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Zweck des Gesetzes
§ 1 KSG
3. Konsequenzen auf der Basis des Klimaschutzgebots i. V. m. den Freiheitsgrundrechten a) Notwendige internationale Kooperation Das BVerfG legt den Schwerpunkt seiner Entscheidung nicht auf die grundrechtlichen Schutzpflichten, sondern auf das Klimaschutzgebot i. V. m. den Freiheitsgrundrechten. Das gilt auch für die internationale Tragweite des Klimaschutzes, aus der es konkrete Folgerungen zieht.
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Das BVerfG sieht die Freiheitsrechte der jungen Generationen verletzt, weil der Gesetzgeber keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen hat, die Emissionsminderungspflichten grundrechtsschonend zu bewältigen.58 Aufgrund ihrer wegen des Klimawandels notwendigen Begrenztheit wird die Ausübung CO2-relevanter Freiheit rechtfertigungspflichtig. Das insgesamt zulässige Maß erwächst aus dem Klimaschutzgebot des Art. 20a GG, welches zugleich die Zulassung CO2-relevanter Freiheit begrenzt, um nicht die künftige Freiheit junger Generationen infolge zu starker Klimaschutzlasten zu gefährden.59 Diese und das Umweltstaatsziel verpflichten daher den Staat zu effektivem Klimaschutz, dem nicht entgegensteht, dass Klima und Klimaerwärmung globale Phänomene sind und daher die Klimaschutzbeiträge eines Staates nicht ausreichen.60 Im Gegenteil ist Klimaschutz wegen der tatsächlichen Gegebenheiten des Klimawandels und seiner Abmilderung nur in einer internationalen Kooperation zu erreichen.61
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Diese „internationale Dimension“62 verlangt vom Staat ein international ausgerichtetes Handeln und damit einen substanziellen Beitrag zu weltweiter Klimaneutralität.63 Daher kann der Staat nicht darauf verweisen, dass es auch Treibhausgasemissionen in anderen Staaten gibt.64 Er ist unabhängig davon zum Handeln verpflichtet, und zwar für sich selbst, aber am besten im Wege international vereinbarter Maßnahmen, die dann auch tatsächlich zu ergreifen sind.65 Innerstaatlich sind sie wirksam umzusetzen.
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BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 182 f. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 188, 190. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 199. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 200. Bereits Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, 3. Aufl. 2018, Art. 20a Rn. 11. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 201 f. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 203. BVerfG, Beschl. v. 24. 03. 2021 – 1 BvR 2656/18 u. a., ECLI:DE:BVerfG:2021: rs20210324.1bvr265618, Rn. 203.
Frenz
Aus: Prof. Dr. jur. Walter Frenz (Hrsg.), Klimaschutzrecht. EU-Klimagesetz, KSG Bund und NRW, BEHG, Steuerrecht, Querschnittsthemen. Gesamtkommentar © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2022
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