EL AVISO | 08/2021
KULTUR
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Mallorquiner sind Produktionsprofis Über die Zusammenarbeit mit den lokalen Beteiligten ist Veronica Priefer, Drehbuchautorin und Produzentin von „Der König von Palma“, begeistert. „Auf Mallorca entstehen viele coole internationale Produktionen, wir kommen hier also mit hochprofessionellen Leuten zusammen, die jede Menge Erfahrungen besitzen.“ Johannes Kunkel, ebenfalls Drehbuchautor und Produzent der Serie, ergänzt: „Unser mehr als 130-köpfiges Filmteam besteht zu über 80 Prozent aus Mallorquinern und Spaniern vom Festland. Auch die 3.000 Komparsen, mit denen wir arbeiten, kommen alle von hier.“ Das erste Filmteam kam 1913 In der Tat konnten die Mallorquiner über 100 Jahre reichlich Erfahrung im Filmbusiness sammeln. „El Secreto del Anillo“, ein italienischer Film, war 1913 der allererste Streifen, der hier gedreht wurde. Als erste mallorquinische Eigenproduktion ist 1926 „El Secreto de la
Dreharbeiten „Der König von Palma“, Foto UFA Fiction, Pep Bonet
Wenn auf Mallorca gedreht wird, ist das nicht nur ein Ereignis für „PromiJäger“, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine einzelne Serie spült im Schnitt 20 Millionen Euro auf die Insel. In einem engen Rathausbüro sitzt eine Frau und versucht, die Genehmigung für die Eröffnung eines Biergartens an der Playa de Palma zu bekommen. Nicht so einfach, wie sie feststellen muss, und zieht unverrichteter Dinge wieder ab. „Schnitt! Muy bien!“ Während sich die Schauspielerin Sandra Borgmann ins Nebenzimmer zurückzieht, wertet die Crew die Szene aus. Der gesamte untere Flur des Universitätsgebäudes am Sa Riera in Palma ist an diesem Tag okkupiert mit Kameratechnik, Beleuchtung, Maske und Catering. Die Location ist ideal, um den Behörden-Alltag aus den 1990er Jahren zu illustrieren. In jener Zeit spielt die Geschichte der Familie Adler, die ausgewandert ist, um auf Mallorca ihr Glück zu finden, und dabei in einen Strudel aus Bestechung, Erpressung und Gewalt gerät. „Der König von Palma“ mit Henning Baum und Sandra Borgmann in den Hauptrollen, wird seit April an mehreren Orten auf Mallorca gedreht.
Film „Das Böse unter der Sonne“
gefördert. „Für Fiction-Filme, die in Spanien gedreht werden, gibt es einen nationalen Steuererlass von 30 Prozent für die erste Million und 25 Prozent für den Rest bis zu einem Budget von 40 Millionen Euro“, erklärt Pedro Barbadillo das
Pedriza“, eine Geschichte über Schmuggler, in die Annalen eingegangen. Viele große Namen verbinden sich mit Filmen, denen Mallorca als atemberaubende Kulisse diente. Elke Sommer war die erste Frau in der spanischen Filmgeschichte, die sich im Bikini zeigte, als sie
„Der König von Palma“ mit Henning Baum, Foto UFA Fiction, Pep Bonet
Film „Cloud Atlas“ mit Tom Hanks
Bis zu 300 Drehs pro Jahr Die deutsche Mini-Serie ist eine der aktuellen Produktionen, die 2021 auf Mallorca realisiert werden. Auch Netflix ist mit „Kleo“ wieder am Start und es entsteht der dritte Teil von „The Mallorca Files“. Neben Filmen und Serien gehören Dokus, Kurzfilme und Werbespots zu den Produktionen, die Mallorca als ideale Kulisse wählen. „Im Schnitt finden auf der Insel jährlich 250-300 Drehs statt, darunter sind sechs bis acht große Produktionen“, sagt Pedro Barbadillo, Direktor der Mallorca Film Commission. Das Filmgeschäft ist ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor und wird dementsprechend
Fördersystem. „Einige Filme bekommen darüber hinaus ein Sponsoring vom Inselrat. Voraussetzung ist, dass die Geschichte auf Mallorca spielt und zu mindestens 50 Prozent hier gedreht wird.“ Die Vorteile für Mallorca liegen auf der Hand, denn die Produktionsfirmen lassen jede Menge Geld auf der Insel. Unterbringungskosten, Mietwagen, Miete für Equipment, Anstellung hiesiger Techniker und Darsteller und nicht zuletzt die Versorgung großer Teams sind ein ansehnlicher Kostenfaktor. „Für eine Serie lässt man locker 20 Millionen Euro auf der Insel“, überschlägt Pedro Barbadillo. Der dabei entstehende Werbeeffekt für die Urlaubsdestination ist natürlich auch nicht zu verachten. Pedro Barbadillo >>
1962 für den Film „Spiel und Leidenschaft“ auf Mallorca aus dem Wasser stieg und so ihren Ruhm als Sexsymbol begründete. Mit Sir Peter Ustinov, Jane Birkin, Dame Maggie Smith und vielen anderen Stars wurde die Agatha-Christie-Verfilmung „Das Böse unter der Sonne“ 1982 zum Klassiker. Besucher der entsprechenden Zone mochten 1997 den Film “Ballermann 6” mit Tom Gerhardt. Tom Hanks schaut in „Cloud Atlas“ (2012) über die Weiten der Tramuntana, während seine Filmpartnerin Halle Berry in Drehpausen an der Promenade von Port de Sóller gesichtet wurde. Michaela May eröffnet ein Restaurant im Hafen von Valldemossa in “Der Traum ihres Lebens” (2006). Für „The Night Manager“ (2016), einer Verfilmung des Buches von John le Carré, fanden sich auf Mallorca verschiedene exotische Drehorte, so auch die Prachtvilla Sa Fortaleza bei Pollença. Die Familie Bundschuh alias Andrea Sawatzki und Axel Milberg verleben mit ihrer Familie chaotische Mallorca-Ferien in “Von Erholung war nie die Rede” (2017), Michael Gwisdek ärgert seine Familie in der Tramuntana in “So einfach stirbt man nicht” (2019) und in „The Mallorca Files“ (seit 2019) sind die Protagonisten fast auf der gesamten Insel unterwegs (die zweite Staffel lief gerade bei ZDF Neo).