Land schafft Stadt - Felix Redmann

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Felix Redmann

Land

schafft Stadt

Ein radikales Szenario für die Transformation des Westbahn-Areals in Wien





Land

schafft Stadt

Ein radikales Szenario für die Transformation des Westbahn-Areals in Wien

Diplomarbeit ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des Akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs unter Leitung von Tina Gregoric Dekleva Univ.Prof. Dipl.-Ing. M.Arch (AADist) Forschungsbereich Gebäudelehre & Entwerfen E253-01 Institut für Architektur & Entwerfen eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Architektur & Raumplanung Felix Maximilian Redmann 01325593 Wien, März 2022


Es gibt keine Stadt, keinen städtischen Raum ohne Garten, ohne Park, ohne vorgetäuschte Natur, ohne Labyrinthe, ohne den Versuch, den Ozean oder den Wald heraufzubeschwören.1

1

Lefebvre, Henri (1972): Die Revolution der Städte, München: List Verlag, S. 31f.


01 Eine Stadtlandschaft


Abstract

Die Eingriffe des Menschen in die Natur und die Inanspruchnahme von Territorien haben über die Zeit neue Landschaftsbilder entstehen lassen. Ganze Regionen Europas sind in nur kurzer Zeit enormen Transformationen unterzogen worden und werden heute fast zur Gänze von Kulturlandschaften dominiert. Dadurch verschwindet Natur als unangetastete Landschaft immer mehr. Die Nutzung von Land und die Verdichtung von Raum sind Resultat des Urbanismus und erreichen dabei bislang ungeahnte Dimensionen. Dennoch scheinen viele Ballungsräume weiterhin zu wachsen und sehen sich zunehmend mit dem enormen Flächenverbrauch konfrontiert. Wie in vielen europäischen Städten auch schreitet ebenso in Wien die Verdichtung und Versiegelung von Flächen voran und hat zur Folge, dass die Donaumetropole heute besonders in den gründerzeitlich dominierten Stadtteilen einem Mangel an Frei- wie auch Grünräumen gegenübersteht. Ferner verstärken gegenwärtige soziokulturelle Bedürfnisse, klimatische Bedingungen und nicht zuletzt eine Pandemie den Wunsch nach mehr Freiraum in der Stadt und bieten die Chance, mit alternativen Nutzungen neue Habitate innerhalb der Stadtlandschaft zu erschließen. Das Areal der Westbahn stellt sich als eine der letzten noch ungenutzten Raumreserven im Westen Wiens heraus und offenbart nicht nur räumliche und atmosphärische Qualitäten, sondern baut ebenso eine Verbindung zwischen urbanen und peripheren Räumen auf. Land schafft Stadt erkundet die Potenziale dieses Raumkontinuums, setzt sich mit der räumlichen Entwicklung Wiens auseinander und gibt einen kurzen Einblick in die Stadt-Land-Dichotomie. Folgend leitet sich ein Konzept ab, das nicht nur die Schaffung eines Freiraums zum Ziel hat, sondern die Tatsache der in Europa omnipräsenten Kulturlandschaften offenlegt. Die produktive Nutzung dieses Raums erlaubt nicht nur eine kritische Haltung gegenüber der Flächenverwertung einzunehmen, sondern bietet zugleich der Stadt und ihrer Gesellschaft die Möglichkeit, Erkenntnis über die Art der Nutzung ländlicher Territorien zu erlangen. Diese konzeptuelle und gestalterische Antithese zur neoliberalen Stadtentwicklung wird durch architektonische Interventionen ergänzt und kommt abschließend in einem Entwurf zum Ausdruck. Die Eingriffe und Strukturen bringen neben der stadträumlichen Erschließung auch neue urbane Nutzungenmöglichkeiten und Funktionen an diesen Ort.


Human intervention in nature and the claiming of territories have given rise to new landscapes over time. Entire regions of Europe have undergone enormous transformations in just a short time and are now almost entirely dominated by cultural landscapes. As a result, nature as an untouched landscape is disappearing more and more. The use of land and the densification of space are the result of urbanism and are reaching previously unimagined dimensions. Nevertheless, many metropolitan areas seem to continue to grow and are increasingly confronted with the enormous use of land. As in many European cities, the densification and sealing of areas are also progressing in Vienna, with the result that the Danube metropolis today faces a lack of open and green spaces, especially in the historically dominated districts. Furthermore, current socio-cultural needs, climatic conditions, and last but not least a pandemic are increasing the desire for more open space in the city and offering the opportunity to develop new habitats within the urban landscape with alternative uses. The Westbahn area turns out to be one of the last unused reserves of space in the west of Vienna and not only reveals spatial and atmospheric qualities but also creates a connection between urban and peripheral spaces. Land schafft Stadt explores the potential of this spatial continuum, deals with the spatial development of Vienna, and gives a brief insight into the urban-rural dichotomy. The following is a concept that not only aims to create free space but also reveals the fact that cultural landscapes are omnipresent in Europe. The productive use of this space not only allows a critical attitude towards the use of land but also offers the city and its society the opportunity to gain knowledge about the way rural territories are used. This conceptual and creative antithesis to neoliberal urban development is supplemented by architectural interventions and is finally expressed in a design. In addition to urban development, the interventions and structures also bring new urban uses and functions to this location.


Wien Österreich 48° 12' 30 N 16° 22' 19 E Stadtgebiet: 414,9 km2 Stadtgrenze: 136,5 km Mittlere Temperatur Januar 2021: 1,4 °C Mittlere Temperatur August 2021: 21,9 °C Sonnenscheindauer im Jahr: 2.148 h Niederschlagsmenge im Jahr: 675 mm Bevölkerung: 1.911.191 Bevölkerungsdichte pro km2: 4.607 Niedrigste: 1.433 (13., Hietzing) Höchste: 27.402 (5., Margareten) Durchschnittsalter: 41 Jahre Schüler*innen: 241.802 Studierende: 190.388 Durchschnittseinkommen: 22.943 EUR Bauland: 36% Verkehrsflächen: 14% Grünland & Gewässer: 50% Aufteilung des Grünlands (186,6 km2): 30% Landwirtschaf 9% Parks & Friedhöfe 56% Wälder & Wiesen 4% Andere Anzahl der zugelassenen PKWs: 714.960 Anzahl der ÖPNV Fahrgäste: 960,7 Mio. Anzahl der ÖPNV Jahreskarten: 852.300 Aufteilung der Verkehrsmittel: 30% zu Fuß 38% ÖPNV 7% Fahrrad 25% PKW Quellen: Stadt Wien (2020): Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2020, Wien: Magistrat der Stadt Wien für Wirtschaft, Arbeit und Statistik. Stadt Wien (2020): Wien in Zahlen 2020, Wien: Landesstatistik Wien (MA23). 02 Landschaftsraum Wien: Differenzierung Siedlungsstrukturen, Agrarkultur & Wälder


10 km



03 Land in der Stadt, Donaufeld Wien


04 Vegetation am Westbahnhof


Inhalt

Einleitung

16

Potenzial Westbahn

24

Das Wiental

34

Alles auf Schiene

39

Komplexe Angelegenheit

42

Metropolitaner Maßstab

44

Die urbane Leere

46

Lagepläne

58

Schnitte

70

Wien im Wandel

74

Die Transformation Wiens

76

Die mittelalterliche Stadt

79

Vom Barock zum Blockrand

82

Von dicht zu aufgelockert

86

Zeitmatrix

90

Verbaute Zukunft? Land in der Stadt

93 98

Zwischen Stadt & Land

101

Wälder & Wiesen

109

Fruchtbare Böden

110

Die Gartenstadt

114

Land für Alle

117

Grüne Refugien

120

Fotoessay

124

Das Szenario

150

Manifest

153

Konzept

160

Das Szenario

164

Hütteldorf

172

Penzing

176

Westbahnhof Das urbane Interieur

180 186

Der Turm

192

Die Brücke

200

Die Promenade

210

Szenario Luftbilder Appendix

216 230

Literatur & Quellen

232

Abbildungen & Grafiken

234

Danksagung

236


Einleitung

Knapp acht Milliarden Menschen bevölkern derzeit unseren Planeten. Mehr als die Hälfte davon lebt bereits in Metropolregionen und um 2050 soll der Anteil auf zwei Drittel ansteigen.1 In der geochronologischen Epoche des Anthropozäns – dem Zeitalter des Menschen – reflektiert dieser Trend nicht nur das Wachstum der Städte bis weit über den Horizont, sondern polarisiert dabei besonders in Europa das Verhältnis von Stadt zu Land. Vor mehreren Tausend Jahren ordnete die agrarkulturelle Revolution die Kräfteverhältnisse zwischen Mensch und Natur völlig neu. Der Übergang vom Jäger und Sammler zu einer Agrargesellschaft ließ den Menschen nicht nur sesshaft werden, sondern hat dazu geführt, dass ganze Regionen und Territorien sukzessive in Anspruch genommen und umstrukturiert worden sind. Das Roden von Wäldern, Schürfen von Bodenschätzen und Kultivieren von Nutzpflanzen sind irreversibel gewordene Eingriffe in die Natur und resultieren heute durch Gestalt, Verwaltung und Reglementierung in einer fast vollständigen Kulturlandschaft.2 Parallel dazu breiteten sich die unaufhörlich wachsenden Städte aus und haben Natur- und Grünraum immer weiter stadtauswärts gedrängt. Darüber hinaus sind auch die Zwischenräume der Städte als Folge der Urbanisierung durch Verbauung von Flächen und landwirtschaftlicher Nutzung immer dichter geworden.3 Allerdings setzt sich insbesondere der Verbrauch von Bodenflächen in unseren Städten uneingeschränkt fort und stellt neben klimatischen Verschärfungen, soziokulturellen Veränderungen und nicht zuletzt eine Pandemie diese auf die Probe.

16


05 Westbahnhof mit Ausblick


Auch Wien scheint von diesem Trend bis dato nicht verschont zu bleiben. Im Gegenteil – so sind die derzeitigen Bauaktivitäten ein deutliches Abbild einer nicht enden wollenden Flächenverwertung als Konsequenz des neoliberalen Urbanismus. 4 Wenngleich die Donaumetropole auf ein immenses Volumen bestehender Stadtstrukturen zurückgreifen kann, wurden diese aufgrund der sich verändernden Verhältnisse stetig erweitert und sukzessive nachverdichtet. Die ›Wiener Gstettn‹, also die Brachflächen der Stadt, rücken seit geraumer Zeit immer mehr in den Fokus der Stadtentwicklung. Folgend ist durch die Bebauung dieser nicht nur der Stadtraum enger geworden, sondern hat die grünen und unbebauten Leerstellen, welche zu den wertvollen Habitaten im Großstadtdschungel zählen, zu einer Mangelware werden lassen. 5 Obwohl die Hälfte des Stadtgebiets zu Grünräumen gezählt wird, in die auch Friedhöfe, Kleingartenanlagen, Sporteinrichtungen und sonstige nicht zugängliche Flächen miteinbezogen werden, ist die tatsächliche Grünraumverteilung nach Abzug dieser eine durchaus ungleichmäßige. Die Grünraumanlagen im Stadtkern sind zumeist eingefriedet, haben Öffnungszeiten und bilden ein marginales Angebot, während weitläufige Naturräume den Stadtrand definieren. Doch der Wunsch nach lebenswerten Stadträumen, Orten der Erholung und des Rückzugs wird in den urbanen Ballungsräumen immer größer und hat neue Stadtvorstellungen mitgebracht. Ferner ist der fortschreitende Urbanismus für die Inanspruchnahme potenzieller Freiräume – einem in Wien bereits raren Gut – mitverantwortlich und bringt die Problematik der Grünraumversorgung sowie die des Stadtklimas immer öfter auf das stadtpolitische Tapet. Dieser Tatsache wird seit dem Jahr 2020 wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Wiederkehrende Lockdowns haben die Forderung stets zugänglicher und konsumfreier Orte noch deutlicher werden lassen und alternative Nutzungskonzepte vorhandener Flächenreserven bekräftigt. 6 Ebenso illustrieren neu entfachte Diskussionen wie zum Beispiel jene um eine neue Markthalle am Naschmarkt den Handlungsbedarf zur Schaffung nutzbarer und grüner Freiräume.7 Darüber hinaus bringen die klimatischen Veränderungen eine hohe Hitzeentwicklung in der Stadt mit sich und fordern zunehmend Konzepte zur Entschärfung. 8

18


06 Baukräne am Nordbahnviertel

1

vgl. United Nations (2019): Handbook of Statistics 2020, [online] https://stats.unctad.org/handbook/ Population/Total.html [11.11.2021].

2 vgl. Sieferle, Rolf (2003): Die Totale Landschaft, in: Franz Oswald & Nicola Schüller (Hrsg.), Neue Urbanität – das Verschmelzen von Stadt & Landschaft, 2. Auflage, Zürich: gta, S. 59-76. 3 vgl. Häußermann, Hartmut & Walter Siebel (2015): Neue Urbanität, 7. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 229-236. 4 vgl. Mayer, Karoline (2020): Die Ware Boden oder warum Boden kein Joghurt ist, in: Karoline Mayer, Katharina Ritter & Angelika Fitz (Hrsg.), Boden für Alle, Wien, Zürich: Architekturzentrum Wien & Park Books, S. 62-82

19

5 vgl. DER STANDARD (2021): Stadtforscher errechnen Versiegelungsgrad in Wiener Stadtviertel, in: DER STANDARD, [online] https://www.derstandard.at/story/2000126619205/stadtforschererrechnen-versiegelungsgrad-in-wiener-stadtviertel [11.11.2021]. 6 vgl. Pollak, Sabine (2021): Mehr benutzbarer Raum für die Stadt!, in: DER STANDARD, [online] https:// www.derstandard.at/story/2000123741513/mehrbenutzbarer-raum-fuer-die-stadt [11.11.2021]. 7 vgl. ORF (2021): Debatte über Markthalle beim Naschmarkt, [online] https://wien.orf.at/stories/3102392/ [11.11.2021]. 8 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Hitzekarte, [online] https://www. wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.html [11.11.2021].

Einleitung


»Viele Orte erfüllen heute vielschichtige Funktionsansätze, aber nur wenige haben eine Atmosphäre, die beflügelt und Aufenthaltsqualität schafft. Freiräume sollten das aber auch leisten, sie sollten Lust auf mehr machen.«10

07 Wildes Brachland in der Seestadt

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Im Warteraum der Zukunft wurde nun die Möglichkeit geboten, städtische Räume zu überdenken und in einen neuen Kontext zu setzen. Denn Covid ist nicht nur in alle Bereiche des Lebens eingedrungen, sondern hat die Grundlagen unseres metropolitanen Daseins erschüttert. In Zeiten verpflichtender Distanz suchen wir nun Orte auf, die als weitgehend risikoarm erachtet werden, wodurch gerade die öffentlichen Räume unserer Städte zu den kollektiven Treffpunkten werden. Ob Parks, Plätze, Straßen oder einfach die nächste Bank – Orte werden zunehmend eingenommen, angeeignet oder auch zurückerobert. 11, 12 Dieser Trend ermutigt, einen Paradigmenwechsel für alternative Nutzungsstrategien vorhandener Leerstellen zu vollziehen und einen bewussten Umgang mit urbanen Brachen anzustreben. Die vorliegende Arbeit Land schafft Stadt bildet die Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Parametern (Klima, Grünraum, Stadtraum, Pandemie) und stellt die Frage in den Raum, wie die Transformation einer Infrastrukturbrache – das Westbahn-Areal – inmitten der dichten Stadtlandschaft ohne eine Verbauung aussehen und als verfügbare Freiraumreserve neue Stadtszenarien entfalten kann. Dabei wird die Schaffung einer neuen urbanen Achse vom Gürtel und dem Stadtkern bis ihn zum periurbanen Raum des Wientals bzw. dem Wienerwald angestrebt, welche als Ort der Produktion – kulturell wie vegetativ – ein neues urbanes Habitat erzeugt. Und dabei die Stadt als Peripherie der Natur erlebt. Im Zuge der Arbeit wird das über 60 Hektar große Westbahn-Areal untersucht (Potenzial Westbahn) und in den Kontext zur räumlichen Entwicklung Wiens gesetzt (Wien im Wandel). Anschließend wird die Polarität von Stadt und Land im Allgemeinen und am Wiener Raum beleuchtet (Land in der Stadt). Eine Dokumentation (Fotoessay) hält Atmosphären des Bahnkorridors fest. Darauf aufbauend wird das Konzept zu Transformation des Areals erläutert (Metamorphose einer Landschaft). Abschließend wird die Ausgestaltung des architektonischen Programms im Detail illustriert (Das urbane Interieur).

10 Feldhusen, Juliane (2019): Landschaftsarchitektur ist ein weites Feld, in: Juliane Feldhusen & Sebastian Feldhusen (Hrsg.), Mensch & Landschaftsarchitektur, Berlin: Jovis, S. 109. 11 vgl. Horx, Matthias (2020): 48 – Die Welt nach Corona, [online] https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/ [11.11.2021].

21

12 vgl. Rose, Miriam (2021): Wie nehme ich Abstand von mir?, in: ZEIT ONLINE, [online] https://www.zeit.de/ kultur/2021-02/resilienz-third-spaces-corona-pandemiepsychologie-tagebuch-spazierengehen [11.11.2021].

