Düstere Legenden
Keri Russell und Jesse Plemons müssen an mythische Legenden glauben: „Antlers“.
Frei rotierender Fetisch Identitätsfragen und polarisierender Bodyhorror: der Goldene PalmeGewinner „Titane“.
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esse Plemons hat Erfahrung als Sheriff: Er spielte ihn 2017 in Barry Seal – Only in America und 2018 in Game Night. Nun, in Antlers, basierend auf der Kurzgeschichte „The Quiet Boy“ von Nick Antosca, tappt er völlig im Dunkeln. Hatte er es davor mit Falschgeld zu tun und mit der übertriebenen Bemühung, wieder zu einem Spieleabend geladen zu werden, weht nun ein kühlerer Wind: In der Kleinstadt in Oregon geht es eigentlich ruhig zu, doch nun erschüttert eine Reihe bestialischer Todesfälle die Gemeinde. Während Jesse Plemons als Paul Meadows ins Nichts ermittelt, hegt seine Schwester Julia, eine Lehrerin, einen düsteren Verdacht: Ihren Problemschüler Lucas (Jeremy T. Thomas) scheint ein Geheimnis zu belasten – aber was aus dem Jungen herauszukitzeln ist, erzählt nur von Übernatürlichem; einem Mythos. Was soll sie davon halten? Egal, was sie davon hält: Sie muss in die Dunkelheit blicken. Scott Cooper (Crazy Heart, Black Mass) inszeniert eine abseitige Geschichte, die Guillermo Del Toro produziert hat. Großer Besetzungscoup: Keri Russell (The Americans) als Julia. #antlers ANTLERS KINOSTART 28.10., USA 2021, REGIE Scott Cooper, MIT Keri Russell, Jesse Plemons, Jeremy T. Thomas, Graham Greene, FILMLÄNGE 99 Min., © The Walt Disney Company
ine junge Frau, die Protagonistin Alexia (Agathe Rousselle in ihrem wilden Kinodebüt), fühlt sich – spätestens seit einem Autounfall in ihrer Kindheit, von dem ihr eine in den Schädel implantierte Titanplatte als Erinnerung geblieben ist – mehr von Autos als von Menschen angezogen. Von einem glänzenden Cadillac, mit dem sie auf einer Autoshow Sex hat, wird sie schwanger. – Mit Menschen, die ihr in die Quere kommen, geht sie anders in den Infight: Die tötet sie gerne. Als sie vor der Polizei auf der Flucht ist, gerät sie an einen Feuerwehrmann (Vincent Lindon), dessen Sohn vor Langem verschwunden ist – ein dankbarer Schlupfwinkel für die ungestüme Frau, die sich nicht nur ihre Haare vornehmen wird, um in eine neue Identität zu passen. Der Plot der provokanten neuen Arbeit von Julia Ducournau (Raw) klingt eigenwillig. Eigenwillig gut, befand die Jury von Cannes 2021: Der radikale, fantastische Body Horror holte die Goldene Palme. #Titane
TITANE KINOSTART 04.11., BE/F 2021, REGIE Julia Ducournau, MIT Agathe Rousselle, Vincent Lindon, FILMLÄNGE 108 Min., © Stadtkino
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