!ticket Juni 2023

Page 20

Cirque d’Hélène

Helene Fischer verschiebt auf ihrer „Rausch”Tour gemeinsam mit dem Cirque du Soleil die Grenzen des Möglichen

Wildberry Lillet

Nina Chuba will zum Frühstück Canapés und ein Wildberry Lillet

KÖRPERWELTEN
Österreichs Eventmagazin Nr.1 Damit sind Sie live dabei! musik show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 260 JUN 2 0 2 3 Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41 –43, 1060 Wien; Preis: € 2,90
!ticket
am
puls der zeit

GROSSE GEFÜHLE

Tickets für die schönsten Sommertheater jetzt bei oeticket!

No future.

No future” besangen 1977 die britischen Punk-Rabauken Sex Pistols, in erster Linie als Absage an die zeitgenössische Elite und das aristokratische Relikt, die Queen. Doch die Aussage des Songtextes „God Save the Queen” geht darüber hinaus, versteht Sänger Johnny Rotten die Zeilen prophetisch, umfassender: „Wenn du deine Zukunft nicht selbst in die Hand nimmst, dann wirst du auch keine haben.” Nun mag es für die breite Öffentlichkeit freilich staatstragender wirken, wenn eine ältere, vornehme und mit Klunkern besetzte Dame eine Nation repräsentiert, denn vermutlich stark alkoholisierte, in zerrissenen Jeans und versifften Lederjacken gewandete Flegel; ebenso mutet, auf den ersten Blick, ein Kanzler in seinem geschulten, Raison ausstrahlenden Auftreten honoriger und seriöser an als diejenigen Halbwüchsigen, die lautstark skandierend Kunstwerke beschütten oder sich an Verkehrsknotenpunkten am Asphalt festkleben: die Rede ist freilich von der Letzten Generation. Nun bin ich weder Fan davon, fremdes Eigentum zu zerstören, noch meinen Mitmenschen zur Last zu fallen – wie unser Bundeskanzler bin ich jedoch (und da hören unsere Parallelitäten schon wieder auf) Freund einer „Leistungsgesellschaft”, wenngleich sich meine Vorstellung darob

etwas anders liest. In meiner Vorstellung ist eine Leistungsgesellschaft keine, die sich knechtet, um irgendwie überleben zu können, sondern eine, wo sich jedes Mitglied des Soziotops als Rädchen einer übergroßen Maschine versteht und die Leistung, möge sie noch so groß oder klein sein, erbringt, um die Apparatur am Laufen zu halten. Im Parlament hören wir dieser Tage von der Opposition Rücktrittsforderungen an die Koalition: Beispiele, die Schwarz-Grün in ihrer Amtsperiode versemmelt haben, lassen sich an zwei Händen nicht mehr abzählen. Allerdings: Wenn ich in die Reihen blicke, ist meine Überzeugung, dass es anders gefärbte Volksvertreter besser machen würden, auch verschwindend. Ich sehe hier keine Leistung, ich sehe Hilflosigkeit, Gleichgültigkeit, Kurzsichtigkeit, Borniertheit allein. Ich habe noch den Appell aus der Corona-Krise im Hinterkopf: „Gemeinsam schaffen wir das.” Doch wie so oft ist das kollektive „Wir” ein Abwälzen auf andere, ein Abstreifen von Verantwortung: Steigende Lebenshaltungskosten, Verschlechterungen im Gesundheitssystem, eine immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, Klimakrise – die Sorgenliste der ÖsterreicherInnen ist nicht nur lang, sondern sie schwebt kolossal wie das sprichwörtliche Damoklesschwert über all unseren

Köpfen – zur vermeintlichen Entlastung werden all diese offensichtlichen Probleme jedoch von den Verantwortlichen nicht beim Schopf gepackt, sondern Zuckerln wie Globuli verteilt, um den schwelenden Mob zumindest temporär zu seditieren (Ramones, anyone?). Dass da, um wieder zum Vergleich einer Gesellschaft mit einer Maschine zurückzukehren, irgendwann einmal mehr und mehr der kleinen Zahnrädchen zu kreischen beginnen, wenn die großen stocken, ist nachvollziehbar. Dass immer mehr, zuletzt namhafte Kabarettisten wie Martin Puntigam, Robert Palfrader und Gunkl in ihrem Ächzen nachziehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, dass vielleicht irgendwann ganz oben, im Kontrollraum, das schrille Klingeln und grelle Blinken der Warnkontrollanzeige wahrgenommen wird. Es ist, so enervierend es im Alltag auch scheint, perspektivisch gesehen dringlich notwendig, dass von der Politik Engagement eingefordert wird – schließlich ist dies die Leistung, für die wir sie bezahlen: Soziale Kälte muss ebenso wie globale Hitze verhindert werden – ansonsten kann sich Nationalratspräsident Sobotka gleich an seinen protzigen Flügel setzen und „Nearer My God to Thee” anstimmen.

|03 EDITORIAL
Vergangenen August schoss Nina Chuba mit „Wildberry Lillet” auf die Eins in die Charts. Und plötzlich trank man gefühlt an jeder Ecke das gleichnamige Getränk. Evident, dass wir die berühmte Henne-oder-Ei-Frage stellen.
22

IN DIESER AUSGABE

[14] Helene Fischer hat gemeinsam mit dem Cirque du Soleil eine Show der Superlative entwickelt [16] Mamma mia! Diesen Sommer reicht die Mörbischer Seebühne nicht in den Neusiedler See, sondern in die Ägais ... [18] Bülent Ceylan ist mehr als ein „Luschtobjekt” –und auch mehr als „nur” ein Comedian [20] Nik P. feiert sein 25-jähriges Jubiläum mit seiner Band, unplugged, symphonisch und auf großer Kreuzfahrt [22] Nina Chuba schoss mit „Wildberry Lillet” auf die Eins, und plötzlich trank man gefühlt an jeder Ecke das gleichnamige Getränk. Zufall? [24] Sunn O))) eine kathartische Jouissance

Ganz neu ist der Online-Auftritt unseres Magazins! Hinkünftig findet ihr unter oeticket.com/magazine nicht nur die aktuellsten News über alle Veranstaltungen in ganz Österreich, sondern auch Infos über die wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Singleund Videopremieren – insbesondere von heimischen KünstlerInnen –, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars, zahlreiche Gewinnspiele und natürlich alle Artikel aus unserem Magazin, damit ihr auch unterwegs immer am Laufenden bleibt!

LIDO SOUNDS. Schlechtes, langweiliges Festivalfood gehört ja glücklicherweise schon länger der Vergangenheit an, nur weil man sich auf einem Festival befindet, heißt das noch lange nicht, dass man sich minderwertig ernähren muss! Ein perfektes Beispiel hierfür ist das Mitte Juni in Linz stattfindende LIDO SOUNDS, das neben Bands wie Die Toten Hosen, Peter Fox und Florence + The Machine auch einige Leckerbissen kredenzt! Station 183 wird euch u. a. regionale, nachhaltige Smash Burger kredenzen, bei Tom & Jones gibt es im Smoker gegarte Rindfleisch-Pastrami, Soulspatzn locken mit Käsespätzle, bei Gugl’s gibt es auch ausgefallene Hot Dogs mit zum Beispiel Kimchi (sh. Foto), urigen Balkan BBQ zaubert Stefans Grill, belgische Pommes gibt es bei Speedy Potato, asiatische Köstlichkeiten findet ihr bei Taste of Tempura, außerdem gibt es auch noch Süßkartoffelwaffeln von Snackwunder – und noch viel mehr, denn es gilt, wirklich, wirklich alle Geschmäcker zufrieden zu stellen. Da stellt sich nur noch die Frage: Wann hat man zwischen den zahlreichen tollen Bands Zeit für eine Essenspause? Oder: Kann man sich mit einem Hot Dog in der linken, Käsespätzle in der rechten Hand auch in die erste Reihe stellen? Wir werden es zumindest versuchen!

Mit BLAGUSS zu den Open-Air-Highlights. Zahlreiche Open AirHighlights stehen diesen Sommer in Österreich an – und viele finden nicht in Wien statt: Muse beispielsweise rocken auf ihrer „Will Of The People World Tour“ am 3. Juni das Stadion Wiener Neustadt, OneRepublic sind u. a. auf der oberösterreichischen Burg Clam (8. Juli) zu erleben, ebenfalls dort findet auch das Clam Rock (7. Juli) statt, bevor später im Sommer die heimischen Heroen Bilderbuch (29. Juli) und Pizzera & Jaus (5. August) aufspielen. Und schließlich: Robbie Williams wird am 22. Juli sein Hitfeuerwerk am Open-Air-Gelände direkt unter der Kärntner Burg Hochosterwitz entzünden. Gerade bei ländlichen Konzertstätten, die öffentlich nicht so gut angebundenen sind, kann es oft schwierig sein, eine passende Anreisemöglichkeit zu finden. Kein Problem mit den Busreisen von BLAGUSS, die über oeticket.com erhältlich sind: Ab Wien-Erdberg und dem VAZ St. Pölten bringt Sie der Bus sicher zum Konzert, und freilich auch wieder nach Hause!

ZWEI DRINKS ZUM PREIS VON EINEM: NEUE HAPPY HOUR IM HARD ROCK CAFE VIENNA

Montag bis Freitag von 15 – 17 Uhr

Sonntag bis Freitag von 22 – 1 Uhr

Das ganze Happy Hour Angebot

昀nden Sie unter: hardrockcafe.com/vienna

04|
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
Fotos: David Daub, Gugls Hot Dog, Blaguss Reisen / Christian Lendl
Hard_Rock_Cafe_AZ_ Happy-Hour_172x62_RZ.indd 1 23.03.23 10:39
TICKETS AUF LIDOSOUNDS.COM, AN DER POSTHOF-KASSA UND UNTER TICKET.POSTHOF.AT, IM LIVA SERVICECENTER IM BRUCKNERHAUS UND IN ALLEN OETICKET VVK-STELLEN

SCHEINWERFERLICHT

Prince oder Michael Jackson? The Beatles oder The Rolling Stones? Die Ärzte oderDie Toten Hosen? Diese Headlines gibt es spätestens seitdem der künstlerische (oder doch eher ein von PR-Profis künstlich gehypter?) Wettstreit zwischen den Beatles und den Rolling Stones ausgebrochen ist. Die Ärzte und Die Toten Hosen zählen seit den frühen 80ern zu den Größen der deutschsprachigen Musikindustrie und begeistern ungebrochen mit ihren mitreißenden Live-Shows, daher am besten beide anschauen und eine eigene Meinung bilden: Die Ärzte kann man im Juni beim Nova Rock und im August beim Frequency Festival als Headliner erleben, die Toten Hosen rocken das Lido Sounds in Linz. Mehr zu den wichtigsten Veranstaltungen in den kommenden Wochen und Monaten diesem Heft sowie und in unserem Online-Magazin „Headliner“ (oeticket.com/magazine/).

und KGB - DIE KABARETTGIPFELBAND

Das Phantom der Oper von Andrew Lloyd Webber zählt zu den erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Nun holt Intendant Christian Struppeck eine spektakuläre Neuproduktion von Cameron Mackintosh ab Frühjahr 2024 ans Raimund Theater. „Größer und besser als je zuvor” schätzen internationale KritikerInnen die brandneue Inszenierung ein, die bereits in Großbritannien, den USA und Australien restlos ausverkauft war. Wir sind schon sehr auf die Besetzung gespannt ...

