GELD-Magazin, May 2021

Page 82

Erfolgreich an der Börse

Falsch gedacht!

Vom Wohl und Wehe der Staatsverschuldung

Werner Kurzawa. Verlag: FBV. 394 Seiten.

Marcus Täuber. Verlag: Goldegg. 172 Seiten.

Beigel/Eckert (Hrsg.). Verlag: Aschendorff. 342 Seiten.

ISBN: 978-3-95972-453-1

ISBN: 978-3-99060-208-9

ISBN: 978-3-402-12953-1

Grundkurs. Es ist eine Krux: Wenn die

Erkenne dich selbst. Das vorliegende

Schuldentürme. „Wer soll das alles wieder

Börsen schon sehr gut gelaufen sind, stellt

Buch beschäftigt sich nicht mit Invest-

zurückzahlen? Und vor allem: wie?!“ Diese

sich die Frage, ob man den Einstieg noch

ments und Wirtschaft, sondern mit jenem

Fragen spuken in den Köpfen vieler Mit-

riskieren soll? Ist es doch besser, auf sin-

„Instrument“, das man wohlweislich auch

bürger herum, vor allem seit die Bekämp-

kende Kurse zu warten, aber dann könnte

in diesen Gebieten einsetzen sollte: dem

fung der Corona-Pandemie die staatlichen

man vielleicht in ein fallendes Messer grei-

Gehirn. Wie dieses wirklich funktioniert,

Budgets förmlich explodieren ließ. Trotz

fen? Es sind solche und noch viel mehr Fra-

steht im Mittelpunkt von „Falsch Gedacht!

dieser brennenden Aktualität ist die Schul-

gen, die vor allem Börsenneulinge quälen:

Wie Gedanken uns in die Irre führen“ vom

denproblematik alles andere als neu; sie

Welche Anlagemöglichkeiten eignen sich

Neurobiologen und Bestseller-Autor Marcus

beschäftigt die Menschheit seit Jahrtau-

für Einsteiger? Wie komme ich an die nöti-

Täuber. In diesem unterhaltsam gestalteten

senden. Darauf weist das vorliegende Buch

gen Informationen über Unternehmen?

Streifzug erfahren wir mitunter Erstaun-

sehr anschaulich und gleichzeitig wissen-

Wie eröffne und manage ich überhaupt ein

liches: So etwa, dass unser Gehirn ein „no-

schaftlich fundiert hin. Wir erfahren Be-

Depot? Der Kapitalmarkt ist für viele noch

torischer Lügner“ ist. Das erkennt man an

merkenswertes: So ist die Staatsverschul-

immer ein Buch mit sieben Siegeln: span-

bekannten Sätzen wie „Ich könnte jeder-

dung nämlich älter als der Staat selbst.

nend, aber schwer zu durchschauen, ge-

zeit damit aufhören, ich will nur nicht“.

Auch dort, wo ein Staat im modernen

winnträchtig, aber zugleich sehr spekula-

Oder: „Ich habe dafür kein Talent“. Solche

Sinne noch nicht vorhanden war, hat es im

tiv. Damit der Einstieg gelingt, zeigt der

Stehformeln beruhen auf dem Prinzip,

Grunde immer eine Form von kollektiver

Wirtschaftsjournalist und frühere Fonds-

dass wir uns die Welt so zurecht stricken,

Verschuldung gegeben, die die Gesell-

manager Werner Kurzawa Schritt für

wie wir sie sehen wollen; damit wir uns ja

schaft beschäftigt hat. Oder die zumindest

Schritt mit leicht nachvollziehbaren Texten

nicht ändern müssen. Täuber zieht durch-

wesentliche politische Akteure im Namen

und einer Fülle von Illustrationen, Tabel-

aus humorvoll den Schluss: „Glauben Sie

der Gesellschaft eingegangen sind. Die

len, Schaubildern und Charts das Einmal-

nicht alles, was Sie denken! Das Gehirn

Thematik hat das klassische Griechenland

eins des erfolgreichen Anlegens. Es han-

denkt egozentrisch, hat einen Fetisch für

ebenso berührt wie das antike Rom, die

delt sich somit um eine Einführung, die

die Vergangenheit und neigt dazu, sich in

mittelalterlichen Höfe wie die frühe Papst-

wie gesagt, auf „Börsennovizen“ zuge-

sinnlosen Gedankenschwärmen zu verlie-

kirche, die frühneuzeitlichen Stadtstaaten

schnitten ist. Das beginnt beim Kassen-

ren. Unsere Gedanken entpuppen sich da-

Oberitaliens ebenso wie das vorrevolutio-

sturz, also der Bestandsaufnahme der eige-

bei als lästige Quälgeister und mitunter

näre Frankreich. Und natürlich hat sich die

nen finanziellen Möglichkeiten sowie der

hartnäckiger Klebstoff, der uns vor rich-

Verschuldung in die Gegenwart „hinüber-

Definition der Anlageziele, und führt bis zu

tigen Entscheidungen und Verhaltenswei-

gerettet“, in den keynesianisch orientierten

komplexen Finanzinstrumenten wie Hebel-

sen abhält.“ Gibt es einen Ausweg aus die-

Westen der 1970er Jahre und in das euro-

produkten. Ebenso werden Zertifikate,

sen Fallen? Der Autor glaubt sehr wohl da-

päische Währungssystem. „Vom Wohl und

CDFs & Co. behandelt. Vielleicht auch für

ran und stellt sein Konzept der mentalen

Wehe der Staatsverschuldung“ kann natür-

Börsenprofis als Auffrischung geeignet

Intelligenz vor. Erfolg beginnt demnach

lich keine Patentlösung zu der Problematik

sind gleich mehrere Kapitel: Etwa, wenn

mit der Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit

liefern, dafür werden Argumente für und

die Fundamentalanalyse von Unternehmen

kontrollieren zu können und die eigenen

wider die Staatsverschuldung im Laufe der

als wichtigstes Auswahlverfahren für Aktien-

Gedanken in den Griff zu bekommen. Was

Geschichte ersichtlich. Klar ist: Verschul-

investments vorgestellt wird.

allerdings leichter gedacht als getan ist.

dung bleibt ein politisches Dauerthema.

82 . GELD-MAGAZIN – Mai 2021

Credits: beigestellt

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