill in den 1940er Jahren in seinem lustigen Lied „Very very“ am Klavier. Offensichtlich hat der junge François Pinault diese Melodie gehört und mit Erfolg umgesetzt. Finanziell entsprechend ausgestattet, wurde Francois Pinault ein begeisterter Kunstsammler. So sagt er in einem Dokumentarfilm, mit einem Seufzer der Erleichterung: „In der Kunst geht es vor allem nicht um Geld“. Ein interessanter Widerspruch, der für eine Menge Dynamik im Leben sorgt. Nun endlich kann Pinault (einen Teil) seiner Kunstsammlung auf heimischem Boden unterbringen (ein früheres Projekt auf der Île Seguin scheiterte, Stichwort: „französische Bürokratie“) und anstatt seine Sammlung im italienischen Palazzo Grassi zu zeigen, hat er nun einen Mietvertrag mit der Pariser Handelsbörse im 1. Arrondissement. Im Gegenzug wurde dieses schöne, aber vernachlässigte Monument um die Ecke des Louvre umfassend restauriert. In dem Dokumentarfilm sehen wir Pinault, wie er zu Beginn des Projekts stoisch die zerbrochene Glaskuppel der

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Börse betrachtet, durch welche die Tauben auf dem Dach provokativ koten. Es versprach eine alptraumhafte Renovierung zu werden mit Tausenden von Glasscheiben in verschiedenen Formen und Größen. Daraufhin sagt Pinault grimmig: „Le confort m‘indispose“ (Bequemlichkeit macht mich unpässlich.), und „Faut prendre des risques“ (Man muss Risiken eingehen.). In einem solchen Moment weiß man, dass der Geschäftsmann Herausforderungen wie diese für seine tägliche Dosis Adrenalin braucht. Nach jahrelangen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten (Architektur von Tadao Ando) konnte das Prunkstück im Mai endlich eröffnet werden. In der Mitte unter der Kuppel steht ein schönes Werk von Urs Fischer: eine in Wachs gegossene Nachbildung einer großen Marmorstatue, die wie eine Kerze angezündet wird und von der am Ende nichts übrig bleiben wird. Ebenfalls ein Muss: eine Reihe von Werken des geheimnisvollen Konzeptkünstlers David Hammons, der nur schwer greifbar ist und absolut nicht darauf aus ist, irgendjemandem zu „gefallen“: logischerweise ein Liebling von Pinault. Bourse de Commerce Collection Pinault, 2, rue de Viarmes, Paris. Geöffnet von 11-19 Uhr, außer dienstags. Freitags bis 21 Uhr geöffnet. Eröffnungsausstellung bis 31.12.2021. pinaultcollection.com

Cinéma im Kino und im Netz Während der 38. Französischen Filmtage in Tübingen verwöhnen die Kinos der Stadt ein kenntnisreiches Publikum mit den besten Filmen der Saison und mit hochkarätigen Stars persönlich. Schauspielerinnen wir Fanny Ardant und Julie Delpy oder Regisseure wie Luc Besson bereichern das Festival mit Gesprächsrunden vor oder nach dem Film. In diesem Jahr sind die Filme pandemiebedingt auch im Heimkino zu sehen. Für die Vorstellungen im Saal gibt es Tickets nur bei den Kinos. Tübingen, 3. - 10. November 2021 filmtage-tuebingen.de



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Ariège

x pure

Schönheit an der Grenze zu Spanien Ein Markt mit geheimnisvollen Werkzeugen, ein Schloss wie in einem Bilderbuch und ein See, der an Kanada erinnert. Das macht die Ariège spannend und lieblich. Acht Tipps, so abwechslungsreich wie das Departement. TEXT: HANNEKE SPIJKER FOTOS: HANNEKE SPIJKER, SHUTTERSTOCK EN STÉPHANE MEURISSE (TOURISME ARIÈGE PYRÉNÉES)


1 ARIÈGE

MIREPOIX: Toller Markt & Trödel

Der Wochenmarkt von Mirepoix besitzt jene Vielfalt, die einen französischen Markt so herrlich macht: Saftige reife Tomaten, geflochtene Knoblauchstränge, Hühner, ein Stand mit perfekten Einkaufskörben und Verkäufer mit 100 Jahre alten Werkzeugen. Handgeschmiedete Gartenscheren, bleischwere Feuerzangen, Beitel und Hohl­ meißel, eine Mezzaluna (ein doppel­ schneidiges Messer mit zwei Griffen), Messer und Beile sowie ein Gerät, das an eine Hellebarde erinnert. Rund um den Kirchplatz stehen Fachwerkhäuser mit ehrwürdiger Vergangenheit. Unter ihren Arkadenbögen sitzt man im Sommer kühl und geschützt, wenn es kälter ist. Wer Trödel mag, kann sich in gleich mehreren Secondhand­Läden austoben, etwa im Sous Couverts de Poésie von Serge und Claude. Drinnen riecht es nach alten Büchern, überall stehen Schränke, Tische, Services, Instrumente und andere Waren herum, die einen Trödelladen so unwiderstehlich machen. Serge: „Ich war Beamter und habe nach meiner Pensionie­ rung mein Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt klappere ich in ganz Frankreich Trödelläden ab, um Sachen fürs Geschäft zu finden. Meine Favoriten? Bücher und alte Radios. Da kann ich Stunden mit verbringen. Claude hat ihre eigene Leidenschaft: alte Parfüm­Flacons und andere Mädchensachen, haha. Interessieren Sie sich für dieses funktionierende Pianola von 1910? Ich kann es verschicken.“


Ariège

Drinnen riecht es nach alten Büchern und alles steht voll mit Schränken, Tischen und Instrumenten

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CAMON: Magische Übernachtung