Einleitung


48° 11' 4.8228'' N

08 Satellitenbild: Wien & Westbahn-Areal

16° 20' 25.3464'' E

16° 15' 31.0788'' E 48° 12' 8.8308'' N


2 km


Potenzial Westbahn

Im dichten Westen erstreckt sich ein für die Wiener Stadtlandschaft einzigartiges zusammenhängendes Raumkontinuum. Das großteils brachliegende Areal der Westbahn entfaltet dabei das Potenzial einer bisher noch ungenutzten Freiraumreserve. Über 6 km lang und bis zu 200 m breit erstreckt sich die Westbahntrasse als raumdefinierendes Element vom periurbanen Raum bis zum Wiener Stadtkern – von innen nach außen und vice versa. Begleitet von unterschiedlichen Bebauungsformen und im Wiental gelegen entfaltet das Areal weitläufige Räume und doch ein erfahrbares Kontinuum. Eingebettet in die Bezirke Penzing (14.) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) bildet die Trasse eine zusammenhängende Raumsequenz, welche als Element der Stadtlandschaft ein immenses räumliches Potenzial zutage fördert. Die durchgängige und planebene Schneise der Westbahn offenbart weitläufige Blickbeziehungen in das Wiental und entlang der Trasse selbst. Dabei kommen neben räumlichen Qualitäten auch Perspektiven, Rhythmen wie atmosphärische Szenerien zum Vorschein. Dieses Fragment der Stadt bietet mit der zusammenhängenden Tektonik nicht nur eine einmalige stadträumliche Gelegenheit, sondern ist auch als biodiverser Lebensraum und Frischluft-Lieferant bereits von stadtklimatischer Relevanz.

24


09 Das Westbahn-Areal in der Stadtlandschaft


48° 11' 4.8228'' N

10 Das Westbahn-Areal als urbane Leerstelle

16° 20' 25.3464'' E

16° 15' 31.0788'' E 48° 12' 8.8308'' N


Das Areal offenbart einen hochwertigen und prominenten Standort inmitten dichter Stadtteile. Als schienengebundene Infrastruktur und ehemalige Hauptverkehrsader in den Westen ist die Gleisanlage durch die Umverteilung des Fernverkehrs seit 2014 auf den Hauptbahnhof nur noch von sekundärer Bedeutung. Dabei wird die eigentliche Dimension der drei großräumigen Anlagen im Bereich Hütteldorf, Penzing sowie am Westbahnhof auffallend, die zu weiten Teilen brachliegen. Angesichts stetig steigender Grundstückspreise wie auch sich verändernden klimatischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fordert ein solch ungenütztes Potenzial Strategien und Visionen für zukünftige Nutzungsformen ein. Die lineare Landschaft bietet die Chance, ein neues Habitat der Stadt zu erschließen und qualifiziert dieses dazu, ein regenerativer, produktiver und kulturell geprägter Ort zu werden. In diesem Kapitel wird neben der historischen Entwicklung des Wientals und der Westbahn auch auf den aktuellen Diskurs rund um das Areal eingegangen sowie die Rahmenbedingungen und Potenziale dieses Raumkontinuums beleuchtet.

27

Potenzial Westbahn


Westbahn

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16° 15' 31.0788'' E

Penzing

11 Westbahn-Areal im Kontext: Der parallel zum Wienfluss verlaufende Bahnkorridor


Donaukanal

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48° 12' 8.8308'' N

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48° 11' 4.8228'' N

16° 20' 25.3464'' E

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1 km


12 Westbahn-Areal im Kontext: Die Topografie des Wientals


1 km


13 Westbahn-Areal im Kontext: Das Wiental & dessen Einflussbereich (Schnitt bei 160m ü. Wiener Null)


1 km


Das Wiental Wandel einer Landschaft

Das Wiental ist eine ursprünglich natürlich entstandene Tal- und Auenlandschaft, welche aus dem Wienerwald kommend bis in den Wiener Stadtkern vordringt. Sie wird von kleineren Bächen sowie dem im Donaukanal mündenden Wienfluss geprägt und bettet sich zusammen mit der topografischen Textur in die Stadtlandschaft ein. Bereits im Mittelalter war das Wiental aufgrund der günstigen und nutzbaren Gewässer besiedeltes Gebiet. Während das wachsende Wien aufgrund des Platzmangels viele Betriebe immer weiter aus der Stadt und den Vorstädten drängte, wurde das Gebiet entlang des Wienflusses für die gewerbliche wie auch industrielle Produktion und besonders für die Textilindustrie attraktiv. Die Nutzung des Flusslaufs wurde zur treibenden Kraft und zur Lebensader des westlichen Wiener Umlands. Während der Industrialisierung entwickelten sich beide Seiten der Auenlandschaft äußerst unterschiedlich. So war der Süden durch das Schloss Schönbrunn sowie dessen im Umfeld angesiedelten Adel geprägt und verhinderte größtenteils eine industrielle Entwicklung. Hietzing und seine Villenviertel wie kleinteilige Stadtstrukturen entstanden. Der Norden wurde hingegen durch bereits existierende Handelsrouten in den Westen dominiert, welche eine Ansiedelung vieler Betriebe, Fabriken und die Errichtung dichter Zinshausquartiere nach sich zogen. Im Bereich der Linzer Straße, aber auch in Meidling entstanden neue, von der Industrie geprägte Stadtteile. Entscheidend für das folgende Wachstum war neben den flussabhängigen Gewerben die Westbahn ab den 1860er-Jahren, welche die Entwicklung zusätzlich beschleunigte. Allerdings stagnierte dieser Aufschwung nach Verlagerung des Wachstums in den Süden und stellte neue Entwicklungsziele in den Vordergrund. Der wilde Verlauf des Wienflusses und dessen teils extreme Hochwasser wurden durch eine umfangreiche Regulierung Anfang des 20. Jahrhunderts gezähmt. Parallel dazu erfolgte die Errichtung der Stadtbahn, die dem Stadtteil einen neuen Aufschwung sowie eine Verdichtung bis an den Rand des neuen Ufers bescherte. 1 Die im Wiental gelegenen Bezirke Meidling (12.), Hietzing (13.), Penzing (14.) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) bilden durch deren unterschiedliche Entwicklungen heute ein durchaus diverses Stadtbild. Darüber hinaus ist das Wiental bedingt durch die aus dem Wienerwald kommenden Frischluftströme und die dadurch hervorgerufene natürliche Lüftung und Abkühlung der Stadt besonders in der warmen Jahreszeit für das Stadtklima von Bedeutung. 2

34


14

15

1

Fabriken am Wienfluss

Wiental & Linienwall um 1770

vgl. Krammer, Wilfried (2005): Das Wiental – ein Fallbeispiel, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 76-77.

35

2 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Stadtklimaanalyse als Grundlage für Planungsprojekte, [online] https:// www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/ stadtforschung/stadtklimaanalyse.html [11.11.2021].

Potenzial Westbahn


16 Westbahn-Areal im Kontext: Überlagerung der Landesaufnahme 1755 & des Generalstadtplans 1904 mit dem heutigen Grünraum- & Straßennetz


1 km


17 Der Generalstadtplan 1904 zeigt die Bahnschneisen inmitten dichter Stadtviertel

18 Der alte Westbahnhof um 1900

38


Alles auf Schiene Bahninfrastruktur in Wien Um 1830 entstanden die ersten Eisenbahnstrecken, welche Wien und dessen Umland miteinander verbunden haben. Im Westen der Donaumonarchie konnte von einer Dampf betriebenen Zuganbindung dennoch nur geträumt werden. Erst dreißig Jahre später entstand durch einen Staatsvertrag mit Bayern die Westbahnstrecke und führte von der Hauptstadt über St. Pölten, Linz und Salzburg bis nach Passau. 3 Ehemals ›Kaiserin-Elisabeth-Bahn‹ genannt, verkürzte die neue Bahnstrecke die Reisedauer Wien – Salzburg auf nur wenige Stunden. Parallel zur topografischen Landschaft des Wientals und nördlich des Wienflusses erstreckt sich die Bahntrasse vom Linienwall aus über die Stadtgrenze und war besonders für die industrielle Entwicklung der westlichen Vorstädte prägend. 4 Obwohl Wien keine zentral organisierte Bahninfrastruktur hatte und die sechs in alle Himmelsrichtungen ausgerichteten Kopfbahnhöfe nicht gerade von Vorteil waren, war Wien dabei, zu einem wichtigen Drehkreuz im Güterund Personenverkehr zu werden. Vor allem auf der Westbahn-Strecke nahm zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Personenverkehr stetig zu und wurde in der Zwischenkriegszeit zur zentralen Verbindung des übrig gebliebenen Staatsgebietes. Der Westbahnhof war einer der verkehrsreichsten Knotenpunkte und ist zunehmend erweitert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Ruinen des Westbahnhofs 1952 einem Neubau gewichen, welcher bis heute dessen Umgebung prägt. In der neuen Republik wurde die Westbahn abermals eine wichtige Stammstrecke und der Westbahnhof zu einer bedeutenden Drehscheibe im Nah- und besonders im Fernverkehr.5 Von Glanz und Glorie des Fernverkehrs ist heute nur wenig übrig geblieben. Denn die Personendrehscheibe des Westens inmitten des Wiener Stadtgebietes ist 2014 mit der Eröffnung des Hauptbahnhofs trotz umfangreicher Umbauten zu einem Regionalbahnhof degradiert worden. Darüber hinaus wird die im Wiental liegende Trasse von der Hochgeschwindigkeitsstrecke (Richtung St. Pölten) durch den Wienerwald-Tunnel umgangen und ist daher im Fernverkehr nur noch von sekundärer Bedeutung. 6 Im schienengebundenen Regionalverkehr bleibt die Westbahn-Strecke allerdings eine wichtige Anbindung ins Wiener Umland und ist nach wie vor durchgängig frequentiert.

3 vgl. Kaiser, Wolfgang (2011): Die Wiener Bahnhöfe – Geschichte, Gegenwart & Zukunft, München: GeraMond, S. 9ff. 4 vgl. Klusacek, Christine (1978): Rudolfsheim Fünfhaus, Wien: Mohl, S. 55-65.

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5 vgl. Kaiser, Wolfgang (2011): S. 52ff. 6 vgl. ORF (2015): Vollbetrieb am Hauptbahnhof, [online] https:// wien.orf.at/v2/news/stories/2747090/ [11.11.2021].

Potenzial Westbahn


Bah

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19 Westbahn-Areal im Kontext: Bahn-Infrastrukturen

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Bahnhof Penzing

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1 km


Komplexe Angelegenheit Meinungen, Visionen & Initiativen

Spätestens durch die Podiumsdiskussionen der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) ist das Areal der Westbahn in den letzten Jahren zu einem Themenschwerpunkt im Wiener Stadtraumdiskurs geworden. Zwar war das Gebiet bereits mehrmals Mittelpunkt von Konzepten und Diskussionen, doch gelang eine umfangreiche Auseinandersetzung in einem großen Fachkreis von Architekt*innen und Stadtplaner*innen, aber auch Stadtbewohner*innen und Lokalpolitiker*innen erst in jüngster Zeit. So einfach sich das Areal als eine der großen Chancen innerhalb der Wiener Stadtlandschaft darstellt und dabei eine adäquate und zeitgerechte Stadtraumplanung fordert, so schnell wird dessen Komplexität durch die unterschiedlichsten Interessengruppen deutlich. Die Umverteilung möglicher verfügbarer innerstädtischer Flächen verlangt klarer weise die verschiedensten Akteur*innen zusammen zu bringen. Während die Thematik rund um das Areal auf Bezirksebene offen diskutiert wird, entziehen sich die Grundstückseigentümerin (ÖBB-Immobilien GmbH) als auch die Entscheidungsträger*innen der Stadtpolitik einem Dialog. Doch gerade im erhitzten Wien könnte der Diskurs um den essenziellen Frischluftkorridor Westbahn und damit einen möglichen weitläufigen Grünraum die lang ersehnte Abkühlung bringen.7 Die Frage, wie solch ein Stadtraum in Zukunft aussehen kann, wird durch sehr unterschiedliche Ansichten und auch Konzepte geprägt. Neben der ÖGFA als Diskussionsplattform sind Architekt*innen und Landschaftsplaner*innen mit ihren Forderungen und Initiativen bereits Protagonist*innen für Zukunftsvisionen. 8 Der Konsens ist im Allgemeinen aber vor allem einer, dass eine gesamtheitliche Konzipierung dieses Raums gefordert wird und dieser den Stadtbewohner*innen zugänglich sein soll. Die unterschiedlichsten Einflüsse wie etwa infrastrukturelle, stadtklimatische, soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Faktoren, denen dieses Gebiet unterliegt, zeugen von der Komplexität dieses urbanen Raumkontinuums. Nichtsdestotrotz ist klar, dass der Bahnkorridor der Westbahn in der Zukunft in den Mittelpunkt der Wiener Stadtraumentwicklung rücken wird. Die Notwendigkeit eines breiten Diskurses über Potenziale, Chancen und zukünftige Szenarien eines solchen Gebiets wird unter Berücksichtigung stadtmorphologischer, freiräumlicher, infrastruktureller wie auch klimatischer Rahmenbedingungen nicht nur deutlich, sondern aufgrund der stadtgemeinschaftlichen Relevanz unvermeidbar.

42


20 Gewerbestraße an der Gleisanlage

7 vgl. Österreichische Gesellschaft für Architektur (2019): Memorandum – Das Westbahn-Areal im erhitzten »Wiener Klima«, [online] https://oegfa.at/initiativen-1/zur-zukunft-des-wiener-westbahnareals/memorandum_westbahn-areal_final.pdf [11.11.2021].

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8 vgl. Drlik, Stephanie (2019): Westbahnpark Wien: Die Vision, in: GARTEN+LANDSCHAFT, [online] https://www. garten-landschaft.de/westbahnpark/ [11.11.2021].

Potenzial Westbahn


Metropolitaner Maßstab

Die Typologie urbaner Grünräume dient dem Ersatz von Natur innerhalb der Stadt. Sie bieten die Möglichkeit zur Regeneration und Erholung der Stadtbewohner*innen und tragen zur Verbessrung des Stadtklimas bei. Der Vergleich mit Grünräumen anderer Städte verdeutlicht den metropolitanen Maßstab des Westbahn-Areals.

Tempelhofer Feld Berlin, DE 280 Hektar

Parco Sempione Mailand, IT 67 Hektar 21

Größenvergleich urbaner Grünräume

44


Westbahn-Areal Wien, AT 60 Hektar

Jardin des Tuileries Paris, FR 45 Hektar

Hyde Park London, GB 350 Hektar 2 km

45

Potenzial Westbahn


Die urbane Leere Ein Potenzial für Freiraum & Frischluft

Eingebettet in die Bezirke Penzing (14.) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) bildet das über 6 km lange und mehr als 60 ha große Westbahn-Areal eine Raumsequenz (Hütteldorf ‹› Penzing ‹› Westbahnhof) entlang des Wientals. Die zwischen Wienerwald, dem Gürtel, den Steinhofgründen und Schönbrunn gelegene Ost-West-Achse stellt eine Verbindung zwischen der peripheren Umgebung im Westen und dem dichten Stadtkern im Osten her und identifiziert sich als urbane Infrastruktur. Parallel zum Wienfluss und einigen Ausfallstraßen eröffnet der Bahnkorridor als Potenzialraum neue stadträumliche Perspektiven und bietet durch die Umverteilung des Fernverkehrs auf den Hauptbahnhof nun die einmalige Chance einer Freiraumreserve. Begleitet von lockerer Bebauung am Stadtrand bis hin zu dichter Stadt äußert sich ein Verlauf von offenen und geschlossenen Bauweisen entlang des großteils unbebauten Areals. Darüber hinaus ergeben sich entlang der Trasse selbst wie auch zu umliegenden Elementen, wie etwa auf die Gloriette in Schönbrunn weitläufige Blickbeziehungen. Diese stadträumliche Kulisse erzeugt einmalige atmosphärische Szenerien, welche durch ungeahnte Ausblicke und Perspektiven erhaltenswerte Identitätsmerkmale hervorbringen. Die zusammenhängende Tektonik und Lage prädestinieren den Raum förmlich dazu, dieses Raumkontinuum als Ganzes zu erschließen und einen neuen Stadtraum zu eröffnen. Bekräftigt wird das aufgrund eines merklichen Mangels an Frei- und Grünräumen in den umliegenden Stadtteilen und der daraus entstehenden Notwendigkeit eines von Natur geprägten Habitats. Umso wichtiger wird daher die gesamtheitliche Betrachtung dieser Raumabfolge, welche sich von den natürlichen Refugien am Stadtrand bis zum Gürtel erstreckt und bereits heute einen biodiversen Lebensraum bildet.

46


22 Wildes Grün auf dem Areal in Penzing

47

Potenzial Westbahn


23 Übersicht des Westbahn-Areals


500 m


Hütteldorf

Penzing

Westbahnhof

24 Luftaufnahmen der drei Raumeinheiten

50


100 m

51

Potenzial Westbahn


Hütteldorf

Penzing

Westbahnhof

25 Lagepläne der drei Raumeinheiten

52


100 m

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Potenzial Westbahn


26 Die unversiegelte Schneise in Richtung Innenstadt

54


Neben der räumlichen und atmosphärischen Komposition dieses Raums zeichnet sich ebenso eine stadtklimatische Relevanz dieser Schneise ab. Denn die fast zur Gänze unversiegelte Raumsequenz bildet neben dem im Wiental verlaufenden Wienfluss und den damit einhergehenden Kaltluftströmen einen eigenen Frischluftkorridor. Ferner dient dieser nicht nur der Luftzirkulation, sondern als zusätzliche Kühlung bis weit über den Gürtel hinein. Gerade für das überhitzte Wien ist eine solche Frischluftzufuhr nicht nur von Relevanz, sondern hat aufgrund der Klimaerwärmung sogar an Bedeutung zugelegt.9,10 Gestützt von dem Freiraumbedarf und den klimatischen Parametern wie auch den stadtatmosphärischen Szenerien macht eine großflächige Bebauung und Versiegelung dieses Gebiets keinen Sinn und wäre mit weitreichenden Folgen für die Lebensqualität der Stadt verbunden. Allerdings kann mithilfe minimalinvasiver architektonischer Interventionen dieser Raum neu erschlossen und der Stadtgemeinschaft zugänglich gemacht werden und dabei als Impulsgeber für einen neuen lebendigen Stadtraum dienen. Durch die Bewegung im Raum eröffnet sich eine gegliederte Raumsequenz, die unterschiedliche Raumerlebnisse erzeugt und entfaltet. Die Qualitäten erörtern das lineare Potenzial dieser Freiraumachse, welche die Möglichkeit bietet, als Grünkorridor eine Verknüpfung vom Stadtkern in den peripheren Raum herzustellen und zugleich die einmalige Chance, ein urbanes Raumelement der Wiener Stadtlandschaft zu werden. Unter Berücksichtigung des Stadtklimas und der Wachstumsbedingungen sowie der infrastrukturellen Relevanz offenbart sich ein Zukunftsszenario, das als Teil einer zukünftigen und qualitativen Stadtraumentwicklung einen neuen lebenswerten und urbanen Ort erschließt.

