EL AVISO Mallorca August 2022

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EL AVISO | 08/2022

ESSEN & TRINKEN FREIZEIT

Gartenkunst mit Wasserspielen Die Platanen-Allee, die hinauf führt zu dem zentralen Gebäudekomplex, ist ein romantisches Kleinod. Überhaupt ist die gesamte Gartenanlage rund um das Haus eine malerische Landschaft aus Bäumen und Pflanzen. Von Künstlerhand angelegt und in Jahrhunderten gewachsen, kamen immer neue Attraktionen hinzu. Dort der 470 Jahre alte Blauregen, der sich um Alfabia, die wunderbaren Gärten am Fuße der Tramuntana, eine Pinie rankt und im umfangen die Besucher mit Kostbarkeiten, die im heißen Mai seine üppige BlütenAugust zählen: Schattenspendende Bäume und plätscherndes pracht entfaltet. An anderer Stelle als jüngster Wasser. Ein Spaziergang mit Cristina Zaforteza, deren Zuwachs ein kleines Familie das Anwesen seit fast 800 Jahren gehört. Sonnenblumenfeld. Dawzwischen das „Gärtchen Dort, wo Touristen durch die grünen Laubengänge der Königin“ (Jardinet de la Reina) mit den hübschen schlendern, tobte einst Cristina mit ihren acht Ge- Seerosen, das anlässlich des Aufenthalts von Königin schwistern über das Gelände. „Jeden Sonnabend Isabella II. von Spanien eingerichtet wurde, und eine kamen wir mit unserem Vater hierher und während Bougainvillea, die zwar erst vor 20 Jahren gepflanzt er nach dem Rechten sah, konnten wir spielen und wurde, aber auf beeindruckende Weise in die Höhe herumrennen.“ Cristina Zaforteza kennt in den geschossen ist. Liebstes Fotomotiv bleibt wohl der Blick berühmten Jardines de Alfabia jeden Stein, jede Pflanze. durch das geschwungene Fenster in das überdachte Nicht nur, weil sie in ihrer Kindheit auf dem Familiengut Wasserbassin und die dahinterliegende Baumlandschaft. unbeschwerte Sommer verbrachte, bevor es ein Je nach Tageszeit und Lichteinfall verändern sich die beliebtes Ausflugsziel für Touristen wurde. Sie ist seit Wasserspiegelungen und lassen das Ensemble wie 2009 Generalbevollmächtigte für dieses Anwesen und ein lebendiges Gemälde wirken. Hautnah spürbar hält als Managerin alle Fäden in der Hand. Für El Aviso wird die Frische bei einem Gang durch die Pergola, nahm sie sich die Zeit und spazierte mit uns über das eines der Highlights in den Jardines de Alfabia. Das dichte Blätterdach des über 200jährigen Blauregens weitläufige Gelände. ruht auf 72 Säulen, und zu deren Füßen warten 24 Wasserspeier auf ihren Einsatz. Auf einen Knopfdruck Als Landwirtschaft noch Wohlstand brachte „Die Landgüter waren in früheren Jahrhunderten die hin sprühen bogenförmige Fontänen ihr kühles Nass so wirtschaftliche Triebkraft der Insel, das Vermögen wurde mit der Landwirtschaft gemacht“, sagt Cristina. Die herrschaftlichen Familien lebten in den Städten und kamen nur im Sommer auf ihren Landsitz. Für den reibungslosen Ablauf auf dem Gut sorgte der Verwalter. Cristinas Vorfahren profitierten von dem landwirtschaftlichen Reichtum der Possesiò, die seit fast 800 Jahren im Familienbesitz ist. Aber dann kam alles anders. „In den 1960er Jahren begann der Massentourismus und das Land im Inneren der Insel war nichts mehr wert. Jetzt waren es die Grundstücke an der Küste, die das Geld und neuen Wohlstand brachten“, erklärt Christina. Wie aber erhält man das Erbe von so vielen Generationen? „In den 1970er Jahren entschied der Onkel meines Vaters, Alfabia gänzlich für Touristen zu öffnen.“ So blieb das Anwesen erhalten, es blüht und trägt Früchte im wahrsten wie im übertragenen Sinne.

Wie man ein Paradies am Leben hält

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in den Gang, dass sich die Wasserstrahlen kreuzen. Ein herrlicher Anblick und eine Erfrischung für Flaneure, die gerade – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – den Gang durchschreiten. Nachhaltigkeit ist oberstes Gebot Angetrieben wird das Wasserspiel nicht durch eine Pumpe, sondern vom natürlichen Fluss einer Bergquelle. Das aus der Tramuntana ins Tal fließende Wasser folgt dem vor Generationen angelegten Bewässerungssystem, das ober- und unterirdisch das Gelände durchspült. „Jeder Tropfen wird genutzt, nichts geht hier verloren“, betont Cristina Zaforteza. Selbst aus den Kräutern, die in den Gärten wachsen, werden in der Destillerie vor Ort ätherische Öle gewonnen, die auch zum Verkauf stehen. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für Alfabia. „Wir verwenden ausschließlich organischen Dünger und außer den Eintrittskarten werden Sie hier keine Papierprodukte finden.“ Die Broschüre für die Parkführung können sich Besucher per QR-Code auf ihr Handy laden. Diese Vorbildrolle belohnte die Balearische Regierung mit einem Preis. „Bei der ‚La Nit del Turisme‘ 2021 wurden wir als beste Balearische Initiative für nachhaltigen Tourismus ausgezeichnet.“ Dank an Allah für das Paradies Laut den historischen Aufzeichnungen gab es das Gut Alfabia bereits, als 1229 Jaime I. die Insel Mallorca von den Arabern eroberte. Ben-Abet hieß der damalige Besitzer, der zum Christentum konvertierte, den König unterstützte und sowohl seinen Besitz als auch seine Privilegien behalten durfte. Seither, also seit 793 Jahren, wird Alfabia in der immer weiter sich verzweigenden Familie von einer Generation an die nächste vererbt. Von den arabischen Wurzeln Alfabias blieb der Name – „Alle Namen, die mit Al beginnen, sind arabischen Ursprungs“, erklärt Cristina – und die kunstvoll verzierte Kassettendecke im Torbogen des Eingangsbereichs. In das Eichenholz sind Arabesken und Wappen der arabischen Familien eingelassen, die auf der Finca wohnten. Vor allem aber sind fromme Sprüche eingearbeitet. Allah wird ausschweifend gedankt für die Schaffung des kleinen Paradieses am Fuße des Gebirges. Niemand muss sich jedoch den Hals verrenken, um die Pracht des hölzernen Himmels zu betrachten. Sinnigerweise ist seitwärts ein Spiegel aufgestellt, in dem man die Details studieren kann. „Der Aufbau der mallorquinischen Possessions ist übrigens ist immer gleich“, weiß Cristina. „Was ist in einem warmen Land am kostbarsten? Wasser und Schatten. Daher gibt es stets wie hier einen Innenhof (clastra), einen Brunnen in der Mitte und einen großen Baum. Rundherum sind das Haupthaus, die Familienkapelle, das Haus des Gutsverwalters sowie Ställe angeordnet.“ Gründerurkunde in der Bibliothek Die köstliche Erfrischung, die Besucher beim Rundgang durch die Parkanlage verspüren, zieht in Form eines herrlichen Luftzugs auch durch die Räume des Hauses.


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