BIORAMA Niederösterreich #7

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Biorama Niederösterreich ausgabe 7 — Juli 2021 / www.biorama.eu

Di e N i e de rös t e r r e ic h a u sg a be #7

Sehnsucht nach Suburbia

Der lange Schatten des Häuschens im Grünen Wiederbelebung: Der Ortskern im Speckgürtel wird noch gebraucht. Datenmobilisierung: Ein Verkehrsnetz, bei dem man gleich zuhause bleiben kann. Anwandlung: So weit hergeholt ist der zukünftige Wald im Weinviertel.

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MI T I M K LI M A SC H U T Z PAK E T: GESUNDER BODEN Dem Boden nicht mit Gewalt mehr abringen, als er bereit ist zu geben. Ihm in Form von Kompost samt Regenwürmern das zurückzugeben, was er braucht, um wieder Gutes hervorzubringen. So wird der Boden zum CO 2-Speicher und damit zum Klimaschützer. Und ganz sicher keine chemisch-synthetischen Spritzmittel, wo es doch gegen jeden Schädling einen Nützling gibt. Danke, sagt der Boden im Namen der Artenvielfalt. Aus unseren gesunden, lebendigen Bio-Böden ernten wir unsere Produkte und das schmeckt man. So beginnt Klimaschutz bereits auf dem Teller.

GUT FÜR UNS. UND DAS KLIMA, NATÜRLICH!

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B io r a m a n ö

E d i t o r ia l , Im p r essu m

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Ran an den Speck!

Z

ugang zu Grünflächen und Erholungsräumen. Ein soziales Netz und Hilfe zwischen Generationen, die nicht immer an Profis auslagerbar ist. Ein ruhiger Platz zum Arbeiten. In den vergangenen Monaten hat vielen manches davon gefehlt und die Fantasien von einem Leben im Grünen geweckt, mit dem vieles davon verbunden wird. Der urbane Lifestyle erschien zwischen allen Sorgen und Nöten vor allem auch: langweilig wie nie. Mitunter sogar ziemlich unpraktisch. Zu spüren bekommt das nun – wohl oder übel – vor allem Suburbia, wo der Siedlungsdruck ohnehin schon hoch ist. Die Geschichten aus und über Suburbia in diesem Heft zeigen uns aber: Die klassische Wohnsituation der »Schlafstädte« in den Speckgürteln der Städte erfüllt die oben vermissten Funktionen kaum. Der romantische Blick aufs Umland wird üblicherweise durch eine Menge Gartenzäune gestört. Und der tägliche Weg dorthin dauert. Und kostet. Oft ein eigenes Auto, Zeit und Nerven. Nicht erst angekommen in Suburbia beginnt also die am weitesten verbreitete Form des Wohnens ökologisch höchst problematisch zu werden. Wo allzu verschwenderisch Fläche versiegelt wird, hat der öffentliche Verkehr keine Chance. Und der Flächenfraß ist ein Klima- und Biodiversitätsproblem, dessen Ausmaße gerade erst einsickern.

Bild B io ra ma/Michae l Mi ckl, ist ock.co m/ Aks iniya _Po lya rnaya , Istock.co m/Sh aii th

Wo jetzt verdichtet geplant und gebaut wird, können Ortskerne erhalten bleiben, entstehen und die Mobilitätsbedürfnisse erfüllt werden, die sich ohnehin absehbar durchsetzen. Wo digitale Infrastruktur aufgebaut wird, werden die Grenzen zwischen Stadt, Umland und Peripherie verschwinden. Mobilität heißt erreichen, was man braucht. Wir wünschen gute Lektüre!

Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORINNEN Martin Mühl, Florian Jauk, Andrea Stickler, Werner Sturmberger, Thomas Weber GESTALTUNG Michael Mickl, Selina Schobel Lektorat Mattias Feldner ANZEIGENVERKAUF Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber, DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenberg­ straße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIEN­INHABERIN Biorama GmbH, Wo h l l e b e n g a s s e 16  /  6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@ biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT www.biorama.eu/abo ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. biorama erscheint sechs Mal im Jahr.


B io r a m a n ö

Au f takt

Inhalt 03 Editorial 06 Bild der Ausgabe

Unland? Das Haus im Grünen ist nicht nur der Stoff, aus dem die Träume sind, sondern auch die Staus auf der Tangente.

10 LeserInnenmeinung 12 Street Talk 16 Meine Region 18 Unland? Perspektiven für die Speckgürtel. 24 Kiloweise Lesestoff Leerstand ist Abwägungssache. 25 Verdichtung Architekt Peter Nageler baut am liebsten dort, wo schon was steht. 28 Die Zukunft hängt

am gläsernen Faden Was bringt ein Breitbandausbau im ländlichen Niederösterreich?

35 Smart Melk Melk nützt die Digitalisierung für Mitsprache, BürgerInnenservice und Ideen für das Stadtbild. 41 Welcher Wald? Das Weinviertel als Fenster in die Zukunft: zu Besuch im Klimaforschungswald. 45 BiofeldgemüsebäuerInnen Quereinstieg ins Market Gardening

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Marktplatz 46 Ganz andere Typen Marktplatz Pilzwiderständige Rebsorten

Datenverkehrsnetz

Kolumnen

Was bringt der Breitbandausbau im ländlichen Niederösterreich?

50 Hintaus

48 Aus dem Verlag

Bild  beta campus Wai dho fe n/Y bbs , Wi ener Alpe n Z ele ny, BfW, I sto ck. com/mdworscha k, We in gut Grillmaier, Bioweingut Arkadenhof Hausdorf, Dirndln am Feld

18

08 Splitter


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Mein Schwarzatal

Die Lieblingsplätze und Eco-Hotspots im Industrieviertel von Andrea Stickler.

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Wald im wandel

Welche Bäume behaupten sich gegen Trockenheit, Dürre und Borkenkäfer?

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Biofeldgemüsebäuerinnen

Zwei »Dirndln am Feld« experimentieren, ob Okraschoten und Erdmandeln auch am Wagram gedeihen.

EU Ecolabel : AT/028/002 Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling.

Raritäten

Die Bioweingüter Hausdorf und Grillmaier bauen piwi-Rebsorten in Niederösterreich an.


B io r a m a n ö

Bi l d d er Au sga be

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DER KÜNSTLERISCHE BLICK AUF DIE LANDSCHAFT Text: KLAUS ALBRECHT SCHRÖDER

Der Mensch ändert sich im Wandel der Zeit – und mit ihm seine Sicht auf die Umwelt. Das Zusammenspiel von Landschaft, Natur und Stadt beginnt Künstler erst mit dem Beginn der Neuzeit zu interessieren. Der bedeutendste österreichische Landschaftsmaler des Hochbarocks ist Johann Christian Brand (Wien 1722–1795 Wien), der in dieser Kreidezeichnung die Burg Perchtoldsdorf eindrucksvoll festgehalten hat. Kunstgeschichtlich befinden wir uns hier am Übergang von den komponierten Ideallandschaften des Barock und Rokoko zu einer neuen, realistischen Auffassung der Natur, die im


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Bild: Albertina, Wien

19. Jahrhundert mit Rudolf von Alt ihren Höhepunkt erlebt. In der Moderne lösen sich die Künstler immer mehr vom Naturvorbild und nähern sich der Landschaft auf verschiedenste Art an: von den Schreckensvisionen und Dystopien bei Alfred Kubin über Emil Noldes Farbharmonien bis zu abstrakten Kompositionen bei Paul Klee. Die Burg Perchtoldsdorf ist ein Werk von Johann Christian Brand aus dem 18. Jahrhundert und Teil der Ausstellung der Albertina ›Stadt und Land. Zwischen Traum & Realität‹. Zu sehen bis 8. August


Biorama NÖ

Foto: © Lisa Rastl

Wickeln ihre Tochter Viola neuerdings mit Stoffwindeln: Martina und Marc Baumgartner.

Selbstversuch

Paris-Ziele in Baden bei Wien 64 Personen aus 20 Familien versuchen, die Klimaziele von Paris im Alltag zu erreichen. Wie kann die Erderwärmung im Rahmen von plus1,5 Grad Celsius bleiben und was bedeuten diese 2015 beschlossenen »Ziele von Paris« fürs eigene Leben? Die Stadt Baden hat 20 Familien dabei unterstützt, das auszuprobieren. Im Vorfeld wurde für jeden Haushalt der Ausstoß klimawirksamer Gase ermittelt. Neben vegetarischen Kochkursen organisierte man das Ausprobieren von Lastenrädern. Grundlage des Selbstversuchs ist die App »Ein guter Tag hat 100 Punkte«. Sie zeigt, wo individuell die großen Hebel für eine Reduktion der Klimagase liegen. »Wir müssen nicht zurück in die Höhle, aber zurück in die 70er-Jahre, was unseren CO2-Ausstoß angeht«, zieht Gerfried Koch, der Leiter des Klima- und Energiereferats, Zwischenbilanz. »Alle Familien sehen: Jedes Jahr zu fliegen – das geht sich nicht mehr aus!« Schön habe sich gezeigt, dass durch eigenes Bemühen viel möglich ist. »Die klare Message von allen Beteiligten«, sagt Koch: »Liebe Politik, liebe EntscheidungsträgerInnen! Ihr könnt diesen Job nicht uns Individuen umhängen! Wir brauchen viele Rahmenbedingungen, um die Paris-Ziele gemeinsam zu erreichen.« Thomas Weber baden.at Das Energiereferat der Stadt Baden hat sich – wie der Autor des Textes für sein 2016 erschienenes Buch – von der CreativeCommons-Plattform eingutertag.org inspirieren lassen und zum Selbstversuch aufgerufen. 20 Familien sind diesem gefolgt.

Bild  ÖBB/Wo lfgang We ber, Dus ek

Eldine Heep & Klemens Schillinger Die vierte Wand Aussichtswarte am Seekopf, Rossatz www.publicart.at

S plit t er


Sei kreativ. mutig. anders!

Bahnstrom:

Solarverkehr In Niederösterreich entsteht das österreichweit größte Solarkraftwerk zur Erzeugung von Bahnstrom.

infrastruktur.oebb.at/bahnstrom

Design trifft auf lebendige Handwerkskunst

b ild  Nikolaus Korab

Um die aus Sonnenlicht gewonnene Energie für das österreichische Schienennetz zugänglich zu machen, muss der Strom eine Frequenz von 16,7 Hertz aufweisen. Sechs Jahre nach dem weltweit ersten 16,7-Hertz-Bahnstrom-Solarkraftwerk geht im Sommer 2021 im niederösterreichischen Ladendorf ein noch größeres Kraftwerk in Betrieb. Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern entsteht eine Photo­voltaikanlage, die jährlich über 1200 Megawattstunden Energie für die öbb-Züge erzeugt. Laut ceo Andreas Matthä reicht das, um jährlich 200 Railjets von Wien nach Salzburg zu befördern. Der in Ladendorf gewonnene Strom kann – ohne Umwandlung in einem Frequenzumformer – direkt vom Solarkraftwerk in die Oberleitungen des Bahnnetzes eingespeist werden. Mit dem neuen Bahnstrom-Solarkraftwerk zeigen die Österreichischen Bundesbahnen nicht nur, wie gut der Bahnverkehr mit Ökostrom funktioniert, sondern untermauern auch ihr Vorhaben, die Eigenproduktion grüner Energie zu erhöhen. Die öbb nutzen für ihre Züge ausschließlich Energie aus erneuerbaren Quellen, derzeit produzieren sie ein Drittel davon selbst. Unter anderem durch 24 Solarkraftwerke, abgebildet ist die Photovoltaikanlage in Mistelbach. Florian Jauk

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Die Anlage in Ladendorf wird 6000 m2 umfassen.


B io r a m a NÖ

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Le se r i n n en m ein u n g

Wir müssen reden …

LeserInnen an und über uns – Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion (oder Karl Grübler) – und unsere Antworten.

Betrifft: INTERVIEW MIT KARL GRÜBLER, DER 33 JAHRE LANG DIE KÜCHE IM LANDHAUS IN ST. PÖLTEN LEITETE:

»DIE HEILIGE KUH: DAS SCHNITZEL DARF NICHT TEURER WERDEN« in BIORAMA NÖ 06 (Dezember 2020) Die nachhaltige Weiterentwicklung in der Gastronomie hängt – neben fachlicher Qualität – maßgeblich von Kreativität, Out-of-the-BoxDenken, dem sozialen Umfeld wie auch von der eigenen Lebenserfahrung ab. Karl Grübler hat sich erfolgreich diese Qualitäten erarbeitet und konnte diese auch abrufen. Seine Leistung und sein Erbe können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gefahr für die Leistung von stillen HeldInnen ist kleine Sichtbarkeit ihrer Wirkungen. Karl Grübler ist weit mehr als Koch und Kantinenchef; er ist Wissensvermittler für nachhaltigen Konsum und gesunde Ernährung, Profi für regionalen Einkauf/Beschaffung und biologische Landwirtschaft und vegetarische Küche sowie Aushängeschild für den Gastronomiestandort Österreich – auch wenn er »nur« eine öffentliche, für den Tourismus irrelevante Kantine und kein Gasthaus in Einsa-Lage geführt hat. Nachhaltige Kantinen und hochwertige gastronomische Angebote müssen in unserem Lande zur Normalität werden. Ich wünsche mir von der Wirtschaftskammer und den InteressensvertreterInnen, dass Menschen wie Karl Grübler zu BotschafterInnen für die Gastronomie ernannt werden. Sein Erbe sollte strategisch und nachhaltig verwaltet und österreichweit weitergegeben werden. Egal ob in der Lehrlingsausbildung oder in der WKO-Fachprüfung zu Gastronomie: Die Erfolge von Karl Grübler können und sollten sichtbar gemacht werden. Ich denke, auch auf der

FunktionärInnenebene braucht es mehr Grüblers. Landauf, landab sollte er reisen und sein Know-how weitergeben und den Lehrlingen, den KöchInnen, Küchenchefinnen und Küchenchefs der Zukunft sein Wissen und Gespür weitergeben. Ein Grübler reicht dafür natürlich nicht. Aber er reicht, um zu zeigen, was alles möglich wäre. Bei meinem nächsten Besuch der Kantine im Regierungsviertel von St. Pölten werde ich dankbar speisen und sicher an Herrn Grübler denken und danken. – Ronald Würflinger, Geschäftsführer von Blühendes Österreich/REWE International gemeinnützige Privatstiftung, per Mail

