Was zum Teufel geht bloß in ihm vor? Über die Entstehung eines Theaterstücks zu Friedrich Engels Ein Mann von 30 Jahren, hinter sich Rebellion gegen die Familie, Revolution gegen die Herrschenden, Buchautor, Journalist, Soldat, Dandy. Jetzt in London, zum ersten Mal völlig mittellos. Mit ihm Karl Marx und seine Familie. Eine Bewegung ist zu organisieren, ein Buch zu schreiben, Hunger droht. Der Entschluss: „Versöhnung“ mit der Familie, Arbeit als Controller und später Teilhaber in Manchester, in die zweite Reihe treten, dem „Genie“ Marx den Vortritt lassen. Knete genug, um Marx zu unterstützen, zwei Wohnungen zu zahlen, seine Freundin nebst Schwester zu versorgen, mit dem Adel auf Fuchsjagd zu gehen. Könnte ich das? Ist das nicht schizo? Macht das nicht krank? Hielte ich das aus? Ein Leben im ständigen Widerspruch zur eigenen Theorie …
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- SCHWEBETAL
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Klar: Hat bestimmt auch Spaß gemacht. Macht. Liebe. Lesen, denken, schreiben, lernen. Party, saufen. Aber echt jetzt: Muss höllisch anstrengend gewesen sein. Gut, statt „Psyche“ gab es damals noch ein hegelianisches Selbstbewusstsein. Das antizipiert schon in der Theorie eben jenen Widerspruch zwischen Herrschaft und Knechtschaft – aber trotzdem: Hält dich das aus, was dich aufhält, gehörst du dazu und wie hältst du das aus? (Die Sterne, „Themenläden“)
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In meiner Beschäftigung mit Engels anlässlich seines Geburtstages haben mich diese Fragen nicht losgelassen, und so habe ich Torsten Krug davon erzählt. Offensichtlich haben auch ihn diese Fragen beschäftigt, und so diskutierten wir, ob und was für ein Theaterstück man daraus machen könnte. Gut 18 Monate, einige Finanzierungsrückschläge und viele interessante Diskussionen später kommt hier eine Antwort: Die Widersprüche von damals durch die heutigen bebildern und verdichten, aber durch den Text, der zu einem großen Teil aus Originalzitaten besteht, „am Mann bleiben“.
Und damit gleichzeitig dem Widerspruch dieser Tage begegnen, in denen gearbeitet und konsumiert werden soll, aber in denen Kultur und Begegnung komplett in den medialen Raum verlagert werden – nur die Religionen dürfen noch in ihre Beträume einladen, Theater sind geschlossen zu halten! Denn Religion ist „Opium fürs Volk“, während, wie wir von Tucholsky wissen, die Revolution in Deutschland im Saale stattfindet; falls sie stattfindet. Also: Ein Ein-Frau-Stück, das Publikum im Saal und per Stream überall, mit vier Kameras. Die „Engelsmaschine“ macht Engels‘ Parallelwelten und seine Verwandlungen zum Thema, auch „den Antagonismus von Mann und Weib“. Eine Frau von heute taucht ein in die Gedankenwelt von Friedrich Engels, die viel über unsere moderne Welt zu erzählen hat. Umgeben von Technik und Kameras, geht Engels auf Sendung – mit allen Widersprüchen. Lukas Hegemann
„Ich kann des Nachts nicht schlafen vor lauter Ideen des Jahrhunderts“ Eine Engelsmaschine Von Torsten Krug
Uraufführung Mit: Julia Wolff Buch und Regie: Torsten Krug Bühne und Kostüme: Manfred Marczewski Live-Kamera: Laura-Alina Blüming Premiere: Freitag, 15. Januar 2021, 19.30 Uhr Eine Produktion der börse zum Engelsjahr 2020/21. Da das Stück als Hybrid mit vielen Kameras angelegt ist, wird es am 15. Januar 2021 in jedem Fall eine Art Premiere geben. Aufführungen: 20., 22., 31. Januar 2021, 4. Februar 2021, jeweils um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen sind für März und April sowie für den Herbst 2021 geplant. Mit freundlicher Unterstützung der Dr. Werner JackstädtStiftung, des Kulturbüros der Stadt Wuppertal, von Christian Baierl und der GEDOK Wuppertal.
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