Nachts am Berg
Sternenhimmel Über Sternbilder, Planeten und Himmelserscheinungen Weit entfernt von den störenden Lichtern unserer Städte und Dörfer entfaltet der nächtliche Himmel seine ganze Pracht. Wenn wir in dicht besiedelten Gebieten wegen der künstlichen Aufhellung der Nacht nur mehr einige Dutzend Sterne sehen können, sind in dunkleren Gegenden, wie bei uns in den Bergen, bis zu 3.000 und mehr Sterne freiäugig am Himmel zu erkennen.
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esonders dunkle Gegenden in Südtirol, wo der Nachthimmel noch fast so aussieht wie vor dem Einsatz künstlichen Lichts, finden wir in den Ötztaler Alpen rund um die Weißkugel und in den Zillertaler Alpen rund um den Hochfeiler und den Großen Löffler. Zunächst gleicht der Blick in solch einen dunklen Sternenhimmels wohl einem Ameisenhaufen: ein chaotisches, unsortiertes und scheinbar zufälliges Durcheinander aus hellen und lichtschwächeren Pünktchen. Doch wer sich ein wenig genauer mit dem nächtlichen Firmament auseinandersetzt, erkennt mit etwas Übung die 30
Bergeerleben 03/20
s tille Ordnung, die uns Menschen seit Jahrtausenden begleitet und fasziniert. Er findet in den Sternen sogar treue Begleiter und Weggefährten. Geduld ist gefragt Um sich an den Sternen orientieren und den Nachthimmel im Detail be obachten zu können, müssen wir zunächst ein wenig Geduld mitbringen. Unser Auge braucht nämlich Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Jeder kennt das Phänomen, das auftritt, wenn man sich von gleißend hellem Tageslicht in einen Innenraum begibt. Zunächst ist alles schwarz, denn erst allmählich gewöhnt sich das Auge an die neuen Lichtverhältnisse und mehr Details werden erkennbar. Für eine detaillierte Beobachtung des Nachthimmels sollte man seinen Augen gut und gerne 30 Minuten Zeit geben, um sie an die Dunkelheit an zupassen, und während der gesamten Beobachtung einen Blick in eine helle Lichtquelle (wie z. B. ein Smartphone- Display oder das erleuchtete Fenster einer Schutzhütte) tunlichst vermeiden. Wird von Sternen gesprochen, fällt häufig der Begriff „Fixsterne“. Dies hat
Der Sternenhimmel über dem Latemar Fotos: Daniel Defranceschi und David Gruber
seinen guten Grund, denn die Sterne über uns bewegen sich so langsam, dass sie relativ zueinander über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg scheinbar stillstehen. Sternbilder Der Mensch, der in allen möglichen und zufälligen A nordnungen vermeintliche Muster, bekannte Tiere oder sogar Gesichter erkennen will (man denke nur an die F iguren, die wir in Quellwolken zu erkennen glauben), hat die helleren Sterne zu Bildern zusammengefasst – die Sternbilder eben, von denen es heute insgesamt 88 am Himmel gibt. Um diese zu erkennen, braucht es vor allem eins: viel Fantasie. Das markanteste und wahrscheinlich bekannteste Sternbild ist der „Große Wagen“ (der in Wahrheit nur ein Asterismus und gar kein echtes Sternbild ist, aber das ist eine andere Geschichte). In einer klaren Nacht ist er in Europa das g anze Jahr über, im Winter flach über dem nördlichen