Eine Viertelstunde von Mirepoix entfernt liegt mit Camon einer der Kandidaten für den Titel des schönsten Dorfs von Frankreich. Es ist auch als „Dorf der 100 Rosensträucher“ bekannt. Im Mai verwandelt sich der winzige Ort (157 Einwohner) in ein großes Blumenmeer. Das Bed and Breakfast von Katie und Peter Lawton fällt sofort auf. Das Gebäude ist einge­ rahmt von einer Abtei und einem Schloss, von Innen ist es noch spektakulärer. Die Aussicht ist wahnsinnig schön und die Zimmer sind ebenso luxuriös wie geschmackvoll. Dabei ist der Preis für eine Übernachtung akzeptabel (ab 145 Euro sind Sie für eine Nacht Schlossdame oder ­herr). Die charmante Gesellschaft von Peter und Katie gibt es kostenlos dazu. Der Garten mit Schwimmbad ist die reinste Wonne, in seiner Mitte thront eine riesige Magnolie. Von April bis Oktober bittet das aus Südafrika stammende Paar auch zu Tisch, wobei saisonale Produkte aus der Region im Mittelpunkt stehen. Was sie an diesen abgelegenen Flecken verschlagen hat? Peter: „Wir waren hier im Urlaub und wollten ohnehin so etwas in einer geschichtsträchtigen Gegend machen. Als wir sahen, dass dieses Anwesen zum Verkauf stand, haben wir zugeschlagen. Mit dem Ergebnis des Umbaus sind wir mehr als zufrieden.“ chateaudecamon.com

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SCHLOSS FOIX: Strategische Lage

Wer durch das Ariège­Tal fährt, sieht in der Ferne die Burg von Foix. Sie liegt auf einem riesigen Felsen mitten in der Stadt. Ihre Geschichte reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück und endet erst 1862. Die strategische Lage mit Blick auf den Feind hat daran großen Anteil. Heute ist die Burg ein Museum, in dem Besucher zwei Türme erklimmen dürfen. Demonstrationen alter Berufe und Gebrauchsgegenstände machen es interessant für alle Altersklassen. sites-touristiques-ariege.fr/ chateau-de-foix

Der See von Bethmale erinnert an Kanada, so still ist das Wasser und so grün sind die Nadelbäume


Ariège

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VALLÉE DE BETHMALE: Märchenhafter Bergsee

Das Tal von Bethmale ist von märchenhafter Schönheit. Logischer Endpunkt ist der See von Bethmale, wo man sich in Kanada oder Alaska wähnt, so still ist das Wasser und so grün sind die Nadelbäume. Am Ufer hüpfen ein paar Wasser­ stare im klaren Wasser umher, eine seltene Spezies. Übrigens gibt es hier auch den leckeren Bethmale­Käse, der unter anderem in Engomer hergestellt wird.

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ROUTE DES COLS: Perfekte Runde

Die Landschaft des Ariège ist zu schön, um alles auf einmal ab­ zuhaken. Zum Glück bieten einige Strecken innerhalb weniger Stunden tiefe Einblicke. Unterwegs warten tolle Orte für ein Picknick und herrliche Wanderstrecken. Die Route des Cols etwa lässt sich leicht in Etappen einteilen ­ und das ist auch gut so, denn zwölf Berge auf 234 Kilometern zwischen Atlantik und Mittelmeer sind wohl etwas viel des Guten. Von Tarascon aus bietet sich eine perfekte Runde über Suc­et­Sentenac und Massat an. Unterwegs sollten Sie unbedingt einen Kaffee am Étang de Lers trinken. Von der Terrasse der Bar aus blickt man bis aufs Meer. Bestellen Sie ein Stück Torte mit Waldbeeren oder Gâteau Basque mit Frangipane (Mandelcrème) und sehen sie den Gleitschirmfliegern zu, die sich mit Todesverachtung ins Tal stürzen.

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SAINT-LIZIER: Pilgerroute & berühmte Apotheke

Im 18. Jahrhundert gehörte diese Apotheke zum örtlichen Krankenhaus mit eigenem Kloster. Sie hat die Zeit unbeschadet überstanden, inklusive der prächtigen Keramikgefäße und der Glasflaschen mitsamt Inhalt und Aufschrift. Zu den kuriosen Heilmitteln gehörten „Essig der vier Diebe“ und „Öl mit kleinen Hunden“. Welche Ingredienzen sich darin befanden, ist leider (oder zum Glück) nicht überliefert. Saint­Lizier lag an einer der Routen nach Santiago de Compostela, daher dürften Pilger zu den Abnehmern der Lebenselixiere und Öle gehört haben, welche die Schwestern aus den Kräutern des Klostergartens herstellten. Besichtigung nur mit Führer, Anmeldung im Office de Tourisme. ariegepyrenees.com/patrimoine-culturel/ pharmacie-du-xviiieme-siecle-saint-lizier

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MONTSÉGUR: Eine Runde wandern

Das Dorf Montségur ist ein guter Ausgangspunkt für lange Wanderungen. Es sind diverse Routen ausgeschildert, deren Beschreibungen im Tourismus­ büro erhältlich sind. Man läuft vorbei an alten Kornspeichern und Mühlen, durch Wälder entlang restaurierter Häuser Die Natur ist herrlich! Die beiden schönsten Routen sind die Wanderung zu den Ruinen von Campis (1,5 Std.) und der Wanderweg La Caunha (4,5 Std.). Die Burg von Montségur ist dabei nicht zu übersehen: Sie überragt in 1.200 Metern Höhe alles. Hier wütete im 13. Jahrhundert eine Schlacht, die bis heute die Fantasie beflügelt.


Ariège

Pilger auf ihrem Weg nach Santiago waren wohl gute Abnehmer der Lebenselixiere und Öle

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SAINT-GIRONS: Ein Markt der guten Laune Jeden Samstagmorgen zieht der Wochenmarkt von Saint­Girons Tausende Besucher an. An den Ufern des Flusses Salat schaut man sich unter den Platanen die Augen aus. Nicht nur die lokalen Produkte sind erwähnenswert, sondern auch die schillernden Besucher und Verkäufer. Frauen tragen lange Hippie­Röcke und es scheint, dass nahezu alle Männer einen Bart tragen. Das könnte ordentlich warm werden in den Bergen. Als das Wort „bio“ erst noch erfunden werden musste, wurden hier schon Waren in Bio­Qualität verkauft; seien es Seife, Würste, Torten oder Blumen. So ist dieser Markt denn auch ein Garant für gute Laune.

