EL AVISO Mallorca August 2022

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GESELLSCHAFT

EL AVISO | 08/2022

EA: Sie haben den Ruf, mit Licht zu zaubern. Welche Bedeutung hat Licht für Sie? GABO: Man kann jeden Menschen mit Licht zerstören, oder verschönern. Licht ist fast wie eine Waffe. Dafür sollte man einen Waffenschein haben (lacht). Man denke nur an schlechtes Licht in Fahrstühlen, Umkleidekabinen und Hotel-Badezimmern. Jeder kennt das. Ich arbeite daran, in Zukunft auch zu beraten, wie man das Licht in der richtigen Temperatur und passendem Einfallswinkel in privaten Häusern und Hotels einsetzen kann. Was nützt der tollste Raum, wenn das Licht schlecht gesetzt ist und man sich unwohl fühlt und unschöne Schatten das Gesicht verunstalten. In der Fotografie sehe ich das sofort, wo die Schokoladenseite ist. Ich bin sozusagen eine „Schokoladenseitenfinderin“ (lacht) und weiß, wie ich das Licht individuell anpassen muss.

Im rechten

Licht Der Durchbruch vom erfolgreichen Fotomodel vor der Kamera zur erfolgreichsten deutschen Fotografin hinter der Kamera begann mit einem Portrait von Herbert Grönemeyer, das Gabriele Oestreich – Künstlername GABO – 1986 für den Titel der Zeitschrift Stern fotografierte. Neben ihrem Kunststudium und ihrer Model-Karriere wuchs damals ihre Begeisterung für Fotografie. Aus eigener Erfahrung wusste sie, was gute Fotografie ausmacht und wechselte die Seiten. Sie wurde in kurzer Zeit die Fotografin der Stars und portraitierte internationale Prominente wie zum Beispiel Kevin Costner, Angelina Jolie, Eric Clapton, Warren Beatty, Peter Ustinov, Veronica Ferres, Yoko Ono und viele andere. Auch Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Joschka Fischer, Boris Becker und viele andere Politiker, Sportler, Schauspieler, Musiker und Industrielle ließen sich von GABO fotografieren. Ihr inzwischen vergriffener Bildband „Big Shots“ (Verlag teNeues) mit Kevin Costner auf dem Titel erschien. Und sie zeigt ihre Werke auf Ausstellungen wie zum Beispiel unter dem Titel „Fame“ im Humboldt Forum in Berlin oder derzeit in der Ausstellung „Female View“ im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau. Neben der Mode-, Beauty- und Portrait-Fotografie arbeitet GABO auch als Regisseurin für Musikclips und Werbespots. Die gebürtige Hamburgerin lebt heute in der Nähe von Berlin auf dem Land und auf Mallorca. EL AVISO sprach mit ihr über die Besonderheiten ihrer Fotografie und ihrer Portraitierten.

Boris Becker

Muriel Baumeister

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EL AVISO: Was macht eine gute Fotografin oder einen guten Fotografen aus? GABO: Das Auge, das Auge und nochmal das Auge! Das hat man, oder auch nicht. Es ist entscheidend, die Schokoladenseite zu erkennen und diese dann in einem Fluss von Mimiken ins rechte Licht zu setzen. Dazu gehört auch ein fabelhaftes Team, das sich gegenseitig die Bälle zuspielt, gutes Catering und eine angenehme Location. Das zu erkennen und zu organisieren, macht einen guten Fotografen aus. EA: Gibt es beim Fotografieren von Mann oder Frau und Fotografin oder Fotograf markante Unterschiede? GABO: Frauen werden leider meistens sehr stark geschminkt und gestylt, auf hohe Hacken gestellt und mit Haarextensions versehen. Männer können mehr sie selber bleiben, unrasiert und mit Charakterlicht gesehen. Das finde ich schade, deswegen versuche ich in meinen Portraits auch Frauen authentisch darzustellen und ihre Persönlichkeit zu erhalten. Das Strahlen von innen, die Leidenschaft zu erwecken, Emotionen umzusetzen, nicht nur hübsche flache Bilder ohne Tiefe zu produzieren, das ist mein Anliegen. Egal ob von Mann oder Frau. Hinter der Kamera ist es ziemlich egal, ob Mann oder Frau. Hauptsache kreativ, nett und respektvoll. Frauen fotografieren vielleicht ein bisschen sinnlicher und emotionaler, Männer etwas technischer vielleicht, rationaler in der Vorbereitung. Doch das soll keine Wertung sein. Ich denke auch das in jedem Mann Anteile einer Frau leben und umgekehrt.

Axel Milberg

EA: Wie wichtig ist das Drumherum, sind die Location und die Utensilien? GABO: Die Location ist sehr wichtig, der Mensch soll sich wohlfühlen. Deswegen fotografiere ich ungern in dunklen Studios vor weißer Wand mit zuckenden Blitzen. Ich liebe es, in der Natur mit natürlichem Licht zu arbeiten. Mallorca ist perfekt für meine Shootings. Natürlich ist eine gute Visagistin wichtig und eine TopStylistin, die den Typ des Porträtierenden erkennen und untermalen, nicht in Rüschen und Tamtam ersticken und damit von der wahren Schönheit ablenken. EA: Sie haben von der Junk-Food-Fotografie gesprochen. Beim Weg von der analogen zur digitalen Fotografie war Ihre Ablehnung zu spüren… GABO: Nein, ich lehne das nicht ab! Auch ich fotografiere längst fast nur noch digital, das ist nicht mehr zeitgemäß ohne, ich wäre raus. Zu langsam, nicht umweltfreundlich. So kann der Kunde mitentscheiden, da alles vor der Entwicklung auf dem Monitor zu sehen ist. Die Uhr kann man nicht zurückdrehen. Die andere Seite ist, durch die guten Handy-Kameras heutzutage, denkt halt jeder, er kann selber fotografieren, Filter drauf und ab in die Miniatur Galerie auf Instagram, in durchrauschende Mosaike aus Bildern, die klein gedacht sind. Das Bild wird kaum noch angehalten, groß gesehen. Überall wird der gute Geschmack und Qualität weggespart. Ich kämpfe dafür – Fotografie ist so etwas Wertvolles! EA: Gab es Prominente, mit denen Sie nicht arbeiten konnten, oder Unternehmen, für die Sie nicht arbeiten wollten? GABO: Da gab es in 30 Jahren nur drei Prominente, die Namen behalte ich für mich. Ich komme mit fast jedem aus. Ich bin neugierig und beobachte gerne. Ich fotografiere auch gerne Menschen, die nicht bekannt

Meryem Uzerli


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