Geschichten aus der Region / Museen & Co.
DAS MITTELALTER VOR DER HAUSTÜR Auf unserem Streifzug durch die Geschichte verweilten wir in der letzten Ausgabe mit den Römern und Alemannen am Limes in Pfahlheim. Nun begeben wir uns auf die Spuren von stolzen Grafen und edelmütigen Burgfräulein im Magischen Dreieck.
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as Mittelalter (ca. 6. bis 16. Jahrhundert) war ein prägendes Zeitalter für die Region, über die sich das Magische Dreieck erstreckt. Siedlungen wuchsen zu großen Städten heran und neue Niederlassungen des Adels entstanden. Seit dem 14. Jahrhundert regierten in Franken und Schwaben die Grafen von Oettingen und die Edelherren von Hohenlohe, nach denen später das dortige Gebiet benannt wurde. Zahlreiche Burgen und Klöster entstanden in dieser Zeit, die Kriege oder der Zahn der Zeit zerstörten. Manches blieb erhalten, anderes ging verloren. Begeben Sie sich mit uns direkt vor Ihrer Haustür auf mittelalterliche Entdeckungstour und folgen Sie den fränkischen und schwäbischen Herrschern auf einem Ritt durch das Magische Dreieck.
Der Basteigarten lädt zum gemütlichen Flanieren ein.
Stadtansicht von 1549 aus der Kosmographie von Sebastian Münster.
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VON STIFTSHERREN UND PFERDEHANDEL IN ELLWANGEN Ellwangen, im 7. Jahrhundert eine dörfliche, alamannische Siedlung am Stelzenbach und im sumpfigen Virngrund gelegen, wuchs mit dem 764 gegründeten Benediktinerkloster zu einer Stadt heran. Dort lebten zu Beginn des 9. Jahrhunderts weit über 150 Mönche. Doch nicht nur Bauern, Handwerker, Händler und Mönche prägten das frühmittelalterliche Ellwangen. Nachdem das Kloster früh an Karl den Großen übergeben wurde, finden sich 980 im Kloster bereits erste Aufzeichnungen über berittene Soldaten (Ritter). Für den Schutz der Stadt sowie der Abtei wurden zusätzlich verschiedene Burgen errichtet. Das prächtige Schloss ob Ellwangen ging ebenfalls aus einer Burg hervor, die ursprünglich dem Abt des Klosters als Wohnsitz diente. Zur Verteidigung der jungen Stadt dienten zunächst Gräben sowie Jagst und Stelzenbach, später übernahm diese Aufgabe eine Stadtmauer. Abschnitte davon sind heute noch erhalten. Zugang erhielt man durch die Stadttore, die gleichzeitig als Zollstationen dienten. Im Süden, der heutigen Marienstraße lag das Steintor in Richtung Aalen. Im Norden, der heutigen Schmiedstraße, das Jagsttor, und das Obere Tor in Richtung des heutigen Schlosses. Außerdem gab es noch das „Tor gen die Siechen“ im Bereich der Marienkirche. Unabhängig von äußerer Bedrohung veränderte sich das Stadtbild Ellwangens im Mittelalter oft. Schuld daran waren mehrere Stadtbrände in den Jahren 1100, 1182, 1201, 1228/29, 1255, 1304, 1308, 1443. Nach dem letzten Brand wurde das Kloster nicht mehr aufgebaut. 1460 wandelte man schließlich das Benediktinerkloster zu einem Chorherrenstift mit Fürstpropst um und die letzten Mönche wurden zu Stiftsherren ernannt. Sie bezogen nun Häuser in der Stadt und die ehemalige Stiftskirche prägt noch heute als Basilika St. Vitus das Stadtbild. Das mittelalterliche Ellwangen war vor allem geprägt vom Klosterleben und Pferdehandel. Der Kalte Markt ist ein bedeutendes Fest aus dieser Zeit und lockt seit über 1.000 Jahren zahlreiche Besucher aus ganz Süddeutschland nach Ellwangen. Zur Zeit der Ritter und Mönche bestand in Ellwangen auch der Michaelismarkt als zweitgrößter Markt der Stadt.
Die Basilika St. Vitus prägt noch heute das Stadtbild in Ellwangen. Fotos: Stadt Ellwangen, Stadtarchiv Ellwangen