lie:zeit Ausgabe 88

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09/2020

LAV: 111 Jahre Tradition, alte Werte, neue Herausforderungen Die Corona-Pandemie hat das Jahr des Liechtensteiner Alpenvereins (LAV) in einer ohnehin arbeitsintensiven Zeit durcheinandergebracht. Das Virus hatte aber auch positive Aspekte für den Verein. Viele Einwohner Liechtensteins besonnen sich auf eine Rückkehr zur Natur und damit auf Werte, die der LAV traditionell vertritt. Text: Heribert Beck

Die neue Geschäftsstelle des Liechtensteiner Alpenvereins an der Vaduzer Äulestrasse ist repräsentativ und dennoch stilecht gehalten. «Wir mussten unseren alten Vereinssitz aufgrund der Umbauarbeiten auf dem Steinegerta-Areal in Schaan verlassen und hatten grosses Glück», sagt LAV-Präsidentin Caroline Egger. «Mein Vater, Herbert Batliner, war ein grosser Freund und Förderer des Alpenvereins, und meine Mutter hat uns die Räumlichkeiten zu seinen Ehren günstig zur Miete überlassen. Viele Einrichtungsgegenstände konnten wir kostenlos übernehmen und einige Installateure haben die Arbeiten gratis oder zum Selbstkostenpreis durchgeführt.» Die neue Geschäftsstelle führe dazu, dass der Verein besser erreichbar sei und mehr Laufkundschaft habe. «Vor kurzem sind beispielsweise zwei Franzosen hereingekommen und haben ihren Mitgliedsbeitrag für das neue Vereinsjahr bezahlt. Wir spüren aber auch ganz allgemein ein grösseres Interesse an unserer Arbeit.»

Acht Prozent der Bevölkerung im LAV Eine Arbeit, die gerade im Corona-Jahr 2020 nicht immer einfach war. Die Hauptversammlung musste kurz nach Beginn des Liechtensteiner Shutdowns abgesagt werden. «Viele der Stammteilnehmer sind Angehörige der Risikogruppe. Sie zu schützen ist uns natürlich wichtig. Daher haben wir auch den geplanten Tag der offenen

Tür am 29. August in der Geschäftsstelle auf einen späteren Zeitpunkt verschoben», sagt Caroline Egger. Die notwendigen Abstimmungen und turnusgemässen Wahlen einiger Vorstandsmitglieder fanden daher auf schriftlichem Weg statt. «463 Rückantworten haben wir erhalten. Das sind doch deutlich mehr, als wir normalerweise Teilnehmer an der HV begrüssen dürfen.» Dennoch ist es immer noch ein relativ kleiner Prozentsatz der Mitglieder. Der Alpenverein ist mit 2941 Mitgliedern, Stand Mitte August, seit Jahrzehnten der grösste Verein Liechtensteins. «Die 3000er-Grenze ist schon ein Ziel, das wir knacken möchten», sagt die Präsidentin. Vizepräsident Hans Peter Walch ergänzt: «Da die meisten unserer Mitglieder ihren Wohnsitz in Liechtenstein haben, sind fast acht Prozent der Bevölkerung bei uns vertreten. Damit dürfte der Peak wohl bald erreicht sein.» Zumindest das Wandern und Klettern in den Bergen, der ursprünglichste aller Vereinszwecke, hat während des Shutdowns aber einen deutlichen Auftrieb erlebt, der vielleicht nochmals für einige Neumitglieder sorgen könnte. «Die im Freien betriebenen Sportarten, wo sich die Aerosole gut verteilen und bei denen die Ansteckungsgefahr gering ist, sind ja allgemein nicht so sehr unter Beschuss geraten. Sportarten wie das Bouldern, das Klettern in der Halle, gehören nicht zu den ureigenen Anliegen des LAV. Wir selbst waren früher

immer draussen. Im Sommer auf Bergtouren, im Winter auf Skitouren. In einer Kletterhalle war ich zum ersten Mal als Lehrer mit einer Schulklasse», sagt Hans Peter Walch.

«Berghütten sind keine Hotels» «Ich habe auf meinen Wanderungen wirklich aussergewöhnlich viele Leute in den Bergen getroffen, auch solche, die ich vorher jahrelang nicht mehr draussen getroffen habe. Vor unseren LAV-Hütten auf der Gafadura und der Pfälzerhütte waren teilweise trotz der Einhaltung der Distanzmassnahmen bis zu 40 Wanderer versammelt», sagt Caroline Egger. Die Wirte auf der Gafadura behalfen sich während der Betriebsschliessungen in der Gastronomie mit einem Takeaway-Angebot. Auf der Pfälzerhütte begann die Saison ohnehin später, als die auch die Wirtschaften im Tal wieder öffnen durften. «Die Schutz-

massnahmen müssen die Wirte aber natürlich nach wie vor einhalten. Gruppen müssen sich beispielsweise anmelden. Ausserdem spüren wir, dass in den Massenlagern so gut wie keine Übernachtungen mehr stattfinden. Die Zeit der Massenlager könnte aber ohnehin langsam vorbei sein. Die Gäste erwarten inzwischen mehr Komfort als früher, worauf wir in absehbarere Zeit eingehen müssen. Die Wanderer und Tourengänger sollten aber auch nicht vergessen, dass Berghütten keine Hotels sind.» Die Hütten sind auch, die den grössten Teil des LAV-Budgets verschlingen. «Unsere Tourenleiter arbeiten genau wie die Vorstandsmitglieder ehrenamtlich», sagt Hans Peter Walch. «Aber die Ausbildungen und der Unterhalt sowie die Wasser- und Energieversorgung der Hütten kosten Geld.» Viel Geld. In die Pfälzerhütte investierte der LAV

Ich habe auf meinen Wanderungen wirklich aussergewöhnlich viele Leute in den Bergen getroffen, auch solche, die ich vorher jahrelang nicht mehr draussen getroffen habe. Caroline Egger, LAV-Präsidentin


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