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business:zeit | PR
12/2021
Freiheit = Verantwortung Die lie:zeit zu Gast beim renommierten Sportchirurgen Dr. Christian Schenk in seinem Sanatorium im vorarlbergerischen Schruns. Ein Gespräch über seinen persönlichen Umgang mit Corona, seine Grenzerfahrung Herzinfarkt und über die anstehende Wintersaison, in der sein Sohn Philip (28) als Chirurg im Sanatorium einsteigen wird. Interview: Patrick Fürnschuss
Sportchirurg Dr. Christian Schenk im persönlichen Gespräch:
Wie immer ein inspirierender Gesprächspartner: Der im vorarlbergerischen Schruns tätige Vollblutchirurg Dr. Christian Schenk.
Herr Dr. Schenk, unser letztes Gespräch fand vor zwei Jahren statt. Mit Corona verband unsereins damals noch eine mexikanische Biersorte. Zwei Jahre später hat das gleichnamige Virus vieles, wenn nicht alles auf den Kopf gestellt. Wie ist es Ihnen und Ihrem Sanatorium damit ergangen? Dr. Schenk: Corona war intensiv und hochinteressant zugleich. Mit unserem Medical Center in Ischgl waren wir ja von Beginn weg mittendrin, das berüchtigte «Kitzloch» ist dort unser direkter Nachbar. Wir haben uns mit dem ganzen Team erst 14 Tage in Selbstquarantäne bege-
ben und dann mit einer eigenen Teststation wiedereröffnet. Mit verkürzten Stationszeiten sowie prä- und postoperativer Fernbehandlung per WhatsApp. Ich erinnere mich an einen Patienten mit operierter Oberschenkelfraktur, der nach knapp drei Tagen die Klinik verlassen musste. Wir gaben ihm eine Motorschiene und Anleitung mit, und er schickte uns dann regelmässig Videos, die wir ebenfalls via Bildschirm kommentierten und den Heilungsverlauf therapeutisch begleiteten. So hatten wir, abgesehen von den politischen Entscheidungen, eigentlich noch vieles gut im Griff, konnten kre-
ative Lösungen entwickeln und haben wieder viel gelernt. Zum Beispiel? Wie wichtig unsere ausgebaute und derzeit in Fertigstellung begriffene «Intermediate Care Unit» ist. Eine eigenständige «Intensivstation light», die uns Flexibilität und, im Sinne einer hohen und individuellen Patientenorientierung, beste Betreuungsqualität ermöglicht. Vor allem für effizientes, Patienten nahes prä- und postoperatives Monitoring. Wie wichtig eine zentrale, direkte und klare Kommunikation sowie die ihr zu Grunde liegende Technik ist.
In beides hatten wir schon vor der Pandemie investiert, beides konnte sich in dieser Krisensituation bewähren. Ausserdem haben wir ein eigenständiges Mobile Home als unabhängige Campus-Zentrale für den Hauptdienst installiert. Auch das werden wir beibehalten. Grundsätzlich erlebe ich die Corona-Zeit als eine Zeit der kollektiven Prüfung und Selbsterfahrung. Wie gehe ich mit den eigenen Gestaltungsräumen um, wie mit den mir auferlegten Grenzen? Wo sind Grenzen erweiterbar, wo nicht? Ich bin ein Freiheit liebender Mensch, war und bin mir aber auch immer der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Wer frei sein will, muss auch verantwortlich sein können. Für sich, aber auch für die Konsequenzen, die sich aus seinem Handeln ergeben. Verweigerung und Widerstand sind auf Dauer zu wenig. Im «Prinzipmodus» können sie sogar selbst zum Gefängnis werden. Sprechen Sie damit auch die Impfskepsis vieler Menschen an? Die Situation mit den noch immer viel zu vielen Impfskeptikern bereitet mir Sorgen. Es gibt keinen Grund, sich nicht impfen zu lassen. Gerade Menschen mit Grunderkrankungen haben ein wesentlich höheres Risiko, wenn sie sich ohne Impfung infizieren. Geimpft ist nicht nur das Ansteckungsrisiko deutlich geringer, sondern auch die Gefahr eines schweren Verlaufs. Ganz abgesehen von der solidarischen Verantwortung gegenüber der me-