MQ Management und Qualität

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8 BUSINESS EXCELLENCE

MQ | 06/2020

Experte zur beruflichen Fitness in schnelllebiger Zeit

«Lernen und ­verlernen können» Im österreichischen Vorarlberg geboren, als Gründer und Inhaber des Beratungs­ unternehmens Malik mit Hauptsitz in St. Gallen bekannt geworden, zählt Professor Dr. Fredmund Malik heute zu den bekanntesten Managementexperten. Bemerkens­ wert sind seine Gedanken zur Pflege beruflicher Fitness.

Hartmut Volk

Prof. Dr. Fredmund Malik ist Gründer, Inhaber und Chairman von Malik, einem renommierten Unternehmen für ganzheitliche General Ma­na­ge­ment-, Lea­der­ship- und Governance-Lösungen. Der habilitierte Un­ter­neh­ mer-Professor und mehrfach ausgezeichnete Bestsellerautor setzt seit Jahren mit seinem Un­ternehmen Standards für professionelles Management. Seine Kybernetik-basierten Management-Systeme gelten weltweit als hochentwickelte Instrumente für das zuverlässige Funk­tionieren von Or­ganisationen. Professor Malik, der wohl heikelste Punkt be­ ruflicher Fitness ist die sich verkürzende Halbwertszeit des Wissens. Wie damit um­ gehen? Fredmund Malik: Entspannt, unverkrampft, wissbegierig, bereit, sich mit Neuem auseinanderzusetzen, bereit zu lernen. Und diese grundsätzliche Lernbereitschaft darf, soll sie Erfolg bringen, nicht nur auf den Erwerb neuen Wissens zielen. Um für die zukünftig geforderte berufliche Fitness wirklich fit zu sein, ist es grundlegend wichtig zu lernen, wie effizient gelernt wird. Erst damit erlangen wir die Fähigkeit, die immer schnellere Veralterung unseres inhaltlichen Wissens zu meistern. Den von Ihnen angesprochenen heiklen Punkt beruflicher Fitness nicht zum

Hartmut Volk ist freier Publizist und ­Wirtschaftsjournalist in Bad Harzburg (Deutschland).

Problempunkt werden zu lassen, fordert von uns allen, zu Lernexperten zu werden. Wir alle müssen lernen, schneller und besser neues Wissen zu erlernen. Weshalb betonen Sie das so? Weil in diesem Können das eigentliche Zukunftspotenzial liegt, persönlich wie für die Unternehmen. Tatsache ist doch: Die meisten haben das Lernen als solches nie wirklich gelernt, unabhängig von ihrem heutigen Bildungsgrad. Vom ersten Schultag an bis zum Doktorgrad haben wir vor allem Inhalte gelernt, auch inhaltlich definierte Methoden und Kompetenzen, wie Lesen, Schreiben, Rechnen, aber nicht, wie wirkungsvoll gelernt wird. Und dazu kommt noch erschwerend hinzu, wir alle haben mehr oder weniger auf dieselbe Weise gelernt. Daher ist kaum jemandem bewusst, dass im Erwachsenen­ alter keine zwei Menschen gleich lernen. Was heisst das für die Praxis? Ich selbst bilde nunmehr seit mehr als 40 Jahren Führungskräfte aus, in ganz unterschiedlichem Alter, aus allen Arten von Organisationen und Führungsstufen. Und da zeigt mir die Praxis ganz klar: Jeder lernt anders, aber sie wissen es nicht. Daher müssen alle für sich selbst herausfinden, wie sie am besten lernen. Und damit meine ich, wirksam lernen, so, dass sie das Gelernte auch anwenden können, dass sie Neues hinzulernen können, und eben nicht minder bedeutsam, dass sie das Alte aktiv vergessen und abstreifen können, wenn die Entwicklung darüber hinweggegangen ist.

Sie spielen auf die Notwendigkeit des ­Verlernens an!? Exakt! Berufliche Fitness zu pflegen, bedeutet lernen und verlernen zu können. Auch das Verlernen muss gelernt werden. Sonst gelingt das Neue nie, denn das Alte, das ja meistens in Fleisch und Blut übergegangen ist, sprich, zur lieben Gewohnheit wurde und tief in den Reflexen verwurzelt ist, das muss raus aus dem Kopf. Die zweite grundsätzliche Gefahr für die berufliche Fitness liegt in der unbewussten Orientierung an dem, was mal galt, aber nun eben nicht mehr gilt – und nicht mehr gelten darf, wollen Mensch und Unternehmen keinen Schaden nehmen. Professor Malik, heisst denn nun Entlernen, alles über Bord zu werfen, was einmal ge­ golten hat? Das wird gern so dargestellt, ist aber eigentlich Unsinn. Längst nicht alles Wissen veraltet schnell. Keineswegs zum Nutzen der ­Sache gibt es ziemlich viele Leute, die sich mit solchen Behauptungen wichtig machen. Am häufigsten sagen das übrigens die, die meistens die betreffenden Fachgebiete zu wenig kennen. Und das grassiert besonders im Nebel dessen, was der Mainstream unter Management und Leadership zu verstehen glaubt. Ihr Gegenvorschlag? Meine eigene Methode für das Erkennen von echter Veralterung im Gegensatz zu bloss behaupteter ist das, was ich ein heuristisches Prinzip nenne, also zu fragen: «Ja, stimmt das denn wirklich ..?» Heute wird ja viel von Algorithmen gesprochen, aber so gut wie gar nicht von deren «Zwillingsschwester», der Heuristik. Algorithmen sind Regeln für das intelligente und erfolgreiche Finden. Heuristiken sind Regeln für das intelligente und erfolgreiche Suchen. Wenn ich also höre, dass etwas nun ganz neu und total revolutionär sei und dass alles andere nun hoffnungslos veraltet sei, dann hilft diese Heuristik, dieser «Lerntrick»: Ja, stimmt denn das wirklich ..? Und dann sucht man eben, statt einfach nachzubeten. Das intelligente Suchen ist heute mit dem Internet ja ein Vergnügen, denn gerade dort tummelt sich nicht nur das Richtige und echte Neue, sondern auch der kollektive Blödsinn, die Angeberei und die Dummheit. Also, berufliche Fitness lebt unbedingt auch von der Fähigkeit, intelligent suchen zu können.


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