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© SAVIGNAC PHOTO OT PAYS DE FOIX

Tipps & Adressen Anreise Von Frankfurt am Main bis nach Foix sind es etwa 1220 Kilometer. Alternativ per Zug über Toulouse, oder am dortigen Flughafen einen Mietwagen nehmen.

Übernachten

L’Abbaye-Château (Camon) Luxuriöses Bed and Breakfast der gastfreundlichen Eigentümer Peter und Katie, fantastischer Garten, tolle Zimmer und traumhafte Aussicht über die Umgebung. DZ ab €145, Frühstück €18. chateaudecamon.com Les Carmines (Mirepoix) In diesem Chambres d’hôtes in Mirepoix in Fußnähe zum Zentrum schläft man wie auf Wolken. Die Zimmer sind groß, und gemütlich eingerichtet. Mit Schwimmbad und Hamam. Ab €180/Nacht. demeurecarmine.com

© CARRE DE LANGE MENTION

Hôtel Beauregard (Saint-Girons) Mit Schwimmbad, eigenem Park und einem Spa in Fußnähe zum Zentrum. Im Restaurant L’Auberge d’Antan kommt rustikale Essen auf den Teller, das über dem Holzfeuer zubereitet wird. Zimmer ab €65/Nacht. chateaubeauregard.net

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Jardin la vie en vert (Augirein) Wer ruhig und geräumig campen möchte, sollte sich die kleine Anlage von Charles und Claudine Daffis ansehen: zwölf Stellplätze und zwei Tipis an einem Bach in Augirein. Die mit Obststräuchern und blühenden Hecken übersäte Anlage erinnert eher an einen preisgekrönten Garten als an einen Campingplatz. Auch Frühstücken ist möglich. ariegepyrenees.com/nl/camping/ camping-jardin-la-vie-en-vert/

Essen & Trinken

Auberge de la Core (Arrien-en-Bethmale) Weit hinten im Tal von Bethmale versteckt liegendes Lokal, wo mittags vor allem Einheimische sitzen. Einfache und sehr leckere Küche. Hierdurch ist das französische Essen einst berühmt geworden. Tel. +33 5 61 04 80 53. Le Carré de l’Ange (Saint-Lizier) Schickes Restaurant mit hervorragender Küche im ehemaligen Bischofspalast. Bei schönem Wetter gibt es obendrein einen wunderbaren Blick auf die Umgebung. lecarredelange.com L’Autre Jardin (Mirepoix) Beliebtes Restaurant (unbedingt reservieren!), wo regional und saisonal gekocht wird. Fleisch und Fisch werden draußen gegrillt. Angenehm intime Atmosphäre in einer geschlossenen Gartenanlage. lautre-jardin-mirepoix.net

Einkaufen & besichtigen

Coutellerie Savignac (Foix) Die Eigentümerfamilie dieses auf Messer spezialisierten Geschäfts ist schon seit 1754 im Geschäft, was man dem Ladenlokal auch anmerkt. Inklusive Schleiferei. couteau-savignac.com Holzschuhe (Arrien-en-Bethmale) Pascal Jusot ist der letzte Hersteller von Holzschuhen der Region. Ein unbeirrbarer Typ, der sich nicht verrückt machen lässt. Die folkloristischen Holzschuhe, die er für Kostümfeste produziert, sind wunderschön. Für die charakteristischen Spitzen geht Pascal im Wald auf die Suche nach geeignetem Holz. In Frage kommen alle Holzsorten, wenn sie nur die richtige Form haben. Die Bestseller sind jene Modelle, die an die niederländischen Klompen erinnern. Sie haben keinen Absatz und ein angenehmes Lederband über dem Spann. artisan-bois-sabots.fr Rotskerk (Vals) Mit einer Apsis aus dem 11. Jahrhundert und Fresken aus dem 12. Jahrhundert. Die alte Geschichte wird schon beim Betreten über eine in einen Tunnel gebaute Treppe spürbar. Die Figuren der Wandmalereien schauen Besucher mit großen Augen an. Eine Führung ist empfehlenswert. tourisme-mirepoix.com (weiterklicken zu ‘Sites à ne pas manquer’, ‘Église rupestre de Vals’).

Parc de la Préhistoire (Tarascon-sur-Ariège) Dieser Publikumsmagnet beherbergt eine Rekonstruktion der Grotte von Niaux. Die ursprünglichen Grotten sind für die Öffentlichkeit geschlossen, um sie für künftige Generationen zu erhalten. Wohl aber sind viele authentische Gegenstände aus prähistorischer Zeit zu bewundern, darunter Waffen und Schmuck. sites-touristiques-ariege.fr/ parc-de-la-prehistoire Musée Départemental de l’Ariège (Foix) In diesem Schloss befindet sich ein modernes interaktives Museum mit umfangreichen Informationen, unter anderem zu Waffen. Es gibt Modelle, die auf Berührungen reagieren, Filme und ein jahrhundertealtes Jagdbuch. So wird Geschichte lebendig und auch für Kinder spannend. Per Smartphone kann man in allen Sälen Kommentare in der eigenen Sprache hören. sites-touristiques-ariege.fr/ chateau-de-foix

Informationen

tourisme-occitanie.com ariegepyrenees.com


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Französisch flamboyant LANGUEDOC

Das Anwesen Mas de Fages bei Montpellier war vor langer Zeit ein Bauernhaus. Auf der Suche nach dem ultimativen französischen Ambiente verwandelte die südafrikanische Innenarchitektin Michelle Opperman es binnen zwei Jahren in ein unvergleichliches Juwel. TEXT KAROLA WOLL FOTOS RENEE FRINKING STYLING WILMA CUSTERS PRODUKTION FEATURES & MORE


