The Red Bulletin DE 07/21

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DEUTSCHLAND JULI 2021 € 2,50

ECHT  JETZT?

Nein. Aber die Zukunft des Fußballs wird sehr anders: Bälle lernen denken, Frauen setzen die Trends, und die USA werden Weltmeister (kein Witz!) Plus: Die 11 Thesen des Fußball -Visionärs Ralf Rangnick

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E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

IN DER FANKURVE

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

Stefan Stratil, mehrfach ausgezeichneter Illustrator, hat mit unserem Cover einen Hattrick geschafft: scharf, schön und überraschend.

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Siege hat Miguel Oliveira bis Redaktionsschluss in der MotorradWM gefeiert. Wie Miguel bei 350 km/h Ent­ scheidungen trifft, erzählt er ab Seite 76.

KICK IT LIKE ELTON!

Elton John 1974 im Dress des FC Watford. Warum der Edel-Fan heute Gucci- statt Fußball­ schuhe trägt, auf Seite 15.

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STEFAN STRATIL (COVER)

Als Spielerin gewann Anja Mittag OlympiaGold und WM-Titel. Im Trainerteam von RB Leipzig will sie Frauenfußball aufs nächste Level heben. Ab Seite 52

DAS ECKIGE INS RUNDE

GETTY IMAGES, URBAN ZINTEL

AUF ZU NEUEN HÖHENFLÜGEN

Was für ein Glück: Langsam füllen sich die Fußballstadien wieder mit Leben. Bald heißt es wieder: ­gemeinsam bangen, jubeln, zürnen, feiern. Aber nicht nur das Tribünen-Treiben kehrt zurück, auch das Spiel selbst erlebt einen rasanten Wandel. Wie genau sieht sie aus, die ­Zukunft des Fußballs? Auf diese Frage haben wir im Dossier ab Seite 39 dieser Ausgabe verblüffende Antworten gefunden. „Die Zukunft heißt ‚Train the Brain‘, kognitives Training, das Spieler aus ihrer Komfortzone holt.“, meint ab Seite 40 etwa der Fußball-Vordenker und frühere Trainer und Sport­ direktor von RB Leipzig, Ralf Rangnick. Sein damaliger Co-Trainer und Leipzigs zukünftiger Cheftrainer, Jesse Marsch, ­erklärt ab Seite 60, wie die US-Nationalelf mit der Strategie eines Start-ups 2026 Weltmeister werden will. Und, ja, auch die Fans, das Herz des Fußballs, könnten bald auf neue Art mitfiebern – Details ab Seite 44.

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DER VOLLELEKTRISCHE FORD MUSTANG MACH-E. BIS ZU 610 KM REICHWEITE.1

Verbrauchswerte nach § 2 Nrn. 5, 6, 6 a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung: n. v.* Verbrauchswerte nach WLTP: Stromverbrauch 19,5–16,5 kWh/100 km (kombiniert); CO2-Emissionen im Fahrbetrieb: 0 g/km (kombiniert). * n. v. = Daten nicht verfügbar. Der Gesetzgeber arbeitet an einer Novellierung der Pkw-EnVKV und empfiehlt in der Zwischenzeit für Fahrzeuge, die nicht mehr auf Grundlage des Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) homologiert werden können, die Angabe der realitätsnäheren WLTP-Werte. Diese sind in der nachfolgenden Zeile zu finden. 1 Gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure (WLTP) können bis zu 610 km Reichweite bei voll aufgeladener Batterie erreicht werden – je nach vorhandener Konfiguration. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (Wetterbedingungen, Fahrverhalten, Fahrzeugzustand, Alter der Lithium-IonenBatterie) variieren.


I N H A LT The Red Bulletin im Juli 2021

PORTFOLIO

18 D IE MAGIE DER TIEFE

40 RANGNICKS PROGNOSEN Taktik-Pionier Ralf Rangnick über Emotionen und Big Data 44 L ANG LEBEN DIE FANS! Wie wir bald anders jubeln werden. 52 F RAUEN GEHEN VORAN Wie Idol Anja Mittag jungen Fußballerinnen den Weg ebnet. 58 A LLE GEGEN MESSI Die Evolution der Freistoß-Mauer 60 U SA AUF ERFOLGSKURS Der Angriff auf den WM-Titel mit Strategien eines Start-ups 64 B IOHACKING FÜR PROFIS Wie Stars mit Kältekammer und Co ihre Leistung optimieren. 70 D ER COMPUTER-COACH Warum Virtual Reality und Tracking das Training verändern. 74 QUIZ: WER HAT’S GESAGT? Erling Haaland vs. Ivan Drago

30 D IE PIONIERIN

Wie Profi Lara Lessmann ihren Weg an die Weltspitze fand.

34 VON POPPIG BIS DÜSTER  Hannah Reid, Frontfrau von London Grammar, liebt Abwechslung.

MUSIK

34 AUS WUT WIRD KUNST Wie die London-GrammarSängerin Hannah Reid sich mit ihrer Musik Mut macht.

KINO

STEFAN STRATIL

DIE ZUKUNFT DES FUSSBALLS

BMX

36 VON NATUR AUS STARK Filmstar Henriette Confurius findet Kraft in der Wildnis.

MOTOGP

76 BAUCH ODER KOPF?

Motorrad-Ass Miguel Oliveira über wichtige Entscheidungen – im Rennen und im Leben.

52 VON SOCCERBOT BIS PODCAST  RB Leipzig Co-Trainerin Anja Mittag denkt Fußball neu.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 83 REISEN. Gleitschirmflieger Paul Guschlbauer verrät Abenteuer entlang der Route von Red Bull X-Alps. 88 T IPPS & TRENDS. Produkte und Trends, die uns begeistern – ob Hängematte oder Dance Contest. 92 B OULEVARD DER HELDEN. Eine Short Story über Marlene Dietrich.

8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE!

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15 FUNDSTÜCK 16 PHILOSOPHEN-INTERVIEW

96 IMPRESSUM 98 CARTOON

76 VON DER HEIRAT ZUM DESSERT MotoGPPilot Miguel Oliveira gibt Entscheidungstipps.

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THOMAS LAISNÉ/CONTOUR, URBAN ZINTEL, ROB GRAY/POLARITY PHOTO/KTM, FRANCK SEGUIN

Dossier

Franck Seguin lichtet die weltbesten Apnoe-Taucher ab, und wir zeigen seine besten Bilder.


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UNTERWASSERKÜNSTLER Die hypnotisierenden Apnoe-Bilder des Fotografen Franck Seguin

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FORTALEZA, BRASILIEN

Allein im Fun-Park

Inzwischen haben viele Freibäder ja zum Glück wieder wieder offen, aber eine Zeit lang waren sie zu. Unerfreulich, aber Pedro „Pedrinho“ Caldas machte das Beste draus: Der 21-jährige Brasilianer, eines der größten WakeboardTalente der Welt, funktionierte den ver­ lassenen Beach Park von Fortaleza einen Tag lang zu seinem Spielplatz um. Nichts war vor ihm und seinem Board sicher: kein Pool, kein Geländer und auch nicht „Vaikuntudo“, die 25 Meter hohe Wasserrutsche. Wer das Video der Trick-Session sieht, staunt über einen Meister der Körperbeherrschung. Für den Clip: QR-Code scannen


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MARCELO MARAGNI/RED BULL CONTENT POOL



LA BALME, FRANKREICH

DAVYDD CHONG

Einfach fallen lassen

DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL

Ja, diese Brücke ist hoch. 20 Meter, um genau zu sein. Und der Gedanke, da runterzuspringen, bereitet den meisten Menschen ein mulmiges Gefühl im Magen. Bei ­Rhiannan Iffland, 29, die wir hier beim eleganten Absprung sehen, war das am Anfang nicht anders: An den ersten Sprung aus dieser Höhe, sagt die Australierin, erinnerst du dich ein Leben lang. Selbst heute, nach vier Siegen hintereinander bei der Red Bull Cliff Diving Series, ist der ­Respekt noch immer da. „Aber mit der Zeit“, so Iffland, „gewöhnt man sich dran.“ Mehr Sprünge: redbullcliffdiving.com

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BOVEC, SLOWENIEN

Ballett über den Wolken Das ist die Polin Maja Kuczyńska, die mit ihren 21 Jahren bereits zur Weltelite der Skydiver zählt. Sie hat sich mit ihrem Landsmann, dem KunstflugAss Łukasz Czepiela, eine himmlische Show aus­ gedacht: Red Bull Game of A.I.R. Łukasz macht mit dem Flugzeug Manöver aus dem Kunstflugprogramm vor – Loopings, Schrauben, Salti vorwärts und rückwärts, Trudeln –, Maja turnt sie im freien Fall nach. So entsteht ein Tanz zwischen Mensch und Maschine. Hier sehen wir Maja gut gelaunt vor dem Start, hoch über der Wolkendecke von Slowenien. Für den Clip: QR-Code scannen


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SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL


ZAHL E N, B I TT E !

E-SPORTS-BOOM

Das Leben ist ein Spiel Vom Gamer zum Millionär? Längst normal. Die spannendsten Fakten zur E-Sports-Branche: Wie lange trainieren E-Sportler täglich? Wie reich werden sie? Wann beenden sie ihre Karriere?

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Menschen spielen hauptberuflich „­ Counter-Strike: Global Offensive“, das populärste Game der E-Sports-Branche.

Stunden Wärme geben die Handkissen ab, die E-Sportler in den Turnierpausen kneten. Sie sollen ihre Feinmotorik in den kalten Studios erhalten.

schauten gut 100 Millionen Menschen bei der „League of Legends“-WM zu. Zwei Millionen mehr als beim ­ Super Bowl im selben Jahr.

5,8

1972

Millionen Euro verdiente der Däne Johan „N0tail“ S ­ undstein, 27, bei 126 „Dota 2“-Turnieren – mehr als jeder andere ­E-Sportler.

fand das erste Videospiel-­ Turnier statt – an der kalifornischen Stanford-Universität. Gespielt wurde „Spacewar!“. Hauptpreis: ein Jahresabo des „Rolling Stone“-Magazins.

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600

Milliarde Dollar Umsatz (ca. 835 Mio. €) wird die ­E-Sports-Industrie 2021 ­erwirtschaften, 14,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Fingerbewegungen pro Minute führen E-Sports-Profis bei manchen Spielen aus.

Jahre alt war der Brite Jaden „Wolfiez“ Ashman, als er 2019 beim „Fortnite“-Weltcup ­Zweiter und damit jüngster E-Sports-­Millionär der Welt wurde. Sein Preisgeld: 1,04 Millionen Euro.

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Stunden trainiert ein Profi-Gamer täglich. Durchschnittliches Alter beim Karriereende: 25.

495

Millionen Menschen sind Teil der globalen E-Sports-­ Community. 223 Millionen spielen, 272 Millionen ­schauen zu.

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30.500.000

Dollar (ca. 25,8 Mio. €) investierte eine Gruppe um Rapper Sean Combs 2018 in die ­E-Sports-Plattform PlayVS und löste damit einen PromiTrend aus: Drake, Jennifer Lopez u. a. sind heute E-Sports-Teilhaber.

685

E-Sports-Teams gibt es an britischen Unis – mehr als Fußballteams (662).

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CLAUDIA MEITERT

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GETTY IMAGES (2), F. SCOTT SCHAFER

2019

13.029


F U ND ST Ü CK

Reginald Kenneth Dwight, besser be­ kannt als Elton John: Seine Karriere be­ gann ziemlich genau vor fünfzig Jahren.

MIGNOT/NYT/REDUX/LAIF, GETTY IMAGES

ELTON JOHN

So geht Rock-Star Bühnenschuhe des britischen Rockstars von Gucci für die Abschiedstour „Farewell Yellow Brick Road“, 2021 Immer wenn Reginald K. Dwight, 74, in den letzten fünfzig Jahren in seine Bühnenkluft schlüpfte, ver­ wandelte er sich in den größten Paradiesvogel des Rock ’n’ Roll: die Kunstfigur Elton John. Das wird auch bei seiner Abschiedstour nicht anders sein, die noch bis Januar 2023 läuft: Die Garderobe stammt durch­ gehend vom italienischen Luxus-Label Gucci – von den bunten Brillen bis zu den Schuhen mit Seestern. „Kleider waren immer Teil meiner Show“, sagt Elton, „weil ich auf der Bühne ja immer am Klavier sitze.“

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DAS F IK T IV E PHILO S O PHEN- IN T ERV IE W

PLATON SAGT:

„Liebe ist spontan und frei“ Der verbreitete Wunsch, einen Partner zu finden, der perfekt zu einem passt, ist komplett überbewertet, ­findet der griechische Philosoph Platon – in unserem ­fiktiven Interview über Liebe und Leiden­schaft mit dem deutschen Philosophen Christoph Quarch.

the red bulletin: Eine bekannte OnlinePartnervermittlung wirbt damit, dass sich auf ihrer Plattform alle elf Minuten ein Single verliebt. Intelligente Algorithmen werten dafür die Profile der Nutzer aus und ermitteln anhand von „Matching Points“, wer zu wem passt. Schon manche glückliche Ehe soll so entstanden sein. Was halten Sie davon? Platon: Hm, wenn ich Sie recht verstehe, fragen Sie danach, ob ich denke, dass man das Wirken des G ­ ottes, den wir Griechen Eros nennen, ­mathematisch errechnen kann.

Ach, wenn Sie wüssten … Aber lassen wir das. Sehen Sie: Wir Menschen sind zu keinem Zeitpunkt fertig – was auch Ihre Hirnforscher bestätigen. Wir sind keine Puzzleteile, die man zusammenlegen könnte; und wenn’s passt, dann war’s das. Nein, das Wunder des Eros ist anders: Er ist eine Kraft, die Sie dazu bringt, Ihre Potenziale zu entfalten, zu wachsen, zu reifen, neues Leben zu zeugen und ein großer Mensch zu werden. Dauerhaft glückliche Partnerschaften sind nicht solche, bei denen die Partner g ­ enau den Wunschvorstellungen des ­anderen genügen, sondern solche, bei denen sie sich wechselseitig in ihrem Wachstum unterstützen, um gemeinsam zu erblühen.

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PLATON (428 –348 v. Chr.) ist der wohl einflussreichste Philosoph der europäischen Kultur. Seine vollständig erhaltenen ­Dialoge verraten nicht nur eine hohe literarische Begabung, sondern auch die Fähigkeit, die ganze Weisheit der griechischen Antike zu einer Philosophie zusammenzufassen. Die von ihm gegründete Athener Akademie war knapp tausend Jahre lang das intellektuelle Zentrum der alten Welt.

Vielleicht, verehrter Herr Platon, haben Sie ja ­einfach noch nicht Ihre bessere Hälfte gefunden.

CHRISTOPH QUARCH, 56, ist deutscher Philosoph, Theologe, Unternehmens-Coach und Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschienen: „Platon und die Folgen“.

Also ist digitale Partnervermittlung nichts für Sie? Exakt. Bei den Dingen des Eros sind Algorithmen fehl am Platz. Da hilft nur eins: sich dem Leben hingeben, Herz und Geist für das Unerwartete öffnen und sich berühren lassen. Eros ist pure Energie. Wer sich auf ihn einlässt, hat die Chance, ein wirklich lebendiger Mensch zu sein – mit allem Leid und aller Freude.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Aber wird die Chance, von Liebe – oder von mir aus: von Eros – ergriffen zu werden, nicht größer, wenn ich dank einer digitalen Vorauswahl nur ­solche Menschen treffe, die zu mir passen? Ja, so dachte auch mein Freund Aristophanes, dem ich die Theorie in den Mund gelegt habe, wir Men­ schen seien einst kugelrund gewesen. Dann aber habe Zeus uns im Zorn in zwei Hälften gespalten, sodass wir seither verzweifelt nach unserer anderen, besseren Hälfte suchen. Wenn es sich so verhielte, könnten Algorithmen bei der Partnersuche helfen. Aber so sehr die vom Eros Entflammten manchmal das Gefühl ­haben, erst durch ihren Partner komplettiert worden zu sein, ist das Bild doch trotzdem irreführend.

BENE ROHLMANN

Aber wollen wir nicht alle Partner, die unseren Wünschen entsprechen? Durchaus, aber genau deshalb sind so viele unglücklich. Eros ist kein „Eros ist kein der zwei passende Hälften Klebstoff, der zwei Klebstoff, Ja, so kann man es auch sagen. verbindet, sondern ein Feuer, das So sollte man es sagen. Denn schau­ passende Hälften sich am Anderssein der Partnerin en Sie: Meine Vorfahren stellten sich des Partners entzündet. Wenn verbindet, sondern oder die Macht der Liebe – oder besser: alles genau so passt, wie man es ein Feuer, das sich sich ausgerechnet hat, gibt es keine der Liebesleidenschaft – mit gutem Grund als einen Knirps mit Pfeil Entwicklung mehr – dann erstarrt am Anderssein und Bogen vor. Sie wussten, dass ein Paar in Harmonie. Wo Sie hin­ entzündet.“ der Pfeil des Eros einen Menschen gegen von Liebe für einen Menschen ungewollt und ungerufen trifft – ergriffen sind, der vorerst gar nicht und dass diese Leidenschaft gerade keinen Regeln zu Ihnen passt, bei dem Sie aber ahnen, dass Sie mit oder Algorithmen folgt, sondern spontan und frei ist, ihm reifen können, da verleiht Ihnen Eros Flügel – ja, wie ein Kind, das spielt. er lässt Sie über sich hinauswachsen.


