lie:zeit Ausgabe 85

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85 Mai 2020

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

Corona-Virus: «Eine grosse Herausforderung» Hanni Verling, dipl. Pflegefachfrau am Landesspital, zur Pandemie ab Seite 6

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Mitarbeiter*in Seniorenkoordination

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Stellenausschreibung

Stellenausschreibung

Mit der Koordinationsstelle Senioren hat die Gemeinde Mauren im Jahr 1999eine bedeutende Einrichtung für die ältere Bevölkerung ins Leben gerufen,  des Gemeindewohls beiträgt. Zur Unterstützung unserer Seniorenkoordie soziale Dienstleistung im allgemeinen Interesse erbringt und damit zur Stärke  dination suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung eine kommunikative Allroundkraft mit Organisationstalent und Freude an der Arbeit mit Menschen in der nachberuflichen Phase als

Mitarbeiter*In Seniorenkoordination (30 % ) In dieser Funktion obliegen Ihnen folgende Aufgaben:     

Planung, Organisation sowie Begleitung von Projekten und Veranstaltungen zusammen mit frewilligen Helferinnen und Helfern Mithilfe bei Bedarfsplanungen und der Ausgestaltung von sozialraumorientierten Projekten Mitarbeiter*in Seniorenkoordination Soziale Einzelfallhilfe Vernetzung mit Systempartnern  Allgemeine administrative Tätigkeiten wie die Bewerbung von Aktivitäten mittels verschiedener Medien (Flyer, Gemeindekanal, Homepage, Social Media), Postversand, Protokollführung, Einsatzplanerstellung etc. 

Sie sind offen für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenslagen der älteren Bevölkerung und verfügen über ein hohes Mass an Verantwortungs bewusstsein, Teamfähigkeit, Einsatzfreude, Belastbarkeit sowie emotionale Stabilität. Sie besitzen eine kaufmännische Grundausbildung, Kenntnisse der  gängigen MS-Office-Produkte, Führerschein Kat. B und idealerweise eine Ausbildung im Berufsfeld Soziale Arbeit.  Für Auskünfte zur Stelle steht Ihnen unsere Seniorenkoordinatorin Andrea Maurer (+423 377 10 35) gerne zur Verfügung. Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte bis zum 25. Mai 2020 an die Gemeinde Mauren, z.H. Gemeindevorsteher Freddy Kaiser, persönlich / vertraulich, Peter- und Paul-Strasse 27, 9493 Mauren oder via E-Mail: freddy.kaiser@mauren.li. Gemeindevorstehung Mauren, Freddy Kaiser, Vorsteher www.mauren.li

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EDITORIAL Liebe Leserinnen, lieber Leser

genutzt werden kann. Das hänge von jedem einelnen von uns ab.

In Liechtenstein sind zwischen dem 1. April und dem 6. Mai lediglich zehn Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dementsprechend sieht sich unsere Regierung in der Lage, seit dem 27. April die Präventionsmassnahmen zu lockern. Sie hat zusammen mit dem Krisenstab – trotz Gegensteuer – einen recht guten Job gemacht. Wir haben uns mit Hanni Verling, diplomierte Pflegefachfrau und Notfallexpertin, unterhalten, die seit mehr als 20 Jahren in Krankenhäusern und inzwischen im Liechtensteiner Landesspital (LLS) tätig ist. Sie, mit an vorderster Corona-Front, begrüsst alle getroffenen Massnahmen und ist der Überzeugung, dass Liechtenstein vorbildlich gehandelt hat. In einem weiteren Beitrag befassen wir uns mit dem Mobilitätskonzept 2030 der Regierung, welches vier Massnahmenpakete und zehn Leitprojekte sowie rund 50 Einzelmassnahmen enthält. «Wenn ein grosser Teil davon umgesetzt werden kann, legen wir die Basis für die Mobilität der Zukunft», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch gegenüber der lie:zeit.

Der Sport hatte ebenfalls eine Auszeit genommen. Beim FC Vaduz kann man sich aber auf den Re-Start freuen. Ab nächster Woche sind Trainings wieder erlaubt und man hofft, dass der Spielbetrieb ab 8. Juni in der Profiliga gestartet werden kann. In der 1. Liga können die beiden Liechtensteiner Vereine USV und FC Balzers bereits die neue Saison planen, denn es werden in der Spielzeit 2019 / 20 keine Pflichtspiele mehr ausgetragen. Ende März 2020 ist die neue CD der Sängerin Suzie Candell erschienen. Das Werk mit dem Namen «Restless» ist ihr inzwischen drittes Soloalbum und ist im Genre American / Country anzusiedeln. Wir werfen einen Blick auf das Leben der 33-jährigen Musikerin. In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute, viel Gesundheit und auch Freude bei der Lektüre der lie:zeit.

Herbert Oehri, Redaktionsleiter Mit einem Gewinn von 328 Millionen Franken schliesst die Landesrechnung 2019 ausserordentlich positiv ab. Die politischen Parteien nehmen vor dem Hintergrund der Corona-Krise Stellung zum erfreulichen Ergebnis. Sie geben Auskunft, wie sich diese Krise auf die Staatsfinanzen auswirken kann und welche Massnahmen die Politik treffen könnte, um die zu erwartenden grossen Einbussen möglichst niedrig zu halten. Unter dem Titel «Corona-Krise: Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit» befasst sich unsere freie Mitarbeiterin Daniela Ospelt mit der Pandemie und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft. Viele Prognosen sehen eine Folgewelle in Form von Arbeitslosigkeit auf uns zukommen, die uns wahrscheinlich erst im Herbst richtig erfassen wird. Daniela Ospelt sagt aber auch, dass jede Krise als Neuanfang

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UMFRAGE ZUM THEMA «MASKEN» Wie die Wirkung von Schutzmasken ist, steht nicht vollkommen fest. Aber um die Coronapandemie einzudämmen, forcieren mehrere Länder die Gesichtsmaske. Liechtenstein übt sich in dieser Frage in Zurückhaltung, lässt aber den Einwohnerinnen und Weinwohnern

frei, ob sie eine Schutzmaske tragen wollen oder nicht. Die lie:zeit hat eine nicht repräsentative online-Umfrage durchgeführt und am Dienstag, 5. Mai, abgeschlossen. Demzufolge sind 67% für und 33% gegen das Tragen von Schutzmasken.

JA 67 % NEIN 33 %


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Gewerkschaftsarbeit betrifft nicht nur bezahlte Arbeit Bereits seit 100 Jahren setzt sich der Liechtensteinische ArbeitnehmerInnenverband (LANV) für die Anliegen der Arbeiter und (später) auch der Arbeiterinnen, der Angestellten und ganz grundsätzlich der erwerbstätigen Bevölkerung Liechtensteins ein. Dabei hat sich der Organisationsgegenstand der einzigen liechtensteinischen Gewerkschaft im Laufe der Jahre grundsätzlich verändert und wird sich auch in Zukunft weiterhin verändern. Waren es zu Beginn vorwiegend Arbeiter aus dem Baugewerbe, die in der benachbarten Schweiz das Gewerkschafts- und Streikwesen kennenlernten und nach Liechtenstein brachten, und Arbeiter aus der Industrie, kamen später immer mehr Branchen hinzu, die durch den LANV organisiert wurden. Die Verbreiterung der Organisationsbasis einer Gewerkschaft bringt nicht nur Vorteile mit sich. Zwar können so mehr Menschen organisiert werden, es ist aber auch schwerer, ihre unterschiedlichen Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. «Trittbrettfahrer» profitieren vom Vorhandensein einer Gewerkschaft, die arbeitnehmerfreundlichere Verträge und Gesetze aushandelt, ohne dabei Mitglied der Organisation zu sein. Der zunehmende Strukturwandel der Arbeit sowie das Wegfallen klassischer gewerkschaftsnaher Branchen durch Automatisierung und Digitalisierung haben dazu geführt, dass der Niedergang der

Gewerkschaften von manchen bereits für beschlossene Sache angesehen wurde. Gleichzeitig stehen Gewerkschaften immer unter Druck: Ein allzu erfolgreiches Einfordern ihrer Ziele kann ihre Existenz und Daseinsberechtigung infrage stellen. Denn geht es den Arbeitnehmer/-innen (allzu) gut, werden die Rufe nach gewerkschaftlichem Handeln leiser. Die aktuelle Corona-Krise zeigt jedoch exemplarisch, wie sehr eine Gesellschaft auf Organisationen wie zum Beispiel Gewerkschaften angewiesen ist. Dabei sind Erwerbsersatzforderungen von Eltern, welche derzeit ihre Kinder aufgrund von Schulschliessungen und Wegfall der Betreuung durch Grosseltern selbst daheim betreuen und unterrichten müssen, nur die Spitze des Eisberges. Gerade in Krisenzeiten müssen Bedürfnisse und Anliegen gebündelt werden, um so das kleinstaatliche System zu entlasten. Ebenso wie sich der Organisationsbereich der Gewerkschaf-

ten verändert, muss auch die Gewerkschaft sich immer wieder wandeln und hinterfragen, welche Bedürfnisse und Anliegen vertreten werden und wofür sie sich einsetzt. Ihr Handeln darf nicht nur reaktiv, sondern sollte vorausschauend und antizipierend sein. Dabei können und sollen auch Themen in den Fokus geraten, die nicht zur klassischen Arbeit von Gewerkschaften gehören. Beispielsweise der Umgang mit unbezahlter Arbeit oder ganz grundsätzlich eine Loslösung der Existenzsicherung von Erwerbstätigkeit. Gewerkschaftsarbeit kann heute also nicht dort enden, wo die bezahlte Erwerbstätigkeit aufhört. Sie muss den ganzen Menschen im Sichtfeld haben und versuchen, die Situation der A rbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen als Ganzes zu verbessern.

In einem Kleinstaat wie Liechtenstein mit nur einer einzigen Gewerkschaft wiegt diese Verantwortung besonders schwer. Um dieses Gewicht zu stemmen, braucht es, wie die letzten 100 Jahre zeigen, sehr viel Engagement einzelner Persönlichkeiten. Damit eine Gewerkschaft aus einer reaktiven Haltung in eine proaktive Handlungsweise wechseln kann, reicht dieses Engagement nicht aus. Es braucht auch ein klares Bekenntnis des Staates, der Wirtschaft und der Gesellschaft als Ganzes, dass eine gewerkschaftliche Organisation auch in einem Kleinstaat wie Liechtenstein unverzichtbar ist und entsprechend wertgeschätzt werden sollte.

DR. LINDA MÄRK-ROHRER Forschungsbeauftragte Politik am Liechtenstein-Institut

GASTKOMMENTAR

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AUS DEM INHALT

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lie:zeit Rückkehr zum Alltag In der Zeit vom 1. April bis zum 6. Mai sind in Liechtenstein gerademal zehn Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seit dem 27. April laufen Lockerungsmassnahmen, um sich schrittweise und vorsichtig dem Alltagsleben zu nähern. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind trotzdem deutlich zu spüren. Deshalb greift die Regierung den Unternehmen noch stärker unter die Arme. ab Seite 6

Coronavirus: Die Lage normalisiert sich langsam

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«Ich bin sehr stolz auf die Liechtensteiner Bevölkerung»

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«Heute die Entscheidungen für morgen treffen»

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«S-Bahn ist ein wesentlicher Attraktivitätssprung»

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Strassen entlasten mit der S-Bahn Liechtenstein

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«Weichenstellung für unsere Kinder und Enkel»

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3 Fragen an …

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«Bei einer Probe konnte ich alles vergessen»

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Zahltag beim Zeit-Verlag

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Im Gespräch mit Jugendlichen

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Corona-Krise: Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit

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«Wir wollen danken und gleichzeitig helfen»

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FL-Duett vertagt grosses Ziel um ein Jahr

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Beim FC Vaduz freut man sich auf den Re-Start

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Erste Liga: USV und FC Balzers können planen

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Suzie Candell und die rastlose Suche nach Ohrwürmern

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Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen | Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Oliver Hartmann, Heribert Beck | Beiträge/Interviewpartner/Innen: Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch, Dr. Linda Märk-Rohrer, Hanni Verling, Dr. Georg Sele, Martin Meyer, Donath Oehri, Flavio Meyerhans, Daniela Ospelt, Caroline Voigt, Ernst Hasler, Christoph Kindle, Horst Zech, Christoph Arpagaus, Christian Imhof | Parteien: FBP, VU, FL, DU, DpL | Satz/Lithos: Joanne Rohner, Oliver Hartmann | Druck: Somedia Partner AG | Fotos: Oliver Hartmann, Liechtensteinisches Landesspital, Gemeinde Archiv Schaan, Friedrich Müller, FC Vaduz, Jürgen Posch, zVg. | Akquisition/Marketing/Beratung: Vera Oehri-Kindle (Leiterin), Brigitte Hasler | Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden | Erscheinung: Samstag, 9. Mai 2020 | Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins und an die Postfächer im Bezirk Werdenberg. (Umfang 80 Seiten) | Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gastautoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe und Standpunkte von Gastautoren. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z.B. Beitragslänge (max. 2’000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde oder Persönlichkeitsrechte, Schutz der Ehre von Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 90 00 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.

«lie:zeit» online: www.lie-zeit.li

Nächste «lie:zeit»: 13. Juni 2020

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polit:zeit Strassenentlastung mit der S-Bahn Heute fahren etwa 800 Personen pro Werktag mit der ÖBB zwischen Vorarlberg und Liechtenstein; mit der S-Bahn Liechtenstein werden 3’000 erwartet, sagt Dr. Georg Sele, Präsident des VCL. ab Seite 14

business:zeit Versicherungsverband dankt für Einsatz Mit mehr als 600 Gutscheinen hat der Liechtensteinische Versicherungsverband sich bei den Mitarbeitern der Müllentsorgung, den Busfahrern und Postboten sowie den Mitarbeitenden im Landesspital für ihren Einsatz in der Corona-Krise gedankt. Davon profititiert auch die heimische Gastronomie, unterstreicht die Geschäftsführende Präsidentin Caroline Voigt. ab Seite 28

sport:zeit FL Synchronschwimmerinnen vertagen grosses Ziel Die zwei Liechtensteiner Synchronschwimmerinnen Lara Mechnik und Marluce Schierscher bereiten sich auf die Olympiade in Tokyo nächstes Jahr vor. Sie haben nun mehr Zeit sich für die Teilnahme zu qualifizieren. Seite 31


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Coronavirus: Die Lage normalisiert sich langsam Zwischen dem 1. April und dem 6. Mai sind in Liechtenstein lediglich zehn Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dementsprechend läuft seit dem 27. April die Lockerung der Präventionsmassnahmen. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind dennoch deutlich spürbar, weshalb die Regierung den Unternehmen noch stärker unter die Arme greift. schaftsminister Daniel Risch. Mehr Unterstützung erhalten nun auch Klein- und Kleinstunternehmen, die nicht direkt von den Massnahmen der Regierung betroffen waren. Gleichzeitig erhalten direkt betroffene Unternehmer mehr Geld und die mit im Betrieb beschäftigten Ehepartner oder Co-Geschäftsführer werden ebenfalls unterstützt. Zusätzlich hat die Regierung das Covid 19-Taggeld klar geregelt und den Betriebskostenzuschuss erhöht. Somit sei praktisch jedes betroffene Unternehmen in irgendeiner Form zum Bezug von Fördermitteln berechtigt.

Die Regierung informiert regelmässig über die laufenden Entwicklungen in Sachen Corona-Virus.

In den vergangenen zwei Montan waren das Coronavirus und die entsprechenden Schutzmassnahmen die bestimmenden Faktoren des öffentlichen und privaten Lebens in Liechtenstein. Die Normalität hält nun langsam und schrittweise wieder Einzug. Für eine Entwarnung und eine vollständige Aufhebung der Einschränkungen sei es aber noch zu früh, betonten Regierungschef Adrian Hasler und Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini an einer der regelmässig stattfindenden Pressekonferenzen. Zu gross ist derzeit noch die Gefahr, dass die Zahl der Ansteckungen wieder rasant anwächst – selbst wenn sie in den vergangenen fünf Wochen nur unwesentlich gestiegen ist, sich lediglich ein kleiner

Teil der Betroffenen in Spitalbehandlung begeben musste und fast alle Erkrankten inzwischen wieder genesen sind.

Massnahmenpaket nochmals nachjustiert Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Daniel Risch hielt an einer weiteren Konferenz fest, er habe stets betont, dass das Virus nicht nur Menschen, sondern auch die Unternehme befalle – wobei diese angesichts der niedrigen Zahl der Erkrankten derzeit mehr zu leiden hätten. Nach dem am 20. März vom Landtag einstimmig verabschiedeten Massnahmenpaket zur Unterstützung der Wirtschaft hat das Ministerium von Regierungschef-Stellvertreter Risch daher rasch nachjus-

tiert und das «Massnahmenpaket 2.0» zu Handen des Landtags verabschiedet. Es sollte diejenigen Unternehmer stützen, die beim ersten, rasch nötigen Massnahmenpaket durch die Maschen gefallen sind. Auch dem zweiten Paket haben die Abgeordneten mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Ende April hat die Regierung nochmals nachgebessert und mit ergänzenden Reglementen das «Massnahmenpaket 2.5» genehmigt. «Wobei der Name nicht so wichtig ist. Wichtig ist hingegen, dass wiederum schnell, unbürokratisch und möglichst allen wirtschaftlich Betroffenen geholfen wird, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern», sagte Wirt-

Erste Lockerungen bewähren sich Die Regierung werde die Lage weiterhin beobachten und die Gültigkeitsdauer der Unterstützungsmassnahmen allenfalls verlängern. Die Lockerungen greifen währenddessen seit dem 27. April und führen zu einer ersten Entspannung der Lage. Seither sind alle Einkaufsläden wieder geöffnet. Das Gleiche gilt für Friseure und Kosmetikstudios sowie für Arztpraxen und Physiotherapeuten und medizinische Masseure – selbstverständlich unter Einhaltung von Sicherheits- und Schutzmassnahmen. Der Unterricht an den obligatorischen Schulen wird voraussichtlich ab dem 18. Mai wieder im normalen Rahmen stattfinden. Ab kommendem Freitag dürfen ausserdem wieder Gottesdienste zelebriert werden und die Gastronomiebetriebe öffnen unter Auflagen ihre Türen.


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«Ich bin sehr stolz auf die Liechtensteiner Bevölkerung» «Die Corona-Pandemie ist eine der grössten, aber auch spannendsten Erfahrungen in meinem Berufsleben», sagt Hanni Verling. Die diplomierte Pflegefachfrau und Notfallexpertin arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Krankenhäusern und hat den Höhepunkt der Krise hautnah miterlebt. Sie begrüsst alle getroffenen Massnahmen und ist der Überzeugung, dass Liechtenstein vorbildlich gehandelt hat. Text: Heribert Beck «In den Sportferien hatte ich vor, mit meinen Töchtern eine Shoppingtour in Mailand zu unternehmen. In den Tagen zuvor habe ich die Entwicklung genau beobachtet und entschieden, die Reise abzusagen. Mailand ist nur einen Katzensprung von der Schweiz und Liechtenstein entfernt und es wurde mir bewusst, dass in den folgenden Wochen auch bei uns im Land Covid-Fälle auftreten werden», sagt Hanni Verling, die stellvertretende Leiterin der Notfallpflege im Liechtensteinischen Landesspital (LLS). Die erfahrene Pflegefachfrau wusste also früh, dass eine herausfordernde Zeit auf sie und ihre Mitarbeiter in allen Abteilungen des Spitals zukommen wird.

