Leseprobe PADUA

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Das Praxiscurriculum im Studiengang Pflege dual – Das Osnabrücker Modell: Spagat zwischen Anspruch und Alltag1 Marlies Böggemann, Benjamin Kühme und Ute Schöniger

Der generalistisch ausgerichtete Studiengang Pflege an der Hochschule Osnabrück verbindet die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege ­ bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und

dass Praxisanleiterinnen an pflegetheoretische und vor ­allem pflegedidaktische Reflexionen herangeführt werden müssen. Zudem werden im Beitrag Entwicklung, Erfah­ rungen und Evaluationsergebnisse des seit 2011 angebote­ nen Studienprogramms zur Diskussion gestellt.

Science. Im Studienprogramm werden theoretische und praktische Ausbildung sowie Studium gleichberechtigt koordiniert und kooperativ gestaltet. In diesem Verschränkungsmodell (Moers et al. 2012) werden die drei Lernorte Hochschule, Berufsfachschule und Fachpraxis miteinander verknüpft und abgestimmt. Strukturell ist das Bildungsprogramm durch ein gemein­ sames Rahmencurriculum und drei Teilcurricula (Hoch­ schule, Berufsfachschule und Praxis) angelegt. Die Hoch­ schule kooperiert für den Studiengang Pflege mit verbundleitenden Berufsfachschulen und mehr als 20 weiteren Institutionen an den Standorten Osnabrück und Lingen. Die Kooperation sieht vor, dass die jeweiligen Stärken der Kooperationspartner eingebracht werden. So wurde im Osnabrücker Modell bewusst auf die bewährte Erfahrung der Pflegeschulen gesetzt, die Berufsbefähi­ gung im Sinne der § 3 (KrPflG) und § 3 (AltPflG) für die Pflegepraxis zu gewährleisten. Zudem wurde die pflegeri­ sche Erstausbildung auf akademischem Niveau (DQR 6, HQR 1) an der Hochschule Osnabrück pflegewissenschaft­ lich ausgerichtet. Seit 2011 gelingt es in Niedersachsen so, ressourcensparend und unter Berücksichtigung der je­ weiligen Organisationserfahrung akademische Erstausbil­ dung in der Pflege erfolgreich umzusetzen. Im Studien­ programm sind Lernorte und Akteure durch Instrumente der Lernortverknüpfung, wie beispielsweise Praxislern­ module, Lernaufgaben und Studienbriefe miteinander verzahnt. Das Konzept trägt dem Umstand Rechnung,

Berufliche Befähigung und akade­ mische Erstausbildung im Studien­ gang Pflege dual: Kooperation von Hochschule und Fachschulen Der duale Studiengang Pflege (Bachelor of Science) führt zu einer allgemeinen Berufsbefähigung in der Pflege und zugleich zur vertieften Kompetenzbildung, pflegeberuf­ liches Handeln pflege- und bezugswissenschaftlich zu ­reflektieren, um zu neuen, erweiterten und innovativen Lösungsmöglichkeiten in der Pflegepraxis zu kommen. ­ Grundlegende Ziele des Studiums sind daher die wissen­ schaftlich basierte Beschäftigungsfähigkeit in allen Hand­ lungsfeldern der Pflege, sowie die Persönlichkeitsentwick­ lung der Studierenden (Gerholz / Sloane 2008, S. 4, Kühme 2015, S. 102 ff.). Dazu gehört zum einen die Fähigkeit zur Anwendung des Wissens aus Pflegewissenschaft und den benachbarten Disziplinen, um durch gezieltes Ableiten aus Forschung und Theorie nach begründeten Prinzipen vorzugehen. Zum anderen gehört dazu der Erwerb höhe­ rer interaktiver und ethischer Kompetenzen, welche die Verantwortlichkeit für eine eigenständige Steuerung des patientenbezogenen Pflegeprozesses in der interdiszi­ plinären Praxis stärkt. Das Selbstverständnis zur wis­ senschaftlichen Reflexion und die pflegeberufliche Per­ sönlichkeitsbildung bedingen einander – sie sind ein grundlegendes Ziel der akademischen Erstausbildung, um Vorgänge in der Pflegepraxis dauerhaft neu zu gestalten. Beispielsweise sind die Absolventen_innen dadurch in der

In unserem Beitrag setzten wir den Schwerpunkt auf das Praxiscurriculum des Studienprogramms, das mit Blick auf die Strukturen praktischer Anleitung von Studierenden bewusst pflegetheoretisch (Benner 2000) und pflegedidaktisch ausgerichtet (Olbrich 2009) und erarbeitet wurde.

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©2019 Hogrefe PADUA (2019), 14 (1), 21–27 https://doi.org/10.1024/1861-6186/a000469

Schwerpunkt

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