Dreifach Zauberhaft ist die neue Show von Thommy Ten & Amélie van Tass: noch atemberaubender, noch fantastischer und noch magischer. Ab März 2024 tourt das Finale ihrer furiosen Trilogie mit noch nie zuvor gesehenen, spektakulären Mentalmagie-Highlights sowie schier unglaublichen Illusionen durch ganz Österreich.

mit GERY SEIDL, GERNOT KULIS, MALARINA, LIZZY AUMEIER, GUIDO CANTZ Live in der Wiener Stadthalle Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin Roberta Scheifinger

Steve McCurry präsentiert zwischen 7. Juli und 24. September im Wiener Semperdepot sein außergewöhnliches Lebenswerk: Seine Bilder wurden durch Magazine und Publikationen in Büchern zu Ikonen der Gegenwart. Inmitten einer traumhaft schönen – manchmal aber auch alptraumhaft schrecklichen – Kulisse werden Männer, Frauen & Kinder, deren Blick uns nicht mehr los lässt, in den Mittelpunkt gestellt. Zu seiner Arbeit gehört auch viel Wagemut: So fotografierte er auch in Afghanistan, im Krieg zwischen Iran & Irak oder an den Brennpunkten in Beirut & Kombodscha. Beeindruckend, dies im Großformat zu sehen!

SO 25.06.23 // 20:00

TOM JONES

Hubert von Goisern startet in seine vorläufig letzte Runde: Nach seiner „Zeiten und Zeichen”-Tour stehen nun einige der schönsten Open-Air-Locations des Landes am Plan, bevor er sich selbst eine Bühnenpause verordnet hat. Die Tour startete bereits am 20. Mai auf der Festung Kufstein und führt ihn im Sommer unter anderem auf Burg Clam, den Wolkenturm Grafenegg und den Steinbruch St. Margarethen. Nachdem unter freiem Himmel gespielt wird, wird er diesmal die introspektiven Nummern aus der Setlist nehmen und dafür die intensiveren Stücke aus seinem Talon wieder ausgraben. Mit im Gepäck hat er übrigens zwei neue Alben: Zum einen einen Livemitschnitt seiner „Zeiten und Zeichen”-Tour, der im Festspielhaus Salzburg aufgenommen wurde, zum anderen mit „Derweil 2” sein zweites Best-of, mit Stücken von 2007 bis 2023.

Thomas Brezina steht erstmals am 22. November mit seinem ersten Bühnenprogramm „Lieben, Lachen, anders machen” auf der Bühne im Globe Wien. Vorab verrät er uns: „Es gibt einiges, das ich erzählen will, weil es Zeit ist, Erkenntnisse und Erlebnisse weiterzugeben. Vielleicht sind sie nicht nur für mich sondern auch für andere nützlich. Die schrecklichsten Zeiten meines Lebens sind im Rückblick die wichtigsten gewesen und die Erfüllung meiner Wünsche wurde manchmal zum Albtraum. Ich lache mich schief über mich selbst und weiß, dass Lebensglück, wie ich es entdecken konnte, keine Hexerei ist.”

SO 02.07.23 // 20:00

BETH HART

SO 09.07.23 // 20:00

SUZANNE VEGA

highlights |07
Fotos: Steve McCurry (Steve McCurry), Jan Frankl (Thomas Brezina), neonentertainment (Thommy Ten & Amélie van Tass), Konrad Fersterer & Hersteller (Hubert von Goisern), Alastair Muir (Das Phantom der Oper)
TICKETS & INFOS: 02742/71400 www.vaz.at Fotos:
de
Ralph Larmann, Roxanne
Roode, George Holz

Voll das Le

Die einst wild umstrittene Körperwelten-Schau ist längst ein Dauerbrenner. Mehr als 50 Millionen Menschen in aller Welt haben sie schon besucht. Die neue Ausstellung in Innsbruck heißt „Am Puls der Zeit“ und behandelt das hektische Leben von heute. Für Macherin Dr. Angelina Whalley steht allgemein nicht der Tod, sondern das Leben im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Im Interview erzählt die Medizinerin, wie die berühmten Plastinate entstehen, wie sie selbst mit dem Dauerstress umgeht und was sie von Social Media hält.

Frau Whalley, Sie haben bei den Körperwelten bereits viele Aspekte des menschlichen Körpers und Lebens behandelt. Wie sind Sie auf den neuen Schwerpunkt „Am Puls der Zeit“ gekommen? Auf den ersten Blick ist das Thema nicht so naheliegend. Körperwelten hat als reine Anatomie-Ausstellung begonnen. Ich habe mich gefragt: Wie kann ich sie näher an das Leben der Menschen bringen? Daher suche ich immer nach Themen, die geeignet sind sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zu ziehen. Ich hatte, wie so viele, eine Phase in meinem Leben, in der mich das Gefühl plagte, immer zu wenig Zeit zu haben.

Woran liegt dieses Gefühl, das wir alle nur zu gut kennen? Es ist paradox. Die Innovationen der letzten Jahrzehnte sollten unser Leben erleichtern. Jetzt haben wir schon so viel Zeit gespart, doch trotzdem haben wir immer weniger davon. Die Beschleunigung unseres täglichen Lebens steht nicht unbedingt im Einklang mit den Tempi unseres Körpers. Der Herzschlag, das Wachstum der Nägel – all das braucht seine Zeit. Nun können wir fast alles beschleunigen, nur unseren Körper nicht. Das ist bestimmt ein Grund für die vielen Erkrankungen in unserer modernen, hektischen Welt. Und daher fühlen sich auch immer mehr Menschen ausgebrannt. Insofern ist das ein richtig zeitgemäßes Thema für die Ausstellung.

Wie lassen sich diese Themen in der Ausstellung zeigen? Indem ich die Exponate in einen bestimmten Kontext stelle. Die Gemeinsamkeit mit allen vorangegangen Ausstellungen ist, dass ich als Besucher einen Überblick über die allgemeinen Körperfunktionen bekomme. Neu ist der Blickwinkel aus der Beschleunigung des Lebens. Ich verstehe die Ausstellung als Anregung, sich mal zurückzunehmen und über sein eigenes Leben nachzudenken. Ich kann kein Patentrezept liefern, niemand kann das. Aber wenn man sich der Dinge bewusst

wird, ist das schon mal die halbe Miete.

Wie gehen Sie selbst mit dem Dauerstress um? Ich lasse mich nicht mehr verrückt machen. Vor allem habe ich für mich entschieden, mich nicht mehr den sozialen Medien auszusetzen. Stattdessen sorge ich dafür, in meiner Freizeit Tätigkeiten zu pflegen, bei denen ich weiß, dass sie mir gut tun.

Zum Beispiel? Dazu gehört Gartenarbeit, die mich buchstäblich erdet. Ich tanze leidenschaftlich gern Flamenco. Das tut dem Körper gut, aber auch der Seele. Wenn ich vom Tanzen komme, schwingt noch die Musik in mir nach. Ein herrliches Gefühl. Ich verbringe meine Zeit lieber mit realen Menschen, die mir etwas bedeuten. Wie gesagt: Das ist kein Patentrezept, es muss nicht für jeden funktionieren. Aber für mich klappt das wunderbar.

Zu Beginn wurde Körperwelten auch heftig kritisiert. Woran lag das? Und fühlen Sie sich mittlerweile rundum akzeptiert? Von fast allen. Wir sind in der Gesellschaft angekommen. Zu Beginn war es etwas völlig Neues, daher auch die Aufregung. Zunächst tat man sich schwer damit, unsere Arbeit einzuordnen. Es hieß: Da würden echte Leichen stehen, nackter als nackt, in

08|
Fotos: Cherie Hansson, Pascal Riesinger
In „Körperwelten – Am Puls der Zeit” zeigt Dr. Angelina Whalley den menschlichen Körper in vielen Facetten und will den Besucher anregen, sich seiner Verantwortung für die eigene Gesundheit bewusst zu werden.
TEXT: SEBASTIAN
FASTHUBER

eben

einer öffentlichen Ausstellung. Das könne doch nicht sein. Die heftigste Kritik kam übrigens immer von jenen, die die Ausstellung gar nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben mehr als 50 Millionen Menschen sie besucht. Da lässt sich nur noch schwerlich behaupten, dass die alle aus schierer Sensationslust reingegangen sind. Es hat sich rumgesprochen, was die Ausstellung leistet. Man kann sehr wertvolle Erkenntnisse für sein eigenes Leben daraus mitnehmen.

Das Publikumsinteresse war von Anfang an sehr groß. Lockt die Menschen vor allem die Schaulust, oder ist es ein tieferes Interesse am eigenen Körper? Schaulust mag für manche ein Beweggrund sein.

Die bedienen wir aber nicht. Dafür werden die Menschen belohnt durch einen besonderen Blick auf ihre eigene Leiblichkeit. Für mich als Ausstellungsmacherin ist weniger wichtig, warum die Leute kommen, als die Frage, wie sie die Ausstellung verlassen. Egal, in welchem Kulturkreis die Ausstellung gezeigt wird: Die Reaktionen sind weltweit mehr oder weniger identisch. Viele sagen: Ich habe einen völlig neuen Blick auf meinen Körper, ich werde ihn nicht mehr als etwas Selbstverständliches betrachten. Genau darin bemisst sich für mich als Ausstellungsmacherin der Wert und Erfolg meiner Arbeit. Nur wenn man die Menschen emotional berührt, werden sie auch über ihr Leben nachdenken.

GEWINN SPIEL

Die faszinierenden echten menschlichen Exponate, darunter viele Ganzkörperplastinate, ermöglichen umfassende Einblicke in den komplexen Aufbau unseres Innenlebens und erklären leicht verständlich Funktionsweise und Zusammenspiel der Körpersysteme und Organe, aber auch häufige Erkrankungen.