9 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Stadtklimaanalyse als Grundlage für Planungsprojekte, [online] https:// www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/ stadtforschung/stadtklimaanalyse.html [11.11.2021].

55

10 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Hitzekarte, [online] https://www. wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.html [11.11.2021].

Potenzial Westbahn


27 Übersicht des Westbahn-Areals


500 m


Lageplan – H1

28 Lageplan Hütteldorf 1:2000

58


50 m

59

Potenzial Westbahn


Lageplan – H2

28 Lageplan Hütteldorf 1:2000

60


50 m

61

Potenzial Westbahn


Lageplan – P1

29 Lageplan Penzing 1:2000

62


50 m

63

Potenzial Westbahn


Lageplan – P2

29 Lageplan Penzing 1:2000

64


50 m

65

Potenzial Westbahn


Lageplan – W1

30 Lageplan Westbahnhof 1:2000

66


50 m

67

Potenzial Westbahn


Lageplan – W2

30 Lageplan Westbahnhof 1:2000

68


50 m

69

Potenzial Westbahn


Schnitte

Ha

Hb

Pa

31 Querschnitte Hütteldorf, Penzing, Westbahnhof, 1:2.000

70


Pb

Wa

Wb

50 m

71

Potenzial Westbahn


32 Schnitt Bahnkorridor 1:200

72


5m

73

Potenzial Westbahn


Wien im Wandel

Egal ob Kultur, Kapital oder Macht – schon immer waren Städte Orte der Agglomeration und Transformation; sie sind baulich wie soziokulturell zugleich Räume voller Widersprüche. Die Beschleunigung der Gesellschaft während der Industrialisierung hob die räumlichen Grenzen auf und hat die traditionelle Stadt aufgelöst. Neue Stadttypologien breiteten sich aus und haben im zunehmenden Maß die Peripherie eingenommen. Urbanisierung und Globalisierung wurden zu den Katalysatoren städtischer Transformationsprozesse und beeinflussen durch deren Dynamiken seit jeher die urbanen Ballungsräume. Wien gleicht durch seinen konzentrischen Aufbau geradezu dem Idealbild eines europäischen Stadtmodells und hat zugleich eine kontinuierliche Metamorphose vollzogen, vom einstigen Römerlager zur unaufhörlich wachsenden Stadt bis hin zur versuchten Auflockerung. Im ständigen Transformationsprozess entstanden im historischen Stadtgebiet besonders dichte Stadtteile, welche sich bis heute kaum verändert haben. Doch die (Nach-) Verdichtung und das Schließen von Leerstellen scheinen mehr denn je Dogma der Wiener Stadtentwicklung zu sein. Wachstum, gesellschaftlicher Wandel und nicht zuletzt der Wunsch nach Freiraum machen zunehmend eine Neuorientierung nötig. Ferner wird aufgrund klimatischer Verschärfungen der bald wieder zwei Millionen Wiener*innen zählenden Donaumetropole ein Paradigmenwechsel in der Stadtraumgestaltung immer mehr unumgänglich. Das Kapitel gibt einen Einblick über die strukturelle Entstehung der Stadt und setzt diese in den Kontext der gegenwärtigen Stadtraumentwicklung.

74


33 Baustellen am Nordbahnviertel


Die Transformation Wiens Ein Überblick

Wien hat eine von unterschiedlichen Einflüssen geprägte Metamorphose vollzogen. Besonders in Zeiten des Aufschwungs und Wachstums war der Griff zu profunden und radikalen räumlichen Umstrukturierungsmaßnahmen nicht weit. Ob die Erweiterung der Befestigungsanlagen, der Blockrand-Wahn des Industriezeitalters oder das Stadterweiterungs-Fieber der Nachkriegszeit – zu vielen Zeiten wurden große Operationen getätigt und brachten in nur wenigen Jahren ganze Stadtteile hervor und andere zum Verschwinden. Die wahrnehmbaren und teils kolossalen Transformationen der Vergangenheit, wie etwa die aus den ehemaligen Stadtmauern entstandene Magistralen, die vom Gründerzeitbau dominierten Stadtteile oder die Regulierungen des Donaukanals und Wienflusses zusammen mit dem Bau der Stadtbahn bilden die Identitätsmerkmale Wiens. Das explosionsartige Wachstum während der Industrialisierung ließ zwischen den Befestigungsanlagen (Ringmauer von 1200 und Linienwall von 1700) und darüber hinaus eine Morphologie an hochdichten Stadtteilen entstehen, die sich ausgebreitet, aber bis heute kaum verändert haben. Der Bruch mit der traditionellen Stadtentwicklung in der Nachkriegszeit beschränkte sich großteils auf die Stadtränder und Baulücken. Währenddessen wurde Wien allerdings durch und durch vom Automobil erobert und brachte die Stadt an ihre Grenzen. Erst durch den drohenden Kollaps setzte ein Paradigmenwechsel ein. Dem Ausbau öffentlicher Transportmittel wie dem Bau einer U-Bahn und der Wiederentdeckung des historischen Erbes folgte eine Neuorientierung. Die von den historischen Strukturen dominierte Bestandsstadt gewann wieder an Bedeutung und wurde in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive nachverdichtet. Der Verbau von immer mehr innerstädtischen Flächen äußert sich mittlerweile in einem regelrechten Bauboom und offenbart einen bedeutenden Mangel an Frei- und Grünräumen. Zugleich bilden einige Stadtteile aufgrund der Versiegelung und der immer häufiger vorkommenden Hitzeperioden Hitzepole, denen die Stadt auf Dauer nur bedingt entgegenwirken kann. Diese unterschiedlichen und zugleich miteinander in Wechselbeziehung stehenden Metaebenen veranschaulichen offenkundig die Notwendigkeit neuer Stadtraumkonzepte für Wien.

76


Historisches Stadtgebiet Stadtentwicklung seit 1960 Einfamilienhausgebiete Gewerbe- & Industriegebiete

Stadtentwicklung 2010-2022 Bestandsstadt

Stadtgrün Agrarflächen Wald- und Auengebiete

34 Von oben nach unten: Historische Stadtentwicklung; Stadtentwicklungsprojekte; Grünraumverteilung

77

5 km

Wien im Wandel


35 Der älteste Plan Wiens

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Die mittelalterliche Stadt Wien im Werden

Die von dem römischen Legionslager ›Vindobona‹ abstammende mittelalterliche Stadt Wien war aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage – nämlich zwischen dem östlichen Ende der Alpen, dem Donau-Strom und den fruchtbaren Böden der pannonischen Tiefebene – bereits für die Römer attraktiv. Der wirtschaftliche Aufschwung und die Zunahme des Handels ließen weitere Siedlungen im Umland entstehen, die sich im Landschaftsraum ausbreiteten. Viele dieser Siedlungen fielen der Belagerung durch die Osmanen Anfang des 16. Jahrhunderts zum Opfer, erholten sich jedoch nach deren Abzug rasch wieder. Parallel entstand als Antwort auf weitere Eroberungsversuche das ›Wiener Glacis‹, dieses trennte die sich wieder aufbauenden Vororte von der Festungsstadt Wien. Bis zu vierhundert Meter breit diente der unbebaute Streifen rund um die Stadtmauer neben der Verteidigung ebenso als Freiraum und Marktplatz. Im 17. Jahrhundert breiteten sich die Vororte weiter um das barocke Wien aus. Auch östlich von Wien inmitten des von der Donau überschwemmungsgefährdeten Gebiets entstanden Vororte, deren Wachstum nur durch die Auenlandschaft selbst eingeschränkt wurde. Auf der anderen Seite der Stadt dehnten sich Siedlungen ungehindert über die Landschaft, besonders in den Westen, da das Gebiet entlang des Wienflusses aufgrund dessen Nutzbarkeit attraktiv geworden war. Die Vororte sind jedoch keine dicht bebauten, sondern großteils von landwirtschaftlichen Flächen und Weingärten durchzogene Siedlungsstrukturen. Prestigebauten, darunter die Karlskirche, das Palais Liechtenstein, das Schloss Belvedere und Schloss Schönbrunn, welche bis Ende des Jahrhunderts entstanden, gaben der Wiener Umgebung eine neue bauliche Gestalt und ebneten den Weg für weitere Siedlungen. 1

1

vgl. Eigner, Peter & Petra Schneider (2005): Verdichtung & Expansion – Das Wachstum von Wien, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 22-31.

79

Wien im Wandel


Der Linienwall sorgte mit den innerhalb weiterhin wachsenden Vorstädten für eine enorme bauliche Verdichtung.

36 Die Josephinische Landesaufnahme zeigt die in die Befestigungsanlagen eingefassten Städte und das Wachstum der ganzen Umgebung

80


37 Das Wiener Glacis vor der Ringmauer 1778

Ende des Jahrhunderts gelang es ein weiteres Mal, die Osmanen in die Flucht zu schlagen, wenn auch nur zum Preis verwüsteter Vorstädte. Kurz darauf und während der Wiederaufbau-Maßnahmen setzte ein enormer Bevölkerungszuwachs ein und versetzte die Stadt und ihre Umgebung in einen regelrechten Bauboom. Die nun zu Vorstädten heranwachsenden Siedlungen wurden umstrukturiert und im Trauma der letzten Belagerung in eine äußere Befestigungsanlage eingefasst. Der Linienwall entstand, wodurch die darin eingegrenzten, aber weiterhin wachsenden Vorstädte sich verdichteten. Als die Flächen fast aufgebraucht waren, begann auch eine vertikale Verdichtung einzusetzen. Auffallend dabei ist die durch die Befestigungsmauern räumlich entstandene soziale Trennung der Stadtbewohner*innen. Während die Gebiete vor dem Linienwall für die weniger Wohlhabenden attraktiv waren und diese das Umland besiedelten, residierte die Mittelschicht in den Vorstädten und die Adeligen in Wien selbst. 2

2 vgl. Eigner, Peter & Petra Schneider (2005): S. 31-41.

81

Wien im Wandel


Vom Barock zum Blockrand Wandel eines Stadtbilds Während die Metropolen Europas zunehmend mit ihren mittelalterlichen Strukturen konfrontiert waren und in Paris und Berlin ein teils radikaler Stadtumbau verfolgt wurde, kamen solche Pläne in Wien nicht zur Anwendung. Stattdessen war 1829 die Bauordnung zur Reglementierung des Neubaus von Straßen und Gebäude entstanden. Durch die neuen Richtlinien von maximal fünf Stockwerken und mindestens 10 Meter breiten Straßen wandelte sich langsam das Stadtbild. Die Vorstädte begannen damit vermehrt auch die freien Parzellen zu verbauen. So führte das Reglement sogar zu einer Ausweitung der Bautätigkeiten. 3 Mit der kurz darauf auch in Wien einsetzenden Industrialisierung eskalierte jedoch das Wachstum regelrecht. Eine Welle des Baubooms setzte ein und begann zusammen mit den Entwicklungen in der Technik wie auch erster Eisenbahnlinien das Stadtbild profund zu ändern. Bahnschneisen wurden ab 1837 in die Landschaft geschlagen und gleich mehrere Kopfbahnhöfe rund um die Vorstädte Wiens errichtet. Von diesen ausgehend erstreckten sich Bahnkorridore in alle Himmelsrichtungen, an denen sich Gewerbe und Betriebe ansiedelten. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Eisenbahn nicht nur das Transportmittel für Personen und Güter, sondern auch für die Entwicklung angrenzender Stadtteile treibende Kraft. 4 Wien war aufgrund des anhaltenden Bevölkerungszustroms mit einem immensen strukturellen Wachstum konfrontiert. Obwohl 34 Vorstädte innerhalb des Linienwalls 1850 eingemeindet wurden und die acht neuen Bezirke bereits fast lückenlos bebaut waren, wuchs die Stadt rasch über ihre Grenzen hinaus. Zeitgleich wurde die Bauordnung angepasst, indem nun eine Gebäudehöhe von maximal 25 Meter und eine Straßenbreite von mindestens 15 Meter festgelegt wurden. Die Vorgabe, möglichst gerade Straßen anzulegen, war der Versuch, die Flächenausnutzung zu maximieren, was sich besonders in den Vororten manifestierte. Um Wohnraum en masse zu produzieren und gegen die sozial schlechter werdenden Verhältnisse anzukämpfen, waren viele Freiflächen mit dem populären Blockrandbau bebaut worden. Besonders in den westlichen Vororten Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring, Hernals und Währing entstanden ganze Rasterstädte mit der neuen Bautypologie. 5

3 vgl. Matznetter, Walter (2005): Von der Grundherrschaft zum Stadtmanagement – Zweihundert Jahre Stadtplanung in Wien, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 61.

82

4 vgl. Eigner, Peter & Petra Schneider (2005): S. 41-43. 5 vgl. Matznetter, Walter (2005): S. 61-63.


38 Der noch unverbaute Wienfluss vor der Karlskirche und der Technischen Hochschule, 1822

39 Linienwall & die neuen Bezirke am Wienfluss, 1858

83

Wien im Wandel


Die Industrialisierung versetzte Wien in einen regelrechten Bauboom und Veränderte in kurzer Zeit das Stadtbild.

40 Blockrand-Raster in Ottakring, Hernals & Währing westlich des Gürtels im Vergleich zur gewachsenen Stadt im Osten

84


Während an Wiens Rändern Massen an Zinshausquartieren entstanden, war die obsolet gewordene Ringmauer geschliffen worden und brachte den endgültigen Bruch mit dem mittelalterlichen Stadtmodell. Die Ringstraße wurde zur imperialen Kulisse. Die neue Magistrale veranschaulicht bis heute die deutliche Diskrepanz zwischen prunkvoller Baukunst im Zentrum und der effizienten Flächenausnutzung außerhalb. Nach der Regulierung der Donau und des Donaukanals, wodurch neue Stadterweiterungsgebiete erschlossen wurden, lebten mit der zweiten großen Stadterweiterung 1892 mehr als 1,5 Millionen Menschen in Wien. Neu errichtete Zinshausquartiere wurden immer dichter gebaut und sind Ausdruck eines massiven Stadtwachstums. Kurz nach der Stadterweiterung staffelte der ›Bauzonenplan‹ die Gebäudehöhen einzelner Stadtteile und unterteilte diese Bauzonen in Wohngebiete-, Industriegebiete und gemischte Gebiete. Die daraus entstandenen ›Teilregulierungspläne‹ und der 1905 geschützte Wald- und Wiesengürtel verdeutlichen den Versuch zur Regulierung des rasanten Stadtwachstums und die Gewichtung einer durchdachten Stadtplanung dieser Zeit. 6 Anfang des 20. Jahrhunderts war die Metropole mit über zwei Millionen Wiener*innen an ihrer kulturellen Blüte angelangt und bereitete den Weg für großräumige Stadterweiterungskonzepte. Otto Wagner wurde mit seinen Ideen zum Stadtplaner Wiens erkoren und erweiterte mit der Stadtbahn im Zuge des notwendig gewordenen infrastrukturellen Ausbaus das bereits existierende Straßenbahn-Netz. Wenig später wurde der Linienwall aufgegeben und zu einer neuen Hauptverkehrsader umfunktioniert. Allerdings hielt der Aufschwung nicht lange an und die Stadtkonzepte Wagners wurden schon bald ad acta gelegt. Denn die Lebensbedingungen verschlechterten sich schon während des Ersten Weltkriegs im zunehmenden Maß. Es folgte der Stillstand und eine Welle der Abwanderung. Aufgrund der anhaltenden Nahrungsmittelnot legten viele Stadtbewohner*innen zwischenzeitlich eigene Gärten zur Selbstversorgung an. Hoffnungsträger wurde in der folgenden Zwischenkriegszeit die sozialdemokratische Kommunalpolitik und deren Wohnbauprojekte. Obwohl das ›Rote Wien‹ große Erfolge in der Wohnungsproduktion erzielen konnte, bereitete der Faschismus dem nach nur wenigen Jahren ein Ende.7

6 vgl. Matznetter, Walter (2005): S. 63-70.

85

7 vgl. Eigner, Peter & Petra Schneider (2005): S. 45-47.