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P O RT FO L IO

Die Freiheit eines Atemzugs Seit 15 Jahren begleitet der Franzose Franck Seguin die Elite der Apnoe-Taucher mit der Kamera. Hier erzählt er von seinen Bildern einer magischen Welt unter Wasser. Text PH CAMY

Der neongrüne Champion

Villefranche-sur-Mer, Frankreich, 2006

„Das ist eines meiner ersten Freitauchfotos. Ich habe fast alle französischen Champions begleitet, um ihren Sport bekannt zu machen. Guillaume Néry, der Beste von ihnen, und ich sind später Freunde geworden. Für dieses Bild habe ich ihn gebeten, statt des üblichen schwarzen Neoprenanzugs mal die neongrüne Variante anzuziehen.“

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Wandern über Wale

Mauritius, Indischer Ozean, 2017

„Für das Projekt ‚One Breath around the World‘ (Mit einem Atemzug um die Welt) reisten wir zwei Jahre lang zu den atem­ beraubendsten Orten der Ozeane. Hier ist Guillaume vor Mauri­ tius 20 Meter zu einer Gruppe von Pottwalen hinuntergetaucht. Auf dem Foto habe ich es so aussehen lassen, als würde er über ihre Rücken wandern.“

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So sehen Helden aus Frioul-Inseln, Marseille, Frankreich, 2015

Der Außerirdische

Cenote Angelita, Yucatán, Mexiko, 2018

„Der zweifache Apnoe-Weltmeister Morgan Bourc’his war früher Lehrer. Ein Mensch mit unendlicher Güte und außergewöhnlichen körperlichen Fähigkeiten. Die Sorte Freund, die du dir wünschst, weil dir mit ihm an deiner Seite nichts passieren kann – ein Superheld im engeren Sinn, hier unter Wasser vier Kilometer westlich vor Marseille.“

„Guillaume Néry taucht hier in einer Höhle, 30 Meter unter Wasser, fünf Autostunden von jeder Zivilisation entfernt. Er ist um­ geben von einer Wolke aus Schwefelwasser­ stoff, die aus dem Zusammentreffen von Meer- und Süßwasser und verwesten Baum­ resten entsteht. Dafür sieht er eigentlich ganz entspannt aus.“

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Tiefen­ entspannt

Ville­franche-surMer, Frankreich, 2021

„Das ist Arnaud Jerald, der kommende große Star der FreitaucherSzene. Der 24-Jährige kann ohne Pressluftflaschen über hundert Meter tief tauchen. Und das, obwohl er in seiner Kindheit an Dyspraxie litt, einer Koordinations- und Entwicklungsstörung. Hier konzentriert er sich knapp unterhalb des Wasserspiegels auf das Abtauchen.“

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Brüder im Geist

Tahiti, Französisch-­ Polynesien, 2019 „Zwei Menschen unter Wasser: rechts Guillaume Néry, links Arnaud Jerald. Der Meister und sein Nachfolger – Rollen, die beide akzeptieren –, also hat dieses Foto starke Symbolkraft. Von einer Über­ gabe würde ich trotzdem nicht sprechen. Denn vorläufig bleibt Guillaume, der Ältere, unumstritten die Nummer eins.“

Im großen Blau

Villefranche-sur-Mer, Frankreich, 2020 „Guillaume Néry in den unendlichen Weiten des Ozeans. An diesem Ort kenne ich mich aus, und der Taucher ist einer meiner besten Freunde: perfekte Voraussetzungen, wenn man etwas Neues schaffen will. Ich wollte die vielen Nuancen von Blau festhalten.“

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Südsee-Abenteuer

Tahiti, Französisch-­ Polynesien, 2019

„Altmeister Guillaume Néry (re.) und sein junger Freund Arnaud Jerald tauchen Seite an Seite zu einem Flugzeugwrack in der Südsee hinunter, ein Schwarm tropischer Fische begleitet sie. Mich er­ innert dieses Bild immer ein bisschen an die Ästhetik eines Comic-Hefts: Die Szene könnte genauso gut gezeichnet sein.“

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DER FOTOGRAF Zu Wasser hatte Franck Seguin ­immer schon ein inniges Verhältnis: In Dunkerque (Dün­kirchen) am Ärmelkanal ge­ boren, begeisterten ihn als Kind die Dokus des berühmten Ozeanografen Jacques Cousteau. ­Später ging er zur Marine. Dennoch war Seguin, der sein Alter nicht ver­ raten will, nicht mehr ganz jung, als er vor 15 Jahren das Feld entdeckte, für das er heute berühmt ist: Er gilt als Chronist der weltbesten ApnoeTaucher, er hält ihre Abenteuer unter Wasser fest, diese wunderbare und doch fremde Welt, die sich mit nur ­einem Atemzug erschließt. Seguins Qualitäten? „Franck ist kein Taucher, der sich der Foto­grafie zugewandt hat“, beschreibt es Guillaume Néry, Apnoe-Legende und inzwischen mit Franck Seguin eng ­befreundet, ­„sondern ein Fotograf, der Tauchen gelernt hat.“ Das trifft es auffallend: Franck Seguin war ursprünglich Sportfotograf und ist einer der Foto­ chefs bei der französischen Sport-­ Tageszeitung „L’Équipe“. Instagram: @franckseguinphoto

Er ist so frei

Villefranche-sur-Mer, Frankreich, 2006 „Dieses Foto zeigt für mich das Wesen des Freitauchens: Guillaume Néry beim Luft­ holen, entweder vor dem Ab- oder nach dem Auftauchen. Dieser eine tiefe Atemzug verschafft ihm die Freiheit, sich schwerelos in einer fremden Welt zu bewegen. Als ich anfing, Apnoe-Taucher zu fotografieren, gab es diese Art Bilder noch nicht.“

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BMX

Die Frau, die immer Erste ist Wie Lara Lessmann, 21, trotz ihrer Schüchternheit stets neue Welten erobert: im Bike-Park, im Internat, in diesem Sommer als Debütantin bei den Wettkämpfen in Tokio. Text ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE  Foto CHRISTOPH VOY

Am Ende zählt nur der „Run“: sechzig Sekunden auf dem Rad. Was du vor der Jury zeigst, entscheidet über den Lohn für tausende Stunden Arbeit. Das macht die Sache so faszinierend – und manchmal so grausam. Buenos Aires, Argentinien, Olympische Jugend-Sommerspiele 2018. Lara Lessmann steht auf einer Rampe am Rand des BMX-Parcours. Man sieht es ihrem lächelnden Gesicht nicht an, aber sie ist so nervös, dass ihr die Knie zittern. Lara versucht ­alles auszublenden: Die Teamgefährten, die sie anfeuern, weil eben ihr Name aufgerufen wurde. Den Druck, der auf ihr lastet, weil es hier und jetzt um Gold geht. Sie atmet tief durch, dann lässt sie sich mit Schwung in die Rampe fallen. Konzentriert fährt sie durch den Parcours, die Sprünge sitzen, die Tricks funktionieren. Als es vorbei ist, weiß sie, warum sie sich das alles immer wieder antut: Sie schwebt fast vor Erleichterung und Glück. Der Run war so gut, dass sie damit Gold im Mixed-Wettbewerb mit Partner Evan Brandes gewinnt. Sie hat sich

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wieder was getraut, sich überwunden, sich belohnt. Und vielleicht ist ihr all das in Buenos Aires auch deshalb so gut gelungen, weil sie es im Grunde schon ihr halbes Leben lang macht – nicht nur auf der Rampe.

Laras steiler Weg beginnt auf dem „Schlachthof“

In wenigen Wochen wird Lara Lessmann mit 21 bei den Spielen in Tokio antreten. Als erste deutsche BMXerin in der Disziplin Freestyle Park, die dort Olympia-Premiere feiert. Ihr Ziel? „Ich möchte einen Podiumsplatz erreichen“, sagt sie im Videointerview, das sie von ihrer Berliner Wohnung aus gibt, „am liebsten natürlich den obersten.“ Laras Chancen stehen gut. Mit siebzehn gewann sie Silber bei der WM, mit neunzehn wurde sie Vize-Europameisterin, bei den Weltcup-Events der UCI steht sie regelmäßig auf dem Treppchen. Laras Geschichte klingt nach einer geradlinigen Erfolgsstory: Ein großes Talent, früh entdeckt, gut gefördert, fertig ist die MedaillenKandidatin. Aber es ist auch die Geschichte einer jungen Frau, die sich getraut hat, unbeirrt ihrer Leidenschaft zu folgen, die beharrlich blieb und gelernt hat, klug mit Zweifeln und Ängsten umzugehen. Es war kein ganz einfacher Weg. Er beginnt in Flensburg. Norddeutschland, Ostsee, wirklich schöne Sandstrände. Aber an denen sieht man Lara selten. Ihre großen Brüder fahren BMX, irgendwann sieht sie

die Burschen durch den örtlichen Skatepark namens „Schlachthof“ springen und weiß: Das will ich auch. Sie lernt die Rampen auf Inlinern kennen, dann auf dem Skateboard. Als ihre Großeltern eine kleine ­Summe in einer Lotterie gewinnen, schenken sie Lara ihr erstes BMX. Da ist sie neun und hat ihr Leben längst in den Schlachthof verlegt. „Ich war jeden Tag nach der Schule bis zum Sonnenuntergang dort. ­Meine Eltern haben mich teilweise richtig vermisst, weil ich kaum noch zu Hause war.“ Dass sie oft das einzige Mädchen im Skatepark ist, stört sie nicht. Die Jungs lassen es sie auch nicht spüren. Im Schlachthof gilt: Wer kommt, gehört dazu, ganz einfach. „Ich habe viel von den Jungs gelernt“, erzählt Lara. „Sie waren mir anfangs oft ein bisschen voraus. Wenn sie etwas Neues konnten, wollte ich das auch sofort können. Das war sehr motivierend.“ Dass Lara Talent hat, ist schnell klar. Wie gut sie wirklich ist, begreift auch sie selbst erst nach und nach.

Als keine Mädchen kommen, fährt sie einfach gegen Jungs

Zuerst besiegt sie die Jungs. Weil 2012 bei einem Contest im Schlachthof keine Mädchen antreten, fährt sie einfach gegen ihre männlichen Altersgenossen und lässt sie alle ­hinter sich. Ähnlich macht sie es in den folgenden Jahren. Ab und zu bekommt sie was von einem angeb­ lichen Mädchenbonus zu hören, lässt sich aber davon nicht irritieren. Als Nächstes besiegt sie erwachsene Frauen. Gleich beim ersten Weltcup, den sie mit fünfzehn fährt, 2016 in Kroatien, setzt sich Lara ­gegen ein international besetztes Teilnehmerinnenfeld durch. Schließlich, beim Weltcup 2017 in Budapest, schlägt sie zum ersten Mal die besten Fahrerinnen der

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„Ich war jeden Tag bis Sonnen­ untergang im Park am Bike.“ Lara Lessmann über ihre Jugend als oft einziges Mädchen unter Jungs

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BMX

Welt. „Da dachte ich nur: Das kann nicht wahr sein!“ Ist es aber. Und ­eines ist ihr und einigen Verantwortlichen in der deutschen BMX-Szene wie dem heutigen Bundestrainer ­Tobias Wicke längst klar: Laras Talent muss noch professioneller gefördert werden. Auch, weil mittlerweile bekannt geworden ist: Es wird in Tokio einen olympischen Wettbewerb im BMX Freestyle Park geben.

Auf dem Internat beißt sie sich als Außenseiterin durch

Im Sommer 2017 zieht Lara Lessmann nach Berlin. Den besten BMXPark der Stadt, manche sagen: Deutschlands, kennt sie bereits: Im „Mellowpark“ in Köpenick hat sie schon ganze Sommerwochen verbracht, tagsüber auf dem BMX, nachts bei Freunden auf der Couch. Nun will sie an einer Sporteliteschule, ein paar Straßen vom Mellowpark entfernt, Abitur machen und sich zur Medaillenkandidatin in Tokio entwickeln. Guter Plan, bloß nicht einfach umzusetzen. „Ich merkte schnell, dass mein Leben sich komplett veränderte“, sagt Lara. Der Wettkampf-Rhythmus wird härter, sie tritt bei Weltcupbewerben an, bei Weltmeisterschaften, kämpft um die Olympia-Quali, 2018 fährt sie eine Live-Demo bei den X Games. Gleichzeitig hat sie es in der Schule nicht leicht. Sie ist dort die erste BMXerin, ein Sonderling und Außenseiter. Ein bisschen ist es wie im Schlachthof früher, nur dass sie jetzt nicht umgeben ist von einem Haufen netter Skatepark-Kids, sondern von ehrgeizigen Fußballern, Kanuten und anderen Leistungssportlern. „Es war nicht leicht, akzeptiert und ernst genommen zu werden“, sagt sie. „Das hat mich auch mal runtergezogen, und ich habe die eine oder andere Träne vergossen.“ Lara ist keine Sprücheklopferin. Im Interview wirkt sie fröhlich, freundlich, aber eher ruhig. Keine Eigenschaften, mit denen man angehende Fußballprofis beeindruckt. Aber sie lernt,

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„Ich merkte schnell, dass mein Leben sich komplett veränderte.“ die Sprüche zu kontern und auch mit dem Druck der vielen Wettkämpfe umzugehen. „Es war nicht einfach, mich in dieser Zeit zu beweisen. Aber ich war stark genug. Vielleicht auch, weil ich abgehärtet war durch das BMX-Fahren. Wenn du als Frau jahrelang in einer männerdominierten Sportart dabei bist, lernst du, dich durchzusetzen. Du wirst selbstbewusst, selbständig, vertraust auf deine Stärken.“

Das Bewältigen eines persönlichen „Angsttricks“

Und noch etwas hat sie auf dem BMX gelernt: wie man gewaltig scheinende Herausforderungen bewältigt – Stück für Stück, im eigenen Tempo und mit großer Beharrlichkeit. So wie den Rück­ wärtssalto. Sie nennt ihn „meinen Angsttrick“. Als sie vor zwei Jahren anfängt, daran zu arbeiten, gruselt ihr davor. Sie übt erst im Schaumstoffbecken. Sprung um Sprung landet sie darin, jedes Mal versucht sie, das Rad etwas weiter zu drehen. „Das sah nicht cool aus. Und wenn du kopfüber mit dem Rad auf dir landest, tut das auch im Schaumstoffbecken weh.“ Aber sie kommt voran. Sie hat das Projekt in kleine Portionen unterteilt, die große Furcht in kleine überwindbare Ängste. Mit jedem Sprung überschreitet sie eine neue mach­ bare Grenze. Erst als sie sich absolut sicher fühlt, das dauert sechs Monate, wagt sie den Sprung auf der Rampe – und schafft ihn. Ein paar Wochen später folgt ein Rückschlag: Sie stürzt beim Rückwärtssalto, die Angst ist zurück. Was ihr nun hilft? „Wieder von vorn anzufangen, bei Schritt eins, und zu akzeptieren, dass nicht alles sofort klappt. Jeder hat seine eigene

Zeit, die er braucht, um seine Angst zu überwinden. Die muss man sich geben und darauf vertrauen, dass man es schafft. Das ist, glaube ich, das Geheimrezept: Mach dir selbst nicht zu viel Druck.“

Zur Not enteist Lara die Rampen per Bunsenbrenner

Den macht sich Lara nun auch vor Tokio nicht. „Ich werde alles geben, um was zu reißen. Aber ich finde, man kann auch schon stolz sein, überhaupt unter den neun Fahrerinnen zu sein, die dort teilnehmen.“ Auch dass ihre Vorbereitung der Pandemie wegen ganz anders verläuft als geplant, nimmt sie gelassen. „Es hat auch Vorteile gehabt: Ich kam zur Ruhe, konnte meine Batterien aufladen. Ich habe jeden Tag im Olympia-Stützpunkt an meiner Kraft und Ausdauer gearbeitet.“ Zuletzt reiste Lara fürs Wintertraining nach Kalifornien oder Spanien. Diesmal blieb sie in Berlin und griff auch mal zum Bunsenbrenner, um die Rampen vom Eis zu befreien. Was sie immer wieder antreibt: „Ich will beweisen, dass ich was draufhabe, und jungen Frauen ­zeigen, dass man sich auch in einer von Männern dominierten Sportart durchsetzen kann. Und klar, Erfolg zu haben, das macht einfach Spaß.“ Ihren bislang größten kann sie in Tokio einfahren. Sie wird wieder an der Rampe stehen, sich über­ winden, konzentriert in den entscheidenden Run starten. Ob sie dann ihren Angsttrick wagen wird, den Rückwärtssalto? Sie hat da eine Ahnung. Aber verraten will sie es noch nicht. Mit Bike und ohne – auf Instagram zeigt Lara Highlights ihrer Tage: @lara_lessmann

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Musik

Sie ist die Sängerin von London Grammar und macht ihre Band zur Nummer eins in England. Wie? Hannah Reid verwandelt ihren Ärger über mächtige Männer in Kunst. Text STEPHANIE PHILLIPS  Foto WILL REID

Als wir Hannah Reid daheim in West London erreichen, erzählt sie, wie sie und ihre Band das Beste aus dem Lockdown gemacht haben: „Statt auf Tour zu gehen, haben wir neue Songs geschrieben und an ­einem vierten Album gearbeitet.“ Diese Ansage kommt über­ raschend, denn das dritte Album von London Grammar ist zum Zeit­ punkt des Interviews gerade erst er­ schienen. „Californian Soil“ ist eine Sammlung aus geschickt gemachten Tracks, die toxische Frauenfeindlich­ keit, das Ende des American Dream und Reids persönliche Entwicklung behandeln. Und es stieg sofort auf Nummer eins der Charts ein. Was auf­ fällt: Die Lieder sind selbstbewusster als die Songs auf früheren Alben der Band. Dieses neue Selbstbewusst­ sein schreibt die 31-Jährige der ­Inspiration durch eine jüngere Ge­ neration von Künstlerinnen zu. the red bulletin: Sie wurden ziemlich jung bekannt. Wie hat Sie das persönlich beeinflusst? hannah reid: Wir haben unseren ersten Plattenvertrag bekommen, als ich 21 war, das hat mich als Mensch auf ­jeden Fall verändert. Die Musik­ industrie ist ein hartes Pflaster. Sie ist komplett von Männern dominiert, und der Wechsel in dieses Umfeld

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Glauben Sie, dass die #MeToo-­ Bewegung einen bleibenden Effekt auf die Musikindustrie hat? #MeToo ist ähnlich wie Black Lives Matter – es hat Menschen dazu ge­ bracht, in sich zu gehen und nach­ zudenken. Sogar wirklich gute ­Männer, mit denen ich zusammen­ gearbeitet habe, sagten: „Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass Frau­ en sich so fühlen.“ #MeToo war ein Riesenschritt nach vorn.

war eine krasse Umstellung für mich. Wenn du erfolgreich wirst, ­haben plötzlich viele Leute, die du nicht kennst, eine Meinung zu dir und deiner Arbeit. Du riskierst, dein Gefühl dafür zu verlieren, wer du bist. Aber ich glaube, dass ich mir dieses Gefühl auf dem dritten Album wieder zurückhole. Ich habe mich als Mensch verändert, und hinter meiner Musik steckt eine andere Energie. Das Album klingt ziemlich poppig, aber die Texte sind teilweise dunkel und aggressiver als sonst.

Lassen Sie sich auch von anderen Künstlerinnen inspirieren? Ich liebe jede Art von Kunst, die von Frauen geschaffen wurde und in der es darum geht, unsere Stärken zu kennen und unser Leben selbst zu bestimmen. Gerade gibt eine neue Generation von Künstlerinnen den Weg vor, zum Beispiel Arlo Parks und Billie Eilish. Sie sind deutlich jünger als ich, aber haben die Kon­ trolle über ihre Karriere und sagen alles, was sie sagen wollen. Das macht mir neuen Mut.

Ist das Selbstbewusstsein mit dem Alter gekommen? Auf dem ersten Album war ich ­tatsächlich sehr verloren und ver­ letzlich, wie viele junge Leute es in diesem Alter sind. Auf dem zweiten Album habe ich mich hinter den Texten versteckt. Jetzt dachte ich mir: „Ich werde sagen, was auch ­immer ich sagen will.“

Lässt Sie Ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen auch an eine ­Solo-Karriere denken? Zwischen uns drei in der Band ist eine Magie, die ich wirklich schätze. Egal wie sich die Musik von Album zu Album verändert: Wir als Trio ­haben uns immer weiterentwickelt. Es ist faszinierend, ein Teil davon zu sein. Obwohl: Ich könnte mir schon vorstellen, eines Tages ein wirklich ob­skures, tragisches Country-Album aufzunehmen, das sich vermutlich niemand anhören würde. Aber das ist noch weit weg.

