lie:zeit Ausgabe 90

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90 Nov. 2020

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

Al Walser: vom «Rebel» zum Grammy Ein wahrgewordenes Märchen einer Liechtensteiner Legende ab Seite 6

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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Das schreckliche Coronavirus hat uns Menschen schon bald ein Jahr fest im Griff. Nach dem Ausbruch im Februar 2020 in Europa und der Abflachung im Sommer, ist es seit 14 Tagen wieder hoch aktiv mit gravierenden Folgen. Täglich kommen Meldungen von neuen Höchstständen – so auch in Liechtenstein – und die Spitäler stossen an ihre Grenzen Die Regierungen beschwichtigen, verweisen auf die Massnahmen und schränken unsere Handlungsfreiheit notgedrungen immer stärker ein. Niemand weiss, was da noch auf uns zukommt. Der Landtag hat in der November-Session 2020 das Massnahmenpaket 3.0 für die Wirtschaft beschlossen. Ein Trost, dass aufgrund der guten Finanzsituation des Staates zumindest finanziell vieles abgefedert werden kann. Trotzdem sind noch lange nicht alle Betriebe über den Berg. In der Titelstory befassen wir uns mit dem in internationalen Kulturkreisen bestens bekannten und seit vielen Jahren in den USA lebenden Liechtensteiner Künster Al Walser. Er gibt uns unter dem Titel «Von Radio L zum Griff nach den Sternen» einen Einblick in sein interessantes Leben, seine Jugend, seinen Werdegang und seine Pläne. Er schildert, wie er Liechtenstein im Alleingang zu einem der erfolgreichsten Länder der Welt gemacht hat, was die Erfolge bei den Grammys pro Kopf der Bevölkerung betrifft. Ein Abgeordneter, der sich nachhaltig für unsere Rentner einsetzt, ist der FBP-Abgeordnete Johannes Kaiser. Angesichts der Tatsache, dass rund 50 Prozent der AHV-Bezügerinnen und -Bezüger über keine Pensionskassenguthaben verfügen und sie allein auf die AHV-Rente angewiesen sind, wirkt sich eine über viele Jahre eingefrorene Rente fatal aus. Denn die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen stetig an, während eine teuerungsbedingte Anpassung seit zehn Jahren bei unserer Regierung tabu ist. Kaiser möchte diesbezüglich Abhilfe zugunsten der Renterinnen und Rentner schaffen. In Interviews schauen Regierungschef Adrian Hasler und Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch zurück auf die bald zu Ende gehende Lesislaturperiode. Beide können Erfolge vorweisen. Das Schritthalten des Staates, seiner Verwaltung und der Gesetzgebung mit der fortschreitenden Digitalisierung sowie die Sanierung des Landeshaushalts haben die Arbeit von Regierungschef Hasler in den vergangenen Jahren geprägt. Derweil kann auch Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch in der ablaufenden Legislaturperiode auf eine Vielzahl an Erfolgen zurückblicken. Er betont die gute Zusammenarbeit und weist speziell darauf hin, dass der gesunde Haushalt ein Erfolg aller sei. Anzeige

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Die Corona-Pandemie greift auch sehr stark in den Sportbereich ein. So musste der FC Vaduz die letzten Meisterschaftsspiele wegen Quarantäne-Massnahmen absagen, sodass die nächste Super League-Partie erst für den 21. November in Luzern geplant ist. Sportlich läuft es beim FCV noch nicht wunschgemäss. Im Amateurbereich (1. Liga bis 5. Liga) sind alle Spiele der Herbstrunde abgesagt. Wann es im Frühjahr weitergeht, ist nicht bekannt. Wissen Sie, was beispielsweise der Dialekt-Satz heisst: «Dia Wiiber sind all no am kefla.» Wir befassen uns auch in dieser Ausgabe mit teils verloren gegangenen Mundartausdrücken, die viele, vor allem die Jugendlichen, gar nicht kennen oder nie gehört haben. In diesem Sinne wünsche ich Euch zusammen mit der lie:zeit-Crew eine gute und gesunde Zeit und viel Freude bei der Lektüre.

Herbert Oehri, Redaktionsleiter

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Erfolgsgeschichte und Schattenseiten: Gedanken zur liechtensteinischen Erinnerungskultur 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein im letzten Jahr, 30 Jahre UNO-Beitritt und 25 Jahre EWRBeitritt in diesem Jahr, 100 Jahre Verfassung von 1921 im kommenden Jahr: Unser gemeinsames, öffentliches Erinnern wird stark von Jubiläen geprägt. Der Zufall der runden Zahl bestimmt wesentlich mit, an was wir uns gemeinschaftlich erinnern und wann wir das tun. Jubiläen und Jubiläumsanlässe sind Teil unserer Selbstwahrnehmung im Innern und unserer Selbstdarstellung nach aussen. Sie wirken identitätsstiftend. Dabei entspricht die Fixierung auf Jahreszahlen und (häufig) auf staatliche Ereignisse einem antiquierten Geschichtsverständnis, das in der Geschichtswissenschaft und in der Schule längst überwunden ist. Eine Eigentümlichkeit der öffentlichen Erinnerungskultur in Liechtenstein liegt darin, dass vornehmlich die «Erfolgsgeschichte» im Vordergrund steht und Schattenseiten gerne ausgespart werden. Dies ist nicht so selbstverständlich, wie es scheinen mag: Im Ausland hat sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich ein glaubwürdiger Umgang mit Geschichte auch deren problematischen Aspekten widmen muss. Neben dem seit dem 19. Jahrhundert übliche Feiern einer idealisierten Nationalgeschichte

trat nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend das Gedenken an eigenes, schuldhaftes Verhalten: Deutschland musste einen Umgang mit Nationalsozialismus und Holocaust finden, und auch andere Länder stellen sich ihrer Verstrickung in den Totalitarismus oder in anderes Unrecht, seien es Kolonialismus oder Sklaverei, Kindswegnahmen oder sexueller Missbrauch in öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen oder anderes. Dies nennt der Geschichtstheoretiker Jörn Rüsen «die moralische Dimension der Geschichtskultur»: die Bewertung vergangenen Geschehens nach den sittlichen und moralischen Massstäben der Gegenwart. Diese Aufgabe fällt indes nicht in den Zuständigkeitsbereich der Geschichtswissenschaft, sondern der Gesamtgesellschaft. Diese moralische Dimension hat in der liechtensteinischen Erinnerungskultur bislang wenig Bedeutung erlangt. Es beim Glück des Kleinen zu belassen, dank der eigenen Macht- und Bedeutungslosigkeit nicht zu den Hauptakteuren der grossen Katastrophen wie Holocaust oder Kolonialismus zu gehören, oder heikle Aspekte der eigenen Geschichte mit dem Verweis auf historische Publikationen als erledigt zu betrachten, ist jedoch zu einfach. Es genügt auch nicht, das Gedenken einzelnen

Personen oder Institutionen zu überlassen. Auch der Kleinstaat soll, nach der wissenschaftlichen Aufarbeitung, seinen Anteil an der Verantwortung in einem Akt öffentlichen Erinnerns übernehmen. So sind etwa die frühneuzeitliche Hexenverfolgung oder die nationalsozialistische und antisemitische Betätigung von Liechtensteinern mittlerweile bestens erforscht. Ein öffentliches Zeichen des Erinnerns und Bedauerns aber fehlt. Die Unabhängige Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg (2001–2005) oder der jährliche Holocaust-Gedenktag sind positive Schritte, ersetzen dies aber nicht. Ein Feld für die Auseinandersetzung mit Recht, Schuld und Verantwortung wäre auch der Umgang mit Finanzpraktiken wie Geldwäsche oder Potentatengeldern im letzten Jahrhundert: Der mit der Liechtenstein-Erklärung

vom 12. März 2009 eingeleitete Paradigmenwechsel hin zu Steuertransparenz und globalen Finanzstandards müsste den Weg für eine Beschäftigung mit dieser Frage freigemacht haben. Ein offener Umgang damit, wozu zentral die Klärung der Faktenlage gehörte, würde die Glaubwürdigkeit der «Weissgeldstrategie» stützen. Fazit: Die einseitige Beschränkung der öffentlichen Erinnerungskultur auf eine «Erfolgsgeschichte» führt zu einer schiefen, oberflächlichen Wahrnehmung unserer Vergangenheit und einer verzerrten kollektiven (nationalen) Identität. Ohne die Mühe einer Integration negativer (Selbst-)Erfahrungen, sagt Jörn Rüsen, ist Identitätsstärke nicht zu haben. Hieran ist noch zu arbeiten.

LIC. PHIL. FABIAN FROMMELT Forschungsleiter Geschichte am Liechtenstein-Institut

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AUS DEM INHALT Von Radio L zum Griff nach den Sternen

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Erhöhung der AHV in der CH – leider nicht für FL-Rentner

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«Die Sanierung des Staatshaushalts ist ein Meilenstein»

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«Liechtenstein ist nicht passiert. Es wurde gemacht.»

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«Bürgernähe und Erfahrung schaffen Vertrauen»

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Unser Land braucht eine starke Opposition

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Solidarität ist eine Gemeinschaftsleistung

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3 Fragen an …

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(Fristlose) Kündigung von Mietverträgen

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FC Vaduz: Wann kommt der erste Saisonsieg?

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Fussball-Meisterschaft wird eingestellt

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«Ich hoffe, dass die Bevölkerung hinter den Bergbahnen steht»

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Im Gespräch mit Jugendlichen

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«Jeder Tag kann ein neuer Schöpfungstag sein»

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Zahltag bei der Bäckerei, Conditorei & Confiserie Wanger

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Metal aus Liechtenstein

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DialektAusdrücke (Teil 2) «Dia Wiiber sind all no am kefla»

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polit:zeit Risch: «Den Einzelnen nicht vergessen» Regierungschef-Stellvertrerter Daniel Risch hat in der zu Ende gehenden Legislaturperiode zweifellos vieles in seinen Ressorts umgesetzt. Ihm war und ist dabei wichtig, dass der einzelne Mensch im Vordergrund steht. ab Seite 14

meine:zeit Jeder Tag ein neuer Schöpfungstag Loretta Federspiel-Kieber hat in ihrem Leben immer wieder Momente erlebt, in denen sie spürte, dass es Zeit für ein Veränderung ist. Daneben gibt es aber auch einige Konstanten: den Schuldienst, das Erzählen, den Einsatz für Dinge, die ihr wichtig sind, und natürlich die Beziehung zur Familie. ab Seite 34

sport:zeit FC Vaduz: Wann kommt der erste Sieg?

Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen | Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Oliver Hartmann, Heribert Beck | Beiträge/Interviewpartner/ Innen: Regierungschef Adrian Hasler, Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch, Regierungsrätin Katrin Eggenberger, Fabian Frommelt, Al Walser, Günther Fritz, DpL, Thomas Nigg, Christoph Kindle, Heinz Vogt, Jonas Meier, Loretta Federspiel, Richard Wanger, Marion Kranz, Adolf Marxer | Parteien: FBP, VU, FL, DU, DpL | Satz/Lithos: Joanne Rohner, Oliver Hartmann | Druck: Somedia Partner AG | Fotos: Oliver Hartmann, Jürgen Posch, Herbert Oehri, zVg. | Akquisition/Marketing/Beratung: Vera Oehri-Kindle (Leiterin), Brigitte Hasler | Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden | Erscheinung: Samstag, 7. November 2020 | Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins und an die Postfächer im Bezirk Werdenberg. Zeitschrift erreicht ca. 50’000 Leserinnen und Leser (Umfang 88 Seiten) | Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gastautoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe und Standpunkte von Gastautoren. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z.B. Beitragslänge (max. 2’000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde oder Persönlichkeitsrechte, Schutz der Ehre von Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 90 00 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.

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Nächste «lie:zeit»: 7. November 2020

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Der FC Vaduz muss in der Super League nicht ganz unerwartet Lehrgeld bezahlen. Nach fünf Runden wartet der Aufsteiger auf den ersten Sieg. Auch diese Fussballsaison wird stark von der Corona-Pandemie geprägt, die auch Auswirkungen auf den Spielbetrieb der Vaduzer hat. So ist das nächste Spiel erst wieder am 21. November. ab Seite 26

üseri:worzla «Dia Wiieber sind all no am kefla» Liechtensteinisch ist eine Sammelbezeichnung für die im Land gesprochenen hochalemannischen Dialekte. Die Mundarten in Liechtenstein gehören zu den schweizerdeutchen und alemannischen dialekten Vorarlbergs und Südwestdeutschlands. Wir stellen Ihnen in mehreren Folgen liechtensteinische Dialektausdrücke vor. ab Seite 40


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Al Walser in Liechtenstein vorzustellen, wäre Wasser in den Rhein getragen. Aus Anlass der kürzlich erfolgten, offiziellen Überreichung des Grammys (siehe Titelbild), des grössten Preises, den je ein Liechtensteiner im kulturellen Bereich gewonnen hat, gibt er dennoch einen Einblick in sein Leben, seine Jugend, seinen Werdegang und seine Pläne. Er schildert, wie er Liechtenstein im Alleingang zu einem der erfolgreichsten Länder der Welt gemacht hat, was die Erfolge bei den Grammys pro Kopf der Bevölkerung betriff t. Was sind deine ersten Erinnerungen an Schaan und wie hast du Liechtenstein in deiner Kindheit und Jugend erlebt? Al Walser: Ich erinnere meine zwei Söhne immer wieder mal daran, und zwar grade bewusst dann, wenn was Grösseres passiert: «Hey, ihr wisst, ich bin ein Junge, der aus Schaan kommt.» Und dies, damit sie zum einen früh wissen, wo meine Reise begonnen hat, und zum anderen, dass eben im Leben wirklich nichts unmöglich ist, solange man seiner Intuition folgt. Ich ging in Schaan in die Primarschule Resch – und so oft ich schon in der Welt draussen war, Schaan ist unter dem Strich der Ort, an welchem ich bis heute am meisten Zeit verbracht habe. Mein Ur-Ur-Grossvater, Ferdinand Walser, war vor über 100 Jahren unter anderem Vorsteher von Schaan. Schaan reicht bei mir also weit zurück. Ich habe die Jugendzeit unter anderem auch sehr sportlich in Erinnerung. Ich war in den verschiedensten Vereinen, wie das die meisten früher waren. Was mich damals sehr gefreut hat, war, dass ich im Abschlussjahr der Primarschule in meinem Jahrgang den ersten Platz am Sporttag erreicht habe. Später wurde ich dann auch mehrfacher Junioren-Landesmeister im Tischtennis. Ich glaube, das waren meine allerersten Erscheinungen in den Liechtensteiner Tageszeitungen. Erlebt habe ich viel, vieles würde jetzt den Rahmen sprengen, aber vielleicht gibt es ja mal ein Buch oder einen Film dazu. Angebote bekomme ich übrigens immer wieder. Die ersten Klavierstunden hatte ich als Siebenjähriger im Rheinberger Haus in Vaduz, damals bei Musiklehrer Albert Frommelt. Die Jugendzeit verbrachte ich mehrheitlich auch in Schaan, absolvierte das Gymna-

sium in Vaduz und maturierte dort 1996. Während meiner Schulzeit, sprich ab der ersten Woche, in der Radio L auf Sendung war, habe ich nebenher auch moderiert. Was ist der Hausname deines Walser-Stamms? Lustig, das wurde ich noch nie gefragt. Aber um auf meinen Ahnen Ferdinand Walser zurückzukommen: 1890 erbaute er das Gasthaus zur Linde in Schaan. Im Stammbaum, den ich von meiner Kindheit her kenne, steht bei uns somit «Linde Walser». Wie nennst und beschreibst du deinen Musikstil? «Al Walser», wäre die kurze Antwort. Ich habe so viele Stile aufgenommen und nehme sie nach wie vor auf, von Pop und Dance über Standards und Rock’n’Roll bis hin zu Klassik und mehr. Und als Produzent spannt sich der Bogen sogar noch weiter. Heute bin ich ausserdem ein bisschen ein anderer Mensch, denke ich. Gerade weil man halt auch mehr im Rückspiegel sieht und sich dann oft fragt: «Muss das oder das jetzt wirklich sein? Was ist wirklich wichtig, und wie bewerte ich diese Arbeit wohl in fünf bis zehn Jahren oder noch später?» Solche Fragen haben übrigens auch einen grossen Einfluss darauf, für welche Berichterstattungen ich mich hergebe und für welche nicht. Viele würden sich wundern, wenn sie wüssten, was ich alles absage – zum Teil wirklich grosse Berichterstattungen in TV und Zeitungen, die mich für ein halbes Jahr begleiten wollen etc. Der Grund ist, dass meine Intuition zu vielem einfach auch «nein» sagt. Aber zurück zur Musik: Ich fülle momentan, was ich immer als meine grösste Lücke bezeichnete, einen Teil von mir,

in dem ich mich zu 100 Prozent kompromisslos als Künstler präsentiere, wobei Authentizität von A bis Z von höchster Wichtigkeit ist. Dass ich dies heute so machen kann, ist ein unheim-

Radio Liechtenstein und ich waren damals wie zwei Babys, die regelrecht miteinander aufgewachsen sind. Al Walser, Musiker, Produzent und Grammy-Gewinner

liches Privileg, welches ich mir aber auch hart erarbeitet habe. Ich sollte dies vielleicht jetzt nicht so sagen, aber direkt nach meinem Weihnachts-TV-Special dachte ich mir: «Was willst du eigentlich noch mehr?» Ich hatte soeben, im Herzen von Hollywood, all das gemacht, was sich über Jahre in mir als Künstler und Songwriter aufgestaut hatte und konnte dies obendrein in der höchstmöglichen Bildqualität für immer verewigen. Es war kurz irgendwie so wie ein «okay, that’s it»-Moment. Aber ich bin schon wieder voller Tatendrang. Momentan arbeite ich an einer Oper mit von mir geschriebenen klassischen Walzerwerken, die ich eigentlich


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«Wer wissen will, was Al Walser auf der Bühne in Hollywood macht, der hat mit dem Christmas-TV-Special die Möglichkeit, auf eine Reise mit mir zu gehen.»