Wien im Wandel


Von dicht zu aufgelockert Träume & Wirklichkeit Von dem Größenwahn des Dritten Reichs blieb Wien, abgesehen von der zwischenzeitlichen Eingemeindung umliegender Gemeinden, jedoch größtenteils verschont. Somit hielt sich die Zerstörung im Vergleich zu vielen anderen Städten in Grenzen. Dennoch kam es in Wien aufgrund der rund 90.000 unbewohnbaren Wohnungen zu einem akuten Wohnungsmangel. Neben dem Wiederaufbau, welchem die oberste Priorität eingeräumt wurde, waren ebenso durch zerstörte Bauwerke entstandenen Lücken mit Neubauten geschlossen worden. Dies resultierte durch kleiner ausfallende Wohnungen und die lückenlose Verbauung in einer Nachverdichtung der bestehenden Zinshausviertel. 8 Parallel dazu folgte Wien dem internationalen Trend neuer städtebaulicher Leitbilder. Stadterweiterungsprojekte mit den Ordnungsprinzipien der Auflockerung und Funktionstrennung (Arbeiten, Wohnen, Freizeit) entstanden, womit nicht nur mehr Wohnraum, sondern auch ein neuer städtischer Lebensstil etabliert werden sollte. Die Maßnahmen verlagerten sich aufgrund der geringen Flächenverfügbarkeit an den Stadtrand, wo nun Entwicklungsgebiete entstanden, die den Bau ganzer Stadtquartiere vorsahen. Der ›Montagebau‹ revolutionierte in Wien durch die Vorfertigung einzelner Bauelemente die Bauindustrie und sorgte für eine Massenproduktion an Wohnungen.9 So entstanden auf der grünen Wiese meist von kleinteiliger Bebauung umgebene Inseln frei stehender und monofunktionaler Anlagen. Die Strukturprobleme der Funktionstrennung und der Verlust einer urbanen und multifunktionalen Stadt brachten das ›fordistische‹ Stadtkonzept immer mehr in Verruf. In den 1970er löste die Funktionalismuskritik schließlich eine Rückbesinnung auf die Qualitäten der bestehenden und durchmischten Stadt aus. Die Gegenbewegung äußerte sich in Wien mit dem Konzept der (sanften) Stadterneuerung und umfasste Maßnahmen wie die Instandsetzung der großteils maroden Bausubstanz als auch Anpassungen und das Schließen von Baulücken. Infolgedessen wurden weite Teile des historischen Bestands unter Schutz gestellt, um das Stadtbild zu wahren. Die wiedererlangte Wertschätzung der dichten und urbanen Stadt mündete in eine Verdichtung der bestehenden Strukturen, die bis heute anhält. 10 Zugleich rückte die Neuorientierung eine großräumliche und vielschichtige Stadtplanung immer mehr

8 vgl. Bihl, Gustav (2006): Wien 1945-2005 – Eine politische Geschichte, in: Peter Csendes & Ferdinand Opll (Hrsg.), Wien, Geschichte einer Stadt – Von 1790 bis zur Gegenwart, Band 3, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 585-592.

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9 vgl. Matznetter, Walter (2005): S. 74-75. 10 vgl. Bihl, Gustav (2006): S. 585-598.


41 Otto Wagners Studie für die Erweiterung des stark wachsenden Wiens

42 Dicht verbaute Innenhöfe in den Zinshausquartieren

87

Wien im Wandel


in den Vordergrund. Wien begann von einer autogerechten Stadt abzusehen und neue Leitbilder zu entwickeln, woraus schließlich der ›Stadtentwicklungsplan‹ entstand, der die Stadterneuerung wie auch die Stadterweiterung als notwendige Bestandteile der Entwicklungsschwerpunkte ansah. 11 Nur wenig später begann Wien auch mit dem Bau mehrerer U-Bahn-Linien. Trotz des damaligen Bevölkerungsrückgangs stellte sich dieses Vorhaben durch das nachfolgend einsetzende Wachstum als großer Vorteil für die Stadt heraus. 12 Darüber hinaus wurde die Donauinsel als endgültige Maßnahme zur Donauregulierung und Eindämmung von Hochwasser fertiggestellt. Mit über 20km Länge und durchschnittlich 400 m Breite wurde die künstlich aufgeschüttete und kultivierte Insel nicht nur zu einem der größten städtischen Grünraume, sondern auch zu einem geschützten Naherholungsgebiet erklärt. 13 Seit dem wurden zahlreiche Stadtentwicklungsideen entwickelt und der Stadtentwicklungsplan mehrmals neu aufgelegt und angepasst. Doch die Entwicklungskonzepte beschränkten sich im Vergleich zu den großräumlichen Transformationen der letzten zwei Jahrhunderte mehr auf kleinteiligere Maßnahmen. Dies liegt wohl an der bereits bestehenden Morphologie der Stadt, welche einen größeren Stadtumbau nicht zulassen würde. Und dennoch begann die Wiener Stadtplanung seit der Jahrtausendwende damit, brachliegende Gebiete zu revitalisieren und in Stadterweiterungsprojekte umzuwandeln. Trotz der Tatsache, dass solch stadtverdichtende Operationen keine zeitgenössische Strategie städtischer Wandlungsprozesse widerspiegeln und ebenfalls als inadäquate Maßnahme für die heutigen europäische Städte gesehen werden, scheint die Stadt aufgrund des Bevölkerungszuwachses dazu gezwungen, auch jede potenzielle Baufläche zu nutzen. Die maximale Flächenausnutzung erinnert dabei nicht unweigerlich an die lückenlose Verbauung des Blockrand-Rasters, welcher bekanntlich nicht unwesentlich zur schlechter werdenden Lebensqualität der Stadt beigetragen hat.

11 vgl. Seiß, Reinhard (2013): Ist Wien anders?, in: Wer baut Wien? – Hintergründe & Motive der Stadtentwicklung Wien seit 1989, 3. Auflage, Salzburg, München, Wien: Anton Pustet, S. 13-15. 12 vgl. MeißI, Gerhard (2006): Ökonomie & Urbanität, in: Peter Csendes & Ferdinand Opll (Hrsg.), Wien, Geschichte einer Stadt – Von 1790 bis zur Gegenwart, Band 3 GA, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 708.

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13 vgl. Bihl, Gustav (2006): S. 583. 14 Bihl, Gustav (2006): S. 596.


43 Wohnträume im Gemeindebau

»Das Credo der Entmischung der städtischen Funktionen war angesichts der negativen Auswirkungen, wie dem Verlust der urbanen Atmosphäre und den zunehmenden Verkehrsproblemen, aufgegeben worden.«14

89

Wien im Wandel


Zeitmatrix

1850 – Eingemeindung 34 Vorstädte

1904/05 – Stadterweiterung über die Donau

2.000.000

1892 – zweite große Stadterweiterung

Wien im Übergang zur Indistriestadt 1.500.000

Die erste Donauregulierung wird vorgenommen & erschließt neue Stadtgebiete

1.000.000

Das Wiener Glacis dient nach der ersten Türkenbelagerung 1529 zur Verteidigung zukünftiger Belagerungen

Schleifung der Ringmauer & erarbeitung von Konzepten zur weitreichenden Verbauung

Der Wienfluss wird umfassend reguliert & geht mit dem Bau der Stadtbahn einher

Schleifung des Linienwalls & Bau des Gürtels

500.000 Nach der zweiten Türkenbelagerung entsteht 1683 der Linienwall als Befestigung der Vorstädte

Bevölkerung

Die Westbahn-Strecke entsteht

Beginn des Baus erster Eisenbahnstrecken

Eröffnung der Stadtbahn

881 Erste Urkundliche Erwähnung der Stadt

44 Zeitmatrix der räumlichen Entwicklung Wiens

90

Erste Wiener Bauordnung

Zweite Bauordnung möglichst gerade Straßen dienen als Ordnungsprinzip; die Bebauung des Glacis wurde festgeschrieben; danach kamen weitere Überarbeitungen & Novellen

Der Bauzonenplan wird beschlossen & ist vorreiter des nachfolgenden Flächenwidmungsplanes

1900

1890

1880

1870

1860

1850

1840

1830

1820

1810

800

1800

Die Blockrandbebauung Etabliert sich aufgrund der neuen Bauordnung

Der Wald- & Wiesengürtel wird unter Schutz gestellt & dient fort an der Erholung


2014 – Wien heute

1938 – »Groß Wien« entsteht durch die EIngemeindung während des Faschismus

1991 Stadtentwicklungsprojekte wie Seestadt, Nordbahnhof, Nordwestbahnhof, Sonnwendviertel & IBA Projekte beginnen die Leerstellen der Stadt sukzessive zu füllen Neue Stadgrenze wird gezogen & ist bis heute aktuell

Otto Wagners Konzeptentwurf der Großsstadt

Mit dem Bau der Donauinsel wird nicht nur ein Entlastungsgerinne geschaffen, sondern auch ein völlig neues Natur- & Erholungsgebiet erschlossen

Die U-Bahn befördert bereits Wiener*innen durch den untergrund

STEP 84 Der erste Stadtentwicklungsplan entsteht nach der Abkehr fordistischer Leitbilder

STEP 05 Anpassung an neue Entwicklungsachsen nachdem die Ziele davor großteils nicht erreicht wurden

2030

2010

2000

1990

1980

1970

1960

Der Wiederaufbau zerstörter Bestandsstrukturen nimmt fahrt auf & bringt durch technische Fortschritte neue Stadterweiterungen hervor

Der Hauptbahnhof wird eröffnent

Der Fokus richtet sich wieder auf die Bestandstadt & Stadterneuerung

Funktionstrennung & autogerechte Stadt

1950

1940

1930

1920

1910

Das »Rote Wien« wird Vorreiter des geförderten Wohhnbaus

2020

Erste Kleingärten bilden sich und tragen zur versorgung der Wiener*innen in Notzeiten bei

91

Neben der Nachverdichtung beginnt auch die Verdichtung ganzer Stadteile sowie die Verbauung von immer mehr Brachflächen

STEP 2025 Die Neuauflage dient als Leitlinie räumlicher & gesamtheitlicher Entwicklungsstrategien

Wien im Wandel


45 Baustelle im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnviertel

92


Verbaute Zukunft? Die Stadtentwicklung in der Kritik Die räumliche Konzentration der Städte hat neben der Ausbreitung in den letzten Jahrzehnten eine Verdichtungswelle ausgelöst und scheint in vielen europäischen Großstädten weiterhin ungebrochen zu sein. 15 Auch Wien wird trotz der ohnehin schon kompakten Kernstadt mit dem Verbau verfügbarer Flächen, Grundstücke oder Industriebrachen unter Einfluss verschiedenster und zumeist finanzkräftiger Entscheidungsträger*innen immer dichter. Dem Druck des Wachstums und des Immobilienmarktes geschuldet, geht die Verbauung der Restflächen oftmals auf Kosten der Potenzialräume und Ausgleichsorte einer lebendigen Stadt. 16 Während in Wien etwa 10 Hektar pro Jahr (etwa 14 Fußballfelder) versiegelt werden, generiert gerade jeder neu errichtete Quadratmeter Wohnfläche automatisch eine Forderung nach solchen Orten. 17 Denn je dichter die Stadt, desto dichter der Stadtraum. Und so steht das wachsende Wien seiner endlichen Ressource gegenüber: der Fläche. Auch wenn die Vielzahl an Stadtentwicklungsprojekten wie zum Beispiel der Nordbahnhof, Nordwestbahnhof, das Sonnwendviertel, Sophienspital, die IBA-Quartiere und EUROPAN-Projekte einerseits einen Bedarf widerspiegelt, wird andererseits der immense Verbrauch vieler oft innerstädtischer Flächen deutlich. Die vom Neoliberalismus bestimmte Raumproduktion lässt diese Flächen selbst zu einer Ware werden und hat weitreichende Folgen für die Stadträume. Sie werden immer enger, und doch bilden gerade diese ›common spaces‹ ein unverzichtbares Gut und die Lebensgrundlage, in denen die Stadtgesellschaft als Ort des Alltäglichen, der Begegnung und Interaktion einen neutralen Boden für das urbane Leben findet. 18 Angesichts der Tatsache, dass Wachstum und die enger werdende Stadt dem größer werdenden Wunsch nach Freiraum und Ausgleich zur Dichte gegenüberstehen, wird eine offene Auseinandersetzung mit dem Flächenverbrauch Wiens unumgänglich. Denn während ganze Stadtteile errichtet werden, schwinden jene urbanen Räume, welche den geliebten Grätzeln Identitäten und Aufenthaltsqualitäten verleihen. Die Notwendigkeit eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der endlichen Ressource stellt die Bedingung einer neu auszuverhandelnden Flächenverteilung durch die Stadt- sowie Flächenpolitik in den Raum. Ferner müssen neben den Flächenreserven auch jene bereits verbauten und

15 vgl. Blickle, Paul, Michael Schlieben, Julius Tröger & Sascha Venohr (2019): Europas Speckgürteleffekt, in: ZEIT ONLINE, [online] https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/demografieeuropa-bevoelkerung-entwicklung-wandel-karte [11.11.2021]. 16 vgl. Seiß, Reinhard (2013): Ist Wien anders?, in: Wer baut Wien?, 3. Auflage, Salzburg, München, Wien: Verlag Anton Pustet, S. 13-15.

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17 vgl. Umweltbundesamt (2019): Flächeninanspruchnahme, [online] https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/ boden/flaecheninanspruchnahme [11.11.2021]. 18 vgl. Harvey, David (2016): Rebellische Städte, 4. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 136-139.

Wien im Wandel


versiegelten Flächen in den Fokus gestellt werden. 19 Denn wie die aktuelle Diskussion zur Entschärfung des Hitzepols ›Naschmarkt‹ zeigt, sorgen die Ideen der Umgestaltung für überaus erhitzte Gemüter. 20 Nur ein Beleg von vielen, der den Bedarf eines offenen und transparenten Diskurses über ressourcenschonende und klimatisch sinnhafte Nutzungsmöglichkeiten verfügbarer Flächen wie auch gegenüber den vielen Wien-typischen und stadtklimatisch fatalen Betonwüsten aufzeigt. Die endlose Verbauung und Verdichtung kann keine Lösung auf Dauer sein. Besonders in Anbetracht des vermehrten Leerstands bei zeitgleichem Schwinden leistbaren Wohnraums und Orten der Erholung wird ein Paradigmenwechsel unumgänglich. Niemand kann sagen, wie sich unsere Städte weiterentwickeln. Unter dem Einfluss von Urbanisierung und Globalisierung sowie den Dynamiken der Digitalisierung sind die zukünftigen Entwicklungen genauso wenig abschätzbar wie die langfristigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Allerdings können die gegenwärtigen Tendenzen gedeutet werden und die Möglichkeit bieten, Gegenbewegungen zu initiieren. Wie die Geschichte uns deutlich macht, hat sich unsere Gesellschaft, aber auch die Stadt immer in einem Wandel befunden, einem permanenten Prozess von stetigen Anpassungen, Entwicklungen wie Transformationen geprägt, wodurch die Stadt selbst erst lebendig wird. Dabei müssen Fragen gestellt und weitsichtige Konzepte entworfen werden, wie Stadt heute und in Zukunft gestaltet werden kann, damit diese auch weiterhin eine lebenswerte und urbane Szenerie bleiben kann.

19 vgl. Mayer, Karoline (2020): Die Ware, Boden oder warum Boden kein Joghurt ist, in: Karoline Mayer, Katharina Ritter & Angelika Fitz (Hrsg.), Boden für Alle, Wien, Zürich: Architekturzentrum Wien & Park Books, S. 62-82.

94

20 vgl. ORF (2021): Debatte über Markthalle beim Naschmarkt, [online] https://wien.orf.at/stories/3102392/ [11.11.2021]. 21 Fitz, Angelika (2020): Einleitung, in: Karoline Mayer, Katharina Ritter & Angelika Fitz (Hrsg.), Boden für Alle, Wien, Zürich: Architekturzentrum Wien & Park Books, S. 6.


»Der Boden ist unser kostbarstes Gut. [...] Ein sorgloser oder rein kapitalgetriebener Umgang mit dieser Ressource hat in den vergangenen Jahrzehnten Gestalt und Funktion unserer Städte und Dörfer verändert.«21

46 Die »Freie Mitte« des Nordbahnviertels

95

Wien im Wandel


14., Penzing

13., Hietzing

0,5 ,5 – 1 1–2 2–3 3–4 4–6 6+ 47 Westbahn-Areal im Kontext: Bebauungsdichte der Umgebung (NGFZ)


20., Brigittenau

18., Währing

17., Hernals 9., Alsergrund

2., Leopoldstadt

8., Josefstadt 16., Ottakring 1., Innere Stadt

7., Neubau 15., Rudolfsheim-Fünfhaus

6., Mariahilf 4., Wieden

5,. Margareten

12. Meidling

10., Favoriten

1 km


Land in der Stadt

Vor über 10.000 Jahren determinierte die agrarkulturelle Revolution die Beziehung zwischen Mensch und Natur völlig neu. Der Übergang vom Jäger und Sammler zu einer Agrargesellschaft ließ den Menschen aufgrund der nun zuverlässigen und ausreichenden Versorgung mit Nahrung sesshaft werden und brachte dauerhafte Siedlungen hervor. Zugleich ermöglichte die Landwirtschaft ein explosionsartiges Bevölkerungswachstum und stellte als Impulsgeberin die Weichen einer kulturellen Entwicklung. 1 Während Städte die Zentren von Emanzipation, Kapital und Macht waren, wurde das Land zur Ressource für Rohstoffe und Nahrung. Obwohl die Stadt als der ausbeutende Fremdkörper empfunden wurde, traten Stadt und Land durch ihre gegenseitige Abhängigkeit in eine untrennbare Wechselbeziehung ein.2 Die moderne Gesellschaft hat durch Formalisierung in Gestalt, Verwaltung und Reglementierung eine kulturell geprägte Landschaft hervorgebracht. Die Eroberung vom Land bedeutete allerdings auch dessen Ausbeutung. Denn Wälder wurden gerodet, Bodenschätze geschürft, Nutzpflanzen kultiviert und nicht zuletzt Böden versiegelt – diese irreversiblen Eingriffe des Menschen in die Landschaft setzen sich in einem bis dato nie da gewesenen Tempo fort.3 Und während ganze Territorien von Agrarkultur dominiert werden, wachsen die Städte getrieben durch die Urbanisierung unaufhaltsam und haben Natur wie Grünraum immer weit stadtauswärts gedrängt, was dazu führt, dass diese Räume zur Mangelware werden. 4 Dieses Kapitel gibt Aufschluss über die historische Entwicklung des Grünraums in Wien und stellt diese in Kohärenz zur Stadt-Land-Dichotomie.