Sie haben erwähnt, dass Sie das neue Album als feministisches Werk sehen … Die Texte sind es definitiv. Ich habe prägende Erfahrungen als Frau in der Musikindustrie gesammelt, und als ich dann nach Hause kam und meinen Freundinnen davon erzählte, habe ich gemerkt, dass sie alle die­ selben Erfahrungen gemacht hatten. Und das, obwohl sie gar nicht in

London Grammars Album „Californian Soil“ ist bereits erschienen.

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WILL REID/CONTOUR BY GETTY IMAGES

„#MeToo war ein Riesenschritt nach vorn“

­ erselben Branche arbeiten. Es war d enttäuschend. Ich dachte: „Wow, die Welt hat sich nicht so weiter­ entwickelt, wie ich geglaubt hatte.“


„Künstlerinnen wie Billie Eilish machen mir neuen Mut.“ Sängerin Hannah Reid, 31, wird von einer neuen Generation selbst­ bewusster Künstlerinnen inspiriert.

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Kino

Eisbaden, Kühe melken, allein durch Georgien wandern: Schauspielerin Henriette Confurius, 30, über die spezielle Kraft, die man nur in der Natur findet. Interview RÜDIGER STURM  Foto MATHIAS BOTHOR

Das Jahr 2021 könnte für die Kar­ riere von Henriette Confurius, 30, ziemlich bedeutend werden. Nach der Netflix-Serie „Tribes of Europa“ ist sie in zwei Kinofilmen zu sehen: Sowohl in dem Drama „Das Mädchen und die Spinne“ wie auch in der Best­ seller-Verfilmung „Generation Bezie­ hungsunfähig“ spielt sie eine Haupt­ rolle. Die Kraft, die sie für ihr Spiel braucht, holt sie sich in der Natur. Im Gespräch erklärt sie, wie ihr ­diese Erfahrungen geholfen haben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. the red bulletin: Fast gleich­ zeitig starten zwei Kinofilme mit dir. Gibt es einen gemeinsamen Nenner? Henriette Confurius: Vielleicht die Angst, Gefühle zuzulassen und sie dann ehrlich auszudrücken. Und auch die Angst vor dem Schmerz des Verlassenwerdens. Was ist deine Erfahrung? Kann man solche Ängste überwinden? Ängste sind ja prinzipiell nichts Schlechtes. Angst kann auch ein An­ trieb sein. Ein Problem wird sie nur, wenn sie einen davon abhält, das ­Leben zu führen, das man führen will. Wie hast du herausgefunden, ­welches Leben du führen willst?

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Eine wichtige Erfahrung war, dass ich mit siebzehn ein Jahr auf einer Farm in Irland gelebt habe. Ich hatte mit zehn mit dem Schauspielen ange­ fangen und wollte nicht mehr weiter­ machen. Die Schule hatte ich auch abgebrochen – so habe ich mir eine Pause von meinem Leben genommen. Was hat das mit dir gemacht? Ich habe mich dabei besser kennen­ gelernt – und gemerkt, was mir guttut: frühes Aufstehen, eine feste Struktur und ganz besonders die körperliche Arbeit – wie Kühe­ melken. Viele Menschen wissen gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, physisch zu arbeiten. Aber du melkst ja auch nicht mehr jeden Tag Kühe. Nein, aber ich stehe noch immer früh auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Im Alltag hinterfragt man vieles, und das löst ein Grund­ rauschen an Sorgen und Stress aus. Das verschwindet in solchen Momen­ ten. Wenn ich früh genug draußen war und frische Luft hatte, dann befinde ich mich in einem Rhythmus, der zu mir passt. Eine ganz ähnliche Wirkung hat es, wenn ich durch den Wald gehe oder am Meer sitze.

Woher hast du diese Sicherheit genommen? Ich muss zugeben, dass da ein biss­ chen Naivität dabei war. Aber ich bin jemand, der sich in vermeintlich gefährlichen Situationen sicher ­fühlen kann. Ich glaube, speziell aus meinen Naturerfahrungen habe ich gelernt, mit meinen Ängsten ­umzugehen. Vieles ist Kopfsache. Wie hast du das gelernt? Mit Eisbaden zum Beispiel. Norma­ lerweise löst die Vorstellung von eiskaltem Wasser Angst aus, zum Beispiel vor dem Krankwerden. Wir denken, wir sind da in Gefahr. Aber du darfst deine Empfindungen nicht bewerten. Das ist wie in einer Meditation – du beobachtest nur. Und sagst dir: Das ist Kälte, und sie macht das und das mit meinem Körper. Mein Herzschlag wird erst sehr, sehr schnell und dann plötzlich sehr langsam. Die Farben, die ich sehe, verändern sich. Das, was ich höre, verändert sich, und auch mein Zeitgefühl. Ein ähnliches Beispiel habe ich beim Dreh zu „Das Mädchen und die Spinne“ erlebt, wo ich eine Spinne über meine Hand laufen lassen musste. Zuerst hat sich der Körper aus spontanem Ekel heraus verkrampft, aber dann habe ich ihr einfach nur zugeschaut und alles ge­ schehen lassen, schon war ich ruhig. „Das Mädchen und die Spinne“ startet am 24. Juni in den Kinos, „Generation Beziehungsunfähig“ am 1. Juli.

Was war bis jetzt deine intensivste Naturerfahrung? Ich bin vor etwa sechs Jahren einen Monat lang durch Georgien gewan­ THE RED BULLETIN

MATHIAS BOTHOR/PHOTOSELECTION

„Deine Angst kann auch ein Antrieb sein“

dert – und zwar ohne wirklich gut Karten lesen zu können. Und ich hatte nie viel Proviant dabei. Einmal war ich zwei Tage durchgehend in der Natur unterwegs, ohne einen Menschen zu treffen. Aber ich habe nicht daran gedacht, dass mir etwas passieren könnte. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass ich schon jemandem begegnen werde.


„Ich habe ein Jahr auf einer Farm gearbeitet. Das hat mich geprägt.“ Netflix-Star Henriette Confurius nahm sich in Irland eine „Auszeit vom Leben“.

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Dossier

DIE ZUKUNFT DES FUSSBALLS

… wird sehr anders. Auf den folgenden Seiten erzählen uns Experten, warum Profi-Spieler ihr Gehirn am Klavier trainieren, Frauen TV-Rekorde brechen und Lionel Messi bald keine Freistoß-Tore mehr schießt. Und keine Angst: Das Runde muss weiterhin ins Eckige.

STEFAN STRATIL

40 IDENTITÄT SCHLÄGT KAPITAL 44 FANS BLEIBEN DAS HERZ DES SPORTS 52 FRAUEN SETZEN DIE TRENDS 58 DIE MAUER WIRD SCHLAUER 60 DIE USA HOLEN DEN WM-TITEL 64 BIOHACKING WIRD STANDARD 70 COMPUTER ÜBERNEHMEN DAS COACHING 74 DAS QUIZ

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Als Sportdirektor, Trainer und Taktik-Vordenker prägte RALF RANGNICK, 62, Europas Fußball. Für uns beantwortet er elf Fragen über die Zukunft seines Sports: warum Big Data immer wichtiger wird und Romantik niemals stirbt.

IDENTITÄT SCHLÄGT KAPITAL

WIE SIEHT FUSSBALL IN ZEHN JAHREN AUS, HERR RANGNICK? Interview: Christian Eberle-Abasolo Fotos: Philipp Horak

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Dossier Fußball

1. Wenn ich mir in zehn Jahren ein Champions-League-Spiel ansehe, wo werde ich die größte Veränderung merken?

Fußball hat sich in den letzten Jahren zu einer Hochgeschwindigkeitssportart gewandelt, und diese Entwicklung ist noch nicht zu Ende. Passschärfe, Pass­ präzision und Entscheidungsschnellig­ keit werden weiter zunehmen. Spieler bekommen noch weniger Zeit und Raum, einen Ball in Ruhe anzunehmen. Früher gab es ja Sätze von Experten wie „Es braucht auch einmal einen, der das Spiel beruhigt, der auf den Ball steigt“. Mach das heute gegen die Spitzen­ mannschaften. So schnell kannst du gar nicht schauen, wie die dich auffressen.

2. In den letzten Jahrzehnten hat die körperliche Leistungsfähigkeit rasant zugenommen. Gibt es noch Möglichkeiten, junge Spieler besser zu machen?

In puncto Leistungsfähigkeit wird es kei­ ne Quantensprünge mehr geben, daher wird die Verletzungsvorbeugung noch wichtiger. Dank Tracking-Daten wissen unsere Athletiktrainer genau, wie an­ strengend eine Einheit ist, wann Pausen einzuhalten sind. Da steckt der Teufel im Detail. In Zukunft wird es aber vor allem um „train the brain“, also kognitives ­Training gehen: Spieler zu provozieren, sie im Training aus der Komfortzone zu holen, sie unter erschwerten Bedingun­ gen trainieren und Entscheidungen auf engstem Raum unter Zeitdruck treffen zu lassen. In Hoffenheim haben wir etwa eine Countdown-Uhr am Trainingsplatz aufgestellt. Zehn Sekunden Zeit, ein Tor zu schießen. Acht Sekunden Zeit, einen verlorenen Ball wiederzuerobern. Das ­Ticken ständig hörbar. Das war für alle Spieler nicht nur neu, sondern im wahrs­ ten Sinne des Wortes nervig. Es ging ­ihnen auf die Nerven, und das musste es auch, um Verhaltensänderungen – „train the brain“ – zu erzielen. THE RED BULLETIN

„Die Zukunft heißt ‚train the brain‘, kognitives Training, das Spieler aus ihrer Komfortzone holt.“ Erfolgsmacher: Ralf Rangnick, 62, führte als Trainer Hoffenheim und RB Leipzig in die Bundesliga. Er war Sportdirektor in Leipzig und Salzburg und gilt als einer der Väter des modernen Pressing-Fußballs.

3. Wird es noch Spieler geben, die sich im Alltag – sagen wir einmal – nicht ganz so professionell verhalten?

Die wird es geben. Aber sie werden nie das Maximale aus ihrer Karriere heraus­ holen. Es gab ja lange eine Meinung ­unter Trainern und TV-Experten, die lautete: „Du brauchst auch ein paar Sau­ hunde in der Mannschaft, die aus dem Trainingslager ausbüxen, die Nacht zum Tag machen, einmal einen über den Durst trinken.“ Aber solche Spieler

­ aben ­keine Chance mehr. Das wäre so, h als würde Max Verstappen versuchen, ein Formel-1-Rennen zu gewinnen, aber ständig Diesel ins Auto tanken.

4. Sterben klassische Straßen- oder Käfig-Kicker aufgrund der zunehmenden Professionalisierung im Jugendbereich aus?

Ich sehe es als Aufgabe der Vereine und Akademien, Elemente aus dem Käfigund Straßenfußball ins Training zu   41


i­ ntegrieren. Das heißt: sich durchsetzen, sich gegen Ältere behaupten und um ­jeden Sieg kämpfen. In den Verbänden gibt’s Überlegungen, wegen des Leistungsdrucks bei ganz jungen Spielern keine Tore mehr zu zählen, Sieg, Niederlage und Tabellen abzuschaffen. Völliger Blödsinn! Hättest du das dem achtjährigen Joshua Kimmich (heute Profi bei Bayern München; Anm.) gesagt, wäre seine ­Antwort gewesen: „Der einzige Grund, warum ich kicke, ist, zu gewinnen.“ Aufgrund dieser Mentalität hat er schon mit achtzehn in Leipzig Mitspieler zusammengestaucht, wenn sie im vier ­gegen vier nicht Vollgas gegeben haben. Und aufgrund dieser Mentalität spielt er heute in München. Genau dieses Mindset muss in Akademien mehr trainiert werden.

5. Was muss der Fußball ver­ ändern, um ein junges Publikum mit geringerer Aufmerksamkeits­ spanne zu erreichen?

Ich glaube, dass diese geringere Aufmerksamkeit ein Klischee ist. Gerade der E-Sport zeigt ja, dass junge Menschen sehr wohl bereit und auch in der Lage sind, sich stundenlang auf eine Sache zu konzentrieren. Es gibt zudem ein ­größeres Verlangen nach einem evidenzbestimmten Verständnis des Spiels, ­Statistiken, Passwege, erwartete Tore, Laufkilometer, Top-Speed. 0Es gibt ja ­inzwischen so ziemlich über alles Datenmaterial. Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden auf dem Vormarsch bleiben. Entscheidend ist die Frage: Wie interpretierst du diese Daten? Sowohl für Zuseher als auch für ein Trainerteam. Das Schöne bei all den Innovationen ist, dass ganz am Ende trotzdem wieder Menschen mit diesem Datenmaterial umgehen und es entsprechend inter­ pretieren müssen.

6. Welche Regeländerung würden Sie begrüßen?

Ich würde weiter wie in Corona-Zeiten fünf Auswechslungen erlauben. Das macht das Spiel schneller, mindert Verletzungen, hält den Kader besser bei ­Laune. Und man sollte darüber ­diskutieren, was ich schon vor 15 Jahren gefragt habe: Ist die Torgröße noch angemessen? Als das Tor mit 2,44 Meter Höhe und 7,32 Meter Breite festgelegt wurde, war der Mensch im 42

„Erfolg hängt an drei Ks: Konzept, Kompetenz und Kapital. Kapital ist schnell mal vorhanden, meistens scheitert es an den anderen zwei.“ Jeder Klub braucht eine Identität, sagt Ralf Rangnick: „Ein Trainer wie Jürgen Klopp hat so in Dortmund und Liverpool eine ganze Stadt elektrisiert.“

Schnitt zehn Zentimeter kleiner, auch Torhüter. Macht man das Tor drei Zentimeter breiter und zwei Zentimeter höher, fallen sicher ein paar Tore mehr.

7. Was sind die wichtigsten Eigen­ schaften, die ein erfolgreicher Trainer in zehn Jahren haben muss, um große Titel zu gewinnen? Teamverständnis, Menschenführung und Entscheidungssicherheit. Im Prinzip alles, was ein moderner Manager in der freien Wirtschaft auch haben sollte. Bei meinem ersten Trainerjob waren wir zu dritt: Co-Trainer, Torwarttrainer, ich. Heute musst du Ansprechpartner sein für

15 bis 20 Fachleute, vom Videoanalysten bis zum Ernährungsberater. Und es ist nicht getan, Aufgaben an diese Experten zu delegieren, du musst mit ihnen in den Dialog treten können. Deshalb muss ein Trainer auch über viel mehr Spezialwissen als früher verfügen.

8. Womit muss ich beginnen, um in zehn Jahren mit einem Team erfolgreich zu sein? Es braucht eine klare Vereinsphilosophie. Wofür möchte ich stehen? In der freien Wirtschaft redet man von Corporate ­Identity. Ohne Corporate Identity gibt es auch kein Corporate Behaviour. Wenn

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Dossier Fußball

„Moderne Methoden begrüße ich mit offenen Armen. Aber die Essenz muss die Liebe zum Sport bleiben.“ Vordenker Rangnick setzt auf Big-Data-Analysen und Tech-Fortschritt. Aber er sagt: Am Ende entscheidet stets der Mensch über die Anwendung der Technik.

­ ayern sind wieder Meister. Aber wäre B Erling Haaland bei RB Leipzig und nicht bei Borussia Dortmund, hieße der Meister 2021 RB Leipzig. Das ist eine Hypothese. Aber man muss sich nur seine Torquote im Verhältnis zu den liegen gelassenen Chancen bei Leipzig anschauen. Kurzum: Wenn du viel richtig machst, kannst du auch Vereine, die deutlich mehr finan­ zielle Mittel haben, überflügeln. Das wird auch in zwanzig Jahren noch so sein. Also dieses Geld schießt Tore oder ge­ winnt Meisterschaften – da gibt es zu viele Gegenbeispiele, als dass ich das so ohne weiteres unterschreiben würde.

10. Was würden Sie den Initiatoren der Super League ausrichten?

Bezieht ein bisschen mehr Fußball­ fachkompetenz in die Gespräche ein. Bei dieser Diskussion war die wirtschaftliche Kompetenz offensichtlich zu einseitig ver­ treten. Wer sich die Schuldenstände der führenden Vereine ansieht, braucht kein Hardcore-Fan zu sein, um zu verstehen, dass es nur um Geld ging. Hier bin ich ­totaler Traditionalist: Es muss weiter­ hin die erfolgsbasierte Fußballpyramide geben. Kleine Vereine müssen aufsteigen können. Und große Klubs, wenn sie über Jahre hinweg misswirtschaften, müssen absteigen. Mit einem Franchise-System wie in den USA (siehe S. 60) konnte ich mich schon zu meiner Zeit als Head of Global Soccer bei Red Bull schwer arran­ gieren, und ich glaube, in diesem Leben schaffe ich das auch nicht mehr.

11. Was war im Fußball früher besser, als es heute ist?

es keine Identität gibt beziehungsweise sich die mit jedem Trainerwechsel ändert, stehst du als Verein für nichts. Deshalb spielt ­Schalke 04 nächste Saison in der zweiten Liga. E ­ rfolg hängt an drei Ks: Konzept, Kompetenz und Kapital. Kapital ist schnell mal wo vorhanden, meistens scheitert es an fehlender Kompetenz der Handelnden und am fehlenden Konzept. Ich nenne es auch Spielidee. Schau dir an, THE RED BULLETIN

was Jürgen Klopp in Dortmund oder Liver­pool gemacht hat. Er hat Verein, Spieler und die ganze Stadt elektrisiert.

9. Wird es in Zukunft noch Underdog-Storys geben, oder geht die Ära der Serienmeister weiter? Die zweite deutsche Liga, wo kleinere Vereine wie Fürth oder Kiel vorn mit­ spielen, zeigt das gut. Und okay, die

Die Atmosphäre in den Stadien. Ich kann mich an Besuche im alten Stuttgarter Stadion, im Highbury von Arsenal oder im Upton Park in London erinnern – da kriege ich jetzt noch Gänsehaut. Damals gab es so gut wie keine VIP-Räume oder Lounges, keine Leute, die zum Spiel ge­ kommen sind, um gut zu essen und sich zu unterhalten. Es ging nur um Fußball. Um Herz, Emotionen und die Liebe zu dieser Sportart. Genau das darf man nie aus den Augen verlieren. Moderne Methoden, um Spieler und Mannschaften zu entwickeln, sind mit offenen Armen zu begrüßen. Aber die Essenz muss die Liebe zum Sport bleiben.   43


Sie erheben Menschen zu Göttern, füllen Arenen mit Leben, erobern ganze Städte. Eine Hommage der Fotografin JANE STOCKDALE an Fußball-Fans rund um den Globus. Und drei Veränderungen*, die uns beim Jubeln bevorstehen.

