Magic Mag Frühjahr 2021

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Das Magazin für Stadt und Land / Schopfloch

SCHOPFLOCH

Der Drudenzug hat in Schopfloch eine lange Tradition wie das Archivfoto aus den 1920er Jahren zeig t.

DER SCHOPFLOCHER DRUDENZUG Nach der Kirchweih Ende August gilt der Drudenzug am Fastnachtsdienstag als zweites großes Fest im Jahresablauf Schopflochs.

Evangelische Glaubensflüchtlinge brachten den alpenländischen Drudenglauben nach Schopfloch. Fotos: Gemeinde Schopfloch

Der Drudenglaube geht bis in die heidnische Zeit zurück und kam verstärkt im Alpenland und in der Salzburger Gegend vor. Genau aus diesem Raum kamen ab dem Jahre 1634 evangelische Glaubensflüchtlinge nach Schopfloch. Die Exulanten brachten neben dem Maurerund Steinmetzhandwerk sehr wahrscheinlich auch den Drudenglauben nach Schopfloch. Verstärkt wurde dieser Glaube an böse Gestalten durch extreme klimatische Veränderungen im 17. Jahrhundert, die in ganz Europa zu verheerenden Ernteausfällen, Hungersnöten und Seuchen führten. Man suchte hierfür Schuldige, und fand sie in Hexen und Druden. Gemeinhin versteht man unter Druden solche „Weiber“, die sich in ihrem Äußeren von den Übrigen nicht unterscheiden und von einer überirdischen Macht gezwungen werden, sich nachts mit ihrer ganzen Schwere auf ihre Mitmenschen zu setzen und sie auf das Unbarmherzigste und voller Schadenfreude zu drücken. Die Druden wechseln während des Drückens ihre Gestalt: Sie sind hässlich, alt und haben statt gewöhnlicher Füße Drudenfüße. Sie kommen um Mitternacht und gelangen durch Fenster oder Schlüssellöcher in die Zimmer. Der Drud symbolisiert den rauen, kalten Winter!

Insbesondere im mittelfränkischen Raum ist der Glaube an Druden und Hexen stark verwurzelt. Das zeigt die Tatsache, dass noch 1679 Marie Kraus und deren Stieftochter Margarethe aus Larrieden gefoltert, verurteilt und anschließend auf dem Kühwasen in Feuchtwangen als letzte „Hexen“ Süddeutschlands verbrannt wurden. Selbst 1787 ist einer Niederschrift zu entnehmen, dass „…ein großer Teil der Einwohner Schopflochs bei Krankheit Rat beim famosen Hexenmeister in Zwernberg (drei Kilometer westlich von Schopfloch) suchten, statt einen Arzt aufzusuchen…“ Die Wintergeister, symbolisiert durch die Druden, werden traditionell während des Drudenzuges von den Drudenpeitschern ausgetrieben, die in Schopfloch das Erblühen des Lebens, also den Frühling repräsentieren! Das Komitee Drudenzug als Masken- und Brauchtumsgruppe der F.G. Medine hat es sich zur Aufgabe gemacht, Altes zu bewahren und Neues zu integrieren. So wird nicht mehr nur der Drudenumzug veranstaltet, sondern auch weitere Veranstaltungen wie das 2013 ins Leben gerufene Harmond-Fest. pm/sek

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