98


48 Wildes Brachland in der Seestadt


49 Kulturlandschaft nahe Wien

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Zwischen Stadt & Land Das Auflösen von Grenzen Stadt oder Land? – Nahezu drei Viertel der europäischen Bevölkerung leben in urbanen Ballungsräumen, und so klar die Trennung zwischen Stadt und Land im ersten Moment auch scheint, so diffus werden die Definitionen und deren Grenzen bei genauerer Betrachtung. 5 Denn seit der räumlichen Expansion unserer Städte und der sukzessiven Einnahme von Territorien haben sich diese Raumkategorien tiefgreifend gewandelt – strukturell, ideologisch wie gesellschaftlich. Zuvor waren die mittelalterlichen Städte klar definierbare Raumeinheiten – Inseln in der Landschaft, welche dank ihrer Stadtmauern eindeutig von der Peripherie abgegrenzt werden konnten. Doch mit Beginn der räumlichen Verdichtung vor gut zweihundert Jahren wurden diese Grenzen durch strukturelle Transformationen und gesellschaftliche Impulse aufgebrochen. Die Industriestädte eigneten sich getrieben von Wachstum und dem Bedarf an Nahrung immer mehr Land an und breiteten sich aus. 6 Während die Peripherie erobert wurde, führten die räumliche Konzentration und die Verdrängung von Natur aus den Großstädten wie Berlin, London, Paris und auch Wien zu immer schlechter werdende Lebensbedingungen. Dichter werdender Wohnraum und unzureichende Hygiene brachten einen Fokus auf Grün- und Erholungsraum in städtebaulichen Konzepten mit sich.7 Mitte des 20. Jahrhunderts haben Motorisierung und Wirtschaftswachstum neue Leitbilder etabliert. Ergebnis waren erneut transformative Eingriffe insbesondere an den Randzonen der Städte. Parallel dazu begann die Urbanisierung auf ländliche Räume überzugreifen und die räumlichen Grenzen zur Peripherie endgültig in einem Gemisch verschiedener Strukturen und Szenarien aufzulösen. So drängten sich zwischen Naturparks, Agrarflächen und Autobahnen immer mehr Industriegebiete, Satellitenstädte und Einfamilienhaussiedlungen, was heute in Kulturlandschaften, die ländliche Räume fast zur Gänze dominieren, resultiert. Doch die Eingriffe durch das Abholzen von Wäldern, Ausheben fossiler Ressourcen, Säen von Kulturpflanzen und Versiegeln von Flächen dieser Landschaften sind irreversibel geworden. 8

1

vgl. Schneider, Wolf (1965): Überall ist Babylon – Die Stadt als Schicksal des Menschen von Ur bis Utopia, München: Droemer Knaur, S. 13-21.

2 vgl. Lefebvre, Henri (1972): Die Revolution der Städte, München: List, S. 14-17. 3 vgl. Sieferle, Rolf (2003): Die Totale Landschaft, in: Franz Oswald & Nicola Schüller (Hrsg.), Neue Urbanität – das Verschmelzen von Stadt & Landschaft, 2. Auflage, Zürich: gta, S. 59-76.

5 vgl. Eurostat (2020): Urban & rural living in the EU, [online] https://ec.europa.eu/eurostat/web/productseurostat-news/-/edn-20200207-1 [11.11.2021]. 6 vgl. Lefebvre, Henri (1972): S. 9-10, 17, 149. 7 vgl. Lohrberg, Frank (2001): Stadtnahe Landwirtschaft in der Stadt- & Freiraumplanung, Stuttgart: Books on Demand, S. 7-9. 8 vgl. Sieferle, Rolf (2003): S. 59-76.

4 vgl. Häußermann, Hartmut & Walter Siebel (2015): Neue Urbanität, 7. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 229-236.

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Land in der Stadt


50 Baustelle am Nordbahnviertel

»Stadt ist überall, und Land ist überall, und für den Gestalter kommt es darauf an, den Charakter dieses mehr städtischen oder mehr ländlichen Siedlungspartikels charakteristisch und wahrnehmbar zu machen.«9

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Die Urbanisierung hat durch die Transformationen der letzten Jahrzehnte nicht nur an den Rändern und in den Zwischenräumen der Ballungszentren neue Raumszenarien erzeugt, sondern dominiert ganze Landschaftsräume. Die traditionelle Differenzierung zwischen Stadt oder Land trifft also de facto nicht mehr zu. Vielmehr wird die Stadt–Land–Dichotomie von den Kategorien des ›Urbanen‹ und ›Ruralen‹ abgelöst und dadurch zugleich eine spezifische Lebensweise zugeschrieben, wonach Territorien, Gebiete oder Areale unterschieden werden können, um städtische wie auch ländliche Qualitäten, Chancen und Potenziale zu identifizieren. 10 In diesem Zusammenhang werden die Phänomene der Verstädterung als quantitative Größe des Stadtwachstums und der Urbanisierung als qualitative Ausbreitung der städtischen Lebensweise verstanden, das ein Stadt-Land-Kontinuum entstehen lässt, welches räumlich, aber auch sozial definiert wird. 11, 12 Die fragmentierten wie verdichteten Raumszenarien werden heute von teils städtischen, teils ländlichen Morphologien geprägt und bilden ein ineinander verflochtenes Gewebe urbaner und ruraler Elemente. Diese neuen Archipele haben den Landschaftsraum eingenommen und definieren mittlerweile ganze Regionen. Zwar werden Raumeinheiten mit historischen Stadtstrukturen und da, wo sich urbane Komponenten verdichten, auch weiterhin als Stadt identifiziert werden, genau so wie weitläufige rurale Räume als Land. Und dennoch scheint eine Abgrenzung, ob städtisch oder ländlich, zunehmend keine räumliche, sondern vielmehr eine gesellschaftliche und kulturelle Differenzierung zu sein. 13 Dabei versuchen eine Vielzahl an Begriffen wie unter anderem ›Zwischenstadt‹, ›urban sprawl‹ oder ›Stadtregion‹ genau diese neuen Territorien zu umschreiben. Nur wenige und doch meinen sie dasselbe: die Summe urbaner Phänomene, physisch, ideologisch wie auch gesellschaftlich. Die Polarität von Stadt und Land hat insofern aufgrund der Einflüsse von Urbanisierung, Globalisierung und nicht zuletzt Digitalisierung äußerst komplexe Prozesse wie auch dynamische Charakteristika entwickelt, hat das traditionelle Dogma von Stadt überwunden und materialisiert sich in einem Prozess urbanisierter Landschaftsformen: quasi eine Stadtlandschaft. 14

9 Burckhardt, Lucius (2011): Warum ist Landschaft schön?, 3. Auflage, Berlin: Martin Schmitz, S. 78. 10 vgl. Lefebvre, Henri (2016): Das Recht auf Stadt, Hamburg: Nautilus Flugschrift, S. 106-110. 11 vgl. Helbrecht, Ilse (2019): Urbanität–Ruralität. Der Versuch einer prinzipiellen Klärung & Erläuterung der Begriffe, in: dérive – Zeitschrift für Stadtforschung, Nr. 76, S. 6-13.

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12 vgl. Förtner, Maximilian, Bernd Belina & Matthias Naumann (2019): Stadt, Land, AfD, in: dérive – Zeitschrift für Stadtforschung, Nr. 76, S. 44-53. 13 vgl. Helbrecht, Ilse (2019): S. 6-13. 14 vgl. Sieferle, Rolf (2003): S. 59-76.

Land in der Stadt


Wien hat ebenso einen Wandel vollzogen. Während die Stadt sich zu einer Metropole entwickelte, wucherte diese weit über die historischen und politischen Grenzen hinaus und hat besonders an den Randzonen neue Kontraste erzeugt. Der umliegende Landschaftsraum wird zu großen Teilen von der Agrarwirtschaft dominiert, während naturbelassene und biodiverse Grünräume ausschließlich als geschützte Naturreservoire wie dem Wienerwald und den Donau-Auen existieren. Parallel zur Ausbreitung fielen innerhalb der Bestandsstadt viele Freiflächen der urbanen Agglomeration zum Opfer und haben die Natur fast zur Gänze verdrängt. Ferner führte der stetige Flächenbedarf seit einigen Jahrzehnten dazu, dass die übrig gebliebenen Brachflächen in der Stadt wiederentdeckt wurden und in den Fokus der Stadtraumentwicklung gerückt sind. Doch die Bedeutsamkeit dieser Restflächen wird in den meisten Fällen weit unterschätzt. Denn die ›Wiener Gstettn‹ sind genau jene Rückzugsorte von Flora und Fauna sowie Möglichkeitsräume für zukünftige alternative Nutzungsformen, aber auch Orte des Ausgleichs zur dichten Bestandsstadt. 15 Während die Stadt einerseits Vorteile, Chancen und Möglichkeiten bietet, manifestieren sich ebenso Nachteile, Ungleichheiten und Konflikte in der städtischen Lebensumwelt. Gerade in Wien zeigt das Beispiel der unzureichenden Ausstattung an Stadtgrün, dass die Wünsche und Sehnsucht nach solchen Orten, welche durch gesellschaftliche Tendenzen noch verstärkt werden, oft zu kurz kommen. Sie werden zu den Kompromissen, die mit dem urbanen Lebensstil einhergehen. Allerdings fordert die Verdrängung der Natur aus dem Wiener Umfeld wie auch aus dem Stadtkern nach und nach ihren Tribut. Geht es nämlich um den Ausgleich in einem durchmischten Stadtgewebe, dann sind Lücken und aufgelockerte Bereiche genauso erforderlich wie hoch verdichtete Stellen. 16 Dies stellt den Gründerzeit-dominierten Stadtkern abseits des sich verändernden Klimas aufgrund der fortschreitenden Verdichtung zunehmend vor die Herausforderung, Räume der Erholung und Regeneration bereitzustellen, die einerseits leicht zugänglich sind und andererseits eine Nutzbarkeit im Alltag bieten können.

15 vgl. Oswald, Franz (2003): Die Stadt im Schmelztiegel, in: Franz Oswald & Nicola Schüller (Hrsg.), Neue Urbanität – das Verschmelzen von Stadt & Landschaft, 2. Auflage, Zürich: gta, S. 36, 48-49.

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16 vgl. Lefebvre, Henri (1972): S. 31f.


51

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Stadtinfrastrukturen im wilden Brachland

Land in der Stadt


52 Gemengelage: Land & Stadt im Großraum Wien


5 km


53 Over London–by Rail illustriert die Missstände der Industrialisierung in London

54 Plan der neuen Schutzgebiete des Wald- & Wiesengürtels, 1905

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Wälder & Wiesen Wiener Grünräume damals Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Lebensbedingungen in den großen europäischen Städten wie Berlin, London, Paris und Wien immer schlechter. Die Beschleunigung der Zeit und die Verdichtung von Raum stellten die ›dampfgetriebene‹ Gesellschaft in den stark wachsenden Städten vor zunehmend prekär werdende Zustände. Zu enger Wohnraum, unzureichende Hygiene, verschmutzte Luft und mangelhafte Wasserversorgung prägten das Bild dieser Zeit. In Wien waren die neun Wiener Bezirke bereits dicht verbaut und als das obsolet gewordene Glacis – der bis zu 400m breite Grünstreifen vor der Stadtmauer des ersten Bezirks – in den 1860er-Jahren einem Verbau freigegeben wurde, fiel ein wichtiger Freiraum der Wiener*innen der Stadtentwicklung zum Opfer. Nur etwa ein Zehntel der Fläche ist in Form repräsentativer Parkanlagen, welche nahezu alle dem Adel vorbehalten waren, übrig geblieben, während der größte Teil zur imperialen Kulisse der Wiener Ringstraße mutierte. Diese Maßnahme verschärfte die ohnehin schon geringe Aufenthaltsqualität innerhalb des Linienwalls (heutigen Gürtels) zusätzlich. Obwohl es bereits Bemühungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen gab, waren diese im Vergleich zum Wachstum der Stadt vielmehr ein Tropfen auf dem heißen Stein. 17 Allerdings kamen parallel Konzepte auf, um den prekären Verhältnissen der Industriegesellschaft entgegenzuwirken. Dies rückte nach massiver Kritik, wonach das Wohl der Stadtbewohner*innen europäischer Städte in keiner Weise berücksichtig würde, den Fokus auf eine Grünflächenversorgung sowie auf Erholung und Gesundheit. Dabei entstanden Entwürfe, die vorsahen, ein zusammenhängendes Netz an Grünräumen in die städtische Struktur einzubinden und diese gleichmäßig zwischen dichten Stadtteilen zu verteilen. Nachdem in Wien um die Jahrhundertwende herum erneut Erholungsgebiete verloren gingen und eine erneute Kritik an unzureichender Grünflächenpolitik größer wurde, konnte schließlich das Konzept des ›Wald- und Wiesengürtels‹ überzeugen. Dieser wurde 1905 umgesetzt, er sollte den langfristigen Erhalt dieser grünen Randzone gewährleisten und zur Erholung sowie Stadtdurchlüftung dienen. 18 Den landwirtschaftlichen Flächen wurde allerdings kaum Aufmerksamkeit geschenkt und diese eher als ästhetisches Element gesehen. 19

17 vgl. Machat, Renate (2005): Ein Grüngürtel um Wien, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 474-475.

Grünstreifen rund um Wien ein, um den Bedarf nach Erholung und Gesundheit zu decken. Dieses wird die Grundlage für die spätere Umsetzung des Wald- & Wiesengürtels: vgl. ebd., S. 475-478. 19 Vgl. Lohrberg, Frank (2001): S. 13-14.

18 Der Architekt Eugen Fassbender forderte in seinem Konzept einen

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Land in der Stadt


Fruchtbare Böden Landwirtschaft in der Stadt

55 Gewächshäuser in Simmering

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56 Stadtnahe Landwirtschaft in Simmering

Die Kultivierung der fruchtbaren Böden rund um Wien wurde aufgrund des ausgewogenen und günstigen Klimas im Marchfeld (Nord-Osten) sowie im Wiener Becken (Süden) bereits von den Römern betrieben und dabei verschiedene Getreidesorten, aber auch Gemüse angebaut. 20 Als der Bedarf an Nahrungsmitteln stieg und die Produktion innerhalb der wachsenden mittelalterlichen Stadt unmöglich geworden war, verlagerte sich die Landwirtschaft in das Umland und wurde zur Lieferantin von Obst und Gemüse. Andere Nahrungsmittel wie Fleisch und Fisch wurden zum größten Teil importiert. 21 Vor allem Wein, welcher aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen im Stadtumland äußerst ertragreich war, wurde zu einem Exportschlager und brachte Wohlstand in die ganze Region. Weingärten entstanden von den Wienerwaldhängen bis direkt vor die Ringmauer. Obwohl diese durch das Stadtwachstum nach und nach an die Ränder gedrängt wurden, entwickelte sich der Weinbau bis heute dennoch zu einem bedeutenden Zweig der Wiener Landwirtschaft. 22

20 vgl. Meindl, Peter (2005): Bauern um Wien, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 208. 21 vgl. Peterson, Barbara (2005): Mangel & Überfluss – die Lebensmittelversorgung der Stadt, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 207-214.

111

22 vgl. Arnold, Friedrich (2005): Stadt des Weins – Weinbau in Wien seit dem Mittelalter, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 222-223.

Land in der Stadt


57 Weingärten am Nußberg mit Ausblick über Wien

Die Entwicklung der Agrarkultur um und in Wien verdeutlicht die innige Verflechtung der Stadt mit dem produktiven Land. Trotz des Rückgangs an Flächen durch die sich ausbreitende Stadt ist der regionale Anbau von Lebensmitteln nach wie vor äußerst präsent. Gegenwärtig werden 14 % des Stadtgebiets (rund 5.700 ha) landwirtschaftlich genutzt und können etwa ein Drittel des Gemüsebedarfs der Wiener*innen decken. Dabei fallen 4.400 ha auf Ackerland für Getreide, Zuckerrüben und Feldgemüse und 400 ha auf den Gartenbau. Darüber hinaus gilt Wien mit rund 650 ha Anbaufläche und einem Absatz von mehr als 22.000 Hektolitern als einzige Metropolregion mit einem nennenswerten Weinbau und dieser ist zugleich identitätsbildend. 23

23 vgl. Landwirtschaftskammer Wien (2017): Wiener Landwirtschaftsbericht 2017, [online] https://wien.lko.at/wiener-land wirtschaftsberichte+2500++2090042+5804 [11.11.2021], S. 8-9, 14-21.

