Oberndorf Magazin 27 – Frühling 2021

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anno dazumal

Damals, als ... ... die Hauptstraße noch durch Oberndorf führte Lisi Zwischenbrugger

Hans Lindner

„Ich kann mich noch gut erinnern. 1967 war mein Tat lange im Spital in St. Johann. Bevor er nach Innsbruck in die Klinik kam, haben wir ihn für ein paar Tage nach Hause geholt. Damals hab ich ihm den neuen Dorfbrunnen noch zeigen können. Er ist im Oktober 1967 verstorben. Im Sommer davor wurde der Felbertauerntunnel eröffnet. Ich hab noch gut in Erinnerung, wie es vor der Eröffnung war. Da sind wir als Kinder vor dem Haus gesessen und haben „Auto gespielt“ und uns vorgestellt, welches Auto wem gehört, wenn mal eins vorbeigekommen ist. Da war noch sehr wenig Betrieb. Als der Felbertauern dann eröffnet war, ging es los mit dem Verkehr, speziell an den Samstagen ist man nicht mehr über die Straße gekommen. Unglaublich, wie viele Autos durch den Ort bis in alle Richtungen gestanden sind, wenn es sich wiedermal gestaut hat. Mit der Fremdenvermietung ging’s zu. Meine Mami und meine Schwester haben vermietet und die Leute klopften um 10 Uhr am Abend noch und fragten, ob sie nicht noch ein Zimmer haben könnten. Damals sind sie auf der Durchreise einmal zur Übernachtung hiergeblieben. Ich weiß noch, dass meine Mami mit der Wäsche kaum hinterherkam. Die Wirtsleute waren gegen die Umfahrung, sie haben sich gefürchtet, dass das Geschäft ausbleibt, was zum Teil auch der Fall war. Das Durchzugsgeschäft wurde weniger, aber sie haben eingesehen, dass es für die Gäste im Ort und natürlich auch für die Einheimischen ein großer Vorteil war. Die Gäste haben das sehr geschätzt. Für mich als junger Mensch war das Ganze damals nicht uninteressant, aber es war trotzdem eine große Erleichterung, als die Umfahrung kam.“

„Die meisten Oberndorfer haben die Umgehungsstraße herbeigesehnt. Oberndorf war zweigeteilt. Ein Teil davon war vehement dagegen, vor allem jene die von Grundabtretungen betroffen waren. Der andere Teil setzte sich für ein beruhigtes Dorf ein. Es war wirklich ein langer Kampf, der Oberndorf geteilt hat. Der Tourismus hat damals vorwiegend aus Durchzüglern bestanden, Urlauber waren wenige da. Nach dem Bau des Felbertauerntunnels führte der Weg in den Süden mitten durch Oberndorf. Zu Spitzenzeiten fuhren 24.000 Autos innerhalb von 24 Stunden durch. Es war mühsam, vor allem für ältere Menschen und Kinder, die Straße zu queren. Eine durchgehende Autoschlange teilte das Dorf. 1984 war es soweit: Die Umfahrungsstraße brachte für das Zentrum eine riesige Erleichterung. Es entstand langsam ein ruhiges und schönes Dorf. Ausgehend von einem großen Fest mit Landeshauptmann Wallnöfer zur Eröffnung begann Oberndorf sich zu entwickeln. Die ursprüngliche Schmiede und Wagnerei, zu der Zeit schon Bank, wurde einige Jahre später abgerissen und neu gebaut. Zug um Zug wurde ein neues Feuerwehrhaus gebaut und das Tourismusbüro im alten aber gleichzeitig sanierten Gebäude untergebracht. In diese Zeit fiel auch die „Dorferneuerung“ mit Gehsteigen und Grünflächen bis hin zum heutigen Dorfplatz. Wie man eben Oberndorf heute kennt. Man kann gut und gern sagen, dass der Tourismus in den 80er und 90er Jahren sein Blüte erreicht hat. Zum ersten Mal war Urlaub im Dorf möglich! Die Entwicklung, ausgehend vom Neubau der Straße, war aber auch wichtig für das dörfliche Leben von Oberndorf.“

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