I

m Gästebuch des Anwesens Mas de Fages stehen große Worte. „Wenn Sie noch kein Frankophiler sind, wird dieser Ort Sie zu einem machen. Sinnlich. Unvergesslich. Außergewöhnlich.“ Diesen begeisterten Kommentar schrieb eine Frau, die sich selbst als wählerische Reiseschriftstellerin bezeichnet, ein mehr als anspruchsvoller Gast also. Inhaberin und Innenarchitektin Michelle Opperman lächelt und nickt. „Es hat ein paar Jahre gedauert, aber ich wollte die schönste Atmosphäre schaffen, die ich mir vorstellen konnte. Und es hat funktioniert!“ Was in jungen Jahren mit der Liebe zu Frankreich und der

Eröffnungsseiten, links: die hohen Pinien am Eingang sind schon von weitem zu sehen. Rechts: das Fernseh­ zimmer mit einem marokkanischen Teppich und einer Gewölbedecke.

Rechts: Schatten und Vogelgezwitscher be­ gleiten die Badenden. Schon in der Eingangs­ halle ist Michelles Händchen für die Einrichtung spürbar. Michelle mit ihrem treuen Reisegefährten Winston am alten Tor, das ursprünglich aus der Provence stammt.

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französischen Kultur begann, gipfelte vor fünf Jahren im Kauf von Mas de Fages, einem wunderschönen Anwesen auf einem Hügel in Südfrankreich. Michelle (55), ihr Ehemann Craig (ein Anwalt aus dem Silicon Valley) und ihre beiden erwachsenen Kinder, die in der ganzen Welt leben, treffen sich hier so oft wie möglich. Die drei Türen zur Terrasse sind weit geöffnet und lassen eine leichte Brise in das geräumige Wohnzimmer herein. Michelle zündet eine Kerze auf dem Esstisch an und stellt fest: „Zuhause ist dort, wo der Esstisch steht. Das ist das Einzige, was sich in unserem Leben nicht ändert, egal in welchem Haus oder Land wir leben“. Er ist der Anker im kosmopolitischen Leben der Familie. Sie haben in Südafrika, den Niederlanden und den USA gelebt. Heute wohnen ihre Kinder in Tokio und New York, und Michelle pendelt zwischen ihrem Haus in Kalifornien und dem Anwesen der Familie in Frankreich.

Auf der Suche nach Sonne Frankreich ist das Land ihrer Vorfahren - ihr Mädchenname ist Le Roux - und auf dem Weg zu ihrem ersten Familienbesuch, als sie elf Jahre alt war, verliebte sie sich sofort. „Ich fühlte eine unglaubliche Verbindung zu Frankreich und habe dieses Gefühl an meine Kinder weitergegeben. Mein Mann spürt das auch.“ Als sie planten, ein Ferienhaus in Europa zu kaufen, gab es keinen >



"Zuhause ist dort, wo der Esstisch steht. Das ist das Einzige, was sich in unserem Leben nie ändert, egal in welchem Haus oder Land wir leben"

Oben: eines der Schlafzimmer, links die gemütliche Küche Unten: Im Sommer sitzt die Familie (mit Hund Winston) zum Frühstück am liebsten auf der Terrasse, wo einst der Stall stand. Rechts: Das Porträt in der Eingangshalle, daneben eines der Badezimmer

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Französich flamboyant Zweifel - es musste Frankreich sein. Ihre vierjährige Suche begann im Loire-Tal. Doch Michelle merkte bald, dass das nördliche Klima dort nichts für sie war. „Ich würde gerne irgendwo leben, wo die Sonne so stark scheint, dass ich Schatten aufsuchen muss! Deshalb konzentrierte sich das Paar auf den Süden. Die beiden reisten mehrmals nach Frankreich und sahen sich in der Gegend von Montpellier um. „Aber wir konnten kein Haus finden, das unsere Seele wirklich ansprach. Bis wir diesen magischen Ort fanden. Damals war das Haus noch eine Ruine auf einer Hügelkuppe; einige Teile stammten aus dem 18. Jahrhundert oder sogar aus dem Mittelalter. Wir sahen über das stark vernachlässigte Grundstück hinweg und jeder erkundete das Terrain auf eigene Faust.“ Als sie sich wieder trafen, waren sie sich einig. „Ich glaube, wir haben unser Zuhause gefunden.“ Zu dem 900 Quadratmeter großen Haus mit Nebengebäuden gehört auch ein sieben Hektar großes Grundstück mit einem Garten, mehreren Weinbergen, einem Olivenhain und einem Eichenwald. Michelle konnte es kaum erwarten, dem Haus neues Leben einzuhauchen. Die wunderschönen Sonnenuntergänge und die an die Toskana erinnernde Landschaft überzeugten die Familie endgültig, das Anwesen zu kaufen.

Lokale Handwerksmeister Die Renovierung dauerte zwei Jahre und erforderte große Anstrengungen von allen Beteiligten. „Der größte Teil des Hauses war unbewohnbar. In einem der Zimmer gab es eine Rattenkolonie, auf dem Dachboden hausten Tauben und einige Teile waren so heruntergekommen, dass nur der Abriss

blieb.“ Michelle wollte die Geschichte des Anwesens so weit wie möglich erhalten, ohne auf die modernen Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts zu verzichten. Infolgedessen nahm sie das Gebäude bis hin zu den Grundmauern in Angriff. Sie ließ die vom Vorbesitzer angebrachten Böden entfernen und die Scheune in Wohnraum umwandeln und mit dem größeren Teil des Haupthauses verbinden. Das Erdgeschoss wurde für eine Fußbodenheizung aufgebrochen. Authentische Materialien, die für die Renovierung weichen mussten, wurden so weit wie möglich an anderer Stelle im Haus wiederverwendet. „Die Geschichte ist immer noch zu finden, aber oft an anderer Stelle“, lächelt Michelle. Wenn Teile wieder aufgebaut werden mussten, dann so weit wie möglich im alten Stil des Gebäudes. Also suchte Michelle > nach Handwerkern und Kunsthandwerkern in

Die Rahmen sind in denselben Grautönen gestrichen wie das Holz im gesamten Haus. Das verbindet die Räume miteinander.


der Region, die mit traditionellen Materialien und Stilen vertraut waren. Sie beauftragte Steinmetze, den neuen Steinböden das Aussehen eines alten Kirchenbodens zu verleihen. Im neuen Innenhof ließ sie eine 15 Meter hohe Eiche mit Hilfe eines Krans pflanzen.