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Stadtgrün Agrarflächen Wald- und Auengebiete

Bodenversiegelung <25% Bodenversiegelung >85%

Nächtliche Kaltluftströme Überhitzte Stadtteile

58 Von Oben nach unten: Verteilung der Naturräume, Landwirtschaft & künstlich angelegten Grünräume; Flächenversiegelung; Hitzeinseln & nächtliche Kaltluftströme

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5 km

Land in der Stadt


Die Gartenstadt Ein Exkurs Das unaufhörliche Wachstum und die daraus entstandenen Missstände in den Städten waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Anlass für eine intensivere Auseinandersetzung zwischen Stadt und Natur. Freiraumkonzepte (Parkanlagen, Grüngürtel und Straßenbegrünungen) entstanden, welche die schlechten Verhältnisse verbessern sollten. Auch radikale Ansätze zur kompletten Umstrukturierung von Städten kamen auf. Besonders Konzepte zur Dezentralisierung der Städte rückten immer mehr in den Fokus des Städtebaus, der etwa die Idee der Satellitenstädte verfolgte. Diese sollten eine maßlose Agglomeration der Stadt verhindern, indem mehrere kleine Stadtkerne klar begrenzt und durch weitläufige Freiflächen getrennt, aber durch ein Infrastrukturnetz miteinander verbunden wären. Die Grünzonen sollten nun nicht nur dem Zweck der Erholung bzw. Gesundheit dienen, sondern auch der Landwirtschaft und somit eine unabhängige Versorgung dieser Städte gewährleisten. 24 Das Modell der Gartenstadt von Ebenezer Howard war bereits 1898 ein Vorläufer späterer Konzepte und demonstriert sehr präzise, wie diese Stadt funktionieren sollte. Im Vordergrund stand die Schaffung eines strengen geometrischen Schemas, das als Gemeingut in unterschiedliche Zonen mit unterschiedlichen Funktionen unterteilt ist. Die konzentrische Organisation umfasst einen zentralen Park, der den Großteil öffentlicher Einrichtungen inkludiert und sich durch ringförmig angeordnete Wohngebiete, Straßenzüge und Grünzonen aufbaut. Am äußeren Rand liegen Gewerbe- und Industriegebiete. Darüber hinaus befindet sich ein weitestgehend, unbebautes und rein zu landwirtschaftlichen Zwecken genutztes Gebiet zwischen den Städten selbst. 25 Dies soll sowohl die Versorgung der Bewohner*innen sicherstellen als auch die Abläufe in der lokalen Produktion sowie im Warenverkehr vereinfachen und verkürzen. 26 Als Teil der städtischen Kultur und zur Verbesserung der Lebensqualität gedacht, eröffnet die funktionale sowie räumliche Aufhebung des Gegensatzes von Stadt und Land(-wirtschaft) neue Herangehensweisen im Städtebau. In den 20er-Jahren des neuen Jahrhunderts begann sich eine deutliche Tendenz nutzbarer Freiräume zu entwickeln. Die Forderung zur Abkehr von repräsentativer Grünraumplanung wurde immer lauter. Vielmehr sollten die

24 vgl. Lohrberg, Frank (2001): S. 17-19. 25 Ebenezer Howard entwickelte 1898 den Entwurf der Gartenstadt, welche die besonders prekären Verhältnisse englischer Städte entgegenwirken soll und den folgenden Konzepten als Vorbild dient: vgl. ebd., S. 19-23.

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26 vgl. Ebenezer, Howard (2015): Der Stadt-Land-Magnet, in: Julius Posener (Hrsg.), Gartenstädte von Morgen, Band 21, Berlin, Boston: De Gruyter, S. 64ff.


59 Konzept der Gartenstadt

115

Land in der Stadt


Freiräume den sozialen Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen. Ebenso Ziel der Bewegung war die Etablierung von produktiven Gärten und einer Landwirtschaft innerhalb der Stadt. 27 Wesentlich radikaler war der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright mit dem Konzept der ›Broadacre City‹. Das 1929 entwickelte Modell brach die Grenzen von Stadt zu Land komplett auf und ließ beide ineinander auflösen. Ähnlich wie bei der Gartenstadt spielt die Vernetzung städtischer Strukturen und landwirtschaftlicher Flächen die ausschlaggebende Rolle, wobei diese Elemente der Broadacre City gleichmäßig über eine grenzenlose Landschaft verteilt wären. Jedem/Jeder Bewohner*in würde einen ›Acre‹ (etwa 4.000 m2) Land zur Verfügung gestellt und dieses an ein Infrastrukturnetz angeschlossen werden, das ebenso mit dem Aufkommen des Individualverkehrs sympathisierte. Die Auflösung und Dezentralisierung der traditionellen Stadt verkörpert nicht nur ideologische Werte, sondern waren ebenso Ausdruck einer umfassenden Gesellschaftskritik aufgrund sozialer Ungleichheiten, die besonders in amerikanischen Städten während der Wirtschaftskrise präsent waren. 28 Auch wenn das Konzept ein klarer Gegenentwurf der von Le Corbusier wenige Jahre zuvor entwickelten Stadt-Vision ›Ville Contemporaine‹ zu sein scheint, werden doch deutliche Analogien beider Ansätze sichtbar. Zum einen ist die räumliche Trennung der Funktionen gleich, sie werden gestapelt oder eben weitläufig in der Landschaft verteilt. Zum anderen wird die Eigenversorgung der Stadt, wenn auch mit Unterschieden in den Vordergrund gestellt. 29 Wenngleich die Idee der Funktionstrennung heute längst als überholt gilt, verstehen diese Konzepte die urbane Landwirtschaft und den Naturraum als essenziellen Bestandteil der Stadtentwicklung, woran sich der zeitgenössische Städtebau heute noch orientiert.

27 Die Forderung zur landwirtschaftlichen Nutzung der Freiflächen innerhalb der Stadt prägte besonders Leberecht Migge in seinem ›Grünen Manifest‹: vgl. Lohrberg, Frank (2001): S. 25-28.

28 vgl. Waldheim, Charles (2010): Notes Toward a History of Agrarian Urbanism, in: Mason White (Hrsg.), [on Farming], Barcelona: Actar, S. 18-24. 29 vgl. Lohrberg, Frank (2001): S. 35-36.

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Land für alle Von der Not zur Tugend Obwohl Konzepte wie das der Gartenstadt in Wien nicht realisiert worden waren, beeinflussten diese die Entwicklung neuer Wohn- und Siedlungsformen doch erheblich. Besonders in Krisenzeiten, etwa in den beiden Weltkriegen, aber auch im Roten Wien der Zwischenkriegszeit gewann die Idee der Selbstversorgung innerhalb der Stadt zunehmend an Bedeutung. Die aus der illegalen Landaneignung zum Anbau von Obst, Gemüse und Blumen hervorgehende Siedlerbewegung hat ihren Ursprung Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Der Forderung nach einer Reform aufgrund der prekären Lebensverhältnisse deutscher Städte folgte die Ansicht, dass Siedlungen und Kleingärten zur Verbesserung der Situation beitragen würden. Schlussendlich verhalf die Verpachtung kleiner Gärten und Parzellen, die zum Anbau eigener Lebensmittel gedacht waren, der Idee der innerstädtischen Selbstversorgung zum Erfolg. 30 In Wien wurde das Potenzial der Kleingärten, auch Schrebergärten genannt, mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erkannt und gefördert. Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit waren zunehmend Kleingartensiedlungen, aber auch zur Not bewirtschaftete Flächen entstanden, auf denen das sogenannte ›Kriegsgemüse‹ angebaut wurde und die Versorgung der Wiener*innen sicherstellte. Nach dem Krieg begannen einige Gärtner*innen ihre Parzellen auszubauen und auf diesen Hütten zu errichten. Darunter waren ebenso jene ›wilden Siedler‹, die weiterhin die nur als vorübergehend gedachten Flächen bewirtschafteten. 31 Durch den immer größer werdenden Wunsch nach Eigenversorgung, Naturnähe und weniger Großstadtlärm entstand eine Vielzahl an Siedlungsgenossenschaften. Die Reorganisation kam mit der Gründung des Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen 1921 und brachte die Gemeinde aufs Tapet. Wien organisierte fortan die Errichtung neuer Siedlungen. Doch nur wenige Jahre später und entgegen den Bemühungen renommierter Architekt*innen, darunter Margarete Schütte-Lihotzky und Adolf Loos, fiel die Unterstützung der Stadt durch die wirtschaftliche Lage geringer aus als erhofft. Die Eigenversorgung war in den Hintergrund geraten und der Bau großformatiger und quantitativer Wohnanlagen nahm Fahrt auf. Allerdings

30 vgl. Krasny, Elke (2012): Hands-on Urbanism 1850-2012 – Vom Recht auf Grün, Wien: Turia+Kant, S. 8-17.

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31 vgl. Machat, Renate (2005): Land in der Stadt – Kleingärten & Siedlungen in Wien, in: Karl Brunner & Petra Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt – Geschichte des Natur- & Lebensraumes Wien, Band 1, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S. 488-499.

Land in der Stadt


60 Heuernte am Heldenplatz

61 Schrebergärten zwischen Wiener Gemeindebauten in Favoriten

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flammte die Selbstversorgung während der Weltwirtschaftskrise wieder auf. So entstanden die ›Notstandsgärten‹, welche unentgeltlich an Arbeitslose vergeben wurden und zum Anbau eigener Nahrungsmittel dienten. Die Idee der Selbstversorgung kam der Ideologie des Faschismus entgegen und wurde Teil der Propaganda. Den Stadtbewohner*innen wurden Flächen als Ernteland zugewiesen, um die Versorgung auch während des Zweiten Weltkriegs zu gewährleisten. In den Nachkriegsjahren mussten manche und teils illegale Siedlungen stadtplanerischen Vorhaben weichen oder wurden legalisiert. Viele Kleingartenparzellen wurden immer mehr bewohnt, dem auch eine Regulierung folgte. Ab 1992 wurde das ganzjährige Bewohnen der Kleingärten durch die Stadtpolitik ermöglicht, wodurch einige Anlagen durch Zu-, Um- und Neubauten zu begehrten Wohnsiedlungen wurden. 32 Der ungebrochene Wunsch nach eigenem Grün innerhalb der Stadt besteht bis heute. So erleben die Kleingärten, welche heute teils inmitten dicht bebauter Stadtteile liegen und überaus begehrte Lebensräume sind, wie auch die ›Nachbarschaftsgärten‹ durch gesellschaftliche Neuorientierungen einen massiven Aufschwung und verdeutlichen die Signifikanz dieser Orte innerhalb Wiens.

62 Kleingartenverein auf der Schmelz in Rudolfsheim-Fünfhaus

32 vgl. Machat, Renate (2005): S. 492-499.

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Land in der Stadt


Grüne Refugien Wiener Grünräume heute

Die besondere Lage Wiens entfaltet im Umland überaus diverse Landschaften und Naturräume. So wird der Westen durch die hügeligen Alpenausläufer von Waldgebieten dominiert, während die tektonische Tiefebene im Osten und Süden äußerst fruchtbare Böden aufweist. Obwohl Wien gegenwärtig knapp die Hälfte seines Stadtgebietes (208 km2) zu Grünräumen zählt, wird bei genauerer Betrachtung eine auffallend ungleichmäßige Verteilung dieser deutlich. Nicht nur, dass Gewässer, Kleingärten, Friedhöfe, Sportanlagen und die gesamte Landwirtschaft inkludiert werden, sondern es wird auch ein Gefälle von innen nach außen, besonders zwischen Kernstadt und Randbereich deutlich. 33 So setzen sich die Grünraume Wiens aus kompakten Grünanlagen sowie Freiräumen innerhalb der Bestandsstadt und weitläufigen Naturräumen am Stadtrand zusammen. Dies spiegelt sich ebenso in den Flächenverhältnissen der inneren und äußeren Bezirke wider. 34 Auch wenn Wien im Vergleich zu anderen Städten Europas und weltweit immer wieder als eine der grünsten und lebenswertesten Städte illustriert wird, 35 wird gerade in den inneren Bezirken ein Mangel an Frei- und Grünräumen deutlich. Besonders der vom gründerzeitlichen Mosaik dominierte Wiener Westen offenbart eine Absenz ausreichender Freiräume. Begründet in der städtebaulichen Historie und den sich nun wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnissen kommt dieses Defizit in der erneut wachsenden Donaumetropole stärker zum Vorschein. Verschärft wird die Situation zusätzlich aufgrund klimatischer Veränderungen, wodurch der Stadtkern sich in Hitzeperioden besonders aufheizt. 36 Indessen bringen gerade die großräumigen Refugien um Wien Frischluft und sind die natürliche Klimaanlage der Stadt. Der Naturlandschaften des Wienerwalds und der Lobau (Teil des Nationalparks Donau-Auen) bilden die Lunge Wiens und sind zudem jene grünen Refugien, die eine ausgeprägte Biodiversität hervorbringen. Während innerhalb der Stadt kleinteilige, meist historische Parkanlagen und Freiflächen dominieren, entfalten etwa das Naherholungsgebiet Wienerberg, der Prater und die Donauinsel, wenn auch künstlich angelegt, Oasen zwischen dichten Stadtteilen.

33 vgl. MA 18 der Stadt Wien (2015): Materialien der Stadtentwicklung, [online] https://www.wien.gv.at/ stadtentwicklung/studien/b008468.html [11.11.2021], S. 30. 34 vgl. Stadt Wien (2020): Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2020, Wien: Magistrat der Stadt Wien für Wirtschaft, Arbeit & Statistik, S. 280ff.

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35 vgl. ORF (2020): Wien ist »grünste Stadt der Welt«, 06.05.2020, [online] https://wien.orf.at/stories/3047325/ [11.11.2021]. 36 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Hitzekarte, [online] https://www. wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.html [11.11.2021].


63 Natur am Wienerberg

121

Land in der Stadt


Wienerwald

Kleingärten & Friedhöfe Stadtgrün Stadtgrün mit Öffnungszeiten Weingärten Wienerwald 64 Westbahn-Areal im Kontext: Natur- & Grünräume der Umgebung

Lainzer Tiergarten


Augarten

Volksgarten

Stadtpark

Belvedere

Schlosspark Schönbrunn

Wienerberg

1 km


Fotoessay

Die Achse der Westbahn bildet einen sechs Kilometer langen Korridor und schafft eine Raumsequenz an unterschiedlichen Atmosphären und Szenerien. Die zusammenhängende Tektonik und Schneise inmitten dichter Stadt erstreckt sich als Teil des Wientals parallel zum Wienfluss und stellt dabei eine Verknüpfung des Wienerwalds am Stadtrand mit dem Stadtkern her. Dabei werden die Gleise von unterschiedlichen Oberflächen, Elementen, Bauwerken und umgebenden Strukturen begleitet, während sich ein Teppich an Vegetation zwischen diese Elementarteile legt. Mit Ausblicken, Perspektiven und Rhythmen erzeugt diese stadträumliche Kulisse einmalige Blickbeziehungen in die Wiener Stadtlandschaft und darüber hinaus. Dabei kommen nicht nur räumliche Qualitäten zum Vorschein, sondern lässt diese Raumabfolge als Frischluftgarant dessen Relevanz für das Wiener Stadtklima deutlich werden.

124


























65 – 93 Fotoessay Dokumentation des Westbahn-Areals


Das Szenario

Neue Kontraste werden geschaffen. Dichte Stadt wird mit produktivem Land konfrontiert und erzeugt mit bis in den Stadtkern vordringenden Landschaften neue Spannungen – das Nützliche mit dem Poetischen und die Wirklichkeit mit dem Begrifflichen aufeinandertreffen zu lassen und dabei diese Landschaft als Abenteuer, Erlebnis oder Wagnis zu begreifen. Die Antithese wagt den Versuch einer dramaturgischen Transformation dieses linearen Territoriums: Produktives Land findet unmittelbar neben dichtem Wohnraum Platz. Die Provokation als neues Narrativ dieses Territoriums manifestiert die Diskrepanz beider Maximen und geht als performative Raumszene in ein stadtlandschaftliches Szenario über. Ein urbanes Interieur an Architekturen wird strategisch platziert und bringt neue Nutzungspotenziale an diesen Ort. Diese Plattformen formeller, aber auch informeller Programme konzentrieren sich an bestimmten Stellen und werden zu den Ikonen der Landschaft erkoren.

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94 Collage: urbanes Landschaftsszenario


95 Rodung des Amazonas 1984 & 2020, Wien im Größenvergleich

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Manifest Der Mensch im Landrausch

Nutzung, Form und Gestalt hat ein Muster an Kulturlandschaften entstehen lassen, welche unseren Ressourcenbedarf illustrieren.

Während wir Menschen immer mehr Raum in Anspruch nehmen, gewinnen die Reglementierung, die Verwaltung und die Kontrolle über das Land als Grundlage des metropolitanen Daseins zunehmend an Bedeutung. Die Entwicklung von Agrarkultur und die Ausbreitung der Städte haben die Landschaften sukzessive verändert und resultieren heute in einem bislang unvorstellbaren Ausmaß an Veränderungen in deren Nutzung, Form und Gestalt. Ursprüngliche und unberührte Naturlandschaften sind de facto nicht mehr existent. Bereits die Fragmentierung von Regionen in unterschiedliche Zonen und Widmungen durch eine Linie auf einer Karte entpuppt sich als kultureller Akt. Darüber hinaus dominieren vielerorts die permanenten Eingriffe längst das Landschaftsbild. So sind über die Zeit Muster von Kulturlandschaften entstanden, welche einerseits ganze Territorien prägen und andererseits die leichtfertige Ressourcenausbeutung unserer Gesellschaft deutlich zum Ausdruck bringen. Die Ökonomisierung von Land ist dabei nicht nur Zeugin unserer opulenten Inanspruchnahme von Raum, sondern hat das ohnehin schon ungleiche Kräfteverhältnis von Stadt zu Land noch verstärkt und demonstriert letztendlich die profunde Abhängigkeit beider. So stehen urbane Ballungsräume aufgrund ihres Nahrungsmittel- und Ressourcenbedarfs als Ausbeuter der ruralen Peripherie gegenüber. Das Land versorgt die Menschheit und wurde neben der Stadt als Lebensraum zur existenziellen Lebensgrundlage der ›modernen‹ Lebensweise.