FANS BLEIBEN DAS HERZ DES SPORTS

AUS LIEBE

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Fotos: Jane Stockdale * Prognosen: Projektreport „Fußball 2050“ von Stefan Bader und Werner Grabherr. teamwerk-sport.de/fussball-2050

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UND DER STRAND BEBTE …

„In diesem Moment ist Argentinien ins Finale der WM in Brasilien eingezogen“, erinnert sich die schottische Fotografin Jane Stockdale an den Abend des 9. Juli 2014. „Die Copacabana von Rio de Janeiro bebte.“

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ZUM SPIEL

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GESPANNTE BLICKE

Das WM-Finale 2018 – Frankreich gegen Kroatien – verfolgte Stockdale mit hunderttausenden Fans auf den Straßen von Paris. „Nachdem ich kein Ticket ergattern konnte, war dies die nahe­liegendste Lösung.“

DAS ENDE EINES TRAUMS

„Halbfinale 2014, Brasilien gegen Deutschland. Soundanlage, Feuerwerk: Alles war am Strand von Rio bereit für die Party. Dann ging das Spiel 1:7 verloren. Für Brasilien war das niederschmetternd.“

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Dossier Fußball

HIER REGIEREN WIR

Die Pariser Polizei hatte 2018 die Innenstadt abgesperrt, die Stadt gehörte nun den Fans. „Hier klettern zwei auf ein Verkehrsschild.“

DER STURM VOR DER RUHE

Anfeuerungsrufe argentinischer Fans beim Public Viewing des WMFinales 2014 – am Ende vergeblich. Deutschland wurde Weltmeister. „Sie waren am Boden zerstört.“

Prognose 1:

Wir jubeln in fremden Stadien 3D-Audiosounds und 360-Grad-Filmaufnahmen sorgen dafür, dass Kinos neben Bars und Fanmeilen immer öfter zu Stätten des gemeinsamen Fußballschauens werden. Noch mehr ­Stadion-Atmosphäre gefällig? Bereits jetzt gibt es Konzepte, WM-Spiele mittels Hologramm-Technik in jedes beliebige ­Stadion live zu projizieren.

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Dossier Fußball

Prognose 2:

Wir jubeln für Spieler, nicht für Vereine Menschen binden uns emo­ tional stärker als Konstrukte, daher wird sich der Fokus der Fans noch mehr auf einzelne Spieler richten. Denkbares Nebenprodukt: All-Star-Games nach amerikanischem Vorbild – mit Teams, die sich aus den beliebtesten Fuß­ballern zusammensetzen.

GENERATION DER HOFFNUNG

„Dieses Bild zeigt meine Heimat, den Celtic Park in Glasgow, 2011“, sagt Stockdale. Zehn Jahre später darf sich die Fotografin mit den schottischen Fans freuen: Ihr Nationalteam ist nach 25 Jahren wieder bei einer Europameisterschaft am Start.

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ALLEZ LES BLEUS!

Prognose 3:

Wir jubeln mit der ganzen Welt

„Nach dem Sieg der Franzosen im WM-Finale 2018 feiern mehr als eine Million Menschen auf den Champs-Élysées. Unglaublich!“

Schon jetzt zielen viele Maßnahmen im Fußball-Marketing auf den asiatischen Markt ab. Und Europa bekommt auch von woanders Konkurrenz: Ein Bevölkerungsanstieg von 1,1 auf 2,44 Milliarden Menschen bis 2050, Wirtschaftswachstum und immer mehr Top-Spieler afrikanischer Herkunft sorgen dafür, dass auch die Klubs mehr Fokus auf afrikanische Fans legen.

STOSSGEBET ZUM FUSSBALLGOTT

Vom Arbeitersport der Männer zum Event für alle. Stockdales Fotos (hier Paris 2018) zeichnen auch ein diverseres Bild der Fußballfans.

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Dossier Fußball

DER LETZTE SCHREI

„Ich kann die Freude der Menschen über Frankreichs WM-Titel nicht in Worte fassen, aber dieses Foto bringt sie gut zum Ausdruck.“

FACKELLÄUFER

„Während der WM-Feier in Paris musste ich zu meinem Hotel durch Bengalenrauch und Tränengas­ schwaden laufen. Das war es wert.“ Mehr Bilder: janestockdale.co.uk THE RED BULLETIN

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Olympische Spiele, Weltmeisterschaft, Champions League: Als Spielerin hat ANJA MITTAG, 36, alles gewonnen. Im Trainerteam von RB Leipzig will sie ihren Sport aufs nächste Level heben – als starkes Vorbild mit eigenem Podcast.

FRAUEN SETZEN DIE TRENDS

DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH Text: Nicol Ljubić  Fotos: Urban Zintel

Wie es sein sollte, hat Anja Mittag in der Saison 2002/03 erlebt. Letzter Spieltag, Showdown zwischen Turbine Potsdam und FFC Frankfurt, es ging um die Meisterschaft. 7900 Zuschauer drängten sich ins Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg. Beim Anpfiff – daran erinnert sich Anja Mittag – standen immer noch Menschen draußen. „Diese Stimmung, diese besondere Anspannung – ich fand das großartig“, sagt sie. Es war ihre erste ­Saison in der Bundesliga und nach vielen Spielen vor ein paar Dutzend Zuschauern auch das erste Mal, dass ihr klar wurde: Krass, da geht was, die Leute interessieren sich ja doch für Frauenfußball! So sollte es immer sein, dachte sie damals, nicht nur am letzten Spieltag, wenn es um die Meisterschaft geht.

Endlich zündet der Turbo

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Schwer zu stoppen: Mit Tempo-Fußball stieg RB Leipzig zuletzt in die 2. Bundesliga auf. Hier dribbelt Marlene Müller (Nr. 27) im DFB-Pokal gegen den 1. FFC Niederkirchen.

Anja Mittag kam 2002 zu Turbine Potsdam in die 1. Bundesliga, spielte im Laufe ihrer Karriere unter anderem beim FC Rosengård und dem Malmö FF in Schweden, bei Paris Saint-Germain und dem VfL Wolfsburg. 2019 wechselte sie zu RB Leipzig und stieg mit der Mannschaft in die 2. Liga auf. Eigentlich hatte sie als Spielerin längst aufhören und sich auf ihre Aufgabe als Individualtrainerin konzentrieren wollen, aber weil immer wieder Spielerinnen aufgrund von Verletzungen fehlen, steht sie mit 36 Jahren nach wie vor auf dem Platz. Anja Mittag hat 158 Spiele für die deutsche National-

mannschaft bestritten und jeden Titel gewonnen, den es im Fußball zu gewinnen gibt: Spielerin des Jahres, Torschützenkönigin, Rekordtorschützin in den ­Vereinswettbewerben der UEFA, dazu ­Olympiasiegerin, Weltmeisterin, mehr­ fache Europameisterin sowie deutsche und schwedische Meisterin, Pokal- und Champions-League-Siegerin. Dass der Fußball heute weiblicher denn je ist, hat auch mit Spielerinnen wie ihr zu tun. Als sie anfing, hatten sie bei Turbine Potsdam nicht mal einheitliche Trainingskleidung. Anja Mittag erinnert sich an die Zeiten, in denen die eine Spielerin im THE RED BULLETIN

RB LEIPZIG

Seitdem hat sich viel getan im Frauenfußball, vor allem die vergangenen Jahre waren wie ein Turbo für die Entwicklung. Es gab einen Rekord nach dem anderen: 60.700 Zuschauer beim Ligaspiel zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona, 77.800 beim Testspiel zwischen England und Deutschland im WembleyStadion. 993 Millionen Menschen weltweit vor den Fernsehern während der WM 2019 in Frankreich, 30 Prozent mehr als noch bei der Weltmeisterschaft in ­Kanada vier Jahre zuvor. 822.000 aktive Spielerinnen waren 2020 beim DFB gemeldet, 2010 waren es 711.000 gewesen. Und mittendrin in dieser Entwicklung: Anja Mittag. Es gibt wohl kaum eine bessere Zeitzeugin für das, was sich in den vergangenen zwanzig Jahren im Frauenfußball getan hat.


Dossier Fußball

Offensiv-Mission: Als Trainerin kon­ zentriert sich Anja Mittag vor allem auf die Schulung der Stürmerinnen.

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Ideale Basis: In Leipzig profitieren die Frauen von der Top-Infrastruktur – samt Kunstrasen.

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Dossier Fußball

Dortmund-Trikot, die andere im Hoodie zum Training kam. An die Plätze, auf ­denen sie ihre Ligaspiele austrugen – eher Dorfacker als Stadien. Und an die Rückfahrten im Bus, während der die Spielerinnen vom Physiotherapeuten ausmassiert wurden. Heute gehört nicht ein Physiotherapeut zur Mannschaft, sondern mehrere, die Spielerinnen bekommen Trainingspläne, und statt im Bus massiert zu werden, bekommen sie Zeit zum Regenerieren. Es gibt nicht bloß einen Co-Trainer, der für Torwartund Athletiktraining zuständig ist, ­sondern einen für jeden Bereich. Heute profitieren die Spielerinnen auch von der Infrastruktur der Männer, denn viele Bundesliga-Vereine haben die Bedeutung des Frauenfußballs und dessen Potenzial bereits erkannt. Dazu gehören unter anderem der FC Bayern, der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, Werder Bremen und RB Leipzig.

Quotenrekorde und eigene Köche

Besonders wichtig für die Entwicklung aber waren die deutsche Frauennationalmannschaft und deren Erfolge, Anja ­Mittag nennt sie „Zugpferd“. Sie erinnert sich an ein Freundschaftsspiel gegen ­Brasilien in Frankfurt im Jahr 2009 vor 44.800 Zuschauern. Dann kam die WM 2011 in Deutschland und lockte insgesamt 845.700 Zuschauer in die Stadien. Das Spiel gegen Spanien während der WM 2019 sahen sich 6,15 Millionen Menschen im deutschen Fernsehen an, das war die höchste Quote aller PrimeTime-Programme an jenem Tag. Aber es war nicht nur die öffentliche Wahrnehmung der Nationalmannschaft, die den Frauenfußball voranbrachte, sondern auch eine Infrastruktur, die sie als Frauen in den Vereinen lange nicht vorgefunden hatten. Dass zum Beispiel ein Koch mit dabei war, nicht nur bei großen Turnieren, sondern auch bei Lehrgängen und Länderspielen. Dazu kamen mehrere Physiotherapeuten, gute Trainingsplätze und richtige Stadien. Den stärksten Boost aber, so erlebt es Anja Mittag, erfährt der Frauenfußball, seitdem auch andere Länder in Europa angefangen haben, in den Sport zu in­ vestieren. Das führte dazu, dass bei der Europameisterschaft 2017 nicht wie ­gewohnt die deutsche Mannschaft den Titel holte, sondern erstmals die niederländische. „Auf einmal merkte man, da THE RED BULLETIN

Mittendrin: Anja Mittag im Spieler(innen)trakt des Trainings­ zentrums

passiert was in anderen Ländern, es tut sich was“, sagt Mittag, „die Konkurrenz wird besser, und als Fußballerin kann man plötzlich auch in England spielen, in Spanien, in Frankreich, in Schweden. In meiner Zeit hatte ich noch nicht so ­viele Optionen. Jetzt hast du als Spielerin viel mehr Möglichkeiten, was super ist für die Entwicklung des Frauenfußballs.“

„Wir Frauen müssen Pionierarbeit leisten für die nächste Generation, wir sind gewillt, nach Veränderung zu suchen.“ Viele Profis engagieren sich für Veränderungen im Frauenfußball, Anja Mittag mit eigenem Podcast.

England läutet die Zukunft ein

Es ist aber vor allem England, das mit der ­ersten europäischen Profiliga, der Women’s Super League (WSL), die große Zukunft des Frauenfußballs eingeläutet hat. Die Liga zieht die besten Spielerinnen der Welt an, auch deutsche National­ spielerinnen wie Melanie Leupolz oder Leonie Maier. Vor kurzem ist die Dänin Pernille Harder für die Rekordablöse von kolportierten 350.000 Euro vom VfL Wolfsburg zum FC Chelsea gewechselt.

Eben hat die WSL einen Deal über drei Jahre mit der BBC und Sky Sports ab­ geschlossen. Ab der kommenden Saison werden 66 Spiele pro Saison gezeigt, die meisten zur besten Sendezeit, was der Liga rund 18 Millionen Pfund pro Saison einbringt. Die WSL zeigt, was im Frauenfußball möglich ist. Als Profis können sich Spielerinnen ganz auf den Fußball konzentrieren, sie müssen nicht neben  55


Dossier Fußball

Experimente mit E-Sport

Es wäre der nächste logische Schritt in der Entwicklung. Und dabei geht es in erster Linie gar nicht mal um „Equal Pay“, sondern um „Equal Play“. Als Anja Mittag anfing, bekam sie ihr Geld noch in Umschlägen, und von Sieg- und Punkteprämien war keine Rede. Das hat sich mit den Jahren geändert. Mittag sagt: „Wenn ich überlege, was ich in meinem ersten Jahr Bundesliga bekommen habe und was man heute bekommt, ist das eine sehr gute Entwicklung.“ Auch wenn sie nicht daran glaubt, dass Frauen im Fußball jemals so viel verdienen werden wie Männer. Aber es geht ihr auch mehr um die Bedingungen, unter

„Junge Mädchen sollen Spielerinnen wie Pernille Harder oder Dzsenifer Marozsán nacheifern und nicht Messi oder Ronaldo.“ Weibliche Vorbilder seien entscheiden für die Zukunft des Frauenfußballs, findet Anja Mittag.

denen Frauen trainieren und spielen: „Equal Play“ eben. Und dann zählt sie auf, was ein Verein wie RB Leipzig den Fußballerinnen bietet. Die Trainings­qualität, die guten Plätze, es gibt Vormittags­ einheiten, die sie selbst als Trainerin ­leitet, die Spielerinnen haben einen ­SoccerBot360 für kognitives Training, können einen Bus im Look von RB Leipzig für die Auswärtsspiele nutzen, und sie ­bekommen Mittagessen in der Akademie. „Solche Dinge hatte ich in Wolfsburg oder Paris, aber dass wir sie bei einem Verein in der 2. Liga haben, zeigt, was sich tut im Frauenfußball.“ Und vielleicht ist der Frauenfußball in mancher Hinsicht sogar weiter als der Männerfußball, innovativer. Kaum vorstellbar, dass es bei den Männern einen Spieler gibt, der wie Lena Güldenpfennig gleichzeitig in der E-Sport-Bundesliga spielt und so Vorbild ist für viele junge

Erfolgreiche Karriere: Anja Mittag (li.), hier noch als aktive Spielerin, freut sich mit ­Josephine Henning über deren Treffer gegen Italien in der Vorrunde der Euro 2020.

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Spielerinnen. Sie zeigt, dass beides geht, man muss sich nicht entscheiden, was möglicherweise ganz neue Wege eröffnet in Zeiten, in denen E-Sport unter Jugendlichen so beliebt ist. Anja Mittag sagt: „Wenn sich Mädchen für E-Sport inter­ essieren, bekommen sie auch ein besseres Verständnis für den Fußball.“ 1995 sagte der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter, die Zukunft des Fußballs sei weiblich, und zeigte sich damit erstaunlich visionär. Auch wenn es gedauert hat und das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist.

Vorkämpferinnen mit Podcast

Vor allem die mediale Wahrnehmung hinkt der Entwicklung hinterher – zumindest in Deutschland. In Schweden wurde schon vor zehn Jahren in den ­Medien gleichberechtigt über Frauenund Männerfußball berichtet. „Das war wirklich eine sehr beeindruckende Er­ fahrung“, sagt Anja Mittag, „in Schweden habe ich gemerkt, dass es möglich ist, man muss es nur wollen.“ Sie erzählt, wie sie kürzlich versucht hat, sich im Internet die Highlights des Champions-League Halbfinales zwischen Bayern und Chelsea anzuschauen und nicht wusste, auf welcher Seite sie suchen sollte. Es gibt sie nämlich nicht, die zen­ trale Vermarktung des Frauenfußballs, einen Streaming-Dienst, der alle Spiele überträgt oder zusammenfasst. „Wird aber Zeit“, sagt Mittag, die sich, wie ­andere bekannte Spielerinnen, sehr für die Zukunft des Frauenfußballs einsetzt. Auch, indem sie offen über Frauen­ fußball reden, wie in dem Podcast, den sie zusammen mit ihrer ehemaligen Mitspielerin Josephine Henning betreibt. „Wir müssen Pionierarbeit leisten für die Generation, die nach uns kommt“, sagt Anja Mittag, „ich glaube, wir Frauen sehen darin eine Chance – wir sind gewillt, nach Veränderung zu suchen.“ Und dann spricht sie davon, wie ­wichtig weibliche Vorbilder für die Zukunft des Fußballs seien und dass sie auch d ­ eswegen die stete Professionalisierung brauchten. Damit junge Mädchen wissen, dass sie die Möglichkeit haben, Profi-Fußballerin zu werden, und alles geben, um einmal so gut zu werden wie eine Pernille Harder oder eine Dzsenifer ­Marozsán und nicht wie ein Messi oder Ronaldo. Das, sagt Anja Mittag, sei ihr größter Wunsch. THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, MAKE-UP: ANDREAS BERNHARDT/BASICS

her eine Ausbildung machen oder in ­einem anderen Job arbeiten, so wie viele Frauen in der Bundesliga. Auch Anja Mittag kennt das vom Beginn ihrer Karriere, als sie von 7 bis 16 Uhr bei der Arbeit war, dann schnell nach Hause fuhr, ein Brot aß und um 17 Uhr zum Training kam. Sie sagt: „Dass Spielerinnen in England nebenher keinen Job haben müssen, ­sondern unter denselben Bedingungen trainieren können, ist großartig. Schließlich ist Fußballerin auch ein Beruf, den du zu hundert Prozent ausüben möchtest. Von der WSL sollten wir in Deutschland lernen – es muss unser Ziel sein, dahin zu kommen.“


„Dass Spielerinnen in England nebenher keinen Job haben müssen, ist großartig. Davon sollten wir in Deutschland lernen.“ Anja Mittag wünscht sich Verhältnisse wie in der englischen Profi-Liga WSL.

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Seit Meisterschützen wie LIONEL MESSI jede Art von Freistoßmauer über­ winden, wird der Mauerbau immer kreativer: Verteidiger werfen sich zu Boden, sprinten ins Tor. Und scheitern dennoch. Zeit für unkonventionelle Lösungen.

DIE MAUER WIRD SCHLAUER

WIE MAN MESSI STOPPT WAS BISHER NICHT GEKLAPPT HAT …

hochspringende Mauer

Strategie: DRÜBERSCHIESSEN Resultat: TOR Barcelona – Liverpool, Champions-League-­ Halbfinale 2019, Distanz 29 Meter: Der Respekt vor Messi ist Gomez, Matip, Fabinho und Firmino (v. li.) anzusehen.

Strategie: FLACH UNTEN DURCHROLLEN Resultat: TOR Barcelona – Girona, Liga 2018: Diese besonders freche ­Variante klaute Messi von seinem Mentor Ronaldinho. Der traf so schon 2006 gegen Werder Bremen.

hochspringende Mauer + liegender Spieler

hochspringende Mauer + liegender Spieler + zur Torlinie sprintender Spieler

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Strategie: NOCH PRÄZISER SCHIESSEN Resultat: TOR (bzw. Eigentor des Verteidigers) Barcelona – Sevilla, Liga 2019: Der Ball ist schneller im Tor als Verteidiger Carriço auf der Linie. Wenige Monate davor war Espanyol-Spieler Sanchez zwar schnell genug, köpfte den Ball aber ins eigene Tor.

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Strategie: PRÄZISE DRÜBERLUPFEN Resultat: TOR Barcelona – Bilbao, Liga 2021: Um den Schuss unter die Mauer zu blocken, legt sich Muniain (Nr. 10) hin – und sieht das 1:0 aus völlig neuer Perspektive.

