TH A I L A N D
DIE HANDWERKER VON KAMALAYA Wenn sie nicht mehr weiter wissen, flüchten Ausgebrannte, Übermüdete und Verkrampfte in diese Anlage auf der Insel Koh Samui. Und begeben sich im Kamalaya-Resor t in die Obhut von ganz besonderen Handwerkern. Von Julia Prosinger
Kar ina Stewar t , 58, Gründer in und Heilpraktiker in Sie wird gleich von ihrer Kindheit in den mexikanischen Urwäldern erzählen, von ihrer krebskranken Mutter, durch die sie zur Meditation kam, von ihrer Ausbildung zur Heilpraktikerin in Princeton und China und wie sie ihren Mann John kennenlernte – eine wahnsinnige Liebesgeschichte, ohne die es diesen Ort, das Kamalaya, ein LuxusResort auf der thailändischen Insel Koh Samui, nie gegeben hätte. Aber vorher schwärmt Karina Stewart, die immer ein wenig zu spät kommt, weil sie immer ein wenig zu lange fragt, zuhört und lacht, erst ausgiebig von einer Sünde und sagt: „Sie müssen die Schokoterrine probieren.“ Ausgerechnet die Gründerin eines Detox-Resorts empfiehlt ein reichhaltiges Dessert. 2005 haben Karina und John Stewart dieses Hotel geschaffen, in dem Ausgebrannte Linderung finden. Der Regisseur Oliver Stone, Topmanager und andere Workaholics erho8
R EL AX Magazin 2021
len sich hier. Über die Jahre sind die Stewarts zu Experten für den Zustand der westlichen Seele geworden, weltweit halten sie Vorträge über den Zusammenhang von Stress und Magenproblemen, über Schlafstörungen und die richtige Entgiftung. „Es ist nicht so schlimm“, sagt Karina Stewart nun, den Blick aufs ruhige Meer in der Bucht gerichtet, und meint den Nachtisch, „halb Kokos, halb Bitterkakao. Kein Zucker, keine Milch.“ Verzichten, rät sie, solle man besser auf den Kaffee am Morgen. „Dem Magen nach acht Stunden Schlaf als Ers tes Koffein reinknallen?“ Nein. Außerdem torpediere Kaffee das, was sie ihren nervösen Gästen am dringlichsten beibringen will: langsamer machen. In jeder Hinsicht. Wer langsamer isst, wählt besser aus. Nimmt Wasser statt Saft. Deshalb servieren die Kellner den Gästen lieber einen EspressoErsatz aus Kräutern oder gleich einen Tee. Auch Handys oder Tablets sollen die Besucher nur in der Bibliothek und im Zimmer nutzen, wo das W-Lan auf eine Stunde täglich begrenzt ist. Mit Verzicht kennt sich Karina Stewart aus. Den Kanadier John traf sie 1982 auf einer spirituellen Reise in einem indischen Ashram, wo er als „weißer Mönch“ – so nannte man