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Das Szenario


96 Gegenüberstellung unterschiedlicher Kulturlandschaften in verschiedenen Regionen

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500 m

155

Das Szenario


Doch Klimawandel, Globalisierung, maßloser Ressourcenverbrauch und nicht enden wollende Gier bringen unsere irdische Welt an ihre Grenzen und fordern zunehmend alternative und integrative Lösungen ein. Denn viele Städte wachsen, was nicht nur eine Ausbreitung in die Fläche, sondern vor allem die Zunahme an baulicher Dichte zur Folge hat. So ist auch in Wien eine Verdichtung der Stadt zu beobachten und bringt den Verbrauch von Flächen auf ein derzeitiges Rekordniveau. Ehemalige Industrie- und Infrastrukturbrachen inmitten der Stadt erleben gerade eine Wiederentdeckung als Flächenreserve, dies hat exzessive Bautätigkeiten nach sich gezogen. Doch während die urbanen Zentren immer öfter mit einer immensen Hitzeentwicklung zu kämpfen haben, werden die wichtigen und notwendigen Freiräume oftmals hintangestellt. Neben den Stadträumen, welche die Orte des urbanen Lebens manifestieren, zählen gerade die unbebauten Leerstellen zu den wertvollen Habitaten inmitten des Großstadtdschungels. Die neoliberale Flächenpolitik stößt angesichts stadtklimatischer Faktoren, soziokultureller Interessen und ökologischer Gesichtspunkte immer öfter auf Widerstand und bringt neue Dogmen, wie Stadt in Zukunft funktionieren und nutzbar sein soll, aufs Tapet. Das Erfordernis alternativer und integrativer Nutzungen urbaner Raumreserven ist für die Zukunft der Städte unumgänglich und fordert das Ablegen nicht mehr zeitgemäßer Stadtmodelle und das Initiieren neuer Entwicklungsstrategien ein. Die Urbanisierung von Raum bedeutet per se nicht das Bebauen und Versiegeln vorhandener Flächen. Vielmehr sollte der Begriff neu gedacht und in Relation zu höchst aktuellen Problemstellungen urbaner Siedlungsräume gebracht werden. Ferner sollten Stadt und Land nicht als separat agierende Raumgefüge, sondern als ein ineinander verwobenes Gemenge betrachtet werden, wodurch sich alternative Stadtszenarios offenbaren. Architektur wird zum Werkzeug, eine neue Art urbanes Interieur zu schaffen, das einschließt statt ausschließt: eine Landschaft, welche die Binarität von urban und rural zusammenbringt.

156


97 »Earthrise« – aufgenommen 1968 von Apollo 8 steht das Foto bis heute als Symbol für die Zerbrechlichkeit der Erde

Das Erfordernis alternativer und integrativer Nutzungen urbaner Raumreserven ist für die Zukunft der Städte unumgänglich und fordert das Ablegen nicht mehr zeitgemäße Stadtmodelle und das Initiieren neuer Entwicklungsstrategien ein.

157

Das Szenario


98 Übersicht des Szenarios


500 m


Konzept Eine Antithese

Die Entdeckung unendlich vieler Möglichkeiten lädt dazu, neue Landschaften inmitten der Stadt entstehen zu lassen. Welche, die sich mit vorhandenen, aber auch neuen Elementen vermengen, die von Natur und strikter Ordnung beherrscht werden und Spannungen zu ihrer Umgebung aufbauen; Landschaften, die zwischen natürlicher Willkürlichkeit und klar definierter Organisation geprägt werden; jene, die durch die Interaktion der Nutzer*innen sich stetig verändern und dadurch eine neue Stadtlandschaft definieren. Die Transformation dieser Infrastrukturbrache wagt den Versuch, ein freiräumliches Szenario zu konzipieren und dabei einen Ort innerhalb des Wiener Stadtgefüges mit neuen Programmmöglichkeiten zu erschließen. Die Antithese stellt sich kritisch den neoliberalen Stadtentwicklungsstrategien entgegen und manifestiert durch eine agrarwirtschaftliche Nutzung dieses Raums ein alternatives Szenario dieser Raumreserve. Die Definierung des insgesamt 6 km langen Korridors durch urbane Landwirtschaft stellt sich darüber hinaus als Offenbarung des Bedarfs und der endlosen Nutzung von natürlichen Ressourcen heraus. Die Strategie zielt darauf ab, diese Landschaft als Abenteuer, Erlebnis, oder Wagnis zu sehen, das Nützliche mit dem Poetischen und die Wirklichkeit mit dem Begrifflichen aufeinandertreffen zu lassen und dabei zur Erfahrbarkeit durch Betreten dieses Kontrastraumes einzuladen.

160


99 Drei neue Musterlandschaften

161

Das Szenario


100 Lineare Typologie

Die Raumeinheiten werden als unterschiedliche Kulturlandschaften interpretiert – ein Pappelwald in Hütteldorf; ein Obstgarten in Penzing; Äcker am Westbahnhof – welche aufgrund der räumlichen und atmosphärischen Qualitäten neue Identitäten erzeugen. Der Kontrast zur umgebenden Stadt lässt diese zur Peripherie der Landschaft werden. Das Kräfteverhältnis kehrt sich um – die Landschaft wird durch ihre Nutzung zur Produktion von Ressourcen zu einem elementaren Bestandteil der Stadt und ihrer Bewohner*innen. Ergänzend dazu bringt das urbane Interieur an architektonischen Elementen (bestehend aus einer Promenade, drei Brücken und neun Türmen) neue Funktionen und Nutzungspotenziale an diesen Ort. Die knapp 60 Hektar Land, welche derzeitig von der Gleisanlage der Westbahn in Anspruch genommen werden, werden bis auf die für die Regionalbahnverbindung notwendigen Gleispaare rückgebaut und legen den Großteil der Fläche für andere Nutzungsstrategien frei. Die Verlegung der Abstellmöglichkeiten von Güterwagen und Bahngarnituren zu bereits bestehenden Anlagen im Süden und Nordosten der Stadt liegt dabei auf der Hand. Den drei zusammenhängenden Raumeinheiten werden neue Identitäten verliehen. Diese werden zusammen mit den strategisch platzierte Architekturen – dem urbanen Interieur – zu den charakterbildenden Elementen der umgebenden Stadtteile.

162


101 Konzept »Land schafft Stadt«

163

Das Szenario


Das Szenario Bühne einer Transformation

Dem Szenario der urbanen Landwirtschaft geht eine Choreografie in Abschnitten, also in mehreren Phasen voraus. Denn die Transformation eines solchen Raumes benötigt nicht nur viel Zeit, sondern wird durch die langjährige Nutzung der Bahn und den damit einhergehenden Schadstoffen im Boden essenziell, um eine alternative Nutzung der Fläche zu ermöglichen. Dieser wichtige Prozess wird in Szene gesetzt, wodurch das Konzept für das zukünftige Nutzungsszenario greifbar wird. Die daraus entstehende Dramaturgie der künstlichen Produktion von Natur bildet eine abstrakte und zugleich kommunikative Notation für die räumliche Konfiguration dieses Kontinuums. Diese Landschaftskonfiguration wird dabei zur Bühne und dem Bühnenbild der Handlungen, während die Nutzer*innen zu den Protagonist*innen werden. Die einzelnen Operationen werden in vier Akte unterteilt. Diese Akte verstehen sich als ineinandergreifende Handlungen und Interventionen von unterschiedlicher Dauer. Sie beschreiben jeweils die taktischen Maßnahmen und umfassen insgesamt das Narrativ des Wandels.

164


102 Das landschaftliche Szenario

165

500 m

Das Szenario


Akt I – Enthüllung der Territorien Die Bahnanlage wird zum größten Teil aufgelöst, die Gleise entfernt und die Territorien freigelegt. Die Landschaft öffnet sich dem Publikum und ermöglicht das Beobachten und Entdecken der Transformation. Zu Fuß, per Fahrrad oder mit der bestehenbleibenden Bahn bieten sich nun Einblicke in die sich verändernde Landschaft und deren räumliche Dimensionen in unterschiedlichen Fortbewegungsgeschwindigkeiten. Die rund 100 km Schienen werden einerseits vereinzelt in die Architektur integriert und andererseits für neue Bahntrassen wiederverwendet.

103 Transformationsprozess: Akt I & II

166


Akt II – Eroberung der Brache Die Möglichkeit einer alternativen Nutzung dieses Raumkontinuums setzt die Reinigung des Bodens voraus. Die sogenannte Phytosanierung beschreibt die Fähigkeit von Pflanzen und Bäumen, Bodenkontaminationen zu extrahieren und zu binden. Dies geschieht mit Pappeln in Hütteldorf, Weiden in Penzing und Birken am Westbahnhof. Mit dem sukzessiven Rückbau der Gleise entstehen so entlang der Führungen und im engen Verband lineare Baumreihen. Diese intensive Bepflanzung bildet eine kontextuelle Brücke zur linearen Typologie der Bahn und lässt zugleich eine raumdefinierende Gestaltung entstehen.

167

Das Szenario


Akt III – Szenen des Wandels Die Bodensanierung erfolgt über einen Zeitraum von etwa sieben bis zehn Jahren und prägt fortan die Räume. Durch die sich parallel etablierenden architektonischen Elemente wird ein Interieur geschaffen, welches den ehemaligen Bahnkorridor erschließt und programmiert. So entsteht neben der horizontalen Ebene, die sich durch den landschaftlichen Wandlungsprozess definiert, eine vertikale Ebene, welche unterschiedliche Funktionen bietet. Diese Strukturen schaffen unterschiedliche und flexible Nutzungsmöglichkeiten für diesen Ort. Die Bäume werden anschließend im Stadtgebiet verpflanzt oder Verarbeitet.

104 Transformationsprozess: Akt III & IV

168


Akt IV – Performative Räume Die agrarkulturelle Nutzung wird folglich zum identitätsbildenden Charakter und stellt den Produktionsort Stadt in den Mittelpunkt dieser Stadt Land Szenerie, welcher erfahrbar und wahrnehmbar ist. Mit der Verarbeitung und Nutzung der Lebensmittel und Rohstoffe durch die Stadtbewohner*innen wird diese Landschaft inmitten der Stadt zu einem Abenteuer, einem Erlebnis und damit Teil der städtischen Identität. Die Auseinandersetzung mit und Teilhabe an den produzierten Ressourcen schafft ein Bewusstsein für den Wert solcher Räume und wird zu einem beispiellosen Beitrag in der Wiener Stadtlandschaft.

169

Das Szenario


105 Promenade & Turm in der Landschaft

170


171

Das Szenario


Hütteldorf Ein Pappelwald

Die in Hütteldorf gepflanzten Pappeln bleiben nach der Bodensanierung als produktive Komponente bestehen und werden für die Papierproduktion genutzt. Denn Papier ist selbst im digitalen Zeitalter weiterhin ein omnipräsenter Werkstoff. Die Pappel eignet sich aufgrund ihres raschen Wachstums und ihrer leichten Verarbeitbarkeit hierfür besonders gut. Durch die Kultivierung im Zyklus von etwa zehn Jahren entstehen so Abschnitte unterschiedlicher Bewuchshöhen, welche sich immer wieder verändern und so eine sich stetig wandelnde Silhouette des Pappelwaldes erzeugen.

172


106 Ein Pappelwald in Hütteldorf

173

Das Szenario


Zitterpappel (Populus tremula)

Zitterpappel (Populus tremula)

107 Hütteldorf – Transformation

174


Akt I Enthüllung der Territorien

Akt II Eroberung der Brache

Akt III Szenen des Wandels

Akt IV Performative Räume

200 m

175

Das Szenario


Penzing Ein Obstgarten

In Penzing entsteht nach dem Transformationsprozess womöglich einer der größten innerstädtischen Obstgärten. Äpfel, Birnen, Kirschen, Marillen, Zwetschgen und viele weitere Obstsorten schaffen eine besondere Szenerie und Atmosphäre. Diese werden beim Durchqueren zu Fuß, mit dem Rad oder der Bahn zum Erlebnis und eine einmalige Erfahrung inmitten der Stadt. Der Obstgarten definiert den räumlichen Mittelpunkt der Westbahn-Trasse innerhalb Wiens und wird zum Ort, der in dem Widerspruch von Produktion und Idylle in eine Balance mündet.

176


108 Ein Obstgarten in Penzing

177

Das Szenario


Silberweide (Salix alba)

Apfelbaum (Malus domestica)

109 Penzing – Transformation

178


Akt I Enthüllung der Territorien

Akt II Eroberung der Brache

Akt III Szenen des Wandels

Akt IV Performative Räume

200 m

179

Das Szenario


Westbahnhof Ein Feldmosaik

Am Westbahnhof breiten sich weite Felder an Kulturpflanzen aus. Wie eine Art Teppich im Wohnzimmer bettet sich ein sich saisonal veränderndes Mosaik an unterschiedlichen Getreidesorten, Blumen, Öl- und Feldfrüchten in die hochdichte Umgebung ein. So wird das Verhältnis zwischen bewirtschafteten Flächen und Nahrungsmittelbedarf zu einer wahrnehmbaren wie greifbaren Erfahrung. Eine weite Bandbreite von Rohstoffen kann hier Jahr für Jahr produziert, direkt in der Stadt angeboten und verbraucht werden.

180


110 Ein Feldmosaik am Westbahnhof

181

Das Szenario


Hängebirke (Betula pendula)

Weizen (Triticum aestivum)

111 Westbahnhof – Transformation

182


Akt I Enthüllung der Territorien

Akt II Eroberung der Brache

Akt III Szenen des Wandels

Akt IV Performative Räume

200 m

183

Das Szenario


Hütteldorf

Penzing

Westbahnhof

112 Szenario Lagepläne

184


100 m

185

Das Szenario


Das urbane Interieur

Während sich die Ebene über die Zeit transformiert und eine neue Landschaft entstehen lässt, wird ein Programm aus architektonischen Elementen strategisch über das Territorium platziert – Diese sollen vermitteln, bilden, transportieren und verknüpfen. Das ›urbane Interieur‹ bringt neben den landschaftlichen und produktiven Eigenschaften des Raumes neue Nutzungspotenziale und Infrastrukturen an diesen Ort. Diese werden dabei zu den Ikonen und Identitätsmerkmalen. Sie bieten formelle wie informelle Nutzungen und lassen dabei Orte der Begegnung und Interaktion entstehen. Parallel ermöglichen sie die Wahrnehmung und Erfahrbarkeit der Landschaft auf unterschiedlichen Ebenen wie Bewegungsrichtungen. Eine Promenade zur Erschließung der Raumeinheiten; Brücken, welche die Überwindung der bestehenbleibenden Schnellbahngleise ermöglichen; und Türme, die ein Raumprogramm stapeln und an spezifischen Orten konzentrieren, komplettieren das landschaftliche Konzept für diesen Stadtraum.

186


113 Das urbane Interieur


114 Übersicht der Strukturen

188


189

Das urbane Interieur


115 Turm mit Aussicht

190


191

Das urbane Interieur


Der Turm

Das Konzept der Türme besteht in der Idee einer strukturellen Basis, welche nach und nach mit einem Programm gefüllt wird. Das Programm wird nicht in einer Reihe angeordnet, sondern gestapelt und in einem vertikalen Gerüst sukzessive eingefügt, angepasst und geändert. Diese Stapelung an Nutzungsmöglichkeiten schafft an den neun Standorten eine hohe Konzentration an Nutzungspotenzialen an bestimmten Orten, während die verbleibende Landschaft von einer Programmierung befreit bleibt. Die Türme besitzen die Eigenschaft und Gestaltungsmöglichkeit, durch deren Nutzer*innen vieles sein zu können, aber nicht zu müssen. Sie dienen als kurzer Aufenthaltsort, bieten Aussicht oder verfügen über ein dicht bepacktes Nutzungsprogramm.

192


Grid

Funktionen

Erschließung

116 Konzept

193

Das urbane Interieur


Dachterrasse

Raumprogramm

Eingangsebene

Die Türme bilden eine Plattform, ein strukturelles Gerüst für eine Vielzahl an Programmen. Die Nutzungsmöglichkeiten werden in diesem Katalog vorgeschlagen, sind allerdings je nach Bedarf unendlich erweiterbar und schaffen somit die Anpassungsfähigkeit, welche dieser Struktur ihre Qualitäten verleihen. Jede Programmierung jedes Turms wird durch die Nutzer*innen bestimmt, während die Architektur den Rahmen für jene zur Verfügung stellt. Die Bespielung, Aneignung und Rekonfiguration durch die Akteur*innen über die Zeit schafft die Voraussetzung, ein mannigfaltiges Potenzial an diesen Orten zu entfalten.

194


Algenfarm

Atelier

Aussichtsterrasse

Ausstellung

Bibiliothek

Bitcoinfarm

Botanischer Garten

Café

Coworking

Dachgarten

Dancefloor

Gemeinschaftsküche

Gewächshaus

Hängematten

Hydrokultur

Kino

Klasse

Labor

Podium

Rosengarten

Sauna

Schaukeln

Seminar

Tischtennis

Waschküche

Werkstatt

Windfarm

Workout

Zeichensaal

117 Katalog der Möglichkeiten

195

Das urbane Interieur


Versorgungsschacht (Strom, (Ab-) Wasser DN40)

Individuell Programmierbar

Ebene 1–8

Aufzug optional

Treppenelement

7,5 m

Nasszelle im Erdgeschoss

2,5 m Ebene 0

118 Grundrisse 1:200

196


Geländer

Netz

Glasfassade

Solarpaneele

Pflanztrog Fassademodule individuell einsetzbar

119 Ansicht & Fassade 1:200

197

2m

Das urbane Interieur


L-Profil 150/150

C-Profil 300/150

Bodenbelag Unterboden Elementdecke IPE-Träger a

Holprofil 180/180

Aussparungen für flexible Installationen

IPE-160 b

Gitterrost Unterboden C-Profil 200/100 Verblendung

Handlauf

c

C-Profil 200/100

Holprofil 180/180

d

120 Details 1:25

198

25 cm


Ebene 8 28 m

Ebene 7 24,5 m

Ebene 6 21 m b c Ebene 5 17,5 m a

Ebene 4 14 m d

Ebene 3 10,5 m

Ebene 2 7m

Ebene 1 3,5 m

Ebene 0 0m

121 Schnitt 1:200

199

2m

Das urbane Interieur


Die Brücke

Die Brücken sind infrastrukturelle und multifunktionale Plattformen. Neben der Überbrückung der Bahngleise und der Erschließung der Niveauunterschiede dienen sie als Orte der kurzzeitigen Bespielung und flüchtigen Aneignung. So entstehen Überschneidungen der Metaebenen und setzt die Landschaften und die Funktionen in zeitlichen und räumlichen Beziehungen. Der breite Steg wird durch die Tragstruktur gerahmt und markiert den Bereich der Programmierung. Die vertikale Erschließung erfolgt durch die Rampen, welche barrierefrei mit dem Fahrrad und auch zu Fuß genutzt werden können. Treppen und Lifte ergänzen die Zugänglichkeit.

