Fotos: Patrick Neves
„Eine Lösung gibt es nicht“ Präsident Elie Rosen nach geklärtem Anschlag auf Grazer Synagoge Rechnete nie damit, einmal die steirische SPÖ zu führen.
Eine Wahl mit sichtbaren Bruchlinien T
raditionell liegt das Wahlergebnis bei „Schulterschluss-Parteitagen“ weit über der 90-ProzentHürde. Am Parteitag in Trofaiach folgten dem Slogan „Hier. Lang.“ nur 88,5 Prozent der Delegierten. Wie viele der steirischen SPÖ und Anton Lang bei der Landtagswahl 2024 folgen werden, steht in den Sternen. Vor knapp einem Jahr waren es 23,02 Prozent. In Trofaiach passierte aber auch Historisches. In Zukunft wählen den neuen
Vorsitzenden die Parteimitglieder und nicht mehr der Vorstand. Ein mutiger Reformschritt. Ob sich das der dann 66-jährige Anton Lang antun wird, ließ er völlig offen. Auf dem Parteitag gab es von ihm kein kritisches Wort über die Schützenhöfer-ÖVP, seinem Koalitionspartner. Nur allgemeine Kritik „an die anderen“. Jüngere Funktionäre zeigten sich lautstark unzufrieden darüber in ihren Wortmeldungen. Die steirische SPÖ zeige zu wenig von den Grundsätzen, für die sie stehen sollte. Daher bekam sie im November 2019 auch die Rechnung serviert. Nach dem Debakel trat bekanntlich der weit jüngere Michael Schickhofer als Vorsitzender zurück und machte so erst den Weg frei für Anton Lang. Der vorher nie damit gerechnet hatte, einmal die steirische SPÖ zu führen.
„Goldenes Ticket“ für Leibnitz
LR Ursula Lackner gratulierte Amelie Steiner
D
as „goldene Ticket“ für den nationalen Energy Globe Bewerb, der am 28. Oktober in Wien vergeben wird, holte sich in der Kategorie „Jugend“ das Maturaballkomitee der 8a des Bundesrealgymnasium Leibnitz. Der von den Maturanten 2019 organisierte Maturaball war der erste Ball eines Gymnasiums in Österreich, der mit dem Österreichischen Umweltzeichen
Foto: Werner Krug
Energy Globe Styria Award 2020
als „Green Event“ zertifiziert wurde. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten einen eigenen Leitfaden für einen umweltschonenden Maturaball, der nicht nur ein eigenes Abfallwirtschaftskonzept enthält, sondern auch wertvolle Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil, auch beim Feiern. Die Preisträger in den andere Kategorien finden Sie unter www.energyglobe.at
st dieser Zufall typisch für Graz? Oder für die Polizei? Ziemlich zeitgleich zum Anschlag auf die Grazer Synagoge wurden rechtsextreme Umtriebe auf Grazer Polizeiwache öffentlich. Der Polizist nannte seinen Wachhund „Adolf“, schimpfte über Frauen und Juden. Er wurde nach dem Verbotsgesetz angeklagt. Der Beamte war ausgerechnet auch für den Objektschutz der Grazer Synagoge verantwortlich. Das Kirchenhaus der Jüdischen Gemeinde Graz liegt im Bezirk Gries und war seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2000 wiederholt im Mittelpunkt von anonymen Drohungen und gefürchteten Anschlägen. Über lange Zeit gab es daher eine 24-Stunden-Bewachung der Synagoge durch die Exekutive. Daher wirft die Vorgeschichte zu den Vandalenakten und der Attacke auf Elie Rosen, den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, doch einige Fragen auf. Warum die Grazer Polizei nicht schon nach der ersten Aktion (Scheiben gingen zu Bruch, Außenmauer wurde mit Parolen beschmiert) des mittlerweile gefassten syrischen Flüchtlings eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung der Synagoge veranlasst hat. In der Vergangenheit reagierte die Exekutive auf derartige Vorfälle sofort und umfassend. Damit wäre auch der Angriff auf Elie Rosen, der den Täter mit Steinen am Gelände Tage darauf erwischte, nicht mehr möglich gewesen. Der seit 2013 als Flüchtling anerkannte in Österreich lebende Syrer hat bei seiner Vernehmung seinen Hass auf Israel eingestanden, auf die Juden, auf Schwule und Lesben sowie auf Prostituierte. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hat bereits ein Aberkennungsverfahren des Flüchtlingsstatus eingeleitet. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach nach der Tat von „importiertem Antisemitismus“, den es zu bekämpfen gelte. Dieser vereinfachten Sicht der Dinge widerspricht Elie Rosen in einem
Foto: Jüdische Gemeinde Graz / Foto Fischer
I
Präsident Elie Rosen: Wünscht sich ehrlich gesagt nicht, dass ein Medikament gegen das Coronavirus in Israel gefunden werde. Interview in der „Die Zeit“ (Nr. 37, September 2020). Man würde Antisemitismus nur allzu leicht und gerne allein zu einem integrationspolitischen Thema machen, so Rosen, und das wäre falsch. Natürlich dürfe man sich nicht davor verschließen, dass mit Migration auch eine für uns neue Form des Antisemitismus zu uns kommt, weil Migranten eine andere Sozialisation und Geschichte aufweisen. Aber Antisemitismus habe nicht nur mit Migration zu tun. „Wir haben auch selbst Hausaufgaben zu machen.“ Man müsse sich mit jeder Form des Antisemitismus auseinandersetzen. Den Rechten, den Linken, den Muslimischen oder auch den Katholischen. Er habe das Gefühl, dass die eine Seite der anderen beweisen wolle, wo die besseren Antisemiten zu Hause wären. Rosen: „Das Tragische ist, man kann nur Impulse setzen, eine Lösung gibt es nicht. Bewirken könnte man nur etwas über die Erziehung bei Kindern.“ Und Elie Rosen lässt dann auch mit einer interessanten Äußerung zur Coronakrise und Verschwörungserzählungen aufhorchen: Er wünsche sich ehrlich gesagt nicht, dass ein Medikament gegen das Coronavirus in Israel gefunden werde. Das wäre perfekt für diesen Kreis, der von Verschwörungen fabuliere und diesen Antisemitismus bediene. „Das ist traurig, aber wahr.“
14 September/Oktober 2020
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