Besten Dank für diesen tollen Beitrag. Seit Jahren bemühen sich viele Menschen darum, den Bioanteil in Großküchen zu heben beziehungsweise überhaupt Bioprodukte zu verkochen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor auch Widerstände dagegen: zu teuer, nicht regional, ... Chefkoch Karl Grübler beweist das Gegenteil und macht das in St. Pölten einfach, und zwar schon seit 1989 (!) – schrittweise und mit Gefühl und Hirn. Ich bin begeistert. Das Burgenland hat etwas länger gebraucht, auch wenn es auch da ein paar PionierInnen gab und gibt. Inzwischen hat die Politik den richtigen Schritt gesetzt und über Vorgaben die Umstellung in Landes- und landesnahen Küchen beschlossen. Sowohl im Kindergarten- als auch im Pflichtschulgesetz ist der verpflichtende Umstieg verankert. Bis Ende 2021 wird verpflichtend eine Bioquote von 50 Prozent und bis Ende 2024 eine Bioquote von 100 Prozent in der Verpflegung der SchülerInnen umgesetzt. Das gilt auch für die Landesspitäler. Gleichzeitig gibt es extra Umstiegsförderungen für landwirtschaftliche Betriebe. Die Landwirtschaftsschule Güssing ist bereits komplett bio, jene in Eisenstadt wird umgestellt. Damit soll der Bioumstieg auch möglichst regional geschafft werden und die Transportwege


sollen kurz bleiben. Man muss nur wollen – und es braucht Vorreiter wie Karl Grübler. – Wolfgang Spitzmüller, Landtagsabgeordneter der Grünen im Burgenland, per Mail

Lieber Ronald Würflinger, lieber Wolfgang Spitzmüller! Wir freuen uns über Ihre Zusendungen und die Inspiration, die Karl Grüblers Wirken vielen ist. Wir nehmen das zum Anlass, ihm BIORAMA und BIORAMA Niederösterreich ab jetzt im Freiabonnement zuzustellen, und hoffen, wir können ihm so viele NachahmerInnen aus Niederösterreich, dem Burgenland oder von ganz woanders vorstellen und weiterhin von steigenden Anteilen von Bioprodukten und Biozertifizierungen in der Gastronomie erzählen. Gerne nehmen wir zweckdienliche Hinweise und auch weitere Fanpost entgegen.

Bio für die ganze Familie

Betrifft:

»Menschen, die auf Türme starren« in BIORAMA NÖ 06 (Dezember 2020) Guten Tag! Ich schreibe Gedichte und hier kommt 1 Gedicht. RAUBVÖGEL Mit dem Zinn seiner Gedanken, das so leicht wie der Papst und das so schwer wie ein Amen ist, füttert ein Mesner die Raubvögel, die im Kirchturm wohnen. Die Vögel fliegen durch die Träume des Mesners, der Konrad Kerze heißt, und der Mesner ist sich sicher, dass die Raubvögel nicht beten und auch nicht beichten gehen. – Alfred Zoppel, per Mail

Lieber Alfred Zoppelt! Danke!

Bitte mehr davon an redaktion@biorama.eu!

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street talk Wir fragen, 12 mobile Antworten.

» Welche verkehrs­ politische Mass­ nahme wünschst du dir für deinen Alltag?« Nachgefragt am Öffi-Knotenpunkt Praterstern und entlang der Durchzugsstraße B8 in Deutsch-Wagram. interview und Bild Florian Jauk

verlaufen. Das ist sehr gefährlich für alle VerkehrsteilnehmerInnen. Ich wünsche mir einen Ausbau.«

Kaddy,

18, Praktikantin bei einer Werbefilm-Agentur »Ich finde den Öffi-Verkehr in Wien ziemlich gut. Derzeit sind trotz der kurzen Intervalle aber manche U-Bahn-Linien überfüllt, was in der jetzigen Situation nicht angenehm ist. Da würden sich zu den Stoßzeiten noch kürzere Intervalle anbieten. Bei den Radwegen ist schon viel gemacht worden, trotzdem muss ich mit dem Rad oft noch an der Seite einer stark befahrenen Straße fahren, das finde ich nicht cool und es hält mich davon ab, öfter mit dem Fahrrad zu fahren.«

Rosi,

52, kaufmännische Angestellte »Den Ausbau von Car2Go. Im 22. Bezirk, wo ich wohne, existiert das Angebot nicht mehr. Außerdem würde ich mir Zusammenarbeit von oebb und Wiener Linien wünsche, um die Intervalle der Züge besser aufeinander abzustimmen. Mit dem U-Bahn-Netz bin ich zufrieden, mit den Radwegen nicht so sehr. Bei uns im 22. Bezirk gibt es eine Radfahrbahn, neben der links und rechts Autofahrbahnen

Maria,

56, Pensionistin »Ich habe eigentlich alles, was ich brauche. Dadurch, dass es in Deutsch-Wagram die Schnellbahn

gibt, kommt man schnell nach Wien. Ich bin nicht sehr mobil und nutze das Auto nur für die nächste Umgebung, zum Beispiel zum Einkaufen, da ich den Einkauf oft nicht tragen kann. Ich brauche kein Flugzeug, bin noch nie geflogen und ich fahre auch nicht weit weg auf Urlaub. Für die Wiener Öffis habe ich eine Jahreskarte, die ich jedoch aufgrund der aktuellen Situation nur nutze, wenn es wirklich notwendig ist. Mit der Bundesstraße in Deutsch-Wagram bin ich nicht zufrieden, Sie sehen ja, was da los ist.«

Andrea,

33, Sachbearbeiterin »Ich wohne am Stadtrand und würde mich über bessere Radverbindungen freuen. Und darüber, dass sich Radfahrer auch an das halten, was geboten ist. Ich bin keine Freundin der Ausweitung des Parkpickerls auf ganz Wien. Mit dem öffentlichen Verkehr bin ich zufrieden, ich benütze meistens die Straßenbahn und einen Stadtrand-Bus. Auf dem Weg in die Stadt funktioniert das gut, aber außerhalb kommt der Bus, mit dem wir zur Kindergruppe fahren, nur alle 20 Minuten und ist mit einem Anschlussbus nicht optimal getaktet.«


Liliom,

27, Mathematiklehrer »Den Autoverkehr massiv zu vermindern, um den Verkehr zu beruhigen. Im Moment würde es sich durch den U2-Ausbau zum Beispiel anbieten, die durch die Baustellen unbefahrbaren Straßen gleich dauerhaft für den Autoverkehr zu sperren. Ich finde, wir haben einen super öffentlichen Verkehr, der im Vergleich zu anderen Großstädten sehr billig ist; auch wenn ich mir wünschen würde, dass er für jene, für die eine Jahreskarte teuer ist, noch billiger werden würde. Die Radwege werden laufend ausgebaut – das finde ich positiv. Insgesamt bin ich zufrieden, außer mit dem Lobau-Tunnel.«

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Horst,

57, öffentlicher Dienst »Die Verdichtung der Zugintervalle, also den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Man muss fairerweise sagen: Der Ausbau der Intervalle war in den letzten Jahren schon sehr gut, die Preise sind allerdings zu hoch. Es ist unverhältnismäßig, wie viel der Nahverkehr kostet. Die Jahreskarte ist preislich attraktiv, aber die Einzeltickets laden dazu ein, mit dem Auto zu fahren. Ich bin aus Gänserndorf und arbeite in Wien. Ich fahre also jeden Tag mit dem Auto zum Bahnhof und weiter mit der Schnellbahn nach Wien. Dort gehe ich zu Fuß, denn mein Büro liegt direkt neben der S-Bahn, da bin ich privilegiert.«

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Anto,

33, Bautechniker »In Bezirken wie Floridsdorf (21. Bezirk, Anm.) sollten die Radwege verbessert werden, in den Innenbezirken sind sie schon gut. Am häufigsten benutze ich die Schnellbahn, oft auch das Fahrrad. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bin ich sehr zufrieden. Im Großen und Ganzen würde ich es so belassen.«

Pascal,

22, Installateur »Ich fahre ziemlich viel Auto, jedoch in der Freizeit gerne Fahrrad. Deswegen: mehr Radwege. In Deutsch-Wagram gibt es schon einige schöne Fahrradwege, jedoch würde ich mir einen Ausbau im Zentrum wünschen. Hier ist immer sehr viel Autoverkehr, da kommt man schwer über die Kreuzungen. Nach Wien fahre ich eher mit den Öffis, mit denen ich dort zufrieden bin, einzig die E-Scooter sind auf den Fahrradwegen ab und zu etwas nervig.«

Kathinka,

Dieter,

Klara,

17, Schülerin »Autos werden zu intensiv im Alltag benützt, dafür sind sie nicht gedacht und auch nicht notwendig. Öffis sollten – zumindest für die, die sie sich nicht leisten können – gratis sein. Sie sind notwendig und sinnvoll. Mit den Öffis in Wien bin ich zufrieden, die Tickets sind etwas teuer. Ich pendle zwischen Graz und Wien und finde das SchülerInnenticket für drei Bundesländer gut.«

Manuela,

35, Kundendienstberaterin in einem Autohaus »Ich bin aus Angern an der March und fahre jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit. Ab Deutsch-Wagram ist das eine Katastrophe, jeden Tag stehe ich, egal zu welcher Uhrzeit, mindestens für 20 Minuten im Stau. Dass da nicht mal ausgebaut wird in Form einer Autobahn oder Schnellstraße, verstehe ich nicht. Das ginge auf alle Fälle. Alternative wären bessere Anbindungen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, damit die Menschen mehr auf Öffis umsteigen. Das wäre empfehlenswert.«

77, Pensionist »Dass die S8 endlich mal gebaut wird. Seit zwölf oder 13 Jahren wird immer wieder darüber geredet, aber es passiert nichts. Ich verstehe die Situation nicht. Jeden Tag Stau hier in Deutsch-Wagram, wo man nicht einmal über die B8 kommt. Vor allem in der Früh, am Nachmittag und am Abend. Das ist mein Hauptanliegen, mehr brauche ich nicht.«

18, Schülerin »Mehr Radwege und die Öffis sollten für StudentInnen und Schü­ lerInnen günstiger werden, ich würde eher die Öffis und die Radwege fördern als den Autoverkehr, also in die grüne Richtung gehen. In Wien fahre ich hauptsächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder gehe zu Fuß.«


Wir schauen aufs Ganze. Die Biobäuerinnen & Biobauern

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Me i n I ndu str ievier tel

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MEINE REGION:

Schwarzatal Lieblingsplätze und Eco-Hotspots

Text und Bild

Andrea Stickler

Feierabendaussicht Andrea Stickler lebt in Ternitz im Schwarza­ tal. Sie liebt die Natur und verbringt viel Zeit auf dem Mountainbike oder auf Skitouren. Beruflich ist sie derzeit Managerin der Klima- und Energie-Modellregion Schwarzatal und forscht auch im Bereich von nachhaltigen Mobilitätslösungen an der TU Wien.

Wasserleitungsweg im Höllental Das Höllental zwischen Schneeberg und Rax gehört für mich zu den idyllischsten Plätzen in der Region. Am liebsten wandere ich entlang des Wasserleitungswegs durchs Höllental von Hirschwang bis nach Kaiserbrunn. Die zahlreichen Schotterbuchten mit glasklarem Wasser laden bei hohen Temperaturen zum Baden oder Kneippen ein. Ein Paradies auch für Wander- und KletterfreundInnen! Mir ist wichtig, dass dieses Naturjuwel erhalten bleibt.

Nach einem langen Tag im Büro die optimale After-Work-Tour mit toller Sonnenuntergangsstimmung: Die Gfiederwarte liegt auf dem rund 600 m hohen Gfieder, mitten im Gemeindegebiet Ternitz. Von der Warte aus hab ich einen traumhaften 360-Grad-Überblick über den Siedlungsraum bis nach Wiener Neustadt, aber auch in Richtung Schneeberg und Rax lohnt sich die Aussicht. Man erreicht den Gipfel sehr rasch innerhalb von 30–60 Minuten – auch öffentlich kann man anreisen und vom Bahnhof Ternitz starten.


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Mein Arbeitsweg

Bild  Sta dtg emei nde Te rnit z, Wie ne r Alpe n/Ze le ny, Wiene r Alpen/mo un ta i nbi ke gui des.at, Bartl , Stadtgemeinde Ternitz

Die Schwarzatal-Radroute verbindet die alpine Landschaft am Fuße der Rax mit der Ebene des Steinfelds. Sie führt entlang der Schwarza von den Wurzeln der Industrialisierung zur historischen Landschaft des Weltkulturerbes Semmering-Eisenbahn und den Orten der Sommerfrische. Da ich die Schwarzatal-Radroute nahezu täglich für die Fahrt zur Arbeit nutze, ist sie definitiv einer meiner liebsten Eco-Hotspots in der Region.

Multifunktionsort Manchmal starte ich meine Mountainbiketouren hier, manchmal komme ich zum Picknick oder zu Veranstaltungen auf der Burg. Eine wunderschöne Allee führt von der Kirche in Sieding ins Zentrum des Naturparks Sierningtal-Flatzerwand. Ein Kleintiergehege, ein Teich sowie der durchs Tal fließende Bach sorgen für eine besonders nette Atmosphäre. Darüber erstrahlt die Burg Stixenstein. Bei heißen Temperaturen heißt es für mich hier immer: Schuhe ausziehen, Hosenbeine hoch­ krempeln und rein in den Bach!


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UMLANDGEMEIND E N

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Unland?