Dr. Angelina Whalley & ihre Körperwelten Wir verlosen 3x2 Flexi-Tickets für Körperwelten, inklusive Katalog der Ausstellung. Mehr Informationen siehe Seite 30.

Lohnt sich auch ein mehrfacher Besuch? Ich bemühe mich, dass es immer frisch bleibt. Aber selbst wenn man dieselbe Ausstellung schon vor Jahren gesehen hätte, würde man etwas Neues für sich gewinnen. Man betrachtet die Dinge immer unter dem Blickwinkel der Erfahrungen, die man gemacht hat. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit ein Kind bekommen oder einen lieben Menschen verloren. Das sind Erlebnisse, die einen die Ausstellung anders betrachten lassen.

Gibt es Kontinente oder Regionen, die den Körperwelten bislang verschlossen blieben? Wir finanzieren alles selbst. Daher können wir nur dahin gehen, wo sich die Ausstellung wirtschaftlich trägt. Es gibt viele Länder, die diese Aufklärungsarbeit sehr nötig hätten, wo wir das alleine aber nicht stemmen können. Andere Gegenden sind aus religiösen Gründen schwierig, speziell der islamische Raum. Ich will nicht ausschließen, dass wir dort in Zukunft präsent sein werden. Wir waren auch schon mal in Abu Dhabi. Das Interesse wäre an sich groß, nur das Thema Nacktheit ist dort leider ein echtes Problem.

Sie sind von Körperspenden ab hängig. Wieviele gibt es inzwi schen? Es sind etwas über 20.000. Wohlgemerkt: Spender, nicht Spen den. In all den Jahren haben wir bislang ungefähr 2.700 Verstorbene erhalten. Wir brauchen viele Körperspender, damit wir übers Jahr gesehen auch genug Spen den erhalten. Viele Spender sind ja ver gleichsweise jung und haben hoffentlich noch ein langes und gutes Leben vor sich.

Und wieviele Plastinate haben Sie bis heu te hergestellt?

Wir machen nicht nur ganze Körper, son dern auch Einzelpräparate. Es sind auch nicht alle Plastinate für die Ausstellung ge

dacht, viele gehen in den anatomischen Unterricht an Universitäten und medizinischen Lehreinrichtungen. Von den 2.700 sind auch noch nicht alle plastiniert. In Formalin können die Spenden mehrere Jahre aufbewahrt werden, ohne dass sie Schaden nehmen.

Die Arbeit an einem Plastinat ist sehr aufwändig. Wie lange arbeitet Ihr Team daran? Die Plastination ist in der Tat sehr arbeitsintensiv. Sie beginnt mit der anatomischen Präparation, also dem Herausarbeiten der anatomischen Strukturen –von Muskeln, Arterien und Nerven. Wenn das Präparat später mit Kunststoff durchtränkt ist, folgt die Phase der Positionierung. Für einen ganzen Körper veranschlagen wir ungefähr 1.500 Stunden Arbeitszeit. Da sind mehrere Teams dran. Insgesamt dauert es ein Jahr.

Kann jeder Mensch zu einem Plastinat werden? Im Grunde schon. Es gibt einige wenige Ausschlusskriterien. Wenn ein Körper zu spät aufgefunden wird und Verwesungsprozesse schon stattgefunden haben,

Wie schnell müssen Sie die Körper erhalten? Im Durchschnitt ist ein Körper zwei bis drei Tage tot, wenn er zu uns gelangt. Das ist vollkommen in Ordnung. Man muss aber wissen: Bei heißen Jahreszeiten geht die Verwesung schneller vonstatten. Auch bestimmte Erkrankungen wie Krebs beschleunigen sie.

Sie kennen einige Körperspender persönlich. Wie ist das für Sie, wenn der Körper eines solchen Menschen vor Ihnen liegt? Es berührt einen stets, wenn man einen Toten kennt. So sehr Profi kann man gar nicht sein, dass einen das kalt lässt.

Hat sich Ihre Einstellung zum Tod durch Ihre Arbeit geändert? Ich werde das sehr oft gefragt. Früher habe ich tatsächlich geglaubt, dass ich durch meine Arbeit anders mit dem Tod umgehe. Ich hielt mich für abgeklärter. Als meine Eltern gestorben sind, habe ich gemerkt, dass ich nicht anders reagiere als jeder andere Mensch auch. Ich habe am eigenen Leib gespürt, dass der Tod eine emotionale Dimension hat, die man nicht vorwegnehmen und vorab überhaupt nicht einschätzen kann. Was sich durch meine Arbeit sehr wohl geändert hat, ist meine Einstellung zum Leben. Ich bin heute demütiger und dankbar für das, was ich jeden Tag erleben darf.

Handeln die Körperwelten also mehr vom Leben als vom Tod? Die Ausstellung handelt vom Leben. Das mag paradox klingen. Aber am Eingang zu anatomischen Hallen steht oft der Spruch: „Hier hilft der Tod den Lebenden.“ So verstehen wir auch die Körperwelten. Was wir den Besuchern anbieten, ist eine Selbstbetrachtung ihres Körpers ohne Spiegel.

Körperwelten gastiert mit „Am Puls der Zeit” zwischen 9. Juni und 15. Oktober in der Die BALE in Innsbruck.

10|
KARL SYDOW AND BB PROMOTION GMBH IN ASSOCIATION WITH LIONSGATE AND MAGIC HOUR PRODUCTIONS PRESENT TICKETS: www.dirty-dancing-tour.at 13. - 25.06.23 · WIENER STADTHALLE, HALLE F 27.06. - 09.07.23 · OPER GRAZ 11.07. - 06.08.23 · MUSIKTHEATER LINZ

Das Blue Bird Festival lädt vom 23. bis 25. November wieder mit einem formidablen Line-up ins Porgy & Bess ein und präsentiert eine feine Auswahl an Musikern, die irgendwo im Einzugsgebiet von Country, Soul, Folk und Jazz changieren. Eines der größten Highlights wird vermutlich die „intimate piano performance” von Lambchop sein, aber auch die übrigen, bereits angekündigten Namen Porridge Radio, Will Sheff, The Saxophones, Naima Bock und Kendall Lujan lassen aufhorchen.

Babymetal waren erst im Vorprogramm von Sabaton bei uns zu Gast, nun kommen sie zurück und gastieren am 23. November im Gasometer und am 24. im Münchner Zenith. Im Gepäck hat die eigenwillige japanische Metalband ihr aktuelles Album „The Other One”, ein Konzeptalbum, das auf der einjährigen Auszeit der Babymetal-Mitglieder und dem zehnjährigen Bestehen der Gruppe basiert.

Thy Art Is Murder

ist nach George Millers „Mad Max”-Franchise der vielleicht brutalste Export Australiens. Sie haben bereits mit Genre-Titanen wie Cannibal Corpse, Slayer, Kreator, Lamb of God und Killswitch Engage getourt und haben nun diesmal Whitechapel, Fit For An Autopsy und Spite im Gepäck, wenn sie ihr ultimatives Armageddon am 11. Oktober in der Arena loslassen: Das wird düster, chaotisch und nihilistisch!

12| highlights Das Marktfestival für Design, Food & Lifestyle 02/06/23——04/06/23 OTTAKRINGER BRAUEREI www.feschmarkt.info

Nathaniel Rateliff und seine Night Sweats haben 2021 „The Future” veröffentlicht und schicken sich nun an, selbiges am 23. Juni in der Arena live vorzustellen. Rateliff ist ein amerikanischer Folkrock-Musiker, der nach ersten Gehversuchen als Rockmusiker auch R&B, Country und Americana in sein Repertoire aufnahm. „The Future” ist nun das mittlerweile dritte Album mit seiner kongenialen Begleitband: Unendliche Prärie, majestätische Berge und rauschende Flüsse – der US-Bundesstaat Colorado ist der Stoff, aus dem die CowboyTräume sind, die Rateliff hierauf irgendwo zwischen Retro-Soul, Folk-Rock und RadioPop vertont. Wer die Lumineers und Bon Iver mag, wird auch hier glücklich werden!

Fotos: Mickie Winters (Blue Bird Festival), Lea Föger (Rockhouse Birthday Party), Resonance (Günther), Barracuda Music (Thy Art Is Murder), Babymetal (Babymetal), Dominik

Das Rockhouse in Salzburg wird dieses Jahr 30 und feiert am 13. und 14. Oktober mit einem formidablen Line-Up: AVEC, Please Madame und Onk Lou garantieren am ersten Tag, Bukahara, Bon Jour, Mefjus, Daxta, sowie Dossa & Locuzzed am zweiten Tag im Rockhouse für feinste Musik und beste Unterhaltung – und dabei ist das Line-up noch nicht mal vollständig!

Gruss (Van Gogh), Danny Clinch (Nathaniel Rateliff),

Off! sind die von Keith Morris (Black Flag, Circle Jerks) und Dimitri Coats (Burning Brides) ins Leben gerufene Denkfabrik des Punk Rock. 2022 erschien ihr viertes Album „Free LSD”, das am 5. August in der Arena live präsentiert wird. Explosiver, aber auch vielschichtiger ist Punk Rock selten fabriziert worden, das ist old school und nu school gleichermaßen!

Den niederländischen Maler Van Gogh und seine weltberühmten „Sonnenblumen” kennt vermutlich ein jedes Kind. Nun werden seine Werke zwischen 2. Juni und 10. September in der Messe Graz im Rahmen eines gigantischen Multimedia-Spektakels der breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht: Die Gemälde des Künstlers werden mit Hilfe von aufwendigen Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und an den Wänden der Präsentationsräume zum Leben erweckt. Meisterhafte Kunst trifft auf modernste Technik – eine Symbiose, die Van Goghs Genialität in ein neues Zeitalter tragen und unvergessen machen wird. Das interaktive Kunsterlebnis „Van Gogh – The Immersive Experience“ begeisterte weltweit bereits über 2,5 Millionen Besucher u.a. in Paris, Barcelona, Brüssel und Berlin. Das ist ein absolutes Must-See!

