hörbar 02 |2018/19

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BESONNEN IM BOLIDEN

Herbert Blomstedt ist ein Phänomen. Längst ist er der älteste aktive Vertreter seiner Zunft im internationalen Konzertbetrieb, sein Kalender ist unverändert voll. Diesen Herbst tourt er mit den Wiener Philharmonikern durch Europa und reist zum NHK Symphony Orchestra Tokyo nach Japan. Am 15. November

Mit Nebensächlichkeiten hält sich Herbert Blomstedt nicht auf. Er probt mit einer Taschenpartitur, mehr braucht er nicht. Seine Anweisungen sind trocken und klar. Ein kurzes Crescendo, das gleich wieder abebben soll, erklärt er, während er die Arme ausbreitet und wieder zusammenfaltet: »Da hat es sich jemand anders überlegt.« Und genauso klingt es bei den Bratschen dann auch. Als der 91- Jährige nach der Vormittagsprobe ins Dirigentenzimmer kommt, wirkt er nicht angestrengt, sondern erfrischt. Mit einer knappen Geste bittet er die Autorin dieses Artikels herein, da fällt sein Blick auf zwei benutzte Gläser auf dem Tisch. »So eine Unordnung«, sagt er, »das stört mich«. Erst räumt er die Gläser beiseite, dann setzt er sich zum Gespräch, mit blitzenden Augen. Im vergangenen Jahr habe er mit dem Gewandhausorchester die Beethoven-Sinfonien eingespielt. »Als wir fertig waren, schlug der Intendant vor, als nächstes könnten wir ja alle 104 Haydn-Sinfonien machen«, erzählt Blomstedt. »Der Mann hat Humor!« Im Übrigen macht er keine großen Worte über sein Alter. »Man muss neugierig bleiben«, sagt er. »Jedes Mal wenn ich ein Stück einstudiere, ist es für mich wie das erste Mal. Wir bleiben ja nicht dieselben.« Diese Auffassung ist in seinem Musizieren deutlich zu hören. Mit sparsamen Gesten spannt er Bögen, zugleich entfaltet er jedes Motiv zu sprechender Lebendigkeit. Warm, nuancenreich und beweglich klingen die Orchester unter seiner Stabführung – ob er nun Mozart dirigiert oder Neue Musik, für die er sich zeit seiner Karriere eingesetzt hat, oder den schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar, der von 1871 bis 1927 lebte und einen sehr eigenen Personalstil ausgeprägt hat. Seinen Landsmann stärker auf den Spielplänen zu etablieren ist ein erklärtes Ziel von Blomstedt; Stenhammars Hauptwerk, seine zweite Sinfonie, hat er vor wenigen Jahren zum ersten Mal aufgeführt.

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FOTO: PAUL YATES · ACCENTUS MUSIC

ist er mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden im Konzerthaus zu Gast.


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