Text Werner Sturmberger

W

ien wächst. St. Pölten auch. Und mit den Städten wächst auch die Sehnsucht nach weniger Stadt, nach Grün und einem eigenen Haus mit Garten. Laut Umfrage des Marktforschungsunternehmens Marketagent Ende letzten Jahres plant gesamt jedeR Achte aus Wien wegzuziehen. Rund die Hälfte davon steuert eine Gemeinde mit weniger als 5000 EinwohnerInnen an. Hauptgrund ist der Wunsch nach einem Garten und mehr Natur. Viele wünschen sich einen Rückzugsort, um den als negativ empfundenen Aspekten der Stadt – zu hektisch, zu dicht, zu laut – zu entgehen. Und so wächst mit der Stadt auch der Speckgürtel. In den Umlandgemeinden sorgt das nicht nur für Begeisterung: Immer mehr wird zubetoniert und die Nachfrage lässt die Grund-

stückspreise steigen. Auch wenn der Wohnort der Exil-StädterInnen ins Umland wandert, bleibt ihr Lebensmittelpunkt in der Stadt. So leidet das Dorfleben unter der zugezogenen Anonymität. Die Suburbanisierung tut ihr Übriges. Vielerorts ist der Speckgürtel lediglich ein Urban Sprawl: ein undifferenziertes Sammelsurium an Einfamilienhäusern und endlosen Straßen. Dort, wo es Ortskerne gibt, haben Supermärkte und Einkaufszentren sowie das Auspendeln vielerorts zu ihrem Niedergang geführt.

Stadtfluch/t »Aus einer ökologischen Perspektive ist die Suburbanisierung eine bedenkliche Entwicklung, weil es eine wenig ressourcen- und energieeffiziente Wohnform ist. Der Flächenver-

Bild Istock.co m/mdwo rs chak

Das Haus im Grünen ist nicht nur der Stoff, aus dem die Träume sind, sondern auch die Staus auf der Tangente.


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Während die Lust auf Natur stetig steigt, wird die dadurch immer weniger. Die Anzahl der EinwohnerInnen im Bezirk Korneuburg ist seit dem Jahr 2002 um die der Größe der Stadt Korneuburg gestiegen. Die Stadtflucht hat weitereichende Folgen für die Umwelt.

brauch ist wesentlich höher als in der Stadt«, sagt Hartmut Dumke vom Institut für Raumplanung der TU Wien. Die Umland-Besiedelung, die typischerweise von freistehenden Einfamilienhäusern dominiert wird, erschwert ein ökologisches Leben. So ist der Aufwand für Heizen und Kühlen, etwa im Vergleich zu einem Wohnblock oder einem Mehrfamilienhaus, deutlich höher. Die undichte Bauform verschlingt Grün und sorgt für hohe Infrastruktur-Erschließungskosten. Sie lässt aber auch Wege sehr weit werden. Mit dem Einfamilienhaus und den Vororten wurde so auch der motorisierte Individualverkehr einzementiert. Wer im Umland lebt, weiß, alltägliche Erledigungen in fußläufiger Distanz sind de facto unmöglich. Und wo würde man auch hingehen wollen? Das Domizil am Land bietet oft nur wenig Abwechslung: Historisch wollte man ihren Auf-

gaben – Wohnen, Arbeiten, Freizeit – entsprechend trennen, den Lärm und die Abgase industrieller Produktionsstätten von Wohn- und Erholungsgegenden trennen. »Man hat so aber auch Räume der weiten Wege geschaffen«, sagt Isabel Stumfol, Raumplanerin am »Center Ländlicher Raum« der TU Wien. Die Auswirkungen dieses überkommenen Planungsideals hätten die Umland-BewohnerInnen gerade während der Pandemie besonders deutlich gespürt: »Jetzt, wo alle daheim waren, habe viele in den Orten um Wien und St. Pölten gemerkt, wie das ist, wenn es keine Möglichkeit gibt, einen Kaffee zu trinken, und für alles ein Auto gebraucht wird. Auch mit Blick auf eine alternde Gesellschaft ist dieses Angewiesensein auf das Auto problematisch.« Das Auto ist aber vielerots auch unverzichtbar, um den Arbeitsort zu erreichen: Je näher an den großen Städten die Gemeinden liegen,

Der LandLuft Baukulturgemeindepreis 2021 mit dem Thema »Boden g’scheit nutzen« wird im September verliehen. landluft.at


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UMLANDGEMEIND E N

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Stadtflucht? Ende 2020 befragte das Marktforschungsinstitut Marketagent 500 WienerInnen zum Leben in Wien. Drei Viertel der WienerInnen leben gern in der Stadt. Sechs Prozent wollen aber sicher und weitere acht eher schon aus Wien wegziehen.

desto mehr AuspendlerInnen und damit Verkehrsaufkommen gibt es. Laut Studie der Arbeiterkammer pendeln dabei doppelt so viele mit dem Auto wie mit dem Zug. Für die Gemeinde Haslau-Maria Ellend nannte eine Reportage des »Standard« einen PendlerInnenanteil von 88,8%. »Selbst wenn man in einem energieeffizienten Haus wohnt, wird die Gesamtbilanz durch das Auto – im Normalfall ist es dann ja mehr als eines – ruiniert. Mobilität ist das Problem Nummer eins. Die Idylle am Land ist trügerisch«, resümiert Dumke. Die österreichische Klimabilanz bestätigt dies: Der Verkehrssektor ist jener, dessen Emissionen nach wie vor steigen. E-Mobilität ist für den Raumplaner nicht der große Gamechanger: »Es ist nicht allein die Energiequelle, die problematisch ist: Es ist einfach eine sehr ineffiziente Form der Fortbewegung, die aber sehr ressourcenintensiv ist – von der Straßeninfrastruktur bis hin zu Herstellung und Betrieb der Fahrzeuge.«

Schlafstädte aufwecken Die Lust am ländlichen Leben ist aber ungebrochen groß. Das daraus resultierende Wachstum wird in den aufnehmenden Gemeinden zunehmend kritisch gesehen. Viele Orte sind bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Wie etwa in Baden, wo die Bürgermeisterin davon spricht, dass es keine Möglichkeit für Entwick-

lung mehr gebe. Baustopps und restriktivere Raumordnungspläne sollen nun vielerorts dabei helfen, Restgrün und ländlichen Charakter zu bewahren, konservieren so aber auch oftmals den unzufriedenstellenden Istzustand. Den gordischen Knoten aus Zersiedelung, extensiver Flächennutzung, weiten Wegen und motorisiertem Individualverkehr zu zerschlagen und eine grüne Suburbia entstehen zu lassen ist in der Praxis aber gar nicht so einfach. »Klar, mit dem Homeoffice fallen da jetzt Strecken weg. Aber wenn ich zum Einkaufen erst recht wieder ins Auto hüpfen muss, dann schwächt sich dieser Effekt wieder massiv ab«, erklärt Dumke. Was es braucht, sind dichtere Besiedelungsstrukturen. Für den Raumplaner wäre es darum auch sinnvoll, Maßnahmen der thermischen Sanierung mit Nachverdichtung zu kombinieren und so Flächen für Mischnutzung entstehen zu lassen. Wohnen, Arbeiten und soziale und kulturelle Einrichtungen sowie Gastronomie, Gesundheit und Bildung sollen nicht mehr räumlich getrennt, sondern bunt gemischt sein. In Kombination mit bespielten Erdgeschoßzonen und öffentlichen Plätzen schafft das Raum für Begegnung und sorgt für lebendige Ortsteile.

Leben ins Dorf holen »Mödling ist ein Positivbeispiel im Umland. Da gibt es eine aktive Szene, die sich für einen be-

Bild Ninanu ri/CC BY -SA 3. 0

Alle Wege führen nach Wien. Leider aber mehrheitlich mit dem Auto. Im Frühverkehr zwischen fünf und neun Uhr kommen rund zwei Drittel mit dem Auto nach Wien, ein Drittel mit dem Öffentlichen Verkehr.


Eine Information des Landes Niederösterreich

kultursommer-noe.at


B io r a m a NÖ

UMLANDGEMEIND E N

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PENDELN Wien: Salzburg kommt, St. Pölten geht 167.000 Menschen kommen laut VCÖ-Studie jeden Tag zum Arbeiten in die Bundeshauptstadt – das sind mehr, als Salzburg Einwohner hat. 57.000 WienerInnen fahren dagegen zum Arbeiten ins Umland – das entspricht der Einwohnerzahl von St. Pölten. Von diesen insgesamt 224.000 PendlerInnen nutzen nur 60.000 die Bahn.

lebten Ortskern und einen behutsamen Umgang mit der historischen Bausubstanz einsetzt«, sagt Stumfol. Das Leerstandsmanagement sorgt dafür, dass Unternehmen rasch und unkompliziert entsprechende Lokale finden und keine neuen Geschäftsflächen errichtet werden müssen. Einen wichtigen Beitrag für einen effizienten Umgang mit bestehenden Räumen leisten auch Zwischennutzungen. Gleichzeitig bemüht man sich, BürgerInnen aktiv in die Entwicklung der Gemeinde einzubinden. All das schafft nicht nur ein lebendiges Zentrum, sondern auch Arbeitsplätze. Darum und aufgrund des überlegten Umgangs mit Baukultur steht Mödling auch im Finale für den LandLuft Baukulturgemeindepreis 2021 mit dem Thema »Boden g’scheit nutzen«, der im September verliehen wird. Obgleich die meisten MödlingerInnen zum Arbeiten auspendeln, sind es doch weniger als in den direkten Umlandgemeinden. Ortskernentwicklung ist aber auch für deutlich kleinere Gemeinden erstrebenswert. Unter PlanerInnen gelten etwa Deutsch-Wagram oder Wolkersdorf, wo man versucht, klassisch bäuerliche Strukturen modern zu verdichten, als gelingende Beispiele. Weitere sollen folgen. Studierende am Institut für Raumplanung haben in der Lehrveranstaltung »Raum und Räume für resilientes Wirtschaften und Arbeiten« dazu Szenarien für eine erfolgreiche Entwicklung in der Stadtregion Wien-Niederösterreich erarbeitet. So soll die Entwicklung eines klaren Zentrums

Zur Befriedigung unserer Bedürfnisse wechseln wir Menschen laufend unseren Ort. Verkehr ist das Instrument, mit dem diese Mobilität umgesetzt wird. Wer also in seinem Wohnumfeld viele alltägliche Erledigungen zu Fuß oder mit dem Rad erledigen kann, ist genauso mobil wie jemand, der für alles ins Auto steigen muss, verursacht aber weniger und deutlich nachhaltigeren Verkehr. Struktur und Beschaffenheit des Wohnraums spiegeln sich direkt im Verkehrsaufkommen wider.

Traiskirchen dabei helfen, zu einer 20-Minuten-Neighbourhood zu werden: tägliche Wege sollen mit einem 20-minütigen Fußmarsch zu bewältigen sein. Ein weiteres Szenario heißt Makers Neighbourhood und beschäftigt sich mit der Frage, wie man Arbeitsplätze in den Ortskernen schaffen kann, ohne zusätzlich Flächen zu verbrauchen. Die Lösung könnte eine kleinteilige Arbeitslandschaft in alten Industriebrachen sein, wie sie in der Druckfabrik Guntramsdorf schon erfolgreich praktiziert wird. Auf dem 40.000 Quadratmeter großen Areal sind aktuell 27 Betriebe und 100 Arbeitsplätze angesiedelt. Die Arbeitsplätze im Ort sorgen auch hier wieder dafür, dass das Pendeln und damit das Verkehrsaufkommen reduziert werden. Geht es nach den Studierenden, sollen auch Gastronomie und Events, Co-Working-Space, Lastenradverleih und der Verkauf lokaler Produkte in der zentral gelegenen Druckfabrik ein Zuhause finden und so ein vielfältiges Angebot im Ortszentrum schaffen.

Die Stadt Mödling gilt unter PlanerInnen als Positivbeispiel für Ortskernaktivierung. Das wirkt sich positiv auf die Lebensqualität und das Verkehrsaufkommen und in der Stadt aus: Die PendlerInnenquote ist niedriger als in den umgebenden Nachbargemeinden.


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Bild  istock.co m/Gilit ukha, NB/We infranz

Die lange letzte Meile Komplett auf das Pendeln wird man aber auch mit vitalsten Ortskernen nicht verzichten können. Trotz der steigenden Bedeutung von Homeoffice sind die großen Städte regelrechte Jobmagneten. Gependelt wird darum nicht nur nach Wien, sondern auch nach St. Pölten. Viele Umlandgemeinden liegen entlang des Traisentals. »Die vorderen Gemeinden des Pielachtals gehören sicherlich auch noch zum erweiterten St. Pöltner Speckgürtel. Im Vergleich zu den Traisental-Gemeinden unterscheiden sie sich durch zwei besondere Charakteristika: Einerseits blieben die Gemeinden von disproportionalen Siedlungsund Betriebsentwicklungen der 1970er-Jahre weitestgehend verschont. Dadurch konnten vielerorts die Kleinteiligkeit und die lebendigen Ortskerne erhalten bleiben. Andererseits gibt es mit der Mariazellerbahn – Österreichs längster elektrifizierter und zugleich modernster Schmalspurbahn – ein attraktives Mobilitätsrückgrat«, sagt Patrick Zöchling. In seiner Masterarbeit »Potential Pielachtal – Integrative Betrachtungen als Chance für neue räumliche Qualitäten entlang der Mariazellerbahn« hat Zöchling die architektonischen und raumplanerischen Aspekte der Pielachtaler Dörfer unter die Lupe genommen. »Mein Ziel war es, zu untersuchen, wie sich Mobilitätsaspekte mit jenen der Siedlungs- und Landschaftsentwicklung verbinden lassen, damit man auch als PendlerIn auf das Auto verzichten kann.« Derzeit ist es so, dass das Wachstum der Orte nicht auf die Lage von Bahnhöfen und Haltestellen abgestimmt ist. Der Weg dorthin – die letzte Meile – wird so zum Hindernis und erschwert den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität. Weitere Bebauungen sollten darum der Devise »innen vor außen« folgen, um eine kompakte Weiterentwicklung der Ortskerne sicherzustellen und kurze Distanzen zu Öffi-Haltestellen zu ermöglichen. Zöchlings Analysen stießen auch bei der Regionalplanungsgemeinschaft Pielachtal auf Interesse, wo man die Arbeit mit ihm besprechen will. Doch dem Privat-Pkw machen diese Ansätze rund um Öffis und Carsharing in den Gemeinden keine ernsthafte Konkurrenz. Weitere Pilotprojekte sind im Zuge der klar!-Initiative (Klimawandelanpassungsregion) geplant.

Die Mariazellerbahn gilt als die modernste Schmalspur-Bahn Österreichs und ist weit mehr als eine bloße Touri-Attraktion.