Über den Kultfaktor der Wiener Arena zu erzählen hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Vermutlich kennt jeder Musikbegeisterte die Geschichte des ehemaligen Schlachthof-Areals, das in den Siebzigern von den Wiener Festwochen bespielt, 1976 schließlich besetzt wurde und seit ehedem als alternatives Kulturzentrum bespielt wird. Zahlreiche Legenden – von Queens of the Stone Age und Placebo über Muse, Pearl Jam und Arcade Fire bis hin zu Radiohead, Foo Fighters und The Prodigy – haben hier schon konzertiert. Aber eine Legende darf auch nicht vergessen werden, sie heißt Günther. Günther Holtschik um genau zu sein. Er ist Jahrgang 54, sein erstes Konzert waren The Troggs 1966 in der Wiener Stadthalle – ja, die mit dem Klassiker „Wild Thing”. Seit 1998 arbeitet er in der Wiener Arena, als Techniker, beim Auf- und Abbau oder als DJ im Beisl. Und das tut er auch heute noch, obwohl er 2019 in Pension ging. Im Laufe seines Lebens hat er fast so viele Konzerte in- und außerhalb der Arena erlebt, wie er Tage am Buckel hat. Und noch mehr Geschichten weiß er zu erzählen: Günther ist ein wandelndes Musiklexikon, ein wacher Zeitzeuge einer etwas anderen Wiener Stadtgeschichte. Und nun ist seine Biografie erschienen, die eine unterhaltsame Lesereise durch 69 Jahre pures Leben ist. Das Vorwort hat Wolfgang Ambros (!) geschrieben, das Buch selbst wird am 1. und 22. Juni in der Arena (wo sonst?) präsentiert.

Cirque d’Hél

70

Konzerte in 14 Städten innerhalb eines halben Jahres – wenn die deutsche Schlagerkönigin Helene Fischer auf Tour geht, dann werden keine halben Sachen gemacht. Doch nicht nur die schiere Quantität ist beeindruckend und weist internationales Format auf, auch qualitativ bekommen die Fans so einiges geboten. Zum bereits zweiten Mal kooperiert Fischer im Zuge ihrer aktuellen „Rausch“-Tour mit dem weltberühmten Cirque du Soleil und verschiebt mit einem kundigen Team die Grenzen des Möglichen. Oder möglich Geglaubten, denn wenn Helene in die Stadt kommt, ist man längst nicht mehr nur der Musik und ihrer Outfits wegen atemlos. „Gemeinsam mit dem Cirque du Soleil wollen wir echtes Neuland betreten und den Fans ein Erlebnis bieten, das es so vorher noch nicht gab“, gab die Künstlerin vor der Tour bekannt und weckte dabei nicht nur das Interesse der getreuen „Helenisten“, „wir wollen überwältigende Momente voller Emotionen schaffen, unsere unbändige Freude mit dem Publikum teilen. Einen wahren Rausch der Sinne kreieren.“

Staunen ist garantiert Tatkräftig unterstützt wird Fischer nicht nur vom akrobatischen Zirkus, sondern auch von einem engagierten Produktions-

team, das seit gut eineinhalb Jahren an der Umsetzung der Bühnen- und Showentwürfe feilte. Veranstaltungstechniker und Produktionsleiter Sebastian Pichel ist neben der Künstlerin und den Artisten hauptverantwortlich dafür, dass das Publikum knappe drei Stunden lang mit offenen Mündern staunen kann. Alle technischen Fragen laufen bei ihm zusammen, er dient als zentrale Schaltstelle für rund 70 Mitarbeiter, die Tag für Tag für die BombastShow im Einsatz sind: Selbst für einen etablierten Veteran wie Pichel ist die Produktion für Fischers „Rausch“-Tour noch einmal eine ganz andere Hausnummer. „Für deutsche Verhältnisse ist die Show ziemlich imposant“, erzählt uns der 54Jährige im Gespräch, „wir sind Woche für Woche mit 31 Trucks unterwegs, was eigentlich das Format einer riesengroßen Welttournee ist.“ Neben seinem fixen Team kommt Pichel pro Standort auf rund 150 Helfer und 20 Höhenarbeiter, die sich den unterschiedlichen Hallengegebenheiten stellen müssen. Da sich die Venues in Höhe und Beschaffenheit unterscheiden, ist jeder Aufbau in einer neuen Stadt eine neue Herausforderung. Fischer spielt pro Stadt fünf Shows mit einem Tag Pause zur Erholung. Montags wird das opulente Bühnensetting innerhalb von nur zwölf Stunden aufgebaut, dienstags müssen die Artisten des Cirque du Soleil und meist auch Helene

selbst ihre Abläufe trainieren, um sich an die jeweilige örtliche Lage anzupassen. Ab Dienstagabend geht das Programm los. Abbau ist dann sonntags. „Von der letzten Aktion auf der Bühne bis zum Schließen der allerletzten Truck-Tür brauchen wir circa sechs Stunden“, so Pichel, „das ist

Im September kommt Helene Fischer mit dem Cirque du Soleil für fünf Shows in die Wiener Stadthalle. Der produktionstechnische Aufwand dahinter ist enorm – und für den deutschsprachigen Raum bahnbrechend.
Fotos: Live Nation 14|
Wir verlosen 3 Stück der neuen, „ultimativen Best-of” von Helene Fischer auf weißem Vinyl. Mehr Informationen siehe Seite 30. GEWINN SPIEL

élène

schon eine ziemliche Gewaltleistung, die man eigentlich nicht mehr optimieren kann.“

Neue Herausforderung: Wasser

Das gesamte Bühnenequipment wiege ungefähr 75 Tonnen – für normal große Konzertproduktionen reichen meist 40 Tonnen aus. „Wenn es nach den Machern und Designern des Cirque du Soleil geht, dann wären es wohl 120 Tonnen“, lacht Pichel. Neben der Logistik war vor allem die Konzeptionierung eine herausfordernde Angelegenheit. Wie schon bei der ersten Zusammenarbeit zwischen Fischer und dem Cirque wurde auch dieses Mal wieder versucht, das Limit des Mach- und Vorstellbaren zu erweitern. Jetzt kommt in der Liveproduktion etwa sehr viel Wasser zum Einsatz. „Damit habe ich noch nie gearbeitet“, erläutert der Berliner „wie wir alle wissen, verträgt sich Elektrik nicht so gut mit Wasser und daher stellt uns das vor eine besondere Herausforderung.“ Die artistische Komponente durch die Tänzer und Akrobaten sorgt für zusätzliche Schwierigkeiten in der Planung und Umsetzung. „Das Sicherheitskonzept muss noch viel strenger und klarer definiert sein, weil viel mehr passieren kann als bei einer normal großen Veranstaltung.“

Am Plafond

Die nackten Zahlen für das Event der Superlative sprechen für sich. Für die einzigartigen Lichteffekte sorgen 5.000 einzeln steuerbare Scheinwerfer, die Videoprojektionen werden auf eine 35 Meter und 10 Meter hohe LED-Wand übertragen und für die Show wurden rund 120 maßge-

schneiderte Kostüme und 130 Paar Schuhe entworfen – natürlich auch für Fischer selbst, die extrem hart trainierte und sich noch nicht einmal von einem Rippenbruch vor dem geplanten Tourauftakt im März aufhalten ließ. Mittels eines Roboterarms schwebt sie während der Show durch die Halle und kommt dabei mit dem Publikum fast auf Tuchfühlung. Die Mischung aus Tanz, Akrobatik und visuellen Effekten sind mittels modernster Technik kreiert und garantieren ein High-Class-Vergnügen, das ständig adaptiert wird. „Auch während der Tour werden immer wieder Dinge verbessert. Manches funktioniert in der Realität nicht nach Plan und das Hauptbestreben ist immer, den Workflow zu optimieren. Mit jeder einzelnen Tourstation werden wir schneller.“

Fischer indes hatte vergangenen Dezember in Kanada ihre intensivste Trainingsphase. Kein Spaziergang für die 38-Jährige, vor allem nicht nach der Baby- und Covid-Pause der letzten

Jahre. Neben Kondition, Akrobatik und Agilität geht es schlussendlich auch um die Genauigkeit in den Choreografien. Man kann und muss es sagen, wie es ist: Helene Fischer und ihr riesengroßes Team leisten Schwerstarbeit für die aufwändigste Tour im musikalischen Segment. Rein technisch sei die Show wortwörtlich am Plafond angelangt. „Indoor geht wirklich nicht viel mehr, da ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Würden wir damit Open-Air gehen, müssten wir alles noch einmal neu konzeptionieren, aber Stadionshows sind für Zirkusartisten eher unmöglich.“ Doch wer weiß, wenn jemand die Grenzen des Unmöglichen aushebeln kann, dann Fischer und der Cirque du Soleil. Um es mit den Worten Pichels zu sagen: „Die Magie erzeugen die Künstler und Stars – wir stellen ihnen nur die Mittel dazu bereit.“

n Helene Fischer gastiert zwischen 5. und 10. September in der Wiener Stadthalle D. Beim Kauf von VIP-Tickets sichern Sie sich u. a. ein exklusives Geschenk und einen Erinnerungspass.

Exklusive Bilder vom Tour-Auftakt

Mamma mia!

ABBA in Österreich! Okay, nicht die Originale, aber rund 20 ihrer größten Hits. Von Mitte Juli bis Mitte August verwandelt sich die wundervolle Seebühne in Mörbisch für einen guten Monat in eine griechische Außenstelle, denn zu dieser Zeit wird das internationale Erfolgsmusical „Mamma Mia!“ für Furore und Rekorde sorgen. Schon in kürzester Zeit hat Mörbisch-Intendant Alfons Haider eine Auslastung von 95 Prozent erreicht,

was umgerechnet nicht weniger als rund 80.000 verkaufte Karten sind. Immer wieder wurden neue Zusatzvorstellungen in das Programm gebucht, um der horrenden Nachfrage seitens des Publikums gerecht zu werden. „So viele musikalische Welterfolge und so viel gute Laune gab es noch nie“, zeigt sich Haider im Vorfeld mehr als begeistert und kann die Premiere gar nicht mehr erwarten, „das hat es das letzte Mal vor knapp 30 Jahren gegeben.“

Starbesetzung & Urlaubsflair

Auch die Besetzung im Burgenland kann sich mehr als sehen lassen: Musical- und ABBA-Fans dürfen sich auf Dominik Hees, Lukas Perman, Anna Rosa Döller, Thimotheus Hollweg und Bettina Mönch freuen, die in der Rolle der Mutter in die Fußstapfen der großen Meryl Streep tritt. Neben der famosen Besetzung und der starken Inszenierung weiß auch das Bühnenbild zu klotzen. Bühnenbildner Walter

Diesen Sommer reicht die Mörbischer Seebühne nicht in den Neusiedler See, sondern in die Ägais: Unter der Intendanz von Alfons Haider wird das ABBA-Erfolgsmusical „Mamma Mia!“ für Furore sorgen. Wer noch keine Karten hat sollte schnell sein ...
Fotos: Seefestspiele Mörbisch 16|
TEXT: ROBERT FRÖWEIN

Vogelweider zaubert auf rund 2.600 Quadratmeter ein griechisches Dorf inklusive Pools und maritimer Südseeatmosphäre. Die für viele etwas überraschend integrierte Discokugel soll mit ihren neun Metern gar weltrekordverdächtig sein. Die Handlung von „Mamma Mia!“ ist dabei so simpel wie wirkungsvoll: Erzählt wird die Geschichte der alleinerziehenden Donna und ihrer 22-jährigen Tochter Sophie, die kurz vor ihrer Hochzeit das Geheimnis um ihren leiblichen Vater lüften möchte. Themen wie Liebe, Freundschaft und Familie, Träume und Sehnsucht werden mit den unvergesslichen Welthits von ABBA zu einer schwungvollen Bühnenshow mit viel Humor verwoben. Seit der Uraufführung weiß das Musical weltweit bislang 60 Millionen Menschen zu begeistern. Die zeitlosen Top-Hits der größten schwedischen Pop-Band aller Zeiten haben freilich den gewichtigsten Anteil am TopErfolg.