Die Vorteile der Kleinheit Hanni Verling lobt jedoch auch die Reaktion von Politik, Spitalleitung und Einwohnern. «Die eingeleiteten Schutz- und Präventionsmassnahmen waren und sind aus meiner Sicht sehr wichtig und richtig. Es fand ein enger Austausch zwischen der Regierung und dem Landesspital statt. Wir Mitarbeitende wurden auch regelmässig über die neuesten Erkenntnisse informiert. Zudem stand die hauseigene Hygieneberaterin für Fragen und bei Unklarheiten jederzeit zur Verfügung. Ich fühlte und fühle mich deshalb gut aufgehoben», sagt Hanni Verling und ergänzt: «Ich bin sehr stolz auf die Bevölkerung Liechtensteins, wie konsequent und verständ-

nisvoll sie alle Massnahmen der Regierung trägt.» Die Kleinheit des Landes spiele dabei sicher wieder eine wichtige Rolle. Zum Beispiel sei es der Ärzteschaft des LLS bis heute möglich, jeden einzelnen positiv auf Covid-19 getesteten Patienten alle 48 Stunden telefonisch zu kontaktieren. «So kann bei steigenden Symptomen frühzeitig interveniert und die Person für eine Konsultation ins Landesspital einbestellt werden. Aufgrund all dieser Massnahmen und des grossen Zusammenhalts sowie der konsequenten Umsetzung der Schutzmassnahmen im Land konnte die Pandemie bis anhin in Grenzen gehalten werden. Darüber bin ich sehr froh und allen dankbar.»

«Meine Arbeit bedeutet mir sehr viel» Hanni Verling kennt sich aufgrund ihrer langjährigen Pf legeerfahrung bestens mit Viruserkrankungen aus und hat auch eine Ausbildung zur medizinischen Laborantin abgeschlossen. Daher war die Corona-Pandemie für sie zwar eine der grössten und gleichzeitig spannendsten Herausforderungen in ihrem Berufsleben, aber auch bis zu einem gewissen Grad alltägliche Arbeit. «Im Vergleich zu SARS, MERS und Ebola war das Corona-Virus plötzlich in der Nähe und schliesslich auch in unserem Land. Zu Beginn waren meine Gefühle geprägt von Ungewissheit. Ich fragte mich: «Was erwartet uns,


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was mag wohl noch auf uns zukommen?» Aufgrund der stetigen Information durch die Regierung sowie die Spitalleitung wichen diese Gefühle jedoch einer positiven Grundhaltung. Meine Arbeit bedeutet mir sehr viel, da ich in dieser Pandemie mithelfen kann.» So hat Hanni Verling vor der Realisierung der Drive through-Testanlage in der Marktplatzgarage selbst Covid-Abstriche durchgeführt und Merkblätter zur Selbstisolation und Selbstquarantäne abgegeben. «Wenn ein Patient auffällige Vitalzeichen aufwies, wurde er damals zur weiteren Abklärung und Beratung in die Notfallstation gebracht, wo das Notfallpersonal zusammen mit den Ärzten weitere Untersuchungen durchgeführt und schliesslich entschieden hat, ob der Patient wieder nach Hause entlassen werden kann oder stationär aufgenommen werden musste.»

Verständnisvolle Patienten und Besucher Trotz des um- und weitsichtigen Handelns aller Verantwortlichen bemerkte Hanni Verling gerade zu Beginn der Pandemie eine grosse Unsicherheit in der Bevölkerung. «Die Regierung und der

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Krisenstab des LLS haben aber vorbildlich reagiert und früh eine Hotline aufgeschaltet sowie entsprechende Massnahmen getroffen. Die Patienten und Besucher im Landesspital erlebte ich ohnehin als sehr verständnisvoll in dieser aussergewöhnlichen Situation. Als das Covid-Screening im LLS seinen Höhepunkt mit mehr als 100 Abstrichen pro Tag hatte, gab es zwar auch ungeduldige Patienten, aber dies war nur ein Bruchteil aller Getesteten. Ansonsten höre ich sehr viel Positives und spüre das Vertrauen ins Landesspital und seine Mitarbeitenden.» Dieses Vertrauen hat sich das Landesspital jedoch auch einmal mehr verdient. «Die interdisziplinäre Zusammenarbeit war und ist in dieser Zeit wichtiger denn je. Besonders in Ausnahmesituationen sieht man, wie gut der Zusammenhalt in einem Team ist. Und dieser ist im LLS wirklich grossartig. Wir sind alle noch ein Stück mehr zusammengewachsen. Und auch wenn wir uns vorher schon alle kannten, wissen wir nun noch besser, dass wir wirklich auf einander zählen können. Mitarbeitende, welche wegen der aktuellen Situation weniger zu tun hatten, zum Beispiel im Ambulatorium,

haben aktiv in den anderen Abteilungen mitgeholfen beim Corona-Screening, auf der Station, im Notfall, in der Überwachungspflege, in der Zentrale und so weiter.»

«Der Aufwand war beträchtlich» Gerade die Notfallstation und mit ihr das gesamte Landesspital seien während der ganzen Pandemie trotz allen Verständnisses der Patienten und Besucher auf jeden Fall stark gefordert gewesen. «Zusätzlich zum «Normalbetrieb» und der Herausforderung im Umgang mit potenziellen Covid-Infizierten mussten innert kürzester Zeit Prozesse und Räumlichkeiten angepasst werden. Gerade zu Beginn der damals stark ansteigenden Covid-Kurve in Liechtenstein war der Andrang auf der Notfallstation sehr gross. Genauso gross war jedoch auch die Unterstützung der Mitarbeiter untereinander. Besonders der interne Krisenstab des LLS war und ist für uns eine wichtige Stütze», sagt Hanni Verling. Dieser leitete rechtzeitig und zeitnah Massnahmen und Umstrukturierungen ein. Dazu gehörten zum Beispiel die Covid-Screening-Container vor dem Eingang des LLS und deren Organisation sowie die Security-Mitarbeiter, die den Strom

Bevor die Corona-Tests in der Marktplatzgarage durchgeführt wurden, fanden sie vor dem Landesspital statt.

der Testpersonen kanalisierten. Zu diesen Massnahmen gehört auch die Verlegung der Notfallstation innerhalb des LLS. «Dadurch konnten Covid-positive Patienten von den negativen räumlich getrennt werden. Der administrative und organisatorische Aufwand war trotz allem beträchtlich. Es ist mir ein grosses Anliegen, mich an dieser Stelle bei dem gesamten Notfallteam für ihre Flexibilität in dieser ausserordentlichen Situation von Herzen zu bedanken.»

Grosser Rückhalt in der Familie Natürlich nahm auch der Selbstschutz der LLS-Mitarbeiter einen hohen Stellenwert ein. «Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Hygienevorgaben und Schutzmassnahmen ist es so, dass das gesamte Spitalpersonal wie auch die Patienten eine Mund-Nasenschutzmaske tragen. Das Pflegepersonal in der Notfallstation trägt ausserdem eine FFP2-Maske in der direkten Patientenbetreuung. Bei einem bestätigten Covid-positiven Patienten oder bei Verdacht auf eine Erkrankung schützen wir uns zusätzlich zur FFP2-Maske mit einem Schutzmantel, OP-Haube und Brille», sagt Hanni Verling. Ganz grundsätzlich setzt die Pflegefachfrau aber auch auf die tägliche Hygiene, die in ihrem Beruf von grosser Bedeutung ist. «Händedesinfektion ist diesbezüglich das Wichtigste im Tagesablauf der Pflege. Ich desinfiziere mir die Hände vor Arbeitsantritt, vor und nach jedem Patientenkontakt und natürlich auch bevor ich das Landesspital verlasse. Ich schütze mich also zumindest diesbezüglich nicht anders als vor der Pandemie.» Darauf werde jede Pflegefachkraft bereits in der Ausbildung vorbereitet. «Die Grundregeln der Hygiene und Schutzmassnahmen sind der Grundpfeiler zur Verhütung aller Infektionskrankheiten. Wenn diese Regeln verinnerlicht und immer wieder geübt und angewendet werden, können sie auf jede Situation übertragen werden.» Auch die Familie der dreifachen Mutter hat optimal auf


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Meiner Meinung nach wird es eine zweite Welle geben. Hanni Verling, Stellvertretende Leiterin der Notfallpflege im Landesspital (LLS)

die neue Situation reagiert. «Da ich schon sehr lange im Notfall arbeite, wissen mein Mann und meine Kinder, dass diese Arbeit nur bedingt planbar ist und sehr kurzfristig sowie intensiv sein kann. In den vergangenen Wochen war es aber schon so, dass ich mich noch intensiver mit der Arbeit beschäftigt und identifiziert habe. Meine Familienmitglieder wissen um die Ausnahmesituation und waren in jeder Hinsicht sehr verständnisvoll. Dies gibt mir enormen Rückhalt», sagt Hanni Verling. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung hat sie sich aber auch keine besonderen Sorgen gemacht, dass sie sich selbst oder die Familie mit dem Virus anstecken könnte. «Solche Gedanken kommen mir nicht. Im Pflegeberuf ist und war es immer schon so, dass man mit verschiedensten Infektionskrankheiten konfrontiert wird. Sei es das Norovirus, sei es Meningitis, Tuberkulose, oder Inf luenza, also die saisonale Grippe, und vieles mehr. Dass die Hygienemassnahmen zu jeder Zeit gleich wichtig sind, war mir immer schon bewusst. Wenn ich mich gut und richtig schütze, kann mir und damit meinen Angehörigen wenig passieren.» Privat hat Hanni Verling jedoch selbstverständlich die Empfehlungen der Regierung eingehalten und darauf geachtet, dass sie keinen Kontakt zu Angehörigen der Risikogruppe pflegt. «Dies hätte ich aber genauso befolgt, wenn ich nicht in der Pflege tätig wäre», betont sie.

Hanni Verling (unten links) mit MItarbeitern der Notfallpflege.

Selbst für den schlimmsten Fall gerüstet Trotz aller Zuversicht angesichts der guten Bewältigung der Corona-Pandemie in Liechtenstein und der schrittweisen Lockerung der Präventionsmassnahmen rechnet Hanni Verling noch nicht damit, dass die Krise komplett überstanden ist und sie appelliert weiterhin an die Vernunft der Bevölkerung. «Meiner Meinung nach wird es eine zweite Welle geben. Wann genau und in welchem Ausmass kann ich aber nicht beurteilen. Es dauert auf jeden Fall bestimmt auch eine Weile, bis ein geeigneter Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Persönlich rechne ich nicht vor dem Herbst damit – lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Es ist also auch künftig sehr wichtig, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden.» Bisher sei es Liechtenstein aber gut gelungen, die Corona-Herausforderung zu bewältigen. Dennoch ist es nicht auszuschliessen, dass auch hierzulande weitere Patienten an Covid-19 sterben. Situationen wie in den Epizentren der Pandemie, in denen Familienangehörige sich nicht verabschieden konnten,

scheinen aber unwahrscheinlich. «Wäre dieser Ernstfall eingetreten, hätte es eine ethische Entscheidungsfindung unter Einbezug von Patienten, Behandlungsteam und Angehörigen gegeben. Zusätzlich war die Zusammenarbeit mit dem Kriseninterventionsteam aufgegleist, sie hätten im Bedarfsfall jederzeit dazugerufen werden können. Diese Massnahmen haben uns eine enorme Sicherheit gegeben. Glücklicherweise ist der schlimmste Fall im LLS bisher nie eingetreten», sagt Hanni Verling.

Die Pflege – wertvoll früher, heute und in Zukunft Dazu beigetragen haben in entscheidender Weise auch die Pflegefachkräfte des Landesspitals. Hanni Verling erhofft sich davon trotz aller Tragik der Gesamtsituation auch positive Auswirkungen auf ihren Berufsstand. «Es ist mir ein Anliegen, auf den Pflegeberuf aufmerksam zu machen. Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wertvoll unsere Arbeit ist und die gesamte Branche sollte stärker gefördert werden. Denn die Pflege ist ein starker Beruf. Früher, heute und in der Zukunft.»


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Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch und Marco Caminada, Leiter der Abteilung Tiefbau im Amt für Bau und Infrastruktur, präsentierten den Bericht und Antrag zum Verpflichtungskredit für eine S-Bahn Liechtenstein.

«Heute die Entscheidungen für morgen treffen» Vier Massnahmenpakete, zehn Leitprojekte und rund 50 Einzelmassnahmen enthält das Mobilitätskonzept 2030. «Wenn ein grosser Teil davon umgesetzt werden kann, legen wir die Basis für die Mobilität der Zukunft», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch. Text: Heribert Beck

Das Mobilitätskonzept 2030 enthält eine umfassende Gesamtschau der Mobilität in Liechtenstein. Dazu gehören ein historischer Abriss zur Verkehrsinfrastruktur, eine Detailanalyse der heutigen Herausforderungen und ein strategischer

Orientierungsrahmen. Zentrales Element des Mobilitätskonzepts sind jedoch die Massnahmenpakete, Leitprojekte und zahlreiche Einzelmassnahmen, die im Zeithorizont bis 2030 angegangen werden sollen, wobei die bereits umsetzbaren

Massnahmen so schnell wie möglich realisiert werden sollen. «Es liegt auf der Hand, dass eine Massnahme alleine das Verkehrsproblem nicht lösen kann. Erst der Mix aus einer Vielzahl von Einzelmassnahmen sorgt dafür, dass Liechtenstein seine

Lebensqualität und Standortattraktivität auch in Zukunft erhalten kann und dass die Einwohner wie Grenzgänger und Wirtschaftstreibende mobil bleiben können», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch.


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Alle Verkehrsträger berücksichtigt An der Pressekonferenz zur Präsentation des Mobilitätskonzepts 2030 betonte Infrastrukturminister Risch nochmals, dass Liechtensteins Bevölkerungszahl sich in den vergangenen 50 Jahren fast verdoppelt hat und die Zahl der im Land Beschäftigten um das Dreieinhalbfache gestiegen ist, die Verkehrsinfrastruktur aber weitestgehend auf dem Stand von 1970 stehengeblieben ist. «Die Fahrzeugzahlen steigen jedoch nach wie vor um zwei Prozent pro Jahr an und dies wird angesichts realistischer Prognosen auch so bleiben», sagte Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch. Angesichts dessen sei es Zeit zu handeln, weshalb er in Übereinstimmung mit dem Regierungsprogramm 2017-2021 bereits zu Anfang der Legislaturperiode einen Lenkungsausschuss mit Vertretern von Land und Gemeinden zur Ausarbeitung des Mobilitätskonzepts eingesetzt habe. Ergänzt wurden die Vorarbeiten der Behördenvertreter und Verkehrsexperten durch die Ergebnisse der repräsentativen Mobilitätsbefragung vom vergangenen Herbst. Das Ergebnis ist der ausgewogene Mix aus Massnahmen zur Lösung des Liechtensteiner Verkehrsproblems. Das Konzept berücksichtigt alle Verkehrsträger vom Auto über den öffentlichen Verkehr auf Strasse und Schiene bis zum Fahrrad und E-Bike. «Denn es hat sich in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass punktuelle Massnahmen das Problem nicht langfristig lösen können», sagt Infrastrukturminister Daniel Risch.

S-Bahn: «So weit wie nie zuvor» Einen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Verkehrsproblems soll die S-Bahn Liechtenstein leisten, mit der sich der Landtag im Juni befassen wird. Dabei geht es um einen Kredit in Höhe von 66,5 Millionen Franken (71,3 Millionen inklusive Mehrwertsteuer), wie der Regierungschef-Stellvertreter am 23. April im Anschluss an die Unterzeichnung der entsprechenden Vereinbarung mit

Österreich verkündet hat. «Heute sind wir so weit, wie nie zuvor in diesem Projekt, das seit 2007 auf Regierungs- und Beamtenebene behandelt wird. Nun gilt es, gute Überzeugungsarbeit zu leisten», sagte Daniel Risch im Hinblick auf eine allfällige Volksabstimmung im Anschluss an die Behandlung in Landtag. «Wir haben allerdings auch gute Argumente und konnten ein gutes Verhandlungsergebnis erzielen.»

Österreichs Beitrag zum Liechtensteiner Strassenbau Eines dieser Argumente ist der von Liechtenstein ausgehandelte Kostenschlüssel. Am gesamten Projekt im Umfang von rund 200 Millionen Franken beteiligt sich das Land nur an den Massnahmen auf Liechtensteiner Hoheitsgebiet, die rund 60 Prozent der Gesamtkosten oder 122 Millionen Franken ausmachen. Davon wiederum übernimmt Österreich fast 56 Millionen Franken. «Wichtig zu betonen ist dabei, dass es sich nicht um ein reines Gleisbauprojekt handelt», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch. «Wesentliche Mittel fliessen in den Ausbau der Strassenund Haltestelleninfrastruktur. So kostet die neue Unterführung der Bahnlinie in Nendeln, welche die Knotenpunkte Engelkreuzung und Bahnübergang Rheinstrasse auflöst, etwa 22 Millionen Franken. Rund 30 Prozent oder 6,7 Millionen werden dabei von Österreich übernommen. Ein grosser Teil der Aufträge und damit der Wertschöpfung wird dennoch in Liechtenstein verbleiben.» Ein weiteres Argument, das für die S-Bahn Liechtenstein spricht, ist der Halbstundentakt, der optimale Anschlüsse an den Fernverkehr in Feldkirch und Buchs und weiter darüber hinaus, aber auch an allen vier Haltestellen in Liechtenstein an den Busverkehr der LIEmobil ermöglicht. «Damit ist die S-Bahn ein erster Schritt auf dem Weg zur Umsetzung des Mobilitätskonzepts 2030. Und ein erster Schritt ist die Voraussetzung für einen zweiten. Denn das Mobilitätskonzept baut, wie gesagt, auf

einem Mix von vielen einzelnen Massnahmen auf», sagt Infrastrukturminister Risch.