Planung mit und für die BewohnerInnen Umweltverbund – Zu-Fuß-Gehen, Fahrrad und Öffis – und Ortskernentwicklung zusammenzudenken haben sich auch die Gemeinden Ebreichsdorf und Unterwaltersdorf prominent auf die To-do-Liste geschrieben. Seit 2017 arbeitet man dort an einem neuen Bahnhof. Der dazugehörige Ausbau der Pottendorfer Linie im Süden von Wien soll 2023 in den Vollbetrieb gehen. Die dann aufgelassene Trasse könnte zum Park werden, um jenen Grünraum zu kompensieren, der durch die Errichtung des Bahnhofquartiers verloren gehen wird. Der neue Bahnhof soll nämlich nicht nur ein Nahverkehrsknotenpunkt werden, sondern auch eine Brücke zwischen den beiden Gemeinden schlagen und ein gemeinsames Zentrum bilden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Einbindung der Bevölkerung in die zukünftigen Entwicklungen. Denn klar ist, nicht nur die alte Planungsprämisse der funktional getrennten Räume ist überholt, sondern auch das damit einhergehende Top-down-Planungsprinzip. Die Herausforderung, klimakompatible und zugleich lebendige Orte entstehen zu lassen, lässt sich nur mit der Einbeziehung der zukünftigen NutzerInnen bewältigen. Nur so kann auch die nötige Identifikation mit den Umlandgemeinden entstehen, die es für eine lebendige Dorfgemeinschaft braucht.

Halb St. Pölten 32.000 PendlerInnen kommen täglich nach St. Pölten, das aktuell etwa 56.000 EinwohnerInnen hat.


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Kiloweise Lesestoff Text Thomas Weber

Die für die Allgemeinheit errichtete Infrastruktur sollte auch weiterhin für alle nutzbar sein. So wurde aus der Brückenwaage eine offene Bibliothek.

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uch an Schönkirchen-Reyersdorf ist die Zeit nicht vorübergegangen. Ja, ein paar bäuerliche Betriebe gebe es natürlich noch, erklärt Bürgermeister Alexander Gary am Telefon. Mit dem Amtsleiter im Hintergrund zählt er – »Staringer, Feigl …« – alteingesessene Namen durch. Auf zehn Höfe kommen sie gemeinsam. Knapp 2000 Menschen wohnen insgesamt in der kleinen Marktgemeinde. Das beschreibt den Strukturwandel gut, der auch das nördliche Marchfeld mit seinen vergleichsweise großen Äckern und fruchtbaren Feldern erfasst hat. Dennoch wähnt sich in einem Bauerndorf, wer durch die Ortschaft fährt. Das weithin bekannte Parkbad – 1968 zu seiner Eröffnung das modernste Freibad Österreichs – liegt versteckt im weitläufigen Schlosspark. Das Ortsbild prägen immer noch Scheunen, die Straßenfronten der Streckhöfe, der eine oder andere Bauerngarten. Selten wird Leerstand so augenscheinlich wie bei der alten Schönkirchner Brückenwaage. »Schon seit 1996 wurde die nicht mehr genutzt«, erzählt Gary. »Das Getreide wiegen heute die Lagerhäuser oder die Mühlen.« Drei Brückenwaagen hatte die Gemeinde ursprünglich ihren LandwirtInnen zur Verfügung gestellt, in jedem Ortsteil eine und eine dritte direkt am Rübenplatz.

Das Prinzip: Bringen – Tauschen – Lesen Irgendwann, nachdem er hunderttausend Mal an der nicht mehr genutzten Waage vorbeigekommen war, hatte der Politiker plötzlich eine

Idee: Das Bauwerk ist praktisch zentral gelegen, gut einsehbar und war immer für die Allgemeinheit gedacht. Warum also nicht eine offene Bibliothek daraus machen? Man bringt Ausgelesenes und holt sich selbst neuen Lesestoff. »Ich hab die Idee einer Tauschbücherei dann einfach im Kulturausschuss präsentiert«, sagt der Bürgermeister. Kurze Zeit später wurde die Waage innen und außen neu gestrichen; die Mitarbeiter des Bauhofs haben Regale montiert. Eine Aufschrift erinnert auch die Jungen im Ort an die einstige Bestimmung des Gebäudes. Doch auch wenn die Bücherwaage gut genutzt wird und angenommen wurde – das höchste zulässige Gesamtgewicht von 20 Tonnen wird man wohl nicht einmal annähernd erreichen.

B ild  Ge me inde Sc ho enki rc he n

Leerstand lässt sich auch in bäuerlich geprägten Gegenden gut für die Allgemeinheit nutzen.


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»Wir wollen nicht auf die grüne Wiese«

Architekt Peter Nageler baut am liebsten dort, wo schon was steht.

B ild Katharina Ros sbo th, ku rt ho erbst

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emeinschaftsorientierung der BewohnerInnen ist keine zwangsläufige Voraussetzung für verdichteten Wohnbau. Und doch ist die spannendere Alternative zum Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken, zwei Parkplätzen, Grünstreifen und Gartenzaun vermutlich nicht der klassische Wohnblock, sondern das Mehrfamilienhaus, in dem auch Gemeinschaftsflächen und gemeinsame In­ frastruktur bestehen. Teilpartizipative Projekte, in denen sich die BewohnerInnen in unterschiedlichem Ausmaß in die Organisation von Gemeinschaftsaufgaben einbringen, könnten einen zukunftsfähigen Kompromiss zwischen dem Bedürfnis nach Wohnen mit »eigenem« Grün und dem nach funktionierender sozialer und infrastruktureller Anbindung für unterschiedliche Lebensabschnitte bilden. Niederösterreich hat in dieser Hinsicht aufgrund seines Bahnnetzes samt Nebenbahnen besonders gute Voraussetzungen, findet Peter Nageler, Gründer des auf Partizipation spezialisierten Archititekturbüros Nonconform. Nageler hat mit dem Projekt B.R.O.T in Pressbaum ein mit dem Kärntner Holzbaupreis prämiertes, aus sieben Gebäuden und 36 Wohneinheiten bestehendes Projekt verantwortet. Im Gespräch mit

biorama erklärt er, warum ihn nur Partizipation noch mehr begeistert als Nachverdichtung. BIORAMA: Warum gibt es nicht mehr Projekte mit dem architektonischen Konzept von B.R.O.T. in (Nieder-)Österreich? Peter Nageler: Wohnbaugesellschaften und andere Bauträger müssten einen Anreiz haben, Projekte anders zu entwickeln. Das sind aufwendige Dienstleistungen, die Büros wie unseres einplanen, weil es zu unserem Konzept gehört – die für die großen Wohnbauträger allerdings unüblich sind. Die sagen: »Wir wissen total gut, was die Menschen wollen. Diese antizipierten Wünsche lassen sich aber nur finanzieren, indem die Wohnungen sehr klein gehalten werden.« Hinzu kommt: Für Gemeinschaftsflächen gibt es keine Wohnbauförderung, die gibt es nur für Wohnflächen.

Warum ist die Einbindung der späteren BewohnerInnen so entscheidend für das architektonische Vorhaben? B.R.O.T. ist aus einem Verein aus Leuten entstanden, die bereit waren, gemeinsam Vorstellungen auszuarbeiten und dahinter zu bleiben.

Interview Irina Zelewitz

Peter Nageler ist auf partizipative Architektur und Raumentwicklung spezialisiert und hat 1999 das Architektur­ büro Nonconform mitgegründet.


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von Eva Guttmann, Gabriele Kaiser und Franziska Leeb, Park Books, 2021. Der vierte Band der vom ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich herausgegebenen Reihe »Architektur in Niederösterreich« dokumentiert die Baukultur Niederösterreichs von 2010 bis 2020. B.R.O.T ist eines der dort präsentierten Projekte im Bereich Wohnbau.

Muss die Bauherrin eine Baugruppe sein, damit sie zu spannenden Ergebnissen kommt? Es gibt auch Projekte mit reduzierter Form laufenden Engagements in der Gemeinschaft. Und was wir aus dem Projekt in Pressbaum gelernt haben, ist, dass es auch gleichzeitig unterschiedliche Stufen von Partizipation geben kann. Ich kann als Mitglied der Baugruppe von vornherein sagen, dass ich mich in die Gemeinschaftsprojekte nur begrenzt involvieren will. Genauso hatten wir unterschiedliche Anteile an Eigenmitteln, die eingebracht wurden – manche konnten mehr einbringen als andere und haben das auch gemacht. Warum gibt es nicht mehr Baugruppen? Ich gehe ein gemeinsames Risiko mit anderen ein. Die Menschen muss ich erst einmal wo kennenlernen und dann bereit sein, mir dieses Risiko mit ihnen zu teilen. Außerdem ist der Zugang zu entsprechenden Flächen nicht immer einfach. Der Markt ist stark dominiert von Bauträgern. B.R.O.T hat durch seine Nähe zum Bahnhof Pressbaum eine S-Bahn-Anbindung.

Wenn Sie für Ihre Projekte Orte mit öffentlicher Verkehrsanbindung suchen, wie leicht finden Sie noch Flächen? Es gibt viele Orte in Niederösterreich, von denen aus man in einer halben Stunde in Wien ist. Also das öffentliche Verkehrsnetz ist im Grunde da. Der Wandel, dass Städte durch die Pandemie ein bisschen Dynamik verloren haben, wird für viele Gemeinden eine Chance sein. Und auch wenn nicht plötzlich alle aufs Land ziehen, bekommen viele Gemeinden eine neue Zukunftschance. Wie groß ist der ehrliche Widerspruch zwischen Verdichtung und Individualverkehr? In St. Pölten arbeiten wir gerade ein Projekt für 300 Wohnungen aus und diskutieren, ob wir unter 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit kommen. Das ist absurd. Machen wir doch den Straßenraum frei von jenen Autos, die am Straßenrand rumstehen und nicht gefahren werden. Da müssen wir uns irgendwo von unserer Fixierung auf Eigentum lösen. Im urbanen Raum

B ild ku rt ho erbst, David Schre ye r

» Architektur in Niederösterreich 2010–2020«

Vor Ort in Pressbaum gab es eine Widmung für zwei Wohneinheiten pro Parzelle. Es war knifflig, eine mit dieser Flächenwidmung kompatible Lösung zu finden. Heute ist dort auch eine Food Coop angesiedelt und acht Wohnungen benützen die zwei Waschmaschinen im Haus, um ganz simple Beispiele zu nennen. Die BewohnerInnen des Projekts B.R.O.T. haben ein Carsharing-Modell. Um klassische niederösterreichische Verhältnissen zu erfüllen, müssten wir dort pro Wohnung zwei Stellplätze haben, also insgesamt 72. Die Menschen dort kommen aber mit 20 aus. Man kennt sich, übernimmt Aufgaben und Verantwortung. Nicht zuletzt in der Kinderbetreuung, die durch die vorhandenen Gemeinschaftsflächen viel einfacher aufgeteilt werden kann. Gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten mitzudenken bedeutet außerdem auch eine Wertschätzung, die eine Gesellschaft älteren Menschen entgegenzubringen hat.


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»Verdichten klingt immer nach ›Wir drü­cken noch was rein und wir kleschen noch was drauf.‹« —  Peter Nageler, Nonconform

durchgeplant sein: Das Einfamilienhaus hat einen zu großen Flächenverbrauch pro Kopf. Verdichten klingt immer nach »Wir drücken noch was rein und wir kleschen noch was drauf«, aber es geht vor allem darum,Bestand zu aktivieren, statt auf der grünen Wiese zu bauen. Die niederösterreichische Wohnbauförderung ist gut und notwendig, doch wir bräuchten eine Umschichtung Richtung Bestandssanierung. 25–50% der Förderungen sollten hier zweckgebunden sein, um Bodenverbrauch und Leerstand zu reduzieren. Laut Umweltbundesamt steht in Österreich die Fläche Wiens an gewidmeten Projekten leer, gemessen in bewohnbarer Fläche. brauch ich einfach kein eigenes Auto. Vom eigenen Auto geht eine erhebliche Eigendynamik aus. Es werden dadurch zum Beispiel auch Innenlagen des Wohnens und des Einkaufens unattraktiv. Wie schaut der verdichtete Wohnbau aus – prototypisch? Es gibt nicht das eine Bild, wir brauchen viele. Wir müssen einen Katalog von Möglichkeiten aufzeigen. In Innenlagen wie St. Pölten – nicht in der Großstadt, aber in urbaner Struktur – wird es forciert in den Holzbau gehen. Es wird um gemeinschaftliche Nutzung gehen, im verdichteten Wohnbau etwa ein Public Home Office geben. Arbeiten und Wohnen werden sich weiter verknüpfen. In den Immo-Teilen der Zeitungen wird nach wie vor das Einfamilienhaus gepusht. Der Wunsch nach dieser Wohnform ist zu respektieren, aber nicht zu forcieren. Aus raumplanerischer Perspektive kann man das nicht fördern wollen. Das kann noch so

Was können Gemeinden tun? Die Gemeinden müssen artikulieren, dass sie es wünschenswert finden, dass wer kommt. Dass man Zuzug unterstützt und die Menschen auch einbinden möchte. Die Kommunen sind sehr mit administrativen Dingen eingedeckt und die MitarbeiterInnen haben oft wenig Spielraum, Zukunftsideen zu entwickeln. Ist diese Form des Wohnens ein elitäres Konzept? Wohin kann ich mich wenden? Alles, was voraussetzt, dass man eine Menge Zeit investieren kann, ist derzeit leider ein tendenziell elitäres Konzept. Es gibt einige Büros, die sich auf partizipative Projekte spezialisiert haben. Ich bin davon überzeugt, dass es für alle, die mit der Prämisse antreten, zukunftsfähig und entsprechend den Klimazielen bauen zu wollen, künftig mehr passende Angebote geben wird und wir sind dabei, uns hier auch für den Aufbau entsprechender Informationsplattformen zu engagieren.


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B ild Istock.co m/Hal fpo int

Die Zukunft am gläsernen Faden


29 Text Werner Sturmberger

Allheilmittel Breitband: Was bringt ein Breitbandausbau im ländlichen Niederösterreich?