gerne mit einem afrikanischen Sinfonieorchester aufnehmen würde. Neue Möglichkeiten zu ergründen, neue Fusionen zu erschliessen und damit weltweit etwas Positives zu bewegen, finde ich spannend. Wie kann man sich deine musikalischen Wurzeln vorstellen? Ich denke, ich wusste schon mit sechs Jahren, was ich machen will, und so fing ich mit sieben auch an, Klavier zu spielen. Aber ich glaube, es ist auch diese Überzeugung, die sich in einem entweder früh entwickelt oder auch nicht, die dich gerade über Tiefen im Business hinwegträgt. Von Schaan aus so etwas zu träumen oder gar zu wagen, war damals schon fast unverschämt (lacht). Musik zu studieren war nie das, was ich wollte, obwohl man mir dies natürlich nahegelegt hat. Aber die Seele, das Herz frei sprechen zu lassen, meine Visionen gleich nach der Schule umzusetzen, das war mehr mein Ding. Es gab jedoch keine Fussstapfen, in die ich hätte treten können, aus dem Land in die weltweite Musikindustrie. Und einfach ist es ohnehin nie, schon gar nicht am Anfang. Ich wurde sicher nicht zum Erfolg «gepöp-

pelet». Mein erster grosser und wichtiger Sprung damals war sicherlich der Weg nach Hamburg. Meine Arbeit in Deutschland und die dann kommenden Erfolge in Deutschland sowie später in Japan waren eine Art Crashkurs für mich. Ich habe Ende der 90er sehr viel Zeit in Hamburg verbracht und bin dann mit meiner Band durch Europa und Asien getourt. Wann hast du gemerkt, dass es dich noch weiter in die Welt hinauszieht? Ich durfte bis zum 29. Lebensjahr ja bereits sehr viele Erfolge feiern. Auf Fernsehsendern wie damals VIVA wurden unsere Lieder wurden rauf und runter gespielt, in Japan waren wir Nummer 1 … viele tolle Sachen. Trotzdem dachte ich, dass da noch mehr geht, zumal es dann auch wieder ruhiger wurde. Ich war damals auch wieder in Teilzeit bei Radio L, auch eine tolle Zeit, wurde bald 30 und wusste: «Jetzt musst du aber gehen, denn sonst wird es zu gemütlich und es stellt sich Jahr für Jahr mehr Routine ein.» Dafür war ich nicht bereit. Das Feuer brannte auch einfach noch zu stark in mir. Ich wollte Neues erleben und in

den jungen Jahren auf keinem Fall lediglich den bequemsten Weg gehen. Ich war dann später in Los Angeles als Korrespondent für ein paar deutschsprachige Medien in Europa tätig. Es war eine tolle neue Erfahrung. Welche Rolle hat Radio L in deiner Karriere gespielt, und wie hat es deinen Werdegang beeinflusst? Radio Liechtenstein, oder damals Radio L, und ich, waren damals wie zwei Babys, die regelrecht miteinander aufgewachsen sind. Als Radio L auf Sendung ging, war ich in der ersten Woche bereits mit am Start, und wir haben uns beide Monat für Monat entwickelt. Ich war der Einzige unter 20 am Sender. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich der einzige Liechtensteiner Moderator war und den Sendebetrieb als solcher fast alleine geschmissen habe. Ich habe dafür zur Anfangszeit, was heute ja unvorstellbar ist, auch den Spielraum gehabt, um viel Neues zu erfinden, zu kreieren, zu probieren, Liechtensteiner Songs zu entwerfen. Das ist vielen, wie ich mitbekomme, bis heute in positiver Erinnerung. Manche haben

gesagt, dass ich als erster die elektronischen Liechtensteiner Medien unterhaltsam gemacht habe, was mich sehr ehrt. Ich war halt dafür wirklich zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Ideen im richtigen Alter am richtigen Ort. Etwas zu bewegen, war und ist für mich wichtig. Lediglich das Wetter und die Uhrzeit durchzugeben und abzumoderieren, dass das jetzt gerade die «Beatles» waren, ist nicht mein Ding. Man wird dann zu austauschbar. Somit habe ich mich und die Stimme immer als Surfer auf der Welle gesehen und versucht, jede Moderation wirklich zu einer unterhaltsamen Show zu machen. Ich höre heute noch ab und zu kurz rein, Verbesserungsvorschläge von meiner Seite gibt es viele, manche habe ich dort auch direkt kundgetan. Wie war die erste Zeit in den USA für dich? Was waren die grössten Hürden? Vieles aufzugeben, wenn man sich gerade ein paar Sicherheiten aufgebaut hat, ist kein einfacher Entscheid und für viele deshalb vielleicht auch ein bisschen riskant. Ich bin ebenfalls der Überzeugung, dass es allgemein


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besser ist, mit weniger Fuss zu fassen – gerade auch in jungen Jahren als Künstler. Denn die ersten wichtigen Schritte sind so einfach die gesünderen. Mit weniger lernst du von Anfang an, gleich richtige, nachhaltige – um Liechtensteins momentanes Lieblingswort zu gebrauchen (lacht) – Entscheidungen zu treffen. Zu deiner heutigen Karriere: Was bedeuten die Grammys für dich? Sie nennen mich heute in Zusammenhang mit den Grammys «den Urknall der independent Artists». Dies steht in Verbindung zu meiner Nomination vor acht Jahren. Keiner, auch in Liechtenstein nicht, hätte gedacht, dass ich Jahre später wieder auftauche und dann auch noch gewinne. Ich möchte allen, gerade den jungen Lesern, einfach auch mitteilen, dass, ein Geist, den ihr mit euch tragt, den ihr besser kennt als alle anderen euch kennen können, langfristig nicht aufgehalten werden kann, wenn ihr stets das Richtige macht und an euch arbeitet. Macht euer Ding, und glaubt an euch. Ich be-

komme heute noch E-Mails von Indie-Künstlern aus der ganzen Welt, die mir schreiben, wie sehr ich sie inspiriert habe, und das freut mich. Ich sehe es jedoch auch irgendwie als meine Pflicht an, zu inspirieren.

Name auf der Fahne stand, war gut. So wusste jeder, wer unter dem Helm war, und die Presse schrieb den Namen korrekt (lacht). Unter anderem hatte mich die «Los Angeles Times» auf der Titelseite.

Du hast auch immer ein wenig auf Provokation gesetzt, zum Beispiel bei deinem Astronautenauftritt mit der Al-Fahne. Was ist der Grund dafür und kommt das in den USA eventuell ganz anders an? Wieso Provokation? Jeder hat mich gefragt, was ich zur Grammy-Nomination anziehe. Daraus ergab sich für mich die Konsequenz, etwas Spezielles zu machen. Als Schaaner damals nominiert gewesen zu sein und weit weg von Liechtenstein auf dem Grammy-«red carpet» regelrecht auf mich wartende Medienvertreter zu treffen, da kam mir spontan die Mondlandung in den Sinn. Ich hatte vor der damaligen Verleihung wirklich unglaublich viele Presseanfragen von Journalisten, die sicher sein wollten, dass ich auf dem Teppich auch Interviewfragen beantworten werde. Dass mein

«For the most precious among us» war eine deiner Aussagen in einem Interview in Bezug auf die Kinder. Welche Bedeutung haben Kinder für dich und welche Botschaften gibst du deinen eigenen mit auf den Weg? Dass meine Kinder sich geliebt wissen und ihnen dies auch mitzuteilen, ist mir wichtig. Meine Kinder wachsen automatisch mit sehr vielen Kulturen auf, was sie zusätzlich bestens integriert und das Miteinander selbstverständlich macht. Sie auf die Welt vorzubereiten und ihnen dem Alter entsprechend vor allem auch die Zusammenhänge der Welt zu erklären, ist mir ebenfalls wichtig. Wir schauen oft gemeinsam uralte Strassenaufnahmen von 1890 oder vom Anfang des 19. Jahrhunderts an und analysieren diese. Ein Verständnis für das Jetzt und die

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Vergangenheit mitzuteilen, ist etwas, was mir einfach von Bedeutung ist in der Erziehung. Um beim simplen Beispiel zu bleiben: Ein Kind sieht das heutige Strassenbild ganz anders, wenn es soeben das Strassenbild von vor 100 Jahren gesehen hat. Es hilft den Kindern auch, die Entwicklung zu sehen und als Kind zu merken: «Hoppla, das heutige Bild ist wohl auch nur ein Teil der Entwicklung.» Sie stellen so organisch fest, dass sie künftig ja auch ein positiver Teil der Entwicklung sein können, wenn sie wollen. Anderes Thema: Was hat dich bewogen, die «Rebel-Abende» zu organisieren? Ich sag ja oft, dass man mich aus Liechtenstein bringen kann, aber den Liechtensteiner nicht aus mir (lacht). Somit erklärt sich schon mal der «Rebel» im Namen. Ich veranstalte, ausserhalb der Corona-Pandemie, jeweils am Grammy-Wochenende eine der mittlerweile angesagtesten jährlichen Galas in Los Angeles. Nach ein paar Erfolgsjahren damit dachte ich: «Komm, so etwas könnte man jetzt doch auch mal in Europa versuchen!» Natürlich den Gegebenheiten angepasst. Ich probierte es damit estmals in Vaduz, was wirklich super ankam. Mit der tollen Unterstützung von Micha Eder, Sulsi Büchel und Walter Hagen habe ich den ersten Event auf dem Museumsplatz durchgeführt, und dort haben wir einen tollen Abend erlebt. Wir sind mit dem Event nun mittlerweile in Zürich, wobei die Location immer wieder mal wechseln kann. Ich bin aber hocherfreut, dass die «Rebel&Caviar Gala» im fünften Jahr schon zu den glamourösesten jährlichen Events der Schweiz gehört. Der Anlass lädt dazu ein, sich in ungezwungener Atmosphäre auszutauschen, zu «networken» und sonst nichts zu müssen. Zu den Gästen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport zählen auch die grössten Skifahrer aller Zeiten wie Vreni Schneider, Andy Wenzel und Marc Girardelli. Wir haben je-


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des Jahr viele Medienvertreter vor Ort und mittlerweile mehr prominente Anmeldungen als Platz vorhanden ist. Viele Liechtensteiner kommen übrigens auch jedes Jahr an den Event. Das finde ich immer wieder toll. Dieses Jahr wurde der Anlass natürlich nicht durchgeführt, aber die Planung für nächstes Jahr steht eigentlich bald an, je nachdem, wie sich die Lage nun entwickelt. Erzähl bitte etwas über dein «Christmas Special», das du bereits erwähnt hast. Was waren die Beweggründe, wie beurteilst du die Umsetzung und was erwartet die Zuschauer? Wer wissen will, was Al Walser auf der Bühne in Hollywood macht, der hat mit dem TV-Special in knapp zwei Stunden mit 16 von mir geschriebenen Songs die Möglichkeit, auf eine Reise mit mir zu gehen. Das TV Special ist sehr wichtig für mich, und, ja, nachhaltig. Weihnachten ist jedes Jahr und somit werden wir auch zusehen, dass das Special entsprechend Jahr für Jahr weltweit auf TV-Sendern und spezifisch ausgewählten Portalen wie Amazon Prime oder Apple TV stattfindet. Ich habe mit dem Special auch in die Zukunft geplant, in dem wir es in der unglaublich hohen Qualität von 8K aufgenommen haben und zu-

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sätzlich auch in Form von Virtual Reality, einfach damit man beides schon einmal hat. Für dieses und nächstes Jahr reicht unsere HD oder 4K Version, aber ich bin bereits gerüstet für zukünftige Formate. Wer sich die Show ansieht, wird schnell merken, dass alles sehr zeitneutral gehalten wurde. Sprich: Es sind keine Handys, Computer oder andere Utensilien sichtbar, die auf eine Zeitepoche hindeuten würden. Schaut es euch an, ich will nicht zu viel verraten, nur noch so viel, dass Liechtenstein sehr prominent, mehr als einmal, in der Show auftaucht. Ein Song heisst auch «Christmas Time in Liechtenstein». Wann und wo das Special dieses Jahr ausgestrahlt wird, gebe ich in Kürze auf www.alwalser.com bekannt. Dort ist auch der Trailer zur Show abrufbar. Welche weiteren Pläne kannst du schon verraten? So ziemlich bald werde ich die vielen Walzerskizzen für meine Oper umsetzen. Das Projekt befindet sich zwar noch total in den Kinderschuhen, aber auch die längste Reise fängt, wie wir wissen, mit einem ersten Schritt an. Abschliessend noch die Frage: Wie gehst du mit dem Phänomen des Propheten im eigenen

Lande um? Zum einen ist dies ein natürliches Phänomen, das, denke ich, umso grösser ist, desto kleiner ein Land ist. Und dann schwingt sicherlich auch immer wieder Neid mit. Was mit mir und meinem Erfolg im modernen Entertainment passiert ist, hat es im Zusammenhang mit Liechtenstein noch nie gegeben. Und ganz ehrlich gesagt: Jeder geht damit so gut um, wie er kann. Ich denke, dass ich in den vergangenen 20 Jahren sicherlich einer derjenigen Liechtensteiner bin, die vom ältesten Liechtensteiner, dem Neid, besonders viel abbekommen haben. Ich gehöre aber auch zu den wenigen Liechtensteinern, welche die stetige Entwicklung dieses Phänomens in Liechtenstein über Jahrzehnte hautnah miterlebt haben. Lustig ist doch, dass jeder das Phänomen des Neids in Liechtenstein klar erkennt, es viele auch oft erleben, und doch keiner mit dem Finger auf sich selbst zeigen würde. Diese Rechnung geht natürlich nicht auf. Ich habe dabei erkannt, dass auch das Umfeld stetig wächst und der Neid weniger mit einem selbst, sondern mit Unzufriedenheit und Unerfülltheit der neidenden Person zu tun hat. Wenn die Leute erkennen, wie hart man dafür gearbeitet hat, wird auch der Neid kleiner, ob-

wohl der Neid ja von Anfang an nicht anwesend sein sollte. Neid hat System und ich bin schon früh damit konfrontiert worden. Wo Sonne ist, da ist auch Schatten. Ich bin womöglich in einer speziellen Situation, und somit erlebe ich Spezielles, aber auch viel Schönes. Als ich letzten Winter zum Beispiel für zwei Stunden am Vaduzer Maskenball war, konnte ich keinen Meter gehen, ohne für Selfies angefragt zu werden. Ich übertreibe nicht. Mich haben diese, wenn auch teils nur kurzen Unterhaltungen mit der neuen Generation sehr gefreut. Mir wurde aber auch bewusst, dass wohl kaum ein Liechtensteiner, durch den Vaduzer Maskenball laufend, mit Selfie-Anfragen regelrecht überhäuft wird. Die Gespräche und wieviel die junge Generation von mir wusste, haben mich teils wirklich positiv überrascht, da man ja selten so direkten Kontakt mit gleich so vielen Leuten auf einmal hat. Eine tolle neue Generation wächst in Liechtenstein heran. Aber kurzum, nein, ich denke nicht, dass ich heute ein Prophet im eigenen Lande bin. Für das müsste ich ja hauptsächlich und lediglich im eigenen Land stattfinden und vielleicht auch noch im Land wohnen. Heute würde dies, glaube ich, auf andere eher zutreffen als auf mich.


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Erhöhung der AHV in der CH – leider nicht für FL-Rentner Gute Nachrichten für AHV- und IV-Rentner in der Schweiz: Ab 2021 werden die monatlichen Renten um zehn Franken für eine minimale Einzelrente bzw. 20 Franken für eine maximale Einzelrente erhöht. Der Bundesrat prüft alle zwei Jahre, ob die Renten angepasst werden müssen. Zuletzt hat er die Renten 2019 erhöht. In den letzten beiden Jahren sind die Löhne und Preise so stark gestiegen, dass die Renten wiederum angepasst werden. Text: Johannes Kaiser, FBP-Landtagsabgeordneter

In der Schweiz erfolgt im kommenden Jahr bereits die vierte Rentenerhöhung seit 2011. Der AHV-Rentner bekommt dort im 2021 jährlich 420 Franken (minimale Einzelrente) bzw. 840 Franken (maximale Einzelrente) mehr als im Jahr 2011. Der Liechtensteiner Rentner hingegen bekommt keinen Franken mehr Rente als vor zehn Jahren. Dabei sind die Preise und Löhne in Liechtenstein sicher nicht weniger gestiegen als in der Schweiz.

normale Dinge – wie einen ohnehin schon seltenen Besuch beim Friseur oder Eintrittskarten für ein Konzert – nicht mehr schliessen.

Zurück zur Berechnungsgrundlage vor dem Sparmassnahmen-Paket Was sich in Liechtenstein verändert hat, sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Ein Teuerungsausgleich wird nicht mehr wie in der Schweiz auf der Grundlage des Mischindexes (Mittel zwischen Lohn- und Preisindex), sondern nur mehr aufgrund des Preisindexes gewährt. Nahezu verunmöglicht wird ein Teuerungsausgleich auch für die kommenden Jahre zudem durch die Aussetzung des Teuerungsausgleichs, bis er vier Prozent überstiegen hat. Abhilfe lässt sich nur schaffen, wenn diese gesetzlichen Bestimmungen revidiert werden.

Viele AHV-Rentner vom fehlenden Teuerungsausgleich betroffen Das trifft natürlich nicht nur auf AHV-Rentner, sondern auch auf IV-Rentner zu, denen ja nur die IV-Rente und keine Pensionskasse zur Verfügung steht. Auch AHV-Rentner mit einer minimalen Pensionskasse, von denen es viele gibt, sind stark vom fehlenden Teuerungsausgleich betroffen. Natürlich gibt es in manchen Fällen die Möglichkeit, über die Ergänzungsleistungen das Einkommen etwas aufzubessern. Aber auch diesbezüglich ist uns die Schweiz voraus: Neben dem neuerlichen Teuerungsausgleich für die AHV-Renten wurde der Teuerung auch bei den Ergänzungsleistungen (EL) Rechnung getragen und die Beträge für die Deckung des allgemeinen Lebensbedarfs wurden erhöht. Das bedeutet, dass ein Betroffener eher Anspruch auf eine EL erhält oder die EL etwas höher ausfällt. In Liechtenstein bleibt es auch bei diesem Betrag beim Alten.

Ausgaben der Rentner sind gestiegen, Rente stagniert Angesichts der Tatsache, dass rund 50 Prozent der AHV-Rentner über keine Pensionskassenguthaben verfügen und sie allein von der AHV-Rente leben, wirkt sich eine über viele Jahre eingefrorene Rente fatal aus. Denn die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen stetig an. Das bedeutet, dass die Ausgaben für den Rentner ständig höher werden, das Einkommen – die Rente – aber nicht. Irgendwann lässt sich diese auseinanderlaufende Schere zwischen teuerungsbedingt steigenden Ausgaben und gleichbleibender AHV-Rente auch durch hartes Sparen und den Verzicht auf ganz

Steigende Krankenkassenprämien wirken sich belastend aus Wie ich schon häufiger ausgeführt habe, sind im Warenkorb, welcher zur Ermittlung des Preisindexes herangezogen wird, gerade für Rentnerhaushalte relevante Ausgabenposten wie die Krankenkassenprämien nicht enthalten. Die Krankenkassenprämien wurden gerade erst für das Jahr 2021 erhöht, obwohl die Reserven der Krankenkassen weiter gestiegen sind und die gesetzliche Mindestreserve weit übertroffen wird. Begründet wird diese Erhöhung damit, dass zu viele Versicherte, um tiefere Prämien zu bezahlen, höhere Wahlfranchisen abgeschlossen haben. Die daraus resultierenden

Angesichts der Tatsache, dass rund 50 Prozent der AHV-Rentner über keine Pensionskassenguthaben verfügen und sie allein von der AHV-Rente leben, wirkt sich eine über viele Jahre eingefrorene Rente fatal aus. Denn die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen stetig an. Johannes Kaiser, FBP-Landtagsabgeordneter

Prämienausfälle müssen nun über Prämienerhöhungen gedeckt werden. Dies trifft vor allem auch Senioren, die ja kaum von Wahlfranchisen und damit niedrigeren Prämien profitieren können. Es ist Zeit, eine Möglichkeit zu schaffen, um unsere AHV/IV-Renten adäquat der Teuerung anzupassen.


