Nachts am Berg
Lichtgeblendet Lichtverschmutzung im Tal und am Berg Als die Pioniere des Bergsteigens vor etwa 150 Jahren begeistert über die Bleichen Berge, wie die Dolomiten ursprünglich genannt wurden, berichteten, schimmerten sie noch im Licht von Mond und Sternen. Das Wechselspiel von Tag und Nacht regelte damals noch den Takt des Lebens in unserem Land.
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ielerorts in Europa begann zu dieser Zeit die fortschreitende Industrialisierung, das Leben der Menschen zu verändern. Die Sehnsucht nach unberührter Natur zog viele zur Erholung in die Berge Südtirols. Mit dem Ersten Weltkrieg kam dann große Not ins Land. Frontstellungen in den Bergen wurden mit Licht geflutet. Der Mensch erfuhr zum ersten Mal, wie grandios künstliches Licht eingesetzt werden kann, um die Nacht zum Tag zu machen. Die heute nahezu unein geschränkte Verfügbarkeit von Energie, welche die Nacht mit künstlichem Licht erhellt, wird oftmals gar nicht mehr als etwas Unnatürliches empfunden. 26
Bergeerleben 03/20
Zu viel Licht schadet Lichtverschmutzung bedeutet nicht nur hohe Energieverschwendung und den Verlust des Blickes auf den Sternenhimmel, sondern hat auch gesundheitliche Folgen. Forscher haben herausgefunden, dass starkes elektrisches Licht die Produktion des Hormons Melatonin unterdrückt. Wenn Straßenlaternen ihr Licht direkt in die Wohnungen strahlen, beeinträchtigt dies die Schlafqualität. Eine wichtige Maßnahme, um dem gegenzusteuern, ist daher die Errichtung von Leuchtkörpern, die gebündelt nach unten strahlen und weder den Masten noch Hausmauern anstrahlen. Weitgehend unbeachtet bleibt die Tatsache, dass Lichtverschmutzung auch maßgebliche Auswirkungen auf die Natur hat. Die erhellte Nacht stellt nicht nur ein Problem für die Naviga tion oder Orientierung nachtaktiver Insekten und für Zugvögel dar. Zahl reichen Studien zufolge werden jede Nacht Milliarden von Insekten von frei strahlenden Leuchtkörpern an gezogen und verenden an diesen.
adurch entsteht ein Bruch in der D Nahrungskette. Für das Sicherheitsbedürfnis der Menschen werden nicht nur Straßen im Siedlungsbereich, sondern auch wenig befahrene Landstraßen die ganze Nacht über unnötig beleuchtet. Um die Abstrahlung möglichst gering zu halten, müssten die Leuchtkörper talseitig aufgestellt und talwärts abgeschirmt sein – häufig ist dies nicht der Fall. Weit über die zu beleuchtende Fläche hinaus strahlen beispielsweise die Flutlichtanlagen der meisten Fußballplätze – auch hier herrscht Handlungsbedarf. Neben der öffentlichen Beleuchtung tragen auch viele Beleuchtungssysteme im Privatbereich zur Lichtverschmutzung bei. Seit 2012 gesetzlich geregelt In Südtirol wurde 2012 ein eigenes Gesetz zur Energieeinsparung und Eindämmung der Lichtverschmutzung erlassen. Den damals eingebrachten Empfehlungen für eine nachhaltige, vom Hausverstand geprägte Neu-Ausleuchtung des Landes unter Berück-