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Winterthur «Wahlfamilie – Zusammen weniger allein», Ausstellung, bis So, 16. Okt., Di bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr, Fotomuseum Winterthur, Grüzenstrasse 44 + 45. fotomuseum.ch

Musikerin und Künstlerin Stella Glitter. Und das Schweizer Kunst­ kollektiv moilesautresart entdeckte in Lichtensteig schon vor längerer Zeit das Vogelnest – woraus die Installation «Speuzli» entstand. Es geht einerseits um Vogelarten, die mit Spucke Kleinstteile zusam­ menkleben und damit futuris­ tische Architekturen kreieren, an­ derseits um Vogelnester, die von Menschenhand geschaffen wer­ den. Eine eigene Patisserie ist aus der Beschäftigung mit dem Phä­ nomen «Vogelnest» auch hervor­ gegangen. DIF

Luzern «Felsenwelt» und «Arktis-Ausstellung», täglich 10 bis 18 Uhr (Sommersaison bis 31. Okt.), Gletschergarten Luzern, ­Denkmalstrasse 4. gletschergarten.ch

Die Wahlfamilie ist ein soziales und kulturelles Konstrukt – das auch fotografisch immer wieder verhandelt wird. Zeitgenössische Fotograf*­ innen lassen neue «Familienbilder» entstehen, die Alternativen zum bürgerlichen Verständnis von Familie ermöglichen. Der Fotograf Mark Morrisroe zeigt beispielsweise Zusammenhalt abseits von Verwandtschaft, porträtierte seine Freund*innen und Liebhaber*innen – die dabei die Idee von Wahlfamilie verkörpern. Andere Künstler*innen setzen sich mit ihrer eigenen (biologischen) Familiengeschichte auseinander. So spielt bei Alba Zari die Aufarbeitung der eigenen Familienhistorie mittels Aufnahmen aus dem Familienarchiv und fotografischen Zeitdokumenten eine Rolle. Anhand von Text- und Bildfragmenten erkundet die Künstlerin, die in eine christlich-fundamentalistische Sekte hineingeboren wurde, die Ge­ schichte ihrer Familie und dabei ihre eigene Identität. Weitere Künst­ ler*innen setzen sich und ihre Familienmitglieder in teils aufwendig arrangierten Umgebungen in Szene – und reflektieren dabei die Rollen der einzelnen Familienmitglieder. Charlie Engman beispielsweise insze­ niert seine «Mom» in Umgebungen, die wenig mit unserer Vorstellung der Alltagsrealität einer Mutter gemein haben. «Wahlfamilie» zeigt unter anderem auch Arbeiten von Aarati Akkapeddi, Richard Billingham, Larry Clark, Seiichi Furuya und Nan Goldin. DIF

Lichtensteig SG «Kultur verussen», Musik, Wort und Kunst unter freiem Himmel, Do, 14. bis Sa, 16. Juli. rathausfuerkultur.ch

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Lichtensteig ist ein pittoreskes Städtchen mit historischem Stadt­ kern, das für ein paar Tage zum Kunstort wird. Der hiesige, umtrie­ bige Verein Rathaus für Kultur hat ein Programm mit Spoken Word, Musik und einer ortsspezifischen Kunstinstallation auf die Beine ge­ stellt. Da macht am Donnerstag die Sängerin und Geigenspielerin Kate Birch zusammen mit Clemens Ku­ ratle an Schlagzeug/Synths ent­ rückten Indie Pop, und am Freitag liest die Autorin Ilia Vasella aus ihrem Debütroman «Windstill», für den sie die literarische Aus­ zeichnung der Stadt Zürich erhal­ ten hat. Begleitet wird sie von der

Im Luzerner Gletschergarten be­ ginnt der Fels von seiner Ge­ schichte zu erzählen: von der Ent­­ stehung des Luzerner Sandsteins am Meeresstrand über seine Auf­ faltung zum Alpengebirge bis hin zu seiner Modellierung durch die Gletscher der Eiszeit. Durch die unterirdische Felsenwelt führt eine Reise durch Raum und Zeit, von Epoche zu Epoche, verschieden in Haptik, Wandprojektionen und Klang. Neu eröffnet ist auch die Arktis-Ausstellung zur internatio­ nalen MOSAiC-Expedition des deutschen Alfred-Wegener-Insti­ tuts. Um die vom Klimawandel bedrohte arktische Natur geht es, und auch um die Menschen, die sich 2019/20 auf der grössten For­ schungsreise aller Zeiten in einer der lebensfeindlichsten Zonen der Erde aufgehalten haben. Was be­

deutet die Polarnacht für die For­ scher*innen, die Natur, die Tech­ nik? Was passiert, wenn stets Nacht oder Tag herrscht? Aus der ganz­ jährigen Expedition resultierten enorme Datenmengen und neue Erkenntnisse zum Klimawandel. Und Gedanken zum Einfluss des Menschen auf die biologischen, geologischen und atmosphäri­ schen Prozesse der Erde. DIF

Zürich und ganze Schweiz / Liechtenstein «Songmapp», klingende Smartphone-Landkarte songmapp.ch

Erfunden hat die Songmapp der Musiker, Komponist und Klein­ künstler Markus Schönholzer (er macht oft Musik für die Bühne, u.a. für die Theatergruppe Mass&Fie­ ber). Nun schickt uns Schönholzer also spazierenhören. So wird ein Ort zur digitalen Bühne: Die App führt via GPS punktgenau an be­ stimmte Orte. Dort ist dann über Kopfhörer der eigens für diesen Ort geschriebene Song oder die Kurzgeschichte zu hören. Nur hier. Einmal gehört, sind die Stücke dann aber auf dem Smartphone gespeichert, und man kann sie be­ liebig wiederhören. Der Aussen­ raum wird zum lebendigen Büh­ nenbild. Schönholzer hat für die Stadt Zürich 12 Songs geschrieben. Auch Kurzgeschichten gibt es zu hören, zum Beispiel der Reigen «11 Leben» von Ralf Schlatter: ein Spa­ ziergang von der Maternité des Triemli-Spitals bis zum Friedhof Sihlfeld. Hörziele gibt es aber in der ganzen Schweiz und in Liech­ tenstein. DIF

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BILD(1): DIANA MARKOSIAN UND GALERIE LES FILLES DU CALVAIRE, BILD(2): HANES STURZENEGGER, BILD(3): GLETSCHERGARTEN LUZERN, BILD(4): ADRIAN ELSENER

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