Landtag begrüsst Mobilitätskonzept Das Mobilitätskonzept als Ganzes ist in der Mai-Sitzung des Landtags in dieser Woche jedenfalls auf lobende Worte gestossen – wenn die Debatte bis zum Redaktionsschluss der lie:zeit auch noch nicht beendet war. «Das Mobilitätskonzept stellt kurz-, mittel- und langfristig die Weichen für die Mobilität in Liechtenstein», sagte FBP-Fraktionssprecher Daniel Oehry einleitend in der Fraktionserklärung seiner Partei. Die FBP setze dabei auf die S-Bahn und Busspuren, wo immer diese möglich seien. Auch im Ausbau der Fahrradinfrastruktur sieht die Partei eine grosse Chance. Gleichzeitig brachte Elfried Hasler (FBP) seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Mobilitätskonzept 2030 kein reines Papier bleibe, sondern konkrete Resultate zeige. Damit tatsächlich eine Mehrheit der Projekte umgesetzt werden könnten und auf die nötige Akzeptanz der Bevölkerung stiesse, sei Kompromissbereitschaft vonnöten. «Wer versucht, das eine Verkehrsmittel gegen das andere auszuspielen, wird am Schluss mit nichts dastehen», hielt Alexander Batliner (FBP) fest und stellte gleichzeitig einen Antrag, das Verbandsbeschwerderecht einzuschränken, mit dem sich Projekte bisher über Jahre verhindern lassen. Nicht der gleichen Meinung wie Batliner war erwartungsgemäss Thomas Lageder von der Freien Liste. «Es geht nicht anders als mit Bahn und Bus, wenn man auf Liechtensteins Strassen in naher Zukunft noch vorankommen möchte», hielt er fest, sprach sich aber gleichzeitig vehement gegen den Bau von Entlastungsstrassen aus. Die S-Bahn ist jedoch auch für Lageders Fraktionssprecher Georg Kaufmann das Schlüsselprojekt des ganzen Mobilitätskonzepts und für einen starken Wirtschaftssowie gesunden Lebensstandort Liechtenstein.

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«Kein Verkehrsmittel kommt zu kurz» Frank Konrad (VU) wiederum hält den Mix des Mobilitätskonzept für absolut ausgewogen. «Keines der Verkehrsmittel kommt zu kurz. Wir erhöhen mit diesem Konzept die Kapazitäten in allen Bereichen.» Violanda Lanter (VU) sagte: «Wir sind nun alle in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und die Türe in die Mobilitätszukunft Liechtensteins aufzustossen.» Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz wiederum betonte: «Alle müssen am selben Strang ziehen und dies in dieselbe Richtung.» In Bezug auf die S-Bahn Liechtenstein behandelten die Abgeordneten ausserdem eine Variantenprüfung zur Entlastung des Schaaner Zentrums. Dieses ist ohnehin stark vom zunehmenden Verkehr betroffen, würde mit einer Realisierung der S-Bahn aber aufgrund längerer Schrankenschliesszeiten noch stärker belastet. Gemäss der Fraktionserklärung der FBP sei eine Lösung dieses Problems zentral mit der Frage der S-Bahn verknüpft und eine Voraussetzung für deren Erfolg bei einer allfälligen Volksabstimmung. Susanne Eberle-Strub von der FBP betonte überdies, dass es auch ohne Realisierung der S-Bahn nötig sei, das Schaaner Zentrum vom Verkehr zu entlasten.

S-Bahn: Das letzte Wort hat das Volk Der nächste Schritt ist nun die Behandlung des Verpflichtungskredits für den Bau der S-Bahn in der Juni-Sitzung des Landtags. Angesichts der bisherigen Voten ist die Zustimmung des Parlaments wahrscheinlich. Sollte dies der Fall sein und der Landtag nicht von sich aus eine Volksabstimmung beschliessen, haben Die Unabhängigen (DU) bereits angekündigt, das Referendum zu ergreifen. Sollte es zustande kommen, würde die entsprechende Volksabstimmung Ende des Jahres stattfinden.


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«WEITSICHT UND TATENDRANG DER VORFAHREN AN DEN TAG LEGEN» 1872 fuhr erstmals eine Eisenbahn durch Liechtenstein und das Land hatte damit seinen Anschluss an die damalige Moderne erlangt. Als das Auto immer wichtiger wurde, folgte der Strassenbau und schliesslich in den 1970er-Jahren der Anschluss ans Schweizer Nationalstrassennetz über die Rheinbrücken. Seither steht der Ausbau der Infrastruktur aber praktisch still. Eine Eisenbahn durch ganz Liechtenstein – was heute noch als Vision gilt, schwebte vielen einheimischen Entscheidungsträgern bereits in den 1850er-Jahren vor. Allerdings konnte das damals arme Land nur beschränkten Einfluss auf seine Nachbarn, vor allem das österreichische Kaiserreich, nehmen. Liechtenstein gelang es am Verhandlungstisch aber immerhin, zu verhindern, dass die Verbindung zwischen Feldkirch und Rüthi geschlossen und das Land somit komplett vom Zusammenschluss der Österreicher und Schweizer Bahnlinien abgehängt wird. Dank des Einsatzes von Regierung, Gemeinden und eines Eisenbahn-Komitees sowie nach der Schaffung eines entsprechenden Gesetzes erfolgte der Brückenschlag über den Rhein schliesslich zwischen Schaan und Buchs und 1872 fuhren die ersten Eisenbahnen durch das Land.

Aufschwung durch die Bahn Die Bahnlinie trug während Jahrzehnten wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur internationalen Erreichbarkeit bei. Sie ermöglichte den Aufschwung von Gastgewerbe, Fremdenverkehr, Handel, Gewerbe und Industrie im späten 19. Jahrhundert. «Der nach der Eröffnung der Arlbergbahn im Jahr 1884 einsetzende Import günstigerer Agrarprodukte aus Österreich […] führte […] zur Spezialisierung auf eine qualitativ hochstehende Rinder- und

Schweinezucht», ist im Historischen Lexikon nachzulesen. Mit der Eröffnung der Arlbergbahn wurde die Bahnlinie durch Liechtenstein ausserdem Teil der OstWest-Achse Wien–Paris und es hielten auch internationale Züge am Bahnhof Schaan-Vaduz.

Strassenbau steht seit 50 Jahren still Schliesslich führte die immer stärker aufkommende Motorisierung aber zu einem Bedeutungsverlust der Bahnlinie und bewirkte eine Modernisierung des Strassenbaus. Regierung und Gemeinden förderten diesen in den 1930er-Jahren unter anderem zum Zweck der Arbeitsbeschaffung. Fortschreitender wirtschaftlicher Aufschwung, zunehmende Industrialisierung und die steigende Mobilität der Bevölkerung sorgten im späteren 20. Jahrhundert für einen

weiteren Ausbau der Verkehrswege und diese leisteten ebenfalls ihren Beitrag zur Standortattraktivität Liechtensteins. Damit waren und sind die Strassen eine wesentliche Grundlage für die prosperierende Entwicklung des Landes vom Agrarstaat zum Industrie- und Dienstleistungsstandort. Die hölzernen Rheinbrücken wurden nach und nach und endgültig in den 1960er- und 1970er-Jahren durch leistungsfähige Betonbrücken ersetzt. Als für lange Zeit letztes eigentliches Strassenbauprojekt wurde 1968 die Umfahrungsstrasse Gagoz in Balzers zur Entlastung des Dorfs vom Durchgangsverkehr gebaut. Ab 1980 entlastete auch die Schweizer Rheintalautobahn die Landstrassen teilweise vom Durchgangsverkehr. In Liechtenstein selbst wurden zwischen

1968 und heute jedoch mit dem Schaaner Industriezubringer nur noch rund anderthalb Kilometer Landstrasse gebaut.

Lebensqualität weiterhin sichern «Nach 50 Jahren des Stillstands ist es nun an der Zeit, wieder über den Ausbau der Infrastruktur nachzudenken», sagt Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Daniel Risch. Das Mobilitätskonzept der Regierung widmet daher eines seiner vier Massnahmenpakete und mehrere der zehn Leitprojekte dem Ausbau von Schiene und Strasse. «Um Standortattraktivität und Lebensqualität auch für künftige Generationen zu erhalten, sollten wir die gleiche Weitsicht und den gleichen Tatendrang an den Tag legen wie unsere Vorfahren es während Jahrzehnten gemacht haben», lautet das Fazit von Infrastrukturminister Daniel Risch.

Die Eisenbahn sorgte über den Bahnhof Schaan-Vaduz bereits vor mehr als 100 Jahren für die internationale Anbindung Liechtensteins. (Gemeindearchiv Schaan, Foto: Friedrich Müller, Buchs)


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INFORMATION DER BEVÖLKERUNG AUF NEUEN WEGEN Um die Bevölkerung auch in Corona-Zeiten umfassend über das Mobilitätskonzept zu informieren, hat die Regierung eine Webseite aufgeschaltet.

Die Massnahmen der Regierung gegen die Ausbreitung des Corona-Virus verunmöglichen Informationsveranstaltungen zum Mobilitätskonzept und zur S-Bahn Liechtenstein. Veranstaltungen mit grösserem Publikum sind mittelfristig wohl nicht möglich, weshalb Das Ministerium für Infrastruktur, Wirtschaft und Sport auf die neuen und elektronischen Medien setzt. Bereits die Pressekonferenz zur Präsentation des Mobilitätskonzepts 2030 und des Raumkonzepts Liechtenstein am 8. April fand unter speziellen Umständen statt. Um die Abstandsregeln in Corona-Zeiten einzuhalten, wurden vier an der Ausarbeitung beteiligte Gemeindevorsteher mit Videostatements zugeschaltet. Da sich die Situation rund um das Virus in Bezug auf grössere Veranstaltung nicht allzu rasch ändern wird, hält das Ministerium von Infrastrukturminister Daniel Risch weiterhin an diesem elektronischen Konzept fest.

Einblick in die Zusammenhänge geben «Es ist mir ein zentrales Anliegen, die Bevölkerung in diesem wichtigen Thema, welches die Weichen in Richtung Mobilität der Zukunft stellen soll, trotz der besonderen Umstände umfassend zu informieren», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch. Die Regierung hat daher eine Webseite zur Mobilität aufgeschaltet und mehrere Kurzfilme produzieren lassen, welche die verschiedenen Aspekte des Mobilitätskonzepts in jeweils wenigen Minuten beleuchten. Diese Beiträge finden sich einerseits auf der Webseite und sie werden andererseits auf dem Landeskanal sowie auf 1FLTV mehrfach ausgestrahlt (siehe Infobox). Beiträge in den Printmedien werden die Kommunikation komplettieren. «Ich bin überzeugt, dass wir auf diesen Wegen alle am Mobilitätskonzept und der S-Bahn Interessierten erreichen, transparent informieren, einen offenen Diskurs ermöglichen und viele Fra-

gen beantworten können. Weitere offene Fragen beantworten wir auch gerne unter den auf der Webseite angegebenen Kontaktdaten», sagt Infrastrukturminister Daniel Risch und ergänzt: «Ich hoffe natürlich, dass mög-

lichst viele Einwohnerinnen und Einwohner von diesen Informationskanälen Gebrauch machen werden. Denn es ist mir wichtig, auch in Zeiten der Corona-Pandemie umfassende Einblicke in dieses wichtige Thema zu vermitteln.» Gerade die Kurzfilme seien geeignet, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und das Interesse für eine tiefergehende Information zu vermitteln. «Wir haben heute die historische Chance, wegweisende Entscheidungen zu treffen, die unsere eigene Zukunft und diejenige folgender Generationen direkt und positiv beeinflussen werden. Dazu braucht es teilweise Mut, vor allem braucht es aber Einblicke in die Projekte und ihre Zusammenhänge.»

Unter www.mobilitaet2030.li veröffentlicht die Regierung alle wesentlichen Informationen zum Mobilitätskonzept 2030. Die Massnahmenpakete und Leitprojekt werden in Texten und Filmen vorgestellt und ein Schwerpunkt widmet sich der S-Bahn. Es finden sich ebenfalls Antworten zu den wichtigsten Fragen. Das Mobilitätskonzept 2030 selbst sowie damit thematisch zusammenhängende Dokumente finden sich auf der Webseite zum Herunterladen. Die Filmbeiträge werden ab heute und bis kommenden Freitag jeweils nach den Nachrichten um 18, 19 und 20 Uhr auf 1FLTV ausgestrahlt.

Kurze Übersicht über das Mobilitätskonzept 2030 Mit drei bis fünf Minuten langen Kurzfilmen informiert die Regierung über die Inhalte und Hintergründe des Mobilitätskonzepts 2030: • Bus und Bahn als starkes Rückgrat des öffentlichen Verkehrs im Land • Fuss- und Radwege im Alltag und in der Freizeit • Mehr Effizienz in der Verkehrsabwicklung auf den Strassen • Kapazitätsanpassung bei den Infrastrukturen an die heutigen Bedürfnisse • Nachhaltig mobil bleiben heisst, heute Entscheidungen treffen


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«S-Bahn ist ein wesentlicher Attraktivitätssprung» Seit 40 Jahren setzt sich der Verkehrs-Club Liechtenstein (VCL) für eine gesunde und umweltverträgliche Mobilität mit der Bahn als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs ein. Ein Schritt auf dem Weg dorthin ist für Vereinspräsident Georg Sele die Realisierung der S-Bahn mit der Perspektive zum späteren Bau einer Oberlandbahn. Interview: Herbert Oehri In die Liechtensteiner Verkehrspolitik ist mit dem Mobilitätskonzept 2030 und dem Raumkonzept wieder Bewegung gekommen. Mit der S-Bahn Liechtenstein ist ein Leitprojekt enthalten, das der VCL seit Langem vorantreibt. Welche Chancen eröffnet der öffentliche Verkehr auf der Schiene und warum ist der strassenungebundene ÖV so wichtig? Georg Sele: Der VCL befasst sich seit 1995 mit strassenunabhängigem öffentlichem Verkehr. Dies in der Erkenntnis, dass nur ein vom Autostau unabhängiger ÖV mit mindestens 30-MinutenTakt ein wesentliches Umsteigen bewirkt. Dank VCL-Initiative haben wir heute auf der ÖBB-Strecke Buchs-Feldkirch einen Mittelverteiler – leider mit nur wenigen für Zupendler relevanten Kursen. Der Ausbau zur S-Bahn Liechtenstein im 30-Minuten-Takt ist ein wesentlicher Attraktivitäts-Sprung, vor allem für viele Arbeitskräfte aus der Region. So werden unsere Strassen entlastet und wir bleiben ein attraktiver Wirtschaftsraum mit hoher Lebensqualität. Ein oft gehörtes Argument gegen den Bau der S-Bahn ist, dass lediglich drei Gemeinden, Schaan, Eschen-Nendeln und Mauren-Schaanwald, an die Schienen angeschlossen sind. Was entgegnen Sie jemandem, der dies vorbringt? Mit der S-Bahn Liechtenstein erhalten wir attraktive Haltestellen in Schaanwald bei der Industrie, in Nendeln in Fahrraddistanz zum Eschner Industriegebiet, in Schaan bei Forst-Hilti und beim Bahnhof Schaan. Die

Feinverteilung wird die LIEmobil mit angepassten Kursen übernehmen. Auch die Weiterfahrt von Schaan nach Vaduz und bis Triesen. Langfristig kann die Oberlandbahn die Aufgabe bis Balzers übernehmen. Sie sprechen die Oberlandbahn an. Welches Nachfragepotenzial sehen Sie, wenn ein grosser Teil Liechtensteins an die Schiene angebunden ist? Als Grundlagen dienen die Volkszählung 2015 und die Beschäftigungsstatistik 2018. Im Raum Schaan-Vaduz-Triesen-Balzers pendeln heute gut 4000 in diesen Gemeinden Wohnhafte – zu

etwa 75 Prozent allein im Auto. Wir schätzen, dass im Bereich Schaan – Balzers ein erheblicher Teil dieser Pendler auf die attraktive Tram-Bahn im 15Minuten-Takt umsteigen wird. Dies entlastet die Strassen. Dazu braucht es ein angepasstes LIEmobil-Netz, gute Radabstellanlagen bei wichtigen Haltestellen und betriebliches Mobilitätsmanagement. Mit welchen Kosten rechnen Sie? Die Bahn-Experten von SMA und Partner AG, Zürich, haben für die Tram-Bahn Investitionskosten von 230 Millionen Euro

Bei weiterer wirtschaftlicher Entwicklung müssen wir mit dem ÖV die Lebensqualität und die Erreichbarkeit sicherstellen. Georg Sele, Präsident VCL

berechnet. Der VCL hat in der Kommunikation aufgerundet auf 300 Millionen Euro. Worin liegt der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Mittel? Bei weiterer wirtschaftlicher Entwicklung müssen wir die Lebensqualität unseres Landes und gleichzeitig die Erreichbarkeit sicherstellen. Dazu brauchen wir einen strassenunabhängigen ÖV als Rückgrat. Denn jeder Bau von Umfahrungsstrassen zerstört Naherholungsräume, verursacht regional noch mehr Autoverkehr und verschiebt den Stau an andere Stellen. Zudem bewirken Mittelverteiler wie die S-Bahn Liechtenstein und die Oberlandbahn eine Siedlungsverdichtung um die Haltestellen. Was wären die nächsten Schritte zur Realisierung der Oberlandbahn? Der VCL durfte die Studie der Oberlandbahn in den letzten zehn Jahren immer wieder Landes- und Gemeindebehörden sowie Politikern vorstellen und mit ihnen diskutieren. Zur Realisierung müssen heute die Verkehrsrichtpläne angepasst und die nötigen Bodenreservationen vorgenommen werden. Welchen Appell richten Sie an Politiker und Bevölkerung? Durch Umdenken und Umsteigen von allein im Auto auf die eigenen Füsse, das Fahrrad, Fahrgemeinschaften und öffentlichen Verkehr für möglichst viele Arbeitswege tun wir Gutes für unsere Gesundheit und erhalten Naherholungsräume und Lebensqualität unseres Talraums für unsere Kinder.


Entgegen falschen Behauptungen werden bei Realisierung der S-Bahn FL.A.CH deutlich weniger Güterzüge durch unser Land rollen als ohne Doppelspurausbau zwischen Tisis und Nendeln. Denn FL.A.CH wird nicht nur viele Pendler transportieren, sondern auch das Trassee belegen. PR | polit:zeit 15 05/2020 Fahrgastzahlen heute (ÖBB Okt. 2019) und Prognosen mit FL.A.CH (BuA 2011-101) Heute befördert die ÖBB in der Morgen-Hauptverkehrszeit (5 Kurse) etwa 400 PerBahn-Morgenpendler sonen über die Grenze in Schaanwald; davon steigen 247 in Liechtenstein aus. Für 2017 / 2018 / 2019 den ganzen Tag sind es gut 800 Personen. Im Bericht und Antrag 2011-101 der AT → LI Regierung an den Landtag wurden für 2010 pro Tag 560 Fahrgäste für die Grenze 195 /222 / 247 Liechtenstein-Vorarlberg genannt. CH → LI Die Zahl von etwa 3‘000 Personen per Bahn pro Werktag für die Grenze bei 64 / 64 / 89 Schaanwald im Jahr 2025 scheint realistisch. Dafür sprechen – nebst der Bereitschaft der Einpendler zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn gemäss Umfrage – zwei zusätzliche Haltestellen Tosters und Schaanwald und zusätzliche Kurse im 30-Minuten-Takt mindestens zu den Hauptverkehrszeiten. Und der Bahnausbau in Vorarlberg. Mit dem Bahnausbau auf der Schweizer Seite und einer Zugverbindung nach Liechtenstein alle 30 Minuten scheint auch die Prognose von etwa 1‘700 Personen für die Grenze Liechtenstein-Schweiz realistisch. Heute Heute fahren etwa 800 Personen pro Werktag mit der ÖBB zwischen Vorarlberg und Liechtenstein; mit der reisen in der Morgen-Hauptverkehrszeit (3 Kurse) etwa 130 Personen von Buchs über die Grenze; davon Liechtenstein werden 3’000Tag erwartet. steigen S-Bahn 89 in Liechtenstein aus. Für den ganzen queren gut 500 Personen die Grenze zur Schweiz. Eine wichtige Voraussetzung für das Umsteigen vom Arbeitsweg Allein-im-Auto auf die S-Bahn FL.A.CH ist betriebliches Mobilitätsmanagement mit Anreizen (Mobilitätsbeitrag) und Abreizen (PP-Bewirtschaftung) aller Arbeitgeber mit 50 und mehr Mitarbeitenden, vor allem in den Gemeinden Schaan, Eschen, Mauren, Gamprin Umfrage – zwei zusätzliche Halund Vaduz. Und es braucht Bus-Zubringer in Schaan und Nendeln mit kurzen Umtestellen Tosters und Schaanwald steigezeiten. und zusätzliche Kurse im 30-Miwww.vcl.li nuten-Takt mindestens zu den Hauptverkehrszeiten. Und der Bahnausbau in Vorarlberg.

