Unterwegs
Jezersko Sloweniens erstes Bergsteigerdorf Wer in Slowenien neben den Grotten von Postojna, Bovec und den Architekturschönheiten von Ljubljana nach dem Besonderen sucht, ist in Jezersko, seit 2017 Sloweniens erstes Bergsteigerdorf, richtig. „Klein, aber fein“, das beschreibt dieses Fleckchen an der slowenisch-österreichischen Grenze in aller Kürze.
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as Bergsteigerdorf Jezersko befindet sich im Norden von Slowenien zwischen den Gipfeln der Steiner Alpen und der Karawanken. Im Süden wacht die große P yramide des Kranjski Storžiči über das Tal und der nördlich gelegene Jezerski Vrh / Seebergsattel bildet den Übergang ins benachbarte österreichische Eisenkappel. Jezersko – Seeland Bis vor fünfhundert Jahren nährten an der Stelle des heutigen Jezersko (dt. Seeland) zwei Gletschertäler einen großen See, der sich nach einem Erdbeben im Jahr 1348 durch die Lockerung der Gletschermoräne allmählich 76
Bergeerleben 03/20
leerte. Innerhalb von zweihundert Jahren wurde der ehemalige Seegrund kultiviert und Bauernhöfe wurden auf diesem Gebiet gegründet. Die Grundgrenzen werden durch Baumreihen markiert, die wesentlich zur Lieblichkeit des großzügigen Talbodens beitragen. Die großen Höfe sind als Haufenhöfe mit einer Vielzahl von Gebäuden organisiert. Durch die Abgeschiedenheit waren sie lange Zeit autark und züchteten autochthone Viehrassen wie zum Beispiel das Jezersko-Solčavsko-Schaf, welches weithin auch als „Brillenschaf“ bekannt ist. Drei Kirchen zeugen von der Frömmigkeit, dem Fleiß und der engen Gemeinschaft, die in dieser Gegend gelebt wurde und wird. Die älteste von ihnen wurde schon im Jahr 811 urkundlich erwähnt. Ein weiteres Geschichtszeugnis ist die Jenkova Kasarna, die Fuhrleuten als Station diente und heute ein Heimatmuseum beherbergt. Die zwei alten k. u. k. Grenzsteine in der Schlucht der Kokra sind stumme Zeugen der tausendjährigen Zugehörigkeit zu Kärnten bis 1918.
Alpingeschichte im Zeitraffer Bereits im 19. Jahrhundert kamen Botaniker und Forscher nach Seeland und suchten mit den einheimischen Führern immer höhere Regionen in den umliegenden Bergen auf. Die Blütezeit des Bergsteigens in Jezersko begann mit dem Bau der Češka koča / Tschechische Hütte in den Jahren 1897 – 1900 auf Initiative des tschechischen Zweiges des Slowenischen Alpenvereines. 1948 wurde die Sektion Jezersko des Slowenischen Alpenvereins gegründet, die die Berghütte über die letzten sieben Jahrzehnte bewirtschaftet hat. Die ersten Kletterrouten wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestiegen. Die Blütezeit des Alpinismus beginnt nach 1960. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden von der Baba bis zu den Felswänden der Kočna mehr als 350 Kletterrouten erstbestiegen. Mit der Entwicklung des Eiskletterns seit den 1980er Jahren wurde Jezersko zu einem beliebten Ziel für Winteralpinisten, gleichzeitig entwickelte sich auch das Skiberg steigen.