L EB E N S A R T
SCHLAMMSCHLACHTEN IM NAMEN DER LIEBE Nicht in allem, wo Wellness draufsteht , steckt tatsächlich Entspannung dr in. Und so gerät ein gemeinsames Relax-Wochenende mitunter zum heiklen Parcours zwischen Stutenmilchbad, Saunatemperatur und Sole-Anwendungen.
SIE.
hier raus! Die für den nächsten Tag geplante „Vegane SchokoMassage“ für zwei sagten wir ebenso ab wie das Stutenmilchbad-Tête-à-Tête an Klangschalensymphonie. Seit damals muss ich sehr behutsam mit dem Thema „Erholung“ umgehen, zumal sich unsere Vorstellungen, wie diese auszusehen hat, sowieso grundlegend unterscheiden. Entspannungsurlaub lässt sich aus seiner Sicht vor allem an folgenden drei Dingen festmachen: Viel und gut essen. Fein trinken. Sowie den ganzen Tag auf einem Golfplatz darüber sinnieren, wie man die Flugbahn des Balls optimieren könnte. Eine mathematische Parabel, übrigens, die wenig Kommunikation mit der Ehefrau zulässt, die ihn dann mit überflüssigen Bemerkungen wie, Herrliche Luft, stimmt’s? aus der Fassung bringt. Dazu kommt: Das Wasser, in dem er zu planschen gedenkt, darf auf keinen Fall warm sein, weil: „Wäh!“ Hingegen sollte die Sauna, in der er Entspannung sucht, so heiß sein, dass man auf seinem Popsch Spiegeleier braten könnte. Sehr viel Öl bei
F oto s: El a A ng erer
An sehr guten Tagen gibt sich der Mann an meiner Seite romantisch, dann sagt er Sätze wie: „Nichts schmeichelt einem Mann so sehr wie das Glück seiner Frau.“ Dazu gibt es manchmal Blumen – oder, zu besonderen Anlässen, ein W-Wo. Was das ist? Nun, mit dieser Abkürzung wird im Hause Kuhn/Hufnagl der Begriff „Wellness-Wochenende“ so entschärft, dass am Ende jeder daraus machen kann, was er sich persönlich darunter vorstellt. Weil er „ganz sicher nie mehr irgendwas macht, wo Wellness draufsteht“. Zugegeben, er ist da etwas traumatisiert. Seit damals, als wir im Rahmen von drei Paar-Wellness-Tagen dazu angeleitet wurden, uns gegenseitig in einer engen, dampfigen Kabine mit farbigem Gatsch die Chakren (oder so) einzuschmieren. Irgendwann saßen wir da und starrten einander an – er mein orangefarbenes Dekolleté und die beigegrünen Oberschenkel, ich seinen goldigen Nabel und die roten Tupfen rund um die Augen, in denen ein einziger Hilferuf abzulesen war: Hol mich
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R EL AX Magazin 2021