I

m Herbst dieses Jahres werden die Weichen für die Zukunft des ländlichen Raums gestellt. Verantwortlich dafür macht Peter Parycek die sich verändernde Arbeitskultur: „Homeoffice-Konzepte werden seit Jahrzehnten diskutiert, wurden aber nur selten umfassend in Organisationen umgesetzt. Im Regelfall war es ein Privileg, aber beispielsweise die Buchhaltung von zuhause arbeiten zu lassen war vor der Pandemie so gut wie undenkbar. Zusätzlich ist mit der Pandemie eine völlig neue Meetingkultur entstanden. Seit der zweiten Welle ist meine Hypothese, dass uns Videokonferenzen breitflächig erhalten bleiben werden«, sagt der Leiter des Departments für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Universität Krems. Die geografische Entkoppelung der Arbeit sorgt, konträr zu den Befürchtungen von ArbeitgeberInnen, oftmals sogar für höhere Produktivität, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zeigte: Im Homeoffice stiegen Arbeitseffizienz und -zufriedenheit. Für Parycek ist damit eng verbunden, dass die Zeit von »command & control« nun endgültig abgelaufen sei. »Nicht zuletzt deshalb, weil gerade junge, hochqualifizierte Menschen nicht alleinig über materielle Anreize gewonnen werden können. Hier wiegen selbstorganisiertes Arbeiten und geringere und flexiblere Arbeitszeit sowie Ortsungebundenheit deutlich stärker.« Aktuell sind viele Unternehmen mit der Ausarbeitung von Post-Pandemie-Homeoffice-Regelungen beschäftigt. Im Herbst wird sich zeigen, welche Organisationen zurück ins Büro rufen oder auf eine hybride Bürokultur setzen werden. Eine Umfrage Ende vergangenen Jahres unter niederösterreichischen Unternehmen zeigt, dass Homeoffice einen viel größeren Stellenwert bekommen wird. »Das deckt sich auch weitgehend mit den Präferenzen der Beschäf-


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Wohlfühloase Homeoffice? Mitarbeitende und Führungskräfte sind im Homeoffice zufriedener und weniger gestresst, so eine Studie der Wirtschaftsprüfungsagentur PwC. Fast neun von zehn aller Befragten wünschen sich einen Mix aus Büro und Homeoffice.

tigten, die sich überwiegend zwei oder drei Tage Homeoffice erwarten«, erklärt Parycek. Dabei gilt: je mehr Homeoffice, desto größer die Auswirkungen auf den ländlichen Raum. »Wenn ich nur mehr zwei oder vielleicht sogar nur mehr einen Tag im Büro sein muss, dann muss ich nicht mehr in der Nähe wohnen. Aus Studien weiß man, dass viele Menschen gern am Land wohnen würden und bereit sind, die Stadt zu verlassen.« Mittelfristig könnten Unternehmen Büros aus der Stadt abziehen und im ländlichen Raum ansiedeln. Voraussetzung für das Homeoffice im ländlichen Raum ist aber eine entsprechend schnelle Internetverbindung. Kein Internet, kein Homeoffice.

Glasfaser bis ins Haus »Die Pandemie hat auch gezeigt, dass die bestehenden Bandbreiten längst nicht mehr ausreichen. Wenn die Eltern im Homeoffice arbeiten und die Kinder im Online-Unterricht sind, werden die Kapazitäten recht schnell knapp. Vor allem das Videostreaming verursacht große Datenmengen«, sagt Werner Reiter, Pressesprecher der Niederösterreichischen Glasfaserinfrastrukturgesellschaft (nöGIG). Das trifft in besonderem Umfang auf den ländlichen Raum zu, da sich kommerzielle AnbieterInnen auf die Versorgung jener Gebiete fokussieren, die auch Gewinne versprechen – also die Ballungsräume. Das soll sich jetzt ändern: »Unsere Aufgabe ist es, eine offene, öffentliche und zukunftssichere Netzinfrastruktur für den ländlichen

»Wenn ich nur mehr zwei oder einen Tag im Büro sein muss, dann muss ich nicht mehr in der Nähe wohnen.« —  Peter Parycek, Departments E-Governance der Donau-Universität Krems Raum bereitzustellen. Unser Fokus liegt dabei auf Gemeinden mit weniger als 5000 EinwohnerInnen«, erklärt Reiter. 2016 startete das Pilotprojekt. Bis jetzt wurden 35.000 Betriebe und Haushalte in 15 Gemeinden ans Breitbandnetz angeschlossen. »Die Finanzierung für die nächsten 100.000 Anschlüsse ist gesichert. Aktuell wird in zwölf Gemeinden in Niederösterreich ausgebaut. Der Baustart für weitere ist schon im Juli. Pro Jahr können wir 30.000 Anschlüsse errichten«, sagt Reiter. Die nutzbare Bandbreite einer Glasfaserleitung entspricht 19,2 Terabit. Damit können 150 Millionen Menschen gleichzeitig Musik streamen. Dank dieser Reserven stellt das Glasfasernetz eine zukunftssichere Investition dar. Da sich das Netz in öffentlicher Hand befinde, sei so auch langfristig eine hochwertige und nicht

Die Ortszentrale (POP oder Point of Presence) ist das Herzstück eines Glasfasernetzes einer Gemeinde. im März wurde binnen eines Tages ein solcher in der Gemeinde Aschbach-Markt errichtet. Bild: Screenshot von noegig.at, 22. 5. 2021.


Lebensräume schaffen. Die Jagd – ein Stück von Niederösterreich

Jägerinnen und Jäger schaffen mit gezielten Maßnahmen Lebensräume für wildlebende Tiere.Damit fördern sie die Biodiversität in unserem Ökosystem.

Foto: © W. Streitfelder

Hier erfahren Sie mehr zum Thema:

Dem Wild verpflichtet.

noejagdverband.at


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Oder 19,2 Terabit. So groß ist die nutzbare Bandbreite einer Glasfaserleitung. Eine 4000 Meter lange Glasfaserleitung dämmt das Licht dabei so stark wie 5 mm dickes Fensterglas.

Glasfaser und Getreide

Ohne Breitband kein 5G 4G aber auch nicht. Die Sendeanlagen stellen zwar die drahtlose Verbindung her – bei 5G zehnmal schneller als bei 4G –, sie selbst sind aber nicht schnurlos. Ohne Glasfaserinfrastruktur gibt es keinen leistungsfähigen Mobilfunk.

Auch in traditionelleren Wirtschaftsbereichen gewinnt die Digitalisierung in Österreichs Kornkammer zunehmend an Bedeutung. »Der schnelle Zugriff auf Daten verändert auch die Arbeitsweise in der Landwirtschaft. Möglich ist das aber nur mit einer guten Netzabdeckung. Noch gibt es im ländlichen Raum aber große Funklöcher«, sagt Heinrich Prankl, Leiter für Forschung & Innovation an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum in Wieselburg. Während sich LandwirtInnen am eigenen Hof vielleicht noch mit wlan behelfen können, scheidet diese Option am Feld aus. Hier ist dann der Mobilfunk gefragt und der ist wiederum auf das Breitbandnetz angewiesen. 4G ist dabei bei vielen Technologien ausreichend. 5G braucht es nur für datenintensive Anwendungen wie etwa autonomes Fahren. »Von autonom fahrenden Maschinen sind wir zwar noch ein Stück entfernt, aber Precision Farming ist auf immer mehr Höfen in Niederösterreich ein Thema«, sagt Prankl. Das meint die zielgenaue und bedarfsgesteuerte Einbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der jeweiligen Felder: Vegetationsdichte, Nährstoffgehalt im Boden, Feuchtigkeit. Dabei helfen Satellitenbilder genauso wie Sensoren auf den Feldern und den Fahrzeugen. Österreichs LandwirtInnen steht, dort, wo es

Empfang gibt, seit Anfang dieses Jahres ein kostenfreies rtk-Signal zur Verfügung. Dieses Korrektursignal ist notwendig, um eine zentimetergenaue Navigation bei der automatischen Lenkung von Traktoren zu erreichen. Ein Bild davon, was bereits jetzt alles möglich ist, kann man sich bei der »Innovation Farm« machen. Nicht bei allen Betrieben wird der Einsatz solcher Technologien Sinn machen. Prankl ist sich aber sicher, dass alle LandwirtInnen von einem digitalen Farm-Management-System profitieren. Diese Apps bündeln alle Informationen über den Betrieb am Smartphone und dienen der Dokumentation und Planung von Arbeitseinsätzen. »Selbst bei einem kleinen Hof habe ich damit eine optimale Übersicht und kann überall und jederzeit nachschlagen, was ich zum Beispiel auf diesem Feld vor vier Jahren gemacht habe. Damit lassen sich bessere Entscheidungen treffen.« Zumindest dann, wenn man gerade Empfang hat.

ALLHEILMITTEL GLASFASER? Das Breitband wird zwar nicht alle Probleme des ländlichen Raums lösen, kann aber die wirtschaftliche Entwicklung fördern. Das Vorhandensein von Glasfaserinfrastruktur kann ein Argument für Betriebsansiedelungen sein und ist Grundlage für die Digitalisierung des bestehenden Geschäfts. Davon profitieren letztlich auch die Ortskerne. Zwar lässt sich der Donut-Effekt – die Entleerung der Ortskerne – nicht einfach mit einem Glasfaseranschluss stoppen. Aber ein Shared Office in zentraler Lage kann ein wichtiger Impulsgeber der Ortskernaktivierung sein. Ein Haus im Grünen bedeutet nicht automatisch, dass man

B ild  beta campus Wai dhofe n/Y bbs

150.000.000 Audiostreams gleichzeitig

zuletzt kostengünstige Versorgung gesichert. »Der Stellenwert schneller Internetverbindungen macht sich im ländlichen Raum aber schon jetzt bemerkbar. Für Gemeinden ist das natürlich ein wirtschaftlicher Vorteil, wenn man eine flächendeckende Glasfaserverbindung bieten kann. Die Nachfrage nach Grundstücken im Waldviertel steigt, wenn ein Glasfaseranschluss vorhanden ist. Wer aufs Land zieht, will eine schnelle Internetverbindung haben.« Breitband ist aber nicht nur ein Magnet für StädterInnen mit Fluchtbereitschaft. Schon jetzt spielt es eine gewichtige Rolle für das Wirtschaftsleben am Land. Im Falle der Gmünder nbg gleich doppelt. Das Unternehmen stellt Glasfaserleitungen für den Weltmarkt her und ist für die größte Einzelinvestition im Waldviertel verantwortlich: 50 Millionen Euro flossen in den Bau der neuen Produktionsanlage.


Lebensfreude und Vielfalt für alle 1000 Acts an 40 Locations von 3. Juli bis 15. August in ganz Wien – bei freiem Eintritt!

Aus dem ehemaligen Bene-Werk in Waidhofen an der Ybbs wurde der Beta-Campus. Er will mehr als Co-Working-Space sein, nämlich Ort des

dort auch ungestört arbeiten kann oder will. Viele Menschen vermissen den sozialen Kontakt im Homeoffice oder verlassen zum Arbeiten lieber die eigenen vier Wände. In Niederösterreich ist in den letzten Jahren darum eine Vielzahl solcher Shared Offices, die sich den Leerstand in den Ortskernen oder gut gelegenen Industriebrachen zunutze machen, entstanden. »Wenn es gelingt, dass diese auch noch zusätzliche kulturelle und soziale Aufgaben erfüllen, kann das zur Belebung von verwaisten Ortskernen beitragen. So könnte das Shared Office das Wirtshaus von morgen werden«, sagt Parycek. Solche multifunktionalen Nutzungen werden auch bereits praktisch umgesetzt: Im Vollbetrieb wird der Beta-Campus auf dem Areal des ehemaligen Bene-Werkes in Waidhofen an der Ybbs nicht nur Shared Offices, sondern auch das Polytechnikum Waidhofen samt Labors, Werkstätten und Wohnraum beherbergen. Bereits jetzt bietet man einmal die Woche Nachmittagsbetreuung für Kinder an. In St. Andrä-Wördern mutierte das ehemalige Gestüt seit 2015 zusehends zum »Dorfplatz«: Rund um den Co-Working-Space finden sich die Hofküche, die sich um den Mittagstisch kümmert, aber auch Werkstätten und zahllose Events: vom Repair-Café über die Bluegrass-Folk-Session bis hin zum Pubquiz. Bei dem ist der Einsatz des Internets für gewöhnlich nicht erlaubt. Das zeigt schon, das Breitband wird nicht alle Probleme des ländlichen Raums lösen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es für die großen Herausforderungen Lösungen geben wird, die darum herumkommen.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DER STADT WIEN MARKETING

Wohnens, Arbeitens, Lernens, Forschens und Netzwerkens.

Nach dem Riesenerfolg im Vorjahr bringt der Kultursommer Wien heuer neue Locations und – neben Konzerten, Performances, Kabarett und Lesungen – auch einen Ausbau des Angebots für Kinder und Familien. Eröffnet wird der Kultursommer am 3. Juli mit einem großen Konzert auf dem Wiener Rathausplatz (bei freiem Eintritt und ohne Anmeldung). Ab 8. Juli gibt es auf 16 Bühnen Kultur quer durch alle Genres und Stilrichtungen: Songwriting (Alicia Edelweiss, OSKA), Wiener­lieder von Roland Neuwirth, HipHop (EsRAP oder Kerosin95), Elektronik (Der traurige Gärtner, The Vegetable Orchestra) oder ein eigener Chorabend (mit sieben Chören und Gesangsensembles). Literatur wird ebenso geboten (von 100 Jahre HC Artmann bis Barbara Zeman) wie zeitgenössischer Zirkus (»Female Circus«), Kabarett und Live-Podcast-Gespräche (Wienerkind, Sophiehearts). Wer hin und wieder bei wummernden Bässen so richtig feiern möchte, bekommt durch den Kultursommer einen Lichtblick. Im Bank Austria Kultursommer-Club bei der Donaustadtbrücke drehen DJ-Kollektive an zwölf Themenabenden im Juli und August so richtig auf. Die Tickets kosten zehn Euro und werden vor Ort in Gastro-Gutscheine umgewandelt. Alle, die den Kultursommer-Stempelpass nutzen, können außerdem Gutscheine für Kulturveranstaltungen im Herbst gewinnen. kultursommer.at

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Bio r a m a NÖ

Wac h st u m da n k Dig ita l isier u n g

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Smart Melk Melk nützt die Digitalisierung für Mitsprache, BürgerInnenservice und Ideen für das Stadtbild.