CHRISTIAN EBERLE ABASOLO

STEFAN STRATIL

klassische Mauer


Dossier Fußball

… WAS IN ZUKUNFT KLAPPEN KÖNNTE

Extrem große Spieler verpflichten Die Durchschnittsgröße von Fußballern liegt bereits bei 1,81 Metern. Immer noch zu wenig. Die Chicago Bulls messen aktuell im Schnitt 2,06 Meter. Zeit also, Basketballer anzuheuern. NACHTEIL: Die fußballerischen Skills von Basketballern sind, nun ja, begrenzt.

Den Teambus vor dem Tor parken Jahrelang als Metapher für die unansehnliche Defensivtaktik von Star-Trainer José Mourinho verwendet, könnte der echte Mannschaftsbus als unüberwindbare Mauer die Lösung sein. NACHTEIL: Braucht eine Regeländerung. Obwohl wir den Passus „Busse sind auf dem Spielfeld verboten“ bisher in keinem Regelbuch gefunden haben.

Keine Mauer bauen, damit der Goalie besser sieht Mancher Freistoßschütze nutzt die Mauer als Wegweiser Richtung Torerfolg. „Einfach drüberzirkeln und drin das Ding.“ Ergo: keine Mauer, kein Wegweiser, kein Tor. Schließlich hat der Torhüter dann auch freie Sicht. NACHTEIL: Freie Bahn für Meisterschützen (siehe linke Seite).

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Nie zuvor kamen so viele Top-Talente aus den USA: RB Leipzigs neuer Trainer Jesse Marsch, Akademie-Leiter Sean McCafferty und Spieler Tyler Adams über das Talentwunder ihres Landes, das seinen Erfolg wie einen Börsengang plant.

DIE USA WERDEN WELTMEISTER

DAS FUSSBALL-START-UP Text: Jürgen Schmieder

Die USA können die Weltmeister­ schaft 2026 gewinnen.

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Dest (20, FC Barcelona), Yunus Musah (18, Valencia CF), Brenden Aaronson (20, Red Bull Salzburg), und natürlich spricht er von Tyler Adams. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler von RB Leipzig ist das beste Beispiel dafür, wie es diesem Fußball-Start-up gerade geht. „Ich habe mich erst richtig auf Fußball konzentriert, als ich im Alter von zwölf Jahren an der Red Bulls Academy aufgenommen worden bin“, sagt Adams, Das US-Fußball-Nationalteam beim Training in Bradenton, Florida

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Das klingt verrückt, klar. Vor allem, wenn so eine Ansage aus einem Land kommt, das noch nie übers Viertelfinale einer Weltmeisterschaft hinausgekommen ist, dessen Nationalelf die Qualifikation fürs letzte WM-Turnier auf blamable Weise verpasst hat und dessen U23 in der Olympia-Quali gerade an Honduras gescheitert ist. Dazu kommt, dass die Profiliga Major League Soccer (MLS) im Vergleich zu europäischen Topligen noch immer als zweitklassig gilt. Obwohl: Sind nicht Leute, die verrückt genug sind zu glauben, sie könnten die Welt aus den Angeln heben, genau die, denen es am Ende gelingt? Das war im Übrigen auch die Botschaft der Apple-Werbung aus dem Jahr 1997, der Slogan dazu lautete Think different – denke anders. Und genau das tun sie nun endlich in den USA. Deshalb, nur so ein Gedanke: Wie wäre es, würde man den amerikanischen Fußball einmal nicht als Verband betrachten, die MLS nicht als Liga und ­einen Klub wie die New York Red Bulls nicht bloß als Verein; sondern als riesiges Start-up? Und die Weltmeisterschaft in fünf Jahren als Börsengang? Welchen Prospekt würde dieses Fußball-Start-up derzeit den Investoren vorlegen? „Wir hatten noch nie so viele talentierte Spieler wie jetzt“, sagt Nationaltrainer Gregg Berhalter. „Der Kader ist extrem jung, viele werden bei der HeimWM auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sein.“ Berhalter redet von Christian Pulisic (22 Jahre, Chelsea FC), Giovanni ­Reyna (18, Borussia Dortmund), Weston McKennie (22, Juventus Turin), Sergiño

und diese Beobachtung ist bedeutsamer, als es zunächst scheint. Er stammt aus der Kleinstadt Wappinger, etwa eineinhalb Autostunden nördlich von New York City; hätte er 15 Jahre früher das Licht der Welt erblickt, dann wäre er heute vielleicht Basketballprofi (seine zweitliebste Sportart als Kind), weil so jemand damals ganz einfach nicht für den Fußball entdeckt worden wäre. Die MLS füllte die Kader der Vereine damals mit alternden Stars aus Europa statt mit heimischen Talenten. Das lag daran, dass die Ausbildung junger Sportler in den Vereinigen Staaten völlig anders funktioniert als in Europa.

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Dossier Fußball Profitruppen wie der Basketballverein Los Angeles Lakers kümmern sich nicht um Nachwuchs, das übernehmen zuerst Organisationen wie die Amateur Athletic Union (AAU) und später Schulen und Universitäten; die Klubs be­dienen sich beim jährlichen Draft (der Rekrutierung von Nachwuchsspielern) aus dem Talentepool. Basketball-Superstar Kobe Bryant etwa, aufgewachsen in Philadelphia, ­hätte seine Karriere gemäß dem euro­ päischen System bei den Philadelphia 76ers begonnen. In der US-Sportkultur wählten ihn die L. A. Lakers und ge­ wannen mit ihm fünf Meisterschaften.

Drei Millionen potenzielle Stars

Das Wachstum, das jedes Start-up in der Anfangsphase dringend braucht, war ohne Zweifel da: Derzeit spielen in den USA knapp drei Millionen Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren Fußball. Was bis jetzt fehlte, war ein Weg, zum ­gelobten Fußball-Land zu werden – das sind immer noch Europa und Süd­ amerika. Auch das ärgerte die Amerikaner. Schließlich sind sie es gewohnt, in allen Sportarten selbstverständlich zu den Besten zu gehören; den besten Ligen eine Heimat zu bieten und damit die ­bedeutendsten Titel zu vergeben (interessiert irgendwen die WM in Football oder Baseball?). Es war ungeheuerlich, was Vereine wie die New York Red Bulls da für eine Kultur importiert haben – doch genau das ist der Grund, warum die Amerikaner bei der Fußball-WM

2026 wettbewerbsfähig sein werden. „Es war die perfekte Umgebung, um Fußballprofi zu werden“, sagt Tyler Adams über die Red Bulls Academy, die 2005 gegründet wurde, kurz vor der Über­ nahme des Vereins durch Red Bull. Dass dieses Engagement erst Jahre später Früchte zu tragen beginnt, fügt sich in den Start-up-Gedanken. In der Akademie werden Fußballer ab zwölf Jahren ausgebildet, sie muss sich nicht hinter der Jugendarbeit großer euro­ päischer Vereine verstecken. „Etwa 40.000 junge Leute kommen pro Jahr mit unserem Projekt in Berührung“,

Amerikanische Fans im Stadion in San José, Kalifornien: Bei der Heim-WM 2026 wird die USA den begabtesten Kader ihrer Geschichte aufbieten können. THE RED BULLETIN

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sagt Akademie-Leiter Sean McCafferty. „Wir suchen wirklich überall nach Talenten, wir fördern Trainer, und ich glaube, dass es kein Zufall mehr ist, dass wir nun US-Profis sehen, die auch taktisch besser ausgebildet sind.“ Wie Tyler Adams, der auf vielen Positionen eingesetzt werden kann. Im Alter von 16 Jahren musste er eine schwerwiegende Entscheidung ­treffen – eine, die die meisten Amerikaner so nicht kennen. Die Red Bulls boten ihm im März 2015 einen Profivertrag an – in Europa völlig normal, in den USA ein Problem: Wer als Teenager mit Sport Geld verdient, darf kein Stipendium an einer Uni annehmen. Das allerdings ist das Ziel vieler junger Leute: sich über Sport das in den USA sündhaft teure Studium (an Elite-Unis kosten vier Jahre inklusive aller Gebühren, die die Sportfakultät bei Talenten komplett übernimmt, schon mal 300.000 Dollar) zu finanzieren. Den Profivertrag zu unterschreiben war für Adams ein Risiko: „Meine Mutter wollte eigentlich, dass ich eine Uni besuche, aber sie hat verstanden, dass dies der richtige Weg für mich ist.“

„Wir wollen in den USA immer sofort die Besten sein und nicht über den langwierigen Prozess bis hin zum Erfolg nachdenken.“ Jesse Marsch, 47, Coach Red Bull Salzburg, ab Sommer RB Leipzig

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Geduld muss noch geübt werden

Es ist erstaunlich, wie sie umgedacht ­haben im US-Fußball, und keiner könnte das besser beurteilen als Jesse Marsch. Als Spieler absolvierte er die traditionelle amerikanische Sportlerkarriere: CollegeStipendium an der Princeton University in New Jersey, 14 Jahre MLS-Profi. Dann Trainer beim US-Verband und in Princeton, gefolgt von Jobs auf der Trainerbank der New York Red Bulls, RB Leipzig, Red Bull Salzburg und ab Sommer wieder RB Leipzig – als Nachfolger von Julian Nagelsmann. „Wir wollen in den USA

Ausbildungsliga? Unerhört!

Das ist ein weiterer Aspekt, den US-Fußballvereine mittlerweile verinnerlicht ­haben: Sie müssen den Talenten, die sie ausbilden, eine Perspektive bieten, und an Adams wird das Alleinstellungsmerkmal der Red Bulls sichtbar. „Mein Mentor Jesse Marsch hat mir einen Weg auf­ gezeigt, wie das klappen könnte mit dem Profifußball“, sagt Adams. Der Plan sah so aus: Spielzeit bei Red Bulls II, Training mit den Profis – also genau das, was zum Beispiel Thomas Müller beim FC Bayern durchlaufen hat. Adams musste nicht, wie es etwa bei Christian Pulisic der Fall war, als Teenager nach Europa über­ siedeln; er konnte sich Zeit lassen: „Ich konnte hier reifen, auch als Mensch; ich konnte meinen Schulabschluss machen – und war dennoch Profi.“ 2016, mit siebzehn, gab er sein MLSDebüt, zwei Jahre später gewann er mit den Red Bulls den Grunddurchgang der Saison, und im Jänner 2019 trat ein, was ihm New York als Schlagobers-Häubchen obendrauf bieten konnte: die Brücke nach Europa aufgrund der Verbindungen nach Salzburg und Leipzig. Er folgte seinem Mentor Marsch, damals Co-Trainer in Leipzig, in die Bundesliga. Bemerkenswert ist, was Akademie-Leiter McCafferty über den Transfer sagt: „Wir haben von ihm profitiert, er hat von uns profitiert – und nun profitieren Leipzig und die USNationalelf davon. Für uns ist das ein ge-

waltiger Erfolg.“ So eine Aussage klingt für einen Europäer, McCafferty ist Ire, völlig normal – in den USA ist so etwas ­unerhört. Es ist unvorstellbar, dass die Lakers über einen Spieler sagen würden: „Den haben wir jahrelang gefördert, jetzt rockt er eine andere Liga und hilft dem Dream Team: gewaltiger Erfolg für uns.“ Doch genau das mussten die Amerikaner akzeptieren: dass die MLS derzeit eine Ausbildungsliga für die ganz großen ­Talente ist. „In 20 Jahren können wir vielleicht versuchen, einen wie Adams ein bisschen länger zu halten“, sagt McCafferty. „Die Realität derzeit ist eine andere, aber wir sehen die ersten Früchte unserer Arbeit. Das ist nur der Anfang.“

Talentepool: Ein Nachwuchs-Team der New York Red Bulls schwört sich auf das Spiel ein. Bis man die besten Spieler in der US-Liga halten kann, wird es wohl noch eine Weile dauern.

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Dossier Fußball

„Etwa 40.000 junge Leute kommen pro Jahr mit unserem Akademie­ Projekt in Berührung.“ Sean McCafferty, 42, Leiter der New York Red Bulls Academy

GEPA-PICTURES.COM, NEW YORK RED BULLS(2), GETTY IMAGES, MOTIVIO/THOMAS EISENHUTH

Das Gesicht des US-Nationalteams: Christian ­Pulisic, 22, hier mit der Nummer 10 in einem Freundschaftsspiel gegen Italien

i­ mmer sofort die Besten sein und nicht darüber nachdenken, dass diesem Erfolg oftmals ein langwieriger Prozess vorausgeht“, sagt er. „Wir sehen jetzt die ersten Produkte eines Systems, das wir vor mehr als 15 Jahren eingeführt haben.“ Es sei nun leichter, Talente (und vor allem deren Eltern, die ein anderes Sportsystem gewohnt sind) von den Fußball-Akademien zu überzeugen, wenn es Vorbilder wie Tyler Adams gibt und die heimische MLS keine Rentner-, sondern eine Talente-Liga ist: „Junge Leute dürfen nun davon träumen, internationale Stars zu werden. Das hat sich verändert, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben.“ Bei aller Freude über den Erfolg: Alle wissen, dass sie bloß die ersten Kilometer eines Marathons absolviert haben. „Der nächste wichtige Schritt: „Wir brauchen qualifizierte Jugendtrainer, die Grundschulkindern die Basics beibringen: nicht nur Technik, sondern auch Spielfreude, Taktik, Psychologie – was eben im jeweiligen Alter notwendig ist“, sagt Marsch. „Wir dürfen Talente nicht erst in den Akademien fördern, sondern müssen schon auf Bolzplätzen dafür sorgen, dass sie diese Kultur verinnerlichen.“ Oder, in ­aller Deutlichkeit: dass ein Talent nicht zu einer Sportart wie Basketball oder Baseball wechselt, weil der Fußball­ trainer ahnungslos ist und der Coach der konkurrierenden Disziplin ein Ex-Profi oder ein bestens ausgebildeter Trainer. Kinder merken so was. Was noch fehlt: eine adäquate Aus­ bildung außerhalb der MLS-Akademien; eine Ligenstruktur wie in Europa, vielleicht sogar mit Auf- und Abstieg, sowie THE RED BULLETIN

„Ich konnte Profi sein, aber gleichzeitig die Schule abschließen und als Mensch wachsen.“ Tyler Adams, 22, Mittelfeldspieler RB Leipzig

semiprofessionelle Teams in ländlichen Gebieten, was noch engmaschigeres Scouting erlauben würde. Die Option, als Teenager bei den Profis zu unterschreiben – und dann, sollte es nicht klappen mit der Karriere, doch ein Stipendium an ­einer Uni annehmen zu dürfen: Profi Adams, Trainer Marsch und AkademieLeiter McCafferty haben all das erkannt. Sie haben im US-Fußball das getan, was auch Tech-Start-ups tun: Sie haben eine Branche aufgewirbelt, in diesem Fall den US-Jugendsport. Wie ein junges ­Unternehmen haben sie sich umgesehen in der Welt, ein paar Ideen übernommen

und sie mit der amerikanischen Kultur verbunden. Profivereine sichten Talente selbst und bilden sie aus. Sie akzeptieren, den besten Spielern vorerst nur als Sprungbrett nach Europa zu dienen – diese Sorte Bescheidenheit ist keine amerikanische Tugend. Dazu: Geduld bei der Entwicklung des Systems – auch das keine typisch amerikanische Eigenschaft. Ziel ist es, mit den etablierten USSportarten um Talente zu konkurrieren. Sie müssen nicht mehr David Beckham oder Zlatan Ibrahimović holen, amerikanische Kinder haben nun Tyler Adams als Poster im Zimmer hängen. Das Trikot von Christian Pulisic ist nach dem von Lionel Messi Topseller im Land.

Heim-WM als Brandbeschleuniger

Der Erfolg bei einer WM lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad planen; die Deutschen vergessen etwa bei den verklärten Erinnerungen an den Weltmeistertitel 2014 oft, dass ihre Nationalelf im Achtelfinale gegen Algerien dem Scheitern gefährlich nahe war. Was die Amerikaner allerdings wissen: Sie haben 2026 zur WM den begabtesten Kader ihrer Geschichte, und vielleicht ist die Heim-WM (bei der Gastgeber oft weiter kommen, als es die Qualität des Kaders vermuten lassen würde) auch das, was sie 2006 für Deutschland gewesen ist: die Grundlage für spätere Erfolge. Die US-Fans sind nicht mehr verrückt, wenn sie glauben, dass ihre Nationalelf weit kommen kann bei der WM 2026 im eigenen Land. Sie werden ihren Schlachtruf brüllen, nur wird dahinter eher gesundes Selbstbewusstsein als Größenwahn s­ tehen: „I believe that we will win!“   63


Eiskammer, Filterbrillen, Spezialernährung, Gehirntraining, minutengetakteter Schlaf, Klavierstunden: wie sich Fußball-Weltstars mit erstaunlichen Methoden schneller, fitter und manchmal sogar ein bisschen unsterblicher machen.

BIOHACKING WIRD STANDARD

DER OPTIMIERTE KICKER Text: Stefan Wagner  Illustration: Stuart Patience

R

obert Lewandowski ist der offiziell beste Fußballer der Welt. Cristiano Ronaldo ist der offiziell zweitbeste Fußballer der Welt, was ­angesichts ­seiner stabil überirdischen Performance nicht nur er selbst für einen diskussionswürdigen Zustand hält. Zlatan Ibrahimović rettet das schwedische Nationalteam und mischt nebenbei die italienische Serie A auf. Lewandowski ist 32 Jahre alt, Ronaldo 36, Ibrahimović 39. Was ist da los im Weltfußball? Werden die guten Spieler immer ­älter? Oder die älteren Spieler immer besser? Und ist das alles Zufall? Oder der ­Beginn eines Trends, der den Fußball für immer verändern wird? Sehr wahrscheinlich ist das alles kein Zufall. Sehr wahrscheinlich werden Fußballer-Karrieren auch an der absoluten Spitze in Zukunft deutlich länger dauern als bisher. Und ganz sicher hat all das mit einem Begriff zu tun, den man in letzter Zeit immer öfter hört: „Biohacking“. Biohacking fasst, grob gesagt, alles zusammen, was Menschen eigenverantwortlich tun, um ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit, ihre Lebensqualität und Langlebigkeit zu optimieren. Sie schwitzen in der Infrarotsauna, sie meditieren, sie messen ihre Herzratenvariabilität und die Dauer ihres Tiefschlafs, sie schlucken Nahrungsergänzungsmittel64

kapseln im Dutzend, manche buchen geheimnisvolle Selbstfindungs-Retreats im Amazonasdelta. Stars der stark wachsenden globalen Szene sind die Amerikaner Dave Asprey, Ben Greenfield oder Tim Ferriss; bekanntester deutscher Biohacker ist Andreas Breitfeld. Er macht in seinem Münchner Labor sogar einige der spannendsten Gadgets und Tools für jedermann zugänglich: von der hyperbaren Sauerstoffkammer bis zum Stirnband, das Gehirnwellen beim Meditieren misst, von Rotlicht-Panels in ausgewählten Nanometer-Bereichen bis zum Inhalations­ gerät von „Exclusion Zone“-Wasser. („The Red Bulletin INNOVATOR“ hat Breitfeld in Ausgabe 02/20 ausführlich vorgestellt.) Nun gibt es die ersten Biohacker ­unter den Fußball-Profis – und der Erfolg gibt ihnen recht: Neben Lewandowski, Ronaldo und Ibrahimović gehen vor ­allem Erling Haaland, 20, und Serge Gnabry, 25, neuartige Wege in der Selbstoptimierung. Bei Gnabry ist daran sein Berater nicht ganz unschuldig: Hannes Winzer, Co-Founder von ROOF, einer der fünf größten Spieleragenturen der Welt, ist privat selbst ein ambitionierter Biohacker.