Von London bis Mörbisch

Die unvergleichliche Geschichte hat ihren Ursprung im April 1999 im Londoner Prince Edward Theatre, wo die Uraufführung des knapp dreistündigen Welterfolgs für tosenden Applaus sorgte. Schnell hat sich die „Pop-Komödie“ mit den Kompositionen der beiden ABBA-Männer Benny Andersson und Björn Ulvaeus zu eines der weltweit erfolgreichsten Musicals aller Zeiten hochgeschwungen. Das ist insofern erstaunlich, als dass die beiden – bekannt strengen – ABBA-Hauptverantwortlichen einem Musical eher skeptisch gegenüberstanden. Erst als die britische Autorin Catherine Johnson eine schwungvolle Mutter-Tochter-Geschichte mit den allergrößten Hits der Schweden koppelte, waren die beiden ABBA-Bs nachhaltig überzeugt. „,Mamma Mia!‘ ist ein Musical, von dem wir gar nicht wussten, dass wir es geschrieben haben“, sollte Ulvaeus Jahre später mit einem Augenzwinkern resümieren. Im Laufe der Jahre feierte das Stück mehrere

Premieren. Im November 2000 in den USA, im Oktober 2001 direkt am Broadway und 2002 am Operettenhaus in Hamburg wurde „Mamma Mia!“ erstmals deutschsprachig zum Besten gegeben. Hierzulande war eine Version von „Mamma Mia!“ 2014 und 2015 am Wiener Raimund Theater zu sehen, doch auf der opulenten Seebühne in Mörbisch bekommt das Kultstück eine ganz neue, passend sommerliche Farbe verliehen. 2008 folgte der weltweit bekannte Hollywoodfilm mit der Top-Riege Meryl Streep, Amanda Seyfried, Pierce Brosnan und Julie Walters und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Die Liebe der Österreicher zu ABBA ist ungebrochen – das zeigte nicht nur der Riesenerfolg des im Herbst 2021 erschienenen Comeback-Albums „Voyage“, sondern eine ganz besonders sensationelle Statistik. Die Greatest-Hits-Compilation „ABBA Gold“, deren Songs übrigens fast geschlossen auch in Mörbisch zu hören sein werden, befindet sich laut chartsurfer.de seit Mitte Oktober 1992 rund 650 Wochen durchgehend in den heimischen AlbumCharts. Nur die „Best Of“ der deutschen Schlagerqueen Andrea Berg übertrumpft diese unfassbare Zahl noch. In einer Welt der Katastrophen von allen Seiten und Richtungen sehnen sich die Menschen mehr denn je nach einer heilen Welt, die von niemandem so sorglos und weich projiziert wird, wie von ABBA.

Die Vermischung aus zugänglicher Musik, kompositorischer Zeitlosigkeit und dem perfekten Weltgeschichtstiming sorgen dafür, dass alle Ausgeburten der „ABBA-Mania“ für Erfolge sorgen. Seien es orchestriert-pompöse Musicalinszenierungen mit dem ein oder anderen Studio- bzw. Livemitglied aus dem reichhaltigen ABBAKosmos der alten Tage oder gar die ful-

Mehr ABBA!

Wenn Sie von den ABBA-Hits nicht genug bekommen möchten, laden auch zahlreiche andere Events dazu ein, ein „Best-of” der schwedischen Superstars zu hören: „ABBA GOLD“ unter der Leitung von Werner Leonard, seines Zeichens Gründungsmitglied Max Raabes’ Palast Orchesters, gastiert Anfang 2024 in Bregenz, Wien, Graz & Innsbruck. „The Magic Of ABBA” zieht zwischen Juni & Jänner quer durch Österreich, „ABBAmania” erleben Sie im November in Linz & Graz, im April in Wien, und „MANIA The ABBA Tribute” im August in Wiesen. Noch mehr ABBA-Tipps finden Sie auf oeticket.com!

minante Hologramm-Show, für die in London eigens eine Halle gebaut wurde und die aufgrund des großen Erfolgs wohl bald auf große Tour gehen könnte: Bereits nach nicht einmal einem Jahr Spielzeit begrüßte man mit der 20-jährigen Josie Felix die millionste Besucherin, die zu „ABBA Voyage“ in die Londoner Arena kam. Als Überraschung gratulierte ihr Björn Ulvaeus sogar persönlich!

Was auch immer das alles übergreifende Kulturmonster ABBA anstreift, es funktioniert quasi wie von selbst. Mit dieser Leichtigkeit und Hoffnung will schlussendlich auch die österreichische Musicalversion auf der Seebühne auftrumpfen. Für einen Abend kann man den Kopf ausschalten, das Ambiente genießen und sich den größten Hits der europäischen PopGeschichte hingeben. Mamma Mia!

n „Mamma Mia!” spielt es zwischen 13. Juli und 20. August auf der Seebühne im Mörbisch. Resttickets!

Die beeindruckende Bühne in Mörbisch

Luschtig

Bülent Ceylan ist bekannt für seine wallende Mähne, seinen bodenständigen Dialekt und seine Lust, in unterschiedlichste Rollen zu schlüpfen. Der 47-jährige Mannheimer, der 2019 in der ersten Folge der TV-Show „The Masked Singer“ als stimmgewaltiger weißer Engel brillierte, feiert heuer sein 25jähriges Bühnenjubiläum und präsentiert im November seine aktuelle Show „Luschtobjekt“ ein letztes Mal in Wien und Graz. 2024 feiert sein neues Programm „Yallah hopp!“ Premiere.

Ganz blöd gefragt: Es gibt eine Aufzeichnung von „Luschtobjekt“ in der ARD-Mediathek – warum sollten wir unsere gemütliche Couch verlassen und zu dir in die Live-Show gehen? Weil man die einzigartige Live-Stimmung überhaupt nicht mit einer TV-Aufzeichnung vergleichen kann! Ich improvisiere sehr gern, beziehe mich auf aktuelle Begebenheiten und gehe direkt auf das Publikum im Saal ein. Ich spiele nicht nur stur mein Programm herunter. Damit bringe ich übrigens meine Techniker immer wieder durcheinander, weil ich mich selten an den geplanten Ablauf

halte. Und das ist gut so, denn dadurch bleiben wir alle konzentriert. Der Crew wird mit mir nie langweilig – und dem Publikum garantiert auch nicht!

Du hast „Luschtobjekt“ in einer Zeit geschrieben, als die Welt eine ganz andere war: Die Premiere war 2020 wenige Tage vor dem ersten Corona-Lockdown. Ist das Programm heute noch so erfolgreich, weil es unsere Sehnsucht nach der guten, alten Zeit bedient?

„Luschtobjekt“ hat sich natürlich mit der Zeit weiterentwickelt. Ich habe einige Teile upgedated und erzähle zum Beispiel, wie es mir als Comedian in diesen zwei Jahren ergangen ist, als ich nicht auftreten durfte. Dass ich zum Beispiel draufgekommen bin, dass meine Frau Hochdeutsch spricht. Oder wie viele Kinder ich überhaupt habe (lacht) Grundsätzlich ist „Luschtobjekt“ ein Programm, dessen Themen direkt aus meinem Leben stammen. Und es ist gar nicht so anrüchig, wie der Titel vielleicht vermuten lässt – auch, wenn ich mir zum Beispiel die Frage stelle, ob es vegane Kondome geben kann, in denen kein Fleisch steckt ...

In „Luschtobjekt“ schlüpfst du nicht nur in deine klassischen Figuren wie den grantigen Hausmeister Mompfred oder die überdrehte Anneliese, sondern neuerdings auch in den etwas naiven Thor. Ich liebe es, mich in diese Figuren fallen zu lassen! Sie erlauben es mir, verschiedenste gesellschaftliche Probleme auf ganz unterschiedliche Art zu beleuchten und anzusprechen. Und es ist immer wieder eine Herausforderung, mich in diese Charaktere hineinzuversetzen – die natürlich gar nicht so dumm sind, wie sie auf den ersten Blick vielleicht wirken. Ich kann über diese Figuren das Publikum zum Lachen bringen und gleichzeitig viele wichtige Botschaften vermitteln.

Du bist als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters in Mannheim zur Welt gekommen und aufgewachsen – und engagierst dich pointiert gegen Fremdenhass und Rassismus. Wie gehst du mit Stimmen um, die sagen: „Wenn’s ihm hier nicht passt, dann soll er doch zurück in die Türkei“? Solche Sachen höre ich immer wieder. Aber es sind ja nicht nur Nazis, Foto:

d4mance
Bülent Ceylan ist mehr als ein „Luschtobjekt“. Und viel mehr als „nur“ ein Comedian. Im Interview erzählt der Deutschtürke, wie er mit Anfeindungen umgeht, wie er sich für benachteiligte Kinder einsetzt –und welchen Traum er sich zum 25-jährigen Bühnenjubiläum erfüllt.
18|
TEXT: HANNES KROPIK

die mich beschimpfen. Als ich vor ein paar Jahren meine Meinung zum türkischen Präsidenten Erdogan geäußert habe, sind einige meiner türkischen Landsleute noch viel lauter auf die Barrikaden gestiegen.

Hast du manchmal Angst? Schau, ich bin nur ein Comedian. „Nur“ unter Anführungszeichen. Auf der Bühne spreche ich Themen an, die mir wichtig

sind – manchmal ganz ohne Pointe. Denn wir haben wirklich ernsthafte Probleme – nicht nur den Krieg vor unserer Haustür. Vor allem die Klimakatastrophe, deren Auswirkungen wir längst merken, sollte uns rasch zu einem weltweiten Umdenken bringen. Unsere Kinder werden uns sonst zur Verantwortung ziehen: „Warum habt ihr damals nichts gesagt? Warum habt ihr damals nichts getan?“

Du bist ja selbst Vater von vier Kindern – die du in deinen Programmen zwar immer wieder erwähnst, aber ansonsten wie auch deine Ehefrau ganz bewusst aus der Öffentlichkeit heraushältst. Ich liebe Kinder, ohne Kinder geht gar nichts. Ich habe seit 2017 meine eigene Stiftung, mit der ich versuche, Kinder, denen es

finanziell nicht so gut geht, zu fördern und zu unterstützen. Ich finde aber, dass sich der Staat noch viel stärker einbringen müsste. Wenn ich lese, dass der Deutschen Bundeswehr 100 Milliarden zur Verfügung gestellt werden sollen, dann sage ich: Okay, aber steckt auch 100 Milliarden in Kinderprojekte!