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«Die Sanierung des Staatshaushalts ist ein Meilenstein» Das Schritthalten des Staates, seiner Verwaltung und der Gesetzgebung mit der fortschreitenden Digitalisierung sowie die Sanierung des Landeshaushalts haben die Arbeit von Regierungschef Adrian Hasler in den vergangenen Jahren geprägt. Dem Ende seiner Zeit an der Spitze des Kabinetts blickt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Interview: Heribert Beck

Herr Regierungschef, Ihre zweite und gleichzeitig letzte Legislaturperiode in diesem Amt neigt sich dem Ende zu. Was empfinden Sie? Regierungschef Adrian Hasler: Bei jedem Anlass und bei jedem Treffen wird mir bewusst, dass sich meine Amtszeit als Regierungschef dem Ende nähert. Vor kurzem haben wir beispielsweise den Spatenstich zum neuen Dienstleistungszentrum der

«Ich durfte mich in zwei äusserst spannenden, herausfordernden und prägenden Legislaturperioden als Regierungschef für unser Land einsetzen. Das habe ich mit viel Herzblut und grosser Überzeugung gemacht.»

Verwaltung gemacht. Da musste ich daran denken, dass ich an der Eröffnung nicht mehr in meiner heutigen Funktion dabei sein werde – und das fühlt sich dann doch speziell an. Auf der anderen Seite freue ich mich auf die Zeit danach und darauf, dass ich mich neuen Aufgaben stellen kann und hoffentlich etwas mehr Zeit für mich und meine Familie haben werde. Rückblickend durfte ich mich in zwei äusserst

spannenden, herausfordernden und prägenden Legislaturperioden als Regierungschef für unser Land einsetzen. Das habe ich mit viel Herzblut und grosser Überzeugung gemacht. Jetzt schaue ich mit grosser Dankbarkeit auf diese Zeit zurück. Welche grösseren Vorhaben stehen für Sie bis zu den Landtagswahlen bzw. bis zur Amtsübergabe noch an?

Aktuell steht sicher die Bewältigung der Corona-Pandemie im Vordergrund. Ich gehe davon aus, dass wir uns in den nächsten Wochen und Monaten noch intensiv damit auseinandersetzen werden. Wir treiben natürlich auch die wichtigen Vorhaben weiter. Im Bereich der Digitalisierung arbeiten wir mit Hochdruck am Serviceportal für die Einwohnerinnen und Einwohner und die Unternehmen.


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Mit diesem Portal wollen wir die digitalen Angebote der Landesverwaltung kundenorientierter darstellen. Parallel dazu bauen wir das Angebot an E-Government-Dienstleistungen weiter aus. Beim Finanzplatz bereiten wir uns auf das sogenannte Moneyval-Assessment vor, das im nächsten Jahr stattfinden wird. Dabei wird von Experten des Europarates geprüft, ob unsere Massnahmen gegen Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung den Standards entsprechen und ob sie auch effektiv sind. Für unseren Finanzplatz ist entscheidend, dass wir eine gute Bewertung erzielen. Und dann gibt es noch eine Vielzahl an Vorhaben, an denen wir auch arbeiten. Wie beurteilen Sie die Arbeit des zweiten von Ihnen geführten Kabinetts im Allgemeinen? Meine zweite Legislaturperiode steht unter dem Motto «gestalten». Wir haben Themen wie Digitalisierung, Innovation, FinTech und Blockchain mit viel Elan vorangetrieben. Wir haben auch wichtige Bauvorhaben lanciert, wie beispielsweise das Landesspital, die Schulbauten, die Landesbibliothek und das neue Dienstleistungsgebäude für die Verwaltung. Bei all diesen Themen können wir ganz konkrete Resultate vorweisen. Dabei ist es mir immer darum gegangen, im Interesse unseres Landes die Entwicklung voranzutreiben, Chancen zu erkennen und auch zu nutzen. Was hat sich für Liechtenstein und seine Einwohner in dieser Zeit positiv entwickelt? Ganz generell bin ich der Ansicht, dass die erfolgreiche Sanierung des Staatshaushalts die Grundlage bildet, um überhaupt agieren und gestalten zu können. Das zeigt sich gerade in der aktuellen Corona-Pandemie. Wir können heute rasch und zielgerichtet unsere Wirtschaft unterstützen und gleichzeitig in Zukunftsprojekte investieren. Und das, ohne dass wir Schulden machen müssen und damit unsere Nachkommen mit einer Hypothek belasten.

Das letzte Jahr Ihrer Zeit als Regierungschef hätten Sie sich vermutlich anders vorgestellt. Wie hat das Coronavirus Ihre Arbeit beeinflusst? Die Corona-Pandemie hat mit voller Wucht zugeschlagen und wird deutliche Spuren hinterlassen, in der Wirtschaft, aber auch in der Gesellschaft. Als Regierungschef war ich von Beginn an intensiv mit den vielfältigen Aspekten der Bewältigung dieser Krise befasst. Quasi über Nacht haben wir unsere Prioritäten der neuen Situation angepasst. Es war uns allen wichtig, dass wir als Regierung in dieser Krise führen und die notwendigen Entscheide rasch fällen. Die Corona-Pandemie hat natürlich auch dazu geführt, dass praktisch sämtliche Auslandsreisen und etliche Veranstaltungen im Inland abgesagt wurden. Viele Besprechungen fanden nicht mehr physisch, sondern virtuell statt. Auch wenn die Inhalte auf diese Weise besprochen werden können, fehlt mir der persönliche Austausch enorm. Auf welche Meilensteine, die im Ministerium für Präsidiales und Finanzen erreicht worden sind, blicken Sie besonders gerne zurück und warum? Die erfolgreiche Sanierung des Staatshaushalts ist für mich ein ganz zentraler Meilenstein. In den letzten acht Jahren haben wir ein Fundament geschaffen, welches uns in die Lage versetzt, auf einer soliden finanziellen Grundlage zu agieren und somit die Zukunft unseres Landes zu gestalten. Ein zweiter Meilenstein ist die Weiterentwicklung der Finanzplatzstrategie mit einer klaren Ausrichtung für die Zukunft. Viele der Massnahmen sind bereits umgesetzt oder in Umsetzung. Heute wird Liechtenstein als verlässlicher Partner angesehen, und das ist für unserem Finanzplatz elementar. Die Initiative «Impuls Liechtenstein» mit den verschiedenen Bausteinen ist ein weiterer Meilenstein. Damit haben wir wesentliche Impulse für die Innovationsfähigkeit gesetzt und auch entsprechende Strukturen geschaffen. Aus diesen

Initiativen entstand auch das Blockchain-Gesetz, welches seit Anfang des Jahres in Kraft ist und international für eine hohe Aufmerksamkeit gesorgt hat. Und dann ist da noch das Thema Digitalisierung. Mit der Digitalen Agenda haben wir einen Orientierungs- und Gestaltungsrahmen geschaffen und konkrete Handlungsfelder für den digitalen Wandel formuliert. Darauf auf bauend haben wir die E-Government-Strategie entwickelt, mit dem Ziel, die elektronischen Dienstleistungen des Staats wesentlich einfacher zu gestalten. Weiters wurden im Hintergrund viele technische Grundlagen geschaffen, um der digitalen Verwaltung einen Schritt näher zu kommen. Ein ganz wichtiger Meilenstein war die Einführung der neuen elektronischen Identität eID. Sie ist das Kernstück, um die elektronischen Dienstleistungen zu nutzen. Welche Ziele haben Sie nicht erreicht und woran lag es? Ich hätte sehr gerne die Finanzzuweisungen zwischen Land und Gemeinden angepasst. Hier ist aus meiner Sicht Handlungsbedarf gegeben. Mit der heutigen Regelung gibt es markante Unterschiede in der Steuerkraft der Gemeinden, und diese sollten reduziert werden. Die Regierung hat eine gute Lösung innerhalb des bestehenden Systems präsentiert, aber leider gab es im Landtag aus den verschiedensten Gründen Widerstände. Aus meiner Sicht ist das eine verpasste Chance. Welchen Ratschlag geben Sie dem nächsten Regierungschef bzw. der nächsten Regierungschefin mit in die Legislaturperiode 2021-2025? Es liegt nicht an mir, meiner Nachfolgerin bzw. meinem Nachfolger Ratschläge zu erteilen. Jede Regierung wird mit Herausforderungen konfrontiert, die es zu lösen gilt. Welche Schwerpunkte in der kommenden Legislaturperiode gesetzt werden, ist Sache der nächsten Regierung.

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Welche Herausforderungen sind denn aus Ihrer Sicht absehbar? Klar ist, dass verschiedene Entwicklungen schon heute absehbar sind. Diesbezüglich möchte ich die folgenden Punkte kurz anschneiden. Die Digitalisierung wird unser Leben in den nächsten Jahren stark prägen. Die Privatwirtschaft, aber auch die Verwaltung sind gefordert, das Potenzial der Digitalisierung noch besser zu nutzen. Der Datenschutz, die Datensicherheit und insbesondere der Schutz vor Cyber-Risiken werden dabei zunehmend wichtiger. Eine zweite Herausforderung betrifft den Kampf um die Besteuerungsrechte von Unternehmen. Die OECD arbeitet an einer Neuregelung – und diese wird auch für uns Auswirkungen haben. Dabei gilt es, unsere Steuereinnahmen zu schützen und gleichzeitig die attraktiven Rahmenbedingungen für die Unternehmen aufrechtzuerhalten. Und dann geht es um die Entwicklung in unserem Land, um das Zusammenleben, die räumliche Entwicklung, den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit. Als Gesellschaft müssen wir unsere Lebensräume gestalten, Verantwortung übernehmen und der kommenden Generation die Möglichkeit und Freiheit geben, wiederum ihre eigenen Entscheide zu treffen. Wie geht es für Sie persönlich nach der Amtsübergabe weiter? Haben Sie beruflich bereits Pläne, und werden Sie sich politisch noch auf irgendeine Weise einbringen? Derzeit habe ich noch keine konkreten Pläne und lasse die Dinge auf mich zukommen. Politisch werde ich mich sicher zurückhalten. Die Verantwortung liegt ab Ende März in neuen Händen, und die neue Regierung soll ihren eigenen Weg gehen. Selbstverständlich stehe ich gerne zur Verfügung, wenn meine Erfahrung gefragt ist. Ich freue mich jedenfalls auf ein neues Kapitel in meinem Leben und darauf, dass ich mehr Zeit für mich und meine Familie haben werde.


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«Liechtenstein ist nicht passiert. Es wurde gemacht.» Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch kann in der ablaufenden Legislaturperiode auf eine Vielzahl an Erfolgen zurückblicken. Er betont, dass es wichtig ist, nicht stets in Vierjahreszeiträumen zu denken und zu planen. Mit zukunftsweisenden Konzepten und Strategien hat er den Grundstein gelegt, damit Liechtenstein auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten über eine hohe Lebensqualität und Standortattraktivität verfügt. Interview: Heribert Beck

Herr Regierungschef-Stellvertreter, Ihre erste Legislaturperiode in der Liechtensteiner Regierung geht dem Ende zu. Wie beurteilen Sie die Arbeit der Gesamtregierung in dieser Zeit? Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch: Ich denke, dass wir gemeinsam einiges erreichen konnten. Natürlich kann ich, was konkrete Projekte betrifft, nur für mein Ministerium sprechen. Aber dass der Staatshaushalt wieder auf so gesunden Beinen steht, ist sicherlich ein Verdienst aller Regierungsmitglieder. Auch in der Corona-Krise haben wir als Kollegium sehr gut zusammengearbeitet und jeder in Bezug auf sein Aufgabengebiet in einer bisher für uns alle unbekannten Situation dazu beigetragen, dass die Bevölkerung gesundheitlich, wirtschaftlich und sozial möglichst unbeschadet durch eine äusserst schwierige Zeit kommt. Mir ist wichtig, dass dies auch bei der zweiten Welle, ungeachtet des Wahlkampfs, der Fall sein wird. Wie beurteilen Sie die Arbeit in Bezug auf Ihr Ministerium? Was sind für Sie die grossen Pflöcke, die Sie zusammen mit Ihren Mitarbeitern und Ämtern eingeschlagen konnten? Gerne beginne ich mit dem kleinsten Aufgabenbereich, der mir dennoch eine Herzensangelegenheit ist: dem Sport. Mit der Sportstättenförderverordnung haben wir eine Lösung gefunden, wie die Finanzierung von Infrastrukturen von landeswei-

tem Interesse künftig besser, klarer und einfacher sichergestellt werden soll. Und mit der Revision des Sportgesetzes haben wir die Grundlage für die Anpassung der Sportförderstrukturen geschaffen mit dem Ziel, dass Liechtenstein auch künftig immer wieder Athletinnen und Athleten hervorbringt, die an der Weltspitze mitmischen können. Im Bereich Infrastruktur ist Liechtenstein gerade in Bezug auf die Hochbauten entscheidende Schritte vorwärtsgekommen. Ich denke zum Beispiel an das Schulzentrum Unterland II, das nach zwanzigjähriger Diskussion nun endlich gebaut werden kann, oder an das Schulzentrum Mühleholz, das als Ganzes künftig wieder über eine zeitgemässe und zukunftsweisende Infrastruktur verfügen wird. Dabei war die Ministerien übergreifende Zusammenarbeit mit Bildungsministerin Dominique Halser und ihrem Team im Rahmen der Schulbautenstrategie ein Schlüssel zum Erfolg. Aber auch die Landesbibliothek und die Landesverwaltung erhalten neue, grosszügige, aber gleichzeitig nicht überdimensionierte Räumlichkeiten. Das Dienstleistungszentrum Giessen, zu dem kürzlich der Spatenstich erfolgt ist, macht die Verwaltung nach seiner Fertigstellung für unsere Einwohner noch effizienter und kundenfreundlicher. Ausserdem konnten wir mit dem Mobilitätskonzept 2030 und dem Raumkonzept Liechtenstein Strategi-

en ausarbeiten, die aufzeigen, wohin der Weg des Landes in beiden, teilweise zusammenhängenden Bereichen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gehen kann. Und wenn, wie bei den Hochbauten, aus Konzepten und Papieren Realität wird, freut mich das jeweils besonders. Zukunftsweisend sind wir auch mit der kürzlich vorgestellten Energiestrategie 2030 und der Energievision 2050 unterwegs, mit welchen wir auf die Wirtschaft zu sprechen kommen. Die Totalrevision des Gewerbegesetzes ist für mich ebenfalls ein «grosser Pflock», um bei der Formulierung der Frage zu bleiben. Die Rahmenbedingungen für die heimischen Gewerbebetriebe sind aufgrund des neuen Gesetzes nochmals liberaler geworden. Die bürokratischen Hürden sind in Bezug auf das Bewilligungsverfahren abgebaut worden. Gleichzeitig ist uns ein tragfähiger Kompromiss zwischen europäischen Vorgaben und liechtensteinischen Bedürfnissen gelungen, der vom Landtag letztlich einstimmig unterstützt wurde. Die sieben Staatsbetriebe, die meinem Ministerium zugeordnet sind und zusätzlich die Bergbahnen Malbun, an denen das Land mit rund 48 Prozent beteiligt ist, haben immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt. Insgesamt bin ich aber überzeugt, dass die LKW, die Post und die weiteren Unternehmen sehr gute und wichtige Dienstleistungen für unser Land erbringen. Im letzten Jahr

der Legislaturperiode wurde der Geschäftsbereich massgeblich von der Corona-Pandemie dominiert. Diesbezüglich stand das Hilfspaket für die Wirtschaft im Vordergrund, das wir in nur 72 Stunden schnüren konnten. Durch die zweimalige Nachjustierung ist es uns bislang gelungen, praktisch alle Unternehmen und damit Arbeitsplätze zu sichern. Aufgrund der zweiten Welle haben wir Ende Oktober weitere Unterstützungsmassnahmen beschlossen. Die Krise bleibt also herausfordernd für die Menschen in Liechtenstein, für die Wirtschaft und für die Politik. Das von Ihnen angesprochene Mobilitätskonzept 2030 ist zweifellos das umfassendste, das Liechtenstein in diesem Bereich je gesehen hat. Wie beurteilen Sie den Dämpfer durch die S-Bahn-Abstimmung? Den demokratischen Entscheid akzeptiere ich diskussionslos und wir wissen nun, dass wir die Liechtensteiner Verkehrsprobleme ohne den Schienenausbau lösen müssen. Das umfassende Mobilitätskonzept beinhaltet neun weitere Leitprojekte und rund 50 Einzelmassnahmen, die ebenfalls für spürbare Erleichterungen und damit für mehr Lebensqualität und Standortattraktivität sorgen können. In Bezug auf Schaan läuft derzeit die Variantenprüfung zur Lösung der Schrankenproblematik, und ich bin sicher, dass im kommenden Sommer ein guter Vorschlag vorliegen wird. Auch rund um


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den Rheinübergang in Bendern laufen die Abklärungen, wie dieser konkret optimiert werden soll. Und natürlich setzen wir weiterhin auf Verbesserungen für den ÖV und den Langsamverkehr. Gerade bei letzterem lässt sich mit vergleichsweise kleinem Aufwand viel bewirken. Sie haben auch die Energiestrategie 2030 und die Energievision 2050 erwähnt. Was erhoffen Sie sich von diesem Gesamtpapier und was sind die zentralen Leitlinien sowie Zielsetzungen? Mit der Energiestrategie 2030 nimmt die Regierung ihre Verantwortung wahr und schreibt die konkreten Ziele und Massnahmen für die nächste Dekade fest. Liechtenstein soll in Sachen Energieeffizienz und nachhaltige Energieerzeugung eine Vorbildrolle einnehmen – nicht nur auf dem Papier oder bei den Ankündigungen, sondern bei der Umsetzung. Gleichzeitig muss aber auch die Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben. Wir brauchen bezahlbare und gut verfügbare Alternativen als Grundlage für unsere Wirtschaft und den Erhalt unserer Lebensqualität. Da zehn Jahre eine relativ kurze Zeitspanne sind, um ein Energiesystem zu transformieren, hat die Regierung hierzu die Energievision 2050 integriert. Wollen wir in eine nachhaltige Zukunft investieren, sind zwingend Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Wir streben eine erfolgreiche Energiewende an – und dazu brauchen wir eine integrierte Sichtweise, die Wirtschaft, Klima, Energie und Raumplanung miteinander vernetzt. Energiepolitik ist folglich immer in einem gewissen Mass auch Wirtschaftspolitik. Sie haben einmal gesagt «Covid-19 befällt nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft». Als Wirtschaftsminister waren Sie besonders gefragt. Wie lautet Ihr Zwischenfazit? Für ein Zwischenfazit ist es inmitten der zweiten Welle zu früh. Die Pandemie hat unser aller Leben nach wie vor fest im

Griff, und die Konjunktureinbrüche sind einschneidend. Allerdings sieht es nicht danach aus, dass sie so einschneidend werden, wie noch im März befürchtet. Die Unternehmer spürten im dritten Quartal eine Entspannung der Situation und viele von ihnen bewerteten die Stimmung als gut. Wir verfügen in Liechtenstein zum Glück über eine breit diversifizierte Volkswirtschaft mit leistungsstarken und widerstandsfähigen Industrieunternehmen, Gewerbebetrieben und Dienstleistern und gleichzeitig mit einem starken und innovativen Finanzplatz. Bewährt haben sich bislang die Hilfspakete des Staates und der Gemeinden. Wichtig ist mir aber auch, dass die Menschen nicht in den Hintergrund rücken. Denn die Aufgabe der Politik ist es, das Gesamte im Blick zu haben und gleichzeitig den Einzelnen nicht zu vergessen. Daher hatten wir bei unseren Massnahmen auch stets die Menschen im Kopf, die Arbeit und Einkommen benötigen. Es ging darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten – und das ist uns rückblickend und bis heute nachweislich gelungen.

Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch: «Wichtig ist mir, dass die Menschen nicht in den Hintergrund rücken. Die Aufgabe der Politik ist es, das Gesamte im Blick zu haben und gleichzeitig den Einzelnen nicht zu vergessen.»

Gibt es auch Ziele, die Sie sich für die Legislatur 2017-2021 gesetzt haben, die Sie nicht erreichen konnten? Die grossen Ziele haben wir meines Erachtens erreicht. Trotzdem sind wir aber in vielem noch nicht am Ziel. Damit komme ich zurück auf die angesprochenen Strategien und Konzepte. Sie befassen sich mit längeren Prozessen und gerade in der Mobilität sowie in der Energie- und Klimapolitik müssen wir in Jahrzehnten denken, bis umfassende Massnahmen mehrheitsfähig sowie umgesetzt sind und dann auch greifen können. Diesbezüglich zeigen sich Erfolge nicht in einer Legislaturperiode, und es wäre in Bezug auf komplexe Zukunftsthemen falsch, in Vierjahreszeiträumen zu denken. Sie treten bei den Landtagswahlen im Februar als Regierungschefkandidat der VU an. Was sind Ihre Ziele im Falle Ihrer Wahl in dieses Amt? Liechtenstein ist nicht einfach passiert. Liechtenstein wurde gemacht. Von vielen fleissigen Händen und vielen klugen Köpfen, welche Grosses im Kleinen bewirkt haben. Wir müssen

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wissen, wer wir sind, wo wir herkommen, und andererseits müssen wir unermüdlich und zielstrebig neue Ideen entwickeln, Ideen die uns als Gesellschaft und Land weiterbringen, wettbewerbs- und konkurrenzfähig halten. So, wie es uns unsere Vorfahren vorgelebt und vorgemacht haben. Ich wünsche mir für uns alle die notwendige Offenheit, neben all dem Schwierigen und Ungewohnten auch die Chancen zu sehen. Ich bin überzeugt, dass es Zeit für einen kulturellen Wandel in unserem Land ist, der richtige Zeitpunkt für einen neuen Stil, für ein neues Verständnis von Politik und insbesondere von Zusammenarbeit und Zusammenhalt. Unser Land, unsere Heimat hat so viel zu bieten, das wir erhalten und weiterentwickeln sollten und müssen. Diese Aufgabe anvertraut zu erhalten und wahrzunehmen und mich weiterhin für die Menschen in unserem Land einsetzen zu dürfen, steht im Zentrum meiner Kandidatur.


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Seite der VU

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«Bürgernähe und Erfahrung schaffen Vertrauen»

Bereit für die Führungsverantwortung Mit diesem eingespielten Team wirbt die VU um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler. Alle drei haben bewiesen, dass sie verstehen, was es braucht, dass sie wissen, was sie tun und, am allerwichtigsten, dass sie tun, was sie sagen. Dank Sta-

Stabilität durch Erfahrung In dieser anspruchsvollen Zeit gilt es, Bewährtem zu vertrauen. Was Liechtenstein benötigt, sind Stabilität, Kontinuität und Erfahrung. Daniel Risch, Dominique Hasler und Graziella Marok-Wachter haben in den vergangenen Monaten ein gemeinsames Verständnis entwickelt und zeigen bei ihren Auftritten, dass sie gut harmonieren und ein Team bilden, welches voller Leidenschaft, Schaffenskraft und Tatendrang ist. Unser Regierungschef-Kandidat besitzt die notwendige Offenheit, neben all den schwierigen Herausforderungen die Chancen zu sehen und auch künftig gemeinsam im Kleinen Grosses zu schaffen. Er und mit ihm die VU sind bereit, die Führungsverantwortung für Liechtenstein zu übernehmen.

Dominique Hasler

bilität, Kompetenz und Erfahrung ist die VU bereit, die kommenden vier Jahre die Führungsverantwortung zu übernehmen und unser Land gemeinsam mit allen motivierten und konstruktiven Kräften weiterzuentwickeln. Gerade in der laufenden Legislatur, als unser Mitbewerber in Form eines Parteiaustritts und eines Misstrauensantrags in seinen Reihen hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt war, hat die Union Stärke bewiesen und Grösse gezeigt. Wir haben den Koalitionsvertrag nie infrage gestellt. Uns war es wichtig, die Landesinteressen über die Parteiinteressen zu stellen und so entscheidend zur Stabilisierung der Koalition und zum gemeinsamen Vorwärtsbringen wichtiger Investitionsprojekte und Zukunftsthemen beizutragen. Dies zeigt unser Verständnis einer verantwortungsvollen Politik und die Überzeugung, dass es Zeit für einen kulturellen Wandel in unserem Land ist. Es ist der richtige Zeitpunkt für einen neuen Führungsstil und für ein glaubwürdiges Miteinander.

Graziella Marok-Wachter

Mit Dr. Daniel Risch als Spitzenkandidat und Dominique Hasler schickt die VU zwei bereits bewährte und erfahrene Regierungsmitglieder in das Rennen zu den Landtagswahlen. Sie haben in den vergangenen vier Jahren mit grossem Einsatz und viel Herzblut massgeblich und federführend zur Weiterentwicklung unseres Landes beigetragen. In die Zukunft gerichtete Projekte wurden Ministerien übergreifend angepackt und Lösungen zugeführt. Auch in der Bewältigung der Krise übernehmen sowohl Dominique Hasler als Innen- und Bildungsministerin als auch Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch als Wirtschaftsminister mit ihrer Führungserfahrung Verantwortung in anspruchsvoller Zeit. Das eingespielte Duo steht für Leistung und Kontinuität, genauso wie für Stabilität und Verlässlichkeit. Eine ideale Ergänzung konnte mit Dr. Graziella Marok-Wachter gewonnen werden. Ideal aus zwei Gründen: Sie besitzt hohe Integrität und geniesst breite Zustimmung und Anerkennung in ihrem vielfältigen Tätigkeitsbereich. Sie wird als vertrauenswürdige und bodenständige Persönlichkeit geschätzt. Mit ihrem beruflichen Rucksack als Rechtsanwältin, Unternehmensjuristin und Amtsleiterin deckt Graziella Marok-Wachter in Ergänzung zum wirtschaftlichen Background von Daniel Risch und zum beruflichen Hintergrund im Bildungs- und Sozialbereich von Dominique Hasler ein wichtiges Gebiet für die Regierungsarbeit ab. Was alle drei auf sich vereinen, ist Führungserfahrung aus der Privatwirtschaft.

Daniel Risch

Die Vaterländische Union ist für die Landtagswahlen 2021 sehr gut aufgestellt. In allen elf Gemeinden werden kompetente und sympathische Landtagskandidatinnen und Landtagskandidaten präsentiert und nominiert. Das Kandidaten-Team für die Regierung besticht durch reichhaltige Erfahrungen, sich ergänzende Qualifikationen und einen messbaren Leistungsausweis. Die drei Regierungskandidaten sind gestandene Persönlichkeiten und bilden zusammen ein Team, welches für Kontinuität und Professionalität steht. Text: Günther Fritz, VU-Parteipräsident


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Seite der DpL

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Unser Land braucht eine starke Opposition Unser politisches System, das durch die Machtaufteilung zwischen VU und FBP geprägt ist, braucht eine starke Opposition. Nur so können der Landtag und insbesondere die Opposition die Kontrolle über die gesamte Staatsverwaltung und die Justizverwaltung wirksam wahrnehmen, wie es in Artikel 63, Absatz 1 der Landesverfassung vorgesehen ist. Die Abgeordneten der DpL nehmen diesen verfassungsmässigen Auftrag wahr. Text: DpL

Die öffentlichen Unternehmen und damit Ihre Vertreter im Verwaltungsrat oder in der Geschäftsleitung sind seit der Einführung des Gesetzes zur Steuerung und Überwachung der öffentlichen Unternehmen (ÖUSG) im Jahr 2010 bei der Ausübung ihrer Funktion vor politischen Eingriffen weitgehend geschützt. Sie haben einen sehr grossen unternehmerischen Handlungsspielraum, den die Regierung auf Wunsch der Unternehmen sogar meist allzu bereitwillig weiter ausdehnt, damit diese beispielsweise in neue Geschäftsfelder vorstossen können (siehe Post, Telecom, Gasversorgung).

Wer trägt die Verantwortung? Trotz klarer Abschottung von der Politik herrscht ein Gemauschel zwischen den staatlichen Unternehmen und der Regierung, weil die Verwaltungsräte mehrheitlich mit Personen besetzt sind, die einer der beiden Regierungsparteien nahestehen. Geht etwas daneben, dann beruft sich die Regierung jeweils auf ihre beschränkten Eingriffsmöglichkeiten. Die Verwaltungsräte der öffentlichen Unternehmen ihrerseits wissen spätestens nach dem Post-Skandal, dass sie keine Konsequenzen zu fürchten brauchen. Bislang ist noch niemand zur Verantwortung gezogen worden und zahlen muss am Ende des Tages der Steuerzahler. Mitreden soll der Landtag nicht, aber dafür Notkredite sprechen. Die DpL ist der Ansicht, dass

der Landtag die Befugnis haben muss, bei der Bestellung und Abberufung der Stiftungs- und Verwaltungsräte mitzureden. Es ist klar, dass dies der Regierung nicht passt. Eine öffentliche Diskussion und Wahl der Verwaltungs- und Stiftungsräte durch den Landtag ist nicht erwünscht, denn dann würde die Vetternwirtshaft noch augenscheinlicher.

S-Bahn Abstimmung Der Landtag bewilligte den Finanzkredit für den Ausbau der S-Bahn mit 18-Stimmen. Auf Antrag der DpL wurde eine Volksabstimmung zur S-Bahn anberaumt. Daraufhin startete der Verkehrsminister Daniel Risch

(VU) mit Unterstützung der von FBP-Vertretern dominierten IG Mobiles Liechtenstein eine bereits vorbereitete Kampagne pro S-Bahn, so wie sie dieses Land kaum je gesehen hat. Das Gegenkomitee „S-Bahn NEIN“, die DpL und die DU – wurden teilweise von Befürwortern der IG und Co. aufs Schärfste kritisiert und angegriffen. Die Regierung informierte über die S-Bahn unvollständig und komplett einseitig, was jedem Bürger auffallen musste. Manchmal musste man sich fragen, ob dies noch einer demokratischen Auseinandersetzung entspricht. Die Regierung hat die Gegner zur Teilnahme an den Bürgerinformationsanlässen nicht ein-

geladen, liess aber auf Anfrage doch noch bei drei von zehn Anlässen eine kurze Information durch die Gegner zu. Bei einem Nein zur S-Bahnwurde von den Befürwortern Stillstand, Abkoppelung und Isolation propagiert. Nichts von dem wird eintreten. Stattdessen müssen jetzt andere, sinnvollere Punkte aus dem Mobilitätskonzept umgesetzt werden. Die Opposition hat die stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürger mit zusätzlichen Informationen bedient, welche die Grossparteien und die Regierung zurückgehalten haben. Auch deshalb braucht unser Land eine starke Opposition mehr denn je.

Stellen sich nochmals zur Landtagswahl 2021. Von links: Herbert Elkuch, Erich Hasler und Thomas Rehak.


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GASTBEITRAG

Solidarität ist eine Gemeinschaftsleistung Das Wort der Stunde – wenn nicht sogar des Jahres ist «Solidarität». Regierungsrätin Katrin Eggenberger über einen Begriff, der uns alle beruflich und privat begleitet.

Durch die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie hat sich 2020 zu einem Jahr entwickelt, in dem die einzelnen Bürgerinnen und Bürger dazu angehalten werden, sich wieder verstärkt als Einheit zu begreifen und sich miteinander solidarisch zu zeigen. Dass das schwierig ist, ist völlig verständlich. Es ist ein harter Schwenk in einem Zeitalter, das massiv vom Individualismus geprägt ist. Heutzutage ist es modern, anders als die anderen zu sein, es ist modern, seine Eigenheiten zu kultivieren und es abzulehnen, in der Menge unterzugehen.

Formen des Engagements unseres Landes im humanitären und entwicklungspolitischen Bereich: von Flüchtlings- und Migrationshilfe über Not- und Wiederaufbauhilfe bis hin zur bilateralen und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit.

Und als Kulturministerin kann ich bestätigen, dass sich wir Liechtensteinerinnen und Liechtensteinerinnen uns auch im Inland solidarisch mit jenen zeigen, die darauf angewiesen sind. Um die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie zu lindern, haben wir unter anderem Genau heute vor einem Jahr, am 7. Nodas Projekt KULTURKANAL geschaffen, vember 2019, veröffentlichte das St.Galeine Plakatausstellung zum Thema «Soler Tagblatt einen Artikel mit dem Titel lidarität», die im Sommer vor dem Regie«Im Fürstentum regiert künftig eine rungsgebäude stattgefunden hat. Und ehemalige Synchronschwimmerin mit». bei «Mit Abstand auf Kultour» wurde in Darin hiess es: «Eggenberger bringt zwar der heissen Jahreszeit die kleinste Bühne keine politische Erfahrung mit, als eheLiechtensteins bespielt. Aktionen, die von malige Synchronschwimmerin dürfte sie der Bevölkerung sehr positiv aufgenommit dem Kollegialprinzip aber bestens Katrin Eggenberger, Regierungsrätin men wurden. Schritt für Schritt war es vertraut sein.» Als positivste Eigenschaft möglich, den professionell arbeitenden wurde demnach meine Fähigkeit genannt, meine IndividualiKreativen und ihrer Kunst wieder einen Platz zu geben. Dieser tät für das grosse Ganze zu opfern. Wenn auch vielleicht wenig Erfolg freute mich als Kulturministerin ganz speziell. schmeichelhaft, war diese Einschätzung des Tagblatts doch völlig korrekt. Als Synchronschwimmerin war ich es durchaus geAls Regierung sind unsere Mittel begrenzt, gegen die Folgen wohnt, persönliche Befindlichkeiten für das grosse Ganze – für des Coronavirus anzukämpfen. Wir können wirtschaftliche den Wettbewerb zu zweit oder als Team – beiseite zu lassen. Stützmassnahmen, Hygienekonzepte und Solidaritätsprojekte beschliessen. Aber ohne die Mithilfe der Bevölkerung, ohne die Auch die Einwohnerinnen und Einwohner Liechtensteins sind gelebte Solidarität von Ihnen allen, funktionieren die Massnahmen nicht. Die nächsten Monate werden schwierig. Ich bitte Sie, eine Einheit. Ein Team, das zu grosser Solidarität fähig ist. Als Aussenministerin weiss ich, wovon ich spreche, denn ein wichtiger halten Sie sich an die beschlossenen Massnahmen. Zeigen Sie sich Pfeiler der liechtensteinischen Aussenpolitik ist die Solidarität. solidarisch mit jenen, die es im Moment schwerer haben als Sie selbst. Die Möglichkeiten dafür sind zahlreich: Bestellen Sie bei Unser finanzielles Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit belegt das deutlich. Als Staat zeigen wir uns solidarisch mit Ihrem liebsten Restaurant Speisen zum Mitnehmen, besuchen Sie kulturelle Veranstaltungen, fragen Sie jemanden aus einer verschiedenen Regionen der Welt und tragen dazu bei, dort Not und Armut zu lindern. Die Internationale Humanitäre ZusamRisikogruppe, ob er Hilfe braucht... Werden Sie Teil des «Teams menarbeit und Entwicklung (IHZE) Liechtensteins umfasst alle Liechtenstein». Denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein.

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Fragen an …

Marcus Vogt

Christoph Wenaweser

Die Fallzahlen der Coronavirus-Infektionen sind in den letzten Wochen stark angestiegen. Daher hat die Regierung beschlossen, dass die Massnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus wieder verschärft werden müssen. Aufgrund der vielen Ansteckungen und der damit in Verbindung stehenden Gefahren für das Gesundheitswesen, aber auch für weite Teile der Wirtschaft, waren neue Massnahmen zwingend. Die Reaktionen in den Nachbarstaaten zielen in die gleiche Richtung. Ich begrüsse sehr, dass in Liechtenstein auf einfache und konsistente Massnahmen gesetzt wird. Das ist für die Glaubwürdigkeit zentral.

Die Regierung nutzt den unter zollvertraglicher Bindung an das Schweizer Epidemiengesetz gegebenen Spielraum, um eigenständig mutmasslich gelindeste Mittel mit mutmasslich höchster Wirkung zu suchen. Ob der temporäre Gastrolockdown das erfüllt, weiss ich nicht. Aber die Regierung handelt und übernimmt Verantwortung! Derzeit kann vieles nur Improvisation sein, jedoch müssen wir zu Strukturen zurückfinden, deren Verfassungsmässigkeit über alle Zweifel erhaben sind!

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Massnahmen sollten wirksam sein, aber nicht über das Ziel hinausschiessen. Weitgehende Schliessungen und massive Einschränkungen für die Bevölkerung, wie wir sie im Frühjahr gesehen haben, sollten unbedingt vermieden werden. Damit dies gelingt, müssen wir uns alle strikt an die Vorgaben der Regierung halten. Es liegt nun an uns allen, durch Disziplin und gesunden Menschenverstand die Anzahl der Neuinfektionen möglichst gering zu halten. Wir werden noch längere Zeit mit Einschränkungen leben müssen. Diese müssen aufgrund der Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung des Virus aber hingenommen werden.

