HEUREKA 5/21

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:  KO P F I M B I L D

Wasserflöhe FĂŒr schlĂŒssige Prognosen zum globalen Wandel und zur Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen braucht man mehr Wissen ĂŒber das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die das Ökosystem stressen. Dazu möchte Markus Möst vom Institut fĂŒr Ökologie der Uni Innsbruck beitragen. Mit den Mitteln des START-Preises, mit dem ihn der Wissenschaftsfonds FWF im Juni auszeichnete, untersucht er öko-evolutionĂ€re Dynamiken anhand von Wasserflöhen. „Diese Organismen sind ein zentrales Element des Nahrungsnetzes. Darum lassen ihre Reaktion auf Stressoren RĂŒckschlĂŒsse auf den Zustand aquatischer Ökosysteme zu“, sagt der Osttiroler. Entgegen ihrem Namen sind die Winzlinge Krebstiere. Wegen ĂŒberdĂŒngter GewĂ€sser haben sich in der Vergangenheit unterschiedliche Arten gekreuzt, was zu genetischen VerĂ€nderungen fĂŒhrte. Nun sind sie Hitzewellen ausgesetzt. „Mich interessiert, wie diese ökologischen und evolutionĂ€ren Prozesse einander im Lauf der Zeit beeinflussen.“

TEXT: USCHI SORZ FOTO: ANDREAS FRIEDLE

:  J U N G FO RS C H E R* I N N E N   USCHI SORZ

Jessica Schirl, 30 Wie hĂ€ngen Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/ yperaktivitĂ€tsstörung (ADHS) und familiĂ€re Konflikte zusammen? „ADHS gehört zu den hĂ€ufig ten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter“, sagt die Oberösterreicherin. „Die damit einhergehende Unaufmerksamkeit, HyperaktivitĂ€t und ImpulsivitĂ€t wirken sich nicht nur auf das betroffene Kind, sondern die ganze Familie aus.“ In Hinblick auf die Entstehung und den Verlauf von ADHS lege die Forschung den Fokus auf genetische und neurobiologische Faktoren, wĂ€hrend der Einflu s der Familie weniger Beachtung finde. „Ich möchte untersuchen, inwiefern familiĂ€re Konflikte in Interaktion mit genetischer Veranlagung eine Rolle spielen.“ Die gewonnenen Erkenntnisse könnten familiĂ€re PrĂ€ventions- und Interventionsmaßnahmen ergĂ€nzen und Betroffene unterstĂŒtzen.

Achilleas TsarpalisFragkoulidis, 27 Der gebĂŒrtige Athener wusste schon mit 13, dass er Psychologie studieren wollte. „Es ist spannend, wie viele Faktoren unsere Gedanken, GefĂŒhle und unser Verhalten beeinflu sen“, sagt er. „Die Forschung ermöglicht es, sie systematisch zu analysieren und so anderen zu helfen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen.“ Nach dem Bachelor und Master an der UniversitĂ€t Wien beschĂ€ftigt er sich in der Dissertation mit sozialer Angst in der Adoleszenz. Sein Interesse an der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde bei Praktika in einer psychiatrischen Abteilung und im klinisch-psychologischen Bereich geweckt. „Ob Kritik oder Komplimente, sozial Ă€ngstliche Personen fĂŒrchten sich vor Bewertung. Ich möchte besser verstehen, wie die Ängste ent­ stehen und den Umgang mit GefĂŒhlen prĂ€gen.“

Rahel Lea van Eickels, 28 „Meine Forschung dreht sich um die Entwicklung ĂŒber­ mĂ€ĂŸigen SchamgefĂŒhls bei Jugendlichen“, erklĂ€rt die aus Deutschland stammende Doktorandin. „Ein wenig beachtetes Thema, das aber in der klinischen Praxis wichtig ist.“ Besonders interessiert sie, welche Aspekte der Familien­ beziehungen zu Scham fĂŒhren, wie diese soziales Denken beeinflu st und zu psychischen Problemen beitrĂ€gt. „In geringem Maß ist Scham ja nĂŒtzlich, quasi als RĂŒckmeldung ĂŒber unser Verhalten in einem sozialen GefĂŒge aus Normen und Regeln“, unterstreicht sie. „Empfinde man sie aber ĂŒbertrieben oft, leidet das Selbstbild schwer darunter.“ FĂŒr ihr Fach entschied sie sich, weil sie verstehen wollte, was Menschen bewegt. „Warum denken wir, wie wir denken? Warum handeln wir manchmal irrational? Und warum entsteht psychisches Leid?“

FOTOS: PRIVAT, ALEXANDER RAUSCHER

Am Institut fĂŒr Klinische und Gesundheitspsychologie der UniversitĂ€t Wien erforschen diese drei Doktorand*innen psychosoziale Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter


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