Wenn die Masken fallen
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er Mann ist kreativ: Das erste Rendezvous auf einer Müllhalde. Sie ist angefressen und angeekelt. Die Stimmung zwischen dem Paar aus dem Arbeitermilieu der 1970er ist mies, kurzfristig Spaß bringt das Schießen auf Ratten. Dann fällt ihnen ein anderes Spiel ein: Abwechselnd lassen sie Masken und Hüllen fallen, bis zur ekstatischen Performance, in der sie ihr filterloses Ich, würde man heute sagen, feiern. Das Wiener Rabenhof Theater ist an diesem Novemberabend einmal mehr ausverkauft. Trotz Pandemie, trotz Maskenpflicht, trotz strenger Eintrittsauflagen. Lauten Applaus und Standing Ovations ernten die Retzerin Sophie Aujesky und ihr Bühnenpartner Josef Ellers; in ihrer beider Augen glänzen Tränen. Peter Turrinis „Rozznjogd“ löst vor 50 Jahren einen Theaterskandal aus, der heute in Kleinriedenthal lebende Autor wird schlagartig berühmt; sein dramatisches Debüt wird zum Welterfolg. Seit ihrer Schulzeit beschäftigt sich Sophie Aujesky mit seinem Werk, Turrini wird zu ihrem Mentor.