Theater
Premieren im Januar
© Ilja Mess
Frankfurt n n n Theater
Dschabber
von Marcus Youssef Klassenzimmerstück ab 12 Jahren Regie: Angel Krastev. Mit John Sander, Nina Plagens, Sabah Zora Box im Schauspielhaus, 24.1.2021 www.schauspielfrankfurt.de n n n Theater
Kleists: Schwarz-Weiss. Die Verlobung in St. Domingo
Regie: Michael Weber. Mit Hannah Bröder, Jakob Gail, Muawia Harb, Birgit Heuser
Theater Willy Praml, 28.(Premiere)+29.1.2022, 20 Uhr; 30.1.2022, 18 Uhr www.theaterwillypraml.de n n n Theater
Liberté oh no no no
von Anja Hilling Regie: Sebastian Schug. Mit Lotte Schubert, Angelika Bartsch, Mark Tumba, Uwe Zerwer Kammerspiele, 14.(Premiere)+21.1.2022, 20 Uhr www.schauspielfrankfurt.de
Mit Hilti in die Elite
n n n Theater
RIP Refrain
U17 im Staatstheater Mainz zeigt »Für immer die Alpen«
eine Fabel in G-Moll von Labande Dordur Regie: Lucie Dordoigne, Anaïs Durand-Mauptit Landungsbrücken, 21.(Premiere), 22.+23.1.2022, 20 Uhr www.landungsbruecken.org n n n Tanz
Rotational Distance
Künstlerische Leitung, Konzept, Sound Design, Choreografie: Richard Oberscheven Gallus Theater, 13.(Premiere), 14.+15.1.2022, 20 Uhr www.gallustheater.de n n n Theater
See you.
Inklusives Jugendtheaterprojekt. Für Jugendliche ab 14 Jahren Regie und Konzept: Martina Droste Kammerspiele, 28.1.2022, 20 Uhr www.schauspielfrankfurt.de n n n Theater
Das Spiel von Liebe und Zufall von Pierre Carlet de Marivaux Regie: Heinz Kreidl. Mit Carolin Freund, Katarina Schmidt, Pascal Simon Grote u.a.
Fritz Rémond Theater, 20.1.2021(Premiere)-27.2.2022, Di.-Sa., 20 Uhr; So., 18 Uhr www.fritzremond.de
Mainz n n n Tanz
Sphynx
Choreografie: Rafaële Giovanola Dramaturgie: Rainald Endrass
Staatstheater, 30.1.2022, 18 Uhr www.staatstheater-mainz.com
Wiesbaden n n n Theater
The Minutes
Von Tracy Letts Inszenierung / Bühne: Daniela Kerck. Mit Lukas Schrenk, Michael Birnbaum, Lena Hilsdorf u.a.
Staatstheater, 21.(Premiere), 28.+29.1.2022, 19.30 Uhr www.staatstheater-wiesbaden.de
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Es ist nicht ungewöhnlich im Theater, Figuren aus Romanadaptionen mehreren Darstellern anzuvertrauen. Man kann es als geeignete Form betrachten, frei nach »Wer bin ich und wenn ja wie viele?« die vielschichtige Identität, die Tiefe oder die Gespaltenheit einer Person zu vermitteln. Oder ihre Austauschbarkeit. Auf alle Fälle unterhält es, den Protagonisten in unterschiedlichen Erscheinungsformen zu begegnen, wie es ja auch umgekehrt Spaß macht, seine Bühnenlieblinge in den verschiedensten Rollen zu erleben. Letzteres löst auf das Vergnüglichste Friederike Hellers Inszenierung von »Für immer die Alpen« ein, die das Staatstheater Mainz nun in einer Kooperation mit dem Liechtensteiner Theater am Kirchplatz zeigt. Carlotta Hein, die sowas wie die Entdeckung dieses Abends ist, und ihr nicht minder aufgedreht spielendes Kollegiat aus Andrea Quirbach, Thomas Beck und Julian von Hansemann, wechseln einander in der Hauptrolle ab, während das jeweils verbleibende Trio sich mit fliegenden Kostüm- und Perückenwechseln alle weiteren Rollen einverleibt, ohne dass auf den Zuschauerbänken jemand den Anschluss verliert. So weit, so prächtig auf der aus wenig mehr als ein paar Stellwänden für Bildprojektionen gebauten Kellerbühne U17.
Strandgut 01/2022 | www.strandgut.de
Der von dem Liechtensteiner Autor Benjamin Quaderer verfasste Roman gleichen Titels geht der weitgehend wahren Geschichte des noch immer untergetauchten Whistleblowers Heinrich Kieber nach, der 2008 mit dem Verkauf von Bankdaten an den deutschen Geheimdienst BND für die spektakuläre Verhaftung des Postchefs Klaus Zumwinkel sorgte und viele andere Nutznießer des Liechtensteiner Treuhandsystems von Hannelore Kohl bis Pablo Escobar und Robert Mugabe auffliegen ließ. Weil er damit den Status Liechtensteins als sichere Waschanlage für schmutzige Gelder ruinierte, gilt er dort noch immer als der Staatsfeind Nummer 1. Der von der Regisseurin verfasste Buchextrakt erzählt uns aus der Ich-Perspektive des Helden, der hier Johann Kaiser heißt, die mit der ersten Begegnung seiner Eltern anhebende Geschichte eines von der geliebten spanischen Mutter verlassenen und von einem trinkenden liechtensteinischen Vater in ein Heim abgeschobenen Kindes, das sich über einige prägende Erlebnisse hinweg zu einem abenteuerlustigen narzisstischen Aufschneider entwickelt. Unter dem schönen BohrmaschinenNamen Hilti gelingt ihm in einem spanischen Urlaubsdorado, sich bei wohlbetuchten Zeitgenossen einzuschmeicheln und ein kleines Vermögen zu erschleichen.
Auf der Bühne gestaltet sich das in einem Felix-Krull-haften Verkleidungsspaß, der in der Regel und manchmal recht schlicht auf Kosten der jeweils Vorgeführten geht, zu denen unter anderen auch der Regent des autokratisch regierten 38.000 Einwohner-Zwergstaates gehört. Rund 90 Minuten dauert die kurvenreiche Hinführung zum eigentlichen Kern des Skandals, dem in der knappen Stunde nach der Pause nun keineswegs eine kritische Einsicht des Protadonisten in die Verhältnisse folgt, sondern wohl eher der erneute Versuch, aus glücklichen Umständen möglichst viel Geld zu machen. Dass es dem zwischenzeitlich auch mal betrogenen Betrüger um Gerechtigkeit gegangen sein will, das lassen wir mal so stehen. »Für immer die Alpen« stellt uns die illustre Biografie eines nicht eben gewöhnlichen, doch keineswegs außergewöhnlichen Mannes vor, der auf wirren Wegen eine noch immer gängige empörende Praxis des Steuerbetrugs offenlegte. Dies wachzurufen und bewusst zu halten ist der Verdienst dieser kleinen Produktion, auch wenn das Vergnügen, das sie bereitet, mehr aus dem Spiel der Akteure resultiert. In Liechtenstein ist das sicherlich anders. Winnie Geipert Termine: 4., 5., 13., 14. Januar, 19.30 Uhr www.staatstheater-mainz.com