ERSTBEGEHUNGEN
Melodia dl chiet – Cresta dl infiern
Ein majestätischer Felsgrat an der Plattkofel-Westflanke Die verwinkelte Welt aus bizarren Felszacken und steilen Wand fluchten der Langkofelgruppe bot schon zahlreichen Kletterern Platz für Abenteuer.
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m Fokus der Kletterer stand meist der mächtige Langkofel mit seinen langen und anspruchsvollen Anstiegen. Sein flacher Nachbar, der Platt kofel, blieb wegen der einfachen Erreichbarkeit über den Normalweg immer im Schatten der umliegenden Gipfel. Die zwei größten Türme rechts der Plattkofelrinne tragen heute den Namen zweier erstklassiger Berg steiger: Torre Vinatzer und Torre Castiglioni. Schaut man von der Seiser Alm zu den beiden Türmen auf, erkennt man, dass sie Teil eines majestätischen Felsgrates sind, welcher sich bis zur Westflanke des Plattkofels erstreckt. N ahezu fragil erscheinen einige der insgesamt sechs Türme. Irgendwie ließ mich der Gedanke nicht los, eines Tages auf ihnen zu stehen.
Auf dem exponiertesten der vielen Türme, „Ciampanil dl malan“ benannt Foto: Martin Dejori
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Bergeerleben 03/20
Am Ende des Sommers sollte es endlich so weit sein, dass ich zusammen mit meinen Freunden Alex und Aaron eine sehr schöne Route eröffnen konnte. Wir fassten den Felsgrat am Plattkofel ins Auge und beschlossen zugleich, eine neue Linie am Torre Castiglioni zu versuchen. Zwei Tage planten wir für unsere Unternehmung ein. Wir sind startklar Bei bestem Wetter steigen Aaron, Alex und ich motiviert die Plattkofelrinne empor. Die Luft ist klar und sauber, das
In den ersten Seillängen. Alex klettert mit einem schweren Rucksack, während der noch schwere Haulbag hochgezogen wird. Foto: Aaron Moroder
Ambiente wild und die steilen Wände um uns wirken fast einschüchternd. Die ersten Seillängen sind ein Vorgeschmack auf die wunderbare Kletterei, die folgen wird. Der Fels entpuppt sich als außerordentlich fest und lässt sich relativ gut absichern. Bald stehen wir unterhalb der steilen Wandpartie im