Du zählst zu den erfolgreichsten Comedians im deutschsprachigen Raum und feierst heuer dein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Wenn du in der Zeit zurückreisen könntest: Wie würde der damals 22-jährige Bülent reagieren, wenn du ihm erzählst, wie sich sein Leben entwickelt hat? Er würde in Ohnmacht fallen. Mein Traum war damals, eines Tages Kleinkunstbühnen mit 120, vielleicht 150 oder im Optimalfall sogar 200 Plätzen auszuverkaufen. Jetzt spiele ich in den größten Hallen des Landes – und sogar im Ausland! Für mich ist es eine riesige Ehre, in Österreich auftreten zu dürfen.

Ursprünglich wolltest du aber Sänger in einer Metalband werden. Dieser Traum scheint sich jetzt auch zu erfüllen. Richtig! Ich durfte 2019 bei „Masked Singer“ mitmachen. Das war der absolute Wahnsinn! Vor kurzem habe ich einen Plattenvertrag unterschrieben und gehe jetzt mit großartigen Musikern von Bands wie Unheilig und Selig ins Studio. Wir nehmen Songs mit Botschaft und einem gewissen Augenzwinkern auf – aber keinen Klamauk! Wenn alles klappt, werde ich kommendes Jahr nicht nur als Kabarettist, sondern tatsächlich als Sänger einer Metalband auf der Bühne stehen.

n Bülent Ceylan gastiert mit „Luschtobjekt” am 4. November in der Wiener Stadthalle F, am 5. November in der Helmut List Halle.

Liebe, Zusammen

Gerade erst laborierte die selbsterklärte „Rampensau” Nik P. an einer Bandscheibenabsplitterung, doch die Unterstützung von seiner Familie, seinen Freunden und seinen Fans begleitete ihn nebst seiner Ukulele gut durch die Zeit der Regeneration, sodass er nun wieder mehr als fit ist, sein 25. Jubiläum zu begehen. Nicht nur, dass der sympathische Kärntner diesen halbrunden Geburtstag gleich mannigfaltig – in Bandbesetzung, unplugged und symphonisch – begeht, auch schenkt er uns mit „Mit den Füßen im Meer” zudem noch eine neue Single, die zugleich der perfekte Vorbote für seine große Fanreise in die Karibik 2024 ist ...

Sie haben sich das Gitarrespielen als Autodidakt beigebracht. Können Sie sich noch erinnern, welches die ersten fremden Lieder waren, an denen Sie sich versucht haben? Ja, ich erinnere mich noch gut an die ersten Lieder, die ich auf der Gitarre gelernt habe. Einige davon waren von Elvis und meine ersten Auftritte bei Gesangswettbewerben habe ich mit „Great Balls of Fire“ von Jerry Lee Lewis gemacht. Das waren meine ersten Erfahrungen auf Bühnen, bis ich dann meine eigenen Songs geschrieben habe. Diese Songs haben mir geholfen, mein Gitarrenspiel zu entwickeln und meine Leidenschaft für Musik zu entfachen.

Gibt es besondere Erinnerungen an Ihre frühen musikalischen Gehversuche? Eine besondere Erinnerung ist mein erster Auftritt vor Publikum. Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen und die Menschen mit meiner Musik zu erreichen, war überwältigend und hat meine Liebe zur Musik noch weiter verstärkt. Das erste Mal, als ich ein Mädchen mit meiner Musik beeindruckt habe, war ebenfalls ein unvergesslicher Moment, der mir gezeigt hat, welche Kraft Musik haben kann. So ist zum Beispiel mein Hit „Ein Stern“ an den Ufern des Wörthersees entstanden.

Inwieweit prägen die Umfelder – anfangs Kärnten, später Steiermark und Salzburg, oder auch ihre Urlaubsdestinationen – Sie in Ihrem Musikschaffen? Meine Umgebung hat definitiv einen großen Einfluss auf meine Musik. Die Landschaften und Orte, an denen ich aufgewachsen bin und die ich bereist habe, inspirieren mich und fließen in meine Lieder ein. Sie vermitteln mir ein Gefühl von Heimat und Verbundenheit, das ich in meiner Musik ausdrücken möchte.

Wenn Sie auf die letzten 25 Jahre zurückblicken: Gibt es da Lieder, die Sie gerne – abseits von einer symphonischen Bearbeitung – überholen würden? Es gibt sicherlich einige Songs aus meiner früheren Karriere, die ich gerne noch ein-

mal neu aufnehmen oder neu arrangieren würde. Es ist immer interessant, zurückzublicken und zu sehen, wie sich mein Stil und meine Herangehensweise im Laufe der Jahre entwickelt haben. Manchmal entdecke ich dabei neue Facetten in meinen alten Songs, die ich gerne mit meinem heutigen Musikverständnis zum Ausdruck bringen würde.

Sie hatten vergangenes Jahr mit einer Bandscheibenabsplitterung zu kämpfen. Wie geht es Ihnen mittlerweile? Mir geht es mittlerweile gesundheitlich wieder gut. Es war ein langer Weg der Genesung, aber ich habe viel Unterstützung von meiner Familie, Freunden und auch meinen Fans bekommen. Durch einen sehr guten Arzt, der fachkundig sofort operiert hat, Physiotherapie, Bewegung und eine gesunde Lebensweise habe ich meine Vitalität wiedererlangt und bin bereit, wieder auf der Bühne zu stehen und meine Musik zu teilen. Ich hatte wirklich Glück!

Sie gehen dieses Jahr nicht nur auf Jubiläumstour und spielen „unplugged“, außerdem treiben Sie Ihr hoch gerühmtes Symphonic-Projekt voran. Bei den Symphonic-Konzerten haben wir uns darauf konzentriert, die Erfahrung für das Publikum noch intensiver und emotionaler zu gestalten. Die Wirkung der Songs mit großem Orchester und Chor ist ein-

Foto: Christian Barz
Nik P. feiert dieses Jahr sein 25. Jubiläum – gemeinsam mit seiner Band, die ihn teilweise seit den Anfängen begleitet, aber auch unplugged und symphonisch mit großem Orchester. So hat man die einmalige Chance, auch seinen „Stern” ganz unterschiedlich leuchten zu sehen.
20|
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

nhalt & Hoffnung

fach überwältigend. Das Große Festspielhaus Salzburg ist die perfekte Kulisse! Wir haben an neuen Arrangements gearbeitet und einige Überraschungen für unsere Fans vorbereitet. Dazu aber im Sommer mehr!

Mit Band, mit Orchester und unplugged: Wie fühlen Sie sich persönlich am wohlsten? Jedes dieser Konzertformate hat seinen eigenen Reiz und ich genieße sie alle auf unterschiedliche Weise. Mit meiner Band fühle ich mich sehr verbunden und wir haben eine großartige Energie auf der Bühne. Bei den Orchesterkonzerten ist es faszinierend, meine Songs in einem ganz neuen Gewand zu hören und die Zusammenarbeit mit talentierten klassischen Musikern zu erleben. Bei den unplugged-Konzerten entsteht eine intime Atmosphäre, die mir erlaubt, noch näher am Publikum zu sein. Jedes Format bringt das Beste aus meinen Stücken auf unterschiedliche Weise hervor, und ich genieße die Vielfalt, die sie bieten.

„Ich war schon immer ein Optimist und man schafft alles, wenn man nur will“ ist eine Zeile in „Geboren, um dich zu lieben“. Viele Menschen leiden nach Corona, in Zeiten des Klimawandels und unter der

Inflation. Was geben Sie jenen auf dem Weg mit? In diesen herausfordernden Zeiten ist es wichtig, Optimismus und Hoffnung zu bewahren. Es ist essenziell, an unsere Fähigkeit zu glauben, gemeinsam Lösungen zu finden und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Meine Botschaft an alle, die in schwierigen

Zeiten kämpfen, ist, niemals aufzugeben und immer an sich selbst und an die Kraft der Gemeinschaft zu glauben. Zusammen können wir alles schaffen, wenn wir nur wollen.

n Nik P. befindet sich im Herbst mit Band auf Jubiläumstournee in ganz Österreich. Bereits im Sommer hört man ihn, u. a. in der Burgarena Finkenstein, unplugged, am 3. November dann mit Band und großem Orchester symphonisch im Großen Festspielhaus Salzburg.

ticketmagazin.com
Das komplette Interview mit Nik P. finden Sie online unter
WEITER LESEN

Wildberr

Vergangenen August schoss Nina Chuba mit „Wildberry Lillet” auf die Eins in die Charts. Und plötzlich trank man gefühlt an jeder Ecke das gleichnamige Getränk. Evident, dass wir die berühmte Henne-oder-Ei-Frage stellen.

4

5 Millionen Euro, so heißt es, ließ es sich die niederländische Brauerei Heineken kosten, dass in „Skyfall” Daniel Craig als James Bond Gerstensaft statt seinem berühmten Martini „geschüttelt, nicht gerührt” trinkt. Wobei „statt” übertrieben ist: Die Doppel-Null war vertraglich nur verpflichtet, in mindestens einer Szene ein Bier zu trinken, und die hat Regisseur Sam Mendes noch dazu in den Teil der Geschichte verbannt, wo sich Bond nach einer schweren Schussverletzung an einem türkischen Strand weitab der Zivilisation erholt und fancy Cocktails ohnehin nicht zum Repertoire der örtlichen Gastronomie zählen. Erschwerend kommt hinzu: Während Bond das Bier trinkt, bedeckt sein Daumen das Label. Wer nicht weiß, dass es sich bei der Flasche um Heineken handelt, wird es hier auch nicht erfahren. Aus der Marke Heineken wurde erfolgreich das Geld herausgeschüttelt, die Marke James Bond hat sich dagegen nicht ... gerührt.

