Das Herz am Silbertablett Traumberuf Musicaldarstellerin: Ariane Swoboda und Amelie Polak gewähren Einblicke in ihren Berufsalltag – als Teaser für das neue hilfreiche „Mein Audition-Journal“. Text: Viktória Kery-Erdélyi Fotos: Privat, Jasmin Beszedics, Rolf Bock
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er Puls rast, die Finger sind eiskalt, wenn die Tür aufgeht, heißt es, auf Knopfdruck hundert Prozent zu geben. Und sympathisch sein. Zwei Minuten entscheiden möglicherweise über ein einjähriges Engagement beispielsweise in Hamburg. Bewerbungssituationen kennen alle, die im Berufsleben stehen; Musical darstellerinnen und -darsteller sind aber ein Leben lang mit nervenaufreibenden Auditions konfrontiert. Besser man lernt damit früh, gut umzugehen, findet Ariane Swoboda und gab kürzlich „Mein Audition-Journal“, Wegbegleiter und Arbeitsbuch in einem, heraus. Die in Bad Vöslau aufgewachsene Künstlerin verknüpft darin Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten als Musicaldarstellerin mit Statements und Ratschlägen aus der Branche. Sie unterrichtet zudem auch, wiederkehrende Fragen der Studierenden flossen ebenso mit hinein. Wir pickten einige wichtige Themen heraus, um sie mit ihr und ihrer ehemaligen Schülerin Amelie Polak, die in Wien gerade in „Der kleine Horrorladen“ auf der Bühne steht, zu besprechen. Ariane Swoboda selbst spielt heuer unter anderem beim Märchensommer Poysbrunn.
NIEDERÖSTERREICHERIN: Die Audition: Was muss man darüber wissen? Ariane Swoboda: Für jedes neue Musical, für jeden neuen Vertrag gibt es ein Vorsingen. Das fällt einem mit den Jahren ein bisschen leichter, weil man immer mehr Leute kennt; manchen singe ich wahrscheinlich schon das 20. Mal vor (lacht). Wenn man da noch keine Erfahrung hat, weiß man nicht, wie so ein Tag abläuft. Was ziehe ich an? Wie präsentiere ich meinen Typ am besten? Welche Lieder sind geeignet, welche ein No-Go? Welche Möglichkeiten habe ich mit Requisiten oder Kostümen oder brauche ich überhaupt welche? – All die Fragen, von den profanen bis hin zu den ganz wichtigen, habe ich im Buch zusammengefasst. Welche sind deine Top-Tipps daraus? Das Wichtigste: so gut vorbereiten, wie man nur kann, die Audition steckt immer voller Aufregung. Man kann viele organisatorische Dinge beeinflussen, das sollte man unbedingt. Man hat dann vielleicht nur zwei Minuten, um aus 200 Leuten rauszustechen bzw. der Jury das Gefühl zu geben, eine Kollegin zu sein, mit der man gerne arbeitet. Hat man gut geübt, heißt es: den Moment genießen. Amelie, wie sehen bei dir die letzten 124
Minuten vor einer Audition aus? Amelie Polak: Manche Kolleginnen plaudern vorher gerne, ich habe gemerkt, dass es für mich am besten ist, wenn ich meine Kopfhörer nehme und eine Playlist wähle, die mich in eine gute Stimmung bringt. Ich möchte mich auch nicht vergleichen, darum gebe ich die Kopfhörer wirklich erst Sekunden vorher raus, bevor ich reingehe. Wie geht man mit einer Zurückweisung nach einer Audition um? Amelie Polak: Das tut natürlich weh. Man hat dann auch Momente, in denen man sich fragt, warum war ich nicht gut genug. Aber es geht nicht darum, irgendwem etwas recht zu machen, sondern darum, ob das, was du mitbringst, für diese spezielle Produktion passt oder nicht. Ariane Swoboda: Die Zurückweisungen in jungen Jahren sind die härtesten, weil man vieles auch noch nicht so durchschaut. Es ist spannend, dass man mit den Jahren sehr oft versteht, wenn man in die Show geht, für die man eine Rolle nicht bekam, warum man dort wirklich nicht gut reingepasst hätte. Und natürlich braucht es auch eine dickere Haut. Mit unserem Beruf legt man sein Herz auf den Tisch und wenn es jemand nicht haben will, dann schmerzt das.