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Bild Stadt Melk/Franz Gle iSS

018 ist Patrick Strobl mit 31 Jahren der bisher jüngste Bürgermeister von Melk geworden. Seitdem hat er in der Stadt einen Schwerpunkt auf Digitalisierung gesetzt – und das nicht ohne dabei auf nachhaltige Aspekte zu achten. So soll die geplante automatisiert gesteuerte Straßenbeleuchtung nicht nur Strom sparen, sondern auch für weniger Lichtverschmutzung sorgen. Und das Wartehäuschen ist nicht nur mit wlan und Steckdosen ausgestattet, sondern erzeugt die dafür benötigte Energie auch noch selbst. Patrick Strobl will diese Vernetzung auch nutzen, um mit dem Umland besser zusammenzuarbeiten, und er setzt auf Partizipation. BIORAMA: Sie prägen den Begriff der Smart City Melk, um den sich üblicherweise deutlich größere Orte bemühen. Was darf im Fall Melk darunter verstanden werden? Patrick Strobl: Es geht mir hier um einen Sammelbegriff für die einzelnen Maßnahmen im Bereich Digitalisierung und Umweltschutz, die wir in der Gemeinde umsetzen. Dazu gehört der Beitrag gegen die Lichtverschmutzung durch die geplante intelligente Straßenbeleuch-

tung, bei der in der Nacht jede zweite Straßenlaterne weggeschaltet wird. Oder auch unsere Wartehäuschen, in denen SchülerInnen sich mit dem wlan verbinden und auch ihre Geräte aufladen können. Smart City inkludiert oft auch die Digitalisierung der Verwaltung. Hier haben wir bereits vieles umgesetzt und in der Cities App vereint. BürgerInnen können sich in der App mit ihren Anliegen an die Verwaltung wenden; im Rathaus kommt in Kürze der elektronische Akt, die Post kann teilweise digital zugestellt werden und auch das Finanzsystem ist inkludiert. Mehrmals im Jahr gibt

Interview Martin Mühl

Melk Melk ist eine Stadtgemeinde in Niederösterreich an der Donau mit über 5000 EinwohnerInnen, der Bezirk Melk hat fast 80.000 EinwohnerInnen. Urkundlich erwähnt wurde die Stadt erstmals im 9. Jahrhundert, auch im Nibelungenlied wird sie genannt.

»Um auch ältere Personen anzusprechen, haben wir eigene MitarbeiterInnen, die sie etwa bei der Handy­ signatur oder dem kommenden Grünen Pass unterstützen.« —  Patrick Strobl, Bürgermeister von Melk


B io r a m a NÖ

Wac h st u m da n k Dig ita l isier u n g

Die StraSSenlaterne

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Wenn die Straße nachts leer ist, sollen sich die Straßenlaternen teilweise abschalten – nähern sich Personen, geht das Licht wieder an und sorgt für beleuchtete Wege und dafür, dass auf der Straße alle gesehen werden. Das spart nicht nur Strom, sondern vermindert auch die Lichtverschmutzung zum Wohl der Tiere. Nähert sich ein Einsatzfahrzeug, dann registrieren Sensoren dies und geben die Information an die anderen Straßenlaternen weiter, die dann gemeinsam den gesamten Weg ausleuchten. Im Sommer sollen die Straßenlaternen ihre Umgebung mit Wasser besprühen, um für Abkühlung zu sorgen, und sie könnten künftig autonom fliegenden Drohnen als Ladestation dienen. Hergestellt werden die Straßenlaternen regional vom Melker Familienunternehmen Fonatsch, das diese weltweit exportiert.

Wachau Melk ist Richtung Osten blickend das »Tor in die Wachau«, eine Region bekannt für Obst- und Weinbau. Das Stift Melk gehört als eines der Wahrzeichen zum UNESCO-Weltkulturerbe Wachau.

es bei uns BürgerInnenbeteiligungsverfahren – allein in den vergangenen zwei, drei Jahren waren dies über 40 Möglichkeiten, mitzubestimmen. Außerdem fragen wir alle Altersschichten, wo sie gerade der Schuh drückt und wo sie sich Veränderungen wünschen. Um auch ältere Personen anzusprechen, haben wir Abend­ events für all jene, die sich mit der Digitalisierung schwerer tun, und eigene Mitarbeiter, die sie etwa bei der Handysignatur oder auch dem kommenden Grünen Pass unterstützen. Melk und die Umgebung sind bekannt für Tourismus und Wein. Wie lässt sich das mit der Digitalisierung verbinden? Normalerweise haben wir über eine halbe Million Gäste im Jahr – aktuell leider viel weniger. Wir haben unsere Tourismuskampagnen auf Social Media, das Megaboard und digitale Kanäle umgestellt, um den Genuss zu vermitteln, für den wir stehen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass seit den Lockdowns noch mehr Menschen online unterwegs sind und wir sie hier ansprechen müssen.

Die ganze StraSSe Auf einem Pilotstraßenabschnitt sollen all diese Einrichtungen miteinander verbunden werden. Die Laternen werden bedarfsgerecht gesteuert, Ladestationen für Handys, E-Bikes und E-Cars, WLAN und Info-Panels sind geplant. Sensoren werden für eine verkehrsflussgerechte Schaltung von Ampeln sorgen, über eine App können freie Parkplätze oder mögliche Staus und Umfahrungsmöglichkeiten angezeigt werden.

Kann Digitalisierung ein Hilfsmittel gegen Abwanderung aus ländlichen Regionen sein? Ja, wir forcieren den Breitbandausbau und wollen damit die Infrastruktur schaffen, damit möglichst viele im Homeoffice arbeiten


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Das Wartehäuschen

B ild Stadt Melk/Fra nz Glei SS

»Wir planen derzeit die Umsetzung eines Boulevards – wenn es dort zu hohem Verkehrsaufkommen kommt, wird dieser kurzfristig zur 30er-Zone.« —  Patrick Strobl, Bürgermeister von Melk

können. Dafür braucht es leistungsstarkes Internet. Alle Straßenprojekte werden bei uns beim Bau mit der dafür nötigen Verrohrung versorgt. So konnten wir in den vergangenen Jahren für einen starken Zuzug an Unternehmen und Betrieben sorgen und wir haben auch einen starken Anstieg von Wohnraum, den wir mit gemeinnützigem Wohnbau unterstützen. Melk ist im Wachstum und wir werden weiter neue Wege gehen und uns noch weitere Schritte in Richtung Smart City überlegen.

Neue, bereits aufgestellte Wartehäuschen in Melk bieten WLAN und Steckdosen. Den dafür nötigen Strom bekommen diese durch Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern. Dies hat den Vorteil, dass die Häuschen weder für die Energieversorgung noch andere Services zentral per Kabel verbunden werden müssen. Durch den möglichen Einsatz von E-Paper können die Wartehäuschen auch Informationspunkte sein, die mit Fahr­ plänen und weiteren Informationen aus der Stadt versorgen.

Wachstum sorgt für mehr Verkehr. Wie wird man mit diesem umgehen? Wir wollen diesem Thema durch das Smart Grid begegnen. Wir planen derzeit die Umsetzung eines Boulevards – wenn es dort zu hohem Verkehrsaufkommen kommt, wird dieser kurzfristig zur 30er-Zone. Durch Maßnahmen wie diese wollen wir für eine höhere Zahl an FußgängerInnen und RadfahrerInnen sorgen – die sich dann an heißen Tagen über den kühlen Sprühnebel aus den Straßen­laternen freuen können.


Erfrischend und erholsam: Wandern im Naturpark Heidenreichsteiner Moor.

Leben und leben lassen Wer fragt, was einen Naturpark ausmacht, wird heute andere Antworten bekommen als noch vor fünfzehn, zwanzig Jahren. Während ein Naturpark früher manchmal wenig mehr als ein Marketing-Label für einen Tierpark war, in dem Damwild bestaunt und Ziegen gefüttert werden konnten, sehen sich die meisten Naturparke mittlerweile als Modellregionen. »Ein Naturpark ist ein Instrument für eine nachhaltige Regionalentwicklung.«, erklärt Jasmine Bachmann, die Geschäftsführerin des Vereins Naturparke Niederösterreich. 18 der 20 Naturparke haben ein detailliertes Naturpark-Konzept. »Immer geht es darin um ein Zusammenspiel von Kulturlandschaften und Mensch auf Basis eines ressourceneffizienten Umgangs und dem Zulassen von möglichst viel Natur.« Landschaft und Natur werden nicht unter einer Käseglocke geschützt, sondern sollen achtsam genutzt, erhalten und auch weiterentwickelt werden. »Tun und Lassen«, nennt das Heribert Pfeffer vom

Naturpark Ötscher-Tormäuer. Als ehemaliger Berufsjäger ist dem pensionierten Naturpark-Aktivisten eines besonders wichtig: »Wir sind ein Landschaftsschutzgebiet und der Naturschutz hat bei uns keinerlei hoheitliche Rechte«, sagt er, »und das ist gut so, weil nichts von oben verordnet wird und deshalb alles gemeinsam passiert«. Ein wenig wären die Naturparke auch als »Gegenentwurf« zu sehen, meint Pfeffer: »Während rundum alles auf maximale Nutzung ausgerichtet ist, leben wir nur von den Zinsen der Natur. Unser Kapital greifen wir nicht an.« Das Zusammengehen von Ökologie und Ökonomie betont auch Jasmine Bachmann: »Nicht zuletzt ist eine intakte Natur vor der Haustür auch ein Standortfaktor für Betriebe und Industrie«. Was konkret getan oder gelassen werden muss, ist in den Naturparken mitunter höchst unterschiedlich.

Vier Säulen: Schutz – Erholung – Bildung – Regionalentwicklung Das gemeinsame philosophische Dach der Naturparke Niederösterreich steht auf vier Säulen. Der langfristige Schutz der Landschaften als Lebensraum und vielfältige und wert-

Bild  PO V, We infranz, franz gangelmayer

Wie die 20 niederösterreichischen Naturparke die Landschaft schützen, Natur erhalten und Regionen auch wirtschaftlich weiterentwickeln wollen.


volle Natur- und Kulturlandschaft ist naheliegend. Daneben steht gleichberechtigt die Erholungsfunktion - für Einheimische wie Gäste. Die gemeinsame Vision: »Wir entwickeln die Naturparke zu Modellregionen für qualitativ hochwertigen Naturtourismus.« Einen ganz klaren Fokus setzt man auf Bildung. Eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten soll der Entfremdung entgegenwirken. »Ziel ist es bei Kindern die regionale Identität zu stärken und ihnen ihr Lebensumfeld bewusst zu vermitteln«, so Bachmann. »Das sind langfristige, aber umso wichtigere Projekte für die Regionen, in denen man teilweise starke Abwanderungstendenzen hat, etwa in der Ötschergegend.« Dazu sollen auch regional charakteristische Produkte und Spezialitäten beitragen und entwickelt werden. Am Ötscher forscht Heribert Pfeffer etwa gemeinsam mit der BOKU zu alten Obstsorten. »Unser Naturpark reicht von 650 Höhenmetern bis zum Ötschergipfel auf 1893 Metern. Mit alten angepassten Obstsorten ist Obstbau bis auf 1000 Meter möglich. Aber die neuen Plantagensorten sind da völlig ungeeignet.« Um alte Sorten zu erhalten und Bewusstsein zu vermitteln, braucht es aber Einfallsreichtum. Genussvoll und

Spielerisch stellt sich der Erfolg am ehesten ein. Jasmine Bachmann schwärmt vom »Goaßing«, das im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand für Schulen angeboten wird: Zwei NaturpädagogInnen begleiten Schulklassen auf Ziegenwanderungen. Das ist nicht nur ein Erlebnis und macht Spaß, sondern vermittelt auch wie wichtig eine Beweidung durch Wiederkäuer für den Erhalt der Landschaft ist. naturparke-niederoesterreich.at

Naturpark’s Finest Ausgewählte Produkte aus Niederösterreichs Naturpark-Regionen

Wagyu-Schinken und Turopolje-Blunzn Matthias und Agnes Penner stellen ihren im Naturpark Jauerling gelegenen Betrieb gerade auf Bio um. Neben Frischfleisch und Schinken vom Wagyu-Rind gibt es Geselchtes, Leberwurst, Schmalz und Blutwurst vom Wachauer Turopoljeschwein. Povat 10, 3622 Mühldorf povat.at

Nudeln, Dinkelmehl und Fruchtaufstriche Mehrmals im Jahr bietet Biobäuerin Inge Zisser Frisch­ fleischpakete als »Jauerling Beef Natur« an. Was es im Biohofladen fast immer gibt: selbstgemachte Nudeln, Dinkelmehl, Gemüse, Kartoffeln und Fruchtaufstriche. Hof 3, 3643 Maria Laach naturpark-jauerling.at

Urlaub am Kräuterbiohof Martha und Christian Weber bieten auf ihrem »Vitalhof« im Naturpark Ötscher-Tormäuer frische Kräuter, Kräuterprodukte und nicht zuletzt Urlaub am Biobauernhof an. Stichwort Ötscherromantik Langseitenrotte 28, 3223 Joachimsberg hoechbauer.at

Wildniscamps für Kinder

Brütet im Naturpark Kamptal-Schönberg: der schillernde Bienenfresser.

Urtümlich gehen es Alexander Ma’iingan und Christa Ernst auf ihrem extensiven Biohof an. Im Selbstversorgergarten wachsen Gemüse, Kräuter und Obst, auf den Wiesen weiden Böhmische Waldschafe. Große und kleine BesucherInnen kommen zum Ledergerben, Wollefärben, Hüttenbauen und aufs »Nature English Camp For Children«. 2126 Grafensulz 66 wildnisleben.at

Entgeltliche Einschaltung von NATURPARKE NIEDERÖSTERREICH

»Wir leben nur von den Zinsen der Natur. Unser Kapital greifen wir nicht an.« —  Heribert Pfeffer, ehemaliger Berufsjäger, Naturpark Ötscher-Tormäuer


Ein unvergessliches, aber schweißtreibendes Erlebnis: eine Fahrt mit der Weinviertel-Draisine durch die Leiser Berge.