Kombination aus Alt und Neu „Wir haben keine Kosten gescheut, um diesem Gebäude das zu geben, was es verdient, nämlich Liebe und Pflege“, sagt die stolze Eigentümerin. Die Prämisse, alles so weit wie möglich in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, macht das Anwesen charmant. An manchen Stellen bröseln die Steinmauern noch ein wenig. „Wir saugen regelmäßig den Sand vom Boden, aber das gehört zum Charakter des Hauses“, lacht sie. Bei der Einrichtung versuchte sie, die Architektur des Hauses harmonisch mit dem Mobiliar zu verbin-

Blick vom Esszimmer auf den Garten. Für jede Tageszeit gibt es eine passende Terrasse.

den. Das bedeutet nicht, dass sie ein Zimmer aus dem 17. Jahrhundert unbedingt mit Möbeln aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet hat. Ebenso wenig hatte sie die Absicht, das Gebäude zu entkernen und hochmoderne Lampen und Möbel aufzustellen. „Der Trick besteht darin, antike Gegenstände an Orten zu platzieren, die mit der Geschichte des Gebäudes korrespondieren, und diese Gegenstände mit modernen Annehmlichkeiten wie einem schönen, bequemen Sofa zu kombinieren. Es ist gerade das Zusammenspiel von Neu und Alt, das die Inneneinrichtung attraktiv macht“, sagt Michelle. Dies erklärt auch die vielfältige Sammlung von Möbeln, die sie in den letzten 32 Jahren auf ihren Reisen erworben haben. „Wir beschränken uns nicht auf eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Land. Wir haben Leuchten des niederländischen Künstlers Pieter Adam, die dem alten Bauernhaus einen Hauch von Modernität verleihen. Vor kurzem haben wir Antiquitäten gekauft, die für diese Region typisch sind. Es gab auch einen richtigen Masterplan für die Farben. Michelle verwendet im ganzen Haus eine harmonische Farbpalette, vom Anstrich des Holzes bis zu den Stoffen in den Zimmern. „Harmonie bedeutet, dass nichts auffällt, weil es fehl am Platz ist. Es soll ein Gefühl der Gelassenheit herrschen“. Ihre Hingabe im Innen- und Außenbereich haben die Immobilie in ein Haus mit einem warmen Ambiente verwandelt. „Ich liebe dieses entspannte Leben in Frankreich mit seiner schönen Umgebung.“ ■ Das Haus ist zu mieten. Informationen unter: perfecthideaways.co.za/accommodation/belle-vallee

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Lichtblüte Die Tulpenlampe, ein Designklassiker, kommt nun als Pendelleuchte. Ihr Schöpfer Pierre Cabrera entwarf sie mit der Lederdesignerin Amalvi Pimienta, das Leder verleiht dem durchscheinenden Acrylstein eine einzigartige Lebendigkeit. „Suspension Tulip40 Cuir“, €600. pierre-cabrera.fr

Maison

Warmes Licht, ein weiter Horizont und ein wunderbarer Blick auf Les Tuileries: Der Herbst darf ruhig beginnen.

Vue royale Grafikdesignerin Sarah Poniatowski wohnt schon seit 25 Jahren am berühmten Jardin des Tuileries in Paris. Auf diesem Poster teilt sie ihre Traumausicht auf die Unterkunft manch eines früheren französischen Fürsten. Maison Sarah Lavoine, ‚Poster Tuileries 12 x 16 in‘, €45. maisonsarahlavoine.com

VON PABLO PICHEL

Destination mer Herrliche Urlaubserinnerungen - diese Dessert-Teller bringen alle Gäste ans Träumen, egal ob sie Tartes, Crêpes oder Millefeuilles genießen. Degrenne, ‚Set of 6 round plates 23 cm‘, €69. degrenne.com

Zierlich Dieser kleine Deko-Tisch findet auf dem Balkon oder der Terrasse ganz leicht einen schönen Platz. Designer Frédéric Sofia ließ sich von der Kollektion 1900 in den Werkstätten in Thoissey (Département Ain) inspirieren. Minimalistisch und wetterfest, erhältlich in 24 Farben. Fermob, ‚Airloop‘, €295. fermob.com/de

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SULLY, SAONE ET LOIRE, BURGUND

VITTEAUX, CÔTE D’OR, BURGUND

Haus mit 5 Schlafzimmern, 15 Minuten Fahrt zu einer Stadt mit allen Annehmlichkeiten und TGV­ Anbindungen. Umgeben von viel Natur, dank der günstigen Lage ein idealer Ausgangspunkt, um Südburgund zu entdecken. F 198.000 Ref. JP5273S

Tolles Ferienhaus in der burgundischen Landschaft, mit Pool und Tennisplatz. 4.000 m2 Grundstück. Das Haus wird möbliert verkauft und ist bezugsfertig. Es liegt 15 Minuten östlich von Autun, wo Sie alle Geschäfte für den täglichen Bedarf finden. F 349.000 Ref. BH5268D