Ob sie weit genug gehen und ob es die richtigen sind, wissen wir weder jetzt noch später mit Sicherheit. Von der Containment-Strategie, möglichst viele, möglichst schnell und möglichst bis zur Verfügbarkeit einer Schutzimpfung wegzusperren bis zur Strategie des Fokussierens auf den Schutz der besonders Gefährdeten zur Vermeidung gravierender kollateraler Schäden und gravierenden Leids ist alles im Angebot. Es gilt auch in der Krise, eigenverantwortliches und verantwortungsbewusstes Leben zu ermöglichen. Es braucht dazu aber eine kooperierende Bevölkerung. Das ist eine Führungssache und diese wird nicht einfacher, je länger die Ausnahmesituation dauert. Coronahysterie und Verschwörungstheorien sind nicht hilfreich, aber das ganze faktenbasierte Meinungsspektrum ist respektvoll anzuhören, um den Kompass möglichst gut auszurichten.

3

Auch wenn die Massnahmen nicht mehr so weit gehen wie im Frühjahr, sind gewisse Geschäftsbereich von den Einschränkungen und der Vorsicht der Menschen, welche sich in einer geringeren Nachfrage zeigen können, negativ betroffen. Besonders trifft dies natürlich den Tourismus, die Gastronomie und die Eventbranche. Ich kann mir gut vorstellen, dass die wirtschaftlichen Hilfsmassnahmen in diesen Bereichen wieder ausgeweitet werden müssen.

Vormals gesundes Unternehmertum darf nicht an Corona sterben. Die Folgen wären auch gesellschaftlich irreparabel. Die Regierung ist am Puls der Wirtschaft und der Landtag hat mehrfach signalisiert, die notwendigen Mittel im Rahmen des Machbaren und Sinnvollen zur Verfügung zu stellen, sowohl im Umfang als auch in der Laufzeit. Derzeit sieht es eher nach einer Ausweitung des bisherigen Pakets aus.

CORONAKRISE Die Corona-Pandemie hat uns mit voller Wucht zum zweiten Mal in diesem Jahr erfasst. Und kein Ende ist in Sicht. Die Infektionszahlen steigen in allen Ländern, so auch bei uns.

1

Wie beurteilen Sie die von der Regierung am 15. Oktober beschlossenen Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie?

Gehen die Massnahmen weit genug?

Gehen Sie davon aus, dass die wirtschaftlichen Hilfsmassnahmen erneut ausgeweitet werden müssen?


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Patrick Risch

Pio Schurti

Erich Hasler

Diese sind der Situation angemessen. Ich finde es gut, dass die Regierung weiterhin auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung setzt.

Zu beurteilen sind die Massnahmen, die seit dem 15. Oktober beschlossen wurden. Seit 19. Oktober gilt zum Beispiel Maskenpflicht für das Personal in der Gastronomie, seit dem 21. gilt die Maskenpflicht auch in Läden, für Personal und Kunden. Und seit dem 24. Oktober müssen die Gaststätten geschlossen bleiben, und in allen öffentlichen Räumen herrscht wie im ÖV Maskenpflicht. Andere Massnahmen, wie zum Beispiel «Abstand halten», die schon seit längerem gelten, wurden angepasst. Die Pflicht, Masken zu tragen, wurde also im Zwei-Tages-Takt verschärft. Dies verstärkte bei manchen auch die Skepsis, ob Masken überhaupt etwas nützen. Selbst wenn man nichts gegen Masken hat, war die stotternde Verschärfung etwas ärgerlich.

Es steht ausser Frage, dass die Regierung neue Massnahmen beschliessen musste. Diese sind nach ihrer Wirksamkeit zu beurteilen. Allerdings müssten die Zahlen jetzt langsam sinken, was jedoch nicht der Fall ist. Deshalb ist zweifelhaft, ob die Regierung die richtigen Massnahmen getroffen hat. Völlig unverständlich und daneben ist, dass Restaurants ohne jeden Vorlauf geschlossen wurden, hingegen durften die Casinos weiterhin offenbleiben. Genau mit solchen Aktionen leidet die Akzeptanz aller Massnahmen.

Ja, meiner Meinung nach sind die Massnahmen gegenwärtig ausreichend.

Wie weit ist weit genug? Das werden wir abschliessend wohl erst beurteilen können, wenn wir aus der Pandemie raus sind. Es wird auch stark davon abhängen, wie konsequent die Massnahmen von uns allen umgesetzt werden. Für manche gehen die Massnahmen zu weit. Sie halten diese zum Beispiel für nutzlos (weil Masken ohnehin nichts brächten) oder aber für unverhältnismässig (weil Corona nicht so schlimm sei). Für die Gastronomie gehen die heute geltenden Massnahmen natürlich zu weit, weil sie letztlich unfair sind. Auch wer Verständnis dafür hat, dass nicht wieder die ganze Wirtschaft runtergefahren werden soll bzw. kann, sieht nicht unbedingt ein, warum Restaurants zu bleiben müssen, Casinos aber nicht.

Wenn man die Entwicklung der Fallzahlen betrachtet, dann gehen die Massnahmen zu wenig weit. Zu berücksichtigen ist, dass die Zahl der Hospitalisierungen in den nächsten zehn bis 14 Tagen noch zunehmen wird. Dann werden die Spitalkapazitäten auch bei uns an den Anschlag kommen. Bleibt zu hoffen, dass es doch nicht so weit kommt, und wir bei Bedarf auf die guten Dienste der Nachbarn wie der Schweiz zählen dürfen.

Wenn der Staat mit einschränkenden Massnahmen in die freie Marktwirtschaft eingreift – auch wenn diese der Eindämmung der Covid-19-Pandemie dienen – muss der Staat die Einkommenseinbussen ausgleichen, welche durch die Massnahmen verursacht werden. Einen zweiten Lockdown, wie wir ihn im Frühjahr erlebt haben, können sich viele Geschäfte nicht mehr leisten, sie stehen heute mit dem Rücken zur Wand. Corona-Kredite nützen da wenig. Bevor es zu einer zweiten Zwangsschliessung von Geschäften kommt, müssen Alternativen geprüft werden, zum Beispiel reservierte Öffnungzeiten für schutzbedürftige Risikogruppen.

Die öffentliche Hand, Staat und Gemeinden, müssen allen von den Massnahmen wirtschaftlich Betroffenen wirtschaftliche Hilfe bereitstellen. Die Pflicht, wirtschaftliche Hilfe – die nicht nur monetärer Art sein muss –, wird – hoffentlich – auch dazu beitragen, dass die Anti-Corona-Massnahmen verhältnismässig ausfallen. Wohl oder übel müssen Massnahmen getroffen werden, wir müssen uns diese aber auch leisten können.

Vermutlich werden weitere wirtschaftliche Hilfsmassnahmen nötig werden. Allerdings muss auf die Verhältnis- und Zweckmässigkeit geachtet werden. Es geht darum, möglichst viele überlebensfähige Betriebe durch die Krise zu bringen.


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(Fristlose) Kündigung von Mietverträgen «Pacta sunt servanda» lautet der lateinische Ausspruch, wonach Verträge grundsätzlich einzuhalten sind. Das gilt auch für Mietverträge. Dennoch kommen im Alltag immer wieder Situationen vor, in denen man einen einmal geschlossenen Vertrag wieder auflösen möchte. Welche Dinge generell bei einer Kündigung eines Mietvertrags zu berücksichtigen sind, wird im folgenden Artikel kurz beleuchtet. Text: Thomas Nigg, Rechtsanwalt und Senior Partner

Allgemeines und Rechtsgrundlage Das liechtensteinische Mietrecht ist im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt und stammt grösstenteils aus dem österreichischen Recht. Inzwischen wurden aber viele Bestimmungen aus dem Schweizer Obligationenrecht rezipiert, sodass bei der Auslegung der Gesetzesbestimmungen ab und an über die eigenen Landesgrenzen hinaus geblickt werden muss. Ein Mietvertrag stellt ein Dauerschuldverhältnis dar, wobei sich die Dauer nach individueller Vereinbarung bestimmt. Sie kann daher befristet oder unbefristet sein. Bei einer Befristung endet das Mietverhältnis mit Ablauf der vereinbarten Dauer, ohne dass es einer gesonderten Kündigung bedarf. Bei unbefristeten Mietverhältnissen kann unter Einhaltung der festgesetzten Kündigungsfrist das Mietverhältnis aufgelöst werden. Die gesetzliche Kündigungsfrist beträgt bei der Miete von Wohnungen drei Monate. Vertraglich können auch längere, nicht aber kürzere Fristen, die zu Lasten des Mieters gehen, vereinbart werden.

Ordentliche Kündigung Sofern nichts anderes vereinbart wurde, hat eine Kündigung grundsätzlich unter Einhaltung der Kündigungsfristen zum Monatsletzten schriftlich zu erfolgen. Unter gewissen Umständen kann eine Kündigung allerdings angefochten werden. Dies ist etwa dann der Fall, wenn die Kündigung gegen den Grundsatz von

Treu und Glauben verstösst. Also insbesondere, wenn kein vernünftiger Grund gegeben ist oder der Kündigung kein schützenswertes Motiv zu Grunde liegt. Dadurch soll vor allem der Mieter vor schikanösen Kündigungen geschützt werden.

Ausserordentliche Kündigung aus wichtigen Gründen So stellen etwa die Verletzung der Sorgfalts- und Rücksichtnahmepflichten des Mieters, der Konkurs oder Tod des Mieters oder andere wichtige Gründe ausserordentliche Kündigungsgründe dar, welche die Auflösung des Vertrags rechtfertigen. Liegen wichtige Gründe vor, so können die Parteien das Mietverhältnis fristlos innerhalb von 14 Tagen kündigen. Sie sind dabei an keine vertraglich bedingten Kündigungstermine gebunden. Als wichtige Gründe kommen ausschliesslich im Moment des Vertragsschlusses unbekannte, nicht voraussehbare und ausserordentlich schwerwiegende Umstände in Betracht. Die Fortsetzung des Mietvertrags muss für einen der Vertragsteile billigerweise unzumutbar sein. Solche Gründe können sowohl auf Vermieterseite als auch auf der Mieterseite vorliegen. So kann insbesondere der Vermieter dem Mieter wegen Zahlungsrückstand ausserordentlich kündigen. Allerding muss er zuvor unter Setzung einer Zahlungsfrist von 14 Tagen die Kündigung schriftlich androhen. Erfolgt trotz Mahnung keine Zahlung durch den Mieter, so steht es dem Vermieter frei, das Mietverhältnis, wiederum unter

Setzung einer Frist von 14 Tagen, aufzulösen. Auch kann der Mieter, wenn der Vermieter beispielsweise einen Mangel kennt und ihn nicht innerhalb angemessener Frist beseitigt, fristlos kündigen. Der Mangel muss allerdings die Tauglichkeit der Wohnung zum vorausgesetzten Gebrauch ausschliessen oder wesentlich beeinträchtigen. Eine solche Beeinträchtigung wird zum Beispiel bei Wasserrohrbrüchen oder defekten Heizungen im Winter gegeben sein. Handelt es sich nur um Mängel, welche den Gebrauch der Wohnung zwar mindern, aber nicht wesentlich beeinträchtigen, kommen dem Mieter bestimmte Mängelrechte zu, nicht aber das ausserordentliche Kündigungsrecht.

Fazit Grundsätzlich kann ein Mietvertrag unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist von drei Monaten auf den Monatsletzten gekündigt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Kündigung in schriftlicher Form ergehen muss, da sie andernfalls nichtig ist. Sie wäre dann so zu behandeln, als wäre sie nicht ausgesprochen worden. Bei Vorliegen von gewissen Umständen kann den Vertragsparteien auch ein zusätzliches ausserordentliches Kündigungsrecht zukommen. Hierbei handelt es sich um Fälle, die es einer Vertragspartei unzumutbar machen, am Vertrag festzuhalten. Das Gesetz gibt so den Vertragsparteien die Möglichkeit, sich von einem Dauerschuldverhältnis früher zu lösen als grundsätzlich vertraglich vereinbart.

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Über die Person Thomas Nigg ist seit 2010 als Rechtsanwalt in Liechtenstein zugelassen. Schwerpunktmässig beschäftigt er sich mit Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht. Darüber hinaus befasst sich Thomas Nigg mit Fragen des allgemeinen Zivil- und Strafrechts, insbesondere unter dem Blickpunkt des Wirtschaftsstrafrechts.

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FC Vaduz: Wann kommt der erste Saisonsieg? Der FC Vaduz muss in der Super League nicht ganz unerwartet Lehrgeld zahlen. Nach fünf gespielten Runden wartet der Aufsteiger noch auf den ersten Sieg, zwei Punkte wurden bisher gesammelt. Ausserdem wird auch diese Saison wird stark von der Corona-Pandemie geprägt und die Vaduzer wurden vom Virus ebenfalls nicht verschont. Text: Christoph Kindle Unmittelbar nach der 1:4-Pleite gegen den FC Zürich wurden zwei Spieler und eine Person im näheren Umfeld des Teams positiv auf Covid-19 getestet. Die komplette Mannschaft musste in eine zehntägige Quarantäne. Das für den vergangenen Samstag geplante Auswärtsspiel gegen Mitaufsteiger Lausanne musste abgesagt werden. Erst seit Mittwoch befinden sich die Vaduzer wieder im Training. Aber auch die Partie gegen Servette an diesem Sonntag kann nicht stattfinden, weil sich auch die Genfer in Quarantäne befinden

Neuzugang Joel Schmied erwies sich bislang als echte Verstärkung für den FC Vaduz.

Wie wirkt sich die Quarantäne aus? Der Corona-Schock kam für den FCV zur Unzeit. Nach der schwächsten Saison-Leistung gegen Zürich wäre einiges aufzuarbeiten gewesen. Trainer Mario Frick musste dies nun um zehn Tage verschieben. Der Coach appellierte an die Eigenverantwortung der Spieler in der Hoffnung, dass diese sich auch in der Quarantäne körperlich fit halten. Er war diesbezüglich sehr optimistisch: «Unsere Spieler haben sich schon beim Lockdown im Frühjahr vorbildlich verhalten, sie wissen, was zu tun ist.» Allerdings steht hinter der Fortsetzung der Saison ein dickes Fragezeichen. Nicht nur der

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FC Vaduz, auch andere Mannschaften mussten (oder befinden sich noch) in Quarantäne, etliche Partien wurden bereits verschoben. Bei Drucklegung dieser Lie:Zeit-Ausgabe stand noch nicht definitiv fest, wie es weitergeht. Die Sachlage ändert sich täglich.

hatte als Aufsteiger ein eminent schwieriges Auftaktprogramm. Mit Basel (2:2), St. Gallen (0:1), YB (0:1) und Lugano (1:1) standen die Liechtensteiner den drei besten Teams der letzten Saison gegenüber, dazu noch mit Lugano dem Fünftklassierten.

Sportchef nimmt Führungsspieler in die Pflicht Nicht nur die Corona-Pandemie bereitet dem FC Vaduz Sorgen, sondern auch der sportliche Verlauf der Saison. Bei der 1:4-Heimniederlage gegen den FC Zürich wurden dem Aufsteiger die Grenzen aufgezeigt. Fehler auf diesem Niveau werden von den Gegnern gnadenlos bestraft, das trat gegen Zürich deutlich zutage. Auch Sportchef Franz Burgmeier blieb das nicht verborgen. «Wir haben ganz klar zu viele Fehler gemacht, das liegt in der Super League nicht drin.» Grund zur Panik sieht Burgmeier aber keinesfalls, er glaubt nach wie vor an die Qualitäten der Mannschaft. Allerdings richtete er im Interview mit Radio Liechtenstein deutliche Worte an Führungsspieler: «Diese nehme ich in die Pflicht, sie müssen mehr Verantwortung übernehmen.» Bei aller Kritik ob des nicht wunschgemäss verlaufenen Saisonstarts darf eines nicht vergessen werden: Der FC Vaduz

Spätes Gegentor gegen Lugano Gegen die Tessiner standen die Vaduzer dem ersten Saisonsieg am 17. Oktober sehr nahe. Bis zur 92. Minute führte die Frick-Elf dank eines Penaltytores von Tunahan Cicek mit 1:0, doch in der Nachspielzeit machte der Lette Marcis Oss mit dem (herrlich erzielten) Ausgleich die Träume vom ersten Super League-Erfolg seit Frühjahr 2017 zunichte. Auch wenn das 1:1 sehr spät fiel, so muss doch erwähnt werden, dass der Punktgewinn für die Tessiner verdient war. Sie waren in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft. Zudem war der Elfmeter, welcher kurz vor der Pause zur Vaduzer Führung geführt hatte, sehr umstritten. Noch vor der Länderspielpause zeigte der FCV beim Meister YB eine beachtliche Leistung, konnte sich letztlich aber nicht mit einem Punkt belohnen. Das einzige Tor im Wankdorf-Stadion vor 12 000 Fans erzielte der Super League-Torschützenkönig Nsame in der zweiten Halbzeit.

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Nur Joel Schmied Stammspieler Grundsätzlich ist der FC Vaduz mit einem wenig veränderten Kader in die neue Saison gestartet. Wirft man einen Blick auf die Neuzugänge, dann ist festzustellen, dass sich einzig Verteidiger Joel Schmied (von YB ausgeliehen, letzte Saison beim FC Wil) einen Stammplatz erkämpfen konnte. Nico Hug (von Freiburg U23), Matteo Di Giusto (von FC Zürich U21) und Sebastian Santin (von Wattens Tirol) mussten sich bislang mit Teileinsätzen begnügen. Die aktuellste Verpflichtung, Aussenläufer Linus Obexer von YB (letzte Saison bei Lugano), hingegen dürfte wohl wieder zu einer Schlüsselfigur im Vaduzer Team werden. Gegen Zürich stand der 23-Jährige jedenfalls bereits in der Startelf. Auf den FC Vaduz warten jetzt – sofern es Corona zulässt – wegweisende Spiele. Das nächste ist für den 21. November in Luzern geplant, dann folgt (vielleicht) das Heimspiel gegen Sion. Es braucht unbedingt Punktezuwachs, ansonsten könnte der Aufsteiger schon früh in der Saison ins Hintertreffen geraten.


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Fussball-Meisterschaft wird bis Frühjahr 2021 eingestellt Die Schweizer und Liechtensteiner Regierungen haben weitreichende Corona-Entscheidungen getroffen, die auch die sportlichen Aktivitäten betreffen. Für den Liechtensteiner Fussballsport heisst das, dass der FC Vaduz als Profiverein die Meisterschaft unter Einhaltung strenger Vorsichtsmassnahmen und ohne Zuschauer weiterführen darf, während die Amateurligen die Saison unterbrechen müssen. So auch die beiden Erstligaclubs USV und Balzers. Text: Herbert Oehri Fussball; sie werden die Situation gut verkraften und der Verein wird coronakonform reagieren und auf die Vernunft der Spieler hoffen.»