Julia Friedlmayer, Regionalmanagerin im Naturpark Leiser Berge, über Wacholderkulturen, Gin und Weitläufigkeit. Viele Naturräume wurden in den Lockdowns regelrecht überrannt. Wie war es denn in den Leiser Bergen? Julia Friedlmayer: Auf unseren Wanderwegen waren schon viel mehr Erholungsuchende unterwegs als davor. Auch im Winter - wo im Schnee auch Familien mit Schlitten unterwegs waren - war es wohltuend belebt. Wir sind ländlicher Raum und es gibt neben schöner Landschaft immer genug Platz einander auszuweichen. Nur bei den Parkplätzen um den Wildpark Ernstbrunn wird es manchmal eng. Der war in den Lockdowns aber wie alles andere auch geschlossen. Leider ist deshalb keine Wertschöpfung in der Gegend geblieben. Wir hoffen also, dass die Leute wiederkommen. Der Wildpark und das Wolfsforschungszentrum waren auch zwischen den Lockdowns sehr gut besucht.

ist charakteristisch für Ihren Teil des Weinviertels. Wie wirkt sich denn der Klimawandel lokal aus? Die Trockenheit spüren wir schon sehr. Seit Mai 2021 sind wir auch eine Klimawandelanpassungsmodellregion. Als solche wollen wir uns bestmöglich auf Starkregen und Trockenheit vorbereiten, Arten und Lebensräume erhalten. Vor kurzem erst haben wir entlang eines Bachs und Radwegs 58 Kopfweiden ausgesetzt, um die ökologische Vielfalt zu erhalten, den Landschaftscharakter zu stärken und zukünftig für eine natürliche Beschattung zu sorgen. Vor Kurzem wurden im Naturpark 1.200 Wacholderpflanzen gezählt. Gibt es in den Leiser Bergen eine ausgeprägte Gin-Kultur oder Wacholderprodukte aus Wildsammlung? Die Leiser Berge sind bereits seit 1970 ein Naturpark. Die Wacholderheiden sind ein altes Kulturgut, das Das war lange bevor sich die Ökologiebewegung ausdurch Beweidung entstanden ist. breitete. Woher kam denn das Seit 2019 wird ein Teil des Buschfrühe Engagement? bergs wieder extensiv mit Schafen Es ist überliefert, dass sich damals fünf beweidet. Die Schafe fressen alles auBürgermeister zusammengesetzt und ßer dem Wacholder. Wir wollen die das gemeinsam beschlossen haben, um Landschaft wieder gestalten; regiodie einladende Landschaft zu schützen nale Fleischer machen einen Wacholund Gäste in die Region zu holen. Zeitderhirschspeck und Wacholderrohgleich wurde der Oberleiser Aussichtschinken, und es gibt bereits einen sturm gebaut. Es gibt auf den Hauptverersten Naturpark-Gin – aber wir kehrslinien Regionsschilder für unsere sind erst daran, das weiter zu entwiGäste, jedoch keinen Eintritt. Wir sehen ckeln. Das Interesse an unserer regiuns eher als Naturparkregion. onalen und saisonalen Produkte ist merkbar gestiegen. Die sanfte Steppenlandschaft mit Julia Friedlmayer entwickelt den Naturpark als Regionalmanagerin weiter. naturpark-leiserberge.at ihren artenreichen Trockenrasen

Bild  Ge rold, Laho fer

Entgeltliche Einschaltung von NATURPARKE NIEDERÖSTERREICH

Gin, Schafe & Aussichtsturm


Bio r a m a NÖ

K l i maf o r sch u n g swa l d

Was wächst im Wald der Zukunft?

Seit Juni 2021 führt auch ein Natur- und Waldlehrpfad durch den Matzner Klimaforschungswald. klimaforschungswald.at

Im Weinviertel, wo schon heute Bedingungen herrschen, die künftig weiten Teilen des Landes blühen, werden zur Beobachtung alteingesessene und weit hergeholte Arten ausgesetzt. Besuch im Klimaforschungswald.

Bild BfW

E

lf Jahre sind eine Ewigkeit. Erst recht im Wissenschaftsbetrieb, wo Forschungsgelder selten über einen Projektzeitraum von vier, fünf Jahren hinausreichen. Angewandte Forschungsfragen über die Entwicklung von Waldgebieten im Klimawandel lassen sich in diesem Rahmen kaum beantworten. Sie sind aber höchst brisant, um einzuschätzen, welche Baumarten sich im Klimawandel behaupten, Trockenheit und Dürre standhalten und in siebzig, achtzig, vielleicht hundert Jahren auch Holz abwerfen und bis dahin CO2 im Boden und im Baumbestand binden. 2019 wurde deshalb in Matzen bei Gänserndorf mit dem Aufforsten eines Klimaforschungswalds begonnen. Auf mehreren Geländestufen auf insgesamt 5,5 Hektar sollen hier in einem ersten Schritt bis ins Jahr 2030 bis zu 40 Baumarten dem harscher werdenden Klima ausgesetzt

werden. Denn nicht nur die Weinviertler Sommer sind wasserarm. Auch im Frühling, Herbst und Winter können Niederschläge ausbleiben. Auf einem Teil der Forschungsflächen standen vor Kurzem noch Eschen, die ein Opfer von Pilzbefall (»Eschensterben«) wurden. »Nachdem das Weinviertel bereits heute Bedingungen aufweist, die wir in anderen Regionen erst in 50 oder 100 Jahren haben werden, dient uns die Fläche als Waldlabor für die Herausforderungen der Zukunft«, sagt Silvio Schüler, der das hinter dem Projekt stehende Institut für Waldwachstum, Waldbau und Genetik am Bundesforschungszentrum für Wald leitet. Sicherheiten gibt es in der Waldwirtschaft keine mehr. Es gleicht einem Glücksspiel, was WaldbesitzerInnen anpflanzen, die akut Windwürfe oder nach Borkenkäferbefall zwangsgerodete Flächen wiederaufforsten müssen. »Die ein-

Text Thomas Weber

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»Wir pflanzen keine Wälder als Alibi für die Ölindustrie«, meinte Maria Patek, Sektionschefin für Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Landwirtschaftsministerium (im Bild: 2. von rechts), beim Aufforsten des Ziegelwald-Abschnitts im Klimaforschungswald. Eine Anspielung auf die OMV, die das Projekt wissenschaftlich und finanziell unterstützt.

Schwarzkiefer aus Korsika Paläobotanisch bekannt ist, dass durch die Eiszeiten in Mitteleuropa nahezu 70 Prozent aller Baumarten ausgestorben sind. Ihnen war eine über Millionen Jahre andauernde Abkühlungsphase zu rasant. Die allermeisten von ihnen sind »Mussten mehrmals bis heute nicht in ihr einstiges Verbreitungsgebiet zubewässern, damit die rückgekehrt. »Man kann Pflanzen anwachsen.« sich also vorstellen, wie lange die Ausbreitung und An—  Silvio Schüler, passung der Arten dauert«, Bundesforschungssagt Schüler. Sicher ist er sich aber, dass es in unseren zentrum für Wald Breiten in Zukunft wieder

mehr Arten geben wird. In manchen Weltgegenden setzt die Forstwirtschaft deshalb bereits auf das Prinzip der »Assisted Migration«: Kanada beispielsweise unterstützt die Ausbreitung von hitzebeständigen Pflanzen aus dem Süden in weiter nördlich gelegenen Gegenden. Auch ins Weinviertel holt man bewusst hitzebeständige Arten aus dem Süden. Und sogar der Schwarzkiefer gibt man eine Zukunft. Im Forschungsareal wächst seit Kurzem aber keine Weinviertler Schwarzkiefer. Bewusst wurde Genetik aus Korsika geholt, dem derzeit südlichsten Verbreitungsgebiet in Europa.

Bewässerung Im Wald Damit sich die Bäumchen auf den Forstflächen durchsetzen, brauchen sie anfangs jedenfalls Unterstützung. Fünf, sechs Jahre lang müssen die ringsum hochwachsenden Gräser und Sträucher gemäht werden; großteils maschinell, teilweise aber auch mit der Sichel – »sonst übernehmen die Brombeeren alles«. 2020 zeigte sich auch, was lange undenkbar schien: Die Bäumchen mussten wiederholt bewässert werden. »In der forstwirtschaftlichen Praxis wird Bewässerung vermutlich zu teuer sein«, sagt Silvio Schüler, »aber wir mussten bewässern, damit die Pflanzen anwachsen. Und es zeigt sich auch ganz generell, dass Bewässerung für Wälder immer

Bild Thomas weber

zige Empfehlung, die ich seriös abgeben kann, lautet, beim Aufforsten möglichst viele unterschiedliche Arten auszusetzen – in der Hoffnung, dass einige davon Zukunft haben«, sagt Schüler. Es wird wärmer und trockener und »eine genetische Anpassung der heute vorkommenden Arten geht sich zeitlich nicht aus. Das ist unmöglich.« Am Waldforschungszentrum rechnet man mittelfristig mit dem weitgehenden Ausfall ehemals wichtiger heimischer Baumarten: der Fichte sowieso, aber auch von Schwarzkiefer, Esche, Buche, möglicherweise sogar bestimmten Eichenarten.


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Ohne mehrmalige Bewässerung wären die Baumsetzlinge im Sommer 2020 nicht angewachsen. Momentan schwer vorstellbar, aber durchaus denkbar, dass Wälder künftig

häufiger nachgefragt wird.« Dass wir Wälder künftig zumindest teilweise bewässern werden wie heute Felder und Gemüsekulturen, möchte der Forscher jedenfalls nicht ausschließen. Zum Vergleich wurden auch angrenzende Flächen eingezäunt, um sie vor Verbiss durch Wildtiere zu schützen und um zu beobachten – Stichwort »Naturverjüngung« –, welche Bäume sich ohne Unterstützung ganz von selbst ansiedeln und durchsetzen. Was im Schatten der heranwachsenden Bäumchen passiert, wird da wie dort genauestens beobachtet. Eine eigene Klimastation misst nicht nur Niederschläge, sondern überwacht auch lokale Veränderungen des Mikroklimas. Und schon vor dem Setzen wurde genau überprüft, wie viel Kohlenstoff die Bäumchen einlagern. Ein Prozess, der laufend vom Projektpartner und Sponsor omv begleitet wird. Große forstwirtschaftliche Zukunft steht dem Matzner Klimaforschungswald keine bevor. Zwar ist der sandig-lehmige Boden durchaus passabel. »Der Wald ist hier aber wenig wirtschaftlich«, sagt Silvio Schüler. Vielmehr gehe es um Landschaftsschutz, einen

Erholungswald; und um Aufklärung. Weshalb vor dem Sommer ein Natur- und Waldlehrpfad eröffnet wurde. Dass sich ausgerechnet die omv für das Projekt als Sponsor und Forschungspartner einbringt, wird ambivalent bewertet. Einerseits ermöglicht nur das Konzernengagement eine volle Absicherung des Klimaforschungswalds über eine Projektdauer von mindestens elf Jahren. Und das Weinviertel ist traditionell ein Kernland des Konzerns. In naher Zukunft werde der Klimaforschungswald jährlich 30 Tonnen CO2-Äquivalente speichern, sagte Bernhard Heneis, Nachhaltigkeitssprecher der omv, bei der Eröffnung des Waldlehrpfads: »Das entspricht einer Autofahrt von 300.000 Kilometern.« Andererseits entspreche das, wie die »Bauernzeitung« gegenüberstellte, in etwa dem CO2-Ausstoß von 25 MitarbeiterInnen, wenn diese täglich mit ihren Autos aus dem Raum Matzen die erforderlichen 40 Kilometer in die omv-Zentrale nach Wien oder in die Raffinerie Schwechat pendeln. Aber vielleicht besuchen sie den Wald der Zukunft ja schon bald mineralölfrei.

Bild BfW

bewässert werden müssen wie heute Gemüsekulturen.


Bi o r a m a NÖ

Mar k e t Ga r den

Experimente mit Erdmandeln

Als »Dirndln am Feld« propagieren die Landschaftsplanerin Bianca Rabel (33) und die gelernte Touristikerin Sarah Schmolmüller (25) das Prinzip der Marktgärtnerei.

Zwei »Dirndln am Feld« experimentieren, ob Okraschoten und Erdmandeln auch am Wagram gedeihen. BIORAMA: Die »Dirndln am Feld« sind

Partnerinnen der Regionalwert AG Niederösterreich. Wie viel davon steckt denn in eurer Marktgärtnerei? Sarah Schmolmüller: Ich bin selbst im Aufsichtsrat der Regionalwert AG und wir sind ein Teil davon. Die Regionalwert AG möchte die gesamte Lebensmittelkette abdecken und wir sind da nur das erste Glied der Kette. Grundsätzlich soll die Regionalwert AG in Zukunft eine wichtige Rolle dabei übernehmen, EinsteigerInnen in die Alternativlandwirtschaft bestmöglich zu unterstützen – sei es finanziell oder beratend oder durch das Netzwerk. An uns ist die Regionalwert AG aber nicht beteiligt.

Bild  Dirndln am Fe ld

Wie kalkuliert man als Quereinsteigerin die Wirtschaftlichkeit einer Marktgärtnerei? Wir haben zu zweit einen Businessplan gemacht und eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau hergenommen, das erhoben hat, mit welcher Hektargröße und wie viel Arbeit sich welcher Umsatz generieren und welche Erträge erwirtschaften lassen. Für uns war wichtig, was wir zu zweit mit unseren vier Händen schaffen. Wir wollen ein Maximum produzieren, aber nicht total überfordert sein. Knapp 0,5 Hektar reichen für zwei Dirndln und vier Hände, wenn es keine teuren Maschinen braucht? Eigentlich sind es sogar nur 2500 Quadratmeter, der Rest ist Gründung und Habitat für Insek-

ten und ökologische Ausgleichsfläche. Die 3000 Quadratmeter sollten reichen. Aber du kannst aus 3000 Quadratmetern natürlich unterschiedliche Mengen rausholen, je nachdem, wie du wirtschaftest und was du anbaust. Primär wollen wir alles direkt vermarkten, also am Naschmarkt in Kirchberg, auf unserem Feldstand und in der Gastronomie in der Region. Ich schätze, es lässt sich ungefähr auf 50 Haushalte umlegen, die wir versorgen. Laut Website endet die Verkaufssaison am 23. Oktober. Ist Wintergemüse noch nicht wirtschaftlich tragfähig? Es endet nur der Verkauf am Markt, den Feldstand wird es jedenfalls bis Weihnachten geben. Wir haben ein mildes Klima und werden auch Wintergemüse produzieren. Das deckt eine Nische ab und kann sehr wirtschaftlich sein, weil es weniger Unkrautdruck gibt und mehr Feuchte hat. Wir sind mit der Winterplanung fertig. Das Saatgut für Grünkohl, Palmkohl und Zuckererbsen im Folientunnel haben wir gerade bestellt. Apropos mildes Klima: Bei den Dirndln am Feld gibt es auch Experimente mit Okraschoten, Erdmandeln und Spaghettibohnen. Bewähren sich die? Das sind spezielle Früchte, die bei uns kaum angebaut werden. Wir schauen uns an: Wie funktionieren die bei uns im Anbau? Wie gut lassen sie sich vermarkten? Haben die Leute Lust, das auszuprobieren?