Der Aufschrei, der vor Erscheinen des Films und bei Bekanntwerden des Product-Placement-Deals durch die Fangemeinde ging, zeigt sich nachträglich also als gänzlich unbegründet: Man wird schon wissen, dass allen ZeitgeistVerschiebungen zum Trotz gewisse Grundpfeiler bei einer derart ikonischen Figur vielleicht (wie hier) angetastet, aber nicht komplett eingerissen werden dürfen. James Bond wird heute vielleicht nicht mehr die Frauen reihenweise unter die

Laken ziehen, um sie am nächsten Morgen schon wieder vergessen zu haben – schöne seiner Seite wird es jedoch wohl immer geben. Und ganz gleich, wie sensibilisiert man sich im Umgang mit Alkohol zeigen muss, der Schwer alkoholiker mit der Lizenz zum Töten wird nie vollends auf seinen Martini verzichten, wenn gleich es Craig in „Casino Royale” sogar einerlei sein darf, ob dieser geschüttelt oder gerührt ser viert wird. Apropos: Im gleichnamigen Roman von Ian Fleming von 1953 lässt sich Bond einen Martini mit (Kina) Lillet anstelle von Wermut servieren.

Wir vollziehen nun einen Zeitsprung von 70 Jahren, vom MI6-Headquarter in London an den Pool einer Villa auf Rügen: Dort chillt 2022 an einem warmen Juni-Tag die 1998 in Wedel bei Hamburg geborene Popsängerin Nina Chuba gemeinsam mit zwei Produzenten und zwei Songwritern. In der lockeren Atmosphäre ent steht – vibe gecatcht – ihr Song „Wildberry Lillet”, ein Stück, das von utopischen Wünschen han deln soll. „Will ein Haus für meine Mama an der Küste von Catania / Zum Frühstück Canapés und ein Wildberry Lillet” heißt es da, und bei dem raketenhaften Erfolg, den Chuba erfahren hat, seitdem sie das Lied gedroppt hat, ist zumindest dieses Wunschdenken nach Geissenhaftem Jetset so utopisch nicht mehr: Denn die Generationen Z und Alpha (und, je nach Bubble, auch

22| Foto: David Daub

rry Lillet

viele darüber hinaus) feiern auf ihren Lillet-geschwängerten Homepartys den Track (mit über 100 Millionen Streams auf Spotify!) derart hart ab, dass ältere, renitente Semester schon einmal stutzig werden können: Nicht nur in Hollywood, auch Rapper nennen gern Marken in ihren Songs – der Glanz von Luxusprodukten wie Mercedes oder Rolex soll jedoch auf sie abstrahlen. Wie war das aber bei Nina Chuba? Ein kommerzieller Erfolg im Musikbusiness und gleichzeitig in der Getränkebranche kann doch nicht Zufall sein? Was war zuerst, die Henne oder das Ei? „Wildberry Lillet” oder Lillet Wild Berry, wie das sommerliche InGetränk tatsächlich heißt?

WEITER LESEN

Lillet wird seit 1872 südlich von Bordeaux hergestellt, vor rund 8 Jahren ist er das erste Mal in Österreich aufgetaucht. „Auslöser war ein Hamburger Trendforscher, der Lillet Spritz als Sommerdrink angepriesen hat”, verrät uns Tabea Dum, Brand Manager für Pernod Ricard Austria – die Firma, die Lillet hierzulande vertreibt. Eine, freilich nicht repräsentative, Umfrage im eigenen Bekanntenkreis zeigt, dass Lillet Wildberry gerade bei jungen Mädchen tatsächlich schon länger als seit Sommer 2022 den altbackenen Weißen Spritzer (oder Kaiserspritzer) abgelöst hat, Nina Chuba also vollinhaltlich (nicht nur) das Trinkverhalten

ihrer Bubble bedient, gekonnt auf der Klaviatur

ihres Soziotops spielt – einen Hype damit zwar vielleicht nicht losgetreten, aber doch ordentlich potenziert hat.

War „Wildberry Lillet” gar ein kluger Schachzug von Pernod Ricard, um ihr Getränk noch weiter,

subversiv und sympathisch in der Zielgruppe zu vertreiben – Product Placement eben? Die Vermutung liegt nahe, erstens, weil es nichts Neues wäre, zweitens, weil nach dem bombastischen Erfolg von „Wildberry Lillet” gleich ein zweites, professionelleres Video zum Song folgte, in dem auch Schweppes (die die „Wild Berry”-Mische vertreiben) als Partner ausgewiesen wurde. Bei Pernod Ricard Austria hingegen winkt man ab, sind sie „aus Eigeninitiative und auch gesetzlich” verpflichtet, sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Alkohol umzugehen. Einer der Punkte in ihrem „Code of Communications” sieht demzufolge vor, dass Testimonials mindestens 25 Jahre alt sein müssen – und das wäre Chuba erst diesen Oktober. Man hätte also gar nicht dürfen, selbst wenn man gewollt hätte. Der beiderseitige Erfolg scheint also tatsächlich ein reiner, dem Zeitgeist geschuldeter Glücksfall, gewesen zu sein – der sich, unbeabsichtigt, aber wohl für beide Parteien nicht ungewollt, befruchtet hat.

Wird Pernod Ricard nun mit Jahresende bei Chuba durchklingeln, dann, wenn sie das legale Alter erreicht hat? „Generell stehen wir Kooperationen immer offen gegenüber”, heißt es bei Pernod Ricard. Kluge Marketingverantwortliche werden aber auch wissen, dass in der Musikgeneration, die stark auf TikTok präsent ist, Hits zwar huge gehen können, dabei aber kurzlebig sind. „Wir versuchen, eigenständig nachhaltig zu wachsen und uns unabhängig von Trends weiterzuentwickeln”, nickt dazu Dum. Außerdem: Chuba selbst trinkt Alkohol eigentlich gar nicht soooo gern.

n Nina Chuba gastiert am 8. Mai im Gasometer. Rasch Tickets sichern! Das komplette Interview mit Pernod Ricard Austria finden Sie online unter ticketmagazin.com

Genießen ist Leiden

Im Zuge

)

Sunn O)))

Sunn O))) Vergangenen Juni lieferten Sunn O))) im Londoner Fabric einen Vorab-Eindruck ihrer „Shoshin ( ) Duo”-Tour. Es war jenseitig. Fotos: Stefan Baumgartner (Sunn O)))), Manon Monjaret (Emma Ruth Rundle), Jessica Hallock (Liturgy), Melvins (Melvins)
ihrer „Shoshin (
Duo”-Tour gastieren
am 18. September in der Wiener Arena und erbrechen zu ihrem 25-jährigen Bestehen eine kathartische Jouissance.
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER Emma Ruth Rundle reist am 25. Juli im Porgy & Bess reduziert und am Piano an den Rand der Vernunft, während die Melvins am 13. Juni in der Arena in ihrer mäandernden Wucht bei voller Stromstärke mit beiden Beiden auf der Bremse stehen und Liturgy am 25. September, ebenfalls in der Arena, mit ihrem neuen Album „93696” eine wagemutige Mischung aus Black Metal und Avantgardismus zelebrieren: radikal, temperamentvoll, transzendental. Emma Ruth Rundle Melvins Liturgy Neben Sunn O))) sind auch folgende Konzerte mit ihrer reinigenden Wirkung ans Herz gelegt:

Sunn O))) wurden 1998 (und vor ihrem Umzug ins smogverhangene L.A.) in Seattle gegründet, haben aber mit Grunge – der Musik, für die sich die amerikanische Metropole einen Namen gemacht hat; man denke an Nirvana, Soundgarden, Pearl Jam und Alice in Chains – wenig gemein. Im Gegensatz zur schlodderigen Melancholie setzen die beiden Gitarristen Stephen O’Malley und Greg Anderson auf die kongeniale Dualität von Lautstärke und Langsamkeit allein, verzichten auf jedwedes Pipifax-Potpourri und reduzieren den Heavy Metal auf seine absolute Essenz: ein zermalmendes Riff, das bis zur Absurdität und darüber hinaus ausgedehnt wird. Schlagzeug braucht es dazu keines, und auch Gesang sucht man über weite Strecken vergeblich. Die Radiotauglichkeit tendiert gegen: Null. Aber für ein handelsübliches Metal-Festival sind sie mit ihrem kathartischen Lärm auch zu jenseitig, zu artifiziell. In den zweieinhalb Jahrzehnten seit ihrer Gründung hat sich wenig geändert – sie musizieren in der festen, ja: statischen Kern-Besetzung aus O’Malley und Anderson (mit pointiert gesetzten Gästen, darunter Attila Csihar von Mayhem, Boris, Ulver oder auch Anna von Hausswolff) und sind stringent seit ehedem mit das Härteste, was man nicht nur seinen Ohren, sondern seinem ganzen Körper zumuten kann. Wie auch der Himmelskörper, mit dem sie sich den Namen teilen, üben sie dabei aber eine enorme Anziehungskraft aus, während ihre Klangwellen mit ungebändigter Energie in die Umlaufbahn lodern. Aber: Was macht den Zauber tatsächlich aus?

Heavy Metal war immer schon avantgardistisch, auch wenn dies ein Genre-Charakteristikum ist, das selten in den Vordergrund gerückt wird. Während die Kakophonie von etwa Venom, Napalm Death, Mayhem oder Carcass zu ihren Frühzeiten von einem Gros verachtet und lächerlich gemacht wurde, sind kanonische

Künstler wie sie immer schon unglaublich progressiv, mit ihrer klanglichen Extremität Vordenker der Musikgeschichte gewesen.