Strassen entlasten mit der S-Bahn Liechtenstein

Mit dem Bahnausbau auf der Schweizer Seite und einer Zugverbindung nach Liechtenstein alle 30 Minuten scheint auch die Prognose von etwa 1‘700 Personen für die Grenze Liechtenstein-Schweiz realistisch. Heute reisen in der Morgen-Hauptverkehrszeit (3 Kurse) etwa 130 Personen von Buchs über die Grenze; davon steigen 89 in Liechtenstein aus. Für den ganzen Tag queren gut 500 Personen die Grenze zur Schweiz.

Schienennahverkehr in Vorarlberg – und bei uns? Vorarlberg hat mit 15-Minuten-Takt zwischen Bregenz und Bludenz ein neues Zeitalter eingeläutet: die Bahn als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs mit dem Bus als Zubringer und Feinverteiler. Die Fahrgastzahlen der Bahn haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Durch den Ausbau der Bahnstrecke Feldkirch-Buchs zur S-Bahn Liechtenstein mit Doppelspur zwischen Tisis und Nendeln sowie den zwei zusätzlichen Haltestellen Tosters und Schaanwald kann auch Liechtenstein den öffentlichen Verkehr für viele Arbeitspendler deutlich attraktiver machen. Und so unsere Strassen vom Auto-Pendlerverkehr entlasten. Weniger Güter-Bahnverkehr mit S-Bahn Entgegen falschen Behauptungen werden bei Realisierung der S-Bahn Liechtenstein deutlich

weniger Güterzüge durch unser Land rollen als ohne Doppelspurausbau zwischen Tisis und Nendeln. Denn die S-Bahn wird nicht nur viele Pendler transportieren, sondern auch das Trassee belegen.

aus. Für den ganzen Tag sind es gut 800 Personen. Im Bericht und Antrag 2011-101 der Regierung an den Landtag wurden für 2010 pro Tag 560 Fahrgäste für die Grenze Liechtenstein-Vorarlberg genannt.

Fahrgastzahlen heute und Prognosen Heute befördert die ÖBB in der Morgen-Hauptverkehrszeit (5 Kurse) etwa 400 Personen über die Grenze in Schaanwald; davon steigen 247 in Liechtenstein

Die Zahl von etwa 3’000 Personen per Bahn pro Werktag für die Grenze bei Schaanwald im Jahr 2025 scheint realistisch. Dafür sprechen – nebst der Bereitschaft der Einpendler zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn gemäss

Bahn-Morgenpendler AT

Voraussetzung für Erfolg Eine wichtige Voraussetzung für das Umsteigen vom Arbeitsweg allein im Auto auf die S-Bahn Liechtenstein ist betriebliches Mobilitätsmanagement mit Anreizen (Mobilitätsbeitrag) und Abreizen (PP-Bewirtschaftung) aller Arbeitgeber mit 50 und mehr Mitarbeitenden, vor allem in den Gemeinden Schaan, Eschen, Mauren, Gamprin und Vaduz. Und es braucht Bus-Zubringer in Schaan und Nendeln mit kurzen Umsteigezeiten. www.vcl.li

Prognose Ferngüterzüge 2025 Betriebsplan ÖBB, Werktage ohne Samstag

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mit S-Bahn

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«Weichenstellung für unsere Kinder und Enkel» In der Interessengemeinschaft für ein attraktives und mobiles Liechtenstein haben sich Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner über alle Alters-, Berufs- und Parteigrenzen aus allen elf Gemeinden zusammengeschlossen. Sie setzen sich für Lebensqualität und Standortattraktivität zum Wohle künftiger Generationen ein, unterstützen die Politik in der Umsetzung der Mobilitätsstrategie 2030 und haben für unsere Kinder und Enkel ein ressourcenschonendes, lebenswertes Liechtenstein zum Ziel. Interview: Heribert Beck Das Mobilitätskonzept 2030 ist seit rund einem Monat veröffentlicht und der Landtag hat sich in dieser Woche mit den ersten konkreten Projektanträgen befasst. Ein weiterer zur S-Bahn folgt im Juni. Welche Chancen bieten diese Teilprojekte und warum engagieren Sie sich persönlich für die Zukunft der Mobilität in Liechtenstein? Martin Meyer: Der Verkehr hat bei uns aufgrund des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massiv zugenommen. Wir haben jetzt die Chance, verschiedene Projekte

auf Landes- und Gemeindeebene umzusetzen. Diese historische Chance sollten wir unbedingt nutzen. Donath Oehri: Die nachhaltige Lösung der Mobilität ist komplex und kann nur in einem Gesamtkonzept, aufgeteilt in Teilprojekte, gelöst werden. Die Mobilität wird langfristig über Erfolg oder Misserfolg unseres Landes bestimmen. Dies nun, bildlich gesprochen, auf Schiene zu bringen, ist ein Muss. Johannes Kaiser: Politik und Gesellschaft stehen unmittelbar vor einer sehr bedeutsamen

Weichenstellung für eine zukunftsorientierte, moderne und ressourcenschonende Mobilität. Wie andere Generationen in unserem Land für uns erfolgreiche Entwicklungen in die Wege geleitet haben, stehen wir jetzt und heute für unsere Kinder und Enkelkinder für eine zukunftsfähige Mobilität in der Verantwortung. Welche übergeordnete Idee steht hinter dem Zusammenschluss von 26 Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern aus allen Gemeinden? Donath Oehri: Wir alle sind uns bewusst, dass wir heute

unmittelbar vor einer bedeutenden Weichenstellung in die Mobilitätszukunft unseres Landes stehen, die für die langfristige Zukunft Liechtensteins im Allgemeinen entscheidend ist. Diese Chance dürfen wir nicht verpassen. Dabei ist es wichtig, dass in dem für die Lebensqualität und die Standortattraktivität wichtigen Bereich der Mobilität alle Verkehrsträger – ÖV auf Strasse und Schiene, MIV sowie Aktivverkehr – miteinbezogen werden. Wir möchten die Verantwortlichen in Land und Gemeinden in dieser wichtigen Entscheidung unterstützen, denn sie betrifft alle Einwohne-


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rinnen und Einwohner aller elf Gemeinden. Was plant die IG für ein attraktives und mobiles Liechtenstein konkret in den kommenden Monaten? Martin Meyer: Verschiedene Infrastrukturprojekte müssen bei uns jetzt dringend umgesetzt werden. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, eine Interessengemeinschaft zu gründen, welche das Ziel hat, die verschiedenen Verkehrsprojekte auf Landes- und Gemeindeebene zu begleiten und, wie gesagt, die politischen Entscheidungsträger in ihrer Arbeit zu unterstützen. Je nach Projektart kann dies zu gegebener Zeit eine Informationsveranstaltung oder einfach auch nur die Publikation eines Fachartikels sein. Wir werden situativ entscheiden und vorgehen. Wie kann sich die Öffentlichkeit in die Arbeit der IG einbringen? Johannes Kaiser: Die IG für ein attraktives und mobiles Liechtenstein ist offen für weiteres Mitwirken von interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern, sie nimmt gerne Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung auf und freut sich über jede Form von Feedback und Unterstützung. Wir sind bereits jetzt – in der kurzen Zeit seit unserer

Vorstellung – bei den Menschen sehr gut angekommen, erhalten zahlreiche positive und unterstützende Inputs. Wir haben für unsere Kinder und Enkel ein ressourcenschonendes, lebenswertes Liechtenstein zum Ziel. Daher mein Appell: Teilen Sie uns Ihre Meinung mit unter info@ mobilesliechtenstein.li oder auf Facebook unter @mobilesliechtenstein. Welchen Appel richten Sie an die Bevölkerung und die Politik? Donath Oehri: Wenn wir als Land dereinst nicht mehr erreichbar sind, sind wir alle betroffen. Deshalb sind die Entscheidungen der nächsten Monate wichtig, damit wir den Örtligeist überwinden und, wie derzeit in der Corona-Krise, Solidarität leben. Gelingt dies, können wir nachhaltige Lösungen im Verkehr gemeinsam auf den Weg bringen und umsetzen. Geben wir uns also alle einen Ruck. Martin Meyer: Liechtenstein ist eine moderne Gesellschaft mit einem leistungsfähigen und international ausgerichteten Wirtschaftsstandort. Die Verkehrsinfrastruktur ist in Spitzenzeiten überlastet und muss erweitert werden. Zu einem Gesamtverkehrskonzept gehört die Förderung des Bus-/Bahnsys-

tems genauso wie der Bau von Umfahrungsstrassen, um die Wohnquartiere zu entlasten. Auf Landes- und Gemeindeebene stehen nun verschiedene Projekte zur Entscheidungsfindung

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an. Diese Chancen müssen wir unbedingt nutzen, wenn wir unsere Verkehrsinfrastruktur den aktuellen beziehungsweise zukünftigen Bedürfnissen anpassen wollen.

Wir sind bereits jetzt – in der kurzen Zeit seit unserer Vorstellung – bei den Menschen sehr gut angekommen, erhalten zahlreiche positive und unterstützende Inputs. Die «IG für ein attraktives und mobiles Liechtenstein» Balzers: Helmuth Büchel, Bettina Fuchs Triesen: Eva Johann-Heidegger, Elmar Kindle Triesenberg: Mario Bühler, Hubert Sele Vaduz: Brigitte Haas, Stefanie Hasler, Ewald Ospelt, Johann Ott Schaan: Hanno J. Konrad Planken: Josef Biedermann Eschen-Nendeln: Manfred Batliner, Paul Eberle, Ingrid Hassler-Gerner Mauren-Schaanwald: Samuel Kaiser, Gerald Marxer, Ossi Oehri, Rainer Ritter Gamprin-Bendern: Martin Meyer, Hubert Müssner, Donath Oehri Ruggell: Thomas Büchel, Violanda Lanter Schellenberg: Jonas Grubenmann, Johannes Kaiser Kontakt: info@mobilesliechtenstein.li /mobilesliechtenstein

Sie brachten die IG für ein attraktives mobiles Liechtenstein in Bewegung: Martin Meyer, Donath Oehri und Johannes Kaiser.


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Fragen an … CORONAKRISE Mit einem Gewinn von 328 Mio. Franken schliesst die Landesrechnung 2019 ausserordentlich erfolgreich ab. Auch das Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit fällt mit CHF 100 Mio. deutlich besser aus als prognostiziert. Das Finanzergebnis fällt aufgrund der positiven Marktentwicklungen im Jahre 2019 aussergewöhnlich hoch aus. Auch das extern verwaltete Vermögen wirft eine Rendite von 10.6% bzw. rund 190 Mio. Franken ab. Zusammen mit den Erträgen aus den Beteiligungen ergibt sich somit ein Finanzresultat von total 228 Mio. Franken.

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Thomas Vogt

Die Corona-Krise wird in der Landesrechnung deutliche Spuren hinterlassen. Mit den ersten beiden Wirtschaftspaketen hat die Regierung 110 Millionen Franken bereits ausserhalb des Voranschlags bereitgestellt. Es kann aber sein, dass weitere Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft notwendig sind. Diese Kosten gehen direkt zu Lasten der Rechnung 2020. Hingegen werden die Steuereinnahmen noch gut sein, da diese jeweils auf dem Vorjahr basieren. Ungewiss ist, wie sich die Börsen entwickeln.

Die gegenständliche Krise wird Auswirkungen auf die Landesrechnung 2020 haben. Auf die Steuereinnahmen im Jahre 2020 wird die Krise meines Erachtens noch keinen grossen Einfluss haben, da die Steuereinnahmen im Jahre 2020 zu einem grossen Teil von den Jahresergebnissen und den Einnahmen im Jahre 2019 abhängig sind. Es ist davon auszugehen, dass die Jahresergebnisse und die Einnahmen der Steuerzahler im Jahre 2019 gut bis sehr gut waren und folglich auch die Steuern entsprechend hoch ausfallen werden. Des Weiteren gibt es im Jahre 2020 auch noch einen ausserordentlich hohen Steueranfall bei den Ertragssteuern in Höhe von ca. CHF 200 bis CHF 250 Mio. Die Aufwände werden aufgrund der Sonderausgaben wegen der Krise höher ausfallen als budgetiert. Beim Finanzergebnis bleibt zu hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen. Gesamthaft gehe ich nach wie vor von einem positiven Ergebnis für das Jahr 2020 aus.

Die notwendigen Unterstützungsmassnahmen zeigen, dass die Unternehmen in einer extrem schwierigen Situation sind. Das betrifft die vielen kleinen Gewerbeunternehmen und Selbständigen, aber auch die grossen Industrieunternehmen in Liechtenstein. Weltweit wird 2020 mit einer starken Rezession gerechnet, wobei gemäss OECD und IWF die Industrieländer noch stärker betroffen sind. Neben dem Gewerbe sind damit auch die exportorientierten Unternehmen stark unter Druck. Wir müssen also davon ausgehen, dass die Steuereinnahmen aufgrund der einbrechenden Unternehmensgewinne ab 2021 sehr deutlich zurückgehen. Das sind keine guten Aussichten für den Landeshaushalt. Aufgrund der vorsichtigen Haushaltspolitik der Regierung Hasler konnten in den vergangenen Jahren erfreuliche Überschüsse erzielt und die Reserven aufgebaut werden. Davon können wir in den kommenden Jahren profitieren und haben die erforderliche Zeit, einerseits eine Durststrecke zu überstehen und andererseits gezielte Korrekturmassnahmen einzuleiten.

Ja. Wir werden die Krise vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht wohl noch länger spüren. Es ist davon auszugehen, dass es noch weit in das Jahr 2021 dauern wird, bis wir in den verschiedenen Wirtschaftssektoren wieder einen gewissen Normalbetrieb haben. Auch auf die Landesrechnung wird sich die Krise wohl erst richtig im Jahre 2021 auswirken. Im Jahre 2020 ist mit deutlich schlechteren Ergebnissen der Betriebe und den anderweitigen Einnahmen zu rechnen, die sich dann steuerlich im Jahre 2021 negativ auswirken. Zusammengefasst gehe ich somit davon aus, dass wir ein, zwei Jahre brauchen werden, bis wir wirtschaftlich wieder auf einem ähnlichen Niveau sein werden wie vor der Krise.

Die FPB hat sich immer für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Staatsfinanzen eingesetzt. Das zahlt sich jetzt aus. Damit können die staatlichen Leistungen auch in schwierigen Zeiten aufrechterhalten werden. Gleichzeitig sollen gerade jetzt die bereits beschlossenen und sich in Vorbereitung befindlichen Investitionen getätigt werden.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Wichtigste, dass die Betriebe vom Staat die notwendigen Mittel erhalten, damit sie die Krise überstehen. Es muss verhindert werden, dass Betriebe Konkurs anmelden müssen und Arbeitnehmer ihre Anstellung verlieren. Die Politik hat sehr schnell reagiert und Hilfspakete beschlossen. Diese Massnahmen helfen schon sehr vielen und werden, falls Mängel erkannt werden, ständig nachgebessert. Oberstes Ziel aus wirtschaftlicher Sicht muss es sein, die Arbeitsplätze in Liechtenstein zu erhalten!

Wie wirkt sich diese Krise Ihrer Meinung nach auf die Landesrechnung 2020 aus?

Müssen wir damit rechnen, dass die Wirtschaftskrise über das Jahr 2020 hinausgeht und wenn ja mit welchen Folgen?

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Marcus Vogt

Was kann die Politik machen, um die Einbussen so gering als möglich zu halten?


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Thomas Lageder

Ado Vogt

Herbert Elkuch

Sicher negativ. Das Ausmass ist sehr schwierig abzuschätzen.

Hier gibt es drei wesentliche Auswirkungen: Die erste sind die Steuererträge, die aufgrund der gesunkenen Wirtschaftsleistung wohl abnehmen werden. Zweitens sind die Finanzerträge aus dem Volksvermögen unsicher. Haben diese letztes Jahr eine Rendite von sehr guten zehn Prozent generiert, so sind die Aussichten dieses Jahr noch unsicher, obwohl die Börse sich bereits wieder leicht erholt hat. Drittens sind die erhöhten Ausgaben des Staates zu erwähnen, speziell natürlich für die Linderung der wirtschaftlichen Folgen für Einwohner und Betriebe.

Die Corona-Krise führt zu weniger Einnahmen und mehr Ausgaben. Dies beeinflusst die Landesrechnung 2020 und auch die von 2021 negativ. Wie schnell sich die Wirtschaft erholt, lässt sich nicht abschätzen.

Das ist mit Sicherheit so. Als exportorientiertes Land werden wir die weltweite Wirtschaftskrise deutlich zu spüren bekommen. Landesintern haben wir die Möglichkeit, dank unserer Finanzreserven die schlimmsten Auswirkungen abzufedern. Wir dürfen aber die globalen Herausforderungen in den Bereichen Klimawandel und Verteilungsgerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren. Gerade die bereits spürbaren negativen Auswirkungen des Klimawandels werden zu einer möglicherweise noch grösseren Krise führen. Diese kann dann aber kaum mit Unsummen von Geld gemildert werden, weil diese gemäss wissenschaftlichen Fakten nicht mehr unumkehrbar sein wird. Es gilt daher, die Anstrengungen in diesem Bereich nicht zu vernachlässigen, sondern nicht zuletzt zu unserem Wohl zu intensivieren.

Das kommt darauf an, wie rasch die Lockerungen umgesetzt werden können und die Wirtschaft zur Normalität zurückkehren kann. Wie es weitergeht, hängt sehr stark davon ab, ob es zu einer allfälligen zweiten Corona-Welle kommt. Eine mögliche zweite Welle im Herbst würde sicher dazu führen, dass die Wirtschaft über 2020 hinaus nicht wieder so richtig in Schwung wird kommen können.

Die Folgen werden gravierend sein. Zur Abkühlung der Konjunktur durch Handelskonflikte, Strukturwandel (Autoindustrie) und Überbewertung des Schweizer Frankens, kommen jetzt noch «Corona-Einbussen». Der Landtag hat zwei Massnahmenpakete beschlossen, die kurzzeitig wirken. Das war noch relativ einfach. Schwieriger ist, wieder Leben in die Wirtschaft zu bringen. Den derzeitigen Zustand kann auch der reiche Staat Liechtenstein nicht lange verkraften. Im Moment kann nur appelliert werden, möglichst die regionale Produktion zu berücksichtigen, auch wenn die Produkte teurer sind. Die Exportmöglichkeit der Industrie und des Gewerbes ist eingebrochen. Glücklicherweise ist der Staat finanziell gut situiert, sodass Infrastrukturprojekte vorgezogen werden können, in besonderer Berücksichtigung einheimischer Unternehmen.