Robert Lewandowski Erst Kuchen, dann Suppe Anna Lewandowska, ­Fitnesstrainerin, hat die Ernährung ihres Mannes umgestellt: keine Kuhmilchprodukte, kein Weizen, kaum Zucker. „Und weil es meiner Verdauung hilft, esse ich zuerst den Nachtisch, dann die Vorspeise, dann die Hauptspeise“, sagt der Weltfußballer. Zuerst Kuchen, dann Suppe? „Ja. Weil Kohlenhydrate schneller verdaut werden als Proteine.“ Was kann der Hobby-Athlet von Robert Lewandowski ­lernen, Andreas Breitfeld? „Kuchen vor der Suppe essen? Ist kein Muss. Kann aber sinnvoll sein, sagt der deutsche Biohacking-­ Experte. Unter zwei Bedingungen. Erstens: Du verbrennst Kalorien wie ein Spitzensportler. Zweitens: Du hast gerade trainiert. Denn dann sind die Glykogenspeicher in Leber und Muskeln leer. Die saugen jede Art von Kohlenhydraten auf, also auch kurzkettige wie Zucker, da kann man also auch mal irgendeinen Süßigkeiten-Schrott einwerfen. Und danach in Ruhe höherwertiges Protein und gutes Fett. Achtung: CouchAthleten futtern sich mit der Kombi aus Zucker und Fetten eine Wampe an, egal in welcher Reihenfolge.“ THE RED BULLETIN


Torte für den Torjäger: Robert Lewandowski, 32, isst sein Dessert vor Suppe und Hauptspeise. Das erhöht sein Wohlbefinden.

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Winzer sieht Biohacking im Profi-­ Fußball „als die beste Möglichkeit, diese ‚marginal gains‘ zu erreichen, nach denen alle suchen, diese ein, zwei Prozent Verbesserung, die dann letztlich den entscheidenden Unterschied ausmachen, diesen einen gewonnenen Zweikampf in der Verlängerung, diesen einen schnelleren Schritt vor dem Siegestor. Also die Details, die dann die extra Siege bringen und die extra Titel.“ Winzer holt sich von Breitfeld in ­dessen Münchner Lab Inspirationen, er selbst testet auch die experimentelleren Geräte. „Meinen Spielern empfehle ich aber nur, was in ihr Leben passt, womit sie sich wohlfühlen. Man soll und kann da nichts übers Knie brechen. Fußball ist im Denken und in seinen Strukturen eine traditionelle, konservative Sportart, die mit Innovationen, sagen wir’s so, nicht gerne überfordert wird.“ Auf Dauer sieht Winzer die Methoden des Biohacking im Spitzenfußball aber als unaufhaltsam. „Das ist in manchen Bereichen – wie zum Beispiel der Regeneration – ein No-Brainer. Die Daten sind eindeutig, die Forschungslage ist ein­deutig, die Ergebnisse sind eindeutig. Dass ein Profi zum Beispiel am Abend seine Augen vor Blaulicht schützt, um besser schlafen zu können, wird in ein paar Jahren nicht mehr eigenartig sein, sondern selbstverständlich.“

Erling Haaland Ein Mann sieht orange Leistungsoptimierung beginnt beim Schlaf, das spricht sich bei immer mehr Spitzensportlern herum. Erling Haaland verwendet als einer der ersten Profi-Fußballer eine sogenannte BlueblockerBrille mit orange eingefärbten Gläsern, die die Augen abends vor dem Blaulicht-Frequenzbereich (Handy-Screen, Monitor, TV-Gerät, LED-Beleuchtung …) schützen. Denn dieses Blaulicht hemmt 66

die Bildung des Ein- und Durchschlafhormons Melatonin – und ohne ausreichend Melatonin keine gute Regeneration. Was kann der Hobby-Athlet von Erling Haaland lernen, Andreas Breitfeld? „Blueblocker-Brillen sind ein extrem wirksamer AnfängerBiohack. Funktioniert garantiert – bei jungen Menschen besser als bei älteren, weil die natürliche MelatoninProduktion ab etwa Mitte vierzig nachlässt. Die besten Ergebnisse bringen orange gefärbte Brillen zwei bis drei

Erling Haaland, 20, trägt am Abend eine Brille mit orangen Gläsern gegen Blaulicht, um besser schlafen zu können. Stunden vor dem Zubett­ gehen, die man in der letzten Stunde gegen rot gefärbte wechselt. Es gibt große Qualitätsunterschiede, wir haben einmal das Angebot professionell durchgetestet. Goldstandard sind die Marken TrueDark, Innovative Eyewear, Ra Optics und BLUblox.“ THE RED BULLETIN


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Zlatan Ibrahimović Ice, Zlatan Der ewig junge Altstar ­vertraut der Kältetherapie im Wim-Hof-Style, wie er selbst am 30. Dezember auf Instagram postet: Da warf er sich, nur mit Badehose bekleidet, in den frisch gefallenen Schnee seines Mailänder Gartens. Wie viele andere (etwa Cristiano Ronaldo oder der englische Klub Leicester City) vertraut er auch den magischen Kräften einer Cryokammer. Das ist eine Art Negativ-Heimsauna, bis zu minus 82 Grad kalt. Rund drei Minuten pro Tag verbringt man in diesem begehbaren Tiefkühlraum, die Kälte versetzt den ­Körper in einen Schock, die Blutgefäße verengen sich, um sich später ­wieder zu weiten und den Körper mit Blut voller ­entzündungshemmender Stoffe zu fluten.

rieren will, schon. Eine kalte Dusche am Morgen, mindestens drei Minuten, bringt ­unglaubliche Gesundheits-­ Benefits auf vielen Ebenen. Für den Einsteiger kann es auch weniger sein oder auch Kalt-warm-Wechselduschen. Ausprobieren, durchbeißen – wirkt Wunder!“

Zlatan Ibrahimović, 39, schwört zur Regeneration auf eine ­sogenannte Cryokammer, also einen begehbaren Tiefkühlraum.

Was kann der Hobby-Athlet von Zlatan Ibrahimović ­lernen, Andreas Breitfeld? „Kälte ist genial. Ich rate ­jedem, sich mit Kälte zu beschäftigen, ein super Einstieg ist Josephine Worsecks Buch ‚Die Heilkraft der Kälte‘. ­Wesentlich für den Sportler ist das Timing. Vereinfacht gesagt: Wer Muskeln aufbauen will, sollte nicht direkt nach dem Training in die ­Kälte. Wer schneller regene-

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Serge Gnabry Klavier spielt Fußball Gnabry arbeitet intensiv mit dem NeuroathletikCoach Lars Lienhard. Die Trainings mögen eigenartig aussehen – er schüttelt den Kopf, absolviert spe­ zielle Finger-, Hand- und Augenübungen –, aber sie wirken: Die innovative ­Disziplin der Neuroathletik verbessert Koordination, Raumgefühl und Geschicklichkeit. Gnabry achtet auf die Qualität seines Schlafs, lässt sich durch Biografien erfolgreicher Persönlichkeiten inspirieren und nimmt Klavierstunden. Berater Hannes Winzer: „Serge war früher ver­ letzungsanfällig. Heute macht er 40, 50 Spiele pro Saison, fällt ganz selten aus. Das passiert ja nicht einfach so, das ist ja kein Zufall. Serge ist enorm fleißig. Er hat gelernt, ­seinen Körper als Tempel zu sehen.“ Und was hat Klavierspielen damit zu tun? Winzer: „Klavier­ spielen zu lernen verbessert das Rhythmusgefühl, bedeutet, Synapsen neu zu verknüpfen und neu anzusteuern. Und das macht Serge zu einem besseren Fußballer.“

Idee mit den Klavierstunden: Musizieren unterstützt die Verknüpfung verschiedener Hirnareale, wir reden da von einer Verbesserung von Balance und Links-rechtsKoordination, von einem Ausgleich von starkem und schwachem Fuß. Man kann sagen: Klavierspielen ist eine anspruchsvolle Art von Neuroathletik-Training.“

Serge Gnabry, 25, ver­ bessert seine Balance und Links-rechts-Koordination durch Klavierspielen.

Was kann der Hobby-Athlet von Serge Gnabry lernen, Andreas Breitfeld? „Hannes Winzer führt seine Spieler wirklich gut ans Biohacking heran. Ich mag die

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Dossier Fußball

Cristiano Ronaldo Der Mann, der sechsmal schläft Legendär ist Cristiano ­Ronaldos Schlafrhythmus vor großen Spielen: Er hält sechs neunzigminütige ­Nickerchen, verteilt über 24 Stunden (bei jedem ­Nickerchen muss es ein frischer Pyjama sein). Und er isst an diesen Tagen sechs Mahlzeiten: Frühstück, zwei Mittagessen, ein Snack und zwei Abendessen. Klarerweise verzichtet der Perfektionist auch nicht auf die Vorteile der Kältetherapie. Ronaldo ließ sich um 45.000 Euro eine Cryokammer nach Hause liefern. Was kann der Hobby-Athlet von Cristiano Ronaldo ­lernen, Andreas Breitfeld? „Polyphasischer Schlaf funktioniert wunderbar. Das ist gut erforscht, da gibt es keinen Zweifel. Der Nachteil: Kein Mensch schafft das. Sechsmal täglich punkt­ genau abtauchen, das lässt sich weder mit einem halb­ wegs normalen Berufs- noch mit einem erträglichen ­Familienleben vereinbaren. Aber sieben bis acht Stun­ den ordentlicher Nacht­ schlaf reichen normaler­ weise aus. Am besten schläft es sich übrigens, wenn das Schlafzimmer komplett dunkel und kühl ist.“

Idealer Schlafrhythmus: Cristiano Ronaldo, 36, hält vor großen Spielen sechs 90-minütige Nickerchen.

NORMAN KONRAD

BIOHACKER ANDREAS BREITFELD QR-Code scannen und sein Labor entdecken THE RED BULLETIN

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Die technischen Hilfmittel fürs Training werden immer smarter: Roboter-Ärzte, virtuelles Elferschießen (mit eingespielten Buhrufen) oder digitale Schienbeinschützer können bald den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

COMPUTER ÜBERNEHMEN DAS COACHING

TECHNIK-TRAINING Text: Marc Baumann

Auf dem „ddrobotec“Einsitzer trainieren Sportler ihre Beine mittels feinfühliger Pneumatik (Druckluft).

Helden dieser nervenaufreibenden Wettläufe mit der Zeit: Ärzte und Physiotherapeuten. Selten kennt man ihre Namen – vom legendären Dr. Müller-Wohlfahrt einmal abgesehen. Ein zweiter Name, den man sich merken sollte: „ddrobotec“. So heißt der Robo-Personal-Trainer, der wie eine Beinpresse mit Monitor aussieht. Feinfühlig achtet die Maschine darauf, verletzte Muskeln nicht zu sehr zu belasten. Bei gesunden Sportlern geht das Gerät an die Grenze, aber nicht dar­ über. Der Clou: Die Übungen kommen wie Videospiele daher, das bedeutet Spielspaß statt Kraftschinderei. ddrobotec.com

Digitaler Personal Trainer

Der Robo-Doc

Zu den Dramen des Fußballs gehört: die Reha. Im Jahr 2006 bangte ganz Deutschland, ob Philipp Lahm zur HeimWM gesund sein würde. Oder aktueller: Schafft Robert Lewandowski im Mai trotz Ver­letzungspause Gerd Müllers Rekord von 40 Ligatoren? Die stillen 70

Beinpresse mit Monitor: Die Übungen sind an die individuellen Leistungsgrenzen angepasst und als kleine Spiele getarnt.

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Dossier Fußball

Fliegender Datensammler

Dieser Ball denkt mit

Wer sehen möchte, mit welchen Bällen wir in Zukunft spielen werden, der muss ordentlich Chips essen. Den „Smartball“ der Hannoveraner Firma Sport Technology Systems gibt es nämlich erst mal nur in Pringles-Dosen zu gewinnen – während der Fußball-EM. Ende des Jahres soll es den mit Sensoren und künst­licher Intelligenz schlau gemachten Ball für alle im Handel geben. „Der Sport ­verliert zu viele Jugendliche an Videospiele, darum ist unser Gegner die Spielkonsole“, erklärt der Firmengründer Lennardt Hachmeister. Er und sein Mitgründer, Ex-Bundes­ ligaprofi Fabian Ernst (HSV, Schalke, Bremen), setzen stark auf den Gamification-Ansatz – einen lockeren Mix aus Trainingseinheiten und lustigen Challenges. In einem zweiten Schritt soll der Smartball im Vereinsfußball etabliert werden und beispielsweise Amateurmannschaften helfen, ohne großen technischen Aufwand an Leistungsdaten zu kommen. Beim Spielen mit dem Smartball merke man „im Look and Feel“ keine Unterschiede zu handelsüblichen Matchbällen, sagt Hachmeister.

Ob die Smartball-Technologie in die Bälle anderer Marken integriert wird oder das Unternehmen die Bälle selbst herstellt, ist noch nicht entschieden. Jedenfalls kann der Smartball Geschwindigkeit, Effet, Flughöhe und damit die Präzision der Ballberührung ermitteln. Vom Schweizer Trainer Lucien Favre weiß man, dass er seinen Spielern gerne erklärt, wie wichtig es ist, den Ball perfekt zu treffen – es könnte also sein, dass sich der Chips-Konsum im Hause Favre bald dramatisch erhöht. sporttechnology.systems

Bislang musste ein Ball nur gut fliegen, bald liefert er Daten zu Speed, Effet, oder Flughöhe. THE RED BULLETIN

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360-Grad-Simulator

Leinwand­ abenteuer

Nach verlorenen Spielen liegen Fuß­ baller oft die ganze Nacht wach, weil in ihren Köpfen die entscheidenden Spiel­ szenen in Endlosschleife laufen. Schlaf­ mangel macht sie nicht besser, sehr wohl aber der SoccerBot360. In dem Gerät lassen sich Spielszenen auf Knopfdruck simulieren. Der Spieler steht in der Trainingshalle auf Kunstrasen, umgeben von Leinwänden, auf die mal Gegner, mal Mitspieler, mal Tore projiziert werden. Der reale Ball muss schnell und präzise zum virtuellen Mitspieler gepasst werden. Ob im SoccerBot360, in dem RB Leip­ zig oder die Red Bull Fußball Akademie trainieren, oder in anderen Trainings­ stationen wie dem Footbonaut in Dort­ mund oder dem Skills.Lab des FC Bayern, die Idee ist immer dieselbe: Reaktion, Konzentration und Übersicht verbessern und messen. Das kann recht schweiß­ treibend werden, wenn etwa im Skills.Lab

Dank Virtual Reality können die Träger der Brille ein Fußball­ spiel erleben, ohne sich echten Zweikämpfen aus­setzen zu müssen.

auf den Leinwänden zehn Mit- und ­Gegenspieler e­ rscheinen und man in ­Sekunden den frei stehenden Mann in seinem Rücken erkennen soll. Und fürs Training der Nerven gibt es beim virtuel­ len Elfer ­buhende Fans vom Tonband.

Maßarbeit: Im SoccerBot360 können Spieler im virtuellen Raum unter anderem ihre Passgenauigkeit trainieren.

soccerbot360.de

Virtueller Fußballplatz

Gedankenspiele Fragt man die Trainer der Red Bull ­Akademie in Salzburg-Liefering, welche technische Entwicklung sie spannend finden, hört man zwei Wörter: Virtual Reality. Bald wird es möglich sein, Spiel­ situationen inklusive Gegner, Fans und Wetter fotorealistisch nachzuspielen. Bis dahin gibt es schon mal Rezzil: Mit einer Datenbrille und Daten-Schien­ beinschonern (!) kann man einen virtuel­ len Rasenplatz betreten und diverse Übungen anwählen: Ballannahme mit anschließendem Präzisionspass etwa, Volleyschüsse aufs Tor und sogar Kopf­ bälle zum virtuellen Mitspieler. Samt Ballgeräusch. Wer mag, kann sich in der Trainerperspektive Spielszenen aus der Sicht aller Spieler anschauen. Dass beim VR-Training der echte Ball fehlt, kann sogar ein Vorteil sein, wenn Spieler nach Verletzungen ohne Schuss­ belastung erst mal wieder die Bewegungs­ abläufe üben wollen. rezzil.com

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THE RED BULLETIN


Dossier Fußball Big-Data-Analysesystem

Kick, Trick & Track

Das im Shirt fixierte TrackingModul kommuniziert mit Sendern am Spiel­feldrand – 100-mal pro Sekunde!

Als Verteidiger gegen Kingsley Coman zu spielen gehört zu den Höchststrafen im Weltfußball. Der Bayern-Star ist enorm schnell. Was kann man dem entgegen­ stellen? Zum Beispiel die Tracking- und Analysetechnik von Kinexon Sports. „Wir wissen, dass ein Außenverteidiger gegen Coman in zehn bis zwölf Spiel­ situationen kommen wird, wo er fast aus dem Stand 22 bis 23 km/h schnell sprinten muss“, erklärt Maximilian Schmidt, Mitgründer der Firma Kinexon Sports.

Mit seinen Daten kann der Abwehrspieler diese Duelle trainieren, Comans Laufwege durchspielen und Sprinttempi vergleichen. Schmidts Unternehmen hat mehrere­Trainingsplätze in der Red Bull Fußball Akademie mit sogenannter LPSTechnologie ausgestattet, weil sich Kinexon nicht mehr auf die etwas ungenauen GPS-Satellitendaten verlässt, sondern am Spielfeldrand eigene Sender installiert, die sich bis zu 100-mal pro Sekunde mit den T ­ rackern der Spieler austauschen. Aus den gewonnenen Daten lassen sich nicht mehr nur wie früher Lauf­ geschwindigkeit und -distanz erfassen, sondern die exakte Position jedes Spielers – damit wird seine Bewegung in Abwehroder Angriffsketten ausgewertet. Dass Kinexon mittlerweile auch den Ball trackt, macht den erhobenen Datenberg noch höher – und komplizierter. Aus den Trackingdaten versuchen die Vereine die entscheidenden Parameter gemäß der eigenen Spielphilo­sophie ­herauszulesen. „Big Data“ ist an Sporthochschulen und in Trainerlehrgängen daher schon Teil der Ausbildung. Und auch Profis entdecken den Wert ihrer Trackingdaten: Um an Schwächen zu arbeiten oder – wie Manchester-CityStar Kevin De Bruyne – valide Daten als gute Argumente bei der nächsten Vertragsverhandlung zu haben. kinexon.de

UMBRELLA SOFTWARE DEVELOPMENT GMBH

Mundstück-Assistent

Schutz fürs Köpfchen

Spätestens seit Deutschlands Christoph Kramer im WM-Finale 2014 den Schiedsrichter nach einem Zusammenprall gefragt hat, ob dies hier das WM-Finale sei, sind Gehirnerschütterungen im Fußball ein großes Thema – zu oft gibt es harte Luftzweikämpfe, zu gefährlich sind die Spätfolgen von Kopfverletzungen. THE RED BULLETIN

Das Mundstück wird wie von Boxern über der oberen Zahnreihe getragen und misst Erschütterungen.

