hörbar 02 |2018/19

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OHNE NETZ UND DOPPELTEN BODEN

Wer die frühe Janine Jansen, das »Mädchen mit dem Perlenohrring«, kennenlernen möchte, muss zurückgehen in die Zeit vor 2010. Damals hat sie tatsächlich ein bisschen so ausgesehen wie die Protagonistin des berühmten, 1665 entstandenen Gemäldes von Jan Vermeer van Delft. Und teilt sich mit ihr bis heute die unmittelbare Verbindung zum Publikum. Die Ähnlichkeiten zwischen Janine Jansen und dem berühmten »Mädchen mit dem Perlenohrring« sind dem Journalisten Robert Fraunholzer aufgefallen. Etwas pausbäckig, aufgeweckt, neugierig und hübsch, muss Vermeers »Mädchen« nicht viel tun, um das Auge des Betrachters auf sich zu lenken. Sie stellt einen unmittelbaren Zugang zu ihm her. Diesen direkten Draht zu ihrem Publikum hat auch Janine Jansen. Alle Barrieren sind vergessen, besonders die zur Musik selbst, wenn sie zur Violine greift. Wie sie das schafft? Durch pure Emotion und passioniertes Musizieren. Damals, als der Filmemacher Paul Cohen sie 2010 in einem Porträt darstellte, war sie eine junge Frau, die nach Perfektion suchte, die für die Musik brannte, von Auftritt zu Auftritt eilte und sich nebenbei noch in vollen Zügen dem Marketing hingab. Das allerdings hat seinen Tribut gefordert. »Wenn man seinen Beruf so liebt wie ich, dann kann es schon passieren, dass man zu verschwenderisch mit seinen Kräften umgeht«, sagt Janine Jansen. »Zumal das Musizieren mir immer so viel Energie gegeben hat. Aber ich bin damals zu weit gegangen und war erschöpft.« Das Ergebnis ist kein Burnout, sondern eine handfeste Krise. Was folgt, ist ein halbes Jahr Pause, eine Reduktion der Konzertverpflichtungen und die Suche nach einer neuen Balance zwischen Beruf und Freizeit – falls man bei einer Vollblut-Geigerin überhaupt solch eine Unterscheidung machen kann. Eigene Grenzen akzeptieren, das hat Janine Jansen

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erst lernen müssen. Gar nicht so einfach für eine Künstlerin, die so grenzenlos spontan ist wie sie. Einfach raus auf die Bühne und losgespielt, alles an Gefühl investieren, was abrufbar ist – das ist ihre Devise. Kein Wunder, dass ihr Publikum sie gerade dafür auf der ganzen Welt liebt. Wie alles anfing, daran erinnert sich Janine Jansens erste Geigenlehrerin, Coosje Wijzenbeek, ganz genau. »Sie war ein süßes kleines Mädchen, mit einem ziemlich runden Kopf und Holzschuhen an. Recht schüchtern.« Die Geige war zunächst viel zu groß für sie. »Es ging einfach darum, wunderbare Musik zusammen zu machen.« Die Kammermusikzusammenkünfte der Jansens in Utrecht sind auf vielen Videobändern dokumentiert. Was sollte man in dieser Familie anderes werden als Musikerin? Der Großvater war Chorleiter, die Mutter singt, der Onkel Peter Kooij ist ein angesehener Bach-Bariton und hat über 100 CDs aufgenommen. Ihr Vater Jan spielt Cembalo und war in Utrecht Organist.


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