Die lokale Politik hat diverse Instrumente, um die Einbussen so gering wie möglich zu halten, ohne die Gesundheit der Menschen zu gefährden. International sollte sich Liechtenstein solidarischer zeigen, sei es durch Aufnahme von Flüchtlingen, durch finanzielle Unterstützung internationaler Organisationen oder Aufstockung des Budgets des liechtensteinischen Entwicklungsdienstes (LED) für die Hilfe vor Ort.

Regierung und Landtag haben bereits viel getan, es gibt ja diverse Massnahmen. Meiner Meinung nach muss nun darauf geachtet werden, dass so rasch wie möglich, aber so langsam wie notwendig, wieder zum «Normalbetrieb» zurückgekehrt werden kann. Zudem sollte man in naher Zukunft einen Kassensturz machen und dann denjenigen Menschen und Betrieben gezielt helfen, die bisher durch die Maschen gefallen sind.

In die staatliche Infrastruktur zu investieren, ist sinnvoller als Arbeitslosengeld auszuzahlen. Die Entwertung von erarbeitetem Besitz und Betriebseinrichtung (Konkurse) muss minimiert werden. Bei der gesunden Bevölkerung verläuft die Krankheit eher milde. Für Personen mit Vorerkrankung und betagte Personen kann die Krankheit schwere Dauerschäden hinterlassen und tödlich sein. Schutzmassnahmen und Wirtschaftsprogramme sind derart zu gestalten, dass vor allem die Gefährdeten, meist Ältere, geschützt sind. Der Umstand, dass Gesunde weniger gefährdet sind, hilft, die Produktivität wieder zu steigern. Abstand halten, Hände waschen, Veranstaltungen und Reisen meiden, ständige Beobachtungen und Anpassungen, das bleibt in jedem Fall noch längere Zeit. Eine zweite Welle, das wäre schlimm.


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«Bei einer Probe konnte ich alles vergessen» Viele Zufälle waren es, die Anton Gerners berufliche, politische und musikalische Karriere bestimmt haben. Im Nachhinein haben sie sich alle als glückliche Fügungen herausgestellt und auch in der Pension trat er kaum kürzer. Die Corona-Krise sieht der bald 80-Jährige nun aber auch als Chance, das Leben ruhiger angehen zu lassen. Text: Heribert Beck

Anton, besser bekannt als Toni, Gerner blickt zurück auf eine eindrückliche berufliche Karriere und er hat die politischen Geschicke Liechtensteins in Landtag und Regierung mitgestaltet. Fast schon nebenbei ist er in den vergangenen 50 Jahren zu einem der prominentesten Vertreter von Liechtensteins Blasmusik geworden. Beinahe wäre aber alles anders gekommen. «In meinem Elternhaus hat niemand musiziert und von Beruf wollte ich eigentlich Bauer werden», sagt Toni Gerner rückblickend. «Mein Vater, selbst Müller und Landwirt, entschied: ‹Das kannst du. Aber erst, wenn du einen anderen Beruf erlernt und abgeschlossen hast.›» Dass er sich gegen den Vorschlag des Berufsberaters entschieden hat und nicht Lehrer wurde, lag dann an Toni Gerners Mitgliedschaft in der Harmoniemusik seiner Heimatgemeinde Eschen. «Ich genoss die Musik und die Kameradschaft sehr und wollte nicht wieder aus dem Verein austreten. Das wäre bei einem Eintritt ins Lehrerseminar aber nötig gewesen.»

In jungen Jahren zum Laborleiter So kam es, dass Toni Gerner eine Ausbildung zum Laboranten bei der Presta begann. «Ich wusste kaum, was das bedeutet, denn der Chemieunterricht in der Schule war sehr dürftig und Schnupperlehren gab es damals nicht.» Durch Zufall hatte er damit aber einen Beruf gefunden, der ihm lag. Der Lehrmeister empfahl ihm bald, ein Chemiestudium anzuschliessen, was Toni Gerner nach der Lehrabschlussprüfung auch machte. Wieder sah es so aus, als würde ihn sein Weg aus

Liechtenstein hinausführen. «Es gab damals kaum Bedarf an Chemikern in unserem Land», sagt Gerner. Aber wieder spielte der Zufall mit und die Hilti AG war dabei, ein Chemielabor aufzubauen, dessen Leitung er übernahm. 22 Jahre blieb der studierte Chemiker daraufhin bei der Hilti AG. «Es war beruflich eine sehr lehrreiche und interessante Zeit. Ich erhielt schon in jungen Jahren viele Kompetenzen, durfte interessante Projekte begleiten und neue Verfahren einführen.»

Musikprobe statt Parteitag Toni Gerners Weg in die Regierung begann 1978. Zuvor war er aber 1970 mit 29 Jahren als bis dahin jüngster Abgeordneter überhaupt und als Nachfolger seines Vaters Leo für die FBP in den Landtag gewählt worden. Nach zwei Legislaturperioden wollte er sich 1978 dann aber wieder ganz seinem Beruf und der Musik widmen und aus der Politik ausscheiden. Nach der knappen Wahlniederlage seiner Partei kam es jedoch anders. Die FBP suchte nach einem Regierungsrat, der neben Regierungschef-Stellvertreter Walter Kieber Einsitz in die Exekutive nimmt. Toni Gerner wurde angefragt, lehnte ab und wurde wiederum um eine Annahme des Amts gebeten. «Ich habe auch da abgelehnt. Aber die Parteileitung blieb hartnäckig. Meine Ausrede am Tag vor der Nomination war, dass es aus beruflichen Gründen nicht möglich sei. Das führte dazu, dass die Parteileitung Konzernchef Martin Hilti kontaktierte, der die Hinderungsgründe verneinte, womit er meinen Weg in die Regierung frei machte.»

Dennoch nahm Toni Gerner nicht am Nominationsparteitag teil, sondern ging, wie an jedem Freitag, zur Musikprobe. «Im Lauf der Probe wurde ich hinausgerufen. Parteipräsident Peter Marxer teilte mir am Telefon mit, dass ich soeben nominiert worden sei und sofort kommen müsse. Ich fuhr los, fest entschlossen, meine Nicht-Annahme des Amts zu erklären. Ich wurde aber bereits vor dem Saal erwartet und gebeten, doch anzunehmen. Der Applaus im Saal war sehr gross, als ich eintrat, und da hat mich offenbar der Mut zum Ablehnen verlassen.»

«Ich frage mich, wie ich alles vereinbaren konnte» Toni Gerner führte daraufhin während acht Jahren die Geschäftsbereiche Gesundheit und Umwelt, wobei das Amt eines Regierungsrats damals noch keine Vollzeitstelle umfasste. «Ich frage mich bis heute manchmal, wie ich meine Aufgaben in der Regierung, meine Arbeit in der Hilti AG und mein Hobby, die Musik, unter einen Hut bringen konnte. Die Politik brachte ja auch viele Abendtermine mit sich. Einzig Dienstreisen hatten wir lange nicht so viele zu bewältigen wie die heutigen Minister. Aber eines ist klar: Um alles zu vereinbaren und alle Aufgaben zu bewältigen, muss man von der Familie vorbehaltlos unterstützt werden, was Gott sei Dank bei mir der Fall war.» Auch ein Arbeitgeber, der mitspielt, eine robuste Gesundheit und Freude bei allen Tätigkeiten seien unerlässlich gewesen. «Selbstverständlich verbrachte ich trotzdem sehr oft einen Teil des Samstags im Betrieb,

um meine Aufgaben zu erledigen, und am Sonntag musste meistens ein Teil des Tages für Sitzungsvorbereitungen herhalten.» In seinen Ressorts war Toni Gerner mit anderen Herausforderungen konfrontiert als die zuständigen Regierungsräte heutzutage. «Das Ressort Gesundheit gab damals nicht so stark zu reden wie gerade in letzter Zeit. Aber auch damals gab es Probleme, die in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden: die Spitalfrage, die Geburtsstation, die Dialysestation, der beliebte Diskussionspunkt Seuchen bei der Budgetberatung und immer wieder die Gesundheitskosten, obwohl diese nur einen kleinen Bruchteil der heutigen Kosten ausmachten. Hinzu kommt, dass das Amt für Gesundheit noch nicht existierte und nebenamtliche Regierungsräte keine eigenen Mitarbeiter hatten.» Auch die Spitalverträge mit den Nachbarländern, die Einführung der Vorsorgeuntersuchungen und die neu aufkommende Immunschwächeerkrankung AIDS sorgten für viel Arbeit. Genau wie die Schaffung eines neuen Gesundheitsgesetzes. «Als ich Walter Kieber den Gedanken vortrug, war seine kurze und klare Antwort: ‹Wenn du politischen Selbstmord begehen willst, dann mach das!›» Die Umsetzung ist Toni Gerner dennoch gelungen und das vorausgesagt Ende der Karriere blieb aus.

Nur eine Leitung und Schulden So musste der Regierungsrat sich zu Zeiten des Waldsterbens vermehrt dem Bereich Umwelt widmen. «Der Landtag verlangte nach Massnahmen zur Luftrein-


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haltung. Im Gespräch mit allen Nachbarregierungen wurde nach Lösungen gesucht. So kam es schliesslich nach entsprechenden Studien und Vorbereitungen 1985 zur Gründung der Liechtensteinischen Gasversorgung, der LGV.», sagt Toni Gerner. Die LGV prägte auch seine dritte berufliche Karriere. Denn erneut spielte der Zufall eine Rolle und zum Ende von Toni Gerners Zeit in der Regierung war im Frühjahr 1986 die Stelle des LGV-Geschäftsführers ausgeschrieben. «In meinen letzten Tagen als Regierungsrat, kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist, habe ich mich um die Position beworben.» Bewerber gab es eine ganze Reihe, einige kamen in die engere Auswahl und der Verwaltungsrat zog einen ausländischen Fachexperten zurate. «Das äusserst ausführliche und tiefgehende Gespräch mit diesem empfand ich als sehr harte Prüfung. Aber er hat mich aus der Bewerbergruppe ausgewählt. Hindernis war nur noch das Gehalt. Ich musste um einiges zurückstecken.» Trotzdem und obwohl die Aufgabe sehr herausfordernd gewesen sei, hat Toni Gerner auch diesen Schritt im Rückblick nicht bereut. «Zunächst war aber ausser einer Hauptleitung von Ruggell bis Balzers und einem Haufen Schulden noch nichts da. Bei der Gründung waren fast alle Abgeordneten sehr euphorisch. Wenige Monate später aber war in jeder Landtagssitzung nur noch die Rede von den hohen Kosten. Vom Umweltschutz und der Minderung der Luftschadstoffe sprach keiner mehr. In den ersten Jahren dachte ich oft: ‹Wieso habe ich den interessanten Job bei Hilti aufgegeben und mir das aufgeladen?› Nach den Anfangsjahren war die Leitung der LGV für mich jedoch eine erfüllende und ebenfalls sehr interessante Aufgabe.»

Musikunterricht nach dem Heuen Einen Ausgleich zu den Herausforderungen und vielfältigen Aufgaben im Beruf stellte für Toni Gerner stets die Musik dar. Aber auch dazu ist er durch Zufall gekommen. «Während meiner Realschulzeit hörte ich eine

ausländische Jugendkapelle. Ich staunte wie Knaben, kaum älter als ich, ein Blasinstrument spielten. Das wollte ich auch können. Das wiederum muss dem Präsidenten unserer Musik zu Ohren gekommen sein. Denn die Harmoniemusik Eschen brauchte dringend Nachwuchs. Schon wenige Tage nach dem Auftritt der Jugendkapelle, am 1. Juli 1955, konnte ich beim Präsidenten ein Tenorhorn abholen. Lehrmeister war, da es noch keine Musikschule gab, mein Nachbar Ludwig. Festen Unterricht hielten wir nicht ab. Wenn er Zeit hatte – etwa nach dem Heuabladen am Abend – hat er gerufen und er zeigte mir das Nötigste», sagt Toni Gerner. Und auch seine erste Uniform war die eines Erwachsenen, von Briefträger Toni Meier, die dem damals 15-Jähirgen alles andere als auf den Leib geschneidert war. «Das störte aber niemanden.» Seit 1956 ist Toni Gerner nun Mitglied der Harmoniemusik Eschen. 1973 gründeten einige junge Musikanten die Jugendharmonie. «Wenige Monate später 1974 trat der noch sehr junge Dirigent zurück und bat mich, weiterzumachen. Das war nicht so einfach, denn ich hatte überhaupt keine Ausbildung dafür und schon zwei Wochen danach stand das erste Muttertags-Konzert an. Ich holte bei Pepi Frommelt Rat und er brachte mir dann in zwei Unterrichtsstunden das Dirigieren der wichtigsten Taktarten bei.» Daraufhin schloss Toni Gerner eine Ausbildung in Harmonielehre und Orchesterleitung an und fortan war er ein gefragter Dirigent bei der JHE, den Musikvereinen Schellenberg und Gamprin sowie der Hilti-Musik. «Ich merkte bald, dass das Musizieren und Dirigieren neben Berufs- und Regierungstätigkeit ein ganz guter Ausgleich waren. Bei einer Probe nach anstrengenden Tagen konnte ich alles vergessen, es war ein richtiges Abschalten vom Tagesgeschehen. Inzwischen zähle ich, die Leitung der verschiedenen Vereine zusammengezählt, mehr Dirigenten- als

Lebensjahre.» Zusätzlich zu seiner musikalischen Tätigkeit war Toni Gerner aber immer auch stark in die Organisation der Musikvereine und des Blasmusikverbandes eingebunden. Entsprechend viele Ehrungen durfte er für seine Tätigkeiten entgegennehmen. Er wurde für seine Verdienste um die Jugend und das Land zum Fürstlichen Rat ernannt, ist Ehrenmitglied in mehreren Vereinen und im Österreichischen Blasmusikverband, Ehrenpräsident des Liechtensteiner Blasmusikverbands und Träger des Verdienstkreuzes des Internationalen Musikbundes CISM.

Vom Unruhe- zum Ruhestand Seit 15 Jahren ist Toni Gerner nun im beruflichen Ruhestand. «Für Langweilig blieb mir aber keine Zeit. Die Tage in meiner Pension waren bisher ziemlich ausgefüllt mit interessanten und – wie ich meine –sinnvollen Aufgaben. Denn wenn man viele Jahre in öffentlichen Funktionen und in Vereinen tätig war und scheidet dann aus dem Berufsleben aus, sind zahlreiche Weggefährten der Meinung: Der hat jetzt Zeit, um andere Funktionen zu übernehmen. Es kommen auf einmal von verschiedenen Seiten Anfragen und es werden einem alle möglichen Ämter und Präsidien angeboten. Man muss dann schon ziemlich standhaft sein.» Ganz standhaft war Toni Gerner beim Ablehnen aber doch nicht.

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Jugendreferent des Blasmusikverbandes war er bei seiner Pensionierung bereits, das Amt des Verbandspräsidenten übernahm er später «als Übergangspräsident». Daraus wurden drei Amtsperioden. Bei der Harmoniemusik Eschen wirkt er bis heute mit, ebenso beim Rotaryclub Eschnerberg, dessen Gründungspräsident er war. Zwischenzeitlich präsidierte er die Gesellschaft Schweiz-Liechtenstein, ist bis heute Mitglied des Freundeskreises Musikschule, dessen Gründungspräsident er war, und Stiftungsrat des «Liachtbleck» sowie Vorstandsmitglied der Liechtensteinischen Patientenorganisation. Vor drei Jahren hat er jedoch den letzten Dirigentenstab, denjenigen der Hilti-Musik, in andere Hände übergeben. Neben diesen verschieden verschiedenen Funktionen war Toni Gerner einige Jahre als Fahrer des Behindertenverbandes im Einsatz. «Jetzt ist für mich aber die Zeit angebrochen, in der ich mich von verschiedenen Funktionen und Aufgaben befreien werde. Die momentane Krise hilft ja wirksam bei der geplanten Entschleunigung für Rentner. Ich hatte ein erfülltes Berufs-, Politiker- und Vereinsleben, durfte den grossen Wandel Liechtensteins miterleben, habe versucht, vielen Jugendlichen zu zeigen, dass sich mit Verlässlichkeit und Einsatz viel bewirken lässt und auch in meiner Pension waren die Tage ausgefüllt mit Tätigkeiten, die ich gerne machte. Dankbar bin ich allen, die mich bis hierher begleitet haben und dieser Dank gehört vor allem meiner Familie. Ich freue mich nun, vermehrt den interessanten Werdegang meiner drei Enkel zu beobachten und mit ihnen Gespräche zu führen. Sie sind auch meine besten und meistbeanspruchten Ratgeber und unterstützen mich oft, besonders wenn ich mit meinen Kenntnissen beim Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln am Ende bin», sagt Toni Gerner und lacht.


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Zahltag beim Zeit-Verlag

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Das Corona-Virus hat vielen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Keiner ahnte, was da auf uns zukommt. Auch wir sind betroffen, trotzdem lassen wir den beliebten Zahltag nicht ausfallen. Dieses Mal sind wir selber dran, die Fragen zur Person mit einem Augenzwinkern zu beantworten.

Wie viele Kilogramm Schokolade bringst du durchschnittlich im Jahr ins Büro?

Vera verwöhnt uns und die Kunden kiloweise mit Süssigkeiten.

Wie viele Anrufe nimmst du durchschnittlich pro Monat entgegen?

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Wie viele Tassen Kaffee lässt du pro Monat raus?

Heissen, schwarzen, echt leckeren Kaffee gibt's von Natascha.

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Wie lautet die direkte Telefonnummer zu dir?

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Wie viele Überstunden machst du durchschnittlich pro Monat?

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Seit wann bist du Teil des Büros?


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An wie vielen Tagen pro Monat gehst du zu Fuss ins Büro?

Wie viele Bananen isst du durchschnittlich monatlich im Büro?

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In welchem Jahr bist du zum Medienbuero/Zeit-Verlag gestossen?

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Wie viel Liter Kaffee trinkst du durchschnittlich pro Monat im Büro?

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Wie gerne magst du deine Arbeit auf einer Skala von 1 – 10?

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Brigitte lässt bei uns die Drähte glühen …

Die bananenverliebte Frohnatur und der kaffeetrinkende Vielfahrer

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bringen schliesslich alles in Form

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Wie viele Telefonate führst du durchschnittlich in der Woche?

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Was ist deine Lieblingszahl?

Wie viele Kilometer fährst du wöchentlich ins Büro?

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Zeit-Verlag Anstalt Ve ra

Wie viele Jahre arbeitest du schon beim Medienbuero/ Zeit-Verlag?

