hörbar 02 |2018/19

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IN DEN MINEN MIT CECILIA

Keine andere Sängerin hat so viele Vokal-Edelsteine zu Tage gefördert wie Cecilia Bartoli. Mit einem Vivaldi-Programm kehrt sie nun zu dem Komponisten zurück, mit dem alles begann.

Fast 20 Jahre ist es her, dass diese CD für mächtig Furore sorgte – und das gleich in zweierlei Hinsicht: »The Vivaldi Album« hieß die Scheibe und verhalf einer Mezzosopranistin zum Durchbruch, die wenig später – neben Anna Netrebko – zur berühmtesten Sängerin unserer Zeit avancieren sollte. Die Rede ist von Cecilia Bartoli. Was für eine Stimme war hier zu hören: vibrierend, mit substanzvoller Tiefe und atemnehmender Gelenkigkeit, »mit der die Sängerin die barocken Affekte mit lupenreinen Läufen ziert«, wie es damals in einer der zahllosen hymnischen Rezensionen zu lesen war. Eine Sensation war aber nicht nur dieser vitale, mit ansteckender Freude Koloraturen feuernde Mezzo, sondern auch das Repertoire der CD: Antonio Vivaldi – ausgerechnet! Sicher, mit seinen »Vier Jahreszeiten« ist er unsterblich geworden, auch wenn die manchmal ein trauriges Dasein als lieblos runtergenudelte Fahrstuhlmusik fristen. Dass er aber an die 50 Opern komponiert hat –

nach eigenem Bekunden sollen es unglaubliche 94 sein –, von denen immerhin 16 vollständig in Vivaldis eigener Handschrift erhalten sind, war eher Experten bewusst. Erst durch Bartolis vehementen Vokaleinsatz wurde bekannt, was da für Juwelen in den Archiven schlummern. Und mit der Platte hat sie eine wahre VivaldiRenaissance losgetreten, ohne die editorische Großtaten wie die epochale Vivaldi-Edition beim Label Naïve undenkbar gewesen wären.

arienabend 17


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