Klimawandel
Südtirols Gletscher werden bald verschwinden Ein Gespräch mit dem Glaziologen und Klimaforscher Georg Kaser Georg Kaser gilt als einer der einflussreichsten Klimaforscher weltweit. Zweimal arbeitete er als Leitautor am Sonderbericht des Weltklimarates der Vereinten Natio nen mit, der 2007 den Friedensnobelpreis verliehen bekommen hat. Seit 2017 ist Georg Kaser Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2018 erhielt er das Österreichische Ehrenk reuz für Wissenschaft und Kunst, I. Klasse. Als Professor für Klima- und Kryosphärenforschung sowie als Dekan der Fakultät für Geo- und Atmosphären wissenschaften wirkt er an der 14
Bergeerleben 01/20
Uni Innsbruck. Wir sprachen mit dem in Karthaus im Schnalstal wohnhaften Wissenschaftler und passionierten Bergsteiger. Vor 120 Jahren betrug die Fläche des Okjökull in Island 38 km², vor 40 Jahren waren es noch 3 km². 2019 wurde er als erster Gletscher weltweit für tot erklärt. Todesursache: die Klimakrise. Wie sehen Sie die Entwicklung unserer Gletscher? Von solchen kleinen Gletschern sind weltweit schon viele verschwunden und es verschwinden alljährlich weite re, gerade auch bei uns in den Alpen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen im
Nordwesten des Karakorum, wo infol ge des Klimawandels Verschiebungen der Monsunmuster einige wenige Gletscher wachsen lassen, ist weltweit ein massiver Rückgang der Gletscher zu verzeichnen. Große Gletscher zer fallen in kleine, die kleinsten ver schwinden als erste. Droht Südtirols Gletschern das selbe Schicksal wie dem Okjökull? Die Gletscher in Südtirol sind ver gleichsweise winzig. Die Gleichge wichtslinie, über der im Herbst der Schnee liegen bleibt und unterhalb welcher das Eis schmilzt, liegt hier be reits seit rund eineinhalb Jahrzehnten