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Vor neun Jahren lag die lie:zeit das erste Mal in Ihrem Briefkasten. Mit dem Ziel, ein neues und unabhängiges Printmedium für Liechtenstein und die Region zu lancieren, wurde die Zeit-Verlag Anstalt gegründet. Inhouse werden neben der lie:zeit und der bau:zeit zusätzlich das golf-Magazin und diverse Buchprojekte produziert und veröffentlicht. Der Verlag hat natürlich noch eine Geschäftsleitung und diverse Redakteure, aber die sind nicht so «verrückt» wie wir … www.lie-zeit.li

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IM GESPRÄCH MIT JUGENDLICHEN

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Junge Leute sehen künftigen Bahn-Bus-ÖV sehr positiv Flavio Meyerhans aus Mauren ist 20 Jahre alt, von Beruf Möbelschreiner und in der Jugendszene seit seiner Zeit der Lehrausbildung sehr aktiv. Über vier Jahr war er ab Alter von 15 Präsident der Jugendgruppe Mauren. Im nachstehenden Interview gibt er einen eindrücklichen Einblick in seine Einstellungen und über das, was ihn beschäftigt. Interview: Johannes Kaiser • Foto: Oliver Hartmann

Flavio, wie erlebst du aktuell die einschneidende Corona-Krise, bei der das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt wurde? Flavio Meyerhans: Ich hatte ziemlich Probleme mit dieser plötzlich auftauchenden Corona-Pandemie. Meine Freundin lebt in Österreich und da die Grenzen abrupt geschlossen wurden, haben wir uns rund sechs Wochen lang nicht mehr gesehen. Zudem spürten wir in der kleinen Firma, in der ich arbeitete, die Auswirkungen der Corona-Krise sehr arg und die Arbeitsaufträge gingen stark zurück. Da ich bereits einen Stellenwechsel in Aussicht hatte, hatte ich die Chance, zu meinem früheren Arbeitgeber als Möbelschreiner zu wechseln. Dort habe ich auch gute Perspektiven, mich in die Position des Produktionsleiters einzuarbeiten. Macht diese Zeit der Jugend Angst oder macht sie sie nachdenklich? Diese Zeit geht an uns schon nicht spurlos vorbei, sie macht die Jugendlichen eher nachdenklich. Man hat keine Angst, da Covid-19 für junge und gesunde Menschen nicht ernsthaft gefährlich ist, man beginnt jedoch, kleine Sachen viel mehr zu schätzen. Das finde ich sehr positiv und diese Wahrnehmung habe ich bereits von vielen jungen Leuten gehört. Was meinst du, welche Themenbereiche beschäftigen die

Wird in der Bildung für die Schüler und Jugendlichen in Liechtenstein genug getan, um sie für das Berufsleben vorzubereiten? Ich denke, dass unsere Schule eine gute Grundausbildung bietet, sodass man für eine Lehre oder ein Studium gute Voraussetzungen hat. Was die Sprachen anbelangt, hätte ich in der weiterführenden Schule gerne Spanisch-Unterricht genommen, ein solcher wurde jedoch nicht angeboten.

Der sympatische, junge Maurer Flavio Meyerhans im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Johannes Kaiser.

Jugend insbesondere, wenn sie an ihre Zukunft denkt? Es geht um die Themen Vorsorge und Selbständigkeit. Das Bestreben ist vorhanden, finanziell abgesichert zu sein und doch will man die Freizeit und die Freiräume haben, um nicht nur die ganze Lebenszeit in die Arbeit zu stecken. Selbständig Geld zu verdienen und so eine solide Eigenständigkeit zu erreichen, ist schon wichtig. Die Politik und Gesellschaft steht in diesem Jahr bezüglich der Mobilitätszukunft vor einer wichtigen Weichenstellung. So wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit zu einer Abstimmung bezüglich einer künftigen S-Bahn-Liechten-

stein kommen? Wie siehst du dieses Thema? Die jungen Leute haben zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ein viel natürlicheres Verhältnis als vielleicht viele ältere Leute, die sich noch sehr ans Auto gebunden fühlen. Eine gut funktionierende S-Bahn kombiniert mit einem dichten Busfahrplan wäre für die Zukunft für unser Land schon sehr wichtig, da der PKW- und LKW-Verkehr immer mehr zunehmen. Der Verkehr erreicht heute schon mit den Staus seine Kapazitätsgrenzen. Wenn heute die Leute noch nicht umsteigen möchten, sollte man diese Chance jedoch für die zukünftige Generation nicht verbauen – das wäre gegenüber der Jugend nicht fair.

Welchen anderen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend annehmen? Ich beschäftige mich mit der Politik nicht so sehr, da mich andere Sachen viel mehr ansprechen. Es geht uns in unserem Land ganz gut und ich bin eigentlich sehr zufrieden. Ich denke, dass auf unsere Politiker Verlass ist und sie das schon auf die Reihe bekommen, damit es der Bevölkerung gut geht. Wie informiert sich die Jugend heutzutage über die Landespolitik und auf welche Kanäle sollten Politiker und Parteien vermehrt setzen, um die jungen Leute zu erreichen? Ich glaube, dass viele junge Leute gleicher Meinung sind wie ich und sich nicht so sehr für die Politik interessieren. Aber wenn man die jungen Leute erreichen will, dann geht es am besten über die Sozialen Medien.


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Die clevere Transportlösung für die Schweiz und Liechtenstein Mit SpediFux hat die Liechtensteinische Post AG im September 2019 die derzeit anwenderfreundlichste und modernste, webbasierte Applikation lanciert, die es Geschäftsund Privatkunden ermöglicht, unkompliziert Waren innerhalb der Schweiz und Liechtenstein von A nach B transportieren zu lassen. Worum handelt es sich bei SpediFux? SpediFux ist eine webbasierte Applikation, die es dem Anwender erlaubt, mit wenigen Klicks und Eingaben einen Transportauftrag innerhalb Schweiz/Liechtenstein zu platzieren. Das kann vom PC aus aber auch auf dem Tablet oder Smartphone rund um die Uhr erledigt werden. Das ist effizient, unkompliziert und funktioniert von überall auf der Welt aus an 365 Tagen im Jahr. Welche Kundensegmente werden angesprochen? SpediFux ist so einfach und unkompliziert in der Anwendung, dass auch kleinere Gewerbebetriebe, welche nicht ihre Kernkompetenz in der Transportlogis-

tik besitzen, problemlos Güter von A nach B transportieren lassen können. Innert kürzester Zeit ist ein Auftrag erfasst und auch Label und Lieferschein erstellt. Die Abholung erfolgt dann entweder am gleichen Tag oder am nächsten Arbeitstag und die Lieferung dann in der Regel am folgenden Tag. Welche Möglichkeiten bietet SpediFux im Speziellen? Das System ermöglicht individuelle Auswertungen über eine eigene Plattformlösung. So können Prozesse und Warenströme optimiert werden. Für Kunden mit eigenen Transportmanagementoder ERP-Systemen sind auf Anfrage auch API/EDI-Schnittstellen oder die Integration in bestehende Systeme möglich. Zudem verfügt die Geschäftskundenlösung über volle Transparenz während dem ganzen Transportweg. Mittels unserer Track & Trace Funktionalität sind die gezeichneten Liefernachweise 24 Stunden an 365 Tage online verfügbar.

Über wen werden die Transporte abgewickelt? Die Transporte werden natürlich nur teilweise durch Fahrzeuge der Liechtensteinischen Post AG durchgeführt. Wir arbeiten mit langjährigen und geprüften Transportpartnern zusammen, dadurch verfügt SpediFux über den Zugriff auf einen Fuhrpark von rund 2500 Fahrzeugen, die täglich in Liechtenstein und der Schweiz unterwegs sind. Warum liefert SpediFux nur innerhalb der Schweiz und Liechtenstein? Die regionale Fokussierung ist uns aus Gründen der Nachhaltigkeit wichtig. Wussten Sie, dass über 25 Prozent der LKWs in der Schweiz und in Liechtenstein leer fahren? Wir arbeiten daher daran, Leerfahrten zu reduzieren. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt. Sinnvolle Prozesse und Automatisierung, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Transportbündelung helfen uns dabei, die Welt der Logistik ein ganzes Stück nachhaltiger zu machen.

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«Mit SpediFux revolutionieren wir die Stückgutlogistik durch einfachste digitale Prozessabläufe und Transparenz über den gesamten Transportverlauf.» Roland Seger CEO, Liechtensteinische Post AG

www.spedifux.ch SpediFux® ist eine Marke der Liechtensteinischen Post AG


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Corona-Krise: Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit Die Corona-Krise ist etwas, das keiner von uns je zuvor erlebt hat. Einerseits die Kontaktverbote, «Social Distancing» und das Schliessen von Unternehmen – auf der anderen Seite bekommen Arbeitsmodelle wie Homeoffice eine völlig neue Bedeutung. Vor über zehn Jahren bereits wurde Skype als neues Konferenzmodell propagiert und als baldiges Besprechungstool ohne Reisen vorgestellt, etabliert hat es sich jedoch in dieser Zeit nie wirklich komplett. Das hat sich nun im Corona-Zeitalter definitiv geändert. Text: Daniela Ospelt

Praktisch keiner fährt oder fliegt mehr zu einer Sitzung und die meisten Besprechungen laufen über Skype, Zoom, MS Teams und andere digitale Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Der digitale Arbeitsplatz und damit zusammenhängend die Veränderung der Arbeitswelt haben uns schneller erfasst, als uns wahrscheinlich lieb war. Doch wie wirkt sich ein Lockdown, wie wir ihn Mitte März erlebt haben, auf Menschen im Arbeitsleben aus? Was macht es mit der Wirtschaft und vor allem auch mit Arbeitnehmern, wenn alles plötzlich von Kurzarbeit spricht und vielleicht auch der Job in Gefahr ist? Können Geschäfte einfach so wieder öffnen und alles läuft nahtlos weiter wie vor sechs Wochen? Diese und noch viele weitere Fragen beschäftigen zahlreiche Menschen in dieser ungewöhnlichen Zeit

und es ist nicht einfach, treffende Antworten zu liefern – keiner weiss, wie die Arbeitswelt nach Corona aussehen wird. Schaut man sich die verschiedenen Branchen an, wird klar, dass es nur wenige sind, in welchen Homeoffice überhaupt möglich ist. Betriebe beispielsweise aus der Gastrobranche haben diesbezüglich keine Chance. Dort wurden viele Unternehmen kreativ, indem sie Lieferservices oder Take Aways aus dem Boden gestampft haben. Dies erfordert viel Energie, viele Ressourcen, eine grosse Motivation und letztlich auch Menschen, die es mitmachen.

Die Herausforderung des Homeoffice Auch Homeoffice ist für viele eine Herausforderung. Als Arbeitszeitmodell für spezielle Arbeitskräfte auf den Markt

gekommen, bietet Homeoffice viele Vorteile, für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber – es birgt aber auch diverse Nachteile. Es ist nicht jedermanns Sache, zu Hause zu arbeiten. Man muss sich Strukturen zurechtlegen, Disziplin an den Tag legen und nicht immer ist die Ruhe, die man zum Arbeiten braucht, garantiert – gerade wenn wir an das Homeschooling denken, das zurzeit ein weiteres Thema ist. Oft hört man in diesem Zusammenhang, dass am Anfang die Motivation für Homeoffice sehr hoch ist, sich aber mit der Zeit verändert. Die Arbeitnehmer haben keine direkten sozialen Kontakte mehr, der Austausch ist nur über digitale Medien möglich und wozu muss man sich überhaupt am Morgen arbeitstauglich anziehen? Betrachten wir unsere Lebensweise in den vergangenen Jahr-

Damit etwas Neues entstehen kann, müssen wir etwas Altes aufgeben. Daniela Ospelt, Vaduz

zehnten, wird klar, dass wir uns in einer mehr oder weniger steten Komfortzone bewegt haben. Wachstum war die Prämisse und Stagnation war Rückschritt. Nun fordert uns ein Virus in einer Weise heraus, die völlig neu ist: Wir müssen uns an Vorschriften halten, uns neuen Begebenheiten anpassen und einfach mitmachen. Alles herunterfahren heisst aber auch, einen Moment stehenzubleiben, das Tempo zu verlangsamen und einmal zu checken, was überhaupt möglich ist und wo wir stehen. Corona heisst in diesem Fall, eine Standortbestimmung zu machen – für viele ungewollt.

Einkommen kann wegbrechen Mitmachen heisst es für die Belegschaft im Moment, wenn der Arbeitgeber unter der wirtschaftlichen Situation zu leiden hat. Wenn nur noch Kurzarbeit die Firma retten kann, bleibt dem Arbeitnehmer keine Option – er wird sich mit der Kurzarbeit abfinden müssen oder der Arbeitgeber wird ihm vielleicht kündigen. Die Kurzarbeit ist eine Massnahme, um Kündigungen abzuwenden, wenn ein Unternehmen in finanzielle Nöte gerät. Kurzarbeit bedeutet aber auch immer eine belastende Situation. Bedenken muss man immerhin, dass bei einer 100-prozentigen Kurzarbeit auch der Mitarbeiter eine Lohneinbusse von 20 Prozent tragen muss. In Familien, in welchen beide Elternteile erwerbstätig sind und zum Beispiel ein Elternteil im


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altgriechischen Wort krísis und beschreibt eine Entscheidungssituation, einen Wende- oder Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung. Auch das chinesische Wort für Krise hat eine ähnliche Bedeutung, ein Teil des Wortes bedeutet Chance oder Gelegenheit, der zweite Teil Bedrohung oder Gefahr. Grundsätzlich fühlen wir uns in Krisen bedroht, haben Angst um unsere Existenz und wissen nicht, wie es weiter gehen soll. Gleichzeitig zeigt aber die chinesische Bedeutung, dass die Bedrohung auch immer das Potential des Wandels in sich trägt. Die Wandlung einzusehen, ist wesentlich. Besonders, wenn es keine Perspektiven mehr zu geben scheint, ist es entscheidend, neue Wege zu finden, die aus alten Gewohnheiten herausführen und Neues ermöglichen.

Stundenlohn auf Abruf arbeitet, kann es durchaus sein, dass ein Einkommen infolge von Corona komplett wegbricht. Das andere Einkommen ist dann bei Kurzarbeit auf 80 Prozent geschrumpft und es stellt sich die Frage, wie die Fixkosten fürs Überleben gedeckt werden können.

Düstere Wirtschaftsprognosen Eine Überlegung wert ist auch, dass es im Moment noch einige Firmen gibt, die laufende Aufträge abarbeiten können. Doch was passiert in ein paar Monaten? Da weltweit ein grosser Teil der Wirtschaft heruntergefahren wurde, werden sich in den nächsten Monaten die Auftragseingänge verschieben und somit wird eine Lücke folgen. Viele Prognosen sehen eine Folgewelle in Form der Arbeitslosigkeit auf uns zukommen. Dabei wird nicht von einer Phase bis zu den Sommerferien gesprochen, sondern von einer Krise, die erst im Herbst auf uns zukommt und sich über mehrere Jahre hinziehen kann. An diesem Punkt fragen sich viele, warum es nach der Corona-Krise nicht einfach wie vorher

weiter gehen kann. Tagesablauf, Auftragseingänge- und Abläufe wie gehabt? Wohl kaum. Gerade kleine Firmen kommen an ihre finanziellen Grenzen. Ein Kredit ist derzeit einfach zu bekommen – aber das Geld ist geschuldet. Der Staat unterstützt zusätzlich – aber für viele werden diese Hilfen nicht ausreichen, man muss sich einfach vor Augen halten, dass Löhne oder ein Teil davon, die Miete und sonstige Fixkosten bezahlt werden müssen, aber viele Unternehmen keine oder sehr geringe Einnahmen generieren. Wie lange kann ein Unternehmen dies aushalten? Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben keinen so langen Atem – der Druck auf die Wirtschaft ist riesig und es wird sich wahrscheinlich erst nach Corona zeigen, ob es richtig war, vieles auf null herunterzufahren. Man muss davon ausgehen, dass einige die Motivation für einen Neuanfang nach der Talfahrt nicht mehr finden werden – zumal die Krise ja noch nicht ausgestanden ist. Immer noch dürfen wir uns nicht treffen, voraussichtlich in Kürze erst unter Auflagen ins Restaurant gehen und Events werden reihenweise abgesagt.

Die positiven Aspekte sehen Alle Firmen, die direkt oder indirekt mit der Eventbranche im Zusammenhang stehen, sind mitbetroffen und viele mittelbar betroffene Firmen haben das Jahr 2020 praktisch abgeschrieben. Es ist davon auszugehen, dass auch die Kurzarbeit nicht so schnell enden wird und wahrscheinlich werden die Staaten weitere Gelder sprechen müssen, um die Firmen und damit auch die Mitarbeitenden zu unterstützen. Vielleicht hat die Krise im Kern aber auch etwas Positives: Wir verlangsamen das Tempo, kommen aus der Komfortzone und das Wachstum hat für einmal einen Bremser erhalten. Manch einer hat sich in den vergangenen Jahren gefragt, ob es richtig und gut ist, wie sich die Wirtschaft entwickelt hat und auch in puncto Arbeitslosigkeit konnte man immer nur staunen. Viele meinten immer wieder, dass es irgendwann einen Wandel geben muss. Nun haben wir den Wandel in Form einer Krise bekommen. Der Begriff stammt vom

Krise als Neuanfang nutzen Damit etwas Neues entstehen kann, müssen wir etwas Altes aufgeben, bzw. unsere festgefahrenen Vorstellungen loslassen, neue Wege gehen und ungewohnte Entscheidungen treffen. Es hängt von uns ab, was wir aus Krisen machen, ob wir nur die Bedrohung sehen und erstarren oder die Gelegenheit wahrnehmen, uns zu wandeln und Neues zuzulassen. In diesem Sinne konnten wir in der Krise schon etwas Neues erleben. Beispielsweise wurde aus dem G7-Gipfeltreffen eine Videokonferenz. Dies bedeutet in der Konsequenz viele Einsparungen an Kosten und Zeit und weniger Klimabelastung. Etwas, was wir zudem erleben, ist die gesellschaftliche Solidarität. Corona hat uns gezeigt, dass wir zueinanderstehen, kreativ sind, aufeinander schauen und uns gegenseitig unterstützen. Wenn wir es nun noch in der Folge der Krise gemeinsam schaffen, die Wirtschaft anzukurbeln und so die Arbeitnehmer auf unserem Markt unterstützen, können wir die Corona-Krise vielleicht auch als Chance für einen Neuanfang sehen.


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«Wir wollen danken und gleichzeitig helfen» Mit 607 Gutscheinen hat der Liechtensteinische Versicherungsverband sich bei den Mitarbeitern der Müllentsorgung, den Busfahrern und Postboten sowie den Mitarbeitenden im Landesspital für ihren Einsatz in der Corona-Krise bedankt. Zugute kommt die Aktion auch der heimischen Gastronomie. Die vielen positiven Reaktionen auf die Initiative der liechtensteinischen Versicherungen freuen die geschäftsführende Präsidentin des Versicherungsverbands Caroline Voigt. Im Gespräch mit der lie:zeit berichtet sie darüber, wie die Idee entstanden ist. Interview: Heribert Beck

Ein herzliches Dankeschön an alle, die unsere Initiative und somit die Wirtschaft in Liechtenstein unterstützen. Caroline Voigt, Geschäftsführende Präsidentin des Versicherungsverbands

Wie erleben Liechtensteins Versicherungen die CoronaPandemie? Caroline Voigt: Die Mitarbeiter unserer Mitgliedsunternehmen und wir von der Geschäftsstelle sind in der glücklichen Lage, unsere Arbeit auch von zu Hause aus erledigen zu können. Uns ist aber natürlich bewusst, dass dies nicht in jeder Branche möglich ist, weshalb wir grossen Respekt vor dem Einsatz derjenigen haben, die trotz Ansteckungsgefahr in der Öffentlichkeit präsent sind und dafür sorgen, dass unser Leben weiterhin bis zu einem gewissen Grad in normalen Bahnen verläuft. Daher haben wir uns entschieden, einigen dieser Personen unseren Dank nicht nur auszusprechen, sondern ihn auch in Form von Gutscheinen zu zeigen.