Nahe des Zentrums einer historischen Marktstadt, nur wenige Gehminuten von Restaurants, Cafés und Geschäften entfernt. Charakteristisches Stadthaus, mit 3 Schlafzimmern, 3 Badezimmern und einem schönen Garten. Hochwertig modern renoviert. F 270.000 Ref. RT5256P

SEMUR EN AUXOIS, COTE D’OR, BURGUND

NOLAY, CÔTE D’OR, BURGUND

CHAGNY, SAONE ET LOIRE, BURGUND

Luxuswohnung mit 3 Schlafzimmern in einer renovierten Wassermühle aus Naturstein und Eiche, mit Pool und hübschem Garten, wenige Gehminuten von der schönen Stadt Semur en Auxois entfernt. Von innen für maximalen Komfort modernisiert. F 350.000 Ref. RT5240P

In einem Weiler 12 km nördlich von Nolay, an einer ruhigen Landstraße. Doppelhaushälfte mit 2 Schlafzimmern, Garage, großem Garten und großer Scheune, drei kleine Schuppen und einem Gemüsegarten auf der anderen Straßenseite. F 118.000 Ref. CR5269BS

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Renoviertes Bauernhaus

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Haus mit schönem Garten

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Familienhaus mit Gästezimmern und schöner Aussicht 2005 erbautes Haus mit allem modernen Komfort, 5 Gästezimmer, auf einem Hügel in der Nähe einer mittelalterlichen Stadt, 15 Minuten von Beaune entfernt. Herrliche Aussicht und ruhige Umgebung. F 849.000 Ref. CR5223BS

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Schräger Thriller Marc führt irgendwo an der Küste das leicht undurchsichtige Leben eines älteren Mannes. Aufgerüttelt wird er zunächst durch den Tod seines Bruders, um dessen Witwe Diana er sich fortan kümmert. Bei einem seltenen Spaziergang findet er bald darauf drei Päckchen mit Kokain. Nun nimmt sein Leben nicht mehr nur auf emotionaler Ebene Fahrt auf, sondern auch durch ein Gefühl der Bedrohung, das nicht lange vage bleibt. In karger Prosa

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Legendäre Châteaux Um die berühmteste Weinregion der Welt und ihre exzellenten Rotweine ranken sich zahlreiche Mythen und Geschichten. Der großformatige Bordeaux-Band dient als Standardwerk zur französischen Weinregion Bordeaux und lädt zum Entdecken hervorragender Weingüter ein, von Margaux bis Mouton Rothschild, von Gruaud Larose bis Latour. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen bzw. Mauern der großen Chateaux und kehren Sie zu den Schauplätzen der Reifung der außergewöhnlichen Tropfen zurück. Erleben Sie Winzer und Kellermeister des Bordelais, von Pauillac bis Sauternes, bei der Arbeit. Wissenswertes über die Geschichte der Weingüter und ihre architektonischen Besonderheiten, über Rebsorten, Lagerung und Bodenbeschaffenheit ergänzt diesen Band. Weinheimat Bordeaux Ralf Frenzel (Hrsg.) Verlag Tretorri ISBN 9783960331117 € 69,90

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schildert Philippe Djian (1949) das Leben seiner Charaktere, die selbst dann Außenseiter bleiben, wenn sie eine bürgerliche Existenz führen – und die sich nicht immer im Rahmen des Gesetzes bewegen. So bleibt sich der Autor auch dreieinhalb Jahrzehnte nach seinem Welterfolg „Betty Blue“ (1985) treu. Die Ruchlosen Philippe Djian ISBN 9783257071740 € 22,00

Versailles im Blut Dieser neue historische Roman der Bestsellerautorin Eva Stachniak spielt am Vorabend der Französischen Revolution. Versailles, 1755: Die junge Véronique fällt auf in den ärmlichen Gassen, wo ihre Familie kaum über die Runden kommt, und bald dringt der Ruf ihrer Schönheit bis zum Schloss. Sie wird die Geliebte von König Ludwig XV. Doch dies nimmt ein jähes Ende, als sie ein Kind erwartet. Jahre später wächst Marie-Louise bei einer Pflegemutter auf, die sie zur Hebamme ausbildet. Über ihre Mutter weiß sie nichts. Sie heiratet den jungen Anwalt Pierre, der an der Seite Dantons für den Sturz des Königs kämpft. Doch eines Tages wird Pierre in einem anonymen Schreiben vorgeworfen, seine Frau habe Verbindungen zum Königshaus – das könnte ihn nicht nur seine Karriere, sondern auch den Kopf kosten. Ein spannender Roman über Machtgefüge im Patriarchat. Die letzte Tochter von Versailles Eva Stachniak ISBN 9783458681694 € 16 Verlag Suhrkamp


2 x Literatur für die Ohren 1. Sprühender Wortwitz Zum 400. Geburtstag von Molière (1622–1673) veröffentlicht der Hörverlag dessen bekanntesten Komödien in einer Sammelbox. Der Bürger, der sich lächerlich macht, um in höheren Kreisen anerkannt zu werden. Der Familienvater, der sein Erbe vertrauensselig einem Hochstapler überlässt. Der Hypochonder, der naiv jedem Arzt Glauben schenkt. Der Menschenfeind, der alle vergrault, weil er meint, immer die schonungslose Wahrheit sagen zu müssen. Molière hat vor 400 Jahren mit geschliffenen Dialogen Typen beschrieben, die heute genau so bestehen. Mit den Theaterstars der 1950er bis 1980er Jahre: u.a. Will Quadflieg, Bernhard Minetti, Pamela Wedekind, Rosemarie Fendel. ISBN 9783844543087 € 25 ANZEIGE