Die Firma SWA lässt deshalb aktuell ihren neuen Hightech-Mundschutz Protecht bei der U23 des FC Liverpool, den U18-Frauen von Manchester City und – um ganz sicherzugehen – auch noch beim englischen Rugby-Team Leicester Tigers testen. Das individuell angepasste Mundstück misst die Intensität aller Erschütterungen bei Kopfbällen oder Zweikämpfen, die Messung erfolgt dabei am Oberkiefer, der direkt mit dem Schädelknochen verwachsen ist. Das Teil sendet Daten in Echtzeit an das medizinische Team am Spielfeldrand, das dann Entscheidungen trifft. Damit wäre Christoph Kramer wohl nicht erst 15 Minuten nach dem Zusammenstoß vom Feld genommen worden. swa.one

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Der Norweger ERLING HAALAND gilt als größte Stürmer-Hoffnung der Zukunft. Und als gefürchteter Interview-Partner. Weil er so wenig redet, wie Boxer IVAN DRAGO im Kultfilm „Rocky IV“. Ein Zitate-Ratespiel der wortkargen Kampfmaschinen.

DAS QUIZ

WER HAT’S

GESAGT? Haaland oder Drago: Von wem stammen diese Kurz-Ansagen?

Lässt Fäuste sprechen: der heute 63-jährige Dolph ­Lundgren in seiner Parade­rolle als Boxer Ivan Drago

DIE AUFLÖSUNG 1. Ivan Drago, nachdem er von seinem Manager als Idiot bezeichnet wurde. 2. Erling Haaland auf die Frage, was das Geheimnis hinter seiner unglaublichen Torquote in der Champions League (heute 20 Tore in 16 Spielen) ist. 3. Erling Haaland auf die Frage, wie es ist, ohne Fans auf den Rängen spielen zu müssen. 4. Ivan Drago vor dem Beginn des Kampfes gegen Rocky Balboa. 5. Erling Haaland auf die Frage, ob er mit seinem Torjubel vor der leeren Tribüne eine Message an seine Fans senden wollte. 6. Erling Haaland auf die Frage, wie es sich anfühlt, der jüngste Spieler zu sein, der je einen Hattrick in der Champions League erzielt hat. 7. Ivan Drago vor der letzten Runde im Kampf gegen Rocky Balboa. 8. Ivan Drago vor dem Kampf gegen Apollo Creed.

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THE RED BULLETIN

IMAGO IMAGES, GETTY IMAGES

Lässt seine Tore für sich sprechen: Erling Haaland, 20, stürmender Super­star der kommenden Jahre

fight to win.“ 2. „Work hard!“ 3. „It’s shit.“ 4. „I must break you.“ 5. „Yes.“ 6. „I feel very good.“ 7. „To the end.“ 8. „You will lose.“

CHRISTIAN EBERLE ABASOLO

1. „I


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MotoGP

Exakte Datenanalysen, ausgefeilte RennStrategien, Blitz-Entscheidungen bei 350 km/h: MIGUEL OLIVEIRA, 26, ist der größte Stratege der MotoGP – weil der Portugiese genau weiß, wann er intuitiv und wann mit Hirn handeln muss. Wir haben ihn deshalb vor zehn Entscheidungen gestellt: vom Rennstart bis zum Heiratsantrag. Text WERNER JESSNER

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ROB GRAY/POLARITY PHOTO/KTM

Kopf oder Bauch, Herr Oliveira?


FLOTTER TYP

14 Grand-Prix-Siege konnte Miguel Oliveira bereits einfahren. Seit diesem Jahr startet er für das Team Red Bull KTM Factory Racing.


RUNDE 1

Soll ich meiner Freundin oder meinem Freund einen Antrag machen? „Das ist sehr einfach: hundert Prozent Bauch. Oder besser: hundert Prozent Herz. Wo, wenn nicht in der Liebe, trifft man Entscheidungen intuitiv, mit allem, was dazugehört?“

Unter den MotoGP-Piloten ist Oliveira – hier im Gespräch mit Crew-Chief Paul Trevathan – berüchtigt für seine akribische Vorbereitung.

D

er Portugiese Miguel Oliveira, 26, ist ein Exot im Fahrerlager der MotoGP. Er ist der Erste seines Landes, der sich vor mittlerweile elf Jahren dauerhaft in der Motorrad-WM etablieren konnte. Doch das war erst der Anfang: Heute ist er der einzige Portugiese, der jemals Rennen der Motorrad-WM gewinnen konnte – und das gleich in allen Klassen: der Moto3, Moto2 und im letzten Jahr zweimal in der MotoGP. Lange war nicht klar, ob er den Weg nach oben bis zum Gipfel schaffen würde. Daher betrieb er bis vor wenigen Jahren parallel zur Profi-Karriere ein Zahnmedizin-Studium, das derzeit allerdings ruht. Und schon in jungen 78

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Intuition

Jahren gründete er eine Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unter Zehn- bis Vierzehnjährigen seinen ­eigenen Nachfolger zu finden: Er will Portugal nachhaltig in der Welt der MotoGP verankern. Die Kids sollen es einmal leichter haben als er. Doch auch wie er sich mit seinen ­Ingenieuren und Technikern austauscht oder wie er in der Öffentlichkeit spricht, zeichnet das Bild eines wohlüberlegten Mannes – das er regelmäßig infrage stellt, wenn er auf dem Bike überraschende Überholmanöver bei einem Speed von bis zu 350 km/h setzt oder mit dem Messer zwischen den Zähnen um die Kurven wetzt. Wo überlässt er seinem Hirn die Führung, wann kommt der Instinkt zum Tragen? Zehn schnelle Runden mit Miguel Oliveira (plus eine Auslaufrunde) geben Antwort.

% Intellekt

PERFECT MATCH

Seit zwölf Jahren ist Miguel Oliveira mit Landsfrau Andreia Pimenta liiert. 2020 hielt er um ihre Hand an.

THE RED BULLETIN

ROB GRAY/POLARITY PHOTO/KTM, PRIVAT, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

ER ÜBERLÄSST NICHTS DEM ZUFALL


MotoGP

RUNDE 2

Soll ich das neue Auto kaufen? „Für mich eine knappe Ent­ scheidung, mit leichter Schlag­ seite Richtung Herz. Vermutlich ist es sogar mehr, aber für mich fühlt es sich nicht so an. Vor drei Jahren habe ich mir einen BMW M2 Competition gegönnt, im Februar meinem Vater einen Porsche 911 Carrera spendiert. Das sind beides keine Autos, die man aus rein rationalen Gründen kauft. Generell muss ich sagen, dass mir Autos im Alltag wich­ tiger sind als Motorräder.“ 60

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Intuition

Intellekt

RUNDE 3

Soll ich eine unangenehme Frage beantworten? „In der Öffentlichkeit verhalte ich mich total rational. Wenn mich eine Frage nervt, etwa weil sie eine hidden agenda bedient, weil sie mich provozieren will oder ins Persönliche geht, bleibe ich trotz­ dem ruhig. Demonstrativ ruhig. Ich kann mich nicht erinnern, auf der Rennstrecke jemals die Nerven weggeschmissen zu haben. Viel­ leicht, wenn mich jemand auf der Strecke abgeschossen hat. Gerade wenn andere zuschauen oder zuhören, bin ich ein extremer Kopfmensch.“ 0

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Intuition

Intellekt

100

RUNDE 5

Soll ich vernünftig früh ins Bett? FÜHRUNGSKRAFT

Oliveira (li.) hält den Aus­ tralier Jack Miller in Schach.

RUNDE 4

Soll ich das Überholmanöver durchziehen? „Manchmal zermartert man sein Hirn, wie man vorbeikommt, manchmal sticht man blitzartig in eine Lücke, die sich gerade ­auftut. Der intellektuelle Teil ist, seine Gegner kennenzulernen und potenzielle Schwächen zu suchen. Dasselbe gilt für die Strecke: Bei meinem ersten Sieg in Öster­ reich bin ich als Dritter in die letzte Kurve eingebogen. Ich wusste, dass sich die Kollegen vor mir zu Rennende in die Haare kriegen würden und potenziell weit nach außen getrieben werden. Als sich innen die Lücke auftat, stach ich intuitiv rein. Da war nichts einstudiert.“ 50

THE RED BULLETIN

50

„Für mich kein Problem. Ich kann eigentlich immer gut schlafen, auch vor Rennen. Manchmal weiß ich, dass ich an diesem Tag ein wenig mehr Ruhe brauche, und lege mich früher ins Bett. Normalerweise gehe ich um halb zehn ins Bett und wache um sieben, halb acht Uhr auf. Schwierig sind nur die Nächte nach Renn-Sonn­tagen. Das Hirn läuft noch auf Hochtouren, aber der Körper ist hundemüde. Meditation und Atemübungen bringen mich dann runter.“ 70

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Intuition

Intellekt

RUNDE 6

Soll ich auf der Renn­strecke bei Tempo 200 zurückrempeln? „Motorradfahren ist physisch. Es gibt Körperkontakt. Klar ­versuchst du Überholmanöver möglichst sauber zu setzen, aber Berührungen sind unvermeid­ lich. Revanchefouls sollten nicht vorkommen, aber andererseits will man auch kein einfaches Opfer sein. Ich glaube, dass ich ein ziemlich fairer Pilot bin. Ich habe ein korrektes Verhältnis zu allen anderen Fahrern. Selbst in der Hitze des Gefechts.“ 40

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Intuition

Intellekt

Intuition

Intellekt

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MotoGP

RUNDE 10

Soll ich das Dessert noch essen?

Soll ich trotz Sauwetter trainieren gehen?

VOLLE ATTACKE!

„Es ist, was es ist. Ich würde das gar nicht am Wetter festmachen. Es gibt Tage, an denen die Sonne scheint und man trotzdem keinen Bock hat auf Training. Das ist normal. Ich sage mir immer vor, warum ich das mache. Damit schiebe ich die Faulheit zur Seite. Die Intuition sagt: Miguel, dreh dich um und schlaf noch eine Runde. Das Hirn sagt: Oliveira, du fährst MotoGP. Du brauchst die Fitness. Raus aus den Federn!“ 0

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Intuition

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RUNDE 8

Soll ich zur Zahnarzt-Kontrolle? „Klar, das macht man. Logisch. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sich fürchten, aber wovor? Reine Hirnsache. Man will keine Löcher in den Zähnen, darum geht man zur Prophylaxe. Punkt.“ %

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Intuition

Intellekt

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Im Start sieht Oliveira ­einen Schlüssel zum Erfolg.

RUNDE 9

Soll ich einen Frühstart riskieren?

„Das Rennen dauert eine Drei­ viertelstunde. Du willst es nicht am Start versauen und eine Strafe riskieren, andererseits bedeutet es unnötig viel Stress, das Feld von hinten aufrollen zu müssen. Motorradfahren ist eine relativ einfache mechanische Tätigkeit. Es sind die anderen rund um dich, die die Sache schwierig machen. Jeder kann schöne Pläne schmieden, die aber sofort Makulatur sind, sobald die anderen in deine Spur fahren. Das schiere Losfahren ist durch unser neues Start-Device ein wenig komplizierter geworden, aber es zu bedienen ist erlernbar.“ %

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Intuition

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% Intellekt

Erlebe Miguel auf dem Sachsenring! Am 20. Juni steigt der Liqui Moli Motorrad Grand Prix Deutschland. Krasse Anstiege, wilde Abfahrten, enge Kurven: Im Kalender der MotoGP ist der Sachsenring die Strecke der Extreme. Ob Zuschauer vor Ort erlaubt sind, war zu Redaktionsschluss noch offen. ­ServusTV überträgt am Sonntag das Rennen der MotoGP, Moto2 und Moto3 ­sowie am Samstag (19. 6.) das 4. Training der MotoGP und alle Qualifyings – kommentiert von Christian Brugger und den Experten Stefan Bradl, Gustl Auinger und Alex Hofmann. Als Moderatorin ist Eve Scheer vor Ort. Infos: motogp.servustv.com; Red Bull KTM Racing Fan-Kollektion: redbullshop.com

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„Ui, ein schwieriges Thema. Da schrillen bei mir gleich die Rationalitäts-Glocken! Es ist nicht so, dass ich Gewichts­ probleme hätte, im Gegenteil. Mengenmäßig kann ich eigentlich machen, was ich will. Es geht mehr um den gesundheit­ lichen Aspekt. Fruchtsalat als Dessert ist okay, beim Schokolade-Brownie mit Eiscreme ist es deutlich anders.“ 20

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Intuition

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BONUSRUNDE

Wie ist mein Zugang zum Rennfahren? „Ich halte mich für einen recht überlegten Menschen. Um das Hirn ausschalten zu können, muss ich zuvor wissen, dass all meine Tools bereitliegen und geschliffen sind. Erst dann gehe ich ans Limit oder darüber hinaus. Für mich hat Rennfahren viel mit Analyse und weniger mit Intuition zu tun. Manchmal habe ich da vielleicht Nachteile gegenüber Konkurrenten mit einer Alles-oder-nichts-Attitüde, aber ich betrachte meinen Zugang als Vorteil. Sofern alles tatsächlich funktioniert, wie ich es für mich optimiert habe, bin ich schwer zu schlagen. Andrea Dovizioso wurde mit einem vergleichbaren Ansatz Weltmeister. Im aktuellen Fahrerfeld gehören Valentino Rossi und Franco Morbidelli definitiv zu jenen Piloten, bei denen der Intellekt die reine Intuition überwiegt. Auch sie sind so Weltmeister geworden.“ 40

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THE RED BULLETIN

CARLOS PINTO, GETTY IMAGES

RUNDE 7


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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

ÜBER ALLE BERGE

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL

HANNES KROPIK

Mit Gleitschirmflieger Paul Guschlbauer auf den Spuren der Red Bull X-Alps

Paul Guschlbauer im Höhenflug in der Nähe des Mont Blanc

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GUIDE Reisen

„Die Strecke bietet grandiose Orte für Hobbysportler, selbst aktiv zu werden.“ Paul Guschlbauer über die Abenteuer entlang der Red Bull X-Alps-Route

D

ie Red Bull X-Alps sind ein echtes Abenteuer: Du hast einen Startplatz und ein Ziel; dazwischen gibt’s zwölf Kontrollpunkte in fünf Ländern – und du kommst in viele Situationen, die du un­ möglich vorhersehen kannst. Theoretisch könntest du die Strecke von Salzburg zum Mont Blanc an der schweizerisch-­ italienischen Grenze und zurück auch in einem Stück durchfliegen, das wäre sogar regelkonform. Praktisch sprechen die ­Naturgesetze dagegen: Irgendwann ist die Thermik weg, und du musst landen. Und von da, wo du landest, gehst du los – hinauf zu einem Punkt, von dem aus du wieder fliegen kannst. Wenn es sein muss, gehst du bei Schlechtwetter auch schon einmal ein ganzes Tal entlang. 2021 finden die Red Bull X-Alps zum zehnten Mal statt. Ich habe mir in der Vorbereitung das rechte Sprungbein ­gebrochen, aber ich bin optimistisch, was meinen sechsten Start angeht – ich werde mich stärker aufs Fliegen konzen­ trieren. Es ist ja ein „Hike & Fly“-Event: Du fliegst – oder du gehst. Entweder der Gleitschirm trägt dich, oder du trägst den Gleitschirm. Es ist aber kein Rennen, an dem jeder teilnehmen kann. 33 aus­ gewählte Athleten dürfen an den Start gehen, es gibt eine Wertung für Damen und Herren. Doch die Regionen, die wir so flott wie möglich durchmessen, bieten auch für Hobbysportler grandiose Möglichkeiten, aktiv zu werden. Hier ein paar Beispiele aus meiner Erfahrung.

Biken auf Salzburgs Almen

Zum Beispiel Wagrain-Kleinarl in Salzburg, wo wir die Red Bull X-Alps am 17. ­Juni mit dem Prolog in Angriff nehmen: 84

Guschlbauer im Rennen: Fliegen ist schöner.

Die „Kleinarler Runde“ ist eine heraus­ fordernde Bike-Strecke: 24,8 Kilometer lang, es geht 1046 Höhenmeter ­hinauf auf knapp 1800 Meter und genauso viele wieder hinunter, dazwischen liegen die Kitzsteinalm oder die Kurzegg­alm als Rastpunkte mit toller Aussicht. Auch wenn wir in der Luft auf uns ­allein gestellt sind: Die Red Bull X-Alps sind ein Teamrennen. Mein Teamkollege – oder wie wir sagen: Supporter – ist der Werner Strittl. Er begleitet mich mit einem Camper zu ebener Erd’ durch Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Italien und zurück nach Österreich. Die Nachtruhe ist vorgegeben: Um 22.30 Uhr parkt der Camper, dort gehe ich schlafen, dort starte ich um 5 Uhr früh wieder los. THE RED BULLETIN


Red Bull X-Alps: die Route Es ist die längste Route in der Geschichte der Red Bull ­X-Alps: 1238 Kilometer müssen die Athleten bewältigen. Start ist in Salzburg, das Ziel in Zell am See, dazwischen müssen zwölf Kontrollpunkte passiert werden. 17. Juni 2021: Prolog: Wagrain-Kleinarl 20. Juni 2021: Start: Salzburger Mozartplatz

GER SUI

06

07 08

05 10

09 FRA

04 03

AUT 01 02

12 11

ITA

KONTROLLPUNKTE 01 Gaisberg (AUT): 1275 m Seehöhe 02 Wagrain-Kleinarl (AUT): 1009 m 03 Kitzbühel – Hahnenkamm (AUT): 1633 m 04 Chiemgau – Achental (GER): 521 m 05 Lermoos – Tiroler Zugspitz Arena (AUT): 990 m 06 Säntis (SUI): 2500 m 07 Fiesch – Aletsch Arena (SUI): 1057 m 08 Dent d’Oche (FRA): 2079 m 09 Mont Blanc (FRA): 4714 m 10 Piz Palü (SUI): 3901 m 11 Kronplatz (ITA): 2258 m 12 Schmittenhöhe (AUT): 1950 m Ziel: Zell am See (AUT): 751 m

Trailrunning im Chiemgau

NICOLAS HOLTZMEYER/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH/ RED BULL CONTENT POOL, PHILIPP REITER/RED BULL CONTENT POOL

Paul Guschlbauer beim Gleitflug in der Gegend von L’Alpe d’Huez in Frankreich

Gratwanderung: Guschlbauer bei den Red Bull X-Alps 2019, bei denen er Dritter wurde THE RED BULLETIN

Wir fliegen dieses Jahr wieder im Chiemgau in Bayern. Ich habe hier eine Zeit lang gelebt. In dieser Gegend hat man nicht nur als Paragleiter seinen Spaß, sondern auch als Trailrunner. Von Marquartstein aus winden sich Trails aller Schwierigkeitsstufen durch die Berge – von einer zehn Kilometer langen Einsteigerrunde mit knackigen Waldpassagen über die ambitionierte Halbmarathon-Distanz ­hinauf auf den Gipfel der Hochplatte bis hin zur 42-Kilometer-Runde, auf der man vom Hochgerngipfel einen tollen Blick auf den Chiemsee hat. Entschieden werden die Red Bull X‑Alps im Prinzip in der Luft; athletisch sind wir alle ungefähr gleich stark. Aber je besser du fliegst, je genauer du weißt, wie die Winde fließen, desto rascher geht es voran. Wichtig ist, dass du über die Thermik in allen Tälern Bescheid weißt und dich taktisch richtig entscheidest: Fliege ich bei schlechten Bedingungen   85


GUIDE Reisen

Wanderparadies: Blick auf das Bettmeralp Resort im Gebiet des Aletschgletschers in der Schweiz

Red Bull X-Alps: das große Jubiläum

einfach hinunter und gehe den nächsten Berg hinauf, oder warte ich eine Stunde und kann eine bessere Thermik aus­ nutzen? Je weiter wir nach Westen ­kommen, desto höher werden die Berge. Und umso anspruchsvoller wird das Flie­ gen, denn die Windsysteme ändern sich schneller und stärker. Du stehst perma­ nent unter Anspannung. Wenn du beim Gehen müde wirst, kannst du dich kurz hinsetzen. In der Luft gibt’s keine Pause. Du kannst die Arme kurz ausschütteln, aber du musst immer fokussiert bleiben.

