Bergeerleben - AVS-Magazin September 2020

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„Attacke“ – Schlern, Mumelterkopf Erstbegehung in Erinnerung an zwei gute Freunde 2017 – der Anfang Es war Anfang Juni und die alljähr­ lichen Italienmeisterschaften in Arco waren voll im Laufen, als uns die schreckliche Nachricht vom tödlichen Lawinenunglück am Großglockner ­erreichte. Manuel Jaider, mein lang­ jähriger Klettertrainer bei „Klettern Schlern“ und Kletterpartner, verlor ­dabei sein Leben. Sofort brannte sich in mir der Gedanke ein, für Manuel und Bernhard als Dank eine neue Route zu eröffnen. Die Mumelterkopfwand am Schlern war mir dafür steil genug und so dauerte es nicht lange, bis ich zusammen mit meinem Vater jede Menge Material auf den Schlern schleppte, um die ersten Vorbereitungen zu treffen. Einige Wochen später kehrten wir zurück zum Einstieg, um die erste Seillänge zu klettern. 2018 – die Vision In diesem Jahr war es schwierig, Kletterpartner zu finden, um an meiner Route weiterzuarbeiten. Es war bereits spät im Sommer, als ich endlich mit dem Stand der ersten Seillänge zusammentraf und die Route für beendet erklären konnte. Ich hatte keine ge­nauen Vorstellungen von der möglichen Schwierigkeit, doch ich wusste, dass es keine einfache Route geworden war. 2019 – Geduld Ich fühlte mich bereit für den Durchstieg und war überzeugt, dass es in diesem Jahr klappen würde. An den wenigen Tagen mit trockenen Bedingungen musste ich entweder arbeiten oder ich fand niemanden, der mich begleiten konnte. So waren die Sommerferien fast zu Ende, ein Durchstieg ­jedoch noch weit entfernt und ein wei­ terer Versuch ging sich in diesem Jahr nicht mehr aus.

2020 – der Durchstieg Nach einem intensiven Trainingsjahr fühlte ich mich fitter als je zuvor. Nach dem Abschluss der Matura hatte die erste freie Begehung meines nun drei Jahre alten Projekts höchste Priorität. So kehrte ich, einige Tage nachdem ich meine erste 8c geklettert war, mit neuer Motivation zurück zum Schlern. Ich seilte mich ab und boulderte die Schlüsselstellen nochmals aus. Ich fand etwas leichtere Lösungen und konnte mir erstmals vorstellen, ­einen ernsthaften Durchstiegsversuch zu starten. Mein Vater hatte mir bereits zugesagt und so kam es, dass wir am 10. Juli bei Schönwetter vor der ersten

Schlüsselseillänge standen. Mit gutem Gefühl überwand ich die erste Schwierigkeit. Auch die nächste Seillänge über die zwei markanten Dächer auf bestem Fels ging ohne Probleme. Ich dachte an Manuel und Bernhard und konnte sie beinahe hören, wie sie mich anfeuerten. „Attacke“ war eines der Lieblingsworte Manuels und weckt heute noch viele Erinnerungen unter den Kletterern, die ihn kannten. Konzentriert kletterte ich durch die Schlüsselstelle. Unglaublich erleichtert schüttelte ich kurz meine müden Arme und kletterte über perfekte Henkellöcher die letzten Meter zum Stand. Wenig später erreichten wir den Gipfel des Mumelterkopfs, der sich in den letzten Jahren zu einem meiner Lieblingsplätze entwickelt hatte. Danke an Hans und Moritz Tirler für die Begleitung, Verena und Erich von der Schlernbödelehütte für die Unterstützung und dem AVS für die Bohr­ haken. Patrick Tirler

Zustieg: Vom Parkplatz Bad ­Ratzes zur Schlernbödelehütte und weiter über den Gamssteig in Richtung Schlern. Der Einstieg befindet sich direkt am Gamssteig und ist mit einer weißen Schlinge an einer Sanduhr markiert. Die Wand ist bereits vom Parkplatz und von der Schlern­bödelehütte aus gut sichtbar (1 h 40 Min.). Absicherung: Alle Stände und Zwischensicherungen sind mit Bohrhaken versehen. Material: 14 Expressschlingen Abstieg: Vom Gipfel den Osthang des Mumelterkopfs über steile Wiesen queren und anschließend auf das Schlernplateau aufsteigen. Über die Wiesen nach Osten ­gehen und über den Gamssteig absteigen.

Bergeerleben 03/20 Foto:87 Patrick Tirler


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