2. Wunderbare Dialoge Gustave Flauberts (1821–1880) epochaler Gesellschaftsroman „Madame Bovary“ erzählt die Lebensgeschichte der gelangweilten Arztgattin Emma Bovary von ihren Liebesaffären bis zu ihrem Suizid. Flaubert gehört neben Balzac und Stendhal zu den großen Realisten der französischen Literatur und beeinflusste mit seinem Werk die Entwicklung des europäischen Romans entscheidend mit. „Madame Bovary“ verursachte einen literarischen Skandal wegen angeblich anstößiger Passagen und war zugleich Flauberts größter Publikumserfolg. Mit Valerie Stiegele hat eine der renommiertesten Bearbeiterinnen von literarischen Vorlagen den Klassiker in eine vierteilige Hörspielfassung gebracht. Hörspiel Madame Bovary deutschlandfunkkultur.de


Schwelgen und schmunzeln

Voller Rätsel

Junge Liebende, charmante alte Damen, verhinderte Künstler und kluge Kinder, sie bevölkern Sempés Welt. Der Prachtband „Hin und weg“ versammelt Arbeiten des bekannten Zeichners von 1990 bis 2019, die alle im französischen Magazin „Paris Match“, aber noch nie in Buchform erschienen sind. Die Welt auf Sempés Bildern ist eine vergangene Welt. Selbst wenn so etwas Modernes wie ein Handy, Laptop oder Walkman zu sehen ist, wirken die Bilder altmodisch und entrückt, wie ein kollektiver Wunsch: Die Sehnsucht nach einer Zeit, in der noch nicht alles so kompliziert und überfordernd war.

Eine Anwältin wird beauftragt, eine Mutter zu verteidigen, die ihre drei Kinder ermordet hat. Aber verbindet sie nicht mit dem Vater der Kinder eine folgenreiche Begegnung viele Jahre zuvor? Was ist hier Wahrheit, was Lüge? Und ist es möglich, ohne Gewissheit zu leben? Marie NDiayes (Prix Goncourt 2009) aufwühlender Roman über eine Frau in einer Extremsituation ist in Frankreich das literarische Ereignis des Jahres: ein raffiniertes, abgründiges Spiel mit uns und unseren Erwartungen und Ängsten. Die Rache ist mein Marie NDiaye Verlag Suhrkamp ISBN 9783518430316 € 22

Sempé Hin und Weg ISBN 9783257021806 € 40

Auslese Vier Muskeltiere in Paris Die neue Folge der beliebten Kinderbuchreihe „Die Muskeltiere“. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen vier Nager aus dem Hamburger Hafenviertel: zwei Mäuse, der gemütliche Picandou und der kecke Pomme de Terre, die ehemalige Laborratte Gruyère sowie der degenfechtende Hamster Bertram. Gemeinsam bilden sie das Gespann der „Muskeltiere“, das allzeit bereit ist, den anderen Nagern beizustehen. Inmitten von 700 Camemberts sind die Vier in einer völlig unbeabsichtigten Nacht-und-NebelAktion per Frachter nach Frankreich gereist. Hamster Bertram träumt davon, endlich seine großen Vorbilder, die drei Musketiere, kennenzulernen. Und Gruyère möchte unbedingt den Eiffelturm sehen! Doch für Stadtspaziergänge bleibt wenig Zeit, denn Filou, die Hausmaus bei Monsieur Albert, braucht dringend Hilfe: Alberts Camembert-Manufaktur steht vor dem Aus! Ein Billigkäse-Fabrikant hat es auf Alberts uraltes Geheimrezept abgesehen und plant eine fiese Sabotage, um Albert zu ruinieren. Die vier Muskeltiere gibt es auch als Fernsehserie im KiKa. Ab 8 Jahren, zum Vor- und Selberlesen Die Muskeltiere und die große Käseverschwörung Ute Krause ISBN 9783570178997 € 15 (auch als Hörbuch erhältlich)

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Wer klaut denn Boule-Kugeln? Benito Wogatzki, 1932 in Berlin geboren, machte sich in der DDR als Romancier und Fernsehautor einen Namen. In den 90er Jahren verfasste er Drehbücher für ZDF, Sat1 und RTL. Fünf Jahre nach Wogatzkis Tod erscheint nun mit „Unter der Sonnte von Saint-Tropez“ seine letzte Erzählung – eine turbulente Gesellschaftssatire um menschliche Verstrickungen, Schuld und Verrat: Jérôme, Polizist in einem abgelegenen provenzalischen Dorf, bricht als Fahnenträger bei einem Zeremoniell zusammen – und soll wegen Suff und Lethargie seines Postens enthoben werden. Dass zeitgleich beim alljährlichen PétanqueWettbewerb Boule-Kugeln gestohlen werden, könnte sich als seine Rettung erweisen. Mit feiner Beobachtungsgabe beschreibt Wogatzki das Chaos zwischen den Ordnungen und steuert mit hohem Erzähltempo und satirischem Witz auf einen unerwarteten Höhepunkt zu. Unter der Sonne von Saint-Tropez Benito Wogatzki Verlag Faber&Faber ISBN 9783867302104 € 20


Kleine Albernheit Gustave Flaubert konnte in seinem literarischen Schaffensprozess tagelang auf der Suche nach dem richtigen Wort über einer Seite brüten. Griff der berüchtigte Stilperfektionist aber zur Feder, um seinen Freunden und Wegbegleiterinnen zu schreiben, war er völlig ungehemmt. Zum 200. Geburtstag Flauberts am 12. Dezember 2021 hat Cornelia Hasting knapp 100 Briefe aus fünf Jahrzehnten des französischen Romanciers zusammengestellt, die einen unverstellten und facettenreichen Einblick in sein Leben und Schreiben gewähren. Sie erzählen vom Tod der geliebten Schwester, realen oder eingebildeten Krankheiten, von den Reisen nach Ägypten und Karthago, vom Skandal um Madame Bovary; sie zeugen von der Freundschaft zwischen Flaubert und Turgenjew, George Sand und Guy de Maupassant, an den er den letzten Brief vier Tage vor seinem Tod am 8. Mai 1880 verfasste. „Ich schreibe gerade eine kleine Albernheit“ – Ausgewählte Briefe 1832-1880 Gustave Flaubert / Cornelia Hasting Verlag Dörlemann ISBN 9783038200956 € 27