Wie ist die Idee für diese Aktion entstanden? Schaut man sich die Historie der Versicherungsbranche an, erkennt man, dass Versicherungen seit jeher für gelebte Solidarität stehen, die gerade in schweren Zeiten wie nach einem Unfall, während einer Krankheit, in der Folge eines Schadensfalls oder in Zeiten einer Krise unentbehrlich ist. Das Coronavirus hat bekanntlich eine solche Krise ausgelöst. Die von der Regierung korrekterweise ergriffenen Massnahmen zur Verhinderung der Ausbrei-

tung von Covid-19 treffen einige Branchen besonders stark. Um diese in der aktuell schwierigen Zeit zu unterstützen, haben Regierung, Landtag und Gemeinden zum Glück rasch Hilfspakete verabschiedet. Die Versicherungsbranche in Liechtenstein ist gut aufgestellt und möchte als Zeichen der Solidarität zusätzlich zur staatlichen Hilfe jene Betriebe unterstützen, die von den Folgen der Pandemie direkt betroffen sind. Wen unterstützen Sie genau? Wir haben uns entschieden,

Gutscheine auszugeben, die in Liechtensteiner Gastronomiebetrieben eingelöst werden können. Gerade diese Branche ist besonders hart von den Massnahmen der Regierung getroffen. Zwar dürfen die Betriebe kommende Woche wieder öffnen, jedoch unter strengen Auflagen, während viele laufende Kosten trotzdem anfallen. Durch die Gutscheine haben die Wirte oder Geschäftsführer aber bereits heute Einnahmen, die zur Überbrückung dieser schwierigen Zeit beitragen sollen.


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Der Liechtensteinische Versicherungsverband bedankte sich bei den Busfahrern der LIEmobil, den Postboten sowie den Mitarbeitern der Müllabfuhr und des Landesspitals dafür, dass sie das öffentliche Leben aufrechterhalten haben.

Und wer erhält die Gutscheine? In einer ersten Tranche haben wir uns für die Mitarbeiter der Müllentsorgung, die Postboten und die Fahrer der LIEmobil sowie für die Mitarbeitenden im Landesspital entschieden. Das sind alles Personen, die aufgrund ihres Berufs nicht vom vielbeschworenen Homeoffice aus arbeiten können und die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass das öffentliche Leben auch weiterhin nicht stillsteht und die Grundversorgung gewährleistet ist. Wie viele Gutscheine wurden bereits ausgegeben? Wir konnten uns schon bei 607 Personen bedanken, beschäftigen uns aber bereits mit einer Ausweitung der Aktion. Denn es gibt so viele Menschen, die in dieser herausfordernden Zeit wertvolle Arbeit für uns alle leisten. Wie finanziert sich die Aktion? Unsere Mitgliedsunternehmen

haben für diese Ausnahmesituation einen Solidaritätsfonds eingerichtet. Dass diese Mittel nun sofort eingesetzt werden, war für uns alle selbstverständlich. Mittlerweile beteiligen sich auch andere Verbände und Unternehmen aus anderen Branchen aktiv durch Einzahlung in den Solidaritätsfonds. Ein herzliches Dankeschön an alle, die unsere Initiative und somit die Wirtschaft in Liechtenstein unterstützen. Wir stellen sicher, dass sämtliche Gelder vollumfänglich gemeinnützigen Zwecken zugutekommen. Verfolgen Sie weitere Ziele mit der Aktion? Gerne würden wir einen Impuls geben, dass auch andere Verbände, Unternehmen oder Privatpersonen dem Beispiel folgen und Gutscheine bei den von der Krise betroffenen Unternehmen erwerben, um damit jemandem ihren Dank auszusprechen. Auf diese Weise kann man gleichzeitig helfen und danken. Ich bin

mir sicher, dass angesichts der grossen Solidarität, die in den vergangenen Wochen in Liechtenstein über alle Alters- und Gesellschaftsschichten zu spüren war, viele Menschen das Bedürfnis haben, jemandem zu danken. Sei es der netten Nachbarin, welche einem die Einkäufe erledigt hat, dem Schüler, der den Kindern beim Lernen zu Hause geholfen hat, oder der Verkäuferin, die ihren Job stets freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen erledigt hat. Wie kommt die Solidaritätsaktion an? Haben Sie bereits Rückmeldungen erhalten? Sehr viele und überaus positive! Die Wirte als Kleinunternehmer wie auch die Verbände haben sich herzlich bedankt und schätzen sowohl die finanzielle Unterstützung als auch das Zeichen der Solidarität. Sie freuen sich sehr, dass wir an sie gedacht haben. Die Rede war auch von einem Zeichen der Hoffnung in dieser gerade für Gastronomie-

betriebe belastenden Zeit. Wir vom Versicherungsverband und den angeschlossenen Gesellschaften freuen uns jedenfalls sehr, dass wir getreu dem Motto der Initiative «DankeTutGut» ein solches Zeichen setzen konnten.

DankeTutGut.li Alle Informationen zur Gutscheinaktion des Versicherungsverbands, die Kontaktdaten der Verantwortlichen sowie Angaben zu weiteren Solidaritätsaktionen finden sich auf www.danketutgut.li


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Friedrich Oelenhainz, Detail aus «Porträt des späteren Fürsten Johann I. von Liechtenstein», 1776 © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

VALUES WORTH SHARING

«Auf die LGT kann ich mich verlassen – auch in schwierigen Zeiten.» Peter Bollmann, LGT Kunde seit 2009

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FL-Duett vertagt grosses Ziel um ein Jahr Ende Juli und Anfang August 2020 hätten die XXXII. Olympischen Sommerspiele in Tokio (Japan) stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Spiele exakt um ein Jahr auf 2021 verschoben worden. Die zwei Liechtensteiner Synchronschwimmerinnen (neu nennt sich die Sportart Artistic Swimming) Lara Mechnig und Marluce Schierscher hatten bislang das Ticket für ihre Teilnahme noch nicht im Gepäck und standen unmittelbar vor dem entscheidenden Wettkampf für die Olympia-Qualifikation, an dem noch drei Startplätze zu holen gewesen wären. Text: Ernst Hasler Ursprünglich hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) nach Ausbruch der Corona-Pandemie den Entscheid über die Durchführung der Olympischen Spiele Ende Juli 2020 auf Ende April preisgeben wollen. Aufgrund des Druckes einiger Nationen entschied das IOC jedoch früher. «Aus Gründen der Fairness war es der richtige Schritt, denn es gibt nur wenige Athleten, die momentan trainieren können. Deshalb wären die Spiele in diesem Jahr nicht fair gewesen. Die Gesundheit wäre nicht gewährleistet gewesen, wenn sich derart viele Leute zu einem sportlichen Grossanlass treffen», gibt Lara Mechnig zu bedenken. Sie und Marluce Schierscher haben ihr Trainingspensum in jüngster Zeit etwas heruntergefahren, zumal der Leistungssport eine enorme mentale Belastung sei. «Wir trainierten zuletzt alternativ. Was im Wasser nicht möglich ist, versuchen wir so gut wie möglich an Land zu kompensieren», erläutert Mechnig.

Öffnen die Schwimmbäder? Die Schwimmbäder sind schon seit Wochen geschlossen. «Kollegen, die zu Hause einen Pool haben, ermöglichten uns gewisse Wassereinheiten, damit wir das Wassergefühl nicht verlieren», ist Mechnig über diesen Goodwill erleichtert. Die Lockerung im Sport, welche die Schweizer Bundesregierung auch für Spitzensportler angekündigt hat, trat bislang nicht ein, obwohl Sportministerin Viola Amherd erklärt hat, dass die Schwimm-

bäder für Schwimmer und Schwimmvereine ab 11. Mai geöffnet werden. «Die Hallenbäder bleiben geschlossen. Wir wissen, dass derzeit das LOC bemüht ist, eine Genehmigung für uns zu erhalten», hofft Lara Mechnig auf einen möglichst raschen positiven Entscheid.

«Ein harter Schlag» Grundsätzlich stünde das Liechtensteiner Duett, das in den letzten vier Jahren als Liechtensteins Team des Jahres ausgezeichnet worden ist, derzeit mitten im Wettkampfmodus, doch die Coronakrise warf alles Bemühen über den Haufen. Den Lockdown im heimischen Sport bezeichnet Lara Mechnig als «harten Schlag, denn wir haben uns in der gesamten laufenden Saison sehr intensiv auf Olympia vorbereitet». Per Ende April 2020 wäre das Duett Mechnig / Schierscher in Tokio gewesen, um sich auf den Qualifikations-Wettkampf vorzubereiten. «Aufgrund jenes Aspekts ist die Zeit aktuell als schwierig einzustufen», räumt Mechnig ein und ergänzte: «Schliesslich befanden wir uns auf einem sehr guten Weg, denn wir bestritten bereits einen internationalen Wettkampf, die World Series in Paris, im laufenden Jahr, in dem wir zweieinhalb Punkte mehr gesammelt haben als noch im vergangenen Sommer an der WM. Es handelte sich um einen enormen sportlichen Fortschritt. Wir konnten etliche Konkurrenten wie die Deutschen und Schweizer hinter uns lassen, die zuletzt noch vor

uns klassiert waren. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.» Das Liechtensteiner Duett überzeugte in der französischen Metropole, erhielt dank Rang sechs ein gutes Feedback von der Konkurrenz und der Fachwelt. Dennoch sieht ihre Trainerin Francesca Zampieri noch Potenzial. «Wir liegen im Vergleich zur Konkurrenz in der Schwierigkeit der Kür noch etwas zurück. Wir haben in diesem Jahr sehr stark auf die Ausführung geachtet, damit alle Bewegungen synchron sind. Wir haben den Schwierigkeitsgrad an zweite Stelle gesetzt, könnten noch etwas mehr Schwierigkeiten einbauen, um vorne mitzuhalten», relativiert Mechnig, die glaubt, dass das Liechtensteiner Duett aktuell in der Weltrangliste Position 20

oder 21 einnimmt. 22 Duetts qualifizieren sich übrigens für Tokio 2021. Lara Mechnig glaubt, dass alle weiteren World-Series-Events in diesem Jahr fix abgesagt werden. Der Internationale Schwimmverband (FINA) hat bislang jedoch noch nicht klar kommuniziert, ob gewisse Wettkämpfe im Spätherbst ausgetragen werden. Die Olympia-Qualifikation werde wohl erst im kommenden Jahr im Mai in Japan ausgetragen. «Die genauen Daten liegen noch nicht vor. Die meisten Duetts müssen sich noch für Olympia qualifizieren», so Lara Mechnig, die sich vorerst mit ihrer Partnerin Marluce Schierscher auf die EM Ende August in Budapest (Ung) fokussiert.

Die Synchronschwimmerinnen Marluce Schierscher (li.) und Lara Mechnig (re.) mit ihrer Trainerin Francesca Zampieri anlässlich eines Trainingslagers.


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Beim FC Vaduz freut man sich auf den Re-Start Wenn alles nach Plan läuft, dann können die Profis der Super und Challenge League nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Auch bezüglich Fortsetzung des Meisterschaftsbetriebs gibt es Licht an Ende des Tunnels: Ab dem 8. Juni sollen Geisterspiele in den beiden obersten Schweizer Klassen erlaubt sein. Beim FC Vaduz herrscht eine gewisse Vorfreude. Text: Christoph Kindle den. Der Schweizer Bundesrat gestattete mit Beschluss vom 26. April, dass die Profis ab dem 11. Mai ins Teamtraining einsteigen dürfen. Die Liechtensteiner Regierung plädierte für den 15. Mai. Daher benötigte der FC Vaduz eine Sondergenehmigung.

Franz Burgmeier, Sportlicher Leiter FC Vaduz

Den ersten Schritt zurück in die Normalität gibt es Montag, ab dann sind gemeinsame Trainings wieder möglich. «Darüber sind wir sehr froh», sagt FCV-Sportchef Franz Burgmeier. «Das ist sehr wichtig für die Spieler, da sie in den letzten sechs Wochen nur Einzeltrainings absolvieren konnten. Bezüglich Motivation war dies nicht einfach, deshalb wird es Zeit, dass sie auf den grünen Rasen zurückkehren dürfen.» Allerdings musste da noch ein Hindernis mit der Liechtensteiner Regierung geklärt wer-

Geisterspiele ab dem 8. Juni Noch sind in der Super und Challenge League jeweils 13 Runden zu absolvieren. Die einzige Möglichkeit, die laufende Saison noch zu beenden, sind die sogenannten Geisterspiele, also Partien ohne Zuschauer. Begeistert davon ist niemand, aber es ist wohl die einzige Option. Dazu FCV-Sportchef Franz Burgmeier: «Mit unserer guten Ausgangslage in der Tabelle (Platz 2; die Red.) sind wir natürlich froh, wenn die Meisterschaft überhaupt fortgesetzt wird. In der Challenge League sind Geisterspiele weniger ein Problem als in der Super League. Dort geht es um wesentlich mehr Geld als in der zweithöchsten Spielklasse. Na-

türlich würden wir viel lieber vor unseren Fans spielen, aber in der aktuellen Situation geht die Gesundheit vor und deshalb können wir auch mit Geisterspielen leben.»

Was passiert mit den Verträgen? Einige Punkte sind noch offen, so zum Beispiel auch bezüglich Spielern deren Verträge

am 30. Juni 2020 auslaufen. Da die Meisterschaft aber mindestens bis Mitte Juli dauern wird, braucht es spezielle Lösungen. Laut Franz Burgmeier befindet sich der FC Vaduz dabei in einer eher komfortablen Lage: «Stand jetzt haben wir mit 21 Spielern Verträge über den 30. Juni hinaus, das heisst, wir hätten genügend Akteure, welche auch im

FCV Torhüter Benjamin Büchel freut sich auf die Rückkehr auf den Platz. Bild: FCV

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Juli spielen dürfen. Mit Spielern, welche den Verein Ende Saison verlassen werden, führen wir derzeit Gespräche. Wir sind aber davon überzeugt, dass die Swiss Football League da gute Lösungen präsentieren wird.»

Spieler brennen auf Trainings und Spiele Die Rückkehr auf den Platz kaum erwarten können die Spieler des FC Vaduz, auch Torhüter und Captain Benjamin Büchel: «Ich freue mich natürlich riesig darauf, aufs satte Grün zurückzukehren und meine Mitspieler wieder zu treffen.» Zuletzt musste sich der Nationalkeeper

mit Einzeltrainings begnügen: «Glücklicherweise gibt es neben meiner Wohnung in Zürich einen Park mit zwei kleinen Toren. Dort habe ich mich täglich abgerackert. Aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit einem ordentlichen Torhütertraining, es wird also Zeit dafür.» Die Vorfreude auf Geisterspiele hält sich auch bei Benjamin Büchel in Grenzen, aber: «Jeder Fussballer will in erster Linie einfach zurück auf den Platz. Dort können wir unsere Emotionen rauslassen, ob mit oder ohne Zuschauer.» Keine Probleme sieht der 30-jährige Ruggeller mit den

diversen strikten Hygiene-Massnahmen, welche die Fussballprofis in den nächsten Tagen und Wochen befolgen müssen.

Definitiver Entscheid am 27. Mai Noch werden sich Clubs, Fussballer und Fans etwas gedulden müssen. Ob die Super und die Challenge League grünes Licht für Geisterspiele ab dem 8. Juni erhalten, entscheidet sich aller Voraussicht nach am 27. Mai. Dann gibt der Schweizer Bundesrat bekannt, welche weiteren Lockerungen in Kraft treten werden. Auch wenn Zuschauer nicht in die Stadien dürften, immerhin können sie die Spiele am

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Fernsehen mitverfolgen. Rechte-Inhaber Teleclub wird natürlich live übertragen (ausgelesene Challenge League-Spiele auf dem Gratis-Sender Tele Zoom) und auch das Schweizer Fernsehen wird einzelne Übertragungen von Super League-Partien anbieten. Klar ist auch, falls es nach dem 8. Juni wieder losgeht, es warten diverse englische Wochen auf die Mannschaften. Um die Meisterschaft einigermassen zeitgerecht zu Ende zu bringen, dürfte im Dienstag-Samstag- und Mittwoch-Sonntag-Rhythmus gespielt werden. Genaue Details lagen bei Redaktionsschluss dieser Lie:Zeit-Ausgabe noch nicht vor.

Erste Liga: USV und FC Balzers können planen Am 29. April 2020 ist der Zentralvorstand des SFV vor dem Hintergrund der grassierenden Coronavirus-Pandemie übereingekommen, alle ausgesetzten Meisterschafts- und Cupwettbewerbe der Saison 2019/20 mit Ausnahme der beiden Profiligen abzubrechen und diese Wettbewerbe nicht zu werten. Das heisst, es wird kein Team aufsteigen oder absteigen. Dies betrifft damit auch sämtliche liechtensteinischen Fussballteams ausser den Proficlub FC Vaduz. Text: Herbert Oehri So verbleiben auch in der neuen Saison 2020 / 21 die beiden Liechtensteiner Fussballvereine Balzers und USV in der Ersten Liga. Es ist anzunehmen, dass beide Clubs die getroffenen Massnahmen des SFV nicht ungern gesehen haben, denn sowohl der FC Balzers als auch der USV waren noch in Abstiegsbedrängnis. Mit den nun klaren Vorgaben der Verbandsspitze können beide Liechtensteiner Erstligavereine für die kommende Saison planen. Und da ist der USV schon seit Wochen unterwegs. Nicht weniger als zehn Spieler sind neu zum Unterländer Erstligaverein gestossen. Einige wenige haben ihn verlassen. Auch ist die Trainerposition mit Vito Troisio (bisher FC Ruggell, 2. Liga) neu besetzt worden.

Enis Domuzeti ist seit vielen Jahren der Torgarant des FC Balzers.


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Noch sind die Transfers beim USV nicht ganz abgeschlossen. Die Kommission unter der Leitung von Vereinspräsident Horst Zech ist derzeit daran, einen starken Kader zusammenzustellen.

eine gute Rolle spielen. Dazu USV-Präsident Horst Zech: «In der nun vom SFV ad acta gelegten Spielzeit 2019 / 20 waren wir nicht immer präsent. Nach dem schlechten Start mit zwei mageren Punkten aus sechs Pflichtspielen folgte im siebten Saisonspiel gegen den Tabellenführer FC Tuggen als Gruppenletzter ein wichtiger 3:2-Heimerfolg, zumal wir eine Woche später beim FC Red Star ZH mit dem ersten Auswärtssieg der Saison nachdoppeln konnten. Danach punkteten wir in jeder weiteren Meisterschaftspartie bis auf das erste Rückrundenspiel gegen Linth. Damit war der Grundstein für eine bessere zweite Saisonhälfte gelegt, die nun aber dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist.»