200


Grid

Mehrzweckfläche

Erschließung

122 Brücke: Konzept

201

Das urbane Interieur


123 Hütteldorf – Grundriss & Ansicht 1:500

202


5m

203

Das urbane Interieur


124 Penzing – Grundriss & Ansicht 1:500

204


5m

205

Das urbane Interieur


125 Westbahnhof – Grundriss & Ansicht 1:500

206


5m

207

Das urbane Interieur


Mehrzweckstreifen

Begegnungszone

Mobile Möbel

3m

126 Ausschnitt – Grundriss & Schnitt 1:200

208

2m


Brücke 6,5 m

0m

2m

209

Das urbane Interieur


Die Promenade

Die Promenade bildet die sich über die sechs Kilometer erstreckende horizontale Erschließung des linearen Archipels. Sie ist das Rückgrat und zugleich das erste Element, womit die Raumsequenz zugänglich gemacht wird. Eine einfache, aber wirkungsvolle Struktur, wodurch die Räume nicht nur miteinander verbunden werden, sondern auch das Erleben und mitverfolgen des sich wandelnde Raumkontinuums ermöglicht wird. Diesem Boulevard liegt keine Beschränkung in dessen Nutzbarkeit und Funktion zugrunde, er wird zur Hauptachse, zum multifunktionalen Interaktionsraum, einem linearen Spielplatz für die Stadtgemeinschaft.

210


Erkunden

Entdecken

Wahrnehmen

127 Konzept

211

Das urbane Interieur


6m

Belag Ausgleichsschicht / Gleis Fundament / Tragschicht

a

128 Detail 1:25

212

25 cm


a

129 Grundriss & Schnitt 1:200

213

2m

Das urbane Interieur


130 Übersicht der architektonischen Eingriffe

214


500 m

215


Szenario – H1

131 Szenario Hütteldorf 1:2000

216


50 m

217

Das urbane Interieur


Szenario – H2

131 Szenario Hütteldorf 1:2000

218


50 m

219

Das urbane Interieur


Szenario – P1

132 Szenario Penzing 1:2000

220


50 m

221

Das urbane Interieur


Szenario – P2

132 Szenario Penzing 1:2000

222


50 m

223

Das urbane Interieur


Szenario – W1

133 Szenario Westbahnhof 1:2000

224


50 m

225

Das urbane Interieur


Szenario – W2

133 Szenario Westbahnhof 1:2000

226


50 m

227

Das urbane Interieur


134 Schnitt – Vergleich Ausgangslage & Konzept 1:200

228


5m

229

Das urbane Interieur


Appendix

230


135 Gewerbestraße am Westbahnhof


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233

Appendix


Abbildungen & Grafiken

Cover, Collage: Eigene Darstellung.

26 Die unversiegelte Schneise: Eigene Aufnahme.

01 Eine Stadtlandschaft, Collage: Eigene Darstellung. 02 Landschaftsraum Wien: OpenStreetMap, Bearbeitet.

27 Übersicht des Westbahn-Areals 1:20.000: Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: OpenStreetMap.

03 Land in der Stadt, Donaufeld Wien: Eigene Aufnahme.

28 Lageplan Hütteldorf 1:2000: Eigene Darstellung.

04 Vegetation am Westbahnhof: Eigene Aufnahme.

29 Lageplan Penzing 1:2000: Eigene Darstellung.

Einleitung

30 Lageplan Westbahnhof 1:2000: Eigene Darstellung. 31 Querschnitte 1:2.000: Eigene Darstellung. 32 Schnitt Bahnkorridor 1:200: Eigene Darstellung.

05 Westbahnhof mit Ausblick: Eigene Aufnahme. 06 Baukräne am Nordbahnviertel: Eigene Aufnahme.

Wien im Wandel

07 Wildes Brachland in der Seestadt: Eigene Aufnahme. 08 Satellitenbild – Wien & Westbahn-Areal: Google Earth, Bearbeitet.

33 Baustellen am Nordbahnviertel: Eigene Aufnahme.

09 Das Westbahn-Areal in der Stadtlandschaft: Eigene Aufnahme.

34 Historische Stadtentwicklung; Stadtentwicklungsprojekte;

10 Das Westbahn-Areal als urbane Leerstelle: Google Earth, Bearbeitet. 11 Westbahn-Areal im Kontext – Der parallel zum Wienfluss verlaufende Bahnkorridor: Eigene Darstellung. 12 Westbahn-Areal im Kontext – Die Topografie des Wientals: Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: Stadt Wien (data. wien.gv.at). 13 Westbahn-Areal im Kontext – Das Wiental & dessen Einflussbereich (Schnitt bei 160m ü. Wiener Null): Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: Google Earth. 14 Fabriken am Wienfluss: 1883, Aquarell von Johann Varrone, Wien Museum, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FabrikenSchlachthausbrücke-Meidling.jpeg [11.11.2021]. 15 Wiental & Linienwall: 1770, Vorstadt Hundsturm aus der Vogelperspektive, Bezirksmuseum Margareten, https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Hundsturm_vonoben.jpg [11.11.2021]. 16 Westbahn-Areal im Kontext – Überlagerung der Landesaufnahme 1755 & des Generalstadtplans 1904 mit dem heutigen Grünraum& Straßennetz: Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brequin_4_Hütteldorf_ Schönbrunn_Speising.jpg & Generalstadtplan 1904: Digitaler Kulturstadtplan der Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/ kulturportal/public/ [11.11.2021. 17 Generalstadtplan: 1904, Digitaler Kulturstadtplan der Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/ [11.11.2021]. 18 Der alte Westbahnhof: 1900, Holomek, Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB Digital), https://onb.digital/ result/10DE82E7 [11.11.2021]. 19 Westbahn-Areal im Kontext – Bahn-Infrastrukturen: Eigene Darstellung. 20 Gewerbestraße an der Gleisanlage: Eigene Aufnahme. 21 Größenvergleich urbaner Grünräume: Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: Google Earth. 22 Wildes Grün auf dem Areal in Penzing: Eigene Aufnahme. 23 Übersicht des Westbahn-Areals, 1:20.000: Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien, https://www.wien.gv.at/ ma41datenviewer/public/ [11.11.2021], Bearbeitet. 24 Luftaufnahmen der drei Raumeinheiten, 1:5.000: Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien, https://www.wien.gv.at/ ma41datenviewer/public/ [11.11.2021]. 25 Lagepläne der drei Raumeinheiten 1:5.000: Eigene Darstellung.

Grünraumverteilung: Eigene Darstellung. 35 Der älteste Plan Wiens: 1880, Bermann Moriz, Alt- und Neu-Wien – Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen, British Library, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BERMANN(1880)_p0128_ Der_älteste_(bekannte)_Plan_von_Wien.jpg [11.11.2021]. 36 Josephinische Landesaufnahme: 1787, https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Josephinische_Landesaufnahme_Wien. jpeg?uselang=de [11.11.2021]. 37 Wiener Glacis vor der Ringmauer: 1778, Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), https://www.wien. gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id= Stueck++00000020ma8KartoSlg#Stueck__00000020ma8KartoSlg [11.11.2021]. 38 Wienfluss am Karlsplatz: 1822, J. F. Wizzoni, Wien – Geschichte in Bilddokumenten, C.H. Beck, https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Wienfluss-1822.jpg?uselang=de [11.11.2021]. 39 Gesamtplan von Wien in vier Blättern: 1858, k.&k. Hof- & Staatsdruckerei Wien, Wien Museum, https://sammlung. wienmuseum.at/objekt/603546-gesamtplan-von-wien-in-vierblaettern-teil-3/ [11.11.2021]. 40 Blockrand-Raster: 1904, Generalstadtplan, digitaler Kulturstadtplan der Stadt Wien, https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/ [11.11.2021]. 41 Otto Wagners Studie: 1911, Wagner Otto, Die Groszstadt – eine Studie über diese, Schroll, https://www.digital.wienbibliothek.at/ Drucke/content/titleinfo/2035614 [11.11.2021]. 42 Zinshausquartier: 1926, Gerlach Martin, Wien Museum, https:// sammlung.wienmuseum.at/objekt/421871-2-stuwerstrasse15-27-sterneckplatz-seit-1949-max-winter-platz-17-22-hof-deszinshausblockes/ [11.11.2021]. 43 Wohnträume im Gemeindebau: 1975, Cermak Alfred, ÖNB, https:// onb.digital/result/10D4452A [11.11.2021]. 44 Zeitmatrix der räumlichen Entwicklung Wiens: Eigene Darstellung. 45 Baustelle im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnviertel: Eigene Aufnahme. 46 Die »Freie Mitte« des Nordbahnviertels: Eigene Aufnahme. 47 Westbahn-Areal im Kontext – Bebauungsdichte der Umgebung (NGFZ): Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: Materialien der Stadtentwicklung, https://www.wien.gv.at/ stadtentwicklung/studien/b008468.html [11.11.2021].

234


Land in der Stadt

102 Das landschaftliche Szenario 1:20.000: Eigene Darstellung.

48 Wildes Brachland in der Seestadt: Eigene Aufnahme.

103 Transformationsprozess, Akt I & II, Axonometrie: Eigene Darstellung. 104 Transformationsprozess, Akt III & IV, Axonometrie: Eigene

49 Kulturlandschaft nahe Wien: Eigene Aufnahme.

Darstellung.

50 Baustelle am Nordbahnviertel: Eigene Aufnahme.

105 Promenade & Turm in der Landschaft, Collage: Eigene Darstellung.

51 Stadtinfrastrukturen im wilden Brachland: Eigene Aufnahme. 52 Gemengelage: Land & Stadt, Wien: Eigene Darstellung basierend auf

106 Hütteldorf, Collage: Eigene Darstellung. 107 Hütteldorf, Transformation: Eigene Darstellung.

folgende Abbildungen: OpenStreetMap & Google Earth. 53 Over London–by Rail: 1870, Doré Gustave, https://commons.

108 Penzing, Collage: Eigene Darstellung. 109 Penzing, Transformation: Eigene Darstellung.

wikimedia.org/wiki/File:Dore_London.jpg?uselang=de [11.11.2021]. 54 Plan des Wald- & Wiesengürtels : 1905, WStLA, https:// www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.

110 Westbahnhof, Collage: Eigene Darstellung. 111 Westbahnhof, Transformation: Eigene Darstellung. 112 Szenario Lagepläne 1:5.000: Eigene Darstellung.

xhtml?id=Stueck++D85183AA-881A-408E-B6D7-

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F866BFC3C3CB#Stueck__D85183AA-881A-408E-B6D7F866BFC3C3CB [11.11.2021]. Gewächshäuser in Simmering: Eigene Aufnahme. Stadtnahe Landwirtschaft in Simmering: Eigene Aufnahme. Weingärten am Nußberg: Eigene Aufnahme. Verteilung der Naturräume, Landwirtschaft & künstlich angelegten Grünräume; Flächenversiegelung; Hitzeinseln & nächtliche Kaltluftströme: Eigene Darstellung. Konzept der Gartenstadt: 1902, Ebenezer Howard, https:// commons.wikimedia.org/wiki/File:Garden_Cities_of_Tomorrow,_ No._3.png [11.11.2021]. Heuernte am Heldenplatz: 1940, Hilscher Albert, ÖNB, https://onb. digital/result/10DEBD60 [11.11.2021]. Schrebergärten in Favoriten: 1935, ÖNB, https://onb.digital/ result/10BBC602 [11.11.2021]. Kleingartenverein auf der Schmelz: 2019, © Stadt Wien/Christian Fürthner, https://www.wien.gv.at/spezial/vonoben/rudolfsheimfunfhaus/?i=1 [11.11.2021]. Natur am Wienerberg: Eigene Aufnahme. Westbahn-Areal im Kontext – Natur- & Grünräume der Umgebung: Eigene Darstellung basierend auf folgende Abbildungen: Materialien der Stadtentwicklung, https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/ studien/b008468.html [11.11.2021].

Fotoessay

Das urbane Interieur 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134

Das urbane Interieur, Collage: Eigene Darstellung. Übersicht der Strukturen, Axonometrie: Eigene Darstellung. Turm mit Aussicht, Collage: Eigene Darstellung. Turm, Konzept: Eigene Darstellung. Turm, Katalog der Möglichkeiten: Eigene Darstellung. Turm, Grundrisse 1:200: Eigene Darstellung. Turm, Ansicht & Fassade 1:200: Eigene Darstellung. Turm, Details 1:25: Eigene Darstellung. Turm, Schnitt 1:200: Eigene Darstellung. Brücke, Konzept: Eigene Darstellung. Brücke Hütteldorf, Grundriss & Ansicht 1:500: Eigene Darstellung. Brücke Penzing, Grundriss & Ansicht 1:500: Eigene Darstellung. Brücke Westbahnhof, Grundriss & Ansicht 1:500: Eigene Darstellung. Brücke, Ausschnitt, Grundriss & Schnitt 1:200: Eigene Darstellung. Promenade, Konzept: Eigene Darstellung. Promenade, Detail 1:25: Eigene Darstellung. Promenade, Grundriss & Schnitt 1:200 Übersicht der architektonischen Eingriffe 1:20.000: Eigene Darstellung. Szenario Hütteldorf 1:2000: Eigene Darstellung. Szenario Penzing 1:2000: Eigene Darstellung. Szenario Westbahnhof 1:2000: Eigene Darstellung. Schnitt, Vergleich Ausgangslage & Konzept 1:200: Eigene Darstellung.

65 – 93 Dokumentation des Westbahn-Areals: Eigene Aufnahmen. Appendix Das Szenario 94 Urbanes Landschaftsszenario, Collage: Eigene Darstellung. 95 Rodung des Amazonas 1984 & 2020: Google Earth, Bearbeitet. 96 Gegenüberstellung unterschiedlicher Kulturlandschaften in verschiedenen Regionen: Google Earth, Bearbeitet. 97 Earthrise: 1968, © NASA/William Anders, https://www.nasa.gov/ sites/default/files/thumbnails/image/apollo08_earthrise.jpg [11.11.2021]. 98 Übersicht des Szenarios 1:20.000: Eigene Darstellung. 99 Drei neue Musterlandschaften: Eigene Darstellung. 100 Lineare Typologie: Eigene Darstellung. 101 Konzept »Land schafft Stadt«, Collage: Eigene Darstellung.

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135 Gewerbestraße am Westbahnhof: Eigene Aufnahme. 136 Westbahn-Areal: Eigene Aufnahme. 137 Westbahn-Areal bei Nacht: Eigene Aufnahme.

* Alle Links, Abbildungen & sonstige Onlinequellen waren mit 11.11.2021 abrufbar. ** Alle nicht eigens aufgeführte Grafiken, Darstellungen & Fotos stammen von dem Autor.

Appendix


Danke

An dieser Stelle danke ich all meinen Freund*innen und Studienkolleg*innen, für die wunderbaren Momente, die Bereicherung und Zuversicht. Ein ganz besonderer Dank geht an meine ganze Familie und vor allem an meine wunderbaren und geduldigen Eltern, die mich auf meinem Weg stets unterstützt, den nötigen Rückhalt gegeben und immer an mich geglaubt haben. Tina Gregoric danke ich für die überaus inspirierende und motivierende Betreuung, die stetige Herausforderung im Schaffensprozess und die Erweiterung meines Horizonts. Ebenso spreche ich Katharina Urbanek, Susann Ahn und Katja Schechtner für die Unterstützung der Arbeit und den kompetenten Austausch meinen Dank aus.

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136 Westbahn-Areal

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Appendix


137 Westbahn-Areal bei Nacht

Titel

Land schafft Stadt

Autor

Felix Redmann www.felixredmann.com

Papier

Munken Lynx Rough 120g / 300g

Typographie

Fabrikat



Im Warteraum der Zukunft wurde die Möglichkeit geboten, urbane Leerstellen zu überdenken und eine Infrastrukturbrache in neuen Kontext zu setzen. Die Arbeit Land schafft Stadt ergründet das Erbe der Wiener Stadtentwicklung sowie der Stadt-Land-Dichotomie und wagt den Versuch einer Transformation des mehr als 60 Hektar großen Westbahn-Areals inmitten der Wiener Stadtlandschaft. Die Antithese stellt ein alternatives Entwicklungsszenario auf und positioniert sich durch eine agrarwirtschaftliche Nutzung dieses Territoriums gegen konservative Stadtentwicklungsstrategien. Das Konzept präsentiert ein Szenario, das mit der Stadt wächst und durch den Kontrast zwischen dichter Stadt und produktivem Land neue Spannungen und Identitäten erzeugt. Ergänzend schafft ein urbanes Interieur an architektonischen Elementen neue Nutzungspotenziale für jenen Ort und wird so zu einem Teil des Wiener Stadtraums. Es ist der Versuch, die Landschaft als ein Abenteuer, ein Erlebnis, ein Wagnis zu begreifen und durch eine inszenierte Transformierung Stadt und Land neu zu begreifen: die Stadt als Peripherie der Natur.

Felix Redmann Diplomarbeit Gebäudelehre & Entwerfen E253-01 Institut für Architektur & Entwerfen Technische Universität Wien


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