WISSENSWERTES
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Fintepla® zur Behandlung epileptischer Anfälle beim Dravet-Syndrom zugelassen Mit Fintepla® (Fenfluramin-Lösung zum Einnehmen) steht in Deutschland eine neue Zusatztherapie für Patienten ab 2 Jahren mit Dravet-Syndrom zur Verfügung*. Diese seltene, schwere Form der Epilepsie beginnt im frühen Kindesalter und ist gekennzeichnet durch häufige epileptische Anfälle, medizinische Notfälle und Entwicklungsverzögerungen. Signifikante Reduktion der Anfallshäufigkeit
Fenfluramin erhöht selektiv die Ausschüttung von Serotonin (5HT) und stimuliert durch die Serotoninausschüttung mehrere 5-HTRezeptorsubtypen. Der genaue Wirkmechanismus beim DravetSyndrom ist zwar noch nicht vollständig geklärt, aber Fenfluramin kann die Anfallshäufigkeit reduzieren, indem es an spezifischen Serotonin-Rezeptoren im Gehirn als Agonist wirkt und Einfluss auf den Sigma-1-Rezeptor nimmt. Dies belegen die Ergebnisse der beiden für die EU-Zulassung relevanten randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studien bei Patienten mit Dravet-Syndrom * Fintepla® steht in Deutschland seit dem 1. Februar 2021 im Rahmen eines Programms für den kontrollierten Zugang (Controlled Access Porgramme; CAP) zur Verfügung, wie es von der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gefordert wurde. Ärzte in Deutschland müssen sich über die Website www.fenfluraminwichtige-infos.de/verschreiber registrieren und eine Verschreiber-ID-Nummer anfordern, bevor sie Fintepla® verordnen können.
und unzureichender Anfallskontrolle, in denen Fenfluramin – zusätzlich zu den bestehenden Behandlungsregimen verabreicht – eine klinisch bedeutsame (>50 %) und signifikante Abnahme der Anfallshäufigkeit im Vergleich zu Placebo erzielte: • In Studie 1, die eine begleitende Therapie mit Stiripentol ausschloss, zeigten die Teilnehmer, die 0,7 mg/kg Fenfluramin pro Tag erhielten, eine um 62,3 % größere Abnahme der durchschnittlichen monatlichen Anfallshäufigkeit im Vergleich zu Placebo (p < 0,0001). • In Studie 2, in der das Behandlungsregime Stiripentol plus Antiepileptika vorsah, bekamen die Patienten zusätzlich 0,4 mg/kg Fenfluramin pro Tag und erzielten eine um 54,0 % (p < 0,001) größere Abnahme der durchschnittlichen monatlichen Anfallshäufigkeit als die Patienten der Placebogruppe. Der Arzt kann die Dosierung von Fenfluramin nach Bedarf anpassen, um die Anfallshäufigkeit zu kontrollieren. Bei Patienten, die kein Stiripentol einnehmen, darf die Tagesdosis 26 mg nicht überschreiten (mit Stiripentol 17 mg). Fenfluramin hat sich als generell gut verträglich erwiesen. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren verringerter Appetit, Durchfall, Fieber, Erschöpfung, Infektionen der oberen Atemwege, Lethargie, Schläfrigkeit und Bronchitis. Bisher entwickelte keiner der Dravet-Patienten, die im Rahmen der klinischen Studien oder in den noch laufenden Verlängerungsstudien mit Fenfluramin behandelt wurden, eine kardiovaskuläre Erkrankung einschließlich Herzklappenerkrankung oder pulmonale Hypertonie. B. S.
JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 5-6/2021 · 30. JAHRGANG
Neu: Nivolumab zur adjuvanten Therapie von Karzinomen der Speiseröhre und des gastroösophagealen Übergangs Die Europäische Kommission hat den PD-1-Inhibitor Nivolumab (Opdivo®) zur adjuvanten Behandlung erwachsener Patienten mit Karzinomen der Speiseröhre oder des gastroösophagealen Übergangs zugelassen, bei denen nach einer neoadjuvanten Chemoradiotherapie (CRT) noch eine pathologische Resterkrankung vorliegt. Nivolumab ist die erste und einzige in der EU zugelassene adjuvante Therapie in dieser Indikation. Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie CheckMate-577, in der sich der primäre Endpunkt, das krankheitsfreie Überleben, durch die Behandlung mit Nivolumab im Vergleich zu Placebo nach neoadjuvanter CRT und chirurgischer Komplettresektion in der randomisierten Gesamtpopulation verdoppelte. Überzeugende Ergebnisse für Wirksamkeit und Verträglichkeit
In die randomisierte, multizentrische, doppelblinde Phase-IIIStudie CheckMate-577 wurden 794 Patienten mit vollständig resezierten Tumoren der Speiseröhre oder des gastroösophagealen Übergangs eingeschlossen, die trotz einer CRT keine Komplettremission erreicht hatten. Die Studienteilnehmer erhielten randomisiert entweder Placebo (n = 262) oder Nivolumab (n = 532) 240 mg als intravenöse Infusion alle 2 Wochen über 16 Wochen und anschließend Placebo oder Nivolumab 480 mg alle 4 Wochen bis zur Krankheits© VERLAG PERFUSION GMBH