Christoph Arpagaus, Teammanager des FC Balzers

Arpagaus erklärt Fortsetzung Nach Beratungen in beiden Vereinen kamen die Verantwortlichen des FC Balzers zum Entschluss bis Ende November weiter zu trainieren, während der USV ab sofort, d.h. ab 1. November den Trainingsbetrieb eingestellt hat. Dazu sagte der Sportliche Leiter des FC Balzers, Christoph Arpagaus, zur Anfrage der lie:zeit, dass sich Präsident Fredy Scherrer, sowie das Trainergespann Martin Brenner und Michele Polverino entschieden hätten, bis Ende November unter Corona-Auflagen weiter zu trainieren. Dabei sollen vor allem die Fitness sowie technische und taktische Elemente erhalten resp. verbessert werden. Die langen Wochen bis zum Wiederbeginn der Meisterschaft soll jeder Spieler seine Fitness zuhause mit entsprechenden Konzepten und Anweisungen des Trainers überbrücken. Dabei setzen die Verantwortlichendes FC Balzers auf Eigenverantwortung und Vertrauen. Dazu Arpagaus: »Die Spieler sind hungrig nach

USV: Mögliche Infektionen vermeiden Was den Trainingsstopp des USV betrifft, äusserte sich Cheftrainer Vito Troisio auf Anfrage gegenüber der lie:zeit sinngemäss so, dass man ursprünglich die Absicht hatte bis ca. Mitte November weiter zu trainieren. Dies vor allem mit Blick auf die Liechtensteiner A-Nationalmannschaft und die Liechtensteiner U-21-Auswahl, welche am 12.und 17. November noch Länderspiele auszutragen haben. Vorstand, Mannschaftsrat und Trainerstab entschieden sich nach längerer Diskussion jedoch das Training fürs Eins ab sofort und bis zum Wiederbeginn im Frühjahr 2021 einzustellen. Dies vor allem mit

Nater ist der Spielmacher des Erstligisten von Balzers.

Blick auf die mögliche Infektionsgefahr. Was das Hometraining betrifft, so arbeitet der Trainer mit einer App, mit welcher er jederzeit die Kondition eines jeden Spielers abrufen und überwachen kann. Es gilt nämlich die physische Kraft bis zum Neustart zu erhalten, wenn möglich und nötig sogar zu verbessern.

Beide Teams bedauern Unterbruch Der Unterbruch für den FC Balzers und den USV dauert mindestens zehn Wochen, wenn man in diesen Corona-Zeiten überhaupt Zeitangaben machen kann. Eingeplant ist der Trainingsbeginn ab Mitte Januar 2021., sofern ihn die dannzumalige Situation überhaupt zulässt. Beide Teams hätten gerne weitergespielt. Das steht ausser Zweifel. Dazu meinte Vito Troisio, dass der Unterbruch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen sei, wenn

man bedenke, dass er USV die beiden letzten Spiele gewonnen hat. Ähnlich sieht es auch der sportliche Leiter des FC Balzers, Christoph Arpagaus, wenn er sagt, dass der FC Balzers zwar zuletzt etwas in Straucheln geriet, aber insgesamt man die gezeigten Spiele mit durchschnittlich bis gut bewerten könne. Besonders der Start sei dem FC Balzers über Erwarten gut gelungen.

Troisio Vito, Trainer des USV Eschen / Mauren


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USV Eschen/Mauren B-Junioren holen den Herbstmeistertitel

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Rangliste 1. Liga – Gruppe 3 Spiele

Tore

Pt.

Die B-Junioren des USV Eschen/Mauren dürfen auf eine sehr erfolgreiche Herbstsaison zurückblicken. Mit dem 1:0 Sieg im letzten Spiel gegen die B-Junioren des FC Schaan konnte sich die Mannschaft den 1. Tabellenschlussrang in der 1. Stärkeklasse sichern. Die Mannschaft wird in der nächsten Saison in der Promotion und somit in der zweithöchsten Schweizer Junioren-Stärkeklasse spielen.

1. FC Tuggen

7

20:8

19

2. FC Wettswil-Bonstetten

7

18:7

16

3. FC Gossau

7

16:8

13

4. FC Paradiso

6

10:5

11

Herzliche Gratulation an die Mannschaft sowie an die Trainer Günter Gager und Michael Kuschny!

5. FC Linth 04

7

14:11

11

6. FC Winterthur II

7

11:10

9

7. FC Thalwil

7

7:11

9

8. FC Balzers

5

9:8

8

9. FC Kosova

7

11:12

8

10. FC St. Gallen 1879 II

7

14:19

7

11. USV Eschen / Mauren

6

10:12

5

12. SV Höngg

7

9:14

5

13. FC Red Star ZH

6

4:16

2

14. FC Dietikon

6

5:17

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«Ich hoffe, dass die Bevölkerung hinter den Bergbahnen steht» Die Bergbahnen Malbun stehen wohl vor einem schwierigen Winter. Die Situation um die Entwicklung des Coronavirus und der allenfalls verordneten, weiteren Schutzmassnahmen ist unsicher. Die Bergbahnen sind aber durch ihr eigens ausgearbeitetes Schutzkonzept gerüstet, um ein sicheres Skifahren zu gewährleisten. Text: Heribert Beck

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in der Region hatten die Bergbahnen in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich Glück im Unglück. Die Saison 2019/20 war fast vorbei. «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen», sagt denn auch Heinz Vogt, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Malbun AG. «Dennoch fehlte uns ein voller Monat Umsatz. Andererseits hatten wir aber natürlich auch weniger Kosten.» Gespürt haben die Bergbahnen allerdings auch die Phase vor dem Shutdown bereits. Die Gäste seien schon vorsichtiger gewesen, und die Zahl der Skifahrer habe auch in Malbun abgenommen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einnahmen. «Sowohl bei den Bergbahnen als auch in den Gastronomiebetrieben», sagt Heinz Vogt.

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Die Abschreibungen führen zu Verlusten Finanziell auf Rosen gebettet sind die Bergbahnen Malbun mit ihrem ehrenamtlich tätigen Vorstand ohnehin nicht, was auch zum Antrag auf ein zinsloses Darlehen des Staates führte, welches der Landtag in dieser Woche behandelt hat. «Wir konnten unsere Betriebskosten in den vergangenen Jahren stets bezahlen und unsere finanziellen Verpflichtungen immer erfüllen, erwirtschafteten aber auch jedes Jahr einen Verlust in der Höhe zwischen 400’000 und 700’000 Franken, bedingt durch die Abschreibungen in Höhe von rund 900’000 Franken pro Jahr auf den Sachanlagen. Um das ganze am Beispiel eines Autos zu verdeutlichen: Wir können die Kosten für das Benzin, die Versicherung und kleineren Reparaturen bezahlen, sind aber derzeit nicht in der Lage, ein

neues Fahrzeug zu kaufen und zu finanzieren», sagt Heinz Vogt. Und um bei den Fahrzeugen zu bleiben, verweist er darauf, dass allein ein neues Pistenfahrzeug rund eine halbe Million Franken kosten würde. Die unklare Situation über allfällige künftige Schutzmassnahmen zur Corona-Prävention machen die Lage für die Bergbahnen Malbun nicht besser. «Wir mussten realistisch bleiben und auch so planen. Wir rechnen mit einer anspruchsvollen Saison, was natürlich ebenfalls Auswirkungen auf die Finanzplanung hatte. Wir gehen also von weniger Einnahmen bei höheren Kosten aufgrund der Schutzkonzepte aus. Damit gelangen wir an die Grenzen unserer finanziellen Möglichkeiten, und dies hat uns auch bewogen, die Regierung um einen Kredit zu bitten», sagt Heinz Vogt. Er ergänzt: «Schade, dass sich die derzeitige Diskussion nur um die Verstaatlichung dreht, welche gar nicht Gegenstand der eigentlichen Kreditvorlage war».

Nachhaltig auf gesunde Beine stellen Dieses Vorgehen der Bergbahnen rief auch Kritiker auf den Plan. Dies ist für Heinz Vogt jedoch nachvollziehbar. «Kritik ist immer gut. Von Kritik kann man lernen», sagt der Verwaltungsratspräsident. «Bereits jetzt halten Land und Gemeinde 72 Prozent der Aktien der Bergbahnen. Eine allfällige Überführung in ein öffentliches-Unternehmen ergibt auch nur dann Sinn, wenn die Bevölkerung dahintersteht. Das Land und der Landtag hätten dann aber auch viel mehr Mitsprache- und Kontrollrechte, was derzeit nicht der Fall ist». Ich möchte erwähnen, dass die Bergbahnen in den vergangenen 15 Jahren keinerlei Subventionen erhalten haben und zumindest bei den laufenden Be-


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Heinz Vogt, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Malbun AG

triebskosten selbsttragend waren. Es sei darüber hinaus seit langem bekannt, dass das Unternehmen die Investitionen nicht selbst wieder finanzieren könne. «Wichtig ist, die Bergbahnen nachhaltig auf gesunde Beine zu stellen. Man wird diskutieren müssen, wer welchen Beitrag zu leisten bereit ist. Am Ende entscheidet die Regierung beziehungsweise der Landtag oder unsere Bevölkerung sowie auch unsere geschätzten privaten Aktionäre, welche ebenfalls einen namhaften Betrag zu den letzten Investitionen beigesteuert haben. Persönlich wünsche ich mir natürlich, dass der Entscheid pro Malbun und pro Bergbahnen fallen wird. Ich bitte alle, bei den Überlegungen auch die Rolle der Bergbahnen für das Naherholungsgebiet Malbun zu berücksichtigen. Die Wichtigkeit als Sportstätte, für den LSV, die Skiclubs, für den Tourismus und das lokale Gewerbe, für alle im Malbun beschäftigten Mitarbeiter sowie für unsere Bevölkerung. Ich fände es schade, wenn sich alles nur um das Thema Verstaatlichung drehen würde.»

«Nach wie vor klein, aber fein» Um auch den zweiten Corona-Winter möglichst unbeschadet zu überstehen, setzen die Bergbahnen Malbun auf mehrere Strategien. «Wir sind zuversichtlich, dass wir basierend auf unserem Schutzkonzept, unseren Gästen ein sicheres Schneevergnügen bieten können», sagt Heinz Vogt. «Die Sicherheitsmassnahmen werden uns rund 100’000 Franken

kosten. Dies beinhaltet vor allem Halsschläuche mit einem integrierten ionisierenden Filter, welche wir den Skifahrern zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellen werden. Auch Abstandsmassnahmen beim Anstehen an den Liftanlagen und bauliche Anpassungen sind Teil des Konzepts.» Zugute kommt Malbun, dass es nicht über Bahnen mit geschlossenen Gondeln oder grösseren Innenräumen verfügt. Auch ist Malbun kein grosser Aprésski-Hotspot, sondern nach wie vor ein kleines, aber feines Skigebiet. Und die Kleinheit ist auch eine Chance in Bezug auf die Sicherheit.» Neben der Corona-Sicherheit ist natürlich auch die Schneesicherheit von grosser Bedeutung. «Gemäss Studien ist der Betrieb von Skigebieten auf einer Höhe ab 1500 Meter nach wie vor und trotz steigender Schneegrenzen möglich, wenn sie bei Bedarf auf technische Möglichkeiten zur Beschneiung zurückgreifen können», sagt Heinz Vogt. Ideal wäre es daher für Malbun, wenn es möglich wäre, in drei bis fünf Tagen das ganze Gebiet auf der Vaduzer Talseite beschneien zu können. Die Triesenberger Seite wird ohnehin nicht künstlich beschneit. Mit den bestehenden technischen Möglichkeiten ist dies derzeit aber nicht realiserbar. «Eine gewisse Schneesicherheit ist jedoch auch für die Hotelbetriebe unerlässlich, da sie den Gästen Planbarkeit bietet.»

Hoffen auf Solidarität der Bevölkerung Daneben setzen die Bergbahnen Malbun aber auch auf die Stärken des Liechtensteiner Skigebiets. «Malbun ist ein kleines übersichtliches Gebiet, gut und schnell erreichbar. Eine wichtige Zielgruppe bilden daher die Familien. Denn bei uns kann man sich nicht verlieren, und wir haben für Kleinkinder und Kinder optimale Einrichtungen sowie Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Aber auch für die erwachsenen Einheimischen und für unsere regionalen wie internationalen Gäste hat Malbun einiges zu bieten», sagt Heinz Vogt. Gleichzeitig ist er realistisch und geht davon aus, dass aufgrund möglicher Reisewarnungen ausländische Gäste fast ausschliesslich aus der Schweiz kommen werden. «Daher hoffe ich, dass uns die Bevölkerung beim diesjährigen Vorverkauf unterstützt. Dies würde uns vieles erleichtern», sagt Heinz Vogt. Im vergangenen Jahr war der Vorverkauf ein wesentliches Standbein der Bergbahnen und spülte rund 900’000 Franken in die Kasse. «Wir hoffen auf einen möglichst guten Vorverkauf», sagt Vogt. «Die Kunden müssen sich auch keine Sorgen machen. Bei einer angeordneten Betriebsschliessung können die nicht verbrauchten Schneetage zumindest auf die nächste Saison übertragen werden. Ich bin überzeugt, dass unser Schutzkonzept belastbar ist und der Freude am Schneesport mit Vernunft nichts im Wege steht.»


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ANGEBOT ZU WEIHNACHTEN

CHF 32.– INKL. MWST.

Unerhörte Geschichten Der Ahnenforschungsverein Mauren gibt auf Weihnachten 2020 ein neues Buch heraus, das sich «Unerhörte GeschichGeschich ten aus Mauren» nennt. Es wurden besondere Geschichten festgehalten, eben in vieler Hinsicht unerhörte Vorgänge, heitere, skurrile, auch traurige. Das Buch enthält auf 180 Seiten mehr als 100 Erzählungen und Reminiszenzen aus der Gemeinde und teils aus dem Land aus längst vergangenen Zeiten. Das Buch ist so im weitesten Sinne auch ein geschichtliches Werk, zwar nicht auf Archiven basierend, dafür auf dem Erzählen durch zahlreiche sehr unterschiedliche Menschen. Sie alle vereint ihre Originalität. Literarisch sind die Geschichten Kurzformen in Prosa.

Alles sind wahre Geschichten, keine ist erfunden. Sie sind vom Verein in vielen Jahren erfragt, zusammengetragen und bewahrt worden. Männer und Frauen haben erzählt, aus ihren Erinnerungen, ihrem Leben, so einfach es war und so abenteurerlich mitunter auch. Ein Teil dieser Geschichten ist seinerzeit in der fünfteiligen Bücherserie «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» (2006–2011) veröffentlicht worden. Nun wurden die eindrücklichsten Geschichten in einem eigenen Buch zusammengebracht, in manchem knapper, ohne Nummern von Häusern und Strassennamen, ohne die ausführlichen Angaben zu Familienstämmen. Begleitet werden die Texte von Bildern. Zahlreiche Fotos stammen von den Familien der Erzählerinnen und Erzähler.

Herausgeber: Gemeinnütziger Verein für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren Bestellungen: T 00423 375 90 00 |natascha.oehri@medienbuero.li Begrenzte Auflage: 350 Exemplare |Jetzt zugreifen!


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IM GESPRÄCH MIT JUGENDLICHEN

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Jonas Meier: «Zu unserer Umwelt mehr Sorge tragen» Jonas Meier (21) aus Mauren ist ein Jugendlicher mit bewundernswert zielstrebigem Elan. Kürzlich konnte er sich mit seinem hervorragenden Lehrabschluss als Physiklaborant FZ mit der Note 5,5 auf Schloss Vaduz ins Goldene Buch eintragen. Seine weiteren Ziele sind die Berufsmatura und später ein Studium in einem naturwissenschaftlichen Fach. Im Gespräch gibt er einen interessanten Einblick, wie er über diverse Themen denkt und welche Ideen er dazu hat. Interview: Johannes Kaiser – Foto: Oliver Hartmann

Wie erlebst du und wie erleben die Jugendlichen im Allgemeinen die Corona-Zeit mit ihren einschneidenden gesellschaftlichen Auswirkungen? Jonas Meier: Ich vermute, dass praktisch alle Jugendlichen die Schutzmassnahmen als einschneidend für das öffentliche Leben beurteilen. Weil ich selbst kein grosser Partygänger bin, komme ich mit der aktuellen Situation recht gut klar. Natürlich verstehe ich, dass es für manche sehr schwierig ist, da das Angebot für Jugendliche schon vor Corona eher eingeschränkt war. Was ich persönlich sehr schade finde, ist, dass traditionelle Veranstaltungen wie z.B. Jahrmärkte und Oktoberfeste abgesagt werden mussten und so das gesellschaftliche Leben stark eingeschränkt wird. Können die Wirtschaft und Gesellschaft, sollte sich die Situation verschärfen, wieder solche ein-schneidende Lockdown-Massnahmen verkraften? Wie man sieht, tun sich gewisse Branchen jetzt schon sehr schwer. Ein weiterer Lockdown würde in vielen Bereichen verheerenden Schaden anrichten. So haben z.B. die Restaurantschliessungen, die Absagen von Events und der geschwächte Tourismus nicht nur negative Auswirkungen aus wirtschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Sicht. Aufgrund dieses Zusammenhangs bin ich der Meinung, dass eine starke

Verschärfung der Massnahmen beiderseits kaum verkraftbar wäre. Gerne wird das Lippenkenntnis gegeben, dass die Jugend sowie deren Ausbildung eine unserer wichtigsten Ressourcen ist. Wie wichtig erscheinen dir Auslandaufenthalte für Schülerinnen und Schüler? Um von einer fremdsprachigen Person verstanden zu werden und sich mit ihr unterhalten zu können, muss man kein Profi in Rechtschreibung und Grammatik sein. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man sich in diesem Bereich eine Basis erarbeitet, damit man auch in Situationen, in denen Schreibkompetenz gefragt ist, gerüstet ist. Ich selbst war noch nie an einem Sprachaufenthalt, doch aus meinem Kollegenkreis bekomme ich mit, dass das Bedürfnis besteht. Während eines Sprachaufenthalts profitiert man nicht nur von der sprachlichen Entwicklung, sondern lernt auch andere Kulturen kennen, was für mich im Umgang mit Menschen anderer Herkunft genauso viel bedeutet. Welchen gesellschaftspolitischen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend mehr annehmen? Wo erwartest du mehr Mut von den Volkvertretern? Durch unseren hohen Lebensstandard und unser «egoistisches Verhalten» belasten wir

Der Landtagsabgeordnete Johannes Kaiser im Gespräch mit dem engagierten und zielstrebigen jungen Erwachsenen Jonas Meier (21) aus Mauren.

die Umwelt grundlegend schon in sehr hohem Masse. Aus diesem Grund sollten Umweltsünden dringend vermieden werden. Weil bei uns viel zu wenig gegen Littering vorgegangen wird, sehe ich dies als Angelegenheit unserer Politik. Wie soll Umweltschutz im grossen Stil funktionieren, wenn es schon bei den kleinen Dingen hapert. Mit 16 darf man bald Auto fahren lernen, in den USA gar früher, in einzelnen Ländern dürfen die Jugendlichen mit 16 an Wahlen teilnehmen: Wie stehst du zu einer Senkung des aktiven Wahlrechts in unserem Land? Es gibt sicher gute Gründe für und gegen das Wahlrechtsalter

16. Aus meiner eigenen Erfahrung mit Schnupperlehrlingen habe ich das Gefühl, dass sich die wenigsten Jugendlichen in diesem Alter mit weitgreifenden Themen auseinandersetzen. Ihre Denkweise unterscheidet sich entscheidend von der eines Erwachsenen. Als ich 16 Jahre alt war, hätte ich mich niemals als geistig erwachsen eingeschätzt. Viele Jugendliche sehen die Probleme unserer Gesellschaft und bringen auch konkrete Lösungsansätze. Dass die Umsetzung aber auch massgebliche Konsequenzen mit sich zieht und es ohne Kompromisse nicht funktionieren wird, bleibt wahrscheinlich oft zu sehr im Hintergrund.