Interview Thomas Weber

Market Gardening meint die Direktvermarktung von Gemüse, auf kleinster Fläche, weitgehend ohne Maschineneinsatz, mit hoher Sortenvielfalt und viel Handarbeit produziert. Wie es funktioniert, beschreibt Jean-Martin Fortier im Ratgeber »Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten« (2020, Löwenzahn). Mehr zur Regionalwert AG Niederösterreich und Niederösterreichs Market Gardeners auf biorama.eu/ausgaben/noe5

Das Angebot der Dirndln am Feld dirndlnamfeld.bio

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Pi l zwi d er sta n dsfä h ig e Wein so r ten

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Ganz andere typen Es gibt überraschend wenige BiowinzerInnen, die PIWI-Rebsorten in Niederösterreich anbauen. Die Weingüter Hausdorf und Grillmaier sind zwei von ihnen.

PIWI-Rebsorten

werden seit den 1960er-Jahren gezüchtet – in erster Linie durch Kreuzungen. Die Suche nach neuen Rebsorten wurde in den letzten Jahren intensiviert.

P

iwi-Rebsorten haben eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten und werden deswegen im Weingarten mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln behandelt. Nachdem Art und Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmitteln neben anderen Faktoren, darüber entscheiden, ob ein Betrieb sich biozertifizieren lassen kann oder nicht, wäre es naheliegend, dass es eine bemerkbare Schnittmenge von Biobetrieben und jenen, die piwi-Rebsorten anbauen, gibt. Dies ist jedoch nicht der Fall. piwi spielt im Weinbau aktuell eine noch viel kleinere Rolle als bio.

Bei anderen Winzern kosten Einer der wenigen Biobetriebe in Niederösterreich, der piwi-Rebsorten anbaut, ist das Bioweingut Arkadenhof Hausdorf in Neudegg am Wagram, nördlich der Donau. In dem Familienbetrieb wird alles per Hand gelesen und spontan im Keller vergoren. 2018 hat Sohn Moritz Hausdorf die Führung des Betriebs von seinem Vater Harald übernommen. Harald Hausdorf war ein aus der IT kommender Quereinsteiger, der das Weingut 1995 auf

Bio umgestellt hat. »Er hat sich immer schon für alles interessiert, was neu ist – und so auch für piwi-Rebsorten«, erzählt Moritz. Bereits seit 2005 baut die Familie die piwi-Rotweinsorte Rösler an. Ihr war wichtig, die Stöcke nicht aus Forschungseinrichtungen zu kaufen, sondern

»Wir wollten ohne Scheu vor Sauerstoff die Zitrusnoten betonen und den Wein eher in Richtung eines Burgunders ausbauen.« —  Moritz Hausdorf, Biowinzer von anderen Winzern, um die Weine verkosten zu können: »Das ist die einzige Möglichkeit, einen korrekten Eindruck der Sorte zu bekommen und war damals durchaus schwierig.« Anschluss und Möglichkeit zum Austausch von Erfahrungen hat man schnell im Verein piwi Österreich gefunden.Für Moritz haben die

Bild  We ingut Gril lma ier

Text Martin Mühl


Donauveltliner. Mitt- »PIWI-Sorten sind weniger lerweile sind es zwei bekannt und werden Hektar mit piwi-Rebim Regal nicht erkannt. sorten. Gleichzeitig hat Grillmaier daEs braucht hier das mals auch auf Bio persönliche Gespräch und umgestellt. Auch er die Möglichkeit zu kosten.« schätzt an den Rebsorten, dass weniger —  Josef Grillmaier, Pflanzenschutz nötig Biowinzer ist, dafür ist der Lesezeitpunkt früher. Ein Umstand, der die Arbeit im Keller erschwert. Die größte Herausforderung sieht Josef Grillmaier in der Kommunikation: »piwi-Sorten sind weniger bekannt und werden im Regal nicht erkannt. Es braucht hier das persönliche Gespräch und die Möglichkeit – etwa beim Heurigen – zu kosten. Dann erkennen die KonsumentInnen, dass diese Weine schmecken.« Einfacher sind deswegen Sorten wie der Donauveltliner, der an den Grünen Veltliner angelehnt ausgebaut werden kann, oder der Muscaris mit klaren Muskatellernoten. Uns hat vor allem auch der Johanniter überzeugt, Frühe Weinlese der als junger Wein eine Balance aus frischer Auch das Weingut Grillmaier im Kamptal ist Säure und sehr ausgeprägter Frucht mit floeine Bioweingärtnerei mit piwi-Rebsorten im ralen Kräuternoten hat – und zwar in der Angebot. Kennengelernt hat Josef Grillmaier Nase und am Gaumen durchaus kräftig. Laut piwi auf dem Weingut Paradeiser – und der Josef Grillmaier sollte man sich nicht scheuen, Johanniter hat ihm so gut geschmeckt, dass piwi-Rebsorten mit bekannteren Weinsorten Weingut Grillmaier, er auch gleich selbst vor mittlerweile zwölf in Konkurrenz treten zu lassen – er sieht für Johanniter, 2019 sie noch eine große Zukunft. Jahren begonnen hat, piwi-Sorten auszupflanAuch wenn wärmer werdendes Klima zen: Rösler, Muscaris, Johanniter und auch gerade den piwi-Rebsorten nicht entgegenkommt: Sie sind ohnehin früher reif und damit sie nicht zu viel Zucker bekommen, müssen sie früh geerntet werden, was sich durch den Klimawandel dann noch verstärken würde. Beim Keltern ist es dann noch zu warm und der Keller muss energieaufwendig gekühlt werden. Damit Weingut Arkadenhof das wiederum nicht allHausdorf, zu klimaschädlich wirkt GrooVy, 2019 im Idealfall mittels erPIWI-Weine sind auch unter BiowinzerInnen in Niederösterreich nur ein kleines Thema. neuerbarer Energie. Es Zu den Ausnahmen gehören die Weingüter Arkadenhof Hausdorf (links oben) und Grillmaier. bleibt kompliziert.

B ild B iowe ingut Arka de nhof Haus do rf

piwi-Rebsorten nicht nur den Vorteil, dass sie auch weniger Arbeit im Weingarten brauchen. Sie kommen auch dem Versuch entgegen, Sorten- und Gebietstypisch mit Spontanvergärung zu arbeiten. Es ist für ihn spannend, dass »ganz andere Typen« von Wein möglich sind. Der weiße »GrooVy« ist ein Donauveltliner, eine Rebsorte gekreuzt aus Grüner Veltliner und Seyval Blanc. Für uns war der »GrooVy« eine ungewöhnliche Verkostung, bei der die einzelnen Geschmacksnoten für sich standen und nur bedingt ein Ganzes ergaben. Moritz erklärt, dass man hier versucht, nicht unbedingt dem klassischen Grünen Veltliner nachzueifern, sondern der Rebsorte ihre Eigenheiten zu lassen: »Wir wollten ohne Scheu vor Sauerstoff die Zitrusnoten betonen und den Wein eher in Richtung eines Burgunders ausbauen.« Der rote »MORed« ist ein Cuvee aus Rösler und Zweigelt – aktuell im Jahrgang 2013 –, dem Familie Hausdorf Zeit gibt, um abzurunden. Es ist der einzige Wein, der im Keller des Weinguts im amerikanischen Holz reift, da »Rösler sonst zu kantig wird«, wie Moritz Hausdorf erklärt.

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BRANDNEU New in: Selina ich denke, dass man sich von den Umständen in der Welt nicht unterkriegen lassen darf, auch wenn das an manchen Tagen unmöglich scheint. Die letzten eineinhalb Jahre waren chaotisch und haben uns gezeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Manches zum Schlechten, aber vieles auch zum Guten. Dort möchte ich den Blick hinlenken. ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, einen offenen Diskurs über streitbare Themen zu führen. Dem Gegenüber mit Respekt zu begegnen, auch wenn die Meinungen divergieren. An Herausforderungen kann man über sich selbst hinauswachsen. – Selina Schobel, Grafik

Kooperation

Feldforschung – Ackern für mehr Klimaresilienz In der Landwirtschaft der Region Weinviertel ist der Klima­wandel längst spürbar. Im Rahmen der »Arge wassersparender Bio-Ackerbau – Klimaresilienz durch wassersparenden Bio-Ackerbau« arbeiten ForscherInnen der Universität für Bodenkultur gemeinsam mit LandwirtInnen auf Testfeldern an Methoden, die Wasseraufnahme und -speicherung der Böden zu erhöhen, die Verdunstung von Wasser zu verringern und den Boden vor Extrembedingungen und Erosion zu schützen. biorama darf zur Dokumentation ins Feld. Mehr dazu ab August auf biorama.eu

Bild BIORAMA /Mi chèle Pau ty

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Norderd Pure Potato Vodka aus dem Waldviertel Die Essenz des Waldviertels in 700 Millilitern: Für den Norderd Pure Potato Vodka werden frisch geerntete Bioerd­ äpfel aus der Erde geholt, gewaschen und zu feinem Brei vermust. gvo-freie Hefekulturen leiten danach die Gärung ein – 72 Stunden, in denen sich der Spirit der Erdäpfel ungezügelt frei entfaltet. Vielfach destilliert, feingebrannt, gefiltert und mit Wasser verdünnt erstrahlt ein Geist aus der erdigen Dunkelheit des Waldviertels – und überstrahlt geschmackvoll oberflächliche Trugbilder. Bestellmöglichkeit und weitere Prämien findest du unter biorama.eu/abo

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B io r a m a NÖ

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»Wolfs-Ampel« gegen Angst und Abschüsse im Affekt Die neue »Wolfs-Ampel« bewertet, wann sich ein Wolf normal und ungefährlich verhält, bietet aber auch Entscheidungsgrundlage für Abschüsse von »Problemwölfen«.

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu

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napp 40 Seiten hat das »Österreichzentrum Bär Wolf Luchs« Anfang des Sommers vorgelegt: Es bietet Empfehlungen für ein »Wolfsmanagement in Österreich«. Wiederholt wurde bei der Präsentation darauf hingewiesen, dass es sich um zeitgemäße Empfehlungen handelt. Denn auch bisSchwarze Ampel bedeutet Abschuss her hatte es Empfehlungen gegeben. Sie stammten Herzstück des Papiers ist eine »Wolfs-Amaus dem Jahr 2012, als zwar längst klar war, dass pel«. Sie liefert ein Raster, das häufig aufaus allen Himmelsrichtungen Wölfe nach Östretendes Wolfsverhalten beschreibt, erterreich zuwandern würden. »Das Konfliktpoklärt, einschätzt und Handlungsempfehluntenzial war 2012 aber noch nicht allen Beteiliggen abgibt. Als grün und ungefährlich gilt ten bewusst«, meinte der Amtstierarzt Martin etwa: »Wolf flüchtet nicht sofort beim AnJanovsky. Fast ein Jahrzehnt später hat Österblick von Menschen und Fahrzeugen. Bleibt reich damit nun – endlich – einen Kompromiss stehen und beobachtet seinerseits«. Die Einmit brauchbaren Vorschlägen auf dem Tisch. schätzung: »ungefährlich«; ein Problem könne Denn im 2019 gegründeten »Österreichzentaber entstehen, wenn das neugierige Tier anrum Bär Wolf Luchs« reden neben elf ordentgelockt oder gefüttert wird. Handlungsempfehlichen Mitgliedern – alle Bundesländer und lung: verstärkte Information und Aufklärung der die Ministerien für Landwirtschaft und KliBetroffenen, um Ängste zu nehmen. maschutz – als außerordentliche MitglieDabei ist die Ampel vierfärbig. Auf Grün folgt der auch wwf, Naturschutzbund, Vetmed, Gelb (für Tiere, die häufig menschliche Nähe suboku sowie Jagd-, Almwirtschaft und der chen), Rot (für wiederholt besonders neugieriBundesverband für Schafe und Ziegen ge Tiere) und Schwarz – für einen Wolf, der sich mit. Das gemeinsame Ziel ist eine kon»unprovoziert aggressiv gegenüber Menschen verfliktarme Koexistenz von Landnutzung hält und in bewohnte Gebäude oder Stallungen einund Beutegreifern. Wohl mit der Betodringt«. In letzterem Fall ist die Handlungsempfehnung auf -arm und Ko-. Denn das Konlung eine »möglichst rasche Entnahme«. Nichts dafliktpotenzial steigt auch weiterhin. von ist neu oder gar überraschend. Umsetzen müssen Mindestens 50 Tiere dürfte es in Österdas alles in der Praxis aber die Länder in aufgeheizreich bereits geben. Ein Gutteil davon ter Stimmung. Wenn Nutztiere gerissen werden oder lebt in Niederösterreich. Doch Wölsich SpaziergängerInnen ängstigen, sind nachvollziehfe halten sich nicht an administratibar starke Emotionen im Spiel. Die »Wolfs-Ampel« als ve Grenzen. Zu recht betonte man sachlicher Kompromiss, den alle Genannten mittragen, deshalb die Notwendigkeit, dass ermöglicht es, Debatten auf ein Faktenfundament zu verein »Wolfsmanagement bundeslänlagern, und garantiert, dass es eines nicht gibt: verordnete derübergreifend und in AbstimAbschüsse im Affekt. mung mit den Nachbarländern« passieren soll. baer-wolf-luchs.at

Bild B iora ma , istock.co m/CSA-Archive , istock.co m/NLs hop

Kolumne Thomas Weber


„In 50 Jahren gibt es keine Moore mehr.“

„Beim Torfabbau werden klimaschädliches CO2 , Methan und Lachgas freigesetzt“ Alternativen und nähere Informationen unter www.naturimgarten.at/torffrei

Gemeinsam für ein gesundes Morgen.


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