PZ23_19.11.2020

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SOZIALES & GESUNDHEIT TITELTHEMA

IN DEN LOCKDOWN GESCHLIT TERT

Die verzweifelte Suche nach der Lösung Die Corona-Pandemie ist derzeit außer Kontrolle. Sie hat sich – auch von Sexten ausgehend – wie ein Ölfleck auf das ganze Land ausgebreitet und die Spitäler geraten immer mehr unter Druck. Die Mediziner schlagen Alarm und fordern ein rasches Eingreifen. Allein am vergangenen Sonntag (15.11.2020) wurden 19 Corona-Tote und 628 Corona-Neuinfektionen gemeldet. In allen Südtirol Gemeinden gibt es mittlerweile aktive Infektionsfälle. Die PZ hat bei Landesreferent Philipp Achammer (zuständig für die Bereiche Schule und Wirtschaft) sowie beim in Bruneck wohnhaften Elternvertreter im Landesbeirat, Gabriel Gabrielli (TFO Bruneck), nachgefragt.

IM GESPRÄCH MIT PHILIPP ACHAMMER PZ: Sie müssen derzeit ein dickes Fell haben, die Landesregierung, aber doch vor allem Sie sind ständigen Anfeindungen ausgesetzt – wie gehen Sie damit um? Philipp Achammer: Konstruktive Kritik ist willkommen, keine Frage, und spornt mich auch an, aber glücklicherweise habe ich mir mittlerweile tatsächlich ein dickeres Fell zugelegt, sodass ich Hasskommentare ausblenden kann. Es ist augenscheinlich, dass das Diskussionsniveau insgesamt sehr bedenklich geworden ist, was sicherlich den momentan vorherrschenden Unsicherheiten und Ängsten zuzuschreiben ist. Viele Menschen bangen um ihre Existenz und reagieren auf die Ungewissheit mit Frust, der sich in untergriffigen Aussagen äußert – ich bin diesbezüglich sattelfest und emotional nicht angreifbar! Wirtschaftslandesrat, Schullandesrat, Kulturlandesrat… Sie sind für Bereiche verantwortlich, die in dieser Pandemie besonders kritisch behaftet sind, sind zudem als Parteiobmann an vorderster Front – wie lässt sich in dieser Krisensituation diese Gratwanderung zwischen wirtschaftlichen Interessen, menschlichen Grundbedürfnissen, verfassungsmäßigen Grundrechten und gesundheitsbedingten Notwendigkeiten bewältigen? Es handelt sich zugegebenermaßen um große Ressorts, und jedes ist für sich gesehen eine Baustelle. Die Vereinbarkeit dieser zunächst unterschiedlichen Bereiche ist aber gerade in Zeiten wie diesen gar nicht so unschlüssig, irgendwie finden sie sich in einem Kreislauf wieder. So plädiert beispielsweise auch die Wirtschaft vehement für die Öffnung der Schulen, da eine Schließung 6

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ja nicht nur Nachteile in Bezug auf die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen bedeutet, sondern auch für die Eltern als Mitarbeiter*innen der Betriebe. Oder nehmen wir die Kultur, die selbstverständlich auch ein Wirtschaftsfaktor unseres Landes ist. Ich versuche, interdisziplinär zu denken und zu handeln in dem Wissen, dass es natürlich nichtsdestotrotz eine große Herausforderung darstellt, die verschiedenen Bereiche möglichst gleichermaßen zu befeuern. Ich gebe zu, der Spagat ist nicht immer leicht… Ständig wechselnde Verordnungen lassen den Unmut der Bevölkerung wachsen, eine fehlende Strategie und eine transparente Kommunikation werden bemängelt – können Sie den Ärger von Seiten vieler Südtiroler*innen irgendwie ja auch nachvollziehen? Ich habe großes Verständnis dafür, und rückblickend muss ich zugeben, dass wir

nicht die nötige Klarheit zu Tage gelegt haben, was aber gerade in so einer Krisensituation wichtig gewesen wäre. Nicht als Rechtfertigung, aber doch zum Verständnis muss ich unterstreichen, wie schwer jede einzelne Entscheidung wiegt, welche die kollektive und persönliche Freiheit vorübergehend einschränkt. So schwierige Sitzungen in der Landesregierung habe ich persönlich noch nie erlebt, es war und ist nach wie vor ein Tauziehen zwischen den verschiedenen Bereichen. Welche Maßnahmen und Einschränkungen rechtfertigt der Schutz der Gesundheit, immer vor dem Hintergrund der enorm belastenden Zeit im Frühjahr? Was kann man der Bevölkerung noch zumuten? Trotzdem: Sinnvoller wäre es sicherlich, eine Entscheidung mit der Gültigkeit über einen gewissen Zeitraum zu treffen, anstatt jeden Tag eine neue. Aber wir sind angesichts der explodierenden Zahlen und der extremen Situation in den Krankenhäusern einfach stark unter Druck geraten. Die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Welle im Herbst hing zweifelsohne wie ein Damoklesschwert über uns, so gesehen dürfte die derzeitige Situation für die Entscheidungsträger unseres Landes ja keine große Überraschung sein. Haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Landesregierung Ihres Erachtens nach in den vergangenen Monaten vernünftige und ausreichende Maßnahmen ergriffen? Grundsätzlich haben wir uns natürlich sehr wohl vorbereitet, soweit das möglich war in dieser kurzen Zeit, wobei wir uns die verschiedenen Bereiche von Fall zu Fall anschauen müssen. So haben wir etwa in den Bereichen Schule und Wirtschaft die digitalen Möglichkeiten zu optimieren versucht


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