Und so auch Sunn O))): Sie loten seit Anbeginn ihrer Karriere unbeirrbar die Grenzen des Möglichen aus, versuchten die Authentizität einer aus dem Klang eruptierenden Katharsis bis hinauf zum Exzess zu peitschen. Dazu gehörte es auch schon einmal, dass für das Album „Black One“ der selten eingesetzte Gesang auch schon mal aus den Untiefen kam: Sänger Malefic wurde für die Aufnahmen des Stückes „Báthory Erzsébet“, eine Hymne an die berüchtigte Blutgräfin, in einen Sarg verfrachtet und begraben. Und das, obwohl er an Klaustrophobie leidet. Extrem allein zu sein reicht freilich nicht aus. Im besten Falle ist Musik ja nicht nur ein beiläufiges Gedudel, sondern erweckt tief im Hörer bedeutungsschwangere Emotionen, wirkt also auf das Glücksareal im Hirn nicht unähnlich wie Schokolade, Sex oder Drogen – und da ist zweifelsohne die Musik die vielleicht gesündeste und an Nebenwirkungen ärmste Stimulanz. Irgendwo zwischen Erregung und Spannung nistet sich hier das Lustempfinden ein, als Resultat sind nicht selten Gänsehaut, Tränen, Flattern in der Magengegend oder Herzrasen zu vermelden. Töne dringen weit in die Tiefen der menschlichen Seele vor, gerade dröhnende oder schrille Klänge, überraschende Wechsel oder dissonant aufheulende Melodien erhöhen in ihrer Bedrohlichkeit den Herzschlag, noch bevor wir bewusst darüber nachdenken – und ziehen den geneigten Hörer somit hinein in einen spannungsgeladenen Mahlstrom, der ähnlich wie ein Kirchengang oder Meditation transzendente Gefühle erwecken kann. Es ist auffällig, dass gerade Künstler, die ihre Verstärker bis zum Anschlag hochjagen und gleichzeitig ein Wechselbad der Gefühle musikalisch und gerne repetitiv doppeln, aus Belanglosigkeit Bedeutsamkeit werden lassen. Man denke an den alten Zausel Neil

Young, der auch einmal minutenlang Feedback auf Feedback durch den Verstärker jagen kann. Oder an die Swans, die atonale, krachige Momente in repetitiven Stoizismus ausbreiten, sodass sich der Boden des Konzertsaals zu einem abgründischen Klangteppich wandelt. Oder an Low, bei denen schwelgerische Passagen tiefer Harmonie auf eine exzessive Dekonstruktion der Klänge treffen. Und eben schließlich Sunn O))), die das Fundament gleichermaßen wie das Firmament erzittern lassen, wenn sich ihre schweren, mächtigen, dunklen Sub-Bass-Frequenzen ausbreiten und nicht nur die Ohren, sondern auch die Köpfe und den gesamten Körper umhüllen und die lang stehenden Töne zu Vibrationen zerfallen, die einander überlagern und schließlich tonnenschwer leibhaftig auf den Brustkorb drücken, dass gern auch einmal Atemnot herrscht. Aber nicht bloß klanglich entführen Sunn O))) in transzendentale Welten. Wenn O’Malley und Anderson auf der Bühne stehen, umschlingt sie eine Wand aus Verstärkern, sie selbst sind in Mönchskutten gewandet und von Nebelschwaden aus Trockeneis umhüllt. So rekonfigurieren sich ihre Auftritte zu Ritualen, mit einer durch die Halle wabernden Spiritualität, die in ihrer Nebulösität durch sämtliche Poren kriecht – ihre Konzerte sind also vielmehr eine Flagellation einer Generation, die vom militanten Atheismus geprägt ist. Ja, wenn man unvorbereitet über Sunn O))) stolpert, überfordert der Druck, die Lautstärke, die Vibration. Doch lässt man sich auf das Erlebnis wagemutig ein, erfährt man etwas, das der Psychoanalytiker Jacques Lacan „jouissance“ nennen würde – eine unmittelbare Befriedigung. Immerhin wusste auch schon der slowenische Philosoph Slavoj Zizek: „Genießen ist Leiden.” La Petite mort.

n Sunn O))) gastieren mit Kali Malone in Vorprogramm am 18. September in der Arena.

|23

PAWLATSCHEN

Di. 6.6. - 19:30 Uhr

ANDY LEE LANG & WERNER AUER

Mo. 12.6. - 19:30 Uhr

FLO & WISCH

Di. 13.6. - 19:30 Uhr

JOESI PROKOPETZ

Mi. 14., Do. 15 ., Sa. 17. & So. 18.6. - 19:00 Uhr

THE STORY OF JAZZ

Di. 20.6. - 19:30 Uhr

GEORG DANZER UND VIELES MEHR!

Mi. 21.6. - 19:30 Uhr

MARIO BERGER

Do. 22.6. - 19:30 Uhr

KERNÖLAMAZONEN

Sa. 24., Fr. 30.6. & Sa. 1.7. - 19:30 Uhr

20 JAHRE

GRIECHISCHES GARTENFEST

Mi. 28.6. - 19:30 Uhr

THE UNTOUCH ABLES

Do. 29.6. - 19:30 Uhr

WIZARDS OF BLUES

TICKETS

șommeR 2023

Das FamilienMusical

SALZBURG, 17.06., 18:00 Uhr

STEYR, 18.06., 14:00 Uhr

KLAGENFURT, 01.07., 18:00 Uhr

WELS, 07.07., 19:00 Uhr

EISENSTADT, 08.07., 18:00 Uhr

ALTMÜNSTER, 13.08., 19:30 Uhr

WIEN, 30.09., 15:30 Uhr

GRAFENEGG, 14.10., 15:30 Uhr

JETZT TICKETS SICHERN!

WWW.PAULINE-MUSICAL.ORG

von Birgit Minichmayr
KONZERT-HIGHLIGHTS FESTUNG KUFSTEIN 01. 07. - Festung Kufstein 09. 07. - Festung Kufstein 01. & 02.09. - Festung Kufstein 03.09. - Festung Kufstein www.lindnermusic.at HERBERT PIXNER Projekt HANSI HINTERSEER & DAS TIROLER ECHO ZUSATZTERMIN BESTMANAGEMENT HIGHLIGHTS 2023 Tickets & Infos: www.bestmanagement.at MARIA MA TERZETT ft. ULLI BÄER HOMMAGE AN GEORG DANZER 23.06.23 HOLLABRUNN OPEN-AIR 12.08.23 BURG GARS OPEN-AIR 29.06.23 | HOLLABRUNN OPEN-AIR 09.07.23 | TERNITZ OPEN-AIR 22.07.23 | TSCHAUNER BÜHNE | WIEN OPEN-AIR uvm.

Altes Hallenbad & Reichenfeld  Feldkirch Vorarlberg

Xavier Rudd

Haiyti

Danger Dan

Peaches

Symba Gentleman

Gretel Hänlyn

Helge Schneider

Heaven Shall Burn

Kruder & Dorfmeister

The Black Angels

The Gardener & The Tree

Sudan Archives

poolbar

Anger

Bilal

1000Mods

Lalalar

Frittenbude

Sharktank

Digitalism

Porridge Radio Dives

Benjamin Amaru

Ferge X Fisherman

Mayberg

Ernst

Bleed from Within

Philine Sonny Acid King Yukno

Charlie Cunningham

Oddisee & Good Company

6. Juli –14. August
Salò Poolbar ConSTELLAtion
Molden & Der Nino aus Wien
Russian Circles
+ Skate Contest Fußballturnier Workshops
+ jede Woche: Jazzbrunch Poolquiz Open Air Kino DJ Parade + Sound@V Sag du, Florian Maschek: SPIN! Lex Night Tagebuch Slam + vieles mehr! poolbar.at
Märkte
www.musikfestivalsteyr.at Open Air im Schlossgraben Steyr 20.07.–05.08.2023
Gefördert von Stadt Feldkirch, Land Vorarlberg und BMKOES.Kunst&Kultur. Stadt Hohenems (Poolbar Generator), AKM, SKE

Fotos: Foto Ennevi, Universal Music, Hersteller

DER PLATTENLÄSTERER

Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Powerslave“ von Iron Maiden. Bevor hier zu Fackeln und Mistgabeln gegriffen wird: ich liebe und schätze Iron Maiden über alles, und das schon seit das unterschätzte „Seventh Son of a Seventh Son“ gerade in den Charts war! Schließlich waren es auch die Mannen um Bandleader Steve Harris, die mich zum langen Haupthaar inspirierten. Anyway: Schon bald nach der Erweckung durch die britischen Metal-Götter also arbeitete ich mich damals durch ihren Katalog, gemeinsam mit anderen flaumbärtigen Mopedfahrern. Dabei wurde mir immer wieder (bis heute!) „Powerslave“ als das ultimative Machwerk unter die Nase gerieben. Und immer noch wählt jeder zweite Musikjournalist den 84er Longplayer an die Spitze. Warum? Gut, „Aces High“ und „2 Minutes to Midnight“ ist ein amtlicher Start, und das epische „Rime of the Ancient Mariner“ ein sensationelles Mini-Opus, aber dazwischen ist mir zu viel moreof-the-same. Darüber hinaus ist mir das Album auch zu glatt und flach produziert und lässt ein wenig die Wucht und den Rotz der Vorgänger vermissen. Ganz speziell vom wahren Meisterwerk „The Number of the Beast“. Dieses Album, übrigens das erste mit Bruce Dickinson am Mikro (und das letzte mit Clive Burr am Zeugl), setzte mit dem Titeltrack sowie „Run to the Hills“ und „Hallowed be Thy Name“ den Goldstandard nicht nur für alle folgenden Maiden-Alben, sondern für Heavy MetalProduktionen generell. Damals auf Vinyl zwar alles erst auf der B-Seite zu finden, aber auch heute als Deep Cuts gehandelte A-Tracks wie „22 Acacia Avenue“ sind sensationell, erst recht live. Apropos live: man muss „Powerslave“ fairerweise zugutehalten, dass die nachfolgende 189 Konzerte lange

„World Slavery Tour“ damals nicht nur sämtliche Rekorde brach, sondern mit dem Live-Dokument

„Live After Death“ auch eines der besten Live-Werke überhaupt möglich machte. Up the Irons!

GEWINN SPIELE

Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 8–10 und 14–15.

Zu gewinnen gibt es:

• Tickets für Körperwelten

• Vinyls von Helene Fischer

Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Juni 2023“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 1. Juli 2023.

IMPRESSUM

Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta

Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst:

Stefan Baumgartner Anzeigen: Stephanie Ableidinger, Suzana Prgic, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl

Redaktion: Stefan Baumgartner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Hannes Kropik

Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright

Cover: David Trood Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH,

!ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060

Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM

Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager

Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße

12, 3100 St. Pölten

Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich:

Die nächste Ausgabe erscheint am 28. Juni.

€ 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90

Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum. Sie finden oeticket online auf Facebook, Instagram, Twitter und Spotify, sowie unter www.oeticket.com und www.ticketmagazin.com. Tickets für über 75.000 Events finden Sie auf oeticket.com und in der oeticket-App!

30|
Journalist Markus Höller versus Iron Maiden Produziert nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens, Walstead Let’s Print Holding AG, UW 808 © Disney
DAS MUSICAL
Foto: Johan Persson
WWW.MUSICALVIENNA.AT #WeAreMusical JETZT TICKETS SICHERN! In Zusammenarbeit mit der Falco Privatstiftung Ab Oktober 2023
Original graphics designed by Dewynters, London
30. JULI 2023 – BURG CLAM TICKETS UNTER WWW.OETICKET.COM UND IN ALLEN RAIFFEISENBANKEN MIT OETICKET-SERVICE IN W & NÖ SOWIE UNTER SHOP.RAIFFEISENBANK.AT. ERMÄSSIGUNG FÜR RAIFFEISEN KONTOINHABER ERHÄLTLICH. WITH SPECIAL GUEST 28.07.23 BURG CLAM OBERÖSTERREICH 09.09.23 STEINBRUCH ST. MARGARETHEN SAMSTAG FREITAG TICKETS BEI OETICKET.COM

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.