USV möchte eine gute Erstliga-Saison spielen Entsprechend der Ausrichtung des Kaders möchte der USV in der neuen Saison 2020 / 21

Nach den Worten von Horst Zech ist das neue Team recht ausgeglichen mit vielen Spielern, die über Erstliga-Niveau verfügen. Auch dem neuen Trainer Vito

Horst Zech, Präsident USV Eschen / Mauren

Troisio bescheinigt der USV-Boss ein hohes Mass an Können. Er habe vor allem in Ruggell sein Können unter Beweis gestellt und das Ruggeller Team von der 3. Liga an die absolute Spitze der regionalen 2. Liga geführt.

Der FC Balzers mit jungem Team Aufbruch zu neuen Ufern Im Hinblick auf die neue Saison fährt der FC Balzers einen ähnlichen Kurs wie sein Ligakonkurrent USV. Auch die Balzner wollen in der kommenden Spielzeit eine bessere Figur abgeben als bis anhin. Wir erinnern uns an den Herbst. Nach einem fulminanten Start, der am 14. August 2019 in einem glatten 5:0 Meisterschaftserfolg über den Lokalrivalen USV gipfelte, wurde die Truppe um das Trainergespann Brenner/Polverino auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es folgen im Verlaufe des Herbstes noch einige Klatschen wie z.B. gegen St. Gallen II 5:0, gegen Höngg 5:0 oder gegen

STAFF USV Trainer Vito Troisio Co Trainer Kruno Papec Coach Jesus Ares Goali-Trainer Dietmar Kupnik Medizinische Betreuung Gina Gross und Helen Feger-Büchel Sportlicher Leiter Claudio Vozza

Transfers beim USV Der USV Eschen / Mauren gibt folgende Mutationen auf die neue Spielsaison bekannt: Zugänge: Vuleta Stjepan (vom FC Gossau) Amzi Leoran (FC Ruggell) Crescenti Aleassandro (FC Ruggell) Murati Medin (FC Ruggell) Daniel Kaufmann (FC Balzers) Noa Frommel (FC Balzers) Stähli Marin (FC Balzers) Graber Lukas (FC Vaduz) Graber Noa (FC Vaduz) Abgänge: Lehmann Sven Lüchinger Fabian Luca Bleisch Caglar Mederes Nussbaumer Max Petkovic Alexander Schmid Alessio Sezliard Pesceli Vom USV ausgeliehen zur weiteren Entwicklung Salanovic Aaron (FC Ruggell) Spirig Roman (FC Balzers) Batuham Toplu (Montlingen) Beck Niki (noch offen)

Michael Bärtsch (links), der Torjäger des USV, wird den Verein auf die neue Saison hin verlassen.


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Tabelle

Christoph Arpagaus, Coach FC Balzers

Spiele

Tore

Pt.

1. FC Tuggen

14

39:17

34

2. FC Wettswil-Bonstetten

14

24:13

30

3. FC Linth 04

14

23:12

26

4. FC Winterthur II

14

26:17

24

5. SV Höngg

14

31:25

22

6. FC Paradiso

14

23:21

21

7. FC Red Star ZH

14

27:26

21

8. FC Kosova

14

20:23

18

9. USV Eschen/Mauren

14

24:31

16

Paradiso 8:0. Aber es gab auch durchaus respektable Resultate wie 2:2 gegen Tuggen oder zuletzt 2:2 gegen Red Star ZH.

10. FC Balzers

14

19:34

15

11. FC St. Gallen 1879 II

14

22:32

14

11. FC Dietikon

14

22:32

14

Für die neue Saison will der FC Balzers ein junges Team, gemischt mit gestandenen Spielern aufs Feld schicken. Für den sportlichen Leiter des FCB, Christof Arpagaus, gilt es gerade in der gegenwärtigen Coronakrise die Kräfte zu bündeln und täglich daran zu arbeiten, ein

13. FC Gossau

14

19:23

12

14. FC Thalwil

14

16:29

8

junges und ehrgeizige Team in die 1. Liga-Meisterschaft zu schicken. «Wir tun alles, um einen schlagkräftigen und erstligatauglichen Kader zusammen-

zustellen, der vom Trainer-Duo Brenner/Polverino betreut und in eine vielversprechende Zukunft geführt wird.»

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STAFF FC BALZERS Trainer Martin Joseph Brenner Co Trainer Michele Polverino Coach Christoph Arpagaus Goali-Trainer Piero Hörler Medizinische Betreuung Catarina Renz

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Wir trainieren zuhause Der Corona Virus bestimmt derzeit unser Fussballleben. Wir lassen uns aber nicht verrückt machen und trainieren zuhause. Unsere USV Junioren zeigen mit lustigen Videos, welche Trainingsmethoden sie sich einfallen lassen. Besuchen Sie unsere Homepage unter www.usv.li und lassen auch Sie sich von unseren Junioren begeistern.

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Der USV Eschen/Mauren bedankt sich für die tolle Unterstützung bei den Sponsoren.


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Suzie Candell und die rastlose Suche nach Ohrwürmern Ende März ist die neue CD der Liechtensteinerin Suzie Candell erschienen. Das Werk mit dem Namen «Restless» ist ihr inzwischen drittes Soloalbum und ist im Genre Americana/Country anzusiedeln. Obwohl das Werk nicht live beworben werden darf, scheint es auf viel positives Echo zu stossen, wie ein Blick in die Medien zeigt. Die Feedbacks via Facebook oder per Mail seien erfreulicherweise bisher durchwegs positiv ausgefallen, erklärt Candell. Ein Blick auf das Leben der 33-jährigen Musikerin. Text: Christian Imhof


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05/2020

Zum ersten Mal in Kontakt mit Countrymusik kam Susanne Jerkovits, wie Candell mit bürgerlichem Namen heisst, durch ihren Vater. «Bei uns zu Hause lief sehr viel Country Musik und mich haben irgendwie besonders die weiblichen Stimmen immer schon völlig fasziniert und berührt. Nachdem ich dann auch noch mit der Zeit die Texte und Geschichten dahinter immer besser verstanden habe, war’s um mich geschehen. Ich mag dieses Tiefgründige, aber auch das Humorvolle dieser Musik, die schönen Harmonien und natürlich auch die grandiose Musikalität, die dahintersteckt.» Doch eine Karriere im Musikbusiness unter ihrem echten Namen konnte sich die Songwriterin dann doch nicht wirklich vorstellen, weshalb sie zur Findung ihres Pseudonyms zu ungewöhnlichen Mitteln griff. «Ich wollte einen Namen, der gut klingt und der gut über die Lippen kommt. Mein echter Name klingt eher holprig und ich finde es auch toll, in eine andere Rolle zu schlüpfen, wenn ich auf der Bühne bin. Es sollte auch international klingen und da habe ich das Telefonbuch von New York durchforstet und beim Buchstaben C hatte ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Die Namen klangen alle irgendwie fremd und Suzie Candell hat mir gut gefallen.»

Dank der Liebe in Liechtenstein gelandet Mit dem neuen Namen im Gepäck und dem ersten Album «I Gotta Be Me» mit Liedern aus fremden Federn zog es sie aus Kempten im Allgäu 2008 nach Sevelen. «Mein damaliger Manager wohnte in Buchs und so kam ich ins Rheintal», erklärt Candell rückblickend. Mit einem Lächeln auf den Lippen führt sie weiter aus, dass dieser Umzug wohl eine ziemlich gute Entscheidung gewesen ist. «Einige Jahre später habe ich meinen Mann Roger Szedalik kennengelernt und meine beiden Katzen und ich sind vor vier Jahren zu ihm nach Liechtenstein gezogen.» Szedalik, welcher selbst Musiker ist, inspiriere Suzie sehr. «Wenn ich eine Idee habe und wir zum Beispiel einen

neuen Song zusammen spielen, hat Roger immer wieder gute Einfälle, was bestimmte AkkordAbfolgen angeht oder wie man das ein oder andere noch musikalisch schlauer verpacken könnte.» Es sei ein grosses Geschenk, wenn man als Paar eine Leidenschaft teilen könne, erklärt Suzie Candell.

Geburt als Songschreiberin 2015 Ihr Debüt zählt Suzie Candell meist nicht mit, wenn sie über ihre Diskografie spricht. Denn so richtig losgegangen sei es mit dem Album «California Streets» aus dem Jahr 2015. Dort habe sie den Löwenanteil der Songs selber geschrieben, was für sie ein grosser Meilenstein gewesen sei. «Für das Album bin ich nach Los Angeles geflogen und habe es von Shawn Jones produzieren lassen. Ich konnte dabei sehr viel lernen und mich weiterentwickeln.» In Eschen aufgenommen Diese Erfahrungen mit ihrem letzten Album hätten ihr sehr viel Vertrauen für das neue Album «Restless» gegeben, welches sie sogar selbst produziert hat. «Natürlich hatte ich auch dabei grosse Unterstützung von all den tollen Musikern, die es mir mit ihren Ideen sehr leicht gemacht haben, die passenden Spuren auszuwählen.» Auch von Little Konzett vom Little Big Beat Studio in Eschen konnte sie sehr viel über die Produktion von Musik lernen. «Wir kennen uns schon lange und Little sorgt immer für eine positive Stimmung im Studio. Er ist sehr erfahren, ruhig und souverän, was bei den Aufnahmen wahnsinnig wichtig ist. Musiker und Künstler sind oftmals sehr sensible Menschen und Little hat da das perfekte Händchen für.» Für ihr erstes selbstproduziertes Album habe es unbedingt einen solchen Gefährten gebraucht. «Er hat immer den passenden Input und die wertvolle Gabe, seine Ratschläge so motivierend zu verpacken, dass niemand pikiert ist. Die Arbeit im Studio ist anstrengend und sehr fokussiert, immerhin möchte man in einer sehr beschränkten Zeit das bestmögliche Ergebnis erzielen. Aber mit Little bleibt der

Spass nie auf der Strecke, auch beim Mischen und Mastern hatten wir beide eine tolle Zeit und ich war fast ein wenig traurig, als es dann fertig war.»

Wie ein Suzie Candell-Song klingt Wenn sie heute zurückblicke, sei sie sehr zufrieden mit dem Verlauf ihrer bisherigen Karriere und den bisher veröffentlichten drei Alben. «Im Rückblick darf ich sagen, dass ich immer zum jeweiligen Zeitpunkt das Beste aus meinen Mitteln und Möglichkeiten herausgeholt habe. Das neue Album klingt aber sicherlich etwas reifer als die Vorgänger und das ist ja auch gut so.» Die selbstbewusste Sängerin und Songschreiberin hat eine genaue Idee, wie ein typischer Song von ihr zu klingen hat. «Er muss in erste Linie mir selbst gefallen und er muss mir im Ohr bleiben. Eine gute Hookline finde ich sehr wichtig. Wenn ich mich dabei er-

Musiker sind oftmals sehr sensible Menschen. Suzie Candell, Sängerin und Songschreiberin

tappe, dass ich den Refrain spontan unter der Dusche oder beim Haare föhnen singe, dann ist das ein gutes Merkmal für einen Ohrwurm und ich verfolge den Song weiter.» Ebenfalls von grosser Wichtigkeit für die Künstlerin ist es, dass ihre Texte Hand und Fuss haben und «verheben». «Der Text und die Geschichte dahinter sollten natürlich auch schlüssig und in perfektem Englisch sein, weshalb ich da öfter mit meinen Freunden Shawn Jones oder Beth Wimmer zusammenarbeite. Selbst wenn der Text oftmals zu 90 Prozent steht, gibt es doch da und dort ein paar Kleinigkeiten zu verbessern. Die Melodie kommt meistens automatisch

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beim Schreiben. Und als drittes Merkmal ist mir wichtig, dass ich mich nicht wiederhole. Jeder Song sollte für sich selbst stehen und ich möchte immer wieder etwas Neues ausprobieren.»

Der beste Ausgleich auf Erden Ein zweites Standbein als Country-Musikerin sei nie verkehrt, erklärt Candell schmunzelnd. Aber ihre Brötchen verdiene sie inzwischen seit über zehn Jahren als Reitlehrerin, was ein herrlicher Ausgleich sei. «Die Arbeit mit den Pferden erlaubt mir auch, musikalisch nur das zu machen, was mir Spass macht. Beides ergänzt sich für mich perfekt. Pferde können zum Beispiel mit unseren menschlichen Emotionen nicht viel anfangen. Da sind Ruhe, Selbstbeherrschung, Pragmatismus und Geduld gefragt. Meine Gefühlswelt darf ich dann in der Musik ausleben und auf der Bühne auch mal auf den Putz hauen.» Zeit sinnvoll nutzen Ebenfalls Geduld gefragt ist bezüglich den Ausgangssperren und öffentlichen Auftritten. Suzie Candell würde sehr gerne ihr neues Material auch live vorstellen, was wegen des Coronavirus aktuell ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es stimme sie schon ein wenig nachdenklich, wie die 33-Jährige erklärt. «Es ist natürlich sehr schade, dass nun alles auf unbestimmte Zeit abgesagt oder verschoben ist. Das macht mir eigentlich am meisten zu schaffen. Nicht zu wissen, ab wann es weiter geht. Keinen Moment zu haben, auf den man sich so richtig freuen darf. Die Ungewissheit macht es auch schwierig, neue Auftritte für den Sommer oder Herbst zu planen.» Doch sie verstehe auch die vorsichtigen Veranstalter, welche ebenfalls an der Situation zu nagen haben. Zum Glück sei das Album bereits veröffentlicht. Sie habe aber bereits eine Idee, wie sie die Zwischenzeit sinnvoll nutzen könne. «Ich promote mein Album online sowie im Radio und hoffe dann auf umso mehr Gäste und Publikum an den Live-Konzerten, die hoffentlich ganz bald wieder stattfinden dürfen!»


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Der Seniorenbund ist weiterhin für Sie da Die Arbeit des Seniorenbunds und der Informations- und Beratungsstelle Alter (IBA) steht auch in Corona-Zeiten nicht still. Sie gestaltet sich aber selbstverständlich teilweise anders.

Die IBA und das Sekretariat des Liechtensteiner Seniorenbunds sind nach wie vor telefonisch erreichbar und voraussichtlich ab 18. Mai wieder persönlich in der Austrasse 13 in Vaduz für Sie da – unter Wahrung der Hygieneund Schutzmassnahmen. Unsere Freizeit- und Gruppenangebote werden wieder stattfinden, sobald es die Schutzmassnahmen zulassen. Schon länger geplant sind spannende Exkursionen, Tagesausf lüge, die jährliche Studienreise und innerhalb der Beratungs-Gruppenarbeit kleine geschützte Gesprächsrunden zur Verarbeitung der Corona-Zeit sowie zum The-

ma «Vorsorge im Alter». Derzeit führen wir Interessentenlisten. Man kann sich unverbindlich anmelden und sobald die Durchführung des Angebots möglich ist, werden die Interessenten erneut kontaktiert. Alle geplanten Angebote werden im neuen Horizonte 60 + Programmheft vorgestellt, welches kostenlos beim LSB-Sekretariat bestellt oder unter www.seniorenbund.li heruntergeladen werden kann.

Nützliches Hilfsmittel Vorsorgeordner Wer zu Hause seine wichtigen persönlichen Unterlagen sortieren und diverse persönliche Angaben übersichtlich in verschie-

denen Formularen archivieren möchte, der findet im Vorsorgeordner des LSB ein nützliches Hilfsmittel. Sie können auch Angehörige über die Existenz dieses Ordners informieren und ihnen zum Beispiel bei einem Spitalaufenthalt direkten Zugang zu wichtigen persönlichen Unterlagen ermöglichen. Der Ordner wurde optisch überarbeitet und mit dem neuen Register zum Thema «Digitaler Nachlass» als Anregung ergänzt. Im Ordner befinden sich bereits mehrere Sichtmappen und die Broschüre «Erben und Vererben» sowie weitere Formulare und Informationen. Die neueste Ausgabe des Vorsorgeordners kann beim

Sekretariat des LSB bestellt werden. Für den Ordner wird ein Unkostenbeitrag von 20 Franken eingezogen.

Liechtensteiner Seniorenbund (LSB) Informations- und Beratungsstelle Alter T: 230 48 01 iba@seniorenbund.li LSB Sekretariat T: 230 48 00 sekretariat@seniorenbund.li www.seniorenbund.li


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schwed. Verwalschwed. tungsVerwaleinheit tungseinheit

BlattvorderBlattseite vorder(lat.) seite (lat.)

Vorname des PoVorname litikers des PoHasler litikers Hasler Nachbarland von NachbarLiech-von land tenstein Liechtenstein früheres Mass für früheres d. ÜberMass für druck d. Überdruck

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2 2

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Zwerg, Erdgeist Zwerg, Erdgeist

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Hauptstadt Hauptvon stadt Jemen von Jemen

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Fluss in Südtirol Fluss in Südtirol

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planieren planieren

9 9

Und so machen Sie mit: Senden Sie uns das Lösungswort ... Per Post: Medienbuero Oehri & Kaiser AG, «Rätsel» Essanestrasse 116, 9492 Eschen Per E-Mail: gewinnspiel@lie-zeit.li Einsendeschluss ist der 17. Mai 2020 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen Die Gewinner Bike Garage, Triesen sind:

Affe, 9 WeissAffe, handWeissgibbon handgibbon

Eugen Marxer, Nendeln Wilhelm Telser, Triesenberg

aristokratisch aristokratisch

SCHÖNES AUS HOLZ

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weibl.5 Märweibl. chenMärgestalt chengestalt

Abk.: National Abk.: Football National League Football League

Aufbrühhilfe Aufbrühhilfe

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Titelfigur bei TitelFreytag figur bei † 1895 Freytag † 1895

Mineral, SchmuckMineral, stein SchmuckKosena- stein me des KosenaGrossme des vaters Grossvaters

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Blütenstand Blütenstand

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Abk.: BranchenAbk.: telefonBranchenbuch telefonbuch

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Abk.: auf anAbk.: geführauf anter Seite geführter Seite

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Abk.: am angeAbk.: führten am angeOrt führten Ort

fruchtbare fruchtWüstenbare stelle Wüstenstelle

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seidiges Gewebe seidiges Gewebe

weibl. Vorname weibl. Vorname

griechische grieVorsilbe: chische Luft... Vorsilbe: Luft...

Gebirge zw. EuroGebirge pa und zw. EuroAsien pa und Asien

Feier, Party Feier, Party

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Lösungswort:

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Bergort in Bergort Liechin tenstein Liechtenstein

geografisches geograKartenfisches werk Kartenwerk

fruchtbare fruchtBodenbare schicht Bodenschicht

RhoneZufluss RhoneZufluss

Aufschwung, AufHochkonschwung, junktur Hochkonjunktur Gefrorenes Gefrorenes

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Fluss durch Fluss Liechdurch tenstein Liechtenstein

skand. Münze skand. Münze

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Abk.: negativ Abk.: negativ

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Brottopf s1313-85 s1313-85

11 11

Feld 23 | 9488 Schellenberg info@holzwurm.li www.holzwurm.li

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