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«Jeder Tag kann ein neuer Schöpfungstag sein» Loretta Federspiel hat in ihrem Leben immer wieder Momente erlebt, in denen sie spürte, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Daneben gibt es aber auch einige Konstanten: den Schuldienst, das Erzählen, den Einsatz für Dinge, die ihr wichtig sind, und natürlich die Beziehung zur Familie.

Pensionierte Lehrerin, passionierte Erzählerin und kritische Denkerin: Loretta Federspiel.

Seit zwei Jahren wohnt Loretta Federspiel wieder in Mauren, ihrer Heimatgemeinde, in der sie aufgewachsen ist. Dazwischen hat sie für sich die grosse Welt der Kultur entdeckt, in zwei Städten gelebt und 15 Jahre in einem 200-Seelen-Dorf in Frankreich an der Grenze zum Kanton Jura verbracht. «Es scheinen Zufälle gewesen zu sein, welche die Veränderungen in mein Leben gebracht haben», sagt sie, während sie aus dem Fenster in ihren Kräutergarten blickt und sich auf ihrem Tisch Bücher und

Artikel zum Thema Coronavirus stapeln.

Der Teufel und der Beelzebub Das Thema Corona ist es auch, das sie momentan am meisten beschäftigt. Sie, die ihr ganzes Leben mit Kindern gearbeitet und sie mit ihren Märchen erfreut hat, engagiert sich gegen die Maskenpflicht, die inzwischen teilweise auch Kindern unter zwölf Jahren auferlegt wird. «Ich kann so etwas nicht verstehen», sagt sie und verweist auf Studien, die besagen, dass

Kinder gesundheitliche Schäden davontragen könnten und dass Stoffe das Virus nicht aufhielten. Die Massnahmen gegen das Virus seien ein «böses Theater» und erscheinen ihr unangemessen. «Man kann nicht den Teufel mit Beelzebub austreiben. Es gibt dringendere Themen in unserer Welt, die unserer Aufmerksamkeit bedürften.» Loretta Federspiel sagt, sie könne schlimmstenfalls nachvollziehen, wie die Politik im März auf das Aufkommen des Virus

reagiert hat. Inzwischen müssten die Regierungsmitglieder jedoch eingestehen, dass sie damals aufgrund ihrer Informationen zu restriktiv für Familien und alte Menschen gehandelt hätten. Aber all das passe zu «unserer generell lieblosen Zeit, in der Leute mit anderen Überzeugungen aus Angst vor Arbeitsverlust schweigen müssen». Loretta Frderspiel fährt fort: «Sehr glücklich bin ich jedoch über die grossen Demonstrationen in den deutschen Städten, von denen man in unseren Zei-


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tungen wenig bis nichts liest. Nicht einmal von der Rede von Robert Kennedy, dem Neffen des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, in Berlin wurde berichtet. Von diesen Demonstrationen geht die Botschaft von Frieden, Liebe und Freiheit aus und nicht jene von Krankheit, Panik und Tod wie in den Medien.»

Erste Publikation in der NZZ Aufgrund ihrer guten Noten und weil Loretta Federspiel sich immer freute, wenn sie nach der Schule mit ihrer Lehrerin Hefte korrigieren durfte, motivierte sie diese, die Ordensschwester Benigna Schurtenberger, ebenfalls Lehrerin zu werden. «Meine Mutter setzte sich dafür ein, dass ich das Lehrerinnenseminar Menzingen besuchen durfte. Trotz des grossen Heimwehs hatte ich dort fünf sehr gute Jahre bis zum Abschluss.» Daraufhin hat Loretta Federspiel fast ihr ganzes weiteres Leben lang unterrichtet, in den ersten Jahren noch als «Fräulein Kieber». Für eine weitere Ausbildung zog sie nach Basel an die Kunstgewerbeschule und konnte sich zur Heilpädagogin weiterbilden. «In dieser Stadt ist mir die Welt aufgegangen und ein Bewusstsein für Politik», sagt Loretta Federspiel. «Es war die Zeit der Studentenrevolten und Sit-ins, und man demonstrierte gegen den Krieg in Vietnam mit dem Aufruf: ‹Make love not war!› Auf offenen Plätzen wurde die Musik des Woodstock-Festivals für Frieden und Liebe übertragen. Ich lernte ganz neue Musik kennen. Damals verweigerten erstmals junge Männer den Militärdienst, ich war mit einigen befreundet und erlebte deswegen Spitzelei und Polizeigewalt. Man kämpfte auch für die Ablösung des Jura vom Kanton Bern. In der Erinnerung war die Idee von Freiheit und Befreiung von alten Werten allgegenwärtig. Ziemlich viel für ein Landei wie mich.» Loretta besuchte Galerien, lernte Maler, Bildhauer und Theaterleute kennen und auch ihren späte-

ren Ehemann Jürg Federspiel, und sie wurde Mutter. «Wenn ich den Mund aufmachte, war man erstaunt über meinen Dialekt und ich wurde gefragt, ob Liechtenstein zur Schweiz gehöre, ob es von einem König regiert würde und welche Währung es habe. Eigentlich wusste ich wenig Genaues von meinem Heimatland. Man war irgendwie nur stolz darauf, Unter- oder Oberländer zu sein und einen Fürsten zu haben. In einem Gedicht von Jürg Federspiel heisst es: ‹Hinterlasse ein Zeichen!› und er forderte mich auf, ich solle Liechtenstein zu meinem Thema machen und mich darin vertiefen. So setzte ich mich dahinter, bekam auch viel Hilfe und schrieb schliesslich eine grosse Reportage über Liechtenstein für die NZZ. Von da an traute ich mich, zu schreiben und zu veröffentlichen.»

Beim «Es war einmal …» waren alle still Den bedeutendsten Abschnitt ihres Lebens verbrachte Loretta Federspiel in Zürich, wo die Familie ihres Sohnes lebt. Dort wurde er gross und das Enkelkind kam in der eigenen Wohnung zur Welt. Sie arbeitete bis zur Pensionierung in Zürich, wo die emotionalen Höhepunkte ihres Lebens stattfanden. Trotz der räumlichen Distanz brachen auch die Beziehungen zu ihrer Familie in Mauren nie ab. «Dort hörten die kleinen Nichten und Neffen sich Märchenkassetten im St. Galler Dialekt an und ich fragte mich, ob es solche nicht auch in Liechtensteiner Mundart geben sollte.» Zusammen mit Astrid Marxer wurden dann elf Kassetten mit Erzählerinnen im jeweiligen Dialekt jedes Liechtensteiner Dorfes produziert. Die Leidenschaft für das Weitergeben von Märchen ist geblieben. «Ich habe mich im Erzählen weitergebildet und in Zürich viele Märchenabende mit Kindern und Erwachsenen durchgeführt. Es ist eine schöne Erfahrung, wenn es nach dem ‹Es war einmal...› still wird im Publikum.» Später übersetzte Loretta Federspiel auch Sagen aus dem Hoch-

deutschen in den Maurer Dialekt und ging eine Zeitlang mit einer Musikgruppe auf Tour, deren Konzerte mit mittelalterlichen Instrumenten sie mit ihren erzählten Sagen begleitete.

Aus einem Ausflug wurden 15 Jahre Die nächste Station in Loretta Federspiels Leben war Frankreich. Es begann mit einem Ausflug und sollte nach der Pensionierung 15 Jahre andauern. «Mein Sohn hat ein winziges Inserat entdeckt, das für ein ‹Traumhaus› in Frankreich warb. Ich fühlte mich jedoch in Zürich wohl.» Ein anderes Objekt anstatt des sogenannten Traumhauses in einem kleinen Dorf war dann Liebe auf den ersten Blick. Sie konnte das Haus mit den neun Zimmern und den anderthalb Hektaren Umschwung mit Wald und Wiesen erwerben. «Die Bewohner des Dorfes kamen mir vor wie alte Bekannte. Die Geschichten einer im Erzählen besonders begabten Frau schrieb ich auf und würde sie gerne als Buch herausgeben. Auch mit der Familie, die oft zu Besuch war, und den Tieren erlebte ich unvergessliche Momente.»

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Nach und nach starben die engen Freunde und Nachbarn «und auch ich wurde alt. Irgendwann war der Moment gekommen, an dem ich beschloss, wenn möglich nach Mauren zurückzukehren», sagt Loretta Federspiel. Heute ist sie glücklich, ein Haus ganz in der Nähe ihres Elternhauses und des Riets gefunden zu haben. Was ihr von Frankreich geblieben ist, sind neben den Erinnerungen und den aufgezeichneten Geschichten vor allem Erkenntnisse. «Ich habe mich im französischen Dorf mit der Kultur des alten Ägypten beschäftigt und alles gelesen, was ich finden konnte. Ich durfte auch beim Seniorenkolleg einen Vortrag zu diesem Thema halten. Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass das Christentum seine Wurzeln vor allem in der allgegenwärtigen Religiosität der altägyptischen Kultur hat und von dort die christlichen Mysterien und die meisten religiösen Bräuche ausgehen. Ein Motto gerade für die heutige Zeit ist mir die altägyptische Überzeugung, dass die Welt immer wieder neu und so vollkommen werden kann, wie sie bei der Schöpfung am Anbeginn war. Jeder Tag kann ein neuer Schöpfungstag sein, doch das erfordert unsere Mitarbeit.»

Ich bin sehr glücklich über die grossen Demonstrationen in den deutschen Städten, von denen man in unseren Zeitungen wenig bis nichts liest. Von diesen Demonstrationen geht die Botschaft von Frieden, Liebe und Freiheit aus und nicht jene von Krankheit, Panik und Tod wie in den Medien.

Loretta Federspiel, zur Corona-Thematik


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Zahltag bei der Bäckerei, Conditorei & Confiserie Wanger Richard Wanger erlernte den Beruf Konditor-Confiseur und anschliessend durch eine Zusatzlehre den des Bäckers. Nebenberuflich absolvierte er eine Bürolehre sowie eine Unternehmerschule und durfte nach dreijähriger Ausbildung das Diplom des eidg. Dipl. Betriebswirtschafters des Gewerbes entgegennehmen. Interview: Vera Oehri-Kindle · Fotos: Oliver Hartmann

Wie viele Stunden arbeitest du täglich?

10

10

Richard hat im wahrsten Sinne des Wortes einen «Schoggi»-Job.

4

Wie viele Geschäfte führst du?

180

2

Wie gerne magst du Süsses auf der Skala von 1–10?

Wöchentlich werden bei Wangers im Schnitt 80 Kilo Schokolade verarbeitet.

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Wie viele Torten backt ihr durchschnittlich im Monat?

Wie viele Berufe hast du erlernt?

Wie viele Mitarbeiter beschäftigst du?

5

Wie viele Familienmitglieder arbeiten mit?

4–5

Mit wie vielen Jahren wusstest du, dass du den Beruf des Confiseurs und Bäckers erlernen möchtest?


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Wie viele Brotsorten bietest du an?

15 Wie viele Sitzplätze bietet ihr insgesamt an?

300

Wie viel Kilo Mehl verarbeitet ihr täglich?

180

In welchem Jahr wurde eure erste Bäckerei eröffnet?

Richard ist auch ab und zu hinter der Ladentheke anzutreffen.

6

In welchem Alter hast du das erste Mal in der Bäckerei mitgeholfen?

Wie viel Kilo Schokolade verarbeitet ihr durchschnittlich in der Woche?

80

19 50

Täglich kommt das Firmenauto für Lieferungen zum Einsatz.

Wie viele Lernende bildet ihr zurzeit aus?

4

Wie viele Hobbys kannst du neben deiner Tätigkeit noch ausüben?

5

Richard Wanger (44)

1976

In welchem Jahr bist du geboren?

führt das Geschäft in dritter Generation. 2019 erhielt er den Titel «Berufsbildner des Jahres» in der Kategorie Bäckerei-Konditorei-Confiserie und somit holte er den Preis das erste Mal nach Liechtenstein. Richard ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wenn er einmal Freizeit hat, geniesst Richard diese mit langlaufen, joggen und golfen. Ebenso mag er Fussball und Reisen. www.wangerag.com

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Das perfekte Weihnachtsgeschenk GUTSCHEINE VON ZEITPOLSTER LIECHTENSTEIN Weihnachten naht und der eine oder die andere überlegt bereits, was denn den Eltern, Grosseltern, Onkeln und Tanten Freude bereiten würde. Mit Schals, Büchern und Parfüms sind viele ja schon gut eingedeckt. Doch es gibt etwas, das zunehmend zu einem Luxusgut wird: Zeit! Gerade ältere Menschen benötigen oft keine materiellen Geschenke, sondern eine helfende Hand und ein offenes Ohr. kostet zehn Franken. Die Gutscheine sind in praktischen kleinen Einheiten, so dass sie bei Bedarf eingelöst werden können. Für die erbrachten Dienstleistungen bekommen die Helfenden Zeitgutschriften, die von den Zeitpolstergruppen registriert werden und die sie später bei eigener Bedürftigkeit einlösen können. So profitiert man doppelt: Man schenkt Hilfe und ermöglicht, dass jemand ein eigenes Zeitpolster aufbauen kann. Zeitgutscheine können bei der Geschäftsstelle von Zeitpolster Liechtenstein, Judith Oehri, bezogen werden. Herr Meier würde gerne ab und zu spazieren gehen, ihm fehlt eine Person, die ihn begleitet. Frau Müller wird aus dem Spital entlassen und benötigt eine helfende Hand beim Einkaufen. Herr Büchel hat Probleme, ein Formular auszufüllen, Frau Nigg würde gerne WhatsApp kennenlernen, Herr Kind braucht Hilfe im Garten, weil dieser ihm buchstäblich über den Kopf wächst, Frau Beck wünscht sich Hilfe beim Nähen neuer Vorhänge braucht eine Person, die sie zur Therapie fährt. Dies sind Beispiele von Anfragen, die Zeitpolster Liechtenstein in den letzten Monaten erhalten hat. Immer mehr Personen haben keine oder nur wenige Angehörige, die im näheren Umfeld wohnen. Zudem sind die eigenen Kinder, Enkel oder Nichten und Neffen oftmals beruflich und familiär stark eingebunden und haben wenig Zeit, Hilfestellungen zu geben. Auf der anderen Seite gibt es viele Leute, die Zeit und Energie haben, um andere zu unterstützen und ihre Zeit sinnvoll einsetzen möchten. Zeitpolster Liechtenstein bringt Menschen, die Unterstützung suchen, und Freiwillige zusammen.

Zeit schenken Zeitpolster Liechtenstein bietet neu die Möglichkeit, seinen Lieben in Form eines Gutscheins Zeit zu schenken. Eine Stunde Zeit

Welche Leistungen bietet Zeitpolster Liechtenstein an? • Fahrdienste und Begleitung: zum Arzt oder zu Therapien, zur Fusspflege, zum Friseur, zur Bank, zu Behörden sowie Botengänge, gemeinsames Einkaufen • Administrative Hilfe: Unterstützung beim allgemeinen Brief- und Schriftverkehr, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, im Umgang mit dem PC, TV oder Mobiltelefon • Hilfe in Haushalt und Garten: waschen, bügeln, staubsaugen, Betten beziehen, Müllentsorgung, gemeinsames Kochen/Essen, kleine Gartenarbeiten • Freizeitaktivitäten: Ausflüge in die Natur, Spaziergänge, gemeinsames Spielen, vorlesen, Kaffee trinken, Begleitung zu kulturellen Veranstaltungen oder Vorträgen • Handwerkliche Hilfe: Schneeschaufeln, kleinere Reparaturen im Haus, Ersatz von defekten Leuchtmitteln, Mithilfe beim Wohnungswechsel • Freiräume für pflegende Angehörige schaffen: ein paar Stunden die Anwesenheit abdecken, einfach zuhören und Besuche abstatten

Ansprechpersonen von Zeitpolster Liechtenstein Zeitpolster-Gruppe Unterland: Tel. +423 794 48 54 team.unterland@zeitpolster.li Ruggell: Martin Büchel Gamprin: Astrid Büchel Schellenberg: Andrea Fritz-Wohlwend Eschen: Marianne Hoop Mauren: Marina Kieber Zeitpolster-Gruppe Oberland: Tel. +423 794 48 53 team.oberland@zeitpolster.li Schaan: Rita Rüdisser Planken: Monika Stahl Vaduz: Irène Ospelt Triesen: Inge Schatzmann Triesenberg: Barbara Welte Balzers: Silke Wohlwend Geschäftsstelle Zeitpolster Liechtenstein Judith Oehri Tel. +423 794 48 55 info@zeitpolster.li


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«Force of Habits» – Metal aus Liechtenstein Ende September ging im «Camäleon» in Vaduz die erste von neun Qualifikationsrunden des NachwuchsBandcontests «BandXost» über die Bühne. Die junge Liechtensteiner Band «Force of Habits» mit Noa Kaiser, Aaron Nobile, Tristan Kranz und Daniel Elkuch holte sich dabei den Publikumspreis. Text: Marion Kranz · Fotos: ZVG Im Nachwuchsband-Wettbewerb der Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein fand am 26. September 2020 im Camäleon in Vaduz zum 15. Mal unter fünf Bands ein Contest mit Vorausscheidung statt. Das Finale findet in der Grabenhalle in St. Gallen statt, doch steht dessen Austragung infolge der Corona-Pandemie noch in den Sternen. Von Liechtensteiner Seite waren beim Contest in Vaduz zwei Nachwuchsbands angetreten – «Dr. Dipshit» und «Force of Habits». Letztere, vier Jungs aus dem Liechtensteiner Unterland, feierten einen sehr gelungenen Auftritt und gewannen den Publikumspreis. Den Grundstein dazu legten sie mit ihren Eigenkompositionen sowie mit Coverversionen, und sie überzeugten mit ihrer musikalischen Energie auf der Bühne.

Wer sind die «Force of Habits»? Die vier Gymnasiasten von «Force of Habits» sind sehr musikbegeistert. Nach der Gründung vor drei Jahren hat sich die Besetzung

teils neu formiert. In der aktuellen Zusammensetzung stehen sie nun seit fast zwei Jahren auf der Bühne. Sie proben wöchentlich im Jugendraum Eschen. Ihrem Hobby widmen die vier sich sehr intensiv. Das betrifft nicht nur die Zeiteinteilung neben Privatleben und Schule, sondern auch Werte wie Teamfähigkeit, Kom-

promissbereitschaft, Fleiss und Ambitionen. Demzufolge haben sie sich den Publikumspreis redlich verdient.

