JOURNAL FÜR PHARMAKOLOGIE UND THERAPIE 2-2022

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NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL

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Multiple Sklerose: Langzeitdaten bestätigen Sicherheit und Wirksamkeit von Ofatumumab und Siponimod mer wurden mindestens einmal innerhalb der Beobachtungszeit IgG- bzw. IgM-Spiegel unterhalb des Normbereiches (IgG: 5,65 g/l, IgM 0,4 g/l) gemessen [1]. Die Rate schwerwiegender Infektionen war niedrig (2,9 %) und nicht mit der Höhe der Ig-Spiegel assoziiert [1]. Patienten mit Ig-Werten unterhalb des Normbereiches hatten kein erhöhtes Risiko für eine COVID19-Infektion [1]. Die neuen Daten bestätigen das gute Sicherheitsprofil von Ofatumumab aus den ASCLEPIOS-Zulassungsstudien und unterstützen einen frühen Einsatz des Anti-CD20-Antikörpers bei Patienten mit aktiver RMS [5]. Siponimod bei SPMS

Für den S1P-Rezeptor-Modulator Siponimod zur Behandlung aktiver SPMS wurden aktuelle Wirksamkeitsdaten über 7 Jahre vorgestellt [2]. Dabei handelt es sich um eine erweiterte Datenauswertung auf Basis der EXPAND-Studie [7], in die 1.105 Patienten aus dem EXPAND-Studienprogramm einbezogen wurden [2]. Als Vergleichsarm wurde auf Grundlage des ursprünglichen Placebo-Arms von EXPAND eine virtuelle Placebo-Gruppe (vPlacebo) gebildet und eine auf 7 Jahre fortgesetzte

Ofatumumab Ofatumumab (Kesimpta®) ist ein vollhumaner Anti-CD20-Antikörper, der nach einer Initialdosierung von jeweils 20 mg in den Wochen 0, 1 und 2 ab Woche 4 monatlich durch den Patienten selbst subkutan appliziert werden kann. Der Antikörper bindet zielgerichtet an das CD20-Molekül auf der Oberfläche von B-Zellen, wobei es auf einem unterschiedlichen Epitop andockt als andere Anti-CD20-Antikörper und dadurch eine B-Zell-Lyse und Depletion induziert. Der selektive Wirkmechanismus und die subkutane Verabreichung ermöglichen eine spezifische Wirkung auf die B-Zellen in den Lymphknoten, die in der MS-Pathologie eine entscheidende Rolle spielen [3].

Siponimod Siponimod (Mayzent®) ist ein oraler selektiver Modulator des Sphingosin1-Phosphat-(S1P)-Rezeptors, der selektiv an S1P1- und S1P5-Rezeptoren bindet und dadurch die aus der Peripherie getriebene Entzündung hemmt. Zusätzlich bindet Siponimod an ZNS-Zellen, die an remyelinisierenden und neuroprotektiven Prozessen beteiligt zu sein scheinen. Erste Ergebnisse anhand von MTR (Magnetization Transfer Ratio)-Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese positiven Effekte auf die Myelinisierung und den Erhalt der Plastizitätsreserve aus Tiermodellen auf SPMS-Patienten übertragen werden können [4].

Placebo-Einnahme statistisch mithilfe des RPSFT-Verfahrens [8] modelliert. In der Siponimod-Gruppe verringerte sich das Risiko einer nach 6 Monaten bestätigten Behinderungsprogression* (6mCDP) signifikant (p < 0,0001) um 33 % im Vergleich zur Placebo-Gruppe

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[2]. In der Subgruppe von Patienten mit aktiver SPMS (n = 400), definiert durch das Auftreten von Schüben in den 2 Jahren vor dem * Bestätigte Behinderungsprogression ist definiert als Zunahme des EDSS um 1 Punkt, wenn der Ausgangswert 3,0 bis 5,0 betrug, oder eine Zunahme um 0,5 Punkte, wenn der Ausgangswert 5,5 bis 6,5 betrug. © VERLAG PERFUSION GMBH


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