Innsbruck informiert (Jänner 2022)

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Stadtgeschichte

„Stille Örtchen“ in der lauten Stadt Jede und jeder von uns hat das sicherlich schon einmal erlebt: Man ist in der Stadt unterwegs und verspürt plötzlich den Drang, eine Toilette aufsuchen zu müssen. Aber wohin? Von Michael Svehla

© SAMMLUNG M. SVEHLA (2)

Die Haltestelle „Innbrücke“ der Straßenbahnlinie 4 mit der links befindlichen öffentlichen Toilette (in achteckiger Ausführung)

H

eutzutage stellt dies – zumindest in der Innenstadt – kein Problem mehr dar, gewähren doch Kaufhaus Tyrol, RathausGalerien, Hauptbahnhof und Sillpark einen raschen Besuch zwecks Erleichterung. Aber wie war das vor der Zeit der großen Kaufhäuser? Vor rund 100 Jahren hatte man in Innsbruck dafür bereits eine Lösung gefunden, die sogenannten öffentlichen Bedürfnisanstalten. Diese waren jedoch anders als heute gut sichtbar für alle im öffentlichen Raum aufgestellt: entweder in Form von achteckigen metallischen Zylindern für die Nutzung als Pissoir oder als kleine gemauerte rechteckige Häuschen für Damen und Herren. Allenthalben gab es eine sogenannte „Wartefrau“ als Aufsicht, der man einen kleinen Obolus als Eintritt 58

INNSBRUCK INFORMIERT

zu bezahlen hatte. In Innsbruck sind alle diese Häuschen verschwunden und eine „Wartefrau“ gibt es höchstens nur noch in den Autobahnraststätten, aber das Eintrittsgeld ist in den meisten Fällen geblieben.

Die ersten Aufregungen Der Berliner Wilhelm Beetz hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in seiner Heimatstadt begonnen, öffentliche Toiletten zu bauen und durfte diese neuartige Idee ab 1880 auch in Wien umsetzen. Von dort kam dann diese praktische Einrichtung auch nach Innsbruck, und wahrscheinlich war jene Bedürfnisanstalt an der südlichen Auffahrt der Innbrücke Anfang der 1890er-Jahre die erste, welche in der Landeshauptstadt

erbaut wurde. Nach und nach wurden weitere zumeist achteckige Bauten errichtet, so beispielsweise 1908 am Oberrauchplatz, an der Ecke Kapuzinergasse – Ing.-Etzel-Straße und im Viaduktbogen Nr. 1 oder 1909 am heutigen Sparkassendurchgang, in der englischen Anlage des Hofgartens und im Pechegarten. Mit den bestehenden Anlagen am Landestheater, in der Kiebachgasse und am Adolf-Pichler-Platz zählte man bereits insgesamt zehn Stück. Dennoch beklagte man sich fünf Jahre später im Gemeinderat noch immer über einen sehr fühlbaren Mangel und man läge gegenüber anderen Städten weit zurück. Im städtischen Bauprogramm für 1929 wurde schließlich die Errichtung einer unterirdischen Bedürfnisanstalt am Bozner Platz vorgesehen,


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