Songs auf Spotify, iTunes und Youtube Momentan sind die «Force of Habits» mit ihrem ersten Album beschäftigt. Davon kann

man sich schon drei Songs auf Streaming-Seiten wie Spotify und iTunes oder auf YouTube anhören. Aufgrund der CoronaPandemie mussten sie jedoch bislang schon zwei geplante Auftritte absagen, darunter auch den heissbegehrten «Legendären Stop Bar Auftritt». Dort hätten auch die Musiker vom «hiasigaburscht» und «Andreas Fonsinocci» mitgewirkt. Dieser Auftritt wird bis auf Weiteres verschoben, bis eine im Hinblick auf die Corona-Massnahmen lockerere Zeit dies zulässt.

Metal-Band «Force of Habits»: Noa Kaiser (18): Bassgittare Aron Nobile (17): Gittarist Tristan Kranz (17): Schlagzeuger Daniel Elkuch (18): Sänger

«Force of Habits» verbuchten mit dem Publikumspreis am Contest «bandXost.ch» einen tollen Erfolg: Aaron Nobile, Noa Kaiser, Daniel Elkuch und Tristan Kranz (v. l.).

Alle neuen Infos der Band werden auf Instagram veröffentlicht unter @forceofhabits.band


Üseri Worzla

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DIALEKTAUSDRÜCKE (TEIL 2)

«Dia Wiiber sind all no am kefla» Liechtensteinisch ist eine Sammelbezeichnung für die im Fürstentum Liechtenstein gesprochenen hochalemannischen Dialekte. Die Mundarten in Liechtenstein gehören zu den schweizerdeutschen und alemannischen Dialekten Vorarlbergs und Südwestdeutschlands. Innerhalb des Liechtensteinischen gibt es aufgrund des Dialektkontinuums teilweise erhebliche regionale Unterschiede und Variationen. Zusammengestellt: Adolf Marxer, «Dökterle», Übersetzt: Herbert Oehri

Die englische Sprache mag «cool» sein, die Liechtensteiner Mundart bleibt eine Sprache des Herzens, aber auch eine Sprache mit vielen Rätseln. Oder wissen Sie, was «d’Segas dengla» oder «es pflättarat» heisst? Alle Dialekte im Land sind schwerer zu erlernen als die hochdeutsche Sprache. Streng genommen ist die Grammatik des «Liechtensteiner-Dütsch» zwar gar nicht so schwer: Wir kennen nur zwei Zeitformen – Präsens und Perfekt, bilden alle Relativsätze mit «wo», und was die Orthographie angeht: Geschrieben wird, wie der Schnabel gewachsen ist. Anders als beim Hochdeutschen gibt es in Liechtenstein keine Standardsprache, die allgemein verbindlich wäre. Das macht die Sache unübersichtlich und eben für Lernwillige «schwierig». Die Unterschiede der Dialekte in den liechtensteinischen Gemeinden sind teilweise erheblich (Unterland / Oberland). Besonders schwer – auch für Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner – zu verstehen ist die Triesenberger Mundart, die sich von den übrigen am deutlichsten abhebt. Allerdings verstehen sich die Einheimischen sprachlich recht gut. In dieser Beziehung haben es viele der fremdsprachigen Ausländerinnen Ausländer oft sehr schwer. Der Liechtensteiner Dialekt ist im Bemühen, die deutsche Sprache zu lernen, ein Stolperstein für Fremdsprachige. Das Hochdeutsche ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für die Integration.

Jugendliche haben ihre eigene Sprache Sprache ist etwas Lebendiges, das sich verändert und entwickelt. Worte verschwinden, neue werden geboren. Die Jugendlichen haben ihre eigene Sprache entwickelt und wissen mit den althergebrachten Ausdrücken, welche sich früher in der bäuerlich geprägten Gesellschaft über Jahrhunderte halten konnten, nichts anzufangen. Es ist der Drang der Jugend nach Neuem, auch in der Sprache. Das war früher schon so: So «parlierten» im 18. Jh. die gehobenen Klassen gerne auch im Alltag Französisch, weil es «schick» war. Aus dieser Zeit stammen die vielen französischen Lehnwörter wie Trottoir, Fauteuil, Situation usw. Seit Jahren drängt Englisch in unsere von Technik und internationalen Medien geprägte Welt.

1.

Hött isches gruusig hääl. (Heute ist es verdammt rutschig.)

2.

I ha dia teerata Schnetz gärn zuar Mehlsoppa gessa. (Ich habe die Dörrschnitze gerne zur Mehlsuppe gegessen.)

3.

Er hät schiints zviel trunka khaa. (Wie es scheint, hatte er zuviel getrunken.)

4.

Vor der Huustüar häts na of a Latz gwarfa. (Vor der Haustür ist er auf den Mund gefallen.)

5.

Dia Wiiber sind all no am kefla. (Diese Frauen streiten andauernd.)

6.

I ha höt an Oomer noch Lääbara. (Ich habe heute Lust auf ein Lebergericht.)

7.

Das ischt an fuarchtbara Plagööri. (Das ist ein schrecklicher Sprücheklopfer.)

8.

Höt goht an verrockta Loft. (Heute weht ein starker Wind.)

9.

Dia Vorheng sind fescht abgschossa. (Diese Vorhänge sind stark ausgebleicht.)

10. Deer Weeg goht aber gääch ufwärts. (Dieser Weg geht aber steil aufwärts.) 11. Mis Knüü ischt knetschblau. (Mein Knie ist dunkelblau.) 12. Jetz han i scho weder a Schmottera am Knüü. (Jetzt habe ich schon wieder eine Blessur am Knie.)


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Marn muass i Hoonza ge vertliicha go. (Morgen muss ich mir «Heinzen» ausleihen.)

23. Wo häscht du d’Schapfa hii too? (Wohin hast du die Jauchekelle gelegt?) 24. 24. 27 Marn muass i Hoonza ge vertliicha go.

(Morgen muss ich mir «Heinzen» ausleihen.)

25. Miar mon s Höö höggerla, es ischt net düarr warda. (Wir müssen kleine Heuhaufen machen, das Heu ist noch nicht dürr.) 26. Vor am Nüne muascht net ge warba, es ischt allawiil noch füacht. (Vor neun Uhr brauchst du das Gras nicht ausbreiten, es ist immer noch feucht.) 13. Üsra Klii hät z Wiahnachta met nüt anderem meh ghüslat als met sim neua Trölläpper met amana Zöögle dinna, wo met Musig und Liacht um d Süüla ummi fahrt. (Unser Kleiner hat an Weihnachten mit nichts anderem mehr gespielt als mit seinem neuen Kreisel mit der inliegenden kleinen Eisenbahn, die mit Musik und Licht um die Säule fährt.) 14. Geschtert han i alle Spälta uufbiegat. (Gestern habe ich alle Holzspalten aufgeschichtet.)

27. Di lengscht Zit bin i scho dr Segasschlössel am suacha. (Schon längere Zeit suche ich den Sensenschlüssel.) 28. Miar ischt dr Wetzstoo vertschlepft, jetz ischt r verbrocha. (Der Wetzstein ist mir runtergefallen, jetzt ist er zerbrochen.) 29. 27 Dr Johann kunnt gleich, er hät noch of an Abtrett müassa. 29.

(Der Johann kommt sofort, er musste noch aufs WC.)

15. I find mine Tappa numma. (Ich finde meine Hausschuhe nicht mehr.) 16. I bi of am glatta Booda vertschlepft. (Ich bin auf dem glatten Boden ausgerutscht.) 17. Do leet alls amana Krogl. (Hier liegt alles an einem Knäuel.) 18. Du häscht zlang ummagsemparat, jetz simmer zschpoot. (Du hast zu lange getrödelt, jetzt sind wir zu spät.) 19. I ha müassa an Guntel is Holz schlaacha, zum Kette amacha. (Ich musste einen Eisenring ins Holz schlagen, um die Kette zu befestigen.) 20. Dia Biara sin ganz taag. (Die Birnen sind ganz weich.) 21. Rumm noch dr Mescht do uuf! (Räume hier den Mist zusammen.) 22. I gang jetz noch ge Bschötte füahra. (Ich bringe jetzt noch die Jauche aufs Feld.)

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Dr Johann kunnt gleich, er hät noch of an Abtrett müassa. (Der Johann kommt sofort, er musste noch aufs WC.)

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Üseri Worzla

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Buaba sind in Waal uffeganga ge Niala roocha. (Die Burschen sind in den Wald hinaufgegangen um dort Nielen (Waldrebe) zu rauchen)

30. I ha d Moschtfläscha ofs Wagabrett uffe gschtellt. (Ich habe die Mostflasche aufs Wagenbrett gestellt.) 31. Dr Buab ischt of d’Böschelebiig uffe klettarat, bim Ahafalla hät er dr Fuass verschtuucht. (Der Bub ist auf die Holzbeige geklettert, beim Herunterfallen hat er sich den Fuss verstaucht.) 32. Dr Hund natschlat a dr Süübere, gang se gi vergraaba. (Der Hund frisst die Nachgeburt des Kalbes, geh und vergrabe sie.) 33. Das ischt jo Biesch-Melch, dia mag i net trinka. (Das ist Biesch-Milch (Kuh-Milch nach der Geburt), diese möchte ich nicht trinken.) 34. Dr Gluckere springen sieba Hööle noch. (Der Henne laufen sieben Kücken hinterher.) 35. Katz ischt bis zuar Schtooratrocka uffeklettarat, jetz ischt si domma am jöömara. (Die Katze kletterte bis zum Starenhäuschen hinauf, jetzt jammert sie dort oben.) 36. 27 Buaba sind in Waal uffeganga ge Niala roocha. (Die Burschen sind in den Wald hinaufgegangen um dort Nielen (Waldrebe) zu rauchen.) 37. Im Hennazuu dinna, bim Holderbom, sin d’Brennesssla scho hoch. (Im Hühnergehege, beim Holunderbaum, sind die Brennnesseln schon hoch gewachsen.) 38. Dia Geiss ischt a soo beenig, i ha an grossa Verlett khaa, bis sie gschtumpnat gsii ischt. (Diese Ziege ist so störrisch, dass ich lange gebraucht habe, bis ich sie an einem Pfahl angebunden hatte.) 39. Du muascht d’Schrepfa meh aazücha, wenn s abwärts goht. (Du musst stärker bremsen, wenn es abwärts geht.)

40. Goofa sind am Giigampfa i dr Bündt dossa. (Die Kinder schaukeln auf der Wippe in der Wiese.) 41. Was du verzellscht, ischt alls an Schmarra! (Was du erzählst, ist alles Unsinn.) 42. I sött weder a mol d Greffelschachtla suuber botza. (Ich sollte wieder einmal die Schulgriffelschachtel reinigen.) 43. Min Kolleg hät dr Fuass verteiflat bim Vääh triiba. (Mein Freund hat sich beim Viehtrieb den Fuss verletzt.) 44. Dossa hocken zwaa Katzarolle und machen an muards Lärma. (Draussen sitzen zwei Kater und machen einen fürchterlichen Lärm.) 45. Dia Sach ischt üüs z brenzlig warda, miar sind denn gfloocha. (Die Angelegenheit wurde uns zu brenzlig, wir sind dann geflüchtet.) 46. Dr Goof hät scho weder i d Windla gmacht. (Das Kind hat schon wieder in die Windel gemacht.) 47. S’Segablatt quietscht, du muasches met anara Schpeckschwarta schmötza. (Das Sägeblatt quietscht, du musst es mit einer Speckschwarte einreiben.) 48. I täät jetz aafoocha schaffa, soss isches zmool Mettag! (Ich würde jetzt beginnen zu arbeiten, sonst ist es plötzlich Mittag.)


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49. Dr Lehrmeischter hät am Lehrling a mol ghörig Kappa botzt. (Der Lehrmeister hat dem Lehrling nun einmal tüchtig den Kopf gewaschen.) 50. Jag dia Bagaasch weder zum Huus usse! (Jage dieses Gesindel wieder zum Haus hinaus.) 51. Dem Malefitz mon miar amol sääga wia’s lauft. (Diesem Lausbuben müssen wir einmal sagen, wie es läuft.) 52. Du häscht am Ross a muards Trumm Holz aaghengt. (Du hast dem Pferd eine riesige Menge Holz zum Ziehen angehängt.) 53. Dr neu Tesch hät scho a paar Schmottara öberkoo. (Der neue Tisch hat schon einige Dellen abbekommen.) 54. Dia Wiiber sind weder metanand eppas am tuschla. (Diese Weiber tuscheln wieder miteinander.) 55. Dr Hirt schtoht barfuass im neua Kuahtätsch dinna zum warme Zeha öberkoo. (Der Hirt steht barfuss im frischen Kuhfladen, um warme Zehen zu bekommen.) 56. Dia Heumähdle werdn marn weder verzettet. (Diese Heumahden werden morgen wieder auseinandergebreitet.)

57. Ischt daas Maatle an blaahe Piep! (Ist dieses Mädchen bleich!) 58. Buab nimm Schtöö in Hoosasack, dass di dr Loft net fuartninnt. (Bursche fülle deinen Hosentaschen mit Steinen, damit dich der Wind nicht fortnimmt.) 59. Ischt daas Fäärle höt an schotzliga Koog. (Wie ist dieses Schwein heute nervös!) 60. Das ischt an saumentischa Krampf. (Das ist Schwerstarbeit.) 61. I muass höt s’Moschtfässle os am Käär ussatrööla und botza. (Ich muss heute das Mostfässchen aus dem Keller rollen und reinigen.) 62. I ha n an ganza Kratta voll Kriase abgnoo. (Ich habe einen ganzen Korb Kirschen gepflückt.) 63. Di maara Biara muascht iischlaahe, dia gen an guata Schnaps. (Die weichen Birnen musst du einschlagen, sie geben einen guten Schnaps.) 64. Geschtert ha n i d’Oberdeele suuber gfüarbt. (Gestern habe ich den Estrich sauber gewischt.) 65. Du häscht d’Waadabinda höt liaderleg ummegwecklat. (Du hast heute deine Wadenbinde schlampig gewickelt.)

56.

Dia Heumähdle werdn marn weder verzettet. (Diese Heumahden werden morgen wieder auseinandergebreitet.)

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Lassen Sie Ihre Gartenträume wahr werden. Naturstein, Feinsteinzeug, Betonpflaster, Beläge, Mauern, Gestaltungselemente und Zubehör

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Ihre nächste Filiale Ganz Baumaterial AG, Im alten Riet 40, 9494 Schaan Tel.: +423 236 18 80 | ganz-baumaterial.ch

LuckyBraut – über 160 Brautkleider in Schaan Es ist ein Traum der für Alice Quaderer, Gründerin und Geschäftsführerin von LuckyBraut an der Feldkircherstrasse 39 in Schaan, in Erfüllung geht. Ein eigener Brautkleiderladen im Herzen Liechtensteins, in welchem Kundinnen eine Auswahl an über 160 Kleidern in mehr als zehn Grössen haben. LuckyBraut, dessen Pforten seit dem 7. Oktober 2020 offen sind, entstand, als Alice selbst auf der Suche nach einem Kleid für die Silberhochzeit war. Die Suche nach dem Brautkleid der Träume gestaltete sich sehr zeitintensiv. Während dieser Zeit bemerkte die fünffache Mutter, auf wie viele Faktoren es für das perfekte Kleid ankommt.

Das junge Schaaner Unternehmen ist an der Feldkircherstrasse 39, in den Räumlichkeiten des Bierhüsle, zu Hause. Beraten werden die Bräute mit von Inhaberin Alice Quaderer selbst.

Alice Quaderer möchte den Bräuten helfen, ihr Wunschkleid zu bekommen. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es bei LuckyBraut alles, was das Herz der Braut begehrt. Schuhe, Boleros, Ringtaschen, Diademe und vieles mehr findet sich im Sortiment.

Alice Quaderer

«Viele Brautkleider werden nur einmal für den grossen Tag getragen, danach verschwinden sie im Schrank», sagt Alice Quaderer. Genau dort möchte die Schaanerin Abhilfe schaffen. LuckyBraut verkauft nicht nur Brautkleider und Accessoires, sondern vermietet die Produkte auch. Die Kleider können, egal ob gekauft oder gemietet, an die Wünsche der Braut angepasst werden. LuckyBraut übernimmt zudem die Reinigung der Kleider. Mit diesem breit gefächerten Angebot ermöglicht LuckyBraut jeder Frau, das Kleid ihrer Träume zu tragen. Auch wenn dieses sonst vielleicht ausserhalb des Budgets liegen würde. Denn LuckyBraut bietet Kleider bereits ab 199 Franken zur Miete. Feldkircherstrasse 39, Schaan


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30.–

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Titel franz. Titel Geistfranz. licher Geistlicher

versuchen; verübersuchen; prüfen überprüfen

eingedickter eingeFruchtdickter saft Fruchtsaft

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Und so machen Sie mit:

Müll, Abfall Müll, Abfall

Befugnis Befugnis

Senden Sie uns das Lösungswort ... Per Post: Medienbuero Oehri & Kaiser AG, «Rätsel» Essanestrasse 116, 9492 Eschen Per E-Mail: gewinnspiel@lie-zeit.li Einsendeschluss ist der 15. November 2020 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Abk.: Allg. GeschäftsAbk.: Allg. bedinGeschäftsgungen bedingungen

erster 6 Mensch erster im Weltall im Mensch † 1968 Weltall † 1968

anwesend anwesend

griech. Weichgriech. käse Weichkäse

Wald-, SporenWald-, pflanze Sporenpflanze

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Frank Meier, Planken Evelyn Erne, Nendeln

Vorsilbe: fern Vorsilbe: (griech.) fern (griech.)

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kurz: Religionskurz: unterReligionsricht unterricht

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Die Gewinner des letzten Rätsels sind:

viele sehr (ugs.) viele (ugs.)

Fachmann Fachmann

WasserförderWasseranlage förderanlage

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franz.: Polizist franz.: (ugs.) Polizist (ugs.)

Fluss durch Fluss Liechdurch tenstein Liechtenstein

Stadt in NordStadt schweden in Nordschweden

RundfunkRundsprecher funksprecher

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BaumwollBaumgewebe wollgewebe

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griechischer grieBuchchischer stabe Buchstabe

Staatsform von StaatsLiech-von form tenstein Liechtenstein

Strom in Strom Afrika in Afrika

1 Popstar aus Popstar Kolumaus bien Kolumbien Hafenstadt Hafen-und Seebad in stadt und England Seebad in Einstand England beim Einstand Tennis beim (engl.) Tennis (engl.)

Abk.: ArbeitsAbk.: gemeinArbeitsschaft gemeinschaft

Lösungswort:

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Rennbahn Rennbahn

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hinaufführender hinaufWeg führender Weg

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