Traum und Wirklichkeit von Anaïs Nin „So tun als ob ist keine Lüge“, muss sich die Schriftstellerin und Lebenskünstlerin Anaïs Nin gedacht haben. Sie entwarf ihr eigenes Leben wie ein Kunstwerk, dass sie in ihren intimen Tagebüchern gestaltete (und erfand). Nin hatte in einer anderen Stadt einen zweiten Herzbuben und war damit offiziell bigam, denn sie war mit beiden verheiratet. In ihrem grafischen Roman zeigt Léonie Bischoff, wie sehr Nins Leben mit ihren Fantasien verwoben war. Ihre bezaubernden Buntstiftzeichnungen überzeugten für den 1. Platz auf dem Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême 2021. Bisher nur auf Französisch erhältlich. Anaïs Nin – Sur la mer des mensonges Léonie Bischoff ISBN 9782203161917 € 23,50

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Oh là là! Ihr nächstes Frankreich Magazin ist ab Mitte Januar erhältlich.

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ABO- UND KUNDENSERVICE mijntijdschrift.com, Daalakkersweg 2-72, 5641 - JA Eindhoven, Niederlande frankreich@mijntijdschrift.com Tel. +31 88 2266638 (Mo - Fr 10.00-16.00 Uhr) Nachbestellungen auf www.frankreichmagazin.org ABONNEMENT Ein Abonnement kostet in Deutschland D22,00 (inkl. Versandkosten, europäisches Ausland zzgl. D6,00). Das Abonnement gilt zunächst für vier Ausgaben und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach den ersten vier Ausgaben jederzeit kündbar. Das Abonnement beginnt mit der Ausgabe, die als nächstes erscheinen wird. Das Geschenkabonnement endet nach vier Ausgaben automatisch. ABONNEMENT MIT WILLKOMMENSGESCHENK Sie erhalten die Prämie nur dann, wenn Sie in den letzten 12 Monaten das Frankreich Magazin nicht abonniert hatten.

Lassen Sie sich nichts entgehen!

ARTDIRECTION Sefanja Nods LAYOUT Suzy Benjamin, Sander Buningh NR. 1 - 2021

NR. 4 - 2020

• Haute-Marne, schlicht und bildschön • Haute-Saône, Geheimtipps von der Schlossherrin

REDAKTION Anneke Wardenbach, Ralf Johnen

LA VENDÉE

Verträumte Dörfer im Var

entdeckungstouren kurz hinter der grenze!

CHEFREDAKTION Cathelijne van Vliet

FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 1 2021

frankreich magazin NUMMER 4 2020

die drei schönen der provence

FOTO UMSCHLAG Café de Flore, Paris © Jerome Labouyrie / Shutterstock

STERNE, SALZ UND SCHICKE STRÄNDE

Wohntraum Einst Ruine, jetzt zauberhaftes Landhaus

DAS JURA, WILD & SCHÖN Authentisches Frankreich vor unserer Tür

FÜRSTLICHE FERIEN Zu Gast in französischen Schlössern

HERAUSGEBER Daniëlle Wiersema

KURZ MAL WEG 10 reizvolle Ziele nördlich von Paris

Nr. 4 - 2020

Nr. 1 - 2021

01

CÔTE D’AZUR FM2021_1_Cover.indd 1

Nr. 3 - 2020

4 197956 706509

MIMOSENROUTE FRÜHLINGSBOTEN AN DER

D: € 6,50 CH: CHF 11,50 A: € 7,20 FR: € 8,10 LUX: € 7,70

insidertipps paris Die vier schönsten Viertel zum Bummeln

D: € 6,50 CH: CHF 11,50 A: € 7,20 FR: € 8,10 LUX: € 7,70

Haute-Maurienne

04

urige almwiesen und freche engel

VERLEGER Eugen van de Pas

Weltklasse Patisserie Rezepte vom Chef-Konditor Cédric Grolet

4 197956 706509

Das Beste in Burgund

MITARBEIT Hans Avontuur, Christine Cazon, Renee Frinking, Eugenie Goldschmieding, Renée Koudstaal, Martine Jongbloed, Stéphane Meurisse, Pablo Pichel, Hanneke Spijker, Ferry Van der Vliet, Chantal van Wees, Karola Woll, Anja Winter.

REDAKTION Tel. +31 20 5302570, redaktion@frankreichmagazin.org

16-12-2020 13:07

MARKETING Tel. +31 20 5302571, marketing@frankreichmagazin.org ANZEIGEN Anzeigen Frankreich, Julien Frouin, Tel. +31 20 5302578, julien@creditsmedia.nl Anzeigen Immobilien, Catherine Decamp, Tel. +31 20 5302570, c.decamp@creditsmedia.nl VERTRIEB IPS Distribution GmbH, Meckenheim FRANKREICH MAGAZIN Van Slingelandtstraat 63, 1051 CG Amsterdam, Niederlande, Tel. +31 20 5302570, www.frankreichmagazin.org, www.facebook.com/FrankreichMagazin.

Nr. 3 - 2021

Nr. 2 - 2021

Nr. 4 - 2021

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EMPFOHLENER LADENPREIS D 6,50 © Frankreich Magazin ist eine Ausgabe von Joie de Vivre BV, die Teil der Verlagsgruppe Credits Media ist. Ohne die schriftliche Genehmigung des Herausgebers darf nichts aus dieser Ausgabe übernommen und/oder auf welche Weise auch immer reproduziert werden. Die Redaktion hat ihr Möglichstes getan, um Quellen und Rechteinhaber von verwendetem Bildmaterial zu erwähnen. Sollten dennoch Abbildungen ohne Angabe der Rechteinhaber gezeigt werden, können sich diese an die Redaktion wenden.

(Montag bis Freitag, 10.00 – 16.00 Uhr) DER SPEZIALIST FÜR LÄNDERMAGAZINE

98 FRANKREICH MAGAZIN


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