KULTUR & KUNST
ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM AGUNTUM UND TOURISMUSVEREIN BRUNECK
Zusammenarbeit über die Grenze hinweg D
as abgelaufene Jahr war für uns alle aufgrund der Covid-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen und „Lockdowns“ schwierig und herausfordernd. Die Auswirkungen dieser unvorhersehbaren Bedrohungssituation waren natürlich auch für Aguntum deutlich spürbar. Reisebeschränkungen, Restriktionen auch in den Nachbarländern, ein nahezu vollständiges Ausbleiben von Bustouristen und der Komplettausfall von Schüler- und Jugendgruppen schlugen sich demnach in einer deutlichen Verringerung der Besucherzahl des Museums und archäologischen Landschaftsparks Aguntum nieder, wobei die Rückgänge allerdings geringer ausfielen als bei vielen anderen Museen. Natürlich mussten auch geplante Aktivitäten und Veranstaltungen unterbleiben und aufgeschoben werden. Dennoch gab es in Aguntum keinen Stillstand und so wollen wir Ihnen auch heuer wieder einen Überblick über das Geschehen in unserer überregional bedeutsamen Kultureinrichtung geben.
DIE GRABUNGEN
Lange Zeit war nicht klar, ob die Grabungstätigkeit des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck im Jahr 2020 überhaupt aufgenommen werden konnte. Um so erfreulicher ist, dass die übliche 7wöchige Grabungskampagne unter der Leitung von Univ.Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler und seinem Stellvertreter Dr. Martin Auer doch noch planmäßig, wenn auch mit einem kleineren Grabungsteam, im Zeitraum 29. Juni bis 14. August 2020 stattfinden konnte. Die Grabungen konzentrierten sich wie-
derum auf das Forum und das Handwerkerviertel, wo die dort im Vorjahr gestarteten Mauer-Restaurierungsmaßnahmen im Bereich der „Insula C“ begleitende archäologische Untersuchungen notwendig machten. Die Freilegung des Handwerkerviertels war zwar bereits in den 1960er-Jahren erfolgt; zahlreiche bisher offene Fragen zur Bauabfolge damit zur Stadtentwicklung von Aguntum konnten aber erst im Zuge der aktuellen Befundungen geklärt werden. Es steht mittlerweile fest, dass das Handwerkerviertel ab dem 1. bis zum 3. Jhd. n.Chr. laufend erweitert wurde und dass dabei auch die innerstädtischen Straßenverbindungen verändert wurden. Überraschend war auch das Auffinden eines von den früheren Ausgräbern nicht entdeckten, mit dunklem Erdmaterial verfüllten Kellers, woraus zahlreiche Kleinfunde – insbesondere Beinmaterial wie verschiedenste Beinnadeln – geborgen wurden. Interessantestes Fundobjekt aus diesem Bereich ist eine vollständig erhaltene Miniaturamphore, für die es bislang in der gesamten Provinz Noricum nichts Vergleichbares gibt. Auch größere Gefäßfragmente aus Terra Sigillata – und anderem Randstücke mit der Reliefdarstellung einer Löwenjagd – kamen zu Tage. Im Forum wurden die Grabungen im Versturzbereich des westlichen Umganges weitergeführt; die Untersuchung von zwei nördlichen Räumen wurde abgeschlossen, wobei zahlreiche Eisenobjekte – vor allem Nägel und Werkzeugfragmente ergraben
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wurde. Die Funktion eines mit Ziegeln abgedeckten Podestes in diesem Raum muss noch geklärt werden.
DIE MÜNZFUNDE
Bei den Münzfunden war auffällig, dass jene aus dem Handwerkerviertel überwiegend aus dem 2. Jhd. n.Chr. stammen, während im Forum Münzen aus dem 4. Jhd. n.Chr. überwiegen. Aus Zeitgründen und auch wegen des kleineren Grabungsteams musste die beabsichtigte vollständige Freilegung der im Vorjahr im Zentrum des Forumsplatzes entdeckten interessanten Mauerstruktur (Tempel? Sockel einer Monumentalstatue?) auf die nächste Grabungssaison verschoben werden. Mit 1. Oktober 2020 ist der langjährige Grabungsleiter Dr. Michael Tschurtschenthaler als Universitätsprofessor in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Er hat wesentlichen Anteil daran, dass Aguntum heute als kulturhistorisches Juwel wahrgenommen wird und auch angemessen präsentiert werden kann. Es sei ihm an dieser Stelle für die hervorragende Zusammenarbeit herzlich gedankt. Erfreulich ist seine Zusage, dem Verein Curatorium pro Agunto weiterhin als wissenschaftlicher Berater zur Verfügung zu stehen. Die Grabungsleitung übernimmt Dr. Martin Auer, der schon seit 2001 wesentlich an der Grabungs- und Forschungstätigkeit in Aguntum beteiligt ist und am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck den Fachbereich Aguntum hauptverantwortlich betreut. Durch zahl-