In diesem Jahr findet der einzigartige Wettbewerb ­bereits zum zehnten Mal statt.

Wandern am Rekord-Gletscher

In der Schweiz ist einer der Kontrollpunkte in der Aletsch Arena. Der Aletschgletscher ist der größte und längste Gletscher der Alpen. Von Fiesch führt eine Bergbahn ­hinauf, doch bei den Red Bull X-Alps müs­ sen wir auch diese Strecke zu Fuß gehen. Und wir haben auch keine Zeit, den groß­ artigen Ausblick auf die Viertausender der Berner Alpen zu genießen. Aber ich weiß, dass es in diesem UNESCO-Welt­ kulturerbe mehr als 300 Kilometer Wan­ derwege gibt. Für mich ist das Gehen bei den X‑Alps nur Mittel zum Zweck. Ich will hinauf auf den nächsten Berg und weiterfliegen. Immer weiterfliegen. Weiterführende Links: redbullxalps.com paulguschlbauer.at

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„Rund um den Aletsch­gletscher führen 300 Kilometer Wanderwege.“ Paul Guschlbauer über den schönsten Punkt der Strecke in der Schweiz

1238 KILOMETER Luftlinie stehen den Athleten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien bevor. Der Check erfolgt über Kontrollpunkte, der Mont Blanc muss im Gegenuhrzeigersinn um­flogen werden. 33 TEILNEHMER 30 Männer und 3 Frauen, aus 17 Nationen werden an den Start gehen; alle 48 Stunden wird der Letzt­ platzierte aus dem Klassement genommen.

­Athleten von 5 bis 22.30 Uhr ­fortbewegen. DIE SECHS JÜNGSTEN Red Bull X-Alps waren eine Machtdemonstration des Schweizers Christian „Chrigel“ Maurer, insgesamt gingen alle neun bisherigen Siege an Schweizer. 2011, 2015, 2017 & 2019 Viermal landete der ge­ bürtige Steirer Paul Guschl­ bauer auf Rang drei. BESONDERES JUBILÄUM Der 46-jährige Rumäne Toma Coconea feiert in Salzburg ein besonderes ­Jubiläum: Als einziger Athlet wird er bei der 10. Auflage seine 10. Red Bull X-Alps in Angriff nehmen. Per Livetracking bei den Red Bull X-Alps dabei sein:

VON 6 BIS 21 UHR darf geflogen werden, zu Fuß können sich die THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, NICOLAS HOLTZMEYER/RED BULL CONTENT POOL

Die Red Bull X-Alps gibt es seit 2003, sie finden im Zweijahresrhythmus statt. Die 10. Ausgabe startet am 20. Juni in der Stadt Salzburg und führt über die ­bislang längste Strecke ­zurück nach Zell am See (Land Salzburg).


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KOPFÜBER INS FINALE RED BULL BC ONE CYPHER Es geht wieder rund: In Stuttgart treffen am 9. und 10. Juli Deutsch­ lands beste B-Girls (Bild: B-Girl Jilou) und B-Boys aufeinander. Die beiden Gewinner reisen zu den Red Bull BC One World Finals in Polen. Red Bull TV überträgt live. Im Wizemann, Stuttgart; Infos: redbull.com

THE RED BULLETIN

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Tschüss Sofa! HALLO GenussAbenteuer! Frisches und leckeres Essen wie im Restaurant ruckzuck selber zubereiten –HelloFresh hat selbst für Kochmuffel immer ein passendes Rezept und alle notwendigen Zutaten parat.

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chon wieder keine Idee, was abends auf dem Teller landen soll – und der Einkauf im Supermarkt steht nach Feierabend auf der Prioritätenliste auch ganz weit hinten? Das kennt wohl jeder. Aber irgendwann werden selbst die heiß geliebten Spaghetti mit Pesto langweilig. Dann heißt es: Kochschürze umbinden und ganz entspannt ab in die Küche. HelloFresh hat dafür das passende Angebot, das Zeit spart und für Abwechslung sorgt: leckere Rezepte und passend portionierte Zutaten, geliefert in einer Box bis vor die Haustür, ganz einfach gekocht.

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HELLO FRESH

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B O U L E VARD DER HEL DEN

MARLENE DIETRICH

ZUCKER ODER FETT?

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 4: Wie eine junge dicke Journalistin bei der Diva ihr Fett abkriegte.

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BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT

GETTY IMAGES

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MICHAEL KÖHLMEIER

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husnelda Harris war gerade ein­ es gab vieles, was er ihm von früher her mal zwanzig Jahre alt, als ihr schuldig war. Immerhin: Einen besseren Henry R. Luce, Herausgeber des Start in das Leben einer dicken hübschen amerikanischen „Life Magazine“, Schriftstellerin, als Marlene Dietrich zu den Auftrag erteilte, Marlene interviewen, gab es nicht. Dietrich zu interviewen. Henry Luce arlene Dietrich war zu dieser Zeit war ein Freund von Miss Harris’ Vater am Höhepunkt ihrer Karriere an­ aus Studentenzeiten, sein ehemaliger MICHAEL KÖHLMEIER Der Vorarlberger gelangt. Sie war der Inbegriff der Kommilitone hatte ihn gebeten, seiner Bestsellerautor gilt Diva. „Die Apotheose der Diva“, wie der Tochter eine Chance zu geben. Denn als bester Erzähler Schriftsteller Gore Vidal schrieb. Nach zur Schönheitskönigin werde sie es nicht deutscher Zunge. ihr werde man von einer Diva nur mehr bringen, sagte er. Zuletzt erschienen: in der Vergangenheitsform sprechen. Das war im Jahr 1958, dreizehn Jahre „Die Märchen“, Ein Jahr zuvor war der Film „Witness nach Ende des Krieges. Amerika präsen­ 816 Seiten, Verlag tierte sich der Welt als Vorbild, als poli­ Carl Hanser. for the Prosecution“, also „Zeugin der tisches, wirtschaftliches und militärisches Anklage“, herausgekommen, eine Adap­ tion des gleichnamigen Stücks von Agatha Christie, Vorbild – und als Vorbild, was den Lebensstil betraf. bei der Billy Wilder Regie geführt hatte. Marlene Auch wenn Ärzte schon damals besorgt feststellten, Dietrich spielt darin die Ehefrau eines vermeint­ dass die amerikanische Jugend von Jahr zu Jahr lichen Mörders, verkörpert von Tyrone Power – die ­dicker werde, war Amerikas selbstbewusst fröhlicher Auflösung soll hier nicht bekanntgegeben werden, Vorschlag an die Welt: fit sein und schlank sein! ich halte mich an die Bitte der Produktionsfirma, Thusnelda Harris hatte mit Auszeichnung als die über dem ­Abspann zu lesen war: Wer den Film Beste ihres Jahrgangs in Hartford, Connecticut, das ge­sehen habe, solle den Schluss nicht verraten. Mar­ College absolviert und war im ersten Anlauf an der lene Dietrich gibt in diesem Film einen neuen Typ Columbia University in New York aufgenommen Frau, neu im amerikanischen Kino: eine schlanke, worden; aber sie war dick, sehr dick. Dazu hatte sie andro­gyne, hohe­Erscheinung, spitze Schultern, ein hübsches Gesicht. Was paradoxerweise als ein schmale Wangen, rauchige Stimme, nach außen hin weiterer Nachteil gewertet wurde. Sie wollte näm­ lich Schriftstellerin werden. Eine dicke hässliche kalt und berechnend, intelligent, wagemutig und Schriftstellerin wäre mit dem nationalen Selbstver­ vorausblickend wie eine Meisterschachspielerin, die ständnis verträglich gewesen, ebenso eine schlanke Männer einschüchternd, den Männern überlegen, hübsche, nicht jedoch eine Mischung, also eine wie tief drinnen aber – so viel darf verraten werden – Thusnelda Harris. ­lodernd vor Leidenschaft, tapfer und treu. Ihr Vater war dieser Meinung und sein Freund Nie zuvor war auf der Leinwand eine so wider­ sprüchliche Figur gezeigt worden, und hätte Billy Henry Luce auch und die amerikanische Öffentlich­ keit auch. Aber Mister Harris liebte seine Tochter, Wilder die Rolle mit einer anderen Schauspielerin und Mister Luce respektierte seinen Freund, und besetzt, wir befürchten, die ganze Geschichte wäre


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B OU L EVAR D DE R HE L D E N

wegen Unglaubwürdigkeit in sich zusammengebrochen. In Anspielung auf Dietrichs ersten großen Erfolg „Der blaue Engel“, die Verfilmung des Romans „Professor Unrat“ von Heinrich Mann, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Die Wandlung vom blauen zum schwarzen Engel ist vollzogen.“ Nach diesem Film relativierten sich die Sexsymbole Marilyn Monroe und Mae West zu Pin-up-Bildchen an der Innenseite der Kleiderschränke von Pubertierenden. Marlene Dietrich war das erste und vielleicht einzige erwachsene Sexsymbol – was die Frage aufwirft, ob dieser Begriff hier überhaupt zutrifft.

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n den Star heranzukommen war schwer, selbst für den Herausgeber des „Life Magazine“. Eine Kette von Fürsprechern und ­Fürsprecherinnen war nötig. Über den Komponisten Burt Bacharach gelang es schließlich, Marlene Dietrichs Interesse zu wecken – ausdrücklich ihr Interesse an einer „jungen dicken Frau mit hübschem Gesicht, die Schriftstellerin werden möchte“. Als die Diva schließlich Thusnelda Harris gegenüberstand, lachte sie heraus und rief: „Sie sind ja noch dicker und noch hübscher, als mir versprochen wurde. Jetzt sehe ich kein Hindernis mehr, dass Sie auch eine großartige Schriftstellerin werden.“ Miss Harris stellte Marlene Dietrich ihre erste Frage: „Was war das Wichtigste, worauf Sie in Ihrem Leben verzichtet haben?“ Nach einer langen Pause fragte Frau Dietrich: „Inwiefern wichtig?“ „Ich meine“, antwortete Miss Harris, „was sollte man im Leben keinesfalls tun?“ Wieder nach einer langen Pause sagte Frau ­Dietrich: „Zucker essen.“ „Soll ich Ihre Antwort auf mich beziehen?“, fragte Miss Harris, als würde sie die Antwort nicht auf sich beziehen. „Sie meinen, ich bin zu dick, weil ich zu viel Zucker esse. Habe ich recht?“ „Zeigen Sie mir Ihre Zähne!“, sagte Frau Dietrich. Sie saß in einigem Abstand von ihrer Interviewerin. Sie war geschminkt und gekleidet wie Christine Vole in „Zeugin der Anklage“. Die Redaktion des „Life Magazine“ hatte angekündigt, man werde einen ­Fotografen schicken, den besten selbstverständlich. Marlene Dietrich wollte wahrgenommen werden, wie Millionen sie kurz zuvor auf der Leinwand ge­ sehen hatten. „Kommen Sie her!“, rief sie der jungen Interviewerin zu. Miss Harris ging um den Tisch herum.

„Sie nehmen mich auf den Arm, Mrs. Dietrich. Aber das macht nichts.“ 94

„Näher!“ Miss Harris trat näher. „Noch näher! Und nun beugen Sie sich über mich und machen den Mund auf!“ Auch das tat Miss Harris. Frau Dietrich schaute in Miss Harris’ Mund, sie zog mit den Zeigefingern die Backen auseinander, sie schnupperte, sie griff nach den Schneidezähnen, rüttelte daran. Schließlich sagte sie: „Sie essen nicht viel Zucker, habe ich recht? Oder Sie putzen viermal am Tag die Zähne. Was nun?“ „Ich mag Süßes nicht“, antwortete Miss Harris. Frau Dietrich ließ die Arme sinken, sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Dann ist es also doch das Fett. Ich kann es nicht glauben“, murmelte sie, sprach zu sich selbst. „Ich kann es nicht glauben … ich will es nicht glauben …“ „Ich verstehe Sie nicht.“ „Sie verstehen mich nicht?“, sagte Frau Dietrich. „Wirklich nicht? Sie sollten mich aber verstehen. Ich komme aus Deutschland, und ich bin nach Amerika ausgewandert, weil ich mit Hitler und seinen Verrückten nichts zu tun haben wollte. Ich bin nicht so erzogen worden, wie die Nazis die Welt gesehen ­haben. Ich bin Amerikanerin geworden. So eine wie Sie. Dann hat Hitler gegen England einen Krieg begonnen, und Amerika ist England zur Seite gesprungen, und wir haben Hitler besiegt. Und nun haben sich Amerika und England zerstritten, Amerika und Europa. Wussten Sie das nicht?“ „Nein“, sagte Miss Harris, „das weiß ich nicht.“ „Der Fett-Zucker-Krieg“, flüsterte Frau Dietrich und winkte Miss Harris nahe an sich heran. „Die Engländer behaupten, Zucker macht dick, die Amerikaner sagen, es ist das Fett. Macht der Zucker dick, oder macht das Fett dick? Das ist doch die Frage.“

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iss Harris sagte: „Sie nehmen mich auf den Arm, Mrs. Dietrich. Aber das macht nichts. Es ist eine Ehre, von Ihnen auf den Arm ­genommen zu werden.“ „Reden Sie kein dummes Zeug“, zischte Frau Dietrich sie an. Die beiden Frauen waren nicht allein in dem Raum – einem Extrazimmer im Hotel Waldorf-Astoria in der Park Avenue in New York City. „Wer diesen Krieg gewinnt, America oder Old Europe, der wird die Zukunft gewinnen. Die Zukunft ist schlank. Die Zukunft ist durchtrainiert. In Zukunft sehen Siebzigjährige aus wie heute die Vierzigjährigen. Und warum? Weil sie sich schlank halten. Da kannst du eine noch so hübsche Larve haben, wenn deine Oberschenkel wabbeln und deine Oberarme wabbeln, dann wird nichts aus dir. Ich war vorhin freundlich, ich wollte dich nicht entmutigen, Kleines. Verträgst du die Wahrheit? Ja, du verträgst sie. Aus den Fetten werden auch keine Schriftstellerinnen. Warum nicht? Weil niemand fette Schriftstellerinnen

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mag. Am allerwenigsten die Fetten. Die Fetten ­wollen nur schlanke Menschen sehen. Aber weil es immer weniger schlanke und immer mehr fette Menschen gibt, fängt der Mensch an, sich selbst zu hassen. Die Fetten kriegen die Krankheiten ab, und sie kriegen den Spott ab, sie gehen als Letzte durch das Ziel, und sie sterben als Erste. Zucker oder Fett, das ist die Frage. Du isst wirklich keinen Zucker, Kleines? Ich sag’s nicht weiter. Sag mir die Wahr­ heit. Flüstere mir die Wahrheit ins Ohr. Die Wahr­ heit und nichts als die Wahrheit!“

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nd Thusnelda Harris flüsterte Marlene Dietrich die Wahrheit ins Ohr: „Ich bin verrückt nach Süßem. Ich esse heimlich Süßes. Ich habe ge­ logen und lüge die ganze Zeit. Mum und Dad denken, ich mag Süßes nicht. Aber ich mag es. Ich bin süchtig danach. Ich bin verloren. Ich fresse und fresse und fresse Süßes. Ich kann nicht mehr. Helfen Sie mir, Mrs. Dietrich! Bitte, helfen Sie mir!“ Frau Dietrich seufzte und nickte, nickte lang, seufzte lang. „Wir sollten mit den Engländern ­Frieden schließen“, sagte sie. „Friss Fett, Kleines!

„Das Süße ist das Wichtigste, worauf ich in meinem Leben verzichtet habe.“ Und lass das Süße! Das Süße ist das Wichtigste, ­worauf ich in meinem Leben verzichtet habe.“ Damit erhob sie sich, drehte sich noch einmal zu dem Fotografen um – es war übrigens Richard Avedon, der damals hippste Modefotograf von New York –, senkte die Augenlider und sog die Wangen ein. Dann wirbelte sie herum und war weg. Thusnelda Harris’ Interview mit Marlene Dietrich ist nie im „Life Magazine“ erschienen. In den folgen­ den Jahren hat sie dreißig Kilo abgenommen. Sie wurde eine erfolgreiche Schriftstellerin. In einem ihrer Romane beschreibt sie die Begegnung einer jungen dicken Journalistin mit einem berühmten Filmstar.

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Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Das ­Cover unserer Kollegen in den USA zeigt SurfProfi Kolohe Andino aus Kalifornien, für den Wellen­reiten nicht nur ein Sport ist, sondern eine Lebensphilosophie. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: ­redbulletin.com

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Gesamtleitung Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.) Chefredaktion Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.) Creative Direction Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.) Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Grafik Martina de Carvalho -Hutter, Cornelia Gleichweit, Kevin Goll Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Marie-Maxime Dricot, Melissa Gordon, Lisa Hechenberger, Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan Head of Audio Florian Obkircher Special Projects Arek Piatek Managing Editors Ulrich Corazza, Marion Lukas-Wildmann Publishing Management Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Anna Wilczek Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz, Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication), Jennifer Silberschneider Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Commercial & Co-Publishing Peter Knehtl (Ltg.), Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Martina Maier, Andreea Parvu, Alexandra Schendl, Julia Schinzel, Florian Solly, Dominik Uhl, Sophie Weidinger, Stephan Zenz Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm, Nicole Glaser, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Klaus Pleninger MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Projekt Management Dominik Debriacher, Gabriela-Teresa Humer Assistant to General Management Sandra Artacker Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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NICOLAS MAHLER

N IC OL AS M A HL ERS SPI T ZF ED ERL ICHES CHA R A